Italien Magazin 1 2023

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41 9 7725 406906 01 D: € 6 , 90 A: € 7 70 CH: CHF 12 50 LU: € 8 , 20 IT: € 8 , 70 UNSERE KULINARISCHEN GEHEIMTIPPS FÜR ROM DIE HEXEN, DER BISCHOF UND DIE REISFELDER VON NOVARA AQUÄDUKTE ENTDECKEN IN ROMS GRÖSSTEM PARK MODIGLIANIS LEBEN GENIALE KUNST, SUFF UND DROGEN NR.1 2023 REISELUST FÜR DAS NEUE JAHR Nord-Sardinien Blaue See, weiße Strände und Luxus in ROCKIN’1000 AUS CESENA Die größte Rockband der Welt
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TRÄUME UND ZAUBER

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Umschlag Sardinien, Capo Testa ©ANP Foto/ Sime/Olimpio Fantuz

Gruppenkurse

Chefredakteur Paul van Eijndhoven Redaktion Anneke Wardenbach, Ralf Johnen Artdirection Suzy Benjamin Layout Sefanja Nods, Sander Buningh Mitarbeit Marieke van Ditshuizen, Daniela Ditvoorst-Falsetta, Liza Karsemeijer, Ronald Kuipers, Joris van der Meer, Stefano Piaserico, Susan Piaserico, Lola Ribbink, Matteo Rossi, Jesper Storgaard Jensen, Fabian Takx, Martin Zöller, Marjolein Zuiderent

A bo- und Kundenservice Mijntijdschrift.com, Daalakkersweg 2 – 72, 5641 JA EINDHOVEN, Niederlande, italien@mijntijdschrift.com Tel. +31 88 2266638 (Mo–Fr 10.00–16.00 Uhr)

Unsere 1992 gegründete Italienisch-Sprachschule bietet Kurse vor Ort sowie Online-Unterricht an. Entdecke, wie flexibel und interaktiv Italienisch lernen online sein kann, und genieße den Unterricht von hochqualifizierten Lehrern, welche dich Schritt für Schritt auf deinem Lernpfad begleiten. Nutze diese Gelegenheit, um deine persönliche Lernerfahrung zu gestalten!

Mit unsere Live-Online-Kurse hast du regelmäßig Unterricht in einer kleinen Gruppe, welche von einem unserer Lehrer geleitet wird. Du wirst erstaunt sein, wie viel du in nur wenigen Wochen lernen kannst!

Einzelunterricht

Herausgeber Daniëlle Wiersema Redaktion Tel. +31 20 5302598, redaktion@italienmagazin.com Anzeigenverkauf Chiara Dragone, Tel. +31 20 5302570, advertising@creditsmedia.nl Marketing Daniëlle Wiersema, Tel. +31 20 5302571, marketing@italienmagazin.com

„Italien ist ein Land, in dem Träume nicht so leicht wahr werden, doch es ist auch ein Land voller Leidenschaft und Kreativität. Was wir hier geschafft haben, ist ein ziemliches Wunder.“ Sagte Fabio Zaffagnini nach der Aufnahme eines Videos mit 1000 Musikern, den Rockin‘1000. Zaffagnini hatte das Projekt erdacht, um seine Lieblingsband Foo Fighters dazu zu bewegen, in seiner Geburtsstadt Cesena (Emiglia-Romagna) aufzutreten. Der Clip ging viral, schon am nächsten Tag klingelte das Telefon und wenige Monate später standen sie in Cesena auf der Bühne. Das Konzept der Rockin‘1000 ist seither weltweit erfolgreich, im Mai 2022 eröffneten sie das Eurovision-Songfestival in Turin. Wir haben mit Zaffagnini über seine vielen Ideen gesprochen. Doch lassen Sie sich deshalb bloß nicht davon abhalten, seine Videos im Netz anzusehen. Nirgendwo schimmert das Meer in schönerem Blau als auf Sardinien, keine Region Italiens verfügt über mehr Prachtstrände, die größtenteils unverbaut sind. Großzügige Ferienanlagen anstelle großer Hotels bieten freien Blick aufs Meerund aufs Land, erfahren Sie in unserem Bericht aus dem Norden der Insel. Im wunderschönen Piemont hat die Geschichte der Hexen unseren Autoren Ralf Johnen verzaubert. Heute ein lukratives Geschäft, war es im 16. und 17. Jh. bisweilen lebensgefährlich, die Heilkräfte von Bergkräutern zu kennen. Susan Piaserico war für ihr kulinarisches Tagebuch diesmal in Rom, wo sie die besten Adressen zum Essen und Trinken vorstellt. Wer im Anschluss das Bedürfnis nach ein wenig Bewegung verspürt, dem empfiehlt sich Roms größter Park, der Parco regionale Appia Antica mit mehreren römischen Aquädukten. Wem das zu beschaulich ist, der findet in diesem Heft zudem die besten Adressen (und tolle Fotos!) zum Klettern in der Umgebung Roms. •

Unser Online-Einzelunterricht wird auf deine Bedürfnisse abgestimmt und ist der schnellste Weg, Italienisch bequem von zu Hause aus zu lernen!

Vertrieb IPS Distribution GmbH, Meckenheim Italien Magazin Van Slingelandtstraat 63, 1051 CG Amsterdam, Niederlande, Tel. +31 20 5302570, www.italienmagazin.com, www.facebook.com/ItalienMagazin Italien Magazin Digital auf Readly.de Empfohlener Ladenpreis € 6,90 © Italien Magazin ist eine Ausgabe von Italië Magazine B.V., Teil der Verlagsgruppe Credits Media. Ohne die schriftliche Genehmigung des Herausgebers darf nichts aus dieser Ausgabe übernommen und/oder auf welche Weise auch immer reproduziert werden.

Viel Vergnügen wünscht Ihnen, Paul van Eijndhoven, Chefredakteur p.vaneijndhoven@italienmagazin.com

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Die Redaktion hat ihr Möglichstes getan, um Quellen und Rechteinhaber von verwendetem Bildmaterial zu erwähnen. Wenn dennoch Abbildungen ohne Angabe der Rechteinhaber gezeigt werden, können diese sich an die Redaktion wenden.

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1600 Studenten pro Jahr Florenz Hauptsitz in 4 .9 von 5 basierend auf der Meinung *auf Facebook und Google von 250+ Studenten
2023, 16. Jahrgang, Nummer 1 58 R s 7 GRANTURISSIMO Gute Unterkünfte, Tipps und Praktisches für die Reise 16 SARDINIEN Paradisische Erkundungstour im Norden der Insel 58 HEXEN AM LAGO MAGGIORE Auf den Spuren der schönen Hexe und dem Bischof 74 AQUÄDUKTE ENTDECKEN in Roms größtem Park 82 KÜHNE KLETTERER IN ROM Ausflugsadressen für waghalsige Sportler und schaulustige Bummler E n Trinke 32 „ITALIENS LEBENSGEFÜHL IMPORTIEREN“ Unterwegs in Apulien mit dem Urgestein der italienischen Lebensmittelimporteure 40 KULINARISCH BUMMELN IN ROM Susan Piaserico verrät uns die besten, überraschendsten und schönsten Adressen 50 CLAUDIOS KOCH-TAGEBUCH In diesem neuen Kochbuch teilt der extrovertierte ITALIEN MAGAZIN 4 74 50
5 ITALIEN MAGAZIN 32 7 Chefkoch Claudio del Principe seine kulinarischen Gedanken und Rezepte 90 MANGIARE Italienische Inspiration für die Küche K ltu n D g 30 NUOVO Saisonale Modetrends aus Bella Italia 68 MODIGLIANI Ein Leben zwischen genialer Kunst und Drogen 92 DIE GRÖSSTE BAND DER WELT Die Rockin'1000 aus Cesena 80 KULTURTIPPS Veranstaltungen in Italien und Deutschland 96 LIBRI E MUSICA Auf dem Sofa nach Italien reisen Un uß de … 3 VORWORT 39 KOLUMNE: GUTES KARMA! Martin Zöller nimmt Italien mit 98 LA LINGUA ITALIANA Spielend Italienisch lernen inhalt 40 16

Take your time feel the emotion of art

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Piero della Francesca La Leggenda della Vera Croce / Il sogno di Costantino Basilica di San Francesco / Arezzo

Lebendes LandschaftsGemälde

Vor kurzem hat das wunderschön renovierte Hotel Windsor wiedereröffnet. Hier gehen Komfort und Design Hand in Hand. Die Lage direkt am Strand ist atemberaubend und verleiht dem Besucher das Gefühl, auf ein sich bewegendes Gemälde zu blicken. Die Zimmer lassen viel natürliches Licht herein und bieten eine entspannende Aussicht auf das Meer. Das dazugehörige Restaurant präsentiert die schmackhaften Gerichte sehr liebevoll. Malerisch markiert das Fischerdorf Laigueglia mit seinen jahrhundertealten bunten ligurischen Gebäuden die Grenze zwischen dem Blau des Mittelmeers und dem Grün der Hügel. Tief im Grün finden Besucher spektakuläre Wander- und Mountainbike-Routen. Für Städteliebhaber sind Genua, Sanremo und Monaco bequem zu erreichen. Ab € 200/Nacht. Hotel Windsor, Piazza 25 Aprile 8, Laigueglia (Ligurien). thewindsor.it

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7 TEXT & ZUSAMMENSTELLUNG LOLA RIBBINK ITALIEN MAGAZIN
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Courmayeur ist ein traditioneller und zugleich mondäner Urlaubsort mit Geschichte und Charme inmitten einer spektakulären Landschaft. Das Zentrum des Dorfes ist autofrei und bietet ein fantastisches Einkaufsangebot, erstklassige Restaurants und Cafés, eine große Auswahl an Unterkünften für jeden Geldbeutel und eine reizvolle Après-Ski-Szene. Der Ort ist als Gourmet-Hotspot berühmt und bekannt für seine lokale Alpenküche und als Heimat einer ganzen Reihe von berühmten Köchen. Es ist ein Traumziel für Reisende die Lust auf Abenteuer und Naturerlebnisse haben. Courmayeur ist ideal für alle Bergfreunde, denn es bietet fantastische Möglichkeiten für Heli-Skiing, Off-Piste-Skifahren und Langlauf.

Skifahren, Freeriden und spektakuläre Abfahrten Mit mehr als 100 Pistenkilometern und Offpiste auf zwei Seiten des Berges bietet Courmayeur Mont Blanc sowohl für Experten als auch für Anfänger hervorragende Möglichkeiten. Der Ferienort bietet zahlreichen Chalets und Restaurants mit ausgezeichnete Möglichkeiten für Unterkunft und Küche. Und da die

Seilbahn nun auch abends geöffnet ist, können Sie sich auch für einen Aperitif oder ein Abendessen bei Sonnenuntergang mit Blick auf den Mont Blanc entscheiden. Die zahlreichen präparierten Pisten und Freeride-Strecken, die sich auf 33 Pisten unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade und Höhenlagen verteilen, sorgen für reichlich Abwechslung, und mit Pisten auf 2755 Metern Höhe und Beschneiungsanlagen ist Schnee garantiert. Freerider können bei adrenalingeladenen Abfahrten inmitten eines unübertroffenen Panoramas an ihre Grenzen gehen. Wer auf der Suche nach einem unvergesslichen Erlebnis und dem Gefühl ist, in den Himmel zu steigen, sollte den Skyway Monte Bianco aufsuchen. Der Skyway ist viel mehr als nur eine Seilbahn auf 3466 Meter Höhe. Es ist eine Idee: Menschen den Bergen und dem Himmel näher zu bringen, ihren Horizont zu erweitern, Grenzen zu überschreiten und die wunderschönen Landschaften zu erkunden.

Weitere Informationen online unter courmayeurmontblanc.it, telefonisch unter +39 0165 841612 an per E-Mail an info@courmayeurmontblanc.it

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FOTOS: ©COURTESY OF COURMAYEUR MONT BLANC ©MARCO VAROLI FOR COURMAYEUR MONT BLANC

Die Alpen in Sicht

Eine angenehme Überraschung erwartet Urlauber in Biella am Fuße der Alpen. Umgeben von viel Grün befindet sich hier das Relais Santo Stefano. Genießen Sie das Schwimmbad, die ausgezeichnete Küche mit einer beeindruckenden Karte lokaler Weine und ruhen Sie sich in einem der 75 komfortablen Zimmer aus. Sie können sich auch für eine Suite entscheiden oder sich im Wellnessbereich

verwöhnen lassen. Das charmante Personal tut sein übriges dazu. Die Empfangsdame ist sehr hilfsbereit, der Bademeister immer mit einem Lächeln und einem Gruß zur Stelle, die Kellner haben die besten Ratschläge in petto und der Barmann macht die formidable Drinks. Ab € 80/Nacht. Relais Santo Stefano, Via Garibaldi 5, Sandigliano (Piemonte). relaissantostefano.com

GARTEN IN DER STADT

Das Giardini Mon Plaisir ist eine reizvolle Residenz im Zentrum von Trapani. Das sorgfältig restaurierte Gebäude stammt aus dem 19. Jh. Mit vier eleganten Zimmern und zwei Suiten fühlt man sich in diesem alten sizilianischen Haus sofort wie daheim. Das Frühstück ist ein Festmahl, und obendrein nachhaltig, denn es kommt aus der unmittelbaren Umgebung. Das Obst stammt sogar aus dem eigenen Garten. Und das ist nicht irgendein Garten: Der Garten der Villa erstreckt sich über etwa 4000 m 2 , in denen sich jahrhundertealte Bäume, Blumenbeete, Duft- und Heilpflanzen abwechseln. Ab € 102/Nacht. Giardini Mon Plaisir, Via Giacomo Mistretta 13 Trapani (Sizilien). giardinimonplaisir.it

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Diese geräumige Tasche bietet nicht nur viel Platz für alles Unerlässliche für unterwegs, sie passt auch perfekt zu einem gefütterten Wintermantel. Furla, Opportunity Tote-bag L Grenadine, € 295. furla.com

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ORISTANO · 19th/21st 2023 TIMELESS EMOTION Direzione Generale SPETTACOLO oristanoinfo.it sartiglia.info SARTIGLIA is a registered Community trademark

In der gondel träumen

Einst gehörte diese Gondel zur Albino-Selvino-Seilbahn, heute ist sie eine Hotelsuite, die Urlaub mit einem atemberaubendem Blick auf die Hochebene von Selvino Aviatico gestattet. Die Unterkunft ist auf zwei Etagen mit Fußbodenheizung verteilt. Unten liegt die Küche, die mit vielen Annehmlichkeiten und schönen Details ausgestattet ist. So frühstücken die Gäste auf Schaukeln, die als Stühle dienen. Über eine kleine Treppe gelangen sie ins Obergeschoss, wo ein Panoramaschlaf zimmer mit Glaswänden und Schiebedach lockt. Vom Wasserbett fällt der Blick auf die Sterne und den Sonnenuntergang.

Ab € 320/Nacht. Cableway Room, Via Aviatico, Selvino (Lombardei). cablewayroom.it

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GHSM Group Viale Antonio Onofri n. 31, 47890 Città di San Marino (RSM) - Tel. +378 0549 992400 - Fax +378 0549 992951 - info@ghsmgroup.sm www.ghsmgroup.sm SEIT 1894 GASTFREUNDSCHAFT IN DER ÄLTESTEN REPUBLIK

Familie Feuerstein-de-luxe

Die in Stein gehauene Stadt Matera macht Besucher sprachlos. Ein Aufenthalt in den Felsen macht den Besuch erst recht unvergesslich. Dafür empfiehlt sich dieses Hotel mit 35 Zimmern und Suiten, die gemäß lokaler Traditionen von Tuffsteinmauern umgeben sind. Szenen, die an die Familie Feuerstein erinnern, drohen trotzdem nicht: Das 2018 eröffnete Hotel verfügt über den modernen Komfort eines Luxushotels. Lassen Sie sich das Höhlenbad nicht entgehen. Ab € 200/Nacht. Aquatio Cave Luxury Hotel & Spa, Via Conche 12, Matera (Basilicata). aquatiohotel.com

Lands af s in

Mit solchen Fotos brauchen Sie schon fast kein Auto mehr, um die Roadtrips durch Italien zu genießen! Der Reiseführer geht mit den vielen wunderbaren Bildern eigentlich als Bildband durch, wären da nicht die übersichtlichen Landkarten und vielen praktischen Tipps. Jede der zwölf Routen beginnt mit einer schönen Einführung zum Schmökern, ergänzt durch zahlreiche kurze, vertiefende Texte zum Querlesen. Zusammen bieten sie einen tollen Überblick über Italien und seine Verlockungen für Reiselustige, ganz nach dem Motto „Anhalten und genießen!“

Nana Claudia Menzel, Roadtrips Italien, Verlag Bruckmann, € 30

Rom mal anders

Ein Besuch in Rom birgt Suchtgefahr. Für diejenigen, die sich nach Rom zurücksehnen, aber nicht in der Lage sind, dorthin zu reisen, gibt es den Live Virtual Guide, der eine virtuelle Tour durch Rom ermöglicht. Die Touren führen Sie abseits der ausgetretenen Pfade und geben Ihnen

dank ihres interaktiven Charakters fast das Gefühl, wirklich in der Stadt zu sein. Keine langweiligen Fakten und Zahlen, einfach Wow-Momente. Einen kleinen Vorgeschmack gibt es auf Instagram: @livevirtualguide. Live Virtual Guide, ab € 16 pro Tour. livevirtualguide.com

W r !

Treiben Sie Wintersport, gehen Sie gerne im Schnee spazieren oder haben Sie leicht kalte Füße? Dann sind diese Schneestiefel ihre besten Freunde!

Moschino, Snow Boots Peace & Love, € 106. moschino.com

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photo Alessandro Paderni — set coordinator Marco Viola
Moroso Udine Milano London New York Gent moroso.it info@moroso.it @morosofficial Pacific , 2021 Gogan , 2019 by Patricia Urquiola Dew , 2009 by Nendo

ATemberaubendes Amalfi

Bereits im Jahre 1880 eröffnete Andrea Bonadies den Vorläufer des heutigen Hotel Bonadies. Es ist eines der ältesten Gebäude an der Amalfiküste. Es befindet sich in einer Sackgasse, so dass der Verkehr kaum zu hören ist. Daher sind die gemütlichen Zimmer besonders ruhig. Sowohl vom Restaurant als auch vom

Schwimmbad aus können Gäste die unschlagbare Aussicht genießen. Ein kurzer Spaziergang führt ins idyllische Ravello, was ein wunderbarer Ausgangspunkt ist, um die Amalfiküste zu erkunden.

Ab € 162/Nacht. Hotel Bonadies, Piazza Fontana Moresca 5, Ravello (Kampanien). hotelbonadies.com

Auto e

Die Borromäischen Inseln sind die Hauptattraktion am Lago Maggiore. Doch es gibt so viel mehr zu entdecken. Ein neues Kombiticket ermuntert Touristen nun, einen ganzen Tag lang entspannt mit Schiff, Bus und Schwebebahn auf Entdeckungsreise zu gehen. Konzipiert sind die Kombitickets für eine Tagesrundreise, die an jedem der eingebundenen Orte begonnen und nach Belieben unterbrochen werden darf. Nur die Reiserichtung – mit oder gegen den Uhr zeigersinn – müssen Nutzer am Start festlegen, da jede Teilstrecke nur einmal zurückgelegt werden darf. Das Kombiticket Maggiore Centro ist mit oder ohne Eintritt zu den Gärten der Villa Taranto online buchbar. Erwachsene € 29 bzw. € 38, Kinder € 19 bzw. € 25. visit-lakemaggiore.com

Zeitreise

In diesem mittelalterlichen Berghaus können Sie eine Reise in die Vergangenheit antreten. Die jüngste Generation der Familie Bessone hat nach sieben Jahren Restaurierung alle ursprünglichen Details wiederhergestellt und das Familienhaus zu neuem Leben erweckt. Sechs Gästezimmer, Rezeption, Esszimmer, Weinkeller, Spielzimmer,

Bibliothek, großer Whirlpool und der Massageraum erwarten die Gäste. Für Namen und Ausstaffierung der Zimmer schöpften sie Inspiration aus Figuren, Legenden und historischen Ereignissen der Region. Ab € 140/Nacht. Confrérie du Moyen Âge, Frazione Villa Grand 7, Verrayes (Aosta). confreriedumoyenage.com

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Paradiesisches Sardinien

Das Italien Magazin war auf Erkundung im Norden der Insel: reizvolle Städtchen, ein Elefanten-Felsen, Aussicht auf Korsika und zwei traumhafte Ferienanlagen.

TEXT UND FOTOS PAUL VAN EIJNDHOVEN

Aufschlagseite: handgeflochtene Körbe in Castelsardo; Bar Caracoli in Valle dell’Erica. Diese Seite: Castelsardo, eines der Schwimmbäder von Marinedda; der Rocca dell’elefante. Rechte Seite: Schwimmbad la Cascata, Marinedda.

Es ist schon früher Abend, als ich in Olbia lande, aber die Wärme wabert immer noch bei weit über 30 Grad. Im Gebäude der Autovermietung stehen Reisende in Schlangen an den Schaltern, außer in der Ecke bei der kleinen Firma Mida rent, wo ich gebucht habe. Der freundliche Mitarbeiter begleitet mich zum Parkplatz. „Diese Temperaturen sind auch für uns ungewöhnlich. Es ist schon eine Weile sehr warm und es hat seit Monaten nicht geregnet“, seufzt er, als er mir den Autoschlüssel reicht.

Ich fahre in Richtung Westen zum Hotel Marinedda. Bei Ankunft ist es Essenszeit, so dass ich sofort im Restaurant Petra Rula Platz nehmen darf. Das Essen ist ausgezeichnet, der Vermentino schmackhaft und der Service freundlich. Anschließend kutschiert mich Giovanni in einem Golfauto zu meinem Zimmer, wo sich schnell

ins Land der Träume weiterreise. Das Frühstück wartet im Restaurant Cascata auf der Terrasse neben dem Süßwasserschwimmbad serviert. Cascata bedeutet Wasserfall, der nach dem Frühstück dann auch per Knopfdruck ins Schwimmbad prasselt.

Echtes Grün

Ich bin mit Tamara verabredet, der PRDame der Delphina Hotels, die ich von einem früheren Besuch auf Sardinien kenne. Zuerst weist sie mich auf die Begrünung hin. „Wir haben hier keine blühenden Topfpflanzen, sondern einheimische Pflanzen und Sträucher, so dass alles sehr natürlich aussieht.“ Sie führt mich über das Marinedda-Gelände. Entlang der anderen Restaurants, der Bar, dem Salzwasserschwimmbad, dem Lädchen und den großen Wellnessbereich. Das Angebot ist sehr umfangreich, es gibt verschiedene Schwimmbäder (drinnen und draußen) mit unterschiedlichen

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„Wir haben hier keine blühenden Topfpflanzen, sondern einheimische Gewächse, so dass alles sehr natürlich aussieht.“

Unten: Landschaft bei Capo Testa.

Rechts: handgemachte Taschen in Palau; Bagnino Angelo in Valle dell’Erica.

Wassertemperaturen, Jacuzzis, ein Fitnessstudio und natürlich herrliche Plätzchen zum Entspannen – mit oder ohne Sonne. Viel besser geht es kaum auf Sardinien. Die kleine Führung endet am Strand am Fuße des Hügels; weißer Sand, blaues Meer, Sonnenschirme, Liegen und ein kleines Restaurant sowie eine Surfschule, die übrigens nicht zum Hotel gehört. Gewissenhaft opfere ich mich und teste den Strand für diesen Reisebericht für ein Stündchen. Zurück hinauf zu den höher gelegenen Teilen der Anlage geht es mit einem der Golfautos, die hier auf und

ab pendeln. Ich genehmige mir ein Bad in dem Pool mit Wasserfall, bevor es an der Zeit ist, die Umgebung zu erkunden.

Bummel im Städtchen

Etwas südlich vom Hotel liegt Castelsardo. Der mittelalterliche Teil der Stadt entstand auf einem vulkanischen Felsen, darüber thront die Burg Castello dei Doria. Sie schaut hinab auf farbenfrohe Häuschen, schmale Gassen, gesellige Terrassen und kleine Lädchen. Gelegentlich erspähe ich Frauen, die auf niedrigen Stühlen vor ihrem Haus sitzen

Die kleine Führung endet am Strand am Fuße des Hügels; weißer Sand, blaues Meer, Sonnenschirme und ein kleines Restaurant

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und flechten. Die Körbe und Schalen aus diesem für diese Gegend typischen Kunsthandwerk sind wunderschöne Andenken.

Im Vorbeigehen spricht mich der freundliche Besitzer der Bar Il Portico an. Das Lokal hat neulich eröffnet und bietet von früh bis spät „rein sardische Produkte“ an, erzählt er. Als ich ihn porträtiere, möchte er auch ein Foto von mir vor der Tür seines Lokals machen. „Moment mal“, sagt er und drückt mir kurz darauf das ausgedruckte Bild in die Hand.

Elefantenschädel

Etwas weiter landeinwärts ist meine nächste Station: die Rocca dell'elefante, ein Felsblock, der stark an den Kopf mitsamt Rüssel eines Elefanten erinnert. Ein Stückchen weiter kann man parken und dann parallel zur Leitplanke zum Rocca gehen, der ebenfalls direkt an der Straße liegt. Mein Rat: Fahren Sie einfach langsam daran vorbei, denn der Felsen ist

zwar etwas Besonderes, aber sonst gibt es wenig zu sehen. Wohl stehen hier auffällig viele Korkeichen. Oft ist ein Teil der Borke entfernt, so dass die rötlich-braune Rinde im Licht der inzwischen untergehenden Sonne schimmert. Als ich durch die sardische Landschaft fahre, ergreift mich ein wohliges Gefühl. Das hatte ich vermisst. Nahe des Salzwasserpools im Marinedda gibt es drei Restaurants und eine Bar; mit Blick auf das Meer genieße ich in der Pizzeria Basaricò die Pizza Oro di Sardegna mit Artischocken und Bottarga (Fischrogen) und lausche der Band am Pool. Ich versuche, ein Foto von der Band zu machen, und die Sängerin schenkt mir ein breites Grinsen, als sie die Kamera bemerkt. Leider werden ihr die Fotos aufgrund der einbrechenden Dunkelheit nicht gerecht. Am nächsten Morgen sind die Liegen am Salzwasserpool schon früh belegt, also ziehe ich weiter zum Spa. Ich bin vorläufig der Einzige hier und

TIPPS

DELPHINA HOTELS & RESORTS

delphina.it

• Hotel Marinedda hotelmarinedda.com

• Resort Valle dell’Erica hotelvalledellerica.com >

PARADIESISCHES SARDINIEN 21 ITALIEN MAGAZIN

An den Wänden einiger Häuser im kleinen, aber feinen Ortskern hängen Kunstwerke unter anderem von Maria Lai

probiere eine Zeitlang mehrere Becken mit verschiedenen Temperaturen aus – und genieße dabei die Sonne.

Kleine Kaskaden

Zwei Städtchen nicht all zu weit entfernt im Landesinneren wurden mir ans Herz gelegt, Aggius und Tempio Pausania. Die Mittagsruhe auf Sardinien ist lang, so dass bis etwa 17 Uhr bis auf einige Restaurants fast alles geschlossen ist. Gegen 14 Uhr ist in Aggius keine Menschenseele zu finden, also fahre ich weiter nach Tempio Pausania. Es ist eine charmante kleine Stadt mit netten Häusern, Geschäften und einigen Plätzen mit Terrassen. Vor der Kathedrale ist dann doch ziemlich viel los, ein Polizist regelt sogar den Verkehr. Der Menschenauflauf entpuppt sich als Begräbnis. Etwas außerhalb der Stadt führt ein schöner Weg zur Quelle Fonte nuova. Ihr Wasser plätschert über fünf Wasserfälle. Dahinter im Wald liegt noch eine weitere Quelle. Doch inzwischen ist

es später Nachmittag. Es ist also an der Zeit für einen neuen Anlauf in Aggius. Aber selbst gegen 18 Uhr ist der Ort bis auf ein paar spielende Kinder menschenleer. An den Wänden einiger Häuser im kleinen, aber feinen Ortskern hängen Kunstwerke - unter anderem von Maria Lai, der berühmtesten sardischen Künstlerin - passend dazu gibt es drei Kunstspaziergänge. Aggius ist für Webarbeiten bekannt, aber ich finde sie erst durch Zufall in einem Supermarkt mit einem Webstuhl zwischen den Regalen mit Wein und Nudeln. Die Besitzerin unterbricht ihre Weberei kurz, um meine Seife abzurechnen.

Im Buffet-Restaurant am Abend ist die Auswahl an sehr schmackhaften Gerichten groß, es herrscht eine angenehme Betriebsamkeit. Als sich die Sonne knapp über dem Horizont rötlich färbt, eilt die halbe Terrasse an den Rand, um ein romantisches Foto zu machen. Zum Abschied von Marinedda trinke ich

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Chicca am Werk im Restaurant Li Ciusoni; Kirche in Castelsardo. Rechte Seite: Porte Pollo.

an der Bar ein sardisches Ichnusa-Bier und lausche der Band.

Valle dell’Erica

Nahe der Nordspitze Sardiniens liegt ein anders Resort von Delphina. Valle dell’Erica. Mit 371 Zimmern ist diese Anlage doppelt so groß wie Marinedda, auch das Gelände ist mit 28 Hektar wesentlich größer. Es ist aufgeteilt in die Bereiche Erica und das etwas jüngere Licciola, wo ich untergebracht bin. Die Lobby ist geräumig und elegant, mit Blick auf eine schöne Terrasse, das blau funkelnde Meer und die Inseln des Maddalena-Archipels. Als ich um 10 Uhr eintreffe, erwartet mich Tamara schon. Ich bekomme einen weiteren Rundgang, vorbei am Kinderclub,

dem Wellnessbereich, Geschäften, einer Galerie, Schwimmbädern, mehreren Stränden und Restaurants. Am südlichsten Zipfel des Resorts kehren wir in der Bar Caracoli auf einen Aperitivo ein und essen dann im benachbarten Li Zini zu Mittag mit dem herrlichen Meer direkt zu unseren Füßen. Man kann es schlechter antreffen auf Reisen.

Auf Tamaras Empfehlung hin fahre ich anschließend zum Capo Testa, einer kleinen Halbinsel mit einem Leuchtturm und Aussicht auf das nahe Korsika. Die Gegend ist wirklich malerisch, schroffe Klippen, natürlich wieder das azurblaue Meer, und trotz des großen Andrangs finde ich schnell einen Parkplatz. Hier muss auch das Valle della luna sein,

wo sich, wenn ich Tamara richtig verstanden habe, bisweilen tibetische Mönche aufhalten. Ich frage zwei Polizisten, deren Antwort mich noch neugieriger macht: „Da gibt es viele Typen, aber keine Mönche.“ Ich will es mir selbst ansehen, aber die Aussicht auf einen langen Spaziergang in der brennenden Sonne bis zum Tal lässt meine Neugier schmelzen.

Blick bis nach Korsika

Ein bekannter Strand etwas weiter östlich ist der bei Windsurfern beliebte Porto Pollo. Ich war schon einmal hier und konnte damals Kitesurfer bewundern. Heute weht es dafür wohl zu wenig; auf (und in) dem Wasser üben sich viele Windsurf-Anfänger – was auch ein

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TIPPS

AKTIV

• Nuraghi

Die bronzezeitlichen Überreste des geheimnisvollen Volkes der Nuraghen sind überall auf Sardinien zu finden. In der Nähe des Tempio Pausania steht der Nuraghe Majori, ein wunderschön in der Landschaft gelegener Turm, dessen Besonderheit darin besteht, dass am Eingang kleine Fledermäuse an der Decke hängen. Sie kommen im April zum Brüten hierher, gebären im Juni und fliegen im Oktober wieder davon. gallurarcheologica.com

• In der Nähe von Santa Teresa Gallura liegt die ausgedehnte archäologische Fundstätte lu Brandali. santateresaturismo.it/sitoarcheologico-lu-brandali/

Stadt an der Nordspitze Sardiniens mit steilen Straßen, bunten Häusern, einigen schönen Stränden und Blick auf Korsika

lustiges Schauspiel ist. Der Strand ist nicht sehr breit, verfügt aber über eine Reihe von Bars und Surfer-Läden. Er hat ein angenehmes, etwas alternatives Ambiente. Nächster Halt ist Santa Teresa Galura, eine Stadt an der Nordspitze Sardiniens mit steilen Straßen, bunten Häusern, einigen schönen Stränden und Blick auf Korsika. Hier legen auch die Boote zum französischen Bonifacio ab. Mit seinen zahlreichen Geschäften und Terrassen ist es ein schönes Plätzchen, um eine Weile herum zu stromern – abends ist das Zentrum autofrei – und von einer Terrasse aus Einheimische und Touristen zu beobachten. Angeblich ist auch das Nachtleben hier lohnenswert. Vom Torre di Longonsardo aus dem 16. Jahrhundert, einem spanischen Bauwerk auf der Nordseite, hat man einen herrlichen Blick auf die Umgebung und Korsika. Der Turm ist übrigens zu besichtigen. Wieder zurück im Hotel hat sich die Terrasse der Bar im Hauptgebäude gefüllt

und unter meinem Balkon erklingt ein lebhaftes Gemurmel. Im Restaurant Les Bouches steht ein großes Abend-Buffet bereit. An mehreren Stationen bereiten Köche die schmackhaften Gerichte vor den Augen der Gäste zu. Inzwischen ist die Sonne ist untergegangen, doch auf der Terrasse ist es immer noch warm.

Vogelgezwitscher

Am nächsten Morgen mache ich mich gleich nach dem Frühstück daran, das Gelände des Valle dell'Erica zu erkunden. Ich erfreue mich an den winzigen Vögeln, die ich überall höre, aber selten sehe. Schilder und Steine dienen als Wegweiser, aber nicht alles ist mir klar. Als ich einen Bagnino bei der Arbeit an einem der Schwimmbäder sehe, frage ich ihn nach dem Weg zum Strand von La Licciola, und er ist so freundlich, mich ein Stückchen zu begleiten. Nachdem ich einen kurzen Blick auf den Strand geworfen habe, spaziere ich den Weg entlang der Küste in

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Links: Straßenszene in Palau, Mittagessen auf dem Strand La Licciola. Rechts: Street-Art von Andrea Casciu in Aggius.

Richtung Süden, etwa 1,4 Kilometer. Wunderschöne kleine Buchten und hier und da mit Körben bestückte Strände, um in Ruhe die Sonne und das Meer zu genießen. Die Anlage ist fast ausgebucht, aber abgesehen vom Restaurant ist das kaum zu merken. Die Ruhe ist wunderbar! Als ich zum Ende des Geländes gelange, steuere ich auf den zentralen Bereich zu, dem Piazzetta degli Ulivi. Hier gibt es unter anderem ein Geschäft für sardische Produkte wie Teppiche, eine Galerie und ein Modegeschäft. Im Hotel schnappe ich mir meine Strandsachen und mache mich wieder auf den Weg zum Strand La Licciola, aber offenbar habe ich nicht aufgepasst, am Pool weiß ich wieder nicht, welchen Weg ich nehmen soll. Etwas verlegen frage ich den Bagnino erneut und ernte ein breites Lächeln. Nach einem Bad – erst im Meer und dann in der Sonne –, esse ich am

schönen weißen Strand zu Mittag. Das Essen ist nichts Besonderes, aber die Aussicht von der Terrasse der Bar macht alles mehr als gut.

Atemberaubend

Am Nachmittag fahre ich nach Palau und weiter mit dem Boot nach La Maddalena, der größten Insel des gleichnamigen Archipels. Ich habe einst eine Bootsfahrt um einige der Inseln herum gemacht, die atemberaubend war und die ich jedem wärmstens empfehlen kann, aber ich war noch nicht auf La Maddalena selbst. Die Überfahrt dauert etwa 20 Minuten, und schon von weitem sehe ich die bunten Häuser der reizvollen Stadt. Sie ist recht touristisch, daher gibt es eine ganze Reihe von Restaurants, Bars und (Souvenir-) Geschäften. In einem Fischhandel bewundere ich die schönen Hummer und komme mit dem Besitzer ins

Gespräch; schade, dass es keinen Sinn macht, einen Hummer mitzu nehmen. Ich laufe noch ein bisschen herum und schiffe mich dann wieder ein in Richtung Festland.

„Du wirst bei Chicca essen? Dann hast du wirklich Glück!“ Diesen Kommentar hab ich schon mehrfach gehört. Und ja, an diesem Abend speise ich in dem traditionellen Restaurant Li Ciusoni, das Spezialitäten aus der Region Gallura serviert. Ein Golfwagen bringt mich zu Li Ciusoni, wo ich herzlich empfangen werde. Am Eingang ist eine große Auswahl an Antipasti angerichtet. Dann werde ich an Massimo vorbeigeführt, der gerade Ferkel brät, und betrete das Restaurant selbst. Links steht ein Tisch, an dem Chicca gerade persönlich Ravioli zubereitet. Mir wird ein Tisch auf der Seite zugewiesen, die wie ein Balkon völlig offen ist, es gibt keine Fenster. Das

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Restaurant füllt sich langsam, und ich stelle fest, dass die Gäste für Chicca extra auf ihre Garderobe geachtet haben. Zu Recht, denn das Ambiente ist sehr gediegen und das Essen zwar etwas rustikal, aber köstlich. Dazu gibt es natürlich einen guten Canonnau, den Rotwein Sardiniens schlechthin. Ich erwäge, zu Fuß zurück in mein Zimmer zu gehen, aber nach ein paar Weinen ist der Golfwagen die bessere Wahl.

Glücklicher Schlummer

Am nächsten Morgen erwache ich gegen 5 Uhr und setze mich auf den Balkon. Ich döse noch ein wenig, aber wenig später geht vor meinen Augen die Sonne leuchtend rot über den Inseln von La Maddalena auf, während die Vögel schon wieder fröhlich singen.

Dann falle ich für eine Weile in einen glückseligen Schlummer. Nach dem Frühstück habe ich nur noch eine Stunde Zeit für den Pool. Angelo, „mein“ freundlicher Bagnino, ist bereits am Putzen und ich frage ihn scherzhaft nach dem Weg nach La Licciola. Wir unterhalten uns eine Weile und es stellt sich heraus, dass er aus einem sehr kleinen Dorf in Apulien stammt. Wenn das Resort am 1. Oktober schließt, wird er zunächst ein wenig reisen und dann in sein Dorf zurückkehren. „Dann würde ich gerne etwas anderes als Schwimmbäder sehen“, lacht er. Aber er ist jetzt froh, hier wieder unter Menschen zu kommen, denn während der Pandemie hat er diese Kontakte sehr vermisst. Mir geht es ähnlich, aber meine Zeit im Valle dell’Erica ist leider vorbei. Addio paradiso! •

Links: der Strand La Licciola; Wegweiser in Valle dell’Erica. Oben: der Strand von Marinedda.

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PARADIESISCHES SARDINIEN
Wunderschöne kleine Buchten und Strände, mit Strandkörben hier und da, um in Ruhe Sonne und Meer genießen zu können

IHRE SPA-HIDEAWAYS DELUXE …

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am wundervollen Gardasee oder in Südtirols traumhafter Winterlandschaft …

am wundervollen Gardasee oder in Südtirols traumhafter Winterlandschaft …

Winterzeit ist Wellness-Zeit, nicht nur inmitten Südtirols Bergwelt, sondern auch am „Lago“, wie die Italiener liebevoll ihren See nennen. Es gibt nichts Schöneres, als nach einer ausgiebigen Wanderung in frischer Berg- oder Seeluft ins Hotel zurückzukehren und sich im Spa- & Wellnessbereich so richtig verwöhnen zu lassen.

Winterzeit ist Wellness-Zeit, nicht nur inmitten Südtirols Bergwelt, sondern auch am „Lago“ wie die Italiener liebevoll ihren See nennen. Es gibt nichts Schöneres, als nach einer ausgiebi gen Wanderung in frischer Berg- oder Seeluft ins Hotel zurückzukehren und sich im Spa- & Well nessbereich so richtig verwöhnen zu lassen.

In Südtirol und in Lazise am wunderschönen Gardasee trifft man auf 5-Sterne Luxus-Urlaub in mittlerweile 3-facher Ausgabe. Die Quellenhof Luxury Resorts vereinen in perfekter Harmonie Südtiroler Herzlichkeit und das typische italienisches Lebensgefühl „la dolce vita“.

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Das Mutterhaus, das Quellenhof Luxury Resort Passeier liegt im wunderschönen Passeiertal in Südtirol, knapp 15 Autominuten von Meran entfernt. Im Frühjahr 2019 entstand dann in Lazise, am wunderschönen Gardasee, das neue Resort von Familie Dorfer, das Quellenhof Luxury Resort Lazise. Und heuer neu dazu, das brandneue Juwel, die kleine und chice Quellenhof See Lodge (adults only) in Südtirol.

Das Quellenhof Resort in Südtirol verfügt auf 10.500 m2 Spa-Bereich über insgesamt 23 Saunen, darunter die mehrfach preisgekrönte SeeEvent-Sauna mit Show-Aufgüssen. Um dem Alltag davon zu schwimmen, sorgt eine einzigartige Wasserlandschaft mit 12 beheizten Indoor- und Outdoor-Pools für den notwendigen Badespaß. Im Acqua Family Parc tobt das pure Leben. Dieser abenteuerliche Wasserpark – Südtirols größter – erfreut nicht nur die kleinen Gäste! Auch im großzügigen Spa des Quellenhof Luxury Resort Lazise wird den Gästen auf 2.000 m2 Wellness & SPA vom Feinsten geboten. Seit April erwartet Sie in Südtirol die neue Quellenhof See Lodge, ein Wohlfühlort für nur Erwachsene „adults only“ (ab 14 Jahren). In perfekter Harmonie spiegelt sich im 4.500 m2 großen See eine atemberaubende alpine Kulisse, gepaart mit dem mediterranen Flair des leicht maledivisch anmutenden Luxushotels

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Neben einem exklusiven und vielfältigem Wellness-& Spa-Angebot, welches sowohl in Südtirol wie aber auch in Lazise Seinesgleichen sucht, bestechen alle drei Resorts durch ihr ausgezeichnetes kulinarisches Angebot. Neben der klassischen Gourmet-Halbpension bietet z.B. der Quellenhof in Passeier seinen Gästen in zwei weiteren Restaurants, der „Gourmetstube 1897“ (2022 vom Gault&Millau mit 3 Hauben ausgezeichnet!) und dem Sky Restaurant „Teppanyaki“ Kochkunst vom Feinsten! Im Quellenhof Luxury Resort Lazise hingegen genießen die Gäste vom Panorama-Restaurant mit Cabrio-Dach einen traumhaft romantischen Ausblick auf den See. Die See Lodge verwöhnt ihre Gäste mit einem weiteren, ganz exklusiven Spezialitätenrestaurant , dem „underwater restaurant“ mit exquisiten Edelfisch-Kreationen in stimmungsvoller unterwasser-Atmosphäre.

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ma-Restaurant mit Cabrio-Dach einen traumhaft romantischen Ausblick auf den See. Die See Lodge verwöhnt ihre Gäste mit einem weiteren, ganz exklusiven Spezialitätenrestaurant , dem „underwater restaurant“ mit exquisiten Edelfisch-Kreationen in stimmungsvoller unterwasser-Atmosphäre.

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TEXT & ZUSAMMENSTELLUNG MARJOLEIN ZUIDERENT ITALIEN MAGAZIN 31
NUOVO
©KENNEDY PRODUCTION
Vincenzo Andronaco

NACH APULIEN Mit Vincenzo AndroNICA

„Wir bringen Italien nach Deutschland“

Vincenzo Andronaco ist Namenspatron von Andronaco, einem beständig wachsenden Imperium aus italienischen Supermärkten, Restaurants und Online-Shops. Schon seit fast 40 Jahren importiert er das „italienische Lebensgefühl“ nach Deutschland.

Es ist eine klassische Geschichte nach dem Muster „vom Gastarbeiter zum Millionär“. Mit 18 ist Vincenzo Andronaco aus Sizilein nach Hamburg gekommen mit einem Koffer voller Träume. Jahrelang hat er auf dem Bau geschuftet, bis er die Chance bekam, einen Obst- und Gemüsestand am Barmbeker Bahnhof in Hamburg zu eröffnen. Dort war die Nachfrage nach italienischen Spezialitäten groß, denn Italien war seit den 1950ern das favorisierte Urlaubsland der Deutschen. Es war der Beginn einer Erfolgsgeschichte, die nun schon gut 40 Jahre andauert. Nach der Eröffnung seines ersten Grande Mercato Andronaco in Hamburg­Billbrook am Rande des Hafens folgten zwei weitere italienische Supermärkte in Hamburg und sieben weiteren deutschen Städten, von Hannover bis Köln und von Ratingen bis Eckernförde. Mitt­

lerweile importiert Andronaco mehr als 7500 italienische Produkte nach Deutschland, von Olivenöl, Mozzarella und Pasta bis Brunello, Barolo und dem sogenannten SuperTuscans. Mit über 1500 verschiedenen Weinen ist er der größte Importeur italienischer Tropfen in ganz Deutschland.

Hallo in der Hafencity

Dabei hält sich hartnäckig das Gerücht, dass Vincenzo alle Lebensmittel auf seinen Italienreisen selbst aussuche. Doch es blieb nicht allein bei Supermärkten. In der hippen Hafencity locken ein AndronacoBistro, eine Pizzeria, eine Gelateria sowie ein kleiner Feinkostladen mit Frischetheke, die sogenannte Salumeria. Dort sind neben einer Auswahl an Wurst, Mortadella und Prosciutto auch 200 verschiedene Sorten italienischer Käse, Trüffel und andere typische Delikatessen erhältlich. Mittlerweile ist ein schickes

Restaurant im Binnenhafen von Hamburg­Harburg hinzugekommen, Silo 16, wo Küche und Ambiente noch edler sind. Das Unternehmen beliefert zudem die Gastronomie, vor allem in Deutschland. Hier ist Sohn Florian Geschäftsführer. Der Gründer selbst scheut die Öffentlichkeit nicht. Seine jüngst in die Tat umgesetzte Glamourhochzeit mit der Kasachin Anjelica ist sogar auf YouTube zu bewundern. Und jetzt hat er eine Gruppe Journalisten sowie ein Filmteam eingeladen, um mit ihm nach Apulien zu fliegen und mit eigenen Augen zu sehen, woher Andronaco seine hervorragende Ware bezieht. In diesem Fall die Cantine Due Palme, ein großes Weingut im Dorf Cellino San Marco in der Provinz Brindisi. Vor der Besichtigung am nächsten Tag aber muss natürlich ausführlich diniert werden. Also fahren wir nach Mesagne, einem hübschen Städtchen mit Kopfsteinpflaster und engen

TEXT FABIAN TAKX FOTOS FABIAN TAKX & KENNEDY PRODUCTION >
33 ITALIEN MAGAZIN

TIPPS

ESSEN UND TRINKEN

• Osteria Antico Forno

Piazzetta Dei Caniglia Mesagne BR Tel. +39 349 614 9997

• Ristorante La Dogana

Exklusives Fischrestaurant, schick und hochpreisig, aber sein Geld wert.

Viale della Libertà 93, Lecce Tel. +39 0832 401054 ladoganalecce.it

• Cantine Due Palme

Weinproben und Besuch des Unternehmens auf Anfrage.

Via San Marco 130 Cellino San Marco, Brindisi Tel. +39 0831 617865 cantineduepalme.wine.it

ÜBERNACHTEN

• Tenuta Moreno

Ländlich gelegenes ViersterneFamilienhotel in einem Bauernhof aus dem Jahre 1700, der zu einem modernen Haus mit großem Schwimmbad, schönen Gärten, Olivenhain und Tennisplätzen umgebaut wurde. Angenehmes Restaurant mit einfacher, traditioneller Küche. Contrada Moreno, Mesagne tel. (+39) 0831 774960 tenutamoreno.it

• Villa Neviera

Die Villa Neviera soll voraussichtlich 2023 als Boutique-Hotel eröffnen.

Via Campi Salentina 234, 72020 Cellino San Marco (noch wird man zur Webseite von Due Palma umgeleitet)

Gassen, die sich durch die typischen weißen Häuserzeilen schlängeln. Das Lokal heißt Antico Forno, weil hier früher ein Steinofen stand, wo das ganze Städtchen sein Brot backen konnte. Heute kann der Tourismus in Mesagne guten Gewissens gefördert werden, doch das war schon mal anders. Mesagne war der Hauptsitz der apulischen Mafia, der Santa Corona Unità. Ein wohlklingender Name, doch einer der Gastgeber von Due Palme erzählt mit viel Gespür für �bertreibung, dass in der Hochzeit der organisierten Verbrechens täglich „zwei oder drei Menschen umgelegt“ wurden. Davor muss man ihm zufolge keine Angst mehr vor haben. „Die Capi von Santa

Corona sitzen im Knast. Oder sie sind im Ruhestand.“ Während des Diners würdigen Redner den 1975 in Krefeld geborenen Bürgermeister von Mesagne, Toni Matarelli, der Seite an Seite mit Angelo Maci (dem Gründer von Due Palme) gekämpft hat, um die Santa Corona klein zu kriegen. Mit Erfolg.

Viel Fingerspitzengefühl

Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass dies nicht der schönste Teil Apuliens ist. Die Region ist völlig flach und viele Felder sind verdorrt. Hier und da dämmern Parzellen scheinbar ungenutzt vor sich hin, dann wieder ragt ein schiefer Telefonmast oder ein Städtchen mit auffällig wenig

ITALIEN MAGAZIN 34
Das Stadttor von Lecce

Bäumen in den Himmel. Die kahle Landschaft erinnert an den FelliniFilm La Strada, auch wenn der in den Abruzzen gedreht wurde. Olivenhaine und Rebstöcke gedeihen allerorten, denn obwohl es an Hügeln fehlt, eignet sich das Klima hervorragend zur Produktion von Olivenöl und Wein. Der „Stiefelabsatz“ ist an zwei Seiten von Wasser umspült, das Ionischen Meer und der Adria, und an Sonnenstunden mangelt es sicher nicht.

Angelo Maci bewies dasselbe geschäftliche Fingerspitzengefühl wie Vincenzo Andronaco, denn ihm gelang es 1000 Weinbauern unter einem Markenschirm zu vereinen: Due Palme. Aus ihrer Produktion versteht er es, hervorragende Weine zu keltern, die wir verkosten. Im Empfangsraum sehen wir Angelo auf einem Foto mit Papst Franziskus, wobei der Papst der Begegnung ebenso viel abgewinnen zu können scheint, wie der Unternehmer.

Heute ist Tochter Melissa Chefin des Unternehmens. Gemeinsam mit der kaufmännischen Direktorin Antonella di Fazio zeigt sie die Keller mit den Eichenholzfässern, in denen die besten Tropfen reifen. Die Produktion ist nicht offiziell biodynamisch, wohl aber nachhaltig, so Antonella, denn Pestizide oder andere Chemikalien kommen nicht zum Einsatz. Um den Bekreuzten Traubenwickler, einen schädlichen Nachtfalter, der auf Italienisch tignoletta heißt, das Leben schwer zu machen, verwendet man eine Methode mit dem interessanten Namen confusione sessuale (wörtlich sexuelle Verwirrung). Bei den Weinstöcken hängen Ampullen mit weiblichen Hormonen, weshalb die Falter-Männchen vergessen, die Weibchen an den Primitivo­ und Negroamaro­Trauben zu begatten. Unternehmenschefin Melissa wurde auf originelle Weise auf dem Weingut inthronisiert, wie es schon Ange-

los Onkel, der ohne einen Sohn geblieben war, mit seinem Neffen gemacht hat: Im Alter von 19 Jahren bekam sie einen Weingarten geschenkt. Seitdem war sie Partnerin und es gab keinen Weg mehr zurück. Due Palme garantiert dem Großhandel Andronaco eine große Bandbreite an Weinen, stolze 2,5 Millionen Flaschen jährlich. Anlässlich des 40-jährigen Jubiläums hat er fünf hervorragende Weine ausgesucht, auf deren Etikett „1-983“ stehen wird. Angelehnt an das Gründungsjahr 1983 von Andronaco. Die Serie umfasst mehrere grandiose Weine aus den besten Gebieten Italiens.

Lebendiges Lecce

Lecce ist wohl die schönste Stadt Apuliens und eine der attraktivsten des Landes. Wir bewundern den prächtigen barocco Leccese, den so überschwänglichen Barock aus Lecce, der die porösen Kalksteingiebel der vielen Kirchen mit

35 ITALIEN MAGAZIN WIR BRINGEN ITALIEN NACH DEUTSCHLAND
Auch ohne Hügel eignet sich die Region hervorragend zum Anbau von Oliven und Wein: Der Stiefelabsatz wird an zwei Seite von Wasser umspült - und an Sonne mangelt es nicht >
Vincenzo und sein Frau Angelica Angelo Maci Marketingdirektorin Antonella di Fazio mit Melissa Maci
FOTOS©KENNEDY PRODUCTION

TIPPS

BESUCHEN

• Lecce

Lecce wurde schon im 7. Jh. v. Chr. gegründet. Heute ist es eine pulsierende Uni-Stadt mit einer überdurchschnittlich jungen Bevölkerung und 90.000 Einwohnern. Sehenswürdigkeiten sind das Römische Amphitheater aus dem 2. Jh. n. Chr. und die vielen Barockbauten aus dem 17. Jh, darunter die Basilica di Santa Croce, der Dom, der Palazzo Celestini sowie die Priesterseminare. Die Altstadt mit ihren vielen Geschäften, Restaurants und Boutiquen ist sehr lebendig.

• Mesagne

Kleine Stadt mit einem charmanten mittelalterlichen Zentrum voller romantischer Gassen und einem Schloss aus dem 11. Jh. Früher war hier das Hauptquartier der apulischen Mafia, aber das ist Vergangenheit.

• Andronaco

Die zehn italienischen Supermärkte sowie Bistros und Gastronomiebetriebe des Andronaco-Imperiums finden sich unter: andronaco.info

ANREISE

Apulien ist über die Flughäfen von Brindisi (am nächsten) und Bari erreichbar. Lufthansa und Ryanair fliegen von Deutschland aus nonstop dorthin.

einem Gewimmel an Heiligen und Dämonen unterschiedlichster Art und Größe verziert. Lecce ist eine lebendige Studentenstadt mit viel Stil und hippen Einkaufsstraßen, wo sich jeder Freund italienischen Designs verlustieren kann. Nicht weniger barock fällt unser Essen im Fischrestaurant La Dogana aus, wo Paola, die Sommelière von Due Palme, uns zeigt, welch bemerkenswert wertvollen Weine sich als Begleiter der Schalentiere eignen.

Die Deutschen lieben uns

Am nächsten Morgen steht Vicenzo, dessen Statur von einer großen Liebe zur italienischen Küche kündet, vor uns. Mit bemerkenswerter Frische und energischer Motorik führt er in uns in einen der Weingärten von Due Palme. Während eine Drohne des deutschen Kamerateams über den Weinstöcken schwebt, berichtet er begeistert von la dolce vita, dem italienischen Lebensgefühl und der Bedeutung von Qualität. Anschließend nimmt er sich Zeit für ein Interview über sein Lebenswerk. Nach all den Jahren spricht

er perfektes Deutsch mit charmantem Akzent. Dabei ist er auf angenehme Art körperbetont. Zu meinem Erstaunen erzählt er, dass er als junger Mann mit einem Freund vor allem deshalb nach Deutschland gegangen sei, um in der Disco Mädchen zu treffen. Sein Vater besaß Land in Sizilien, arm waren sie also nicht. Der Freund hatte nach sechs Monaten genug und kehrte nach Sizilien zurück. Vincenzo aber blieb. Er sagte sich entschlossen: „Ich gehe nicht ohne Geld zurück“.

Wie er seinen geschäftlichen Erfolg erklärt? Hierzu zählt er an seinen Fingern die verschiedenen Faktoren ab: „Ehrlichkeit, Korrektheit, Fleiß. Hinzu kommt das große Glück einer guten Gesundheit. Und dass die deutschen Banken an mein Konzept geglaubt haben und es finanziert haben.“ Auch hat sich der Unternehmer in Deutschland stets wohlgefühlt, Diskriminierung ist ihm erspart geblieben. Im Gegenteil: „Die Deutschen lieben Italien, schon direkt nach dem Krieg sind sie wieder dahin in den Urlaub

ITALIEN MAGAZIN 36
Die Villa Neviera

Obwohl sein Konzept nicht selten kopiert wurde, hat Vicenzo kein schlechtes Wort über für seinen Konkurrenten: Das ist ein Freund von mir

gefahren.“ So musste es ein Erfolg werden. Ich hab immer gesagt: Wir sind Italiener, wir verkaufen unsere Kultur.“ Auch arbeitet er weiterhin, obwohl er die 70 überschritten hat, doch er sieht die Dinge entspannter. Auch erweitert er das Sortiment und denkt sich ständig neue Sachen aus, von Weinverkostungen in den Grande Mercati bis zu Weihnachtsfeiern. Ob jemand sein Konzept kopiert hat? „Und wie!“, sagt er mit einem müden Grinsen. „Als wir mit dem Foodcourt angefangen hatten, hat das jeder nachgemacht. Und genauso mit dem Bistro.“ Doch kein schlechtes Wort über Eataly, den an-

deren italienischen Foodcourt: „Das ist ein Freund von mir“.

Lobeshymnen

Am nächsten Tag wird der neueste Ankauf von Due Palme gefeiert: Villa Neviera ist ein schönes Schlösschen aus dem 19. Jh. mit 18 Hektar Weinbergen. Bald kann man hier als „Önotourist“ stilvoll übernachten. Angelo Maci war als kleiner Junge hier auf dem Rad unterwegs. Der monumentale Bau wir auch als il castello oder Torre del Rifugio bezeichnet, der Zufluchtsturm, weil König Vittorio Emanuele III hier im September 1943 aus Angst vor den

Deutschen und den Alliierten Unterschlupf fand. Doch daran denkt heute kaum jemand noch. Am Abend sind alle Gäste alle weiß gekleidet; eine Tradition bei der Einfuhr der Ernte. Musik erklingt und erneut ein paar Reden, wobei sowohl für Angelo Maci wie auch Vincenzo Andronaco mit Lob nicht gespart wird. Vincenzo ist den Tränen nahe, als er Angelo, als Socio dei tutti soci (Kompgagnon aller Kompagnons) würdigt. „Entschuldigt, aber das rührt mich wirklich!“, seufzt er. Jeder glaubt es. Schließlich hat er Italien voller �berzeugung nach Deutschland importiert. •

37 ITALIEN MAGAZIN WIR BRINGEN ITALIEN NACH DEUTSCHLAND
Sommelière Paola von Due Palme
©KENNEDY PRODUCTION

MARTIN ZÖLLER IST AUTOR VON „MADONNA, EIN BLONDER! GANZ UND GAR NICHT ALLTÄGLICHE GESCHICHTEN AUS ROM“

Gutes Karma, guter Kaffee!

Das Gute an Italien ist ja, dass dort Norden ja auch schon Süden ist, also von uns aus gesehen. Selbst wenn man bei zehn Grad am Brenner friert und es regnet, ist man immerhin schon im Süden und es fühlt sich alles besser an. Trotzdem: Ins Jahr 2023 muss noch mehr Süden rein. Also Süditalien.

Fahrt runter! Bleibt nicht am Gardasee kleben! Rom ist brav wie Hannover, Mailand wie Kassel und Meran schön und fad wie Baden-Baden.

Aber, und das ist natürlich die schlechte Nachricht: Irgendwann ist jeder Urlaub vorbei, ob in Nord-, Mittel- oder Süditalien. Zum Glück gibt es Möglichkeiten, den Urlaub in der Seele zu verlängern.

Erstens, sehr einfach: Man sollte einfach immer bei der Abreise den nächsten Urlaub in Italien geplant haben.

Zweitens: Natürlich kann man sich Essen und Trinken aus Italien mitnehmen. Früher war das nicht nur aus Nostalgie sinnvoll, sondern auch, weil es natürlich nicht so viele echte italienische Lebensmittel in Deutschland gab. Ich erinnere mich an viele Rückreisen aus Italien mit meinen Eltern, die wir eingequetscht im Auto verbrachten, weil importiertes Olivenöl höher geschätzt wurde als die Beinfreiheit der eigenen Kinder. Heute braucht es das eigentlich nicht mehr, weil Olivenöl so deutsch ist wie Sauerkraut. Deshalb: Wenn ich jemandem Lebensmittel aus Italien mitbringe, dann Gewürze. So sind in meiner Pfeffermühle aktuell noch Körner aus Südtirol, bald füll ich die aus Neapel nach. Und mein Paprikapulver ist aus Paris.

Drittens: Man kann etwas hinterlassen, dass weiterlebt. Keine taufrische Idee, aber trotzdem schön ist es, die obligatorische Münze in die Fontana di Trevi in Rom zu schmeißen - natürlich nur mit der linken Hand über die rechte Schulter.

Denn nur dann wird man bekanntermaßen Rom bald wiedersehen – zumindest solange der Saugroboter oder der Besen den Brunnen nicht schon wieder vom NostalgieAnker befreit hat.

Die beste Lösung hat, viertens, natürlich Neapel parat, denn in Neapel denkt man sowohl praktisch als auch mit Herz. Die Stadt hat eine Lösung gefunden, wie man noch vor Ort und doch nicht mehr vor Ort sein kann. Denn in Neapel gibt es die Tradition, einen Anker auszuwerfen und etwas zu hinterlassen, das auch noch Freude macht: den Caffè sospeso, einen „aufgehobenen“ Kaffee.

Ein zwar bezahlter, aber nicht konsumierter Kaffee für einen späteren, unbekannten, Kunden: Man geht in eine Bar – zum Beispiel die legendäre Bar Nilo an der Ecke Spaccanapoli/ Via Nilo – und bestellt einen Caffè oder Cappuccino für sich und einen Caffè sospeso für den Unbekannten. Vergangene Woche hatte der Barista noch ein gutes Dutzend Caffè sospeso auf der Liste. „Sie darf nie leer sein“, sagte er. Vergesst das Olivenöl, vergesst vor allem auch den Sand und die Steine, die man ohnehin aus Italien nicht mehr ausführen darf. Wer sich möglichst lang an den Urlaub erinnern will, der bestellt einen Caffè sospeso. Und wenn an einem kalten Wintermorgen plötzlich ein Sonnenstrahl durch die Wolkendecke nördlich der Alpen bricht, dann weiß man: Irgendwo tief im schönen Süden Italiens freut sich gerade jemand über die gute Tat vom letzten Sommer, den Caffè sospeso. •

39 ILLUSTRATION MARIEKE VAN DITSHUIZEN ITALIEN MAGAZIN MARTIN

rome

DAS ganz süsse DOLCE Vita

Von römischer Pizza über das Geheimnis der perfekten Pasta alla Carbonara bis zu den besten Fischrestaurants der Stadt. Susan Piaserico teilt ihre kulinarischen Tipps für die populärsten Städte Italiens: Venedig, Mailand, Florenz und – in diesem Heft – Rom.

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SUSAN PIASERICOS KULINARISCHES TAGEBUCH
TEXT SUSAN PIASERICO FOTOS SUSAN PIASERICO & STEFANO PIASERICO
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Aufschlagseite: Pierluigi, eine der schönsten Terrassen von Rom. Oben: das Caffè Roscioli; lang gestreckte Pizzen bei Forno Monteforte. Rechts: das Antico Forno Roscioli.

La dolce vita, das süße Leben. Das sind immer noch die wohl passendsten Worte, um das Leben in Rom zu beschreiben. Dieser ganze Text könnte ein einziger Lobgesang auf Rom sein. Die magische Stadt, in der man sich Stunden, Tage, ja Wochen treiben lassen kann. Eine Stadt, über die ganze Bibliotheken voll geschrieben wurdenund eine der schönsten Städte der Welt, wenn nicht gar die Schönste. Doch manchmal genügen einfach diese drei Worte. Natürlich ist Rom auch eine

touristische Stadt, Millionen Menschen möchten für einige Tage in den Genuss ihrer Magie kommen. Anlass genug, Sie mit auf eine kulinarische Reise durch Rom zu nehmen, dorthin, wo die Römer bis tief in die Nacht essen und trinken. Laut, wild gestikulierend und stets in Begleitung ausreichender Mengen Wein.

Cappuccino und Maritozzo

Wenn die Stadt erwacht, die knallende Sonne in den Sommermonaten noch kurz auf sich warten lässt und die Stadt am schönsten ist, stehe ich früh auf, um ein halbes Stündchen in straffem Tempo zu spazieren. Als Belohnung gönne ich mir die Krönung des italienischen Frühstücks: einen Cappuccino und Maritozzo in der Morgensonne. Ein Maritozzo kann man durchaus mit einer Brioche vergleichen,

ein süßes, weiches Brötchen, das traditionell mit Sahne gefüllt ist. Das Ganze ist luftig und erinnert mich dank der Sahnefüllung stets an ein perfektes Wölkchen. Eine süße Sünde, die laut Geschichtsbüchern schon seit Jahrhunderten verspeist wird: Früher haben italienische Männer am ersten Freitag im März Junggesellinnen ein Maritozzo geschenkt, um deren Herz zu erobern und eine Hochzeit in Erwägung zu ziehen. Als zusätzliche Überraschung wurden nicht selten Juwelen darin versteckt. Dieser Tradion übrigens verdankt das Gebäck auch seinen

ITALIEN MAGAZIN 42

Namen, der sich von Marito ableitet, Ehemann. Im Caffè Roscioli wird der Maritozzo erst auf Bestellung mit Sahne gefüllt. Es ist denn auch für diese Art des Frühstücks eines der beliebtesten Cafés in ganz Rom und es landet regelmäßig weit oben auf allen italienischen Bestenlisten.

Eine etwas andere Pizza

Wer davon ausgeht, dass alle italienischen Pizzen rund sind, den entführe ich gerne in ein neues Universum: Römische Pizza nämlich ist entweder langgestreckt oval oder rechteckig. Wir beginnen um die Ecke des Campo de’ Fiori im Forno Monteforte. Was mich betrifft, hat das Haus die allerbeste Pizza alla Pala. Sie ist mit 30 Zentimetern eher schmal, dafür aber mit über einem Meter umso länger. Bekannt ist sie auch für ihren gewässerten Teig, der nicht weniger als 72 Stunden gehen muss, ehe er auf hoher Temperatur im Holzofen gebacken wird. Jeden Tag sind mindestens acht Varianten im Angebot, die mit den besten Zutaten belegt sind. Tipp: Probieren Sie vier Sorten, denn die Festlegung auf nur eine Geschmacksrichtung ist unmöglich.

Die zweite rechteckige römische Pizza ist die Pizza in Teglia, die in einer rechteckigen Form von 60 mal 40 Zentimetern gebacken wird. Wie Sie inzwischen vermutlich wissen, nehmen es Italiener sehr genau, wenn es ums Essen geht. Warum also sollten sie bei den vordergründig eher zweitrangigen Abmessungen einer Pizza eine Ausnahme machen? Der Teig dieser Pizza besitzt einen noch höheren Feuchtigkeitsanteil, das Verhältnis von Wasser zu Mehl kann von 80 bis zu 100 Prozent reichen. Das Ergebnis ist eine Pizza mit sehr dünnem Teig, die gut verträglich ist. Wenn Sie die leckerste Pizza in Teglia

suchen, brauchen Sie nur nach den längsten Warteschlangen vor dem Eingang Ausschau zu halten. Oder nach kleinen Gruppen von Menschen, die Servietten und kleine Stücke in der Hand halten und sich gegenseitig wohlwollende Blicke zuwerfen, während sie verstohlen einen Happen nehmen. Im Antico Forno Roscioli etwa ist es immer voll. Auch wird das Pizzastück sofort auf aus der Hand dem Bürgersteig vertilgt, so wie es sich für gutes Street Food gehört.

Aber das war noch nicht alles: Sie müssen sich unbedingt Platz lassen für ein Stück Pizza e Mortazza (Pizza mit Mortadella) von Forno Campo de’ Fiori. Dabei handelt es sich nicht um eine traditionell belegte Pizza, sondern um eine sogenannte Pizza Farcita mit einer Füllung.

• Roscioli Caffè Piazza Benedetto Cairoli 16

• Forno Monteforte Via del Pellegrino 129

• Antico Forno Roscioli Via dei Chiavari 34

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Die traditionelle Variante besteht aus zwei Scheiben Teig mit dünn aufgeschnittener Mortadella dazwischen. Eine absolute

• Forno Campo de’ Fiori Vicolo del Gallo 14

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Im Antico Forno Roscioli ist es immer voll. Das soeben gekaufte Stück Pizza wird sofort gegessen, wie es sich für gutes Street Food gehört
TIPPS

Oben: das Forno Campo de’ Fiori; bedruckte Textilien bei Fabindia Roma.

Rechts: das Il Marchese serviert die perfekte Pasta alla Carbonara.

Empfehlung. Alle Backstuben übrigens liegen fußläufig zueinander gelegen und eignen sich daher perfekt, um zum Lunch bei allen dreien vorbeizugehen.

Shopping nach dem Lunch

Wer nach dem Lunch Lust auf ein wenig Retail Therapy verspürt, sollte sich auf einen Sprung zu Fabindia Roma und Chez Dede begeben. Das erstere Geschäft ist für seine bedruckten Textilien bekannt, die zu Tischtüchern und Decken aber auch zu prächtigen sommerlichen Röcken verarbeitet werden. Ich selbst besitze inzwischen eine große Sammlung an

Servietten, die in den Sommermonaten fast täglich zum Einsatz kommen. Chez Dede ist ein italienischer Concept Store mit französischem Einschlag. Kunden finden hier von Accessoires über Parfüm bis zu Einrichtungsgegenständen fast alles, egal, ob neu oder alt. Ein Set versilberte Vintage-Eisbecher zum Beispiel. Es lohnt sich immer, einen Blick hinein zu werfen. Nun ist es an der Zeit, uns mit jenem Rezept zu befassen, das im Ausland am häufigsten verfälscht wird. Die Pasta alla Carbonara. Italiener nämlich ergreift blankes Entsetzen, wenn sie in ausländischen Kochshows mit ansehen müssen, wie ein

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halber Liter Sahne durch dieses Gericht gerührt wird. Sofort beginnen sie in Rom leidenschaftliche Diskussionen mit dem Bildschirm, denn Pasta alla Carbonara wird unter keinen Umständen jemals mit Sahne zubereitet. Viel mehr sind die Zutaten an einer Hand abzuzählen: Guanciale (Speck aus der Schweinebacke), Eier, Pecorino und schwarzer Pfeffer. Das Geheimnis besteht darin, die kalte Mischung aus Eiern und Pecorino in genau dem richtigen Moment unter die gekochte Pasta zu mengen. Wenn dies gelingt, entsteht ein herrlich - ja - sahnige Sauce. Geht es schief, bekommen Sie einen Teller Nudeln mit Rührei. Übung macht was das betrifft den Meister. Doch wer es einmal raus hat, beherrscht ein äußerst simples Gericht für daheim. Allerdings gilt wie so häufig, dass die Pasta in Rom noch ein bisschen leckerer ist, als anderswo in der Welt. Il Marchese serviert eine perfekte Pasta alla Carbonara. Sie

kommt al dente in einer Pfanne. Ein Gericht, wofür man mich auch mitten in der Nacht wecken darf. Es ist herzhaft genug, um den Wein noch leckerer zu machen und so sahnig, dass man beim Essen besser nicht kleckert.

Römische Klassiker

Ein Gericht, dass man eigentlich ausschließlich in Rom findet, sind Carciofi alla Giudia, ganze, frittierte Artischocken. Ich weiß ganz genau, dass mir diese Speise noch nie begegnet war, ehe ich zum ersten Mal mit meinem Mann in Rom war. Er fährt niemals nach Haus, ohne ein oder zwei frittierte Artischocken verspeist zu haben. Das geht nirgendwo besser als in der Trattoria Al Moro. Mitten in der Stadt, nur einen Steinwurf vom TreviBrunnen entfernt, verirrt sich kaum ein Tourist in dieses wunderbare, traditionelle Lokal. Es verfügt über eine schöne Außenfläche, doch ich bevorzuge die mit grün

• Fabindia Roma Via del Banco di Santo Spirito 40 fabindiaroma.it

• Chez Dede Via di Monserrato 35

• Il Marchese Via di Ripetta 162 ilmarcheseroma.it

• Trattoria Al Moro Vicolo delle Bollette 13 ristorantealmororoma.it

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Im Il Marchese serviert die Küche perfekte Pasta alla Carbonara. Die Nudeln kommen al dente in einer Pfanne. Ein Gericht, für das Sie mich mitten in der Nacht wecken dürfen
> TIPPS

verkleideten Bänke im Innern. Die Tische stehen so dicht auf dicht, dass man bei seinem Nachbarn fast auf dem Schoß sitzt. Der Service ist zuweilen etwas barsch –oder ist es der Gründer, dessen strenger Blick von einem riesigen Porträt in den

Speisesaal fällt? Egal, denn viel römischer als hier wird ein Restaurantbesuch nicht . Wenn Sie nach einem üppigen Mahl am nächsten Morgen mit dem Bedürfnis nach Bewegung wach werden, kann ich Ihnen einen Spaziergang (oder einen Lauf) am Tiberufer empfehlen. Im Zentrum verläuft ein Pfad direkt am Fluss, wo der Lärm von Rollern und Autos ganz weit weg scheint. Ein Wohltat.

Zeit für ein Eis

Nachdem ich hunderte Eindrücke verarbeitet habe, ist es für mich höchste Zeit für ein Eis im Giolitti. Der Name ist ein Begriff, denn die Römer kommen bereits seit 1900 hierher zum Eis essen. 1953 erlangte Giolotti durch den Film Roman Holiday Weltruhm, als die von Audrey Hepburn gespielte Figur auf der Spanischen Treppe ein Eis verspeiste. Die Bestellung ist typisch italienisch, denn man muss erst an der Kasse bezahlen, ehe man mit dem Bon zur Vitrine geht, um aus über 50 Sorten zu wählen.

Schick am Abend

Den Abend sollten Sie mit einem Aperitivo beginnen in einem der schönsten Innenhöfe Roms im Hotel de Russie. Ich könnte mich über die Terrasse auslassen, die sich über mehrere Ebenen erstreckt, oder von den perfekten Rabatten voller opulenter Gewächse erzählen, doch ich rate Ihnen, einfach selbst einen Tisch im Garten dieses Fünfsternehotels zu buchen und die Schönheit

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• Giolitti Via degli Uffici del Vicario 40 • Hotel De Russie Via del Babuino 9 +39 06 32888870 • Dal Bolognese Piazza del Popolo 1 roma.dalbolognese.it • Da Benito e Gilberto Via del Falco 19 +39 06 6867769 TIPPS

zu genießen. Der Garten zieht zum Aperitif ein nicht minder exaltiertes Publikum an. Sollten Sie Appetit haben, müssen Sie nur die Straße überqueren, um zu einer kulinarischen Institution zu gelangen, dem Dal Bolognese. Hier sitzen Sie mit Politikern und Fernsehmoderatoren an Tischen, wo schon viele Hollywood-Stars gespeist haben. Die Karte ist ebenso traditionell wie das Interieur und die professionellen Ober sind ebenso stolz auf ihre Arbeit, wie die Gäste, die sie bedienen. Fein livriert begrüßen sie Stammgäste wie Familienmitglieder. Als ich sie zum Foto bitte, stellen sie sich noch ein klein bisschen gerader auf als sonst. Die Portionen im Dal Bolognese sind groß-

zügig. Falls Sie sich nicht entscheiden können, ist das berühmte Cotoletta alla Milanese eine ebenso verlässliche Wahl, wie frisches Obst mit einer Zabaione und einer Kugel Sahneeis als Dessert.

Fisch, Fisch, Fisch

Ein Restaurant, in dem wir immer essen gehen, wenn wir in Rom sind, ist das Da Benito e Gilberto. Das Fischrestaurant ist mit nautischen Elementen verziert und mit hellblau und weiß gestreiften Stoffen eingerichtet. An den Wänden hängen Modellboote. Aus der winzigen Küche kommt ausschließlich Fisch. Die Speisekarte ist eigentlich überflüssig, denn man stimmt sich mit der Eigentümerin darüber ab, was grad frisch hereingekommen ist.

Das berühmte Cotoletta alla Milanese im Dal Bolognese.

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Im Dal Bolognese sitzen Sie gemeinsam mit Politikern und Fernsehmoderatoren an Tischen, wo schon viele Hollywood-Stars gespeist haben
SUSAN PIASERICOS KULINARISCHES TAGEBUCH

Nonnen auf dem Weg in den Vatikan; frischer Fisch bei De Benedito e Gilberto; die Terrasse von Pierluigi.

TIPPS

zunächst am Tisch gezeigt wird, ehe er im Ofen zubereitet wird. Alternativ gibt es immer Pesce fritta mista, verschiedene Fischsorten, die in hauchdünnem Teig frittiert werden und die nur mit Zitrone serviert werden; ein riesiger Unterschied zu herkömmlichem frittierten Fisch. Bliebe noch das ausführliche Mittagessen, für das in Rom eigentlich nur ein Ort in Frage kommt: Pierluigi. Fernab des Rummels nehmen die Tische dieses Fischlokals fast den gesamten Platz ein. Schon am Eingang wartet ein Stand mit frischem Fisch, bei dessen Anblick ein gewöhnlicher Händler vor Neid erblassen würde.

Anschließend tischt die Crew so lange auf, bis man satt ist. Eine Mahlzeit fängt meist mit einer großen Schale frischen rohen Fisch und Austern an. Es folgt ein Pastagericht wie Linguini mit Hummer oder mit Vongole. Höhepunkt ist ein Fisch, der

Hier sollten Sie keinen schnellen Lunch einplanen, sondern sich ein Vorbild an den Römern nehmen, die hier ausführlich tafeln. Bestellen Sie sich einen Aperitivo, drei Gänge und einen Espresso ­ und genießen Sie das einzig wahre Dolce Vita. •

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• Pierluigi Piazza de’ Ricci 144 pierluigi.it
Der in hauchdünnem Teig frittierte Fisch ist ein Riesenunterschied zu herkömmlichen Produkten auf dem Markt

I h r F e n s t e r a u f R o m

Die ewige Stadt, eine magische Atmosphäre, ein Hotel mitten im Zentrum, das den römischen Stil lebt und sich zu eigen macht. Und auch die Aromen: Enjoy Roma Monti ist eine Einladung, MiT, Mamalia und Mùn, unser Café, unser Restaurant und unsere Sky Bar zu entdecken Dem Geschmack Raum geben, dem Lifestyle Raum geben: Willkommen im DoubleTree by

D o u b l e T r e e b y H i l t o n R o m e M o n t i Piazza dell’Esquilino, 1 - 00185
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Roma,
Hilton Rome Monti

Claudios Koch-Tagebuch

Schmökern, schwelgen, lesen - dieses Kochbuch ist viel mehr als eine Rezeptsammlung. Es ist eine Art Tagebuch des extrovertierten Chefkochs Claudio del Principe. Er teilt seine Gedanken und die drehen sich natürlich immer um Kulinarisches. Typisch italienisch ist die Art, in der er die Zutaten auswählt (wenig, aber gut), zubereitet (mit Liebe) und kommentiert (feurig).

Schätze aus der Tiefsee

Nun habe ich es doch gemacht. In meinem Pasta-Kochbuch a mano habe ich noch von dieser delikaten Kreation abgeraten, aus Vorsicht vor möglichem Frust, weil die Hauptzutat nur schwer erhältlich sei. Mittlerweile ist er aber auch hier im Delikatesshandel angekommen: der sagenumwobene Gambero rosso di Mazara. Der Liebling der Sterneköche. Eine der besten und delikatesten Garnelen überhaupt. Die wunderschönen, intensiv roten Garnelen werden an der Westküste Siziliens bei Mazara durch nachhaltige Fischerei in bis zu 700 Metern Tiefe gefangen. Das Fleisch ist unglaublich zart, es schmeckt süßlich und zugleich intensiv nach Jod. Man sollte sie eigentlich nur roh essen. Ein Hochgenuss. Hier sind sie gefroren erhältlich. Man lässt sie am besten über Nacht sanft im Kühlschrank auftauen. Das Gericht ist denkbar simpel, aber auch undenkbar denkwürdig.

Der Sugo besteht aus gelben Tomaten (vorzugsweise Piennolo-Tomaten), die

einfach in Olivenöl mit etwas Knoblauch so lange geschmolzen werden, bis sie cremig zerfallen. Salzen, pfeffern und die tropfnassen, selbstverständlich frisch zubereiteten Spaghetti alla chitarra darin fertig garen. Immer wieder etwas Pastawasser dazugeben, damit sich alles sämig verbindet. Spaghetti auf dem Teller verteilen, ein paar Löffel beste Stracciatella (das ist das sahnige Innere einer Burrata) daraufsetzen und als Krönung darauf die zu einem Tatar fein geschnittenen, leicht gesalzenen und mit einem Faden Olivenöl marinierten rohen Gamberi rossi di Mazara. Mamma mia, che spettacolo!

Aus den Köpfen und Schalen (Karkassen) ergibt sich eine fast schon unverschämt gute Krustentier-Soße. Dazu Olivenöl erhitzen und die Karkassen geduldig rösten. Wenn sie eine schöne Farbe haben und sich langsam ein Bratensatz am Topf boden bildet, 1 Knoblauchzehe dazugeben, ein paar

halbierte Schalotten, 1 EL konzentriertes Tomatenmark, 1 Stange Sellerie, ½ Fenchel (beides grob zerkleinert) und ein paar Pfefferkörner. Alles mitrösten und dann mit einem großzügigen Schluck Cognac ablöschen. Cognac flambieren (Vorsicht, gibt eine hohe Flamme – einfach cool bleiben). Jeweils einen Schuss Noilly Prat, Weißwein und Portwein angießen und etwas einkochen lassen. Alles mit Wasser bedecken und 15 Minuten offen köcheln lassen. Durch ein Spitzsieb passieren und alles bis auf das letzte Tröpfchen dieses traumhaften Elixiers herausdrücken.

Diese Soße friere ich meistens portioniert in Eiswürfelbeutel ein. Sie lässt sich bei Bedarf noch weiter reduzieren und mit eiskalter Butter wunderbar montieren, sprich binden und eindicken. Ich verwende sie sehr dosiert, um Gerichte mit Krustentieren, Fisch oder Meeresfrüchten auf das nächste Level zu heben. Ahoi, Geschmacksbooster!

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FOTOS CLAUDIO DEL PRINCIPE, AT-VERLAG.CH
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Gente di mare

Das hier ist ein italienischer Klassiker: Seppie, patate e piselli oder auch Seppie in umido. Der Ausdruck in umido bedeutet so viel wie in Soße gedämpft. Der schmackhafte Eintopf kommt zu Hause bei Mamma ebenso oft auf den Tisch wie in einfachen Trattorie an den Küsten oder in Selbstbedienungsrestaurants von Fischereikooperativen. Das Gericht ist so schnell zubereitet – aber es trägt mich jedes Mal so weit weg. Und mit jedem Bissen höre ich mehr und mehr den typischen Klangteppich von Meeresbrandung, Rollern, Geplauder, spielenden Kindern und, mit etwas Glück, den Sommersong Gente di mare aus einer imaginären Jukebox. In unseren Breitengraden ist ja nun nicht jeder mit einem guten Fischhändler ums Eck gesegnet. Deshalb verwende ich anstelle von frischen Seppie und Kraken gerne tiefgekühlte, die einfacher zu finden sind. Wusstet ihr, dass jedes Jahr Milliarden von Seppie ein unwürdiges Ende finden? Sie werden zu oft so schlecht zubereitet, dass sie gummiartig werden und dazu nach nichts schmecken. Mit dieser sanften Schmormethode kann man beides vermeiden. Die Meeres früchte werden butterzart und schenken dem Tomatensud ihren einzig artigen Geschmack.

• Olivenöl extra vergine

• 1 Knoblauchzehe, fein geschnitten

• 1 Peperoncino, entkernt, fein geschnitten

• 1 kg Seppie, tiefgekühlt oder frisch (alternativ kleine Polpi verwenden oder, wie ich, mischen)

• 100 ml trockener Weißwein

• 300 g passierte Tomaten

• 500 g Kartoffeln, geschält und grob gewürfelt

• Salz, schwarzer Pfeffer aus der Mühle

• 1 TL Fenchelsamen, gemörsert

• 500 g Erbsen (tiefgekühlt oder frisch)

• 1 Bund glatte Petersilie, fein geschnitten

Den Boden einer großen Schwenkpfanne mit Olivenöl bedecken, erhitzen und es mit dem Knoblauch und dem Peperoncino bei kleiner Hitze aromatisieren. Seppie (oder klein geschnittene Polpi) kurz darin anschwitzen. Mit Weißwein ablöschen, verdampfen lassen. Tomaten und Kartoffeln dazugeben, alles mit Wasser bedecken, salzen und pfeffern und Fenchelsamen dazugeben. Einmal aufkochen, dann zugedeckt bei kleiner Hitze 15 Minuten schmoren. Erbsen dazugeben und weitere 10–15 Minuten fertig garen. Seppie (oder Polpi) mit einer Gabel anstechen, um sicherzugehen, dass sie weich sind. Andernfalls einfach noch weiterschmoren, bis sie wirklich zart sind. Am Ende nochmals mit Salz und Pfeffer abschmecken, mit Petersilie bestreuen und mit Olivenöl beträufeln.

Das Wichtigste: Unmengen von knusprigem Brot bereithalten. Man möchte nicht einen einzigen Tropfen von diesem köstlichen Sud übrig lassen!

Variante: Anstelle von Erbsen Zucchini in dicken Scheiben verwenden.

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Gelöstes Ausklingen

Zum Silvester-Champagner gibt es kleine Köstlichkeiten zur anregenden Konversation über das scheidende und kommende Jahr, die ich in lockerer Reihenfolge zubereite. Ein Lieblingsgang ist konfierter Saibling mit Beurre blanc.

Den Senf-Kaviar bereite ich jeweils schon vor den Festtagen zu. Er lässt sich in einem Schraubglas lange im Kühlschrank aufbewahren und passt zu vielen Gerichten, die etwas Pep vertragen. Dazu gelbe Senfkörner in einer 2:1-Wasser- Essig-Mischung einlegen. Salz und Zucker rühre ich schrittweise ein und schmecke so lange ab, bis mir das Resultat ausbalanciert erscheint. In ein Schraubglas füllen und mindestens zwei Tage im Kühlschrank durchziehen lassen.

Die Senfkörner quellen dann auf und werden weich, mit einem feinen Biss. Nach Belieben kann man auch weitere Aromageber wie Zitronenabrieb oder Ingwer zufügen.

Die Haut vom Saiblingfilet ziehen und bei 100 Grad im Ofen trocknen, bis sie leicht gebräunt und papierdünn ist. Vor dem Servieren 30–60 Sekunden in schäumender Butter braten – so wird sie unglaublich knusprig und aromatisch!

Die Saiblingfilets leicht salzen. Den Boden einer Auflaufform großzügig mit Olivenöl bedecken, die Saiblingsfilets darin wenden und im vorgeheizten Ofen bei 50 Grad rund 10 Minuten temperieren. Es reicht, wenn die Kerntemperatur um die 38 Grad beträgt. So bleibt der Saibling

unglaublich delikat und schmilzt praktisch im Mund.

FÜR DIE BEURRE BLANC

• 1 Schalotte, fein gewürfelt

• 100 ml trockener Weißwein

• 2 EL Noilly Prat (trockener Wermut)

• 2 EL Weißweinessig

• 200 ml Vollrahm (Sahne)

• 100 g Butter, eisgekühlt, in Würfeln feines Meersalz

• schwarzer Pfeffer aus der Mühle

• 1 EL Colatura di alici (italienische Sardellensauce; ersatzweise asiatische Fischsauce)

• wenig abgeriebene Schale von 1 Bio-Limette

• Sprossen (nach Belieben) zum Garnieren

Schalotte mit Weißwein, Noilly Prat und Essig in eine kleine Pfanne geben und bei hoher Hitze auf 50 ml einkochen. Durch ein feines Sieb passieren, die Schalotte gut ausdrücken und die Flüssigkeit zurück in die Pfanne geben. Den Rahm zugießen und aufkochen. Die Butterwürfel mit dem Schneebesen einrühren, mit Salz, Pfeffer, Colatura und Limettenschale würzen. Die Soße warm halten.

Saibling auf vorgewärmte Teller verteilen, Beurre blanc angießen, Senfkaviar und Sprossen auf den Fisch setzen, die knusprige Haut dazulegen und mit ein paar Tropfen Kräuteröl (Seite 55 des Kochbuchs) abschließen. Allen ein frohes neues und vor allem kochfreudiges und genussvolles Jahr!

> 55 ITALIEN MAGAZIN
CLAUDIOS KOCH-TAGEBUCH

Pac�he�i �ig�ti c�� c�v��� �e��

Im Winter ist es so einfach, dem Grau in Grau etwas Farbe – und damit auch jede Menge wichtige Vitalstoffe – entgegenzusetzen und so die Lebensgeister, mindestens bei Tisch, herauszukitzeln. Ich liebe dieses intensive Grün, das man mit einer Pastasoße aus diesen herrlichen Wintergemüsen wie Cavolo nero (Schwarzkohl) hinbekommt. Und sie ist so schnell zubereitet! Den Cavolo nero, vielleicht so um die 800 g, 15 Minuten in Salzwasser blanchieren. In der Zwischenzeit etwas Olivenöl in einer Schwenkpfanne erwärmen

C�o��he� e di melanz�ne

Danke, glückliche Fügung des Universums!

Das hier war eigentlich nur ein kleiner Kochtest: Ich hatte vom gestrigen PastaWorkshop noch Auberginenfüllung für Cappellacci übrig und dachte:

Kann ich damit so etwas wie boombastic fried eggplant balls machen? Und wie! Kommt ab sofort in mein Antipasti-Repertoire. Außen knusprig, innen wolkenweich. Brutal gut!

Wer nicht wie ich schon eine Füllung parat hat, sticht Auberginen mehrmals ein und backt sie im Ofen (oder Grill) so lange, bis die Haut schwarz und die Aubergine weich ist. Längs aufschneiden und das Innere herausschaben, dabei auch die braunen Stellen vom Innern der Schale sorgfältig lösen, da stecken jede Menge betörende

und mit Knoblauchscheiben und gehackten Peperoncinoschoten aromatisieren. Das Gemüse tropfnass dazugeben und kurz erhitzen, dann salzen und pfeffern. Alles mit ein paar Löffeln Ricotta fein mixen.

Die Pasta sehr al dente kochen, zum pürierten Cavolo nero in die Pfanne geben und sie dort 3–4 Minuten fertig garen. Sie soll sich richtiggehend volllaufen lassen mit diesem betörenden Grün! Auf Teller verteilen und mit gezupftem Mozzarella di bufala (oder ein paar Klecksen Ricotta) aufpeppen. Buon appetito!

Röstaromen drin. Die Masse in einer Schüssel salzen, pfeffern, mit wenig geriebenem Knoblauch, Olivenöl und gehackter Petersilie würzen. Mit geriebenem Pecorino (oder Parmesan) und Semmelbröseln mischen, bis die Masse kompakt und so trocken ist, dass sie nicht mehr klebt. Daraus pflaumengroße Bällchen drehen, durch verquirlte Eier ziehen, in Semmelbröseln wenden und bei maximal 170 Grad haselnussbraun und knusprig frittieren. Auf Küchenkrepp abtropfen lassen und salzen. Man kann die Kroketten gut im Ofen bei 50 Grad warm halten oder auch ausgekühlt essen.

Ich serviere sie am liebsten mit Joghurt, Basilikumöl und Jungzwiebeln. Oder mit einem Crème-fraîche-Kräuterdip.

A Casa, Band 2, Claudio del Principe, AT Verlag, € 39

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Bergkräuter. Rechts: Orta San Giulio.

Die schöne Hexe aus Novara

Attraktive, kluge und frei denkende Frauen hatten im Piemont lange einen schweren Stand. 1610 landete die 20-jährige Antonia als Hexe auf dem Scheiterhaufen. Sie war das letzte Opfer des Bischofs von Novara, der in den Frauen eine Gefahr für die bestehende Ordnung sah. Eine Spurensuche in einer zauberhaften Umgebung.

TEXT UND FOTOS RALF JOHNEN

Wer sich Novara bei Dunkelheit nähert, staunt schon von Weitem über einen hell erleuchteten Turm. Bei genauerem Hinsehen entpuppt er sich als eine Basilika mit Kuppelturm. Mehrere Säulenetagen, die sich nach oben hin verjüngen, treiben ihn auf die erstaunliche Höhe von 121 Metern. Mit Zauberei hat die Statik der Basilika San Gaudenzio nichts zu tun, vielmehr verdankt sie ihre Existenz der glänzenden Ingenieursleistung von Alessandro Antonelli (1798-1888), der zu den

ehrgeizigsten Architekten seiner Zeit gehörte. Der Baumeister besaß zudem die geheimnisvolle und nützliche Gabe, dem Stadtrat von Novara immer mehr Geld abzuringen, um den Sakralbau nach seinen Vorstellungen zu vollenden. Einzigartig solle er werden, versprach er den Steuerzahlern von damals. Seither sorgt der Turm mal für staunende und dann wieder fragende Blicke.

Angekettet

Neuerdings können Besucher den Turm sogar besteigen, da sich im Inneren der Kuppel eine Treppe hinauf windet. Als ginge es um die Absolvierung einer anspruchsvollen Gratwanderungen, rüsten wir uns mit Gurt, Helm und Karabiner. Einmal oben, öffnet sich ein famoser Blick, der an klaren Tagen bis zum zweithöchsten Gipfel der Alpen reicht, dem Monte Rosa. Das ist heute nicht der Fall, doch immerhin können wir die leuchtend grünen Reisfelder erkennen, die sich nahe der 100.000-Einwohnerstadt Novara ausbreiten. Diese Felder, auf denen der weltweit begehrte Arborio-Reis gedeiht, waren einst die Kulisse für ein düsteres Kapitel der piemontesischen Geschichte, das seinen Ursprung in Novara hatte. Gut 13 Kilometer westlich der Stadt liegt auch die Heimat von Sebastiano Vassalli, der inmitten der Reisfelder einen kleinen Bauernhof mit einem hübschen Obstgarten bewohnte. Der Schriftsteller (19412015) mag in weiten Teilen der Welt unbekannt sein, in Italien ist er eine Berühmtheit, der in seinem Todesjahr gar für den Literaturnobelpreis nominiert war. Hauptgrund für seine Popularität ist der Roman „La Chimera“, der auf Deutsch unter dem Titel „Die Hexe aus Novara“ erschien.

Bildhübscher Sündenbock

Das Buch basiert auf der wahren Geschichte des Findelkinds Antonia, die in einem Kloster in Novara aufwächst, um etwa 1600 im Alter von zehn Jahren wie eine Sklavin verkauft zu werden. Zunächst hat das Mädchen Glück, denn eine Bau-

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Unten: Paola Todeschino Vassalli. Rechts: Croveo, Novara, Hexenschild im Piemont

Diese Felder, auf denen der weltweit begehrte Arborio-Reis gedeiht, waren einst Kulisse eines düsteren Kapitels der piemontesischen Geschichte

ernfamilie nimmt sie wie eine Tochter auf. So bleibt ihr das Schicksal der Wanderarbeiter erspart, die unter erbärmlichen Bedingungen in den Feldern schuften, um Italien mit Reis zu versorgen. Schon früh fällt Antonia durch ihr Engagement für die Arbeiter auf. Je älter sie wird, desto aufgeschlossener und schöner wird sie. Als ein Maler sie als Modell für ein Kirchenfresko auswählt, muss sie sich den Vorwurf gefallen lassen, sich auf eine Stufe mit einer Madonna zu stellen. Dann erhält ein neuer Bischof Einzug in Novara, der das Volk für Untertanen hält und die Menschen förmlich dazu zwingt, die Messe zu besuchen und stets höhere Abgaben zu leisten. Auch schürt der Geistliche bewusst �ngste in der ungebildeten Bevölkerung; Freigeister wie die überall beliebte Antonia sind ihm ein Dorn im Auge. Als die junge Frau schließlich auch noch mit einem Protestanten auf Durchreise anbandelt, verbannt er sie aus der Kirche. Fortan macht er Antonia für Krankheit, Tod und

alles Unglück verantwortlich, das den Menschen der Region widerfährt. Die junge Frau wird dämonisiert und trotz der Fürsprache von Familie und Freunden zur Hexe erklärt. 1610 ist sie die letzte Frau, die in Novara auf dem Scheiterhaufen umgebracht wird.

Wieder zum Leben erweckt

Der Schriftsteller Sebastiano Vasselli hat die Geschichte auf zugleich packende und abstoßende Weise aufgezeichnet. Seine Witwe, Paola Todeschino Vassalli, erzählt auf dem Hof wie er bei der Recherche für ein anderes Buch auf Antonias Schicksal gestoßen war. In der Folge hat er immer weiter in historischen Quellen recherchiert. Das in weiten Teilen streng katholische Italien mag dankbar gewesen sein, dass dieses düstere Kapitel weitgehend in Vergessenheit geraten war. Doch Vassalli war fest entschlossen, es zu rekonstruieren. 1990 erschien „La Chimera“ und erregte internationales Aufsehen. In Italien

DIE SCHÖNE HEXE AUS NOVARA
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Sebastiano Vassali, Die Hexe aus Novara, zurzeit nur gebraucht erhältlich

TIPPS

• Cascina Marangana

Das Haus des Schriftstellers

Sebastiano Vassalli ist auf Anfrage öffentlich zugänglich. Kontakt über das Tourismusbüro (www.turismonovara.it).

Mittelfristig soll es zu einem Museum umgebaut werden.

wurde der Roman sogar in den Schulkanon aufgenommen. Laut Paola Todeschino hat ihr Mann sein Ziel erreicht: „Sebastiano war davon überzeugt, dass Literatur Leben retten kann. Auch posthum.“ So ist das Schicksal der Antonia im heutigen Piemont weithin bekannt. Auch in einem umwerfend schönen Restaurant stoßen wir auf sie. Das Pane Amore Poderia serviert in den Sommermonaten in einem umgebauten Stall köstliche Regionalküche wie ein Risotto mit Gorgonzolasoße und Lavendel. Während unser Blick auf fünf nebeneinander errichtete Gotteshäuser fällt, die wie Babuschkas immer größer werden, weht uns ein angenehmer Wind um die Ohren. Wir staunen nicht schlecht, als uns hier ein Wein namens „La Chimera“ serviert wird. Winzer Roccolo Bellini

keltert ihn an den Hängen des Dorfes Mezzomerico aus Nebbiolo-Trauben. Der Wein mit dem klingenden Namen bleibt nicht der einzige Hinweis auf die Hexe und vermeintlich übersinnliche Kräfte.

Hexenwerk!

Auf dem Weg in Richtung Norden begegnen wir immer wieder Phänomenen, für die übersinnliche Kräfte verantwortlich gemacht wurden. Doch auch der Katholizismus hat vielerorts sehenswerte Spuren hinterlassen. In Oleggio etwa die Basilica di San Michele. Die romanische Kirche geht auf das 11. Jh. zurück und begeistert mit gut erhaltenen Freskos. Weiter nördlich bei der Ortschaft Gattico­Veruno stoßen wir in einem Wäldchen auf einen enormen Findling: 8 mal 3,5 m misst der fünf Meter Brocken. In der frühen Neu-

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Alltag am Ortasee. SEHEN & TUN

Wir staunen nicht schlecht, als uns hier ein Wein namens „La Chimera“ serviert wird. Er bleibt nicht der einzige Hinweis auf die Hexe“

zeit konnte man sich nicht erklären, wie er hierher gekommen war. Von der Eiszeit und den Kräften der Gletscher wussten sie nichts. So kursierte auch hier eine Theorie: Hexenwerk!

Langsam nähern wir uns dem Lago d’Orta. Der kleinste der großen italienischen Alpenseen ist von solch betörender Schönheit, dass sich hier wohl niemand über den Verdacht der Hexerei wundern würde. Dessen ungeachtet, schlendern wir direkt am Ufer über einen befestigten Weg und beobachten ein paar Urlauber, die

sich auf Luftmatratzen und kleinen Bötchen treiben lassen. Zu Lande sehen wir eine atemberaubende Villa neben der anderen. Der italienische Geldadel weiß eben schon lange, wo es sich gut leben lässt. Bald entdecken wir einen venezianisch anmutenden Bau mit karmesinroter Fassade. Es ist die Villa Curioni­Mazzetti, die sich in Privatbesitz befindet. Wie Einheimische uns anvertrauen, war der Bau einst ein Hotel. Lange davor hat sich auch hier Unerklärliches abgespielt: Von außen unsichtbar, geht die Villa in eine

ESSEN & TRINKEN

• Pane Amore Poderia

Schönes Restaurant mit schattigen Plätzen unter freiem Himmel und hervorragendem Risotto. Dazu ein guter Feinkostladen. Vicolo della Chiesa, 4, Casalbeltrame, paneamorepoderia.it

• Tavoli in Salumeria Moroni Einfaches Lokal mit lokalen Wurst- und Schinkensorten sowie anderen Leckereien.

Sommerliche Gerichte im La Darbia. >

DIE SCHÖNE HEXE AUS NOVARA
Via degli Avogadro 5b, Novara, Tel. +39 388 474 7093 63 ITALIEN MAGAZIN
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ESSEN & TRINKEN

• Biscottificio Camporelli

Historische Keksfabrik in Novara. Vicolo Monte Ariolo, 3, Novara, camporelli1852.it

• Il Roccolo di Mezzomerico

Weingut, das aus NebbioloTrauben den „La Chimera“ herstellt.

Via Volta, Mezzomerico, ilroccolovini.it

Grotte über, wo einst die Stoßzähne eines Wals gefunden wurden. Es bedarf wohl keiner weiteren Erklärung, welche Kräfte dafür verantwortlich gemacht wurden.

Betörend schön

Unumstrittener Blickfang ist das am Ostufer des Sees gelegene Orta San Giulio. Mit seinen verschlungenen Gassen und den farbenfrohen Häusern an der großzügigen Piazza sieht das Dorf aus wie gemalt.

Als würde das nicht genügen, baut sich in Sichtweite eine Insel auf. Kleine Boote mit kernigen Kapitänen bringen Besucher auf das Eiland. Eine Legende besagt, dass die Isola San Giulio ein gefährliches Schlangennest war, bevor sie von Siedlern christianisiert wurde. Uns zieht es tiefer in die Berge. Vorbei am Nationalpark della Val Grande steuern wir das Ossola­Tal an, das an zwei Seiten von den Schweizer Alpen eingerahmt wird. Eine entlegene Region

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„Mit dem jährlichen Hexenfest wollen wir das Negative wegnehmen, mit dem unsere Kultur belastet ist.“

des Piemont, wo Novara bis heute weit weg zu sein scheint und der Einfluss des Bistums stets gering war. Croveo liegt auf knapp 900 Metern, weshalb es hier auch im Hochsommer spürbar kühler als in der Ebene ist. Im Dorf begegnen wir Kletterern, die es von Frankreich und Spanien aus hierher verschlagen hat. Abgesehen von den hektisch bimmelnden Glocken einer Kirche aber geht es sehr bedächtig zu. Als wir uns in die von kleinen Steinhäusern mit winzigen Fenstern flankierten Gassen vorwagen, wähnen wir uns in einem archaischen Ort.

Vor einer Kapelle treffen wir Luise, die uns von der düstersten Zeit des Dorfes berichtet: Zwischen 1609 und 1611 wurden hier in einem aufsehenerregendem Prozess 21 Frauen und zehn Männer der Hexerei bezichtigt. Es waren vor allem Leute, die sich mit der heilenden Kraft von Bergkräutern auskannten. Katholische Inquisitoren aus Novara allerdings witterten Ungemach. Da das Ossola­Tal ganz in der Nähe zur Schweiz liegt, pflegten die Bewohner einen regen Austausch mit den Helvetiern. Diese aber waren schon damals calvinistische Protestanten – und somit war der Teufel nah! Für die Katholiken, erklärt Luise, war das Anlass hart durchzugreifen: Die Angeklagten wurden wegen Hexerei zu langen Haftstrafen verurteilt, zehn von ihnen starben im Gefängnis.

Heilende Kräfte

Es hat lange gedauert, bis sich Croveo und die umliegenden Dörfer von der Vergangenheit emanzipiert hatten. Seit 2015 gibt es ein jährliches Hexenfest: „Damit“, so Luise, „wollen wir das Negative wegnehmen, mit dem ein Teil unserer Kultur belastet ist.“ Wie das aussehen kann, zeigen sechs Frauen, die sich in der Kooperative Erba Böna zusammengeschlossen haben. Gemeinsam wecken sie das Erbe ihrer

Links: Elegant gekleidete Dame am Ufer des Lago Maggiore. Diese Seite im Uhrzeigersinn: Wappen auf dem Landgut von Sebastiano Vassali; der Kuppelturm von Novara; Madonna in der Kirche von Cavandone.

TIPPS

• La Darbia

Prächtiges Feinschmeckerlokal mit eigenem Gemüsegarten hoch über dem Lago d’Orta.

Via per Miasino, Vacciago, ladarbia.com

• Locanda Lo Scoiatollo Volkstümliches Lokal auf einem Platz im Bergdorf Villette. Spezialität: Risotto mit Blaubeeren und Pasta mit Steinpilzen.

Piazza Emma Brindicci Bonzani, 7, Villette, locandaloscoiattolo.it

SEHEN & TUN

Cupola di San Gaudenzio

Die Kuppel der Kathedrale von Novara kann über Treppen bestiegen werden. Hierzu ist eine spezielle Ausrüstung erforderlich, die Besucher vor Ort bekommen.

Via Gaudenzio Ferrari, 13, Novara, Freitag bis Sonntag von März bis November, € 15, kalata.it

• Consorzio Erba Böna

Ladenlokal der BergkräuterKooperative bei Crodo. Località Verampio, 20, Crodo, erbabonavco.it

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ESSEN & TRINKEN
65 ITALIEN MAGAZIN DIE SCHÖNE HEXE AUS NOVARA

TIPPS

Im Uhrzeigersinn:

Der Markt von Orta San Giulio; „moderne Hexen“ bei Erba Böna; Aperitivo im La Darbia.

SEHEN & TUN

• Tones Teatro Natura Freilufttheater in einem ehemaligen Steinbruch im Ossola-Tal.

Via Valle Formazza, Oira, tonesteatronatura.com

ÜBERNACHTEN

• Hotel Cavour Stadthotel in bester Lage zur Erkundung von Novara.

Via S. Francesco D'Assisi, 6, Novara, hotelcavournovara.com

• Hotel Belvedere Schönes Hotel in den Bergen bei Croveo mit modernen Zimmern und herrlichem Fernblick.

Frazione Mozzio, 37, Crodo, belvederemozzio.it

INFORMATIONEN

• turismonovara.it

• visitossola.it

• lagodorta.piemonte.it

• visit-lakemaggiore.com

Vorfahren zu neuem Leben, indem sie auf den Bergwiesen in großem Stile Heilkräuter sammeln. Laut Vittorina Prina ist Johanniskraut als natürliches Antidepressivum heute besonders gefragt. Malve wirke gegen Malaisen aller Art: „Das haben wir von unseren Omas gegen Zahnschmerzen bekommen.“ Auch Enzian, Eisenkraut und andere Gewächse verarbeiten die Kräuterfrauen zu Tees, Bonbons, Schnäpsen und Seife. „Früher“, sagt Vittorina, „hätten auch wir als Hexen gegolten“. Heute ist der biozertifizierte Betrieb ein florierendes Unternehmen. Am Abend haben wir noch eine Verabredung mit Antonia, der vermeintlichen Hexe aus Novara. Ihre Geschichte ist unter dem Titel „The Witches Seed“ zu einem langen Musikstück geworden und wird an diesem Abend im Tones Teatro Natura uraufgeführt. Der ehemalige Steinbruch scheint eine perfekte Kulisse für das Stück, das aus der Feder zweier Rockstars stammt: Stewart Copeland, Schlagzeuger von The Police, und Chrissie Hynde, Sängerin der Pretenders. Doch als Oper angekündigt,

entpuppt sich das Werk als sperriges Musical mit einem Hang zum Kitsch. Aber die Lichtprojektionen auf dem Gestein wissen zu gefallen. Antonia hätte Besseres verdient. Es bleibt der Trost, dass der Schriftsteller Sebastiano Vassallo der „Hexe“ ein Leben nach dem Tod verliehen hat. •

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„Früher hätten wir auch als Hexen gegolten“. Heute ist der biozertifizierte Betrieb ein florierendes Unternehmen

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Amedeo Modigliani, „Jeanne Hébuterne mit Hut und Halskette“, Paris 1917 (Privatsammlung)

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©IMAGESELECT/ALAMY/HISTORY & ART COLLECTION

AMEDEO MODIGLIANI

Geniale Kunst und Selbstzerstörung

Sein kurzes Leben stand im Zeichen von Kunst, Alkohol und Drogen. Der Bildhauer und Maler Amedeo Modigliani (1884-1920) aus Livorno war zu Beginn des 20. Jh. eine legendäre Figur in der Pariser Kunstszene. Heute erzielen seine Arbeiten astronomische Beträge. 2023 wird Modiglianis Leben von Johnny Depp und Al Pacino verfilmt. TEXT RONALD

Im Sommer des Jahres 1884 liegt Eugenia Modigliani schnaufend im Bett. Nicht aufgrund der Hitze, sondern wegen der Wehen, welche die Geburt ihres vierten Kindes ankündigen. Die Umstände sind alles andere als ideal. Eugenias Ehemann Flaminio, ein Holz- und Steinkohlehändler, hat einige falsche Entscheidungen getroffen und musste Konkurs anmelden. Der Gerichtsvollzieher hat bereits alle Möbel in der reizvollen Wohnung beschlagnahmt. Zum Glück aber existiert eine alte Regelung, laut der das Bett einer Schwangeren (und alles, was darauf liegt) nicht mitgenommen werden darf. Dies nutzt die Familie Modigliani geschickt aus: Sie stapeln all ihre Kostbarkeiten auf dem Bett der ächzenden Eugenia. So geschieht es, dass Amedeo am 12. Juli 1884 inmitten von teuren Kleidern, Uhren, Schmuck und einem Service zur Welt kommt. Seine Mutter betrachtet die bizarre Situation als schlechtes Vorzeichen. Sie fürchtet,

ihr Amedeo könnte ein schweres Leben vor sich haben.

Dedo

Der junge Amedeo, der auf dem Kosenamen Dedo hört, ist ein kleiner Hitzkopf, womit er in der jüdisch-italienischen Familie Modigliani nicht weiter auffällt. Unter den vielen Neffen, Nichten, Onkels und Tanten ist geistige Instabilität eher Regel als Ausnahme, wobei die Bandbreite von Suizid bis Verfolgungswahn reicht. Amedeo hat wenig Kontakt zu seinem Vater Flaminio (der oft auf Geschäftsreise ist), dafür ist er häufig mit Großvater Issac unterwegs, der bei der Familie lebt. Isaac leidet regelmäßig unter Nervenzusammenbrüchen, doch er ist sehr belesen und spricht sechs Sprachen. Amedeo hängt an Isaacs Lippen, wenn dieser über Kunst und Geschichte spricht, weshalb ihn seine Freunde fortan als den „Professor“ bezeichnen. Mit 14 bekommt Amedeo Typhus und

hohes Fieber. Er fantasiert tagelang von intensive Farben. Als er genesen ist, beginnt er wie ein Besessener zu zeichnen und zu malen. Mutter Eugenia, selbst kunstbeflissen, ist davon überzeugt, dass das hohe Fieber Amedeos künstlerische Ader zum Leben erweckt hat. „Dedo macht nicht anderes als malen. Jeden Tag, den ganzen Tag über. Mit enormer Begeisterung!“

Da Amedeo auf der Schule nicht mehr viel leistet und sie weiß, dass ihn eine Karriere als Kaufmann oder Techniker todunglücklich machen würde, schickt Eugenia ihn beim Maler Guglielmo Micheli, einem Schüler von Großmeister Giovanni Fattori, in die Lehre. In Michelis Studio lernt Amedeo alle Aspekte der Malerei kennen. Von der Aktmalerei bis zur Arbeit unter freiem Himmel, von der Abbildung obskurer Gassen in Livorno bis zu Landschaften. Ein reicher Onkel ermöglicht Amadeo das weitere Studium an der Accademia di Belle Arti di

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Venezia, wo er in der reichen Malertradition der Lagunenstadt geschult wird. Im fernen Venedig entdeckt er außerhalb des Einflussbereichs seiner Familie ein Bohemienleben, das sich größtenteils in Kneipen und Bordellen abspielt - aufgeputscht von Hasch, Ether und Kokain. Das schmeckt nach mehr.

Grüne Fee

1906, als er 22 ist, bricht Amadeo nach Paris auf, jener Stadt in der jeder Künstler, der etwas auf sich hält, entdeckt werden möchte. Als

das Geld, das ihm seine Mutter mitgegeben hatte, nach einigen Wochen aufgebraucht ist, schlagen Hunger, Kälte und Einsamkeit unbarmherzig zu. Amedeo trottet in den Künstlervierteln Montmartre und Montparnasse von der einen feuchten, von Ratten bewohnten Hütte zur nächsten. Häufig verschwindet er mit seinem spärlichen Hab und Gut wie ein Dieb in der Nacht kurz bevor er die Miete zahlen muss. Als „Bezahlung“ hinterlässt er Zeichnungen oder Skizzen. Bei Restaurants versucht er so, an Essen

zu kommen, doch fast niemand nimmt seine Werke als Bezahlung an. Mutter Eugenia schickt ihm regelmäßig Geld. Doch anstelle von Lebensmitteln kauft er hierfür meist Drogen: Hasch und Ether um sein Elend zu vergessen, Kokain um fokussiert zu bleiben und bis tief in die Nacht zeichnen zu können. In den Pariser Künstlerkneipen erarbeitet er sich schnell den Ruf eines Säufers mit einer Vorliebe für „die grüne Fee“ Absinth (mit über 50 Prozent Alkohol!). Aufkommende Talente wie Picasso, Diego Rivera und Landsleute wie Boccioni und Severini nehmen ihn nicht ernst, doch sie schätzen ihn als Stimmungskanone und – wenn er grad Geld hat – als Rundenschmeißer. Nach einiger Zeit beschließt Amedeo, das Ruder herum zu reißen. Er hat genug von der Malerei, vom mühsamen Mischen der Pigmenten, dem Gefummel mit Tuben und der Anfälligkeit der Leinwände. Auch ist er die Diskussionen über den „Stil der Zukunft“ leid: Der eine Künstler schwört auf den Expressionismus, der andere auf Kubismus und der nächste auf Futurismus. Amedeo will seinem eigenen Weg folgen. Er will Bildhauer werden. Dabei denkt er nicht an kleine Büsten, sondern an Monumente von kolossalen Ausmaßen, die für die Ewigkeit bestimmt sind.

Ausgemergelt

Amedeo bettelt auf Baustellen um Steinblöcke, erhält diese aber nur selten. Daher schleicht er nachts um Lücken in den Zäunen im Bau befindlicher Metrostationen, um sich heimlich des Materials zu bemächtigen. Die Köpfe, die Amedeo nun mit Engelsgeduld meißelt, sind häufig inspiriert von afrikanischen Masken oder Statuen aus Ägypten und Ozeanien: Kräftige, oft lang gezogene oder gar ovale

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FINE ART IMAGES
©IMAGESELECT/
Amedeo Modigliani in seinem Studio, circa. 1915.

„Liegender Akt“, Paris 1917 (Privatsammlung). Dieses Gemälde verursachte in Paris Aufruhr, weil es anstößig sei. 2015 wurde es bei Christie’s für über 170 Millionen Dollar versteigert.

Modigliani macht Skulpturen aus Farbe. Mit seiner warmen Farbpalette beruft er sich auf Großmeister wie Tizian und Carpaccio

Köpfe, die auf rundlichen Nacken ruhen. Nützliche Tipps erhält er von seinem rumänischen Kollegen (und ehemaligen Schäfer) Brancusi, der schon länger nach der „absoluten Form“ sucht. Für seine Obsession, ein erfolgreicher Bildhauer zu werden, zahlt Amadeo einen hohen Preis. Gelang es ihm dank seines charakteristischen Hutes, roten Schals und Cordjackets trotz seiner Armut jahrelang gepflegt auszusehen, so beginnt er nun zu verlottern. Eines Tages trifft ein Freund ihn bewusstlos in seinem Studio an, ausgemergelt und ungepflegt. Der Freund sammelt Geld, damit Amedeo zu seiner Mutter nach Livorno reisen kann, um dort zu Kräften zu kommen.

Mutter Eugenia ist erschrocken, als sie ihren Sohn nach vielen Jahren wiedersieht. Wo ist der hübsche junge Mann geblieben, der einst mit so vielen Träumen nach Paris gegangen ist, um ein berühmter Künstler zu werden? Stattdessen sieht sie einen abgemagerten Clochard vor sich, mit fahler Haut, schlechten Zähnen und ohne Haarschnitt. Seine zerrissene Hose hängt an einer Kordel um die mageren Hüften.

Amedeo lässt sich eine Weile von seiner Mutter verwöhnen, doch sobald er sich stark genug fühlt, kehrt er nach Paris zurück. Dort muss er feststellen, dass seine schlechte Gesundheit eine weitere Karriere als Bildhauer unmöglich macht. Das Schlagen und Schleifen

von Stein verursacht eine Menge Staub, weshalb sich der in jungen Jahren an Tuberkulose erkrankte Amadeo bei jedem Arbeitsvorgang die Lungen aus dem Leib hustet. 1914 schmeißt er den Beitel endgültig hin und kehrt er zur Malerei zurück. Stilistisch aber baut er dabei auf seinem bildhauerischem Werk auf, indem er Porträts mit plastischen Flächen anfertigt, deren dunkle Umrandung sie scharf vom Hintergrund absetzt. Ein Kritiker bemerkt: „Modigliani macht Skulpturen aus Farbe“. Mit seiner warmen Farbpalette beruft sich Amedeo auf Großmeister wie Tizian und Carpaccio, die er während seines Studiums kennengelernt hat. Sein Stil kommt immer besser an, auch

71 ITALI EN MAGAZIN > AMEDEO MODIGLIANI ©ADOBE STOCK

dank des Einsatzes seines Agenten Leopold Zborowski. Seine Gemälde hängen nun in einigen Galerien, die wahrhaftig Bilder verkaufen.

Lumpensammler

Vom Erlös kauft Amedeo in einer Anwandlung einen teuren Anzug, mit dem er durch Paris stolziert. Noch am selben Abend aber betrinkt er sich dermaßen, dass er sprichwörtlich in der Gosse landet; sein Anzug ist ruiniert. Dies aber ist nicht der einzige Aufruhr, den er verursacht. So kennt er nicht die geringste Scham bei der Abbildung

seiner Nacktmodelle. 1917 platziert er fünf Nackte gegenüber einer Polizeiwache. Die Beamten beenden diese Darbietung wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses. Amedeos bescheidene Erfolge rufen bei ihm den Druck hervor, mehr und schneller zu malen, was wiederum seine Abhängigkeit von Drogen, Nikotin und Alkohol verschlimmert. Er kann nur noch arbeiten, wenn sich mehrere Flaschen Schnaps in Reichweite befinden. Ein Journalist scherzt in diesem Zusammenhang, dass Modiglianis berühmte „Schwanenhälse“ vielleicht deshalb

entstanden sind, weil er seine Modelle immer durch den gebogenen Hals einer Absinthflasche gesehen hat. Alkohol und Drogen hinterlassen derweil ihre Spuren. Der einst so höfliche und verlegene Amedeo wird zu einem sarkastischen und verbitterten Lumpensammler, der ohne Grund Freunde beleidigt und beschimpft. In Kneipen sucht er Streit mit anderen Künstlern. Sogar dem alternden Maler Renoir gegenüber verhält er sich unhöflich. Als dieser bei einer zufälligen Begegnung erklärt, stolz auf die wohlgeformten,

ITALIEN MAGAZIN 72 ©IMAGESELECT/GRANGER/F 1 ONLINE
Amedeos bescheidene Erfolge rufen bei ihm den Druck hervor, mehr und schneller zu malen. Er kann nur noch mit Schnapsflaschen in Reichweite arbeiten
„Porträt des Malers Chaim Soutine“, Paris 1917 (Washington, National Gallery of Art)
©IMAGESELECT/ALAMY/ MAIDUN COLLECTION
„Porträt eines rothaarigen Mädchens„ (wahrscheinlich Modiglianis Freundin Jeanne Hébuterne), Paris 1918 (Privatsammlung)

rosige Gesäße zu sein, die er so häufig malt, antwortet Amedeo schroff: „Ich mag keine Hintern.“ Auch seiner eigenen Arbeit gegenüber wird Amedeo immer kritischer. Er arbeitet manisch bis tief in die Nacht, doch wenn ihm das Ergebnis nicht zusagt, zögert er nicht, eine Zeichnung oder ein Gemälde in einem Anflug von Raserei zu zerreißen. Auch die Beziehungen, die Amedeo mit einigen seiner weiblichen Modelle hat (und die dem Vernehmen nach einige uneheliche Kinder zur Folge haben) enden stetes in Streit, Handgemengen oder Tränen.

Ein Kind der Sterne

Als Amedeo 1917 die 14 Jahre jüngere Pariser Kunststudentin Jeanne Hébuterne trifft, scheint Ruhe in sein Leben einzukehren. Jeanne, die aus dem bürgerlichen Milieu stammt, ist vom Bohemien Modigliani tief beeindruckt und unterstützt ihn, wo sie kann. Ein Jahr darauf bekommt Jeanne zur großen Freude des stolzen Amedeo ein Töchterchen. Doch Amedeos destruktives Verhalten gewinnt bald wieder Oberwasser. Wieder macht er bis tief in die Nacht die Kneipen von Paris unsicher. Er beginnt immer heftiger zu röcheln. Als er auch noch Blut hustet, weiß er dass er zum zweiten Mal Tuberkulose hat. Dennoch geht er so lange weiter aus, bis sein geschwächter Körper ihm dies nicht mehr gestattet. Ende 1919 trifft ein Freund Amedeo in seinem eiskalten Studio an. Vor Fieber schwitzend liegt er im Bett, während Jeanne neben ihm sitzt, hochschwanger mit ihrem zweiten Kind. Um sie herum liegen leere Weinflaschen und offene Sardinenbüchsen auf dem Boden. Sardinen sind das einzige, was Amedeo zu diesem Zeitpunkt noch verträgt. Als Amedeo ins Koma fällt, wird er eilig ins Krankenhaus eingeliefert. Die Ärzte können ihm nicht mehr helfen, die TBC-Bakterien haben seine Hirnhaut angegriffen. Er stirbt am 24. Januar 1920 im Alter von 35 Jahren. Jeanne verfällt in einen Schock. Da ihre Familie fürchtet, dass sie sich etwas antun könnte, beschließt ihr Bruder, auf sie aufzupassen.

„Kopf mit Karyatiden“, (Museo all’Aperto, Bilotti )

Doch als er am Morgen wegdämmert, sieht Jeanne ihre Chance: Sie öffnet das Fenster der elterlichen Wohnung im fünften Stock eines Pariser Appartmentkomplexes und stürzt sich rücklings in die Tiefe. Weder sie noch ihr ungeborenes Kind überleben den Sturz. Amedeo wird auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise beerdigt, wo einige Jahre später auch Jeanne beigesetzt wird. Amedeos Agent Zborowski schreibt der Familie Modigliani: „Er war der talentierteste Künstler unserer Zeit, ein Kind der Sterne, für das die Wirklichkeit nicht existiert.“ Bald darauf schießen die Preise für Amedeos Werke förmlich in die Höhe. •

Geburtshaus

2023 wird Amedeos bewegtes Pariser Bohemienleben von Johnny Depp (Regie) und Al Pacino (Produzent) verfilmt. Wer schon vorher mehr über Amedeos Werk und Leben wissen möchte, kann in Livorno (nach Absprache) sein Geburtshaus besuchen. casanatalemodigliani.it

©IMAGESELECT/ALAMY/REALYEASYSTAR/VINCENZO CAROLEO 73 ITALI EN MAGAZIN AMEDEO MODIGLIANI
TIPP

Roms Park der Aquädukte

Eine Fahrt ins Grüne - und in die Vergangenheit

Er ist der größte öffentlichen Park in Rom: Der Parco Regionale Appia Antica ist sogar so groß, dass er in kleinere Parks unterteilt ist. Dennoch kennt ihn jenseits der Stadtgrenzen kaum jemand, was schade ist, finden hier doch archäologische Attraktionen und weite Natur auf angenehme Weise zusammen.

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TEXT UND FOTOS JESPER STORGAARD JENSEN

Einer der Wanderwege im Park.

TIPPS

• Parco della Caffarella

Der Park hat mehrere Eingänge. Die Wichtigsten liegen an der Via della Caffarella, Via Latrina und Largo Tacchi Venturi.

• ÖPNV Metrolinie A, Station Colli Albani.

Wenn es um Roms beliebteste Parks geht, werden die meisten ausländischen Besucher an die Villa Borghese denken, den idyllischen Park mitten in der Stadt. Ein viel größerer, aber weniger bekannter Park liegt südlich des Zentrums. Der Regionalpark Appia Antica umfasst ein riesiges Gebiet von fast 3500 Hektar. Daher ist er in mehrere kleinere Parks und Gebiete unterteilt, die jeweils unterschiedliche Namen tragen. In diesem riesigen Areal liegt die berühmte Via Appia Antica, die antike Militärstraße Roms, sowie der Parco della Caffarella, der Parco degli Acquedotti und der Torre del Fiscale. Um zu diesen drei Teilen zu gelangen, müssen Besucher erst der stark befahrenen Via Tuscolana folgen. Sie beginnt im Stadtteil San Giovanni im Zentrum Roms und

führt weiter in Richtung Süden durch Tuscolana, ein Viertel, das in den frühen 1920er Jahren angelegt wurde und heute zu den am dichtesten besiedelten Stadtteilen Roms gehört. In Tuscolana liegt der Eingang zum Parco della Caffarella.

Antike Bauten

Wie eine Oase inmitten der Hochhauslandschaft liegt der Caffarella­Park; er bietet eine Mischung aus Relikten aus der Römerzeit in einer schönen ländlichen Umgebung. Man ist in der Stadt, aber es fühlt sich an wie auf dem Lande. Geologisch betrachtet entstand das Gebiet in der Zeit vor 360.000 bis 80.000 Jahren. Ein Vulkan in den Hügeln von Alba südlich von Rom spuckte Schicht um Schicht vulkanischen Materials aus. Heute liegt der Caffarella­Park auf vier Lagen Tuffstein und Puzzolan aus diesem Vulkan. Das Flüsschen Almone spaltet das

ITALIEN MAGAZIN 76

ist der Eingang zu einer interessanten Neuheit, die 2022 eröffnet wurde: ein komplexes System von unterirdischen Höhlen und Stollen

Areal entzwei. Dank der unterschiedlich guten Durchlässigkeit des vulkanischen Bodens gibt es hier viel Wasser. Auch vor einem der interessantesten antiken Gebäude, die noch erhalten sind, liegt Wasser: Das Nymphäum der Egeria ist eine künstliche Höhle, die vermutlich auf das 2. Jh. n. Chr. zurückgeht. Gegenwärtig ist der Platz vor der idyllischen Ruine ein beliebter Picknickplatz für Römer von heute. Darüber hinaus sind noch mehrere andere verlassene Gebäude aus dem alten Rom zu bewundern.

Die beste Art den riesigen Parco della Caffarella zu erkunden, ist mit Fahrrädern, die an einem der

Eingänge des Parks zu mieten sind. Als Bonus begegnen dem rollenden Besucher viele putzige Kaninchen, welche die leisen Radfahrer nicht rechtzeitig hören kommen, um sich zu verstecken.

Unterirdisches Museum

In einer Ecke des Parks hängt ein Schild mit der Aufschrift Sotterranei di Roma (Untergeschoss von Rom). Dies ist der Eingang zu einer interessanten Neuheit, die im Mai 2022 offiziell eröffnet wurde: ein komplexes System von unterirdischen Höhlen und Stollen. Ein Team von Höhlenforschern und Archäologen hatte lange geforscht

und nun eine Übersichtskarte des Gebiets erstellt mit angeblich 35 Kilometern unterirdischer Gänge. Vor etwa 100 Jahren entdeckten Bauern aus der Gegend von Appia Antica und Caffarella zufällig den Eingang zu etwas, das wie ein Bunker aussah. Als sie sich Zugang verschafften, fanden sie Schubkarren, Spitzhacken, Werkbänke, alte Säcke mit Ziegeln und eine konstante Temperatur von 17 Grad Celsius vor. Seither lieferte die Grube Steine für den Bau vieler neuer Palazzi im Zentrum Roms, die ab den 1920er Jahren entstanden. Das fanden Experten vor Kurzem heraus. Nach dieser interessanten >

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Dies
Unterirdisches Museum mit archäologischen Schätzen.

• Unterirdisches Rom

Touren durch das unterirdische Rom im Parco della Caffarella. Tel. +39 3473811874 sotterraneidiroma.it

• Weitere Infos contexttour.com/rome-tours

• Essen

Ristoro Casale del Fiscale, Restaurant im Grünen zwischen antiken Aquädukten. ristorodelfiscale.it

Entdeckung begann der Kulturverein Sotterranei di Roma, das gesamte Areal neu einzurichten. Sie beantragten Genehmigungen, reinigten gründlich, trafen Sicherheitsvorkehrungen und sorgten für Wasser und Strom. Der gesamte Prozess wurde durch die CoronaPandemie erheblich verzögert und dauerte schließlich etwas mehr als zwei Jahre. „Es scheint unglaublich, aber es ist wirklich wahr: Das Stollensystem hat eine Gesamtlänge von etwa 35 Kilometern. Natürlich ist es unmöglich, alle Stollen zu besuchen. Bislang steht etwa ein Zehntel den Besuchern offen. Wir veranstalten Fahrradtouren und Fußtouren. Beide dauern etwa je eineinhalb Stunden“, sagt Marco Placidi, Präsident des Kulturvereins. Betritt man die Grube, umfängt den Besucher sofort die kühle Temperatur in Verbindung mit der hohen

Luftfeuchtigkeit. Ein Spaziergang hier hat einen hohen Indiana­JonesGehalt. Und ein Führer ist unerlässlich, denn es scheint unmöglich, sich hier allein zurechtzu finden. Unterwegs in den Stollen erzählt der Führer die Geschichte dieses Areals und zeigt Werkzeuge, die hier benutzt wurden. Es ist ein unglaubliches Labyrinth, das direkt aus einem Buch über die Geschichte Roms entstammen könnte. „Wir nennen es ein unterirdisches System, es ist kein Museum im üblichen Sinne des Wortes. In naher Zukunft wollen wir die Zugänglichkeit weiter verbessern“, sagt Marco Placidi.

Wie stille Ele�anten

Ein anderer Teil des Regionalparks Appia Antica ist der Parco degli Acquedotti, der Park der Aquädukte, der wahrscheinlich einer der faszinierendsten Orte im

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Mit dem Fahrrad lässt sich der Park am besten erkunden. TIPPS

gesamten Stadtgebiet von Rom ist. Hier stehen sechs der elf antiken Aquädukte der Stadt. Sie bilden diesen erstaunlichen Ort, den man als „antike Kreuzung des Wassers“ bezeichnen könnte. Zu diesen sechs Aquädukten kommt noch das Jüngste hinzu, das Aquädukt Felice, das von 1585 bis 1590 unter Papst Sixtus V. erbaut wurde. Der Besucher kann sich hier kaum des Gefühls erwehren, wieder im alten Rom zu sein. Die Aquädukte Roms ermöglichten in der Blütezeit der Stadt einen Wasserdurchfluss von immerhin 13 Kubikmetern pro Sekunde. Diese Zeugnisse der antiken Architektur sind ein

faszinierender Anblick inmitten dieser riesigen Grünfläche. Die verbliebenen Teile der alten Aquädukte scheinen wie riesige stumme Elefanten auf die umliegende Landschaft zu blicken. Die besten Tage für einen Besuch sind Samstag und Sonntag, an denen die Römer hier joggen, Fahrrad fahren, Fußball spielen, picknicken und sich in der schönen Kunst des Händchenhaltens üben.

Filmkulisse

Unterquert der Besucher an einem Ende des Parks eines der Aquädukte, gelangt er zum Torre del Fiscale, zum Gebiet rund um den Turm des

Steuereintreibers. Die Attraktion in diesem Teil des Parks ist das Ristoro Casale del Fiscale, ein rustikales Restaurant, das angeblich auf römischen Ruinen aus dem 12. Jh. steht. Genau hier hat der berühmte italienische Filmregisseur Paolo Sorrentino eine der Szenen aus seinem Oscar­prämierten Film La Grande Belleza (Die große Schönheit) von 2013 gedreht. Kaum 50 Meter von hier entfernt verläuft das Aquädukt von Felice. Kein Wunder, dass sich viele beim Essen unter freiem Himmel und beim Betrachten des Aquädukts in die Kulisse eines in der Antike spielenden Films versetzt fühlen. •

Die Reste der alten Aquädukte scheinen wie riesige stumme Elefanten auf die umliegende Landschaft zu blicken
79 ITALIEN MAGAZIN ROMS GRÖSSTER PARK
Restaurant Ristoro Casale del Fiscale in Torre Fiscale.

arte e cultura

B��o��a �o�er�

Erstmals 1974 veranstaltet, ist die Arte in Fiera die älteste Messe für moderne und zeitgenössische Kunst in Italien. Sie bietet aufstrebenden Künstlern ein internationales Podium. Wie jedes Jahr findet sie auch 2023 wieder in den beiden Benevolo-Pavillions statt, die als die ältesten und elegantesten Pavillons des Messezentrums von Bologna gelten 141 Aussteller vereinen Werke aus Galerien in ganz Italien und bietet zudem

eine Reihe von Veranstaltungen für die Besucher. Neben dem Hauptbereich, der historischer und zeitgenössischer Kunst gewidmet ist, gibt es noch drei kuratierte Bereiche, die nur auf Einladung zugänglich sind (Fotografie, Bewegtbild und Pittura XXI). Ein umfangreiches Programm in der Innenstadt macht die Messe für Kunstfreunde noch interessanter.

Arte Fiera, Bologna, 3.-5. Februar 2023, artefiera.it

Tutto bene!

Mit viel Lärm und Getöse brach die Moderne in Italien ein, als die futuristischen Avantgarden zu Beginn des 20. Jahrhunderts zum Befreiungsschlag gegen die schwere Last der Kunst- und

Kulturgeschichte ausholten. Der Geist des Aufbruchs feierte den Fortschritt im Zeitalter der Maschinen mit einer zunehmend abstrakten Bildsprache. Diese Ausstellung bestückt sich aus der Sammlung Marli HoppeRitter und beleuchtet die abstrakte Kunst Italiens der vergangenen 100 Jahre und die verschiedenen Strömungen darin - von der frei komponierten Malerei des Movimento d'arte concreta bis hin zu den seriellen Strukturen der Arte programmata.

Tutto Bene, Museum Ritter, Waldenbruch, bis 16. April 2023, museum-ritter.de

Eros live in Deutschland

Nach vier Jahren hat das Warten für die Fans ein Ende: Der italienische Popstar Eros Ramazzotti präsentierte im September ein neues Album und eroberte damit prompt die Top 10 der Albumcharts. 2023 geht er mit den neuen Songs von Battito Infinito (Unendlicher

Puls) auf Welttournee. In Deutschland tritt er in Stuttgart, Oberhausen, München, Mannheim und Berlin auf. Mehr als 100 Lieder hat er in den vergangenen drei Jahren gehört und geprobt, zwölf davon haben es auf dieses 15. Studioalbum geschafft.

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Was sahen die Römer eigentlich, wenn sie nachts feierten, arbeiteten, lebten und liebten? Diese überaus unterhaltsame Ausstellung in der Antikensammlung am Königsplatz in München wirft Licht auf Technik, Ästhetik und Atmosphäre künstlicher Beleuchtung in Pompeji und Herculaneum. „Schon wieder Pompeji!“, mag der Kenner der Antike denken, aber mit einer VR-

Brille und echten Bronzelampen in nachgebauten Räumen mit altrömischen Speisesofas macht es regelrecht Spaß, anhand der 180 Bronzeoriginale aus den Vesuvstädten zu entdecken, wie die alten Römer im Dunkeln tappten. So viel sei verraten, auch hier ist Eros überall präsent.

Neues Licht aus Pompeji, München, bis 2. April 2023, antike-am-koenigsplatz. mwn.de

ITALIEN MAGAZIN TEXT UND ZUSAMMENSTELLUNG ANNEKE WARDENBACH 80
©VG BILD-KUNST, BONN 2022, FOTO: GERHARD SAUER
©EVELYN LOSCHY, FRICTION, 2021, COURTESY GALERIE MICHAELA STOCK

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Bergamo & Brecia

Kulturhauptstadt Italiens 2023 sind diese beiden

Städte in der Lombardei. Nur 50 km voneinander entfernt, haben sie historisch und kulturell einiges gemeinsam, nun bündeln sie ihre kulturellen Kräfte unter dem Titel „aufgeklärte Stadt“.

Natürlich sind auch die umliegenden Regionen einbezogen, wo es viel Neues zu entdecken geben wird, zum Beispiel den 75 km langen Kulturradweg Bergamo- Brescia und einen Wanderweg. Über das ganze Jahr verteilt sich ein umfangreiches Programm mit über 100 Großprojekten und 500 weiterer Kulturinitiativen. Bekannte Events wie das Mille Miglia - Autorennen und das Opernfestival warten mit speziellen Editionen auf. Zu den Höhepunkten zählt das „Festival of Lights“ im Februar, wobei die beiden Städte zu Open-Air-Kunstgalerien mit nationalen und internationalen Künstlern werden. Die Veranstaltungen sind über eine gemeinsame Website zu buchen. bergamobrescia2023.it

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DRAUFGÄNGER IN ROM

Eine Höhle für unerfahrene Kletterer, ein Felsen, auf dem man picknicken kann, oder ein Straßenfest, auf dem Jugendliche die Hauswände hinauf kraxeln. Wir zeigen Ihnen acht Orte in Mittelitalien, an denen man gut klettern oder Draufgänger mit ihren Fallmatten beobachten kann.

TEXT & FOTOGRAFIE MATTEO ROSSI

Montagna Spaccata, Gaeta

Montagna Spaccata ist einzigartig: Vor dem Aufstieg muss man sich abseilen. Der Berg ist mehr als 100 Meter hoch und thront über dem Meer. Sie erreichen den Gipfel mit dem Auto und dann einem kurzen Spaziergang. Vom Gipfel des Berges seilen Sie sich zu den Felsen unterhalb des Berges am Meer ab. Danach können Sie eine der vielen Routen wählen, die Sie mit etwa sieben Mehrseillängen zurück zum Gipfel führen. Es gibt verschiedene Schwierigkeitsgrade und alle sind gut abgesicherte Sportkletterrouten. In der Stille hören Sie nur das Meer und die Möwen. falesia.it/it/crag/12/gaeta-montagna-spaccata

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Ripa Majala

In der Landschaft des Latium liegt nahe Civitavecchia dieser Felsen mitten im Grünen. Er ist bei Römern sehr beliebt, die hier klettern und einen Tag in der Natur verbringen. Er ist einer der besten Kletterfelsen in Mittelitalien, aber auch ein beliebter Picknickplatz für Familien, die sich hier mitsamt Hängematte entspannen. Es gibt sportliche Routen aller Schwierigkeitsgrade und oben angekommen reicht der Blick bis zum Meer.

Vom 1. Januar bis 31. Juli ist das Gebiet allerdings für Kletterer gesperrt, da zu dieser Zeit der seltene Wanderfalke in den Felsen nistet. climbingspotfactory.com/it/article/ermanno.busetti/ ripa-maiale-maiala

Grotta dell'Areonauta, Sperlonga

Die Höhle Il Grottone liegt nicht weit von den anderen Kletterwänden in Sperlonga entfernt. Für unerfahrene Kletterer ist es ein unheimlicher Ort: Die Wände beginnen senkrecht, werden dann schräg und schließlich hängt man völlig horizontal unter der Wand. Für Il Grottone muss man sehr stark sein. Zum Grottone kann man (sofern man stark genug ist) jederzeit gehen: Im Sommer klettert man im Schatten, im Winter ist es windstill und bei Regen ist es überdacht. Hier wird Sportklettern praktiziert mit mehreren Routen, die mit Sicherungen im Fels versehen sind. thecrag.com/it/arrampicar/italy/spiaggia-dellareonauta

INFO

KLETTER-VOKABULAR

• Route: Route oder Strecke, die man klettert.

• Sicherungen: Ösen im Felsen, durch die Karabinerhaken des Sicherungsseils geführt werden.

• Bouldern: Freiklettern an nicht ganz so hohen Felsen oder Wänden (max. 4 m) mit Fallmatte (crashpad ).

• Boulder: Felsen.

85 ITALIEN MAGAZIN > BOULDERN RUNDUM ROM

Soriano nel Cimino

Diese kleine Gemeinde in der Nähe von Rom ist ebenso berühmt für ihren ausgedehnten Buchenwald mit hundertjährigen Bäumen wie für seine riesigen Felsblöcke. In den vergangenen Jahren hat sie sich zu einem der beliebtesten Bouldergebiete in Mittelitalien entwickelt. Über den Wald verstreut liegen mehrere Gruppen von Felsblöcken, die jeweils einen Namen tragen; die meist besuchten sind Angelicum, Shining und Dogma Paradogma. Die örtlichen Kletterer haben sich zu einem Verein namens Sassisti Tusciaroli (TusciaroliBoulderer) zusammengeschlossen. Sie finden ständig neue riesige Kletterfelsen, befreien sie von Moos, geben ihnen Namen und machen sie für andere Boulderer zugänglich, die aus ganz Mittelitalien mit ihren Fallmatten hierher pilgern. sassistitusciaroli.it

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Sperlonga

Das Sportklettern ist in Sperlonga, einer historischen Stadt in Mittelitalien, legendär. Hier im Latium kann man unmittelbar an der Grenze zu Kampanien von Oktober bis März an einer Wand mit Blick auf das Meer klettern. Im Sommer ist es zu heiß, aber im Winter klettert man an sonnigen Tagen im T-Shirt. Insgesamt gibt es hier Hunderte von Kletterrouten mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden, einige nahe des Meeres, andere etwas weiter entfernt. Unabhängig davon, ob Sie sich für den Pfeiler (Foto) oder den Berg Moneta als Klettergebiet entscheiden, treffen sich alle Kletterer anschließend im nahegelegenen Restaurant Guido il Mozzarellaro, das ausgezeichnete Mozzarella und Tielle (ein typisches lokales Produkt) serviert. climbingspotfactory.com/it/climbadvisor/ sperlonga

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Villa di Santa Maria

Dieses Gebiet der Abruzzen ist für seine riesigen Felsformationen berühmt, die wie der Rücken eines Stegosaurus aus der Erde ragen. In Villa di Santa Maria befindet sich einer der größten und faszinierendsten Felsbrocken: Er scheint die Landschaft in zwei Hälften zu zerschneiden. Hier gibt es mehrere Routen mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden. Für jede Route braucht man fünf oder sechs Mehrseillängen zum Gipfel. Sie können dann auf der weniger steilen Seite wieder absteigen. Für diejenigen, die nicht bis ganz nach oben gehen wollen, gibt es in den Straßen des Dorfes einige Sportkletterrouten, die etwa 20 Meter gegen diesen riesigen Felsblock ansteigen. mountlive.com/abruzzo-parete-rocciosa-di-villa-sant-maria-2-soloal-gran-sasso

Street-Boulder-wettbewerb in Soriano nel Cimino

Aus Spaß an der Abwechslung klettert man auch in den historischen Zentren kleiner Städte. In Italien werden Wettbewerbe im Straßenbouldern oder Stadtklettern organisiert. Die Festivals stehen jedem offen. Während eines solchen Festivals dominieren Kletterer das Straßenbild, während sie die verschiedenen Kletterrouten ausprobieren. Dabei handelt es sich um Routen, die an den Backsteinwänden von Häusern und manchmal an den Mauern von Burgen angelegt sind. Bisweilen enden sie direkt unter dem Balkon einer älteren Dame, die sich an den jungen Leuten erfreut. Sinn dieser Festivals ist kein Kräftemessen, sondern die Freude am Sport und am Zusammensein - mit einem Routenplan in der Hand und einer Fallmatte auf der Schulter. Dennoch gibt es bei jeder Ausgabe ein Finale, bei dem die Kletterer, die die meisten Routen im ganzen Land geklettert haben, gegeneinander antreten. Der StreetBouldering-Wettbewerb von Soriano nel Cimino war eines der ersten und meist besuchten Festivals in Mittelitalien, doch inzwischen gibt es jede Saison Dutzende von Veranstaltungen. Die Webseite informiert detailliert über das Programm. circuitostreetboulderitalia.it

ITALIEN MAGAZIN 88

Vitorchiano

Vitorchiano ist ein schönes Dorf für einen Ausflug. Es liegt in der Nähe von Rom und ist auf Vulkangestein ( piperino) erbaut. Derselbe Stein ist in den kleinen Haselhainen in der Umgebung des Dorfes zu finden. Dass die Dorfjugend hier schon lange klettert, ist gut zu erkennen. Doch vor Kurzem hat auch die Kletterszene den Ort entdeckt. Die Felsen wurden gesäubert und benannt, jetzt können hier Hunderte von Routen mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden geklettert werden. Wie in Soriano kommen an den Wochenenden viele Kletterer hierher - mit Schonern auf den Schultern -, um die dunklen Felsen zu erklimmen. Es gibt bisher wenig Informationen über dieses Gebiet, aber eine Gruppe junger Leute, die diesen Ort lieben und ihn oft besuchen, hat einen Instagram-Account eingerichtet, der als Leitfaden für das Klettern auf diesen faszinierenden Felsen dient.

@testeindietro

89 ITALIEN MAGAZIN BOULDEREN RUNDUM ROM

mangiare

Sportliche Verkostung

Von Skihütte zu Skihütte. Von Spitzenwein zu Spitzenwein. So sportlich haben Sie vermutlich noch nie Wein verkostet. Alpenweine aus Südtirol wachsen zwischen mediterraner Vegetation und schneebedeckten Gipfeln in Höhenlagen zwischen 200 und 1000 m. Die angebauten Sorten sind je nach Boden und Höhe genau ausgesucht, u.a. die beiden roten Südtiroler Sorten Vernatsch und Lagrein und der weiße Gewürz-

traminer. Nicht verzagen falls Sie das Datum verpassen, denn Südtirol bietet regelmäßig verschiedene „Safaris“ für Feinschmecker an. Übrigens: Auf den Pisten gilt zwar kein Tempolimit, wohl aber eine Promillegrenze von 0,5!

Die Tickets für die Weinverkostung können Sie am Veranstaltungstag bei den teilnehmenden Hütten erwerben.

Sonntag, 26.3.23 von 10–15

Uhr auf den Pisten von Alta Badia, € 35. altabadia.org, Suchwort „Wine Skisafari“

S n u e T le

Sonnenüberfluteten Städtchen an steilen Hängen, versteckte Meeresbuchten und duftende Zitronenbäumeneben atemberaubenden Panoramen birgt die Amalfiküste auch vielfältige kulinarische Köstlichkeiten. Farbenfroh, appetitlich und einladend fotografiert, präsentiert dieses Buch über 100 Rezepte für süditalienische Klassiker und regionale Spezialitäten. Die Autoren führen die Restaurants Caldesi In Marylebone in London und das Caldesi In

Campagna in Bray, sowie die Kochschule La Cucina Caldesi. Sie servieren den Lesern köstlich belegte Teller und entführen sie in wunderbare Landschaften zu den Menschen, die dort leben und kochen.

Giancarlo Caldesi, Katie Caldesi Amalfi-Küche - Rezepte aus Italiens Süden, Verlag Prestel, € 30

Das Italien Magazin verlost dieses schöne Kochbuch auf italienmagazin.com

Mixologie ist die Kunst, Getränke zu mixen und Cocktails zu kreieren. Mit diesem glänzenden Set können Sie

jedes Fest stilvoll aufmischen: Der preisgekrönte Designer Giulio Iacchetti entwarf zusammen mit dem Mixologen Oscar Quagliarini Cocktailshaker, Barsieb und Rührlöffel. Raffinierte Mixologen können hiermit ihre Zubereitungen verfeinern. Die weniger Erfahrenen finden in diesen Werkzeugen die Sicherheit und Benutzerfreundlichkeit, die sie sich wünschen.

Mixing Kit Tending Box, € 179. alessi.com

Grüne Linie

Die Dr. Green-Linie der Pfannen- und Töpfemarke Risoli wird laut Hersteller nachhaltig produziert und hat eine langlebige Antihaftbeschichtung auf Wasser-

basis. So erhalten Sie mit wenig oder gar keinem Fett perfekte Ergebnisse. Dank ihrer Dicke verteilt sich die Wärme gleichmäßig und damit eignet sich die Pfanne gut zum langsamen Garen. Risoli bietet eine Serie aus Aluminiumguss, zudem gibt es speziell für Induktion eine Serie aus rostfreiem Stahl.

Risoli, Soßenpfanne mit Glasdeckel Dr. Green ExtraInduction, € 150. risoli.com

ITALIEN MAGAZIN TEXT & ZUSAMMENSTELLUNG ANNEKE WARDENBACH 90
R e , ü e , lürf
FOTO©ALTA BADIA/DE DL VIN/FREDDY PLANINSCHEK MAILEN & GEWINNEN
@DoubleTreeTrieste Geschichte 19-12-2022 15:11 41 9 7725 406906 01 D: € 6 90, A: € 7 70 CH: CHF 12 50 LU: € 8 20 IT: € 8 70 UNSERE KULINARISCHEN GEHEIMTIPPS FÜR ROM DIE HEXEN, DER BISCHOF UND DIE REISFELDER VON NOVARA AQUÄDUKTE ENTDECKEN IN ROMS GRÖSSTEM PARK MODIGLIANIS LEBEN GENIALE KUNST, SUFF UND DROGEN ITALIEN MAGAZIN 16. JAHRGANG NR.1 2023 NR.1 2023 REISELUST FÜRDAS NEUE JAHR Nord-Sardinien Blaue See, weiße Strände und Luxus in ROCKIN’1000 AUS CESENA Die größte Rockband der Welt 21-12-2022 14:48 ABONNIEREN SIE DAS ITALIEN MAGAZIN ZUM SONDERPREIS Der genannte Abonnementspreis ist inklusiv Versandkosten innerhalb Deutschlands. Im EU-Ausland kommen € 10 Versandkosten hinzu. Weitere Abonnement-Angebote mit tollen Willkommensgeschenken und Infos zu den Abonnements finden Sie auf unserer Website. 4 AUSGABEN FÜR NUR € 22 (anstatt € 26) BESUCHEN SIE ITALIENMAGAZIN.COM RUFEN SIE UNS AN 0031 88 2266638 (Montag bis Freitag, 10.00 – 16.00 Uhr)

Rockin'1000, die größßte band der welt

Es begann 2015 mit einem viralen YouTube-Video, in dem 1000 italienische Musiker gemeinsam den Rockhit Learn to Fly der Foo Fighters spielten.

Der Musikfan und Organisator Fabio Zaffagnini aus Cesena wollte „etwas machen, was es noch nie gegeben hat“. Mit Erfolg: Sieben Jahre später tritt die „größte Rockband der Welt“ immer noch auf.

Wie sind Sie 2014 darauf gekommen, tausend Musiker zusammenzubringen und ein Video zu drehen?

„Ich habe seit meiner Kindheit eine fast obsessive Leidenschaft für Rockmusik und wollte, dass eine meiner Lieblingsbands, die Foo Fighters, in meiner Stadt spielt. Um ihre Aufmerksamkeit zu erregen, musste ich etwas Bizarres tun. Etwas, das noch nie zuvor gemacht wurde. Eines Tages dachte ich: Wie cool wäre es, wenn 1000 Musiker gemeinsam einen ihrer Hits spielen würden?

Ich erzählte Freunden von meiner Idee und auch sie waren begeistert. Es begann mit einem Scherz. Ich selbst habe einen ganz anderen Hintergrund - ich bin Geologe -, aber ich habe eine Gruppe von Musikern, Videofilmern und anderen Experten zusammengestellt und eine CrowdfundingAktion gestartet. Irgendwann gab es kein Zurück mehr. Dann dachten wir: Wir ziehen das durch. Ein Jahr später nahmen wir das Video auf und veröffentlichten es auf YouTube. Am folgenden Tag hatten wir

schon Kontakt mit den Foo Fighters wegen eines Konzerts später im Jahr.“

Was heißt es, ein Konzert mit so vielen Musikern zu organisieren?

„Die erste Herausforderung war, überhaupt so viele Musiker zusammenzubringen. Wir haben eine Online-Umgebung mit Tutorials

und Partituren entwickelt, damit die Bandmitglieder zu Hause üben konnten. Es war ein unbeschreiblich großer Moment zu erleben, dass es möglich ist, einen Rockhit synchron mit 1000 Menschen zu spielen. Nachdem Erfolgs-Video wollten wir noch einen Schritt weiter gehen und ein Live-Konzert geben. Wenn man ein Video aufnimmt,

ITALIEN MAGAZIN TEXT LIZA KARSEMEIJER 92
©ANDREA BARDI

kann man alles so oft wiederholen, wie man will, jetzt mussten wir es in einem Durchgang richtig machen. Aber wir haben es geschafft: 2016 haben wir unser erstes Live-Konzert gegeben.“

Wer sind die Bandmitglieder?

„Bei unseren ersten Auftritten waren es vor allem italienische Musiker, aber inzwischen sind wir auch in Frankreich und Deutschland aufgetreten, und dieses Jahr spielen wir unser erstes Konzert außerhalb Europas. Das Ergebnis ist eine Datenbank mit 40.000 Musikfans aus der ganzen Welt. Die Gruppenkomposition zeigt, dass Musik für

Inklusion steht und die Unterschiede, die normalerweise in der Gesellschaft bestehen, verschwinden lassen kann: Männer, Frauen, Junge, Alte, Berufstätige, Amateure, Unternehmer, Arbeitslose, Studenten, Menschen mit Behinderungen - alle können spielen. Was bekommen sie dafür? Das

Rechts: Fabio Zaffagnini, Initiator und Leader der größten Band der Welt. Unten: volle Ränge im Stade de France 2019.

93 ITALIEN MAGAZIN
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„Es war ein unbeschreiblich großer Moment zu erleben, dass es möglich ist, einen Rockhit synchron mit 1000 Menschen zu spielen.“
interview ©VIVIANA VITALE

Unten: Die Schlagwerker von Rockin’1000 beim Konzert in Frankfurt am Main 2019.

Rechts: Rockstar Courtney Love glänzt 2018 mit 1000 Musikern auf der Bühne in Florenz.

unvergessliche Erlebnis, vor einem Publikum von 30.000 Menschen zu spielen. Das ist der Traum eines jeden Musikers, nicht wahr?“

Wie ist Rockin’1000 zu einem Unternehmen geworden?

„Nachdem wir gezeigt hatten, dass unser Konzept wirtschaftlich tragfähig war und Potenzial hatte, begannen wir im Laufe der Jahre immer mehr Veranstaltungen zu organisieren. Zuerst haben wir alles selbst gemacht, jetzt haben wir einen Partner, der sich um den organisatorischen Teil kümmert und wir konzentrieren uns auf den musikalischen Teil. Später kamen Teambuilding-Aktivitäten, Vorträge und die Merchandising-Artikel als Einnahmequellen hinzu. Seit etwa drei Jahren arbeite ich Vollzeit als Geschäftsführer von Rockin’1000, zusammen mit denselben vier Freunden, mit denen ich 2015 angefangen

habe: Cisko Ridolfi, Claudia Spadoni, Mariagrazia Canu und Martina Pieri. Im Laufe der Jahre haben wir weitere Mitarbeiter eingestellt, so dass wir jetzt etwa 20 sind. Bei Konzerten stellen wir natürlich mehr Helfer ein. Rockin'1000 ist mehr als ein Job: Wir stehen mit ihm auf und gehen mit ihm ins Bett. Es gibt viele Herausforderungen, aber wir wissen, wofür wir es tun.“

Was sind Ihre Zukunftspläne? „Derzeit arbeiten wir an einem neuen Traum: eigenen Songs zu veröffentlichen, damit wir bei unseren Konzerten nicht nur Covers spielen müssen. Außerdem wollen wir weiterhin Konzerte in der ganzen Welt veranstalten. Wir wollen so viele Musiker wie möglich in unser Projekt einbeziehen und so unsere Grundwerte der Inklusivität, der Positivität und des Miteinanders weiter verbreiten.“ •

ITALIEN MAGAZIN 94
©VIVIANA VITALE

Zeitleiste

Rockin’ 1000

Sommer 2014

Fabio Zaffagnini träumt von einem Foo Fighters-Konzert in seiner Heimatstadt Cesena (Emilia-Romagna). Sein Plan: Ein Video zu drehen, in dem 1000 Musiker den Hit Learn to Fly spielen. Er trommelt eine Gruppe von Freunden zusammen und beginnt, seine Idee auszuarbeiten.

26. Juli 2015

Das Video wird aufgenommen und verbreitet sich wie ein Lauffeuer im Internet. Einen Tag später kontaktiert Frontmann Dave Grohl die Organisatoren von Rockin’1000.

3. November 2015

Fabios wird wahr: die Foo Fighters geben ein intimes Konzert in Cesena.

24. Juli 2016

Das erste Live-Konzert der größten

Rockband der Welt: 1.200 Musiker spielen vor 14.000 Zuschauern in Cesena 17 Rockhits - von Seven Nation Army von The White Stripes bis Smells Like Teen Spirit von Nirvana. Rockin’1000 hat sich zu einem echten Band- und Konzertveranstalter entwickelt.

Sommer 2017

Fabio und sein Team organisieren das Summer Camp im Val Veny, am Fuße des Mont Blanc, ein Festival mit einem Auftritt von The Thousand.

21. Juli 2018

Rockin’1000 - Konzert im Stadion van Florenz. Rock-Ikone Courtney Love gibt drei Lieder zum Besten.

2019

Das erste Konzert außerhalb Italiens findet im Pariser Stade de France statt. 50.000

Zuschauer sind dabei. Im selben Jahr folgen Auftritte in Frankfurt und Mailand.

2020

Während der Pandemie organisieren Fabio und sein Team ein Online-Konzert, für das Musiker aus der ganzen Welt Videos einreichen. Später in jenem Jahr veröffentlichen sie den Dokumentarfilm We Are the Thousand

14. Mai 2022

Rockin’1000 eröffnet das Finale des Eurovision Song Contest in Turin mit John Lennons Give Peace a Chance

1. Oktober 2022

Rockin’1000 spielt in Sao Paolo, Brasilien. Es ist ihr erstes Konzert außerhalb Europas.

95 ITALIEN MAGAZIN interview
©MASSIMO BILENCHI

B llade P p

Tiziano Ferro ist mit seinem neuen Album sofort auf Platz eins gelandet. Il mondo è nostro (Die Welt gehört uns) bietet seinen vielen treuen Fans genau das, was von ihm erwartet wird. Es wechseln sich sehr persönliche Balladen mit energiegeladenen schnelleren Stücken ab. So widmet Tiziano gleich drei Balladen seiner neuen Vaterschaft, denn wie jeder Fan weiß, haben er und sein Ehemann Victor Allen Anfang des Jahres die sehr jungen Margherita und Andres adoptiert. Beiden wird ein Lied gewidmet. Margherita wird in dem süßen Mi rimani tu (Du wirst immer bleiben) besungen und Andres in dem etwas schwungvolleren A parlare da zero (Sprechen lernen von Anfang an), in dem

Tiziano erklärt, wie die Vaterschaft einen dazu zwingt, alles, was man kannte, zu überdenken, was in gewisser Weise auch das Thema von La prima festa di papà, (der erste Vatertag) ist. Doch trotz all des familiären Glücks fehlt es dem Album als Ganzes an Zusammenhalt. Das Duett mit Sting ist ein Fremdkörper, da dessen Musikstil dominiert, und im Duett mit seiner besten Freundin Ambra Angiolini Ambra/Tiziano wollen die Stimmen einfach nicht zusammenpassen, auch weil Ambra einfach nicht zum Singen kommt. Man möge ihm verzeihen, es wird wohl am Schlafmangel liegen! (JM)

Tiziano Ferro – Il mondo è nostro – Virgin Universal

Mittendrin in Neapel

„Ich fragte mich oft, warum auch mein Nonno (Opa) den Kaffee ans Tischchen vor der Bar serviert bekam und nie bezahlte.“ Schon die ersten Zeilen saugen den Leser tief hinein ins Leben Neapels, dieser schönen Stadt, die für Fremde so schwer zu verstehen ist. Selbst für den Autoren Franco Supino, Sohn neapolitanischer Auswanderer in der Schweiz. Er begibt sich auf die Spurensuche in das Heimatdorf seiner Eltern, in die Edel- und Elendsviertel Neapels und gerät in den Bann eines geheimnisvollen schwarzen Camorristas. Wohin ist Antonio Esposito verschwunden? Franco Supino, Spurlos in Neapel, Rotpunkt Verlag, € 29

Düstere Berge

Mächtige Gebirgszüge, dunkel bewaldete Täler und eine verschworene Dorfgemeinschaft: In dem abgelegenen Bergdorf ihrer Kindheit offenbart sich der Chirurgin Sara ein grausamer Fund, die Leiche ihrer Freundin, die vor mehr als 20 Jahren verschwand. Gemeinsam mit Emilia entdeckt sie eine geheimnisvolle Verbindung zwischen den Mädchen, die weit in die dunkle Vergangenheit des Bergdorfs reicht. Die in Rom lebende Autorin Emanuela Valentini hat nach mehreren preisgekrönten Kurzgeschichten nun ein wirklich spannendes Debüt im Thriller-Genre hingelegt, das zum Schmökern an dunklen Winterabenden einlädt, vermutlich aber in

Autoren Franco Supino, Sohn Camorristas.

einem Rutsch ausgelesen wird. Es ist auch als Hörbuch auf Deutsch erhältlich.

Emanuela Valentini, Die toten Mädchen vom - Monte Argento, Heyne Verlag, € 15

ITALIEN MAGAZIN TEXT UND ZUSAMMENSTELLUNG ANNEKE WARDENBACH & JORIS VAN DER MEER 96

Krimine l Multinatio a

Die Journalistin Sanne de Boer (1979) wandert nach Kalabrien aus. Ein Haus am Meer, essen mit den freundlichen alten Leuten von nebenan und den örtlichen Dialekt lernen. Was anfängt wie ein sonniges SüditalienAbenteuer, entwickelt sich zu einem eindringlichen Porträt der kalabresischen Mafia. Anhand von Interviews, juristischen Unterlagen und persönlichen Schicksalen zeichnet sie ein detailliertes Bild der Organisation, deren Tentakel bis tief nach Nordeuropa reichen. Nicht so sehr neue Enthüllungen, sondern die Art, wie die Autorin bekannte Fakten sammelt, einordnet und deutet, ma-

chen dieses Buch lesenswert. Sanne de Boer, Ndrangheta –Wie die mächtigste Mafia Europas unser Leben bestimmt, Aufbau Verlag, € 17

Camorra, Kirche, Kapital

Morde, eine archäologische Sensation, ein kirchengeschichtlicher Skandal und eine große Bedrohung: In diesem intelligent und elegant erzähltem Kriminalroman bekommt der Leser ganz nebenbei einiges an italienischer Geschichte serviert. Während in den Armenvierteln von Neapel ein stiller Tod seine unschuldigen Opfer sucht, geschehen in Rom brutale Morde. Der römische Comissario Bariello muss feststellen, dass er gegen die Verantwortlichen und ihre Netzwerke kaum ankommt. Erst als er dem neapolitanischen Weihbischof Montebello begegnet, lichtet sich der Nebel. Stefan von der Lahr, Hochamt in Neapel, Verlag C.H.Beck, € 16

Geordnetes Gemetzel

Der Historiker Marcus Junkelmann (1949) ist seit Jahrzehnten Experte für Gladiatoren und antike römische Massenunterhaltung. Nun präsentiert er ein gut lesbares und mit vielen anschaulichen Aktionsbildern illustriertes Buch. Seine Forschung ist experimentellarchäologisch: Aus literarischen Quellen, Bildern und Inschriften gewonnene Erkenntnisse werden in der Praxis erprobt. Er rekonstruiert systematisch Waffen und probiert die Kampfweisen am eigenen Leibe aus. Dieses Reenactment macht die römische Geschichte einem breiteren

Publikum zugänglich – und bereitet falschen Mythen über Gladiatoren den Garaus. Marcus Junkelmann, Gladiatoren - Die Wirklichkeit hinter der Legende, Verlag Nünnerich-Asmus, € 19

I alie mme ! LIBRI

Auf, auf! Ins das Land von Kultur und Genuss! Von der farbenfrohen Küste der Cinque Terre zu den beschaulichen Häfen der Äolischen Inseln, von der beeindruckenden Renaissancearchitektur in Florenz zu den besten Gnocchi Roms. Mit diesem prächtigen Bildband macht der Leser auf rund 400 Seiten und mit etwa 370 Fotos seine eigene Grand Tour durch das Land, wo die Zitronen blüh'n. Und zwar von Südtirol bis nach Sizilien durch alle 20 Regionen und ausgerüstet mit aktuellen Geheimtipps der Bestsellerautorin und Italienkennerin Frances Mayes (1940), die abwechselnd in den USA und im italienischen Cortona in der Toskana lebt. Dieser Band ist ihre überzeugende Liebes-

erklärung an die Lebensart, die Küche und die Kultur ihrer Wahlheimat. Frances Mayes, Sempre Italia, Frederking & Thaler, € 50

Mitmachen unter: italienmagazin.com

MAILEN & GEWINNEN Italien Magazin verlost 5 Exemplare dieses prächtigen Bildbandes.
97 ITALIEN MAGAZIN
E MUSICA

la lingua

Espressioni idiomatiche in italiano Italienische Redewendungen

Se state leggendo questa rivista vuol dire che amate l’Italia e forse parlate già un pò italiano. Gli italiani apprezzano molto quando gli stranieri si sforzano a parlare la loro lingua, perché si crea un contatto più diretto. E magari dopo una piacevole conversazione potrebbe nascere anche una bella amicizia con la gente del posto. Ma se proprio volete fare bella figura , l’ideale sarebbe poter usare anche espressioni idiomatiche tra le più conosciute in Italia.

Espressioni simili al tedesco Vergleichbare Ausdrücke im Deutschen

Tantissime sono le espressioni idiomatiche in italiano. A volte la loro traduzione e il loro significato sono simili al tedesco. Per esempio, se vogliamo avere una conversazione privata con un’altra persona chiediamo di parlare a quattr’occhi. Se una persona ha bisogno di aiuto possiamo dare una mano. Se ci occupiamo con successo di piante, fiori o un orto, allora significa avere il pollice verde. E infine quando il gatto non c’è i topi ballano, per fare quello che vogliamo in assenza di controllo.

Espressioni utili Nützliche Ausdrücke

Ma moltissime espressioni idiomatiche italiane sono totalmente diverse dall’olandese. Per capirle non è tanto importante conoscere il significato letterale, quanto capire in quale occasione usarle. Ecco alcune espressioni con i colori. Per esempio, chi apprezza la montagna d’inverno può fare una settimana bianca , magari sulle Dolomiti, così trascorrerà 7 giorni sulla neve. Naturalmente per finanziare una vacanza di questo tipo è importante non essere al verde o non avere il conto in rosso, altrimenti chi paga?

Sempre in tema di vacanze e tempo libero, se vi piace ballare andate pure a fare quattro salti nella discoteca più vicina per ballare un pò o fare quattro chiacchiere tra amici per parlare un pò del più e del meno. E se vi va di fare una breve passeggiata andate a fare quattro passi nel parco più vicino. E camminando magari vi viene un certo languorino nello stomaco e decidete di mettere qualcosa sotto i denti. Vuol dire che avete fame ed è arrivato il momento di mangiare. E dopo aver mangiato un bel piatto di pasta con un sugo buonissimo a casa di amici italiani, sarebbe un’offesa lasciare il sugo nel piatto e allora, che fare? Prendete un pezzo di pane tra le

Italienisch Deutsch

Fare bella figura Einen guten Eindruck machen Parlare a quattr’occhi unter vier Augen sprechen Dare una mano zur Hand gehen Avere il pollice verde einen grünen Daumen haben Quando il gatto non Wenn die Katze aus dem Haus ist, tanzen, c’è i topi ballano die Mäuse auf dem Tisch Fare una settimana bianca Skiurlaub machen Essere al verde pleite sein Avere il conto in rosso rote Zahlen Fare quattro salti tanzen Fare quattro chiacchiere Einen Schwatz halten Parlare del più e del meno Über dieses und jenes reden Fare quattro passi Eine Runde drehen Viene un certo languorino Der Magen meldet sich allo stomaco

Mettere qualcosa sotto Sich etwas zwischen die i denti Rippen schieben Fare la scarpetta Die Soße mit dem Brot auftunken

Un bicchiere tira l’altro Ein Bier nach dem anderen Alzare il gomito zu viel Alkohol trinken Sbronza Kater Ci sono 4 gatti gähnend leer, kein Schwein da Pagare alla romana jeder zahlt für sich Lasciare a bocca aperta Da fällt die Kinnlade herunter In bocca al lupo Viel Erfolg! Crepi il lupo Dankeschön! Evviva il lupo wörtlich. Lang lebe der Wolf. Das ist die tierfreundliche Version vom originalen ‚crepi il lupo‘.

mani e inzuppatelo nel sugo rimasto per fare la scarpetta Originariamente la scarpetta era un tipo di pasta a forma concava che facilitava l’assorbimento dei liquidi nel piatto. E poi è chiaro che quando si è tra amici un bicchiere di vino tira l’altro, ma attenti a non alzare troppo il gomito, perché significa che avete bevuto troppi alcolici e il giorno dopo vi potreste svegliare con una bella sbronza Se per caso state cercando un buon ristorante, mi raccomando non scegliete mai un ristorante dove ci sono 4 gatti, perché vuol dire che, se ci sono poche persone, non sarà la scelta giusta. E se al momento di pagare il conto desiderate dividere il conto in parti uguali, chiedete pure di pagare alla romana .

In bocca al lupo!

Viel Erfolg! Se proprio volete lasciare i vostri amici italiani a bocca aperta , meglio imparare alcune di queste espressioni idiomatiche. E allora non mi resta che augurarvi in bocca al lupo! Per avere successo la risposta è, crepi il lupo! o meglio evviva il lupo! •

ITALIEN MAGAZIN 98
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