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Die ParaVertikalen
Kurz gefragt bei …
von Sarah Scheel und Alex Dajnowicz
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… Uschi, die seit einem Jahr bei den ParaVertikalen des DAV Augsburg klettert
Liebe Uschi, wie bist du zum Klettern gekommen? Uschi: Zum Klettern bin ich so gekommen: Wegen meiner Multiplen Sklerose muss ich immer zur Krankengymnastik. Dort gibt es eine recht kleine Kletterwand, an der wir Koordinationsübungen gemacht haben. Das fand ich einfach so toll. Da hab’ ich mir gedacht: Ich kuck jetzt einfach mal und erkundige mich, wer so etwas für Menschen mit Behinderung anbietet. Klettern und Bouldern kann man in Augsburg ganz oft. Aber mit Behinderung ist es einfach schwierig. Weil wir mit der Beeinträchtigung nicht alles machen können, was andere Kletterer können. Dann habe ich die ParaVertikalen beim DAV gefunden, auch mit Hilfe der Multiplen Sklerose Gesellschaft, die den Kurs mit anbietet. Da dachte ich mir: Das kuck ich mir mal an. Und seitdem nde ich es einfach nur super!
Und warum gerade Klettern? Was hat dir daran so gut gefallen? Uschi: Ich fand Klettern immer schon gut, auch beim Zuschauen. Das sah immer so mühelos aus. Ich hätte mir das zwar nie zugetraut, weil ich dachte: Mit der Behinderung oder mit der Beeinträchtigung ist es schwierig, dass man es überhaupt scha en kann. Doch dann dachte ich: Ich probier’ das jetzt einfach! Für die Koordination bringt das wahnsinnig viel. Man traut sich plötzlich so viel zu. Und es geht dann einfach! Es geht zwar anders und es ist lang samer. Aber das ist völlig egal! Und es tut wirklich gut.
Hast du dir schon eigenes Material fürs Klettern angeschafft? Uschi: Ja klar! Ich hab’ mir jetzt einen eigenen Gurt zugelegt, weil ich vorhabe, weiterhin ganz oft zu kommen. Und dann rentiert sich das für mich auch. Die Schuhe hatte ich vorher schon, weil ich mit meinen Kindern vorher schon zum Bouldern gegangen bin.
Siehst du einen Unterschied zum Bouldern? Uschi: Ja, ich habe einen Boulderkurs gemacht. Aber da ist es für mich schwierig, weil es dort keine speziell ausgebildeten Trainer gibt für Menschen mit Behinderung. Natürlich nehmen sie
Uschi (bald 60 Jahre alt) bei den ParaVertikalen des DAV Augsburg. Sie ist von Wirkung und Spaßfaktor des Kletterns mehr als überzeugt. Foto: Sarah Scheel
dort auch Rücksicht. Aber ich war die Einzige im Kurs, die eine Beeinträchtigung hatte. Und da war ich im Ablauf der anderen einfach ein Hindernis. Aber beim Klettern ist es einfach anders: Man ist gesichert. Es gibt tolle Trainer, die immer da sind. Und da fällt die Gefahr weg, dass ich von oben runter falle. Beim Bouldern muss ich mir selbst zutrauen können, wie weit ich hochklettere. Beim Klettern ist es einfach was ganz anderes. Da fühle ich mich sicherer. Es ist beides gut … aber Klettern ist für mich besser. Hast du ein persönliches Ziel dabei? Uschi: Mein Ziel ist, dass ich Abläufe automatisieren kann und es mir dann leichter fällt, eine ganze Route zu klettern. Ich probiere an leichteren Stellen Dinge aus und teste immer wieder. Zum Beispiel „Eindrehen“ übe ich jetzt gerade. Und mein derzeitiges Mantra ist „Erst Steigen, dann Greifen“. Das hilft mir sehr. Bisher mache ich wahnsinnig viel mit den Armen, was so viel Kraft erfordert und dann kann ich irgendwann einfach nicht mehr. Das zu ändern, daran arbeite ich gerade. Das ist mein Ziel.
Hast du im Alltag eine Veränderung gespürt, seitdem du kletterst? Uschi: Was sich für mich persönlich geändert hat, ist die Koordination und das Gleichgewicht. Ich fühle mich jetzt einfach sicherer beim Laufen. Ob das jetzt unbedingt nur mit dem Klettern zusammenhängt, weiß ich nicht. Aber man trainiert das hier, deswegen sehe ich da schon einen Zusammenhang.
Was würdest du anderen Menschen mit Beeinträchtigung oder Behinderung raten Uschi: Sie sollen es einfach ausprobieren. Es geht so viel mehr, als man sich anfangs zutraut!
Es dauert, aber es wird von Mal zu Mal besser. Und egal, welche Erkrankung man hat: Es ist zum einen die sportliche Betätigung, die jedem guttut. Und zum anderen sind es die Erfolgserlebnisse: Dass man sich was zutraut und scha t. Das ist einfach toll! Ich kann es nur jedem empfehlen, der mit dem Gedanken spielt. Sicher gibt es viele, die sagen „Ich bin nicht schwindelfrei, ich hab Angst“. Aber zumindest probieren sollten das alle mal.
Noch ein Wort zum Schluss? Uschi: Ich nde Klettern einfach gut. Und wenn man etwas mag, dann bringt es Spaß und tut gleichzeitig gut, was wichtig ist. Mir macht es Spaß und ich würde es gerne öfters machen.