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Die Bedeutung von Genmutationen in der Krebstherapie

Foto: © shutterstock.com/ Anusorn Nakdee

Genetische Testungen und neue Therapiemöglichkeiten bei Eierstock- und Prostatakrebs

Die große Herausforderung bei Eierstock und Prostatakrebs ist die Tatsache, dass es sich jeweils um einen „stillen Krebs“ handelt, der lange keine spezifischen Symptome verursacht und teilweise erst in einem fortgeschrittenen Stadium bemerkt wird. Genetische Testungen und darauf aufbauende zielgerichtete Therapien stellen hier eine bedeutsame Ergänzung der Früherkennung und Behandlung besagter Krebsarten dar.

Genmutationen steigern das Krebsrisiko

Prostata und Eierstockkrebs können genetisch bedingt sein und resultieren häufig aus Mutationen in einem der beiden Gene BRCA1 und BRCA2 (BReast CAncer Gene 1 und 2), die sowohl Frauen wie auch Männer von Geburt an in sich tragen. BRCA1/2Gene haben eine wichtige Funktion bei der Reparatur von Zellschäden. Veränderungen in jenen Genen sind vor allem dafür bekannt, dass sie das Risiko einer Brust oder EierstockkrebsErkrankung deutlich erhöhen, sie können jedoch auch die Entstehung von Melanomen, Darm, Bauchspeicheldrüsen oder Prostatakrebs begünstigen. Eine Mutation der BRCA1/2Gene besteht entweder ausschließlich in den Tumorzellen (somatische Mutation) oder in allen Körperzellen (Keimbahnmutation). Jene Unterscheidung hat eine große Bedeutung, da die Keimbahnmutation erblich bedingt ist (etwa 10 bis 15 % der Prostata und Eierstockkrebsfälle). Ein Träger jener Mutation gibt sie mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 % an seine Nachkommen weiter. Deshalb spielt die Familienanamnese bei der Abschätzung des Krebsrisikos und folglich bei der diagnostischen Vorgehensweise eine tragende Rolle.

Genetische Testungen

Sind Familienangehörige des Patienten bekannt, die z. B. an Prostata oder Eierstockkrebs leiden, gehört er einer Risikogruppe an: „Diese Risikogruppen sollten sich in Bezug auf BRCA testen lassen, das empfehlen wir dringend“, betont Univ.Prof. Dr. Gero Kramer, Universitätsklinik für Urologie, MedUni Wien. Dennoch kann die Familiengeschichte nicht über alle BRCAMutationen Aufschluss geben, da eine Familienanamnese in vielen Fällen nicht vorhanden ist. Somit wird zum Beispiel jeder Frau mit der Diagnose Eierstockkrebs eine genetische Testung der BRCA1/2Gene und eine HRDTestung (Testung auf eine sog. „genetische Instabilität“) angeboten, und zwar unabhängig von der Familiengeschichte.

Neue Therapiemöglichkeiten

Das besonders Wertvolle an dem Wissen über eine BRCAMutation: Inzwischen gibt es zielgerichtete Therapien mit aktuell neuen medikamentösen Zulassungen, die sich genau jenen Gendefekt zunutze machen – die PARPInhibitoren. PARP (PolyADPRibosePolymerase), ein Schlüsselenzym, ist an der Reparatur von DNAEinzelstrangbrüchen beteiligt. Wenn der Reparaturmechanismus der Zelle aufgrund einer BRCA1/2Mutation bereits beeinträchtigt ist und eine PARPHemmung hinzukommt, „vermag die Zelle die Erbinformation nicht mehr zu retten. Es kommt zu Doppelstrangbrüchen, zu sehr schweren Schädigungen der Zelle und dadurch zu einem Absterben der Tumorzelle“, erklärt Univ.Prof. Dr. Christian Marth, Universitätsklinik für Frauenheilkunde, MedUni Innsbruck. „Die Beeinflussung der genetischen Reparaturmechanismen als neue Säule der Therapie des Eierstockkrebses ist wirklich ein ganz entscheidender Fortschritt“, unterstreicht der Gynäkologe. Und Prof. Kramer fügt hinzu: „Diese Therapien sind beim metastasierten Prostatakarzinom lebenszeitverlängernd.“

Anna Schuster, BSc

Quelle: AVISO Pressegespräch: Weltkrebstag: Prostata- und Unterleibskrebs oft in der Familie – Kampagne „New Normal, Same Cancer – Neuer Alltag, gleicher Krebs“ soll Bewusstsein schaffen, 14.01.2021.

Dieser Beitrag wurde im Fortbildungs-Fragebogen auf S. 23 berücksichtigt.

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