GESCHICHTE
Festspielerinnen Immer ist von den Gründervätern die Rede, dabei gab es einige Frauen, die mit einem entscheidenden Beitrag die Salzburger Festspiele auf ihre Art prägten. Bis heute. Text: Franziska Trost
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ls Helga Rabl-Stadler 1995 ihr Büro in der Festspieldirektion bezog, da prangte in Messinglettern der Titel „Präsident“ an ihrer Tür. Als sie darum bat, das Schild um ein „in“ zu erweitern, ließ man ihr ausrichten, das zahle sich nicht aus für die kurze Zeit, die sie da sein werde. Mehr als 25 Jahre später hat kaum eine andere Frau die Salzburger Festspiele so geprägt wie ihre Präsidentin – und natürlich steht das auch längst auf ihrer Tür. Aber es gab noch einige andere Frauen, die den Festspielen auf die eine oder andere Art ihren Stempel aufgedrückt haben. Hier einige Beispiele.
ANNA BAHR-MILDENBURG (1872-1947) Die gefeierte Opernsängerin zog 1912 mit ihrem Ehemann, dem Schriftsteller Hermann Bahr (Foto), in das Salzburger Schloss Arenberg. Sie gilt als Mitbegründerin der Salzburger Festspiele und spielte auf Einladung vom Max Reinhardt 1922 und 1925 die Rolle der „Welt“ in Hugo von Hofmannsthals „Großem Salzburger Welttheater“.
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LILI LEHMANN (1848–1929): Die deutsche Starsopranistin war eine der bedeutendsten Mozart- und WagnerInterpretinnen ihrer Zeit mit Engagements u. a. in Prag, Berlin, London, Paris, Stockholm, Wien und New York. Aber vor allem in Salzburg hinterließ sie bleibende Spuren. Die Salzburger Mozartfeste, die heute als Vorläufer der Festspiele gelten, fanden dank ihrer Initiative statt. Als wichtige Gönnerin des Mozarteums nahm sie im August 1910 die Grundsteinlegung vor. Pläne eines eigenen Festspielhauses sah sie allerdings als Konkurrenz für „ihr“ Mozarteum. Für ihre Verdienste bekam sie 1920 als erste Frau überhaupt die Ehrenbürgerschaft der Stadt Salzburg überreicht.