Neu Nota Bene 02

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nota bene

Das

2. Jahrgang | 1. Ausgabe | März 2015 | € 5,00
Schöne am Frühling ist, dass er immer gerade dann kommt, wenn man ihn am dringensten braucht. – Jean Paul 1763–1825, deutscher Schriftsteller –

Inhalt

03 Editorial

Grußworte von Anneli Zenker und Manfred Preuss

04 Wissenschaft und Medizin

Resilienz „Was die Seele stark macht“

06 Pflege

Entbürokratisierte Pflegedokumentation

„Der Pflegeprozess darf wieder Spaß machen –

mehr Zeit für die Bewohner durch weniger Bürokratie!“

07 Interview

Dr. Frank Stammler

08 Baumwipfelpfad Bad Wildbad

Bad Wildbad hat aufgestockt

10 Literatur

Buchbesprechung „Das Liebesgedächtnis“

11 Gewaltfreie Kommunikation

Emphatisch zuhören = mit dem ganzen Wesen zuhören

12 Tatort Calw

Interview mit Armin Schnürle

14 Nachlese

Das war Spitze

15 Portrait

Karin Heimerdinger

„Was kann oder soll eine Psychologin leisten?“

16 Paracelsus-Therme Bad Liebenzell

Eine Gesundheits- und Wellnesseinrichtung

mit Atmosphäre und besonderem Charme

18 Gesundheitspolitik

Umsonst ist keine Reha

19 GeriatrieForum

Johannesklinik präsentierte das 4. GeriatrieForum Bad Wildbad

20 Kultur

Kino Bad Wildbad wieder eröffnet

21 Kulinarisches

Frühjahrsgerichte von Tilmann Orth

22 Ergotherapie

Ergotherapie bei Demenz

23 Natur und Heilkunde

Arnika, nicht nur für müde Beine

Impressum

Herausgeber:

MHT

Gesellschaft für soziale

Dienstleistungen mbH

Hochwiesenhof 5–10

75323 Bad Wildbad

www.mht-dienstleistung.de

www.johanneshaus-bad-wildbad.de www.johannesklinik-bad-wildbad.de www.johanneshaus-bad-liebenzell.de

Redaktion:

Gabriele Steckler | Martin Kromer

gabriele.steckler@monacare.de

Grafische Umsetzung:

Dagmar Görlitz

kontakt@goerlitz-grafik.com

Bildquellen:

Titel und Seite 2: Stefanie Preuss

Seite 8, 9 und Rückseite: Baumwipfelpfad-Schwarzwald (Erlebnis Akademie AG)

Drucktechnische Umsetzung: Karl M. Dabringer

dabringer@gmx.at

Auflage: 3.000

nota bene | März – 2015 Seite 2

Liebe Leserinnen und Leser, es haben uns viele positive Rückmeldungen nach Veröffentlichung unserer Erstausgabe erreicht. Wir freuen uns sehr, dass die Inhalte und die äußere Struktur unserer Unternehmenszeitung als harmonisch und gelungen bezeichnet wurden. Wir sehen darin Motivation und Ansporn fortzuschreiten und Ihnen weitere Exemplare der Zeitschrift vorzustellen. Gleichzeitig sehen wir in diesen Rückmeldungen eine Verbundenheit, Wertschätzung und Unterstützung unserer Arbeit im Dienste unserer Bewohner, der Mitarbeitenden, der Einrichtungen und der Unternehmen. Herzlichen Dank!

Frühling – wir freuen uns über die ersten wärmenden Sonnenstrahlen, die unsere Haut berührt, die ersten bunten Farben der Krokusse, Schneeglöckchen und Narzissen, die die Natur wieder lebendig werden lassen. Es ist eine Aufbruchstimmung – etwas neues kommt.

So auch bei uns – in diesem Jahr stehen größere Veränderungen an, die sich als Strukturveränderungen (Entbürokratisierung der Pflegedokumentation) und Sanierungsmaßnahmen zeigen.

Nicht zu vergessen die Herausforderungen des täglichen Miteinanders, sich mit Offenheit und Transparenz auf der Basis von Vertrauen und gegenseitiger Wertschätzung zu begegnen und vieles andere mehr …

Wir haben wieder verschiedene Themen für Sie zusammengestellt. Nota bene – wohlgemerkt. Seien Sie gespannt …

Anneli Zenker

Zum Geleit

Die Baumaßnahmen für die Johanneshäuser rücken näher. In alten Unterlagen fand ich einen Artikel, den ich einmal über den Architekten Antoni Gaudi verfasst hatte, nachdem ich seinen Bauten anlässlich der Olympischen Spiele 1992 in Barcelona mit großer Faszination begegnet war. Darin schrieb ich u.a.: „Er und seine Architektur waren stets umstritten. Sein Werk aber macht deutlich, dass die Einzigartigkeit einer Persönlichkeit eine neue Architektur hervorbringt, die in der Lage ist, tiefgreifende Veränderungen herbeizuführen.“ Im Rahmen meiner planerischen Überlegungen für die Johanneshäuser erinnerte ich meine Begegnung mit Gaudi. Schon damals war ich der Auffassung, dass das, was ihn bewegt hat, in übertragenem Sinne auch für die weitere Entwicklung der Altenhilfe eine Bedeutung hat. Es kommt nicht in erster Linie auf durchgesetzte Konzepte an, es kommt vielmehr auf die Kreativität, den Einfallsreichtum, aber auch die Unterschiedlichkeit im Denken, Handeln und Umsetzen an. Neue Wege gehen zu wollen setzt die Bereitschaft voraus, auch anecken zu können – und die Fähigkeit zur Geduld. Wenn wir mit der baulichen wie inhaltlichen Neuausrichtung der Johanneshäuser wirklich nachhaltig etwas für die betroffenen Menschen erreichen wollen, dann kann die Planungsphase nicht unter zeitlichem Druck stehen. Sicher wünscht sich jeder einen möglichst frühen Baubeginn, aber der Einsatz investiver Mittel kann erst verantwortet werden, wenn auch die damit verbundenen Fragen der dauerhaften Unterhalts- und Betriebskosten, insbesondere hinsichtlich einer künftig wirtschaftlichen, ökologisch sinnvollen und nachhaltigen Energieversorgung, befriedigend geklärt sind. Daran wird hart gearbeitet. Übrigens, für die römisch-katholische Basilika in Barcelona, Gaudis Sagrada Familia, wurde 1882 mit dem Bau begonnen – sie ist bis heute unvollendet. Dies lehrt uns nicht mehr und nicht weniger, als dass alles seine Zeit braucht…

GlobalConcept.Consult AG

März – 2015 | nota bene Seite 3 Editorial
Editorial
nota bene

Was die Seele stark macht

Konnten Sie schon einmal beobachten, wie elastisch sich Bambusrohre im Sturm biegen und danach wieder unversehrt und aufrecht stehen? Oder wie Gummi nach einem Moment hoher Spannung wieder in seinen Ursprungzustand zurückkehrt?

Dieses Geschehen nennt man in der Werkstoffphysik Resilienz (lat. re-salire = zurückspringen). Materialen gelten dann als resilient, wenn sie nach Momenten oder Zeiträumen starker Belastung wieder ihren Ursprungszustand einnehmen. Dieses Prinzip wird heute in der Psychologie auf den Menschen angewandt und bedeutet, dass es resilienten Menschen gelingt, sich nach starken, seelischen Belastungssituationen schnell wieder zu erholen. Seit einigen Jahren wurde neben der Psychologie die Resilienz-Forschung ebenfalls auf Gebiete wie Wachstumsbedingungen in Ökosystemen oder sogar das Funktionieren von Organisationseinheiten und Wirtschaftssystemen ausgedehnt.

Eines der großen Rätsel in der Psychologie und Psychiatrie war und ist noch immer die Frage, was manche Menschen so stark macht, dass diese nach schweren Schicksalschlägen, ja sogar traumatischen Erfahrungen, ihr Leben weiterhin oder schon bald wieder gut bewältigen können, während andere an solchen Erlebnissen zerbrechen.

Dieser geheimnisvollen Widerstandskraft der Seele, der Resilienz, sind die Forscher seit einigen Jahren auf der Spur. Dabei haben sie herausgefunden, dass resiliente Menschen ihre eigene Befindlichkeit je nach Herausforderung oder Belastung kontrollieren können. Sie verfügen über kognitive, emotionale und soziale Fähigkeiten sich an-

zupassen und auch in Schwierigkeiten funktionsfähig zu bleiben und alternative Handlungsweisen zu entwickeln. Ein Mensch hat die Freiheit zu Denken und damit nahezu immer die Wahl, etwas „so“oder „anders“ oder auch „gar nicht“ zu tun. Resiliente Menschen könnte man daher mit einem Boxer vergleichen, der im Ring zu Fall geht, aber wieder aufsteht und dann seine Taktik entscheidend ändert. Neben weiteren Faktoren haben somit die Selbstwirksamkeit, ein starkes „Ich“, und ein gesunder Selbstschutz einen wesentlichen Einfluss auf die mehr oder weniger gelingende Lebensbewältigung eines Menschen. Je nach seelischer Stärke, günstigen oder ungünstigen Umständen, wie auch gelingendem oder falschem Handling kann jede Krise zur Stärkung oder zum Scheitern führen. Übrigens, wussten Sie, dass sich das Wort Krise im Chinesischen aus zwei Schriftzeichen zusammen setzt? Das eine steht für Gefahr und das andere für Gelegenheit oder Cahnce.

Immer wieder stehen wir vor Veränderungen, ob durch innere oder äußere Gegebenheiten veranlasst, und es stellt sich die Frage, wie gehen wir damit um? Bringen uns diese Ereignisse zu Fall oder bleiben wir stehen, und sollten wir fallen, gelingt uns das Aufstehen? Resiliente Menschen fragen sich nicht ständig: „Warum ist das ausgerechnet mir passiert?“ oder „Was habe ich nun wieder falsch gemacht?“

Ihr Augenmerk liegt vielmehr auf der Frage: „Was kann ich jetzt tun, damit es mir besser geht?“ Glückt es uns, Krisen zu meistern, so ist dies mit einem lohnenden Gewinn, nämlich der Zunahme an innerer Stabilität und dem Wachsen eines guten Selbstkonzepts verbunden. Damit nimmt unsere Unabhängigkeit von äußeren Faktoren zu, wir gewinnen mehr innere Ruhe und Gelassenheit. Schon Goethe wusste: „Unsere förderlichen Eigenschaften müssen wir kultivieren und entwickeln,

nicht unsere Eigenheiten“. Das geht nicht immer schnell, kann anstrengend und manchmal sogar schmerzlich sein, führt aber zu mehr Zufriedenheit und Lebensqualität.

Aber wie lassen sich Selbstwirksamkeit und Resilienz gewinnen oder gezielt erweitern? Heute weiß man, dass es nicht nur die Gene sind, die einen Menschen psychisch widerstandsfähig und robust machen. Bereits im Säuglingsund Kindesalter wird ein wesentliches Fundament für eine stabile Persönlichkeit gelegt. So sind sichere Bindungen und verlässliche Bezugspersonen sowie altersgemäße Herausforderungen ein wichtiger Bestandteil der Identitätsfindung. Ein weiterer begünstigender Faktor ist die Zugehörigkeit zu einer sinnstiftenden Gemeinschaft. Was für manche vielleicht erschreckend klingen mag, Unterforderung, Bemutterung und Verwöhnung behindern die Entwicklung von Ich-Stärke. Nicht zuletzt ist auch eine gesunde Ernährung eine

nota bene | März – 2015 Seite 4 Wissenschaft und Medizin

weitere Voraussetzung für die Entwicklung und Stabilität einer Persönlichkeit.

Aber nun die gute Nachricht für alle Erwachsenen: Die Kindheit ist nicht alles! Resilienz ist ein Leben lang erlernbar, darin stimmen die Wissenschaftler überein. Denn auch im fortschreitenden Leben kann die seelische Stärke noch zunehmen. Wer es will, kann sich auch im Erwachsenenalter noch ändern! Eine ehrliche Bestandsaufnahme über die eigenen Stärken und Schwächen ist ein erster Schritt hierzu. In erkannte Mangelbereiche dürfen wir investieren, mit manchen scheinbar nicht behebbaren Mängeln ist es möglicher Weise notwendig, sich auszusöhnen und diese zu akzeptieren. Mit Fähigund Fertigkeiten der eigenen Persönlichkeit darf man „wuchern“ und dieselben weiterentwickeln. Und vielleicht tut es hin und wieder einfach auch gut sich einzugestehen, dass man nicht in jeder Situation stark sein muss.

Für alle, die daran arbeiten wollen, wurde unter anderem von der American Psychological Association ein ZehnPunkte-Plan zur Erlangung von mehr seelischer Widerstandskraft im Internet veröffentlicht. Gekürzt wiedergegeben lauten die Empfehlungen:

Zur Person

A Soziale Kontakte aufbauen, gute Beziehungen zu Familie und Freunden oder anderen Personen sind hilfreich und wertvoll.

A Krisen nicht als unlösbare Probleme sehen, selbst wenn man im Moment nichts daran ändern kann. Versuchen Sie herauszufinden, was in einer ähnlichen Situation das nächste Mal besser laufen könnte.

A Veränderungen als zum Leben gehörend akzeptieren; versuchen Sie nicht ändern zu wollen, was nicht zu ändern ist, richten Sie Ihr Augenmerk auf das, was Sie ändern können

A Realistische Ziele setzen und versuchen diese zu erreichen, auch wenn die Annäherung nur in kleinen Schritten möglich ist.

A Entschlossen handeln, selbst die Initiative ergreifen und nicht den Kopf in den Sand stecken.

A Zu sich selbst finden, versuchen Sie dazu zu lernen und an der schwierigen Situation zu wachsen.

A Positive Sicht auf sich selbst entwickeln, vertrauen Sie auf Ihre Fähigkeiten und Instinkte.

A Die Zukunft im Auge behalten, entwickeln Sie eine Langzeitperspektive und versuche Sie, die Situation in einem breiteren Kontext zu sehen.

A Das Beste erwarten, versuchen Sie, optimistisch zu sein und eine positi-

Ursula Dehner ist Einrichtungsleiterin im Johanneshaus Bad Liebenzell-Monakam. 1961 in Esslingen geboren, lebt sie mit ihrer Familie seit 1987 in Monakam. Sie ist verheiratet und stolze Mutter vier erwachsener Söhne. Nach ihrer Banklehre 1978 arbeitete sie zunächst in der Bank, bevor sie sich von 1985 bis 1999 ganz den Aufgaben der Familie widmete. Seit 1999 ist sie mit ständig wachsenden Aufgaben in der Verwaltung des Johanneshauses tätig, absolvierte von 2004 bis 2006 die berufsbegleitende Weiterbildung zum Staatlich geprüften Fachwirt für Organisation und Führung im Sozial- und Gesundheitswesen und hat mit dem Trägerwechsel unter der Verantwortung der MHT am 01.07.2012 die Leitung der Einrichtung übernommen.

ve Erwartungshaltung zu gewinnen. A Sorgen Sie gut für sich selbst, indem Sie Dinge tun, die Ihnen Spaß machen und bei denen Sie entspannen können. Außerdem ist es gut, auf die eigenen Bedürfnisse und Gefühle zu achten und diese auch zu äußern. (Dies kann durch die Erlernung und Anwendung der „Gewaltfreien Kommunikation“ nach Marshall B. Rosenberg gelingen.)

Möglicherweise beherrschen Sie die eine oder andere dieser Empfehlungen schon sehr gut! Für die anderen gilt wie so oft, weniger ist manchmal mehr! Überfordern Sie sich nicht. Um ans Ziel zu gelangen dürfen Sie selbst entscheiden, mit welchem oder welchen der Punkte Sie beginnen möchten. Entscheiden Sie selbst, was Ihnen gut tut! Und vergessen Sie nicht, „Auf den Böden der Krisen wachsen oft regelrechte Riesen.“, das sagte Michael Marie Jung schon vor Jahren und das erlebten viele Menschen in der Weltgeschichte. Vielleicht können Sie dann nach einer durchlebten Krise in die Worte von Albert Camus einstimmen: „Mitten im Winter habe ich erfahren, dass es in mir einen unbesiegbaren Sommer gibt.“

März – 2015 | nota bene Seite 5
Wissenschaft und Medizin

Entbürokratisierte

Pflegedokument ation

Der Pflegeprozess darf

wieder Spaß machen –mehr Zeit für die Bewohner durch weniger Bürokratie!

Der gesetzliche Startschuss zur Einführung der „Entbürokratisierten Pflegedokumentation“ ist gefallen – endlich stehen Selbstbestimmung des Bewohners sowie Fachlichkeit und soziale Kompetenzen von Pflegekräften wieder mehr im Mittelpunkt! Wir haben künftig die Chance, den Bewohner im Pflegeprozess wieder in seiner Gesamtheit, aber auch als Individuum zu sehen. Die Pflegedokumentation wird schlanker und übersichtlicher, ohne an Qualität und Transparenz zu verlieren.

Welche Pflegekraft kennt das nicht: Für die Erstellung einer Pflegeplanung stundenlanges und zeitraubendes Abarbeiten der 13 AEDLs (Aktivitäten und existenzielle Erfahrungen des Lebens) und wenn endlich alle AEDLs bearbeitet sind, ist die Aktualität schon wieder verloren gegangen und man fängt wieder von vorne an. Auch das bisher von Pflegekräften als krampfhaft empfundene Zerpflücken jeder einzelnen AEDL in Probleme, Ressourcen, Maßnahmen und Zielen entfällt. In der Fülle der Details ist es kaum möglich, sich schnell einen Überblick über die aktuelle Pflegesituation zu verschaffen. Und dies ist nur ein Beispiel für den bisherigen enormen Zeitaufwand.

Nicht nur die Pflegeplanung, sondern der gesamte Pflegeprozess wird sich ändern. Was ist neu?

Im Mittelpunkt steht die sog. „Strukturierte Informationssammlung (SIS)“, die Rückbesinnung auf das Gespräch mit dem Bewohner, aus dem sich der individuelle Pflegebedarf ableitet. In Form eines Interviews wird ein Gespräch mit dem Bewohner geführt, in dem er seine Wünsche und Erfordernisse beschreibt. Das Ergebnis des Gesprächs findet sich später in der Maßnahmenplanung wieder. Zur Vervollständigung der Situationserfassung ergänzt die Fachkraft ihre Einschätzung unter Zuhilfenahme

von sechs Themenfeldern:

1. Kognition und Kommunikation

2. Mobilität und Bewegung

3. Krankheitsbezogene Anforderungen und Belastungen

4. Selbstversorgung

5. Leben in sozialen Beziehungen

6. Wohnen/Häuslichkeit.

Anhand der gesammelten SIS leitet die Fachkraft die Maßnahmenplanung ab, für jeden einzelnen Bewohner individuell angepasst. Sie wird in Form einer übersichtlichen Tagesstruktur dargestellt. Für diesen Prozess ist die fachliche Expertise und Empathie der Pflegekraft gefragt, insbesondere bei Menschen mit eingeschränkter Ausdrucksfähigkeit, z. B. bei Demenz (durch sinnverstehendes Deuten von Symptomen und Äußerungen).

Für die Risikoeinschätzung gibt es in der SIS eine übersichtliche Matrix mit einem schnellen und einfachen Ankreuzverfahren. Zusatzdokumente im Rahmen des Risikomanagements (z. B. Trink-, Ernährungsprotokoll, Bewegungsplan, Skalen, Assessments etc.) werden nur noch gezielt nach Bedarf eingesetzt.

Durch den Verzicht auf die tägliche Pflegeberichtsführung entfallen sinnentleerte Eintragungen, wie z. B. „heute nichts Besonderes“, „alles wie gehabt“ usw.. Der Focus im Pflegebericht liegt nun auf den Abweichungen, z. B. Unwohlsein des Bewohners, Verbesserungen oder Verschlechterungen seines Allgemeinzustandes, Wirkungen von Medikamentenänderungen, Arztvisiten. Diese Abweichungen werden in der Maßnahmenplanung/Tagesstruk-

Am 1. Dezember 2014 wurde den leitenden Pflegemitarbeitern der Johanneshäuser im Beisein von Frau Dr. Waltraud Hannes (MDK Baden-Württemberg, Foto) die Grundlagen der entbürokratisierten Pflegedokumentation durch Herrn Friedhelm Rink, ehemaliger Projektkoordinator im Bundesgesundheitsministerium für das Projekt „Effizienzsteigerung in der Pflegedokumentation”, vermittelt. Mit der Umsetzung wird in den Einrichtungen unter der Federführung von Frau Monika Werner im März 2015 begonnen.

tur schriftlich festgehalten. Ansonsten wird nur noch ein Wochenbericht erstellt.

Die Evaluierung (Auswertung/Aktualisierung) wird nicht mehr in eng gesteckten Zeiträumen festgelegt. Die Zeitabstände werden jetzt hausintern selbst festgelegt oder sie entstehen durch das Abweichen vom Pflegeplan. Daraus ergibt sich das Datum der Evaluierung und sie wird in Form der Maßnahmenplanung festgehalten.

Das sinnentleerte Abzeichnen von sich täglich wiederholenden Routinetätigkeiten der Grundpflege entfällt. In der Behandlungspflege und im Bereich der Aktivierung (nach § 87b) bleibt jedoch alles wie gehabt.

MHT Gesellschaft für soziale

Dienstleistungen mbH, Pflegemanagement

nota bene | März – 2015 Seite 6 Pflege

Im Nachgang zum nb-Bericht zur Palliativmedizin in der vergangenen Ausgabe baten wir Dr. Frank Stammler

um Aussagen zu nachfolgenden

Fragen:

1. Wie stellen Sie sich die optimale Versorgung von Palliativ-Bewohnern aus ärztlicher und pflegerischer Sicht vor?

2. Wie ist die Versorgung mit schmerzlindernden Medikamenten?

Palliativpatienten

ob Bewohner einer Pflegeeinrichtung, stationär oder ambulant – haben durch eine fortgeschrittene und progrediente Erkrankung eine begrenzte Lebenserwartung. Das Ziel einer optimalen Versorgung dieser Patienten ist eine möglichst hohe Lebensqualität bis zum Tod zu erreichen. Palliativ tätige Ärzte und Pflegerinnen und Pfleger sollten im Heim die Voraussetzungen schaffen, die verbleibende Zeit des Betroffenen so angenehm wie möglich zu gestalten. Dies bedeutet konkret, dass Diagnostik und Therapie keinesfalls die verbleibende Lebensqualitität verschlechtern darf. Der Schwerpunkt der medizinischen Betreuung liegt in der Linderung von Schmerzen, Atemnot, Übelkeit und anderen Symptomen. Schwerkranke und sterbende Patienten und deren Angehörige werden in der Zeit des Sterbens und der Trauer begleitet. Die Wünsche des Patienten stehen ganz im Vordergrund und sollten offen erfragt und umgesetzt werden. In der letzten Phase des Lebens, dem Sterben, sind dies nicht alleingelassen zu werden, an einem vertrauten Ort, beleitet von vertrauten Menschen zu sterben, nicht und starken körperlichen Beschwerden zu leiden, die letzten Dinge regeln und die Frage nach dem Sinn des Lebens stellen zu können. Ein Patient ist niemals „austherapiert”, dieser Begriff gilt heute als obsolet. Optimale Palliativversorgung im Heim erfolgt durch speziell geschulte Ärzte und Pflegekräfte, einem multiprofessionellen Team aus Ärzten, Pflegekräften, Seelsorgern, Sozialarbeitern, Psychologen und ehrenamtlichen Hospizmitarbeitern.

Schmerz ist ein sehr häufiges Symptom bei palliativen Patienten, so leiden ca. 50 – 80 % der Tumorpatienten unter Schmerzen. Leider werden viele Schmerzpatienten, insbesondere hochbetagte und demente, unzulänglich analgetisch versorgt. So erhalten beispielsweise nicht demente Patienten nach einer Schenkelhalsfraktur 3 x soviel Morphin wie demente. Grundlage einer optimierten Schmerztherapie ist in jedem Fall eine Schmerzanamnese und -diagnostik, auch bei dementen Patienten. Wenn es gelingt, die Schmerzursache zu identifizieren, kann eine multimodale medikamentöse und nichtmedikamentöse Schmerztherapie gezielt angewandt werden. In der medikamentösen Therapie sind die Grundsätze der des WHO Stufenschemas und die orale Applikation als Methode der Wahl zu berücksichtigen. So lässt sich zwar nicht immer Schmerzfreiheit erzielen, meist aber eine signifikante Linderung, die die Lebensqualität am Ende des Lebens verbessern hilft.

3. Wie sind Ihre Erfahrungen bei der Zusammenarbeit mit den Hausärzten?

Hausärzte betreuen ihre Patienten meist über viele Jahre und kennen sie besser als jeder andere Arzt. Dies gilt auch für Patienten in palliativen Situationen. Viele Aspekte der Palliativmedizin werden durch eine engagierte hausärztliche Tätigkeit abgedeckt. Nach meiner Erfahrung hat eine gute Zusammenarbeit zwischen Palliativ- und Hausärzten viele Vorteile, auch für den Hausarzt: eine palliativmedizinische Expertise kann jederzeit auch telefonisch eingeholt werden. Auf diese Weise lässt sich die Versorgung der Palliativpatienten verbessern. Nicht immer kennen oder nutzen die Hausärzte ihre regionalen Palliativangebote: im Oberen Enztal gibt es 2 niedergelassene Palliativmediziner (Frau Dr. Ulrike Beck und ich), 1 Pallia-

Zur Person

Dr. Frank Stammler, geb. 1960 in Heidelberg, absolvierte sein Studium in Heidelberg, Zürich und London. Nach dem Erwerb seiner fachärztlich internistischen Ausbildung in Heidelberg und Lörrach wechselte er 1994 zur gefäßmedizinischen Ausbildung in das Klinikum Karlsbad-Langensteinbach und war von 1997 bis 2012 Chefarzt der Klinik für Innere Medizin an den Sana-Kliniken in Bad Wildbad. Im Oktober 2012 übernahm er seine hausärztliche Praxis.

Er ist Mitglied der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW), des Bundes Deutscher Internisten (BDI), der Deutschen Gesellschaft für Angiologie (Gefäßmedizin) sowie der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) und der Deutschen Hochdruckliga.

Qualifikationen: Facharzt für Innere Medizin, Teilgebietsbezeichnung: Angiologie (Gefäßkrankheiten), Phlebologie (Venenkrankheiten), Hypertensiologe (der Deutschen Hochdruckliga), Palliativmedizin, Reisemedizin

tivenheit (am Sana-Krankenhaus) sowie den ambulaten Hospizdienst Oberes Enztal. Weiterhin ist eine spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV) im Landkreis Calw im Aufbau. Diese Angebote sollten meines Erachtens intensiver genutzt werden.

März – 2015 | nota bene Seite 7 Interview

Bad Wildbad hat aufgestockt

Der Baumwipfelpfad Schwarzwald hat am 26.09.2014 seine Pforten geöffnet. Höhepunkt des 1.250 Meter langen, bis zu 20 Meter hohen und mit erlebnis- und lehrreichen Stationen versehenen Pfads ist der 40 Meter hohe, architektonisch einmalige Aussichtsturm.

Mit einer Gesamtlänge von 1.250 Meter (inkl. Rampe im Turm) und einer Höhe bis zu 20 Meter über dem Waldboden schlängelt sich der Pfad durch Buchen, Tannen und Fichten des imposanten Bergmischwaldes – vorbei an zahlreichen Informations- und Erlebnisstationen mit Wissenswertem zur heimischen Natur- und Tierwelt.

Der Höhepunkt des Baumwipfelpfades auf dem Sommerberg in Bad Wildbad ist ein überwiegend in Holzbauweise erstellter Aussichtsturm

Die Konstruktion des becherartigen Turmes besteht aus einem äußeren Ring von 12 doppelt geneigten Brettschichtholzträgern, welche im gleichen Abstand zueinander rotationssymmetrisch aufgestellt werden und so eine polygonale räumliche Konstruktion bilden. Die 12 Hauptstützen neigen sich dabei vom Mittelpunkt weg und sind zusätzlich auch gegen den Uhrzeigersinn gekippt. Dadurch entstehen spannende Perspektiven, die den Becher etwas „schräg und verdreht“ erscheinen lassen.

Der Einstieg in den Turm erfolgt in etwa 5 m Höhe vom Baumwipfelpfad aus. Der Aufstieg zur Aussichtplattform wird durch eine Wendelkonstruk-

nota bene | März – 2015 Seite 8 Baumwipfelpfad

tion aus Holz, welche über Stahlkragträgern an den Holzstützen befestigt ist, ermöglicht. Zwischen den Stahlkragträgern werden Holzlängsträger mit Holzbohlenbelag befestigt. Am Turmkopf befindet sich auf ca. 40 m Höhe eine Aussichtsplattform aus Stahl. Die Plattform besteht aus nach außen ragenden Stahlkragträgern, die an die Holzstützen angeschlossen sind und dazwischen liegenden Holzlängsträgern mit Bohlenbelag. Die aufgehende Wendelkonstruktion im Inneren des Turmes verläuft dabei bis zur Ebene der Aussichtsplattform und bildet

Öffnungszeiten:

11.3. – 29.3.15 9.30 – 16.30 Uhr Mi. bis So.

20.3. – 12.4.15 9.30 – 18.00 Uhr täglich

13.4. – 26.4.15 geschlossen

27.4. – 30.9.15 9.30 –19.30 Uhr täglich

Weitere Informationen:

www.baumwipfelpfad-schwarzwald.de

somit den barrierefreien Zugang zur Plattform.

Auf der Plattform des Aussichtsturmes angekommen wird man mit einem einzigartigen Blick belohnt: Der Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord breitet sich ringsum als beeindruckendes Meer aus dichten Wäldern des Schwarzwaldes aus.

Die Natur besser kennenlernen

Entlang des Pfades werden Themen des Lebens im Schwarzwald aufgegriffen und für die Besucher lebendig gemacht.

Lokale Baumarten und deren verschiedene Lebensbedingungen, Relikte ursprünglicher Vegetation sowie die Genussregion des Nordschwarzwaldes werden auf dem Weg zum Turm dargestellt.

Die biologische Vielfalt des Bergmischwaldes, der urwäldliche Zerfallsprozess, die Baumkronenforschung und das Vo-

gelparadies sind Inhalte weiterer Informationspunkte bei denen die Besucher durch Sehen und Fühlen interessante Einblicke ins Waldreich erhalten.

Baumwipfelpfad und Aussichtsturm sind bei einer maximalen Steigung von 6 % auch für Rollstuhl oder Kinderwagen befahrbar. Ebenso ist die Sommerbergbahn und viele der Gastronomiebetriebe barrierefrei nutzbar. Erlebnis- und Spielstationen auf dem Baumwipfelpfad lassen nicht nur kleine Entdeckerherzen höher schlagen. (red.)

März – 2015 | nota bene Seite 9

Die Liebe in den Zeiten der Demenz

Besprechung des Buches „Das Liebesgedächtnis“ von Sibylle Knauss durch Hilke Lorenz

Sibylle Knauss sitzt in ihrer Wohnung in Ludwigsburg. Die gönnt sie sich zusätzlich zum Hausstand in Remseck, den sie mit ihrem Mann Albrecht Ade, dem ehemaligen Direktor der Filmakademie Baden-Württemberg, teilt. „A room of one´s own“, sagt sie, sei das und spielt auf Virginia Woolfs Schrift an, in der die Emanzipation für jede Frau mit einem eigenen Zimmer und einer Tür, die sie hinter sich zumachen kann, beginnt. Eine Fotografie Woolfs hängt an der Wand. Der Blick vom Schreibtisch der Schriftstellerin geht auf den Turm der Friedenskirche. „Man weiß eben nie, wie lange man die Tür geschlossen halten kann“ sagt sie und meint damit die notwendige Ruhe zum Schreiben. Davon, dass man diese Tür nicht immer zuhalten will, erzählt ihr neuestes Buch „Das Liebesgedächtnis“. Manchmal klopft das Leben eben unerwarteterweise an. Und so beginnt das Buch mit einem Satz, der wie ein Paukenschlag wirkt. „Im Sommer 2001 verliebte ich mich noch einmal und begann, mein Gedächtnis zu verlieren“, schreibt die 69-jährige Protagonistin. Es geht also um Liebe und den Gedächtnisverlust zugleich. Zwei Dinge, die viele nicht zusammendenken wollen, die Sibylle Knauss aber ganz bewusst zusammenführt.

Brechts Greisin hat ihr nie gefallen „Welche Rollenbilder gibt es für alte Frauen?“, fragt sie provokativ. Es gebe die Hexe, die als Single abseits der Gesellschaft lebe. Die unwürdige Greisin Bertold Brechts habe ihr nie gefallen, weil ein selbstbestimmtes Leben im Alter für sie nicht gleichbedeutend mit einem überkandidelten Lebensstil sei. Kurzum, für Knauss war die Zeit reif, „das Alter neu zu erzählen“. Schon aus der Distanz, als sie selbst um die 40 gewesen sei, habe sie sich gefragt, was aus der Liebe im Alter werde. „Die Vorstellung, man geht über eine Schwelle, und danach sind keine Nähe, keine Zärtlich-

keit und keine großen Gefühle mehr, hat mir Angst gemacht.“ Eine Antwort habe sie auf ihre Fragen in der Literatur nicht bekommen. „Meine Geschichte handelt davon, dass die Liebe bleibt“, sagt sie fast trotzig. Sie wollte so den weiblichen Lebensentwürfen einen weiteren hinzufügen.

Sie hat die Form der Erzählung gewählt und ihren bisherigen Romanheldinnen eine alte, mit Körper und Geist liebende Frau an die Seite gestellt. Neben „Evas Cousine“, dem Bestsellerbuch über die Cousine der Hitler-Geliebten Eva Braun, und der realen britischen Archäologin Mary Leakey steht nun Beate, die Schriftstellerin. Richtig gelesen, die Heldin ist Schriftstellerin – und dennoch zögert Knauss, „Das Liebesgedächtnis“, ihren 13. Roman, als ihr persönlichstes Buch zu bezeichnen. Tatsache ist jedoch, dass es von einer Autorin in Knauss´ Alter erzählt, die ebenfalls gerade ihren 13. Roman schreibt. Darin versucht sie, ihr langsam schwindendes Gedächtnis als Datei auf einer Notebookfestplatte auszulagern, in- dem

SCHREIBEN ALS LEBENSELIXIER

sie von ihrer letzten großen Liebe im Alter erzählt. „Ich hoffe, dass mich mein Gedächtnis nicht verlässt, bevor ich davon erzählt habe“, heißt es an einer Stelle. Das Wort Demenz fällt erst nach einem Viertel des Buches. Deutlich aber wird, dass irgendwann in der Liebe nur noch das Gedächtnis der Haut, des Geruchs und des Gefühls zählen.

Das Beispiel ihrer Mutter vor Augen Natürlich passen viele Beschreibungen dieses „vielleicht optimistischen Buches“ – Originalton – Sibylle Knauss – auch auf seine Autorin. „Das Buch spielt hier und heute“, sagt sie. Und natürlich habe sie das Beispiel ihrer Mutter vor Augen, deren Demenz genau in dem Alter einsetzte, als die Protagonistin in Knauss´ Buch beginnt, diese Veränderungen an sich selbst zu bemerken. Und da ist die authentische Autorin und Frau Sibylle Knauss, die sich ebenso wie ihre Romanfigur fragt, was denn im Alter von der Liebe noch bleibt, wie sie sich anfühlt und was von Schreiben bleibt, wenn das Gedächtnis schwindet.

„Diese Vorstellung ist katastrophal und der Horror schlechthin für mich“, sagt Sibylle Knauss schonungslos offen. Aber dann zieht sie sich schnell wieder auf die Position der Leserin zurück, die sie ja auch sei. „Fragt man sich nicht immer wieder, wie viel ein Autor von sich preisgibt?“, fragt sie zurück – und bezeichnet dieses Wechselspiel als den notwendigen Spannungsbogen, um den Leser bei der Stange zu halten. Die Wohnung, die sie sich zum Schreiben gönnt, ist also auch ein Schutzraum, in dem sie nur Autorin ist.

Sibylle Knauss (70) hat Germanistik, Anglistik und Theologie studiert und als Lehrerin gearbeitet. 1981 erschien ihr erster Roman „Ach Elise oder Lieben ist ein einsames Geschäft“. Ihr Roman „Evas Cousine“, der auf Gesprächen mit der Cousine der HitlerGeliebten Eva Braun fußt, wurde 2002 von der „New York Times“ als eines der Bücher des Jahres eingestuft. „Das Liebesgedächtnis“ ist im Verlag Klöpfer & Meyer erschienen und auch als E-Book erhältlich.

Quelle: Stuttgarter Zeitung vom 12.02.2015

Denn vor der Tür führt sie das Leben einer Frau jenseits der 70, ist Ehefrau und holt zwei- bis dreimal die Woche ihre Enkelin vom Kindergarten ab. Sie kenne es gar nicht anders, als dass sie ihre Kinder, den Beruf und das Schreiben unter einen Hut bringen müsse. Da braucht man ab und zu schon mal eine Tür.

nota bene | März – 2015 Seite 10 Literatur

Empathisch zuhören = mit dem ganzen Wesen zuhören!

Eine Kompetenz nicht nur für Führungskräfte…

„Das Hören, das sich nur in den Ohren abspielt, ist eine Sache. So zu hören, dass man die Worte erfasst, ist eine andere. Aber das Hören der Essenz ist nicht auf einen der Empfangskanäle begrenzt, weder auf die Ohren noch auf den Verstand. Es erfordert vielmehr die Leere aller Empfangskanäle. Und wenn die Empfangskanäle leer sind, dann hört das ganze Wesen. Dann gibt es einen direkten Zugang zu dem, was direkt vor dir ist, was niemals nur mit dem Ohr gehört oder mit dem Verstand erfasst werden kann“ (Marshall B. Rosenberg).

nb hat in der ersten Ausgabe berichtet, dass die Gewaltfreie Kommunikation (GFK) nach Marshall B. Rosenberg zu den Grundlagen der Unternehmensphilosophie der MHT gehört. Anneli Zenker, Geschäftsführerin der MHT, wird künftig immer einmal wieder zu einzelnen Aspekten der GFK Stellung beziehen.

Ein buddhistisches Sprichwort sagt: Tu nicht irgendwas, sei einfach da!

Es ist so, wenn du ein spannendes Buch liest. Du tauchst ganz ein, du begleitest die handelnden Personen und lässt die Erzählungen fließen. Deine Gedanken, Urteile, Diagnosen spielen jetzt keine Rolle. Du möchtest wissen, was der andere wahrgenommen hat, was er fühlt und was er braucht. Du möchtest die Bedürfnisse des anderen erfassen. Als Mitarbeitende in Pflegeeinrichtungen heißt dies in der Wahrnehmung der Bewohnerinnen und Bewohnern stets erst einmal die eigenen Bewertungen und Diagnosen zurückzustellen und zuzuhören, was der Bewohner, die Bewohnerin wirklich braucht. Allzu

schnell nehmen wir eine Situation wahr, beurteilen diese und haben auch schon die Lösung parat. Durch empathisches Zuhören bin ich in der Lage, die Bedürfnisse der Bewohnerinnen und Bewohner herauszuhören, zu benennen und zusammen nach Strategien/Handlungen zu suchen, die diese Bedürfnisse erfüllen können.

Dies gilt auch im kollegialen Miteinander, insbesondere in Konfliktsituationen. In diesen Situationen ist Selbstempathie die Spanne zwischen dem äußeren Reiz/Anlass und der eigenen Reaktion. Ich nehme mir die Zeit, meine Gedanken, Urteile, Diagnosen auf meine Bedürfnisse hin zu klären. Desto klarer ich meine Handlungen/Wünsche formulieren kann, umso mehr kann ich

zum gegenseitigen Verständnis innerhalb eines Konfliktes beitragen.

Die Erfassung der Bedürfnisse schafft Verbindung. Tiefe empathische Verbindung und wahres Mitgefühl haben nichts mit Nett-Sein zu tun. Vielmehr geht es darum, Veränderungen herbeizuführen und Ergebnisse durch das Formulieren von Handlungen, Therapieansätzen aus einer gemeinsamen Verbindung heraus zu erzielen. Dies schafft Teamgeist und wahre Gemeinschaft.

März – 2015 | nota bene Seite 11
Gewaltfreie Kommunikation

Seit fast 30 Jahren gibt es in Calw mehr zu entdecken als das Offensichtliche. Eine kleine Filmschmiede namens „Mania Pictures“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Film in das beschauliche Städtchen zu bringen. Doch damit nicht genug, denn hier trifft Krimi auf Heimatidylle. Unter der Führung von Regisseur Armin Schnürle entstand im März 2015 der nunmehr siebte Fall aus der Reihe „Tatort Calw“, welcher im Frühjahr 2016 ausgestrahlt wird. Anlass genug für nota bene, dem Mann hinter der Kamera ein paar Fragen zu stellen.

nb: Hallo Armin, vielen Dank, dass Du Dir während der stressigen Drehtermine kurz Zeit für uns genommen hast.

AS: Ja, gerne. Ist zwar heute tatsächlich sehr stressig, weil einiges an Mensch und Material koordiniert werden muss und wir mit Tilo Prückner einen bekannten TV- und Kinodarsteller dabei haben, bei dem wir natürlich immer besonders professionell erscheinen wollen (lacht). Aber Pressearbeit nehmen wir ernst und wichtig und daher nehme ich mir die Zeit gerne.

nb: Zuallererst würde ich gerne von Dir wissen, wie Du überhaupt zum Film gekommen bist?

AS: Das ist eine lange Geschichte, die den Rahmen vermutlich sprengen würde. Kurzversion: nach dem Konsum von

TATORT CALW

nota bene war dabei

Tausenden von Filmen hat das passive Filmschauen irgendwann nicht mehr ausgereicht. Und in den 80ern, als ich begonnen habe, war es noch Glückssache, dass der Vater eines Freundes eine Videokamera hatte, die wir für unsere ersten Filmversuche nutzen durften. Und im Laufe der Jahre ist das Ganze stetig gewachsen, was den Aufwand, aber auch den eigenen Anspruch angeht.

nb: Du drehst ja hier in Calw Deine ganz eigene Version eines „Tatorts“. In wieweit stand der „echte“ Tatort dafür Pate?

AS: Der „echte“ Tatort war DAS Vorbild schlechthin. Vor unserem ersten „Tatort

Calw“ haben wir eine wilde Story rund um Engel und „Apokalypse“ kreiert, welchen wir in unzähligen Metropolen dieser Welt gedreht haben. New York, London, Paris usw., wir dachten eigentlich, als Amateure hätten wir damit den Olymp der Filmemacher erklommen. Unser Stammpublikum sagte stattdessen: Ganz nett, aber dreht doch mal was in Calw. Zuerst war das wie ein Schlag in die Magengrube, aber letztendlich der Grund, weshalb wir unsere Nische gefunden haben. Ganz bewusst das Kleinstädtische inszenieren, Mundart, Humor, Dinge, die auch bei den Profis seit einigen Jahren wieder hoch im Kurs stehen. Und da ich damals wie heute Fan der „Tatort“-Reihe bin, lag

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es nahe, dieses Konzept der regionalen Ermittler auch in Calw anzuwenden. Mir war lediglich der Actionanteil bei den Profis etwas zu gemäßigt, weshalb wir in dieser Hinsicht einen stärkeren Schwerpunkt gesetzt haben.

nb: Bei so vielen Filmen und unzähligen Drehs gab es sicherlich auch einige Highlights. Kannst Du uns ein paar davon verraten?

AS: Highlights gibt es natürlich immer, wobei die offensichtlichen und zum Teil wahnwitzigen Dinge schon etwas zurückliegen, wir sind da etwas „ruhiger“ geworden. Höhepunkte waren sicherlich der Einsatz eines echten Panzers,

der mehrere Autos plattgewalzt hat, diverse Autostunts oder ein Maisfeld, das ein Bauer eigens für uns eingesät hat, damit wir im Herbst dann eine Autoverfolgungsjagd zur „Ernte“ der Maiskolben nutzen konnten. Auch die sicherlich aufwändigste Szene unserer Filmgeschichte, eine Rückblende in ein Schlachtengetümmel des 2. Weltkriegs, war ein absoluter Höhepunkt unseres Schaffens. Inzwischen lege ich mehr Wert auf die Story und das Schauspiel als auf offensichtliche Schauwerte. Aber zweifelsohne dürfen auch die nicht fehlen. Sie sind sozusagen das „Sahnehäubchen“.

nb: Wie wird es mit dem Tatort Calw weitergehen und wie sieht Deine Zu-

kunft als Filmemacher aus? Wird Calw vielleicht das zweite Hollywood?

AS: Eher ein „Hollywoodle“ (lacht). Ich denke, was für uns spricht, ist die Tatsache, dass wir uns nicht zu ernst nehmen. Ich bin zufrieden mit den Möglichkeiten, die uns hier in Calw und Umgebung zur Verfügung stehen und ich für meinen Teil bin auch zufrieden, dass unsere Filme zumeist „nur“ regionale Bedeutung erlangen. Wir drehen Filme primär für unser treues Stammpublikum und in unserer vertrauten Umgebung. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass unser aktuelles Projekt „Auge um Auge“ nicht der letzte „Tatort Calw“ gewesen ist. Wir werden zwar

meist über unsere „Tatort Calw“-Reihe wahrgenommen, aber zwischendurch darf es auch mal was ganz anderes sein, wie zum Beispiel unser voriger Film „Herzlos“, eine nahezu humorfreie und ziemlich ernste Geschichte rund um das Thema Organhandel.

nb: Danke für diese Einblicke in Dein Leben als Filmemacher. Wir wünschen Dir viel Erfolg für die Zukunft.

AS: Vielen Dank, ich danke für das Interview.

Das Interview führte unser Redakteur Martin Kromer, der auch als Komparse (SEK) mitspielte.

März – 2015 | nota bene Seite 13 Tatort Calw

Das war Spitze…

Nahezu 10.000 Besucher am 2. Adventswochenende in Bad Wildbad – der Winterzauber 2014 war erneut ein voller Erfolg. Medien und Öffentlichkeit würdigten das große Engagement und die Organisation der Johanneseinrichtungen, die diesen Winterzauber in Kooperation mit der Stadt Bad Wildbad veranstalten. In 50 weihnachtlich dekorierten Holzhütten, die weitestgehend in der Arbeitstherapie des Johanneshauses gefertigt wurden, wurden hochwertiges Kunsthandwerk, Holzarbeiten oder Keramik angeboten, das kulturelle Rahmenprogramm reichte von den Darbietungen vieler Orchester und Kapellen aus der Region über Harfenmusik und Chorauftritte im Weihnachtscafé bis zu der historischen Weihnacht der Freien Ritterschaft Baden mit altertümlichen Instrumenten in der Englischen Kirche – und dies alles gehüllt in ein zauberhaftes und stimmungsvolles Lichtkonzept, das den Winterzauber im Kurpark besonders eindrucksvoll und malerisch in Szene setzte. Ein herzliches Danke gilt allen, die daran mitgewirkt haben, insbesondere auch den Mitarbeitern der Technik und Arbeitstherapie des Johanneshauses Bad Wildbad, ohne deren engagierten und nimmermüden Einsatz der Winterzauber nicht möglich wäre. In seiner Ansprache zum Neujahrsempfang der Stadt Bad Wildbad würdigte auch Bürgermeister Klaus Mack die Johanneseinrichtungen ganz ausdrücklich und stellte fest, dass er kein zweites Beispiel kenne, wo durch das Engagement einer sozialen Einrichtung letztlich ein touristisches Highlight für den Standort geschaffen wurde. (red.)

MHT Catering

Im Gastronomiebereich des Winterzaubers gab es eine Premiere: Die MHT Gesellschaft für soziale Dienstleistungen mbH stellt mit ihrer Küchenmannschaft das MHT Catering vor. Das Gastrozelt mit „fliegender Küche“ und die weihnachtliche Eisbar boten allerlei Köstlichkeiten und erfreuten sich eines regen Publikumsinteresses.

Bildquelle: Nicole Biesinger

nota bene | März – 2015 Seite 14 Nachlese

Psychiatrische Pflege im Johanneshaus Bad Wildbad

Was kann oder soll eine Psychologin leisten?

Durch meinen beruflichen Werdegang ist mir der Umgang mit „chronisch“ oder „unheilbar“ Kranken vertraut. Deshalb schreckt es mich nicht, dass bei vielen unserer Bewohner in den Diagnosen „Residuum“ (Zurückbleiben von Symptomen) steht, dass man sagt, sie seien „aus-therapiert“. Dies bedeutet nicht, dass der Zustand dieser Menschen unveränderbar ist. Unser Behandlungsziel muss bzw. kann nicht die völlige Heilung sein; dies ist bei psychiatrischen Krankheiten ebenso wie bei vielen somatischen Erkrankungen oft nicht erreichbar. Es geht vielmehr um eine Verbesserung der Lebensqualität und darum, mit den Symptomen der Erkrankung besser umgehen zu können. Dabei habe ich die Überzeugung, dass jeder Mensch alles in sich trägt, was er braucht, um sich besser fühlen zu können. Meine Aufgabe als Therapeutin ist es nicht, von außen Wege und Lösungen anzubieten, sondern den Menschen zu helfen, Blockaden zu lösen, die sie hindern, ihre eigenen Ressourcen zu nutzen. Dabei geht es oft um Verletzungen und Traumatisierungen

Zur Person

in der Vorgeschichte unserer Bewohner. Ebenso wichtig ist für viele Bewohner die Unterstützung im Umgang mit kognitiven Krankheitssymptomen und das Erlernen sozialer Fertigkeiten. Eine hilfreiche Begleitung unserer Bewohner ist nur durch eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit eines stabilen Teams möglich. Deshalb besteht mein Aufgabengebiet im Johanneshaus auch darin, Ansprechpartner für Kollegen zu sein.

Das Besondere an der Arbeit im Johanneshaus

Etwas sehr Schönes in der Arbeit mit vielen unserer Bewohner ist deren Direktheit und Intensität. Sie sind nicht freundlich, weil „man“ das eben sein soll, sie sind nur dann freundlich, wenn sie es auch so meinen. Sie erkennen mit untrüglichem Instinkt aufgesetztes und unechtes Verhalten. Und sie zeigen ihre Emotionen, müssen nicht ständig eine starke Fassade aufrechterhalten. Ich denke, hier könnten die Gesunden einiges von unseren Bewohnern lernen…

Karin Heimerdinger

Karin Heimerdinger arbeitet als Diplom-Psychologin seit gut einem Jahr im Johanneshaus Bad Wildbad. Für ihre Arbeit nutzt sie die vielfältigen Methoden der kognitiven Verhaltenstherapie und der klinischen Hypnose.

Nach dem Abitur leistete sie zunächst ein soziales Jahr in einem Kindersanatorium. Durch diese Arbeit entstand der Wunsch, Psychologie zu studieren, um kranken Menschen effektiver bei der Bewältigung ihrer schwierigen Lebenssituation helfen zu können. Es folgte das Psychologie-Studium an der Eberhard-Karls-Universität in Tübingen. Nach ihrem Abschluss arbeitete sie einige Jahre in Therapie-Forschungsprojekten mit chronischen Schmerzpatienten, wodurch sie umfangreiche TherapieErfahrungen mit unterschiedlichen Verfahren gewinnen konnte. Ab 1991 war sie dann in der Rheumaklinik in Bad Wildbad beschäftigt, wo ihr Aufgabengebiet zunächst in der Betreuung chronischer Schmerzpatienten lag. Ab 2008 betreute sie zusätzlich Patienten der internistischen Abteilung der Sana-Kliniken, Bad Wildbad, wobei ihr besonders die Begleitung der Palliativpatienten am Herzen lag.

März – 2015 | nota bene Seite 15 Portrait

Die Paracelsus-Therme mit Sauna Pinea bietet am Rande des Nordschwarzwaldes viele Möglichkeiten, um für ein paar Stunden wohltuenden Abstand vom Alltag zu gewinnen. In angenehm temperiertem Wasser genussvoll schwimmen, sich vom Strömungskanal unter freiem Himmel durch das wohltuende Nass treiben lassen, sich den Stress von prickelnden Massagedüsen vom Körper spülen lassen oder aber zu herrlichen Düften und bei einmaligem Ausblick auf die Burg Liebenzell kräftig in der Panoramasauna schwitzen: Die Paracelsus-Therme Bad Liebenzell mit Sauna Pinea bietet eine Vielzahl von Möglichkeiten, am Rande des Nordschwarzwaldes jederzeit einen Kurzurlaub vom Alltag zu machen.

Die Paracelsus-Therme mit Sauna Pinea präsentiert sich als moderne Gesundheits- und Wellnesseinrichtung im Nordschwarzwald – Besucher jeden Alters finden hier Erholung und Entspannung. Das weitgehend in mediterranen Brauntönen gestaltete Bad offenbart bereits im großzügigen und hellen Eingangsbereich seinen besonderen Charme. Über diesen gelangen die Besucher in den mit besonderen Farbakzenten erfrischend farbenfroh gestalteten Umkleidebereich für Bad und Sauna oder aber in den zurückhaltend designten Therapiebereich.

Dort werden nach vorheriger Terminvereinbarung unter anderem AromaölBehandlungen, Peeling-Anwendungen sowie Hot-Chocolate-, Seifenbürsten- oder Herbal-Spa Massagen angeboten.

Barrierefrei mit einem Aufzug oder über zwei Treppen führt der Weg die Besucher in den zentralen Badebereich

der Paracelsus-Therme. Dieser bietet mit seinen großen Fenstern stets einen Blick auf die herrliche Natur und lässt die Kraft des Schwarzwaldes unmittelbar spürbar werden. Neben einem Bewegungs- und Therapiebecken laden eine Dampfgrotte, ein Gradierwerk zur Sole-Inhalation und verschiedene Erlebnisduschen neben Dampfbad, So-

nota bene | März – 2015 Seite 16
Wellness • Gesundheit • Wohlfühlen • Therapie
Gesundheits-
Eine
und Wellnesseinrichtung mit Atmosphäre und besonderem Charme

larium und Wärmebank die Besucher zum Verweilen ein. Auch führt von hier der Weg zum Außenbecken oder in den großzügigen Saunabereich. Das von Rosen umgebene Außenbecken bietet mit seinem Strömungskanal, diversen Massagedüsen, einem Wasserspeier sowie einem Massagepilz den Besuchern vielfältige Möglichkeiten, den Aufenthalt in dem 32 Grad Celsius warmen Thermalwasser abwechslungsreich zu gestalten und ohne Einschränkungen zu genießen. Wer sich zudem olfaktorisch verwöhnen lassen möchte, kann die einmalige Duftinsel der Paracelsus-

Therme nutzen und sich dort herrliche Düfte um die Nase wehen lassen. In den attraktiven Schwitzkästen der Sauna Pinea werden die Geruchsnerven aber ebenfalls bei unterschiedlichsten Aufgüssen wohltuend verwöhnt. Mal ist es der Duft von Zirbelkiefer und Riesentanne, Mandarine und Myrte oder Nordischer Birke, der die heiße Luft erfüllt und das Einatmen zum Erlebnis macht; mal sorgen Extrakte von Latschenkiefern, grünem Tee, Grapefruit, Lemongras oder Melisse dafür, dass Körper und Geist eine tiefe Erholung erfahren. Nicht nur die finnischen Saunen mit unterschiedlichen Temperaturen und Aufgusszyklen dienen aber auf zwei Etagen der Regeneration und der Stärkung von Abwehrkräften. Auch bei der Nutzung des Dampfbades sowie des Tauch- und Freiluftbeckens erfahren die Besucher Entspannung und die Lebensgeister werden geweckt.

Besucher, die nach dem Baden oder Saunieren ungestört sein wollen, können sich in attraktive Ruhezonen der Paracelsus-Therme zurückziehen, während diejenigen, die mit der Familie oder mit Freunden auch die Gemeinschaft pflegen möchten, in freundlich gestalteten Kommunikationsbereichen dazu Gelegenheit haben.

Damit das leibliche Wohl während des Aufenthaltes in der Paracelsus-Therme

ebenfalls nicht zu kurz kommt, ist der Gastronomiebereich in das Bad integriert worden. Hier können Getränke und kleine Speisen genossen werden. Selbst längere Aufenthalte in dem Gesundheits- und Wellnesskomplex werden somit zu einem Wohlfühl-Erlebnis, das vor allem eins macht: Lust auf mehr Paracelsus-Therme.

Das Thermal-Bad ist täglich von 9 bis 22 Uhr für Besucher geöffnet, die Sauna Pinea lädt von Montag bis Freitag zwischen 10 und 22 Uhr zum Besuchen ein.

An Sams-, Sonn- und Feiertagen öffnet auch die Sauna Pinea bereits um 9 Uhr.

Weitere Informationen sind unter www.paracelsus-therme.de erhältlich.

März – 2015 | nota bene Seite 17 Paracelsus-Therme Bad Liebenzell

Umsonst ist keine Reha

„Die BWKG-Reha-Kampagne ist ein Weckruf für die Politik“, machte der Vorstandsvorsitzende der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft (BWKG), Thomas Reumann, bereits beim Kampagnen-Start klar. Eine gute Reha rechnet sich sowohl für die Sozialversicherung als auch für die Gesellschaft, sie macht zudem viele Patientinnen und Patienten wieder fit für Alltag, Familie und Beruf.

Doch trotz der positiven Effekte der Reha hat sich für die Patienten in den letzten Jahren nur wenig geändert. Immer noch werden viele Reha-Anträge abgelehnt und notwendige Leistungen nicht ausreichend bezahlt. Die BWKGKampagne fordert die Politik auf, endlich aktiv zu werden.

Die zentralen Forderungen an die Politik:

1. Eine Reha muss schnell und einfach beantragt werden können. Im Fall einer Ablehnung müssen die Gründe dem Betroffenen transparent gemacht werden.

2. Keine Reha-Steuerung nach Kassenlage: Jede medizinisch notwendige Reha muss finanziert werden. Die weiterhin bestehende Budgetierung der Reha-Ausgaben der Rentenversicherung muss aufgehoben werden. Es muss einen finanziellen Ausgleich zwischen der Pflege- und der Krankenversicherung geben.

3. Die aktuellen Vergütungssätze reichen nicht, um die notwendigen Reha-Leistungen zu finanzieren. Die BWKG fordert ein Gesetz, das end-

lich die gerechte Vergütung von Reha-Leistungen festschreibt.

Zur Erläuterung der politischen Forderungen: In einer guten Reha gewinnen Menschen Kraft, Lebensqualität und Zukunftsperspektiven zurück. Reha vermeidet oft die Frühverrentung, spart Arbeitgebern und Versicherten Kosten und wirkt dem Fachkräftemangel entgegen. Ältere Menschen können nach einer Reha weiter allein zu Hause leben. Jede medizinisch notwendige Reha muss genehmigt werden. Darüber hinaus ist eine Vereinfachung des Antrags- und Genehmigungsprozesses in der Gesetzlichen Krankenversicherung dringend erforderlich. Dies fordert auch der Sachverständigenrat.

Trotz der erwiesenen Erfolge einer guten Reha leiden die Kliniken immer noch unter finanziellen Restriktionen. In der Rentenversicherung, die vor allem für die Rehabilitation von Berufstätigen zuständig ist, gab es zwar eine Absenkung des Budgetdeckels, aufgehoben wurde er aber nicht. Außerdem unterbleiben Rehabilitationen bei älteren, oft multimorbiden Patienten, für die die Krankenversicherung verantwortlich ist. Grund ist, dass die Krankenversicherung eine Reha für ältere Menschen bezahlen muss, während vor allem die Pflegeversicherung profitiert. Wenn die Anreize so gesetzt sind, braucht man sich über das Ergebnis nicht zu wundern: Die Ausgaben für die Rehabilitation von Nicht-Erwerbstätigen sinken seit Jahren, obwohl der Bedarf hier steigen müsste.

nota bene | März – 2015 Seite 18 Gesundheitspolitik

Johannesklinik präsentierte

das 4. GeriatrieForum

Bad Wildbad

Innerhalb der erfolgreichen Reihe der GeriatrieForen der Johannesklinik Bad Wildbad befasste sich das 4. GeriatrieForum am 18. November 2014 mit dem Themenbereich Depression. Auch bei diesem Thema konnte ein reges Interesse der Fachöffentlichkeit festgestellt werden, der Vortragssaal war bis auf den letzten Platz besetzt.

Vor den Vorträgen zum Thema Depression stellte Frau Katja Gohl, Geschäftsführerin des Bereiches Rehabilitation der BWKG (Baden-Württembergische Krankenhausgesellschaft, Bild oben) die Reha-Kampagne „Umsonst ist keine Reha“ vor, die in der Öffentlichkeit und bei politischen Entscheidungsträgern das Bewusstsein für den Wert und Nutzen von Rehabilitationsmaßnahmen stärken soll. Mit diversen Aktionen und einer Unterschriften-Sammlung macht die BWKG gemeinsam mit ihren Mitgliedern, den baden-württembergischen Reha-Kliniken, auf die Situation in der medizinischen Rehabilitation aufmerksam.

Der anschließende Vortrag von Herrn Prof. Dr. Gerhard W. Eschweiler, Leiter des geriatrischen Zentrums an der Universität Tübingen (Bild rechts oben), behandelte die „Diagnostik und somatische Therapie depressiver Störungen“.

Er verdeutlichte, dass Depressionen viel mehr beeinträchtigte Lebensjahre zur Folgen haben, als beispielsweise Alkoholmissbrauch, Demenz oder Unfälle. Er erläuterte Risikofaktoren für das Entstehen einer Depression und stellte Möglichkeiten erfolgreicher medikamentöser Therapien dar.

Prof. Dr. Martin Hautzinger, Ordinarius für Klinische Psychologie der Universität Tübingen, stellte in seinem Vortrag im Besonderen heraus, dass auch in hohem Alter Depressionen durch Psychotherapie erfolgreich behandelt werden können. Dies erläuterte er eindrucks-

voll an dem konkreten Fallbeispiel eines erkrankten Menschen.

Chefarzt Dr. Thomas Müller (Bild rechts unten) war erneut sehr zufrieden über die große Resonanz der GeriatrieForen. Auch das Thema Depression habe den Nerv der Zuhörer getroffen, wie man an der lebhaften Diskussion und großen Teilnahme erkennen konnte. Er versicherte, dass die GeriatrieForen Bad Wildbad auch künftig einen festen Platz im gesundheitspolitischen Kalender der Stadt haben werden.

März – 2015 | nota bene Seite 19 GeriatrieForum
mrb

Kino Bad Wildbad wieder eröffnet

Seit Mai 1996 gab es in Bad Wildbad ein Kino im Haus des Gastes, dem heutigen Forum König-KarlsBad. Es befand sich im ehemaligen Damentrakt des König-Karls-Bades und umfasste bereits damals ca. 70 Sitzplätze. Das „alte“ Kino wurde in der Vergangenheit mehrfach von der MFG Filmförderung Baden-Württemberg für kulturell herausragende Filmprogramme ausgezeichnet.

Das König-Karls-Bad gehört zu den eindrucksvollsten Badegebäuden des 19. Jahrhunderts im ehemaligen Königreich Württemberg.1892 wurde das imposante Bauwerk durch den damaligen württembergischen König Wilhelm II. eingeweiht. Es diente bis 1977 als Kurmittelhaus und seitdem als Haus des Gastes und Veranstaltungsgebäude. Von März 2010 bis April 2012 wurde das ehemalige Badehaus mit Landesmitteln unter denkmalpflegerischen Gesichtspunkten restauriert und saniert.

Kinovorführungen im König-Karls-Bad werden ab Ende März 2015 jeweils Donnerstag abends, Freitag und Samstag nachmittags und abends sowie Sonntag nachmittags angeboten. Das Programm wird in Zusammenarbeit mit dem Kommunalen Kino Pforzheim gestaltet.

Das aktuelle Programm kann im Internet unter www.kiwi-kino.de angesehen werden. (red.)

Das Kino musste letztlich schließen, als dann auch der Kinosaal saniert und restauriert wurde.

Mit 68 neuen Kinostühlen versehen, einer großen Leinwand und mit einer neuen Digital-Projektionskamera wurde das „neue“ Kino nun wieder im wunderschönen historischen Saal an alter Stelle in Betrieb genommen. Betrieben wird es von einem gemeinnützigen Verein, dem auch die MHT als Gründungsmitglied angehört.

nota bene | März – 2015 Seite 20 Kultur
Eingang zum König-Karls-Bad und Kino

Tilmann Orth, Chef des Cuisines der Johanneshäuser in Bad Wildbad und Bad Liebenzell, hat sich auf den Weg gemacht, deren gastronomisches Angebot seit nunmehr zwei Jahren stetig durch neue ausgefallene Ideen zu optimieren.

Seine Lehre absolvierte er im Hotel Ochsen in Höfen an der Enz. Danach sammelte er in mehreren Hotels Erfahrungen, darunter auch im Enztalhotel in Enzklösterle, in der Krone Lamm in Zavelstein, sowie in unterschiedlichen Gastronomiebetrieben in Österreich und der Schweiz.

FRÜHJAHRSGERICHTE

Um den Frühling „unbeschwert“ begrüßen zu können, empfiehlt Tilmann Orth einige Frühjahrsgerichte als leichte Alternative zu den schweren Wintergerichten:

Spargelragout

(für 10 Personen)

1 kg Spargel (weiß)

20g Zucker

½ EL Salz

30g Butter

250g Sahne

3 Eigelb

Spargel zu ²/³ schälen (die Spitze bleibt ungeschält), anschließend in kochendes Wasser mit Salz, Zucker, Butter und Zitrone geben. Den Spargel nun gut 10 Minuten kochen lassen. Danach abgießen und in ca. 5cm große Stücke schneiden. Eine Auflaufform mit Butter ausstreichen, darin eine Masse aus Sahne und Eigelb, sowie die Spargelstücke geben. Das Ganze dann für 20 Minuten bei 220° C im Ofen garen lassen, bis es eine goldene Farbe erreicht hat.

Hirsepuffer

300g Hirse

4 Toastbrote

3 Eier Salz Pfeffer

ein Hauch Ingwer

Hirse im Salzwasser ca. 10 Minuten köcheln lassen, bis es zu einer dicken Masse wird. Die Masse mit Ei und geriebenem Toastbrot vermengen und anschließend mit den Gewürzen abschmecken. In einer Pfanne mit Öl ausbacken.

Lauwarmes Rhabarberkompott mit Topfenknödeln und süßen Bröseln

Rhabarberkompott

(für 10 Personen)

ca. 1,5 kg Roter Rhabarber

150g Zucker

½ Vanilleschotte

125g Orangensaft

125g Apfelsaft

Rhabarber schälen und in ca. 2 cm dicke Stücke schneiden. Den Zucker karamellisieren, mit Apfel- und Orangensaft ablöschen. Dann die halbe Vanilleschote auskratzen und dazu geben. Wenn sich der Zucker aufgelöst hat, die Stücke hinzugeben und alles aufkochen lassen. Anschließend von der Platte nehmen und servieren.

Topfenknödel

700g Magerquark

50g Butter

3 Eier

Prise Salz

½ Zitrone

3 EL Zucker

150g Toastbrot (ohne Rinde)

Butter, Eier und Zucker schaumig schlagen und die Masse unter den Quark heben. Mit Zitrone und Salz abschmecken und die 150 g Toastbrot zu der Masse geben. Das Ganze dann ca. 2 Stunden ruhen lassen, anschließend in kochendes Wasser (mit Salz und Zucker) auskochen.

Süße Brösel

250 g Butter

200 g Paniermehl

100 g Zucker

Butter in der Pfanne zum Schmelzen bringen, den Zucker und das Paniermehl hinzugeben und darin die Topfenknödel schwenken.

Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Kochen und einen guten Appetit!

März – 2015 | nota bene Seite 21 Kulinarisches

Grundlegendes Ziel der Ergotherapie ist es, Handlungsfähigkeit in allen Lebensbereichen zu erhalten, zu verbessern oder wiederherzustellen. Krankheit oder Behinderung verändern das Leben betroffener Menschen, der Alltag mit seinen selbstverständlichen Betätigungen wird zu einer Herausforderung. Hierfür Abhilfe zu schaffen und Lösungen zu finden, ist Aufgabe der Ergotherapie.

„Das übergeordnete Ziel der ergotherapeutischen Arbeit mit Demenzerkrankten ist, dem betroffenen Menschen Hilfe anzubieten, um das restliche Leben besser bewältigen zu können“ (Schaade, G. 2008, S. 12). Die weitreichende Symptomatik, welche die Demenz begleitet, wird von der Therapie nicht aufgehalten, vielmehr gibt die Therapie dem Betroffenen und seinen Angehörigen Hilfestellungen, mit der Krankheit und ihren Folgen umzugehen. Diese Behandlung findet auf Basis einer ärztlichen Heilmittelverordnung statt. Sie beginnt mit dem Befund, welcher für die Bereiche

A Anamnese der aktuellen Lebenssituation mit Alltagsbewältigung und Selbstversorgung,

A Sensorik und Motorik einschließlich der Sinnesfunktionen,

A kognitive Leistungen mit Wahrnehmungsverarbeitung und Orientierung und psychosoziales Verhaltens und Kommunikationsfähigkeit erhoben wird.

Ergotherapie bei Demenz

Als Stärken- und Schwächenprofil erstellt, ergibt der Befund ein ganzheitliches Bild der Handlungsfähigkeit des betroffenen Menschen und dient darin der Wahl des Behandlungsansatzes. Hierfür stehen der Ergotherapeutin/ dem Ergotherapeuten vier Behandlungsmaßnahmen zur Verfügung:

A ergotherapeutische Behandlung bei motorisch-funktionellen Störungen

A ergotherapeutisches Hirnleistungstraining

A ergotherapeutische Behandlung bei sensomotorisch-perzeptiven Störungen

A ergotherapeutische Behandlung bei psychisch-funktionellen Störungen

A Beratung zur Umfeldanpassung

Um die Handlungsfähigkeit im Alltag zu verbessern oder zu erhalten, setzt die Ergotherapie adaptierte Übungsmaterialien, funktionelle, spielerische, handwerkliche und gestalterische Techniken sowie lebenspraktische Übungen ein. Stets wird die Therapie als Betätigung ausgeführt, welche aus Sicht des Betroffenen und seines Angehörigen bedeutungsvoll ist.

Dazu ein Fallbeispiel: Herr Maier, 71 Jahre, ist an einer milden Form der Demenz erkrankt. Seine Frau trägt schwer an der Last der Pflege und ist oft unzufrieden mit sich und ihrem Mann, der einst alltägliche Arbeiten wie Staubsaugen und das Schneiden der Hecke bewerkstelligt hat. Die Ergotherapeutin ermuntert Herrn Maier dazu, kleine Heckenabschnitte, die sie zuvor mit rotem Klebeband markiert hat, zu schneiden. Ein Spezialgreifgerät hilft ihm

beim Auflesen des Heckenabschnittes. Alle zehn Minuten läutet zudem ein Wecker, der ihm signalisiert, eine Pause zu machen. Herr Maier lernt in der Ergotherapie auch wieder, seine Jacke zu schließen. Ein großer Papieranhänger an seinem Reißverschluss erinnert ihn, wie er diesen schließen muss. Seine Frau Annegret erkennt im Laufe der Therapie, dass er viele Fertigkeiten nie mehr wie einst beherrschen wird und ihr trotzdem eine Hilfe sein kann.

In der Ergotherapie steht der Betroffene mit seinem Angehörigen im Mittelpunkt des Geschehens. Während der Betroffene Hilfestellungen bekommt, Betätigungen sinn- und zweckgerichtet auszuführen, wird der Angehörige im Umgang mit dem Partner/der Partnerin beraten. Dies schließt die Beratung über Hilfsmittel und den Umgang damit als auch die Beratung zur Gestaltung des Wohnraums ein. Mit dieser Anpassung des Umfeldes an die verbliebenen Fähigkeiten und Fertigkeiten des an Demenz erkrankten Menschen, wird die Ergotherapie dem Anspruch gerecht, Betätigung zu ermöglichen. Indem Barrieren des Umfeldes abgebaut und Ressourcen geschaffen werden, wird es dem erkrankten Menschen möglich, sich zu betätigen.

Der ergotherapeutische Therapieansatz geht hier von einem Verständnis der Krankheit aus, welches diese als Veränderung in Aktivität, Partizipation und Teilhabe betrachtet. Es gilt in allen Bereichen, mit den Folgen der Demenz umzugehen und eine Lösung für entstandene Einschränkungen zu finden. Mit diesem Ansatz verfolgt die Ergotherapie das Ziel, ein Leben trotz Demenz in Würde und Lebensqualität zu führen.

Anke Matthias-Schwarz Ergotherapeutin

nota bene | März – 2015 Seite 22 Ergotherapie

Natürliche Hilfe

Ein Ratschlag aus der Apotheke

Vielen Besuchern einer heutigen Apotheke ist sicherlich nicht bekannt, dass trotz der großen Anzahl chemisch produzierter Arzneimittel bis heute ungefähr ein Drittel des Arzneischatzes aus unserer Natur stammt. Selbst modernste Entwicklungen nutzen häufig die Natur als Lieferanten der Ausgangssubstanzen.

Um die Vielfalt der Pflanzenwelt mit ihren Arzneistoff liefernden Arten besser kennen zu lernen, bin ich immer wieder auch mit der Kamera in der Natur unterwegs, um einzelne Exemplare für mein Archiv festzuhalten.

In regelmäßiger Folge möchte ich deshalb an dieser Stelle einzelne Pflanzen vorstellen und über ihre Wirkungsweise informieren.

Liebenzell)

Arnika, nicht nur für müde Beine

Wer in den Monaten Juni bis August in den Bergen wandert, trifft in kalkarmen alpinen Regionen die blühende Arnika an. Die Pflanze gehört zur großen Familie der Asteraceen und wird bisweilen mit anderen gelb blühenden Arten verwechselt. Die als Arzneipflanze verwendete Art heißt Arnica montana und die einköpfige Blüte präsentiert sich zumeist etwas „zerzaust“.

Arnika galt im Mittelalter als magisches Kraut, das vor Blitzschlag und Hexen schützen sollte. Erst seit dem 18. Jahrhundert wurden dann die Blüten als Arzneimittellieferant eingesetzt. Inzwischen kennen wir die Inhaltsstoffe und können somit die Wirkungsweise verstehen. Die äußerliche Anwendung bei stumpfen Verletzungen, bei Blutergüssen, Schwellungen und Entzündungen ist erwiesen. Auch bei venösen Beschwerden (Krampfadern) und muskulären Zerrungen und Verspannungen haben sich Arnikatinktur, Salben- oder Gelzubereitungen bestens bewährt.

Eine Anwendung bei geschädigter Haut oder gar offenen Wunden ist nicht empfehlenswert. Eine Einnahme von Arnikazubereitungen sollte stets unterbleiben! Die Inhaltsstoffe führen zu äußerst starken Beschwerden im Magen-Darmbereich. Leider gibt es nicht wenige Menschen, die auf Arnikaextrakte allergisch reagieren. Dieser Personenkreis muss auf Arnika verzichten.

Eine innere Anwendung der Arnikazubereitungen ist allein in der Homöopathie möglich. Wesentliche Anwendungen sind auch hier Prellun-

gen, Quetschungen, Gewebsschäden, Muskelprobleme.

Arnica montana ist leider in Deutschland seltener geworden und steht deshalb unter Naturschutz. Die Firmen, die relativ viel Arnika verwenden, besorgen sich das Pflanzenmaterial deshalb im Ausland. Eine Züchtung, die für den Anbau geeignet wäre, und dieselben guten Wirkstoffe enthält, ist bislang nicht gelungen. Neben den alpinen Regionen sind auch in Mittelgebirgen die Arnikapflanzen anzutreffen. Allerdings im Normalfall erst in einer Höhe ab 1000 m. Entsprechend ist im Schwarzwald ein größeres Vorkommen nur im südlichen Teil in der Feldbergregion bekannt. Es gibt vielerlei Zubereitungen mit Arnikaauszügen. Bezüglich der Qualität und der Anwendung sollten Sie sich in Ihrer Apotheke beraten lassen.

März – 2015 | nota bene Seite 23 Natur und Heilkunde
nota bene | November – 2014 Seite 24

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