alpenblick, Ausgabe 1/2022

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Aus den Abteilungen / Fitness

Gesunde Ernährung – ein Kinderspiel? Anissa Schmidt-Mößinger der Konsument*innen. Die Folge ist häufig ein gestörtes Verhältnis zum eigenen Essverhalten. So gaben im Jahr 2019 18,15 Mio. (!) Menschen an, mit Hilfe einer Diät abnehmen zu wollen. Die Infobox zeigt, welche Folgen und Krankheitsbilder in Zusammenhang mit der Ernährung heute medizinisch anerkannt sind. Doch auch abseits dieser offiziellen Definitionen beschäftigen sich viele Sportler*innen überdurchschnittlich viel mit ihrem Körper und ihrem Essverhalten.

53 % der Menschen in Deutschland sind übergewichtig. 2019 starben 65 Menschen in Deutschland an Essstörungen, allein 45 davon an Anorexie, also Magersucht. Auf Grund von Essstörungen in Behandlung befanden sich insgesamt 10.571 Menschen. Und seit Beginn der Corona-Pandemie wurde ein Anstieg von Essstörungen betroffener Menschen um 40 % verzeichnet – und hier sind nur jene Fälle beinhaltet, die medizinisch diagnostiziert wurden. Bedenkt man, dass der Zugang zu ausreichender und gesunder Nahrung für jeden Geschmack, jede ethische Gesinnung und jede Ernährungsform so einfach ist wie nie zuvor in der Geschichte der Menschheit, sind diese Zahlen verblüffend.

Sport und Ernährung liegen von Natur aus eng beieinander. Wer leistungsfähig sein möchte und ohne Einschränkungen Sport treiben möchte, sollte sich angemessen ernähren. Für den Freizeitsportler sind keine besonderen Maßnahmen notwendig – eine ausgewogene Alltagsernährung und ausreichend Getränke während und nach dem Training decken alle Bedürfnisse ab. Doch wie auch Sport regt Essen

Das Thema Ernährung ist in unserem Alltag permanent präsent. Während in der menschlichen Urgeschichte die meiste Zeit und Kraft in die Beschaffung der Nahrung investiert werden musste, geht es heute eher um die Auswahl und die Folgen richtiger oder falscher Ernährung im weitesten Sinne. Essen ist integraler Bestandteil gesellschaftlicher und kultureller Identifikation und ein machtvolles Mittel der Konsumgesellschaft. Das menschliche Bedürfnis zur Sicherung der Nahrungsgrundlage wird von der Wirtschaft in vielerlei Hinsicht ausgenutzt, meist nicht zum Vorteil

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unser Belohnungssystem im Gehirn an. Das Belohnungssystem schüttet sogenannte Glückshormone aus und verstärkt dadurch bestimmte Verhaltensweisen. Daher spielt es auch eine zentrale Rolle bei der Entstehung von Süchten. Eine Essstörung wird spätestens dann zum Problem, wenn die natürlichen Bedürfnisse des Körpers permanent über- oder untererfüllt werden. Und anders als bei Nikotin-, Alkohol- oder Drogensucht ist diese Sucht schwer zu bekämpfen – eine Abstinenz kommt natürlich nicht in Frage. So zieht eine einmal ausgeprägte Essstörung auch nach der Genesung meist eine lebenslange Auseinandersetzung mit der Problematik nach sich. Gründe für gesunde Ernährung gibt es also auch abseits vom medialen Schönheitsideal viele. Und nicht minder viele Theorien und Leitlinien gibt es, wie man sich richtig ernährt. Was ist denn nun relevant?

Foto: DAV/Hans Herbig

Zwischen Magersucht und Adipositas, „Fat Shaming“ und „Body Positivity“, Vegetariern, Veganern und EiweißShake-Verfechtern fällt es auch und gerade Sportlern manchmal schwer, eine gesunde und angemessene Ernährungsweise zu leben, die dem Körper alle Nährstoffe gibt, die er für die täglichen Herausforderungen braucht. Warum ist gesunde Ernährung so wichtig, warum fällt sie uns so schwer und weshalb beschäftigt uns das Thema so sehr?

alpenblick 1 | 2022

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