Kronen Zeitung - Salzburger Festspiele

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100 JAHRE FESTSPIELE

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Vorhang auf für das große

Welttheater Die großartige Landesausstellung über 100 Jahre Salzburger Festspiele geht – wie das Jubiläum selbst – auch in dieser Saison in die Verlängerung. Text: Franziska Trost

Schriftsteller Hermann Bahr beschrieb in einem Brief seine Überlegungen zu Theaterfestspielen in Salzburg. Die Sopranistin Lilli Lehmann, wichtige Förderin des Mozarteums, erhob zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Mozartfeste zu neuer Größe – und fachte damit die Festspielidee erneut an. Erst nach diesem Labyrinth an Stimmen und Visionen landet man schließlich bei ihm: Max Reinhardt. „Sein Diktum ,Die Salzburger Festspiel habe ich gegründet, ist, wie man sieht, nicht ganz richtig. Er war derjenige, der sich durchgesetzt hat. Aber viele haben ihm diesen Weg bereitet“, betont Kuratorin Margarethe Lasinger.

Kuratorin Margarethe Lasinger in der Nachbildung von Max Reinhardts (li.) Lieblingsort Schloss Leopoldskron.

ZU HAUSE BEI MAX REINHARDT

Bei Max Reinhardt kommt man in der Ausstellung nun auch im wortwörtlichen Sinn an: auf Schloss Leopoldskron. In einem eigenen Raum wurde der Blick vom Schloss auf den

Untersberg als opulente Kulisse nachempfunden. Hier ließ sich Reinhardt 1918 nieder, er renovierte das Schloss und errichtete im Garten sogar ein kleines Freilufttheater. In Leo-

Fotos:Archiv der Salzburger Festspiele/Ellinger, Andreas Tröster

Es

beginnt, wie man meint, dass es beginnen sollte: mit dem „Jedermann“. Direkt vor dem Eingang zur Ausstellung „Großes Welttheater“ im Salzburg Museum steht ein Nachbau der allerersten Bühne, die vor hundertundeinem Jahr auf dem Domplatz errichtet wurde. In der Säulenhalle taucht man dann mitten hinein in diesen Auftakt der Salzburger Festspiele, in die „Jedermann“-Premiere am 22. August 1920, und wird selbst Teil des Publikums vor der Kulisse alter Schwarz-Weiß-Bilder. Doch die wirklichen Anfänge der Salzburger Festspiele reichen in Wahrheit viel weiter zurück. Ein Stimmengewirr empfängt einen im Raum der „Frühen Visionen“, ein Labyrinth aus Textfahnen, die an die ersten Ideengeber erinnern. „Es gab nicht nur einen Gründer der Festspiele, sie sind aus vielen Ideen entstanden“, so Martin Hochleitner, Direktor des Museums. Und die gehen bereits auf das Jahr 1842 zurück. Damals wurde in Salzburg das Denkmal für Wolfgang Amadeus Mozart enthüllt – und die Stadt besann sich auf ihren berühmten Sohn und ihr kulturelles Erbe. In den 1870er-Jahren fanden die ersten Salzburger Mozartfeste statt. „Schon damals zog das viele internationale Gäste an. Der Reiseveranstalter Thomas Cook bot in Großbritannien bereits eigene Packages mit einem Rundumprogramm für die Mozartfeste an“, erzählt Hochleitner. Einige Salzburger Initiativen träumten von Mozartfestivals als Gegenstück zu Bayreuth, auch der


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