FFB Fondsgespräche 10/2021 Web

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Im Dialog Thema

„Berater müssen sich intensiver mit den Transformationsanforderungen befassen.“ Nachhaltiges Investieren steht noch am Anfang seiner Entwicklung. Die Anforderungen an die Beratung sind auch mit den heute schon klaren oder absehbaren Regulierungs­ vorgaben noch nicht endgültig definiert. Wer vorausschauend handeln und beraten will, muss verstehen, was Wissenschaft und Politik bewegt und wie sich dies auf die Finanzmärkte und ihre Akteure überträgt. Im Experten-Interview dazu: Matthias Kopp, Leiter des Bereichs Sustainable Finance im WWF Deutschland und Mitglied im Beirat für Sustainable Finance der Bundesregierung. Herr Kopp, der WWF ist eine der bekanntesten Naturschutzorganisationen der Welt. Weniger bekannt dürfte sein, dass er schon seit mehr als 15 Jahren mit Ihnen als Projektleiter mit dem Thema Sustainable Finance befasst ist. Naturschutz und Finanzmärkte, wo ist da die Verbindung? Matthias Kopp: Die Ökosysteme stehen immer im Austausch mit wirtschaftlichen Aktivitäten, mit physischer Infrastruktur, mit der Aktivität von Menschen, mit Geschäftsmodellen und Konsummustern. Diese wirtschaftlichen Aktivitäten werden von irgend-

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jemandem finanziert bzw. kreditfinanziert. Es gibt also immer eine unmittelbare Verbindung zu einem Finanzfluss ­–­im öffentlichen und im privaten Sektor. Der WWF hat schon früher im Rahmen seines damaligen „Global Program Framework“ fünf Treiber definiert, die für die Gefährdung der ökologischen Grundlagen ausschlaggebend sind. Zwei davon waren Finance-Treiber – öffentliche und private. Insofern ist es schlüssig, dass der WWF als Umweltschutzorganisation auch diese Treiber ins Auge fasst und versucht, mit ihnen in den Dialog zu kommen und Verbesserungen anzustoßen.

Nun ist der WWF eine weltweite Organisation und nicht überall auf der Welt hat das Thema Finance die gleiche Bedeutung, schon deshalb, weil das globale Finanzsystem un­terschiedliche Zentren hat. Insofern ist es relativ schlüssig, dass wir ­a ktuell gerade in Europa einen ­g roßen ­Finance-Schwerpunkt haben. Der WWF konzentriert sich auf die Bereiche Politik, Kooperation mit Wirtschaftsunternehmen, aber auch auf die Wissenschaft. Können Sie kurz für die drei Themenfelder Referenzprojekte benennen und erläutern, was genau Sie tun. Kopp: Politik, Wirtschaft und Wissenschaft sind Akteursgruppen, die sinnbildlich für Rahmenbedingungen und Umsetzung sowie Methodik, Grundlagen und Aktivität stehen. Und es gibt eine vierte Gruppe: die Konsumenten. Aber bleiben wir bei den genannten drei Aktivitätsfeldern. In Deutschland haben wir eine Sustainable Finance-Strategie der Bundesregierung eingefordert. Nicht nur wir allein, aber ich würde sagen, dass wir durchaus maßgeblich dazu


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