ArztAssistenz 01/2021

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Arzt ASSISTENZ Information

COVID-19-Gefahrenzulage? Foto: © shutterstock.com/ Kenan Stocks

In einigen Bundesländern gab es diesbezüglich Weiterentwicklungen

„Corona“ stellt die Mitarbeiter von nie­ dergelassenen Ärzten vor neue Heraus­ forderungen: Die eine Seite beinhaltet die mühsame Umstellung des alltägli­ chen Ablaufs in Ordinationen. Die an­ dere Seite betrifft das Virus selbst. Eine neuartige Bedrohung der Gesundheit von Angestellten ist der ständige Kon­ takt mit potentiell infektiösen Patienten.

Foto: © Nurith Wagner-Strauss

Weiterentwicklung bei Gefahrenzulage Der Kollektivvertrag (KV) kann die Or­ dinationsassistenz zwar nicht beschüt­ zen, aber er kann etwas zur Risiko ab­ geltung vorsehen: Eine Gefahrenzulage soll „typische Berufsgefahren“ abgelten, wenn dabei das Leben, die Gesundheit oder die körperliche Sicherheit des Ar­ beitnehmers, z. B. durch gesundheitsge­ fährdende Stoffe, zwangsläufig bedroht sind – und das steuerfrei. Die KVs für Angestellte bei Ärzten weisen Gefah­ renzulagen aus. Unterschieden wird da­ bei zwischen der Gefahr, die von Strah­ lung ausgeht, und der „allgemeinen“ Gefahrenzulage, welche sich aus dem Umgang mit Reagenzien wie Sputum, Harn, Stuhl, infektiösen oder giftigen Materialien etc. ergibt. In den letzten Jahren gelangen uns zu­ kunftsweisende Weiterentwicklungen, beispielsweise dass die Tröpfcheninfekti­ on als Gefahrenquelle mitberücksichtigt wurde. Diesbezüglich sind die Länder Niederösterreich, Salzburg, Steiermark und aktuell Oberösterreich anzuführen. In den kommenden Verhandlungen mit den verbleibenden Bundesländern wird

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März 2021

das ein zentraler Punkt des Forderungs­ programms sein.

KV-Abschluss in Oberösterreich Letzte Woche konnte das GPA-Verhand­ lungsteam, bestehend aus Vertretern der GPA Oberösterreich, der GPA-Zentrale und des Berufsverbands der Arztas­ sistentInnen (BdA), ein beachtliches Ergebnis erzielen: Die Mindestgehäl­ ter werden rückwirkend mit 01.02.2021 um 2,5 % erhöht, die IST-Gehälter (über KV-Mindesttabelle) um 1,5 %. Gleichzeitig wird die Gefahrenzulage um 6,7 % auf € 160,- angehoben und inkludiert nun auch die Gefahrenquel­ len Tröpfcheninfektion und Tränen­ flüssigkeit. Damit konnten wir in schwie­ rigen Zeiten neben einem wichtigen Reallohnzuwachs auch die notwendige Abgeltung des erhöhten Expositions­ risikos durchsetzen.

„Corona-KV“ Vor über einem Monat sandten wir den Ärztekammern einen Vorschlag für einen Corona-Zusatz-KV zu. Der ge­ plante Zusatz-KV, der sich an den zwi­ schen ÖGB und WKO beschlossenen KV anlehnt, sieht klare Regeln für den

Autor: Georg Grundei diplômé Wirtschaftsbereichs­sekretär Gewerk­ schaft GPA

Umgang mit den COVID-Schutzmaß­ nahmen vor: So würden Beschäftigte für die Zeit des Testens in der Ordination bezahlt und von der Arbeit freigestellt werden. Arbeitnehmer dürften wegen der Inanspruchnahme eines SARSCoV-2-Tests oder einer Schutzimpfung mitsamt den hierzu in diesem KV fest­ gelegten Ansprüchen nicht entlassen, gekündigt oder anders benachteiligt werden. Gleiches sollte bei Vorliegen eines positiven SARS-CoV-2-Testergeb­ nisses gelten. Bei dauerhaftem Tragen einer Schutzmaske sieht der KV nach drei Stunden eine zehnminütige mas­ kenfreie Pause vor. Während mit acht Ärztekammern zu­ mindest ein sozialpartnerschaftlicher Dialog bezüglich des Abschlusses eines „Corona-KV“ besteht und mit der Ärz­ tekammer Wien bereits eine Einigung erzielt wurde, haben sich die steirischen Ärztevertreter wieder als reaktionäre Hardliner erwiesen, die nicht einwilligen. „In diesem Zusatz-KV werden schlicht und einfach Standards der Rechtssicher­ heit geschaffen. Wir können die hart­ herzige Einstellung der Ärztevertreter in der Steiermark gegenüber uns Be­ schäftigten nicht nachvollziehen. Keine Bereitschaft zu Gehaltserhöhungen für alle fleißigen Angestellten, die mit viel Einsatz die durch COVID-19-bedingten Umstellungen in den Ordinationen re­ alisiert haben – das ist nicht nachvoll­ ziehen. Darüber hinaus auf dem Recht zu bestehen, die Kollegen bei positivem Test ‚rausschmeißen‘ zu können, spricht Bände und enttäuscht uns sehr“, sagt BdA-Präsidentin Mag. Elisabeth Ham­ mer-Zach. Tausende Angestellte, vor allem Frauen in Teilzeitbeschäftigung, sind in dieser harten Zeit deswegen mit einer fakti­ schen teuerungsbedingten Verringe­ rung ihres Einkommens konfrontiert. Die Gewerkschaft GPA weist auf ihre von hunderten Kollegen unterzeichnete Petition unter https://petition.gpa.at hin und bittet weiterhin um Unterstützung im Kampf für würdige Gehälter und ­Arbeitsbedingungen. <


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