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TATORT CALW
from Neu Nota Bene 02
by Mateo Sudar
Nota Bene War Dabei

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Tausenden von Filmen hat das passive Filmschauen irgendwann nicht mehr ausgereicht. Und in den 80ern, als ich begonnen habe, war es noch Glückssache, dass der Vater eines Freundes eine Videokamera hatte, die wir für unsere ersten Filmversuche nutzen durften. Und im Laufe der Jahre ist das Ganze stetig gewachsen, was den Aufwand, aber auch den eigenen Anspruch angeht.
nb: Du drehst ja hier in Calw Deine ganz eigene Version eines „Tatorts“. In wieweit stand der „echte“ Tatort dafür Pate?
AS: Der „echte“ Tatort war DAS Vorbild schlechthin. Vor unserem ersten „Tatort

Calw“ haben wir eine wilde Story rund um Engel und „Apokalypse“ kreiert, welchen wir in unzähligen Metropolen dieser Welt gedreht haben. New York, London, Paris usw., wir dachten eigentlich, als Amateure hätten wir damit den Olymp der Filmemacher erklommen. Unser Stammpublikum sagte stattdessen: Ganz nett, aber dreht doch mal was in Calw. Zuerst war das wie ein Schlag in die Magengrube, aber letztendlich der Grund, weshalb wir unsere Nische gefunden haben. Ganz bewusst das Kleinstädtische inszenieren, Mundart, Humor, Dinge, die auch bei den Profis seit einigen Jahren wieder hoch im Kurs stehen. Und da ich damals wie heute Fan der „Tatort“-Reihe bin, lag es nahe, dieses Konzept der regionalen Ermittler auch in Calw anzuwenden. Mir war lediglich der Actionanteil bei den Profis etwas zu gemäßigt, weshalb wir in dieser Hinsicht einen stärkeren Schwerpunkt gesetzt haben. nb: Bei so vielen Filmen und unzähligen Drehs gab es sicherlich auch einige Highlights. Kannst Du uns ein paar davon verraten?
AS: Highlights gibt es natürlich immer, wobei die offensichtlichen und zum Teil wahnwitzigen Dinge schon etwas zurückliegen, wir sind da etwas „ruhiger“ geworden. Höhepunkte waren sicherlich der Einsatz eines echten Panzers, der mehrere Autos plattgewalzt hat, diverse Autostunts oder ein Maisfeld, das ein Bauer eigens für uns eingesät hat, damit wir im Herbst dann eine Autoverfolgungsjagd zur „Ernte“ der Maiskolben nutzen konnten. Auch die sicherlich aufwändigste Szene unserer Filmgeschichte, eine Rückblende in ein Schlachtengetümmel des 2. Weltkriegs, war ein absoluter Höhepunkt unseres Schaffens. Inzwischen lege ich mehr Wert auf die Story und das Schauspiel als auf offensichtliche Schauwerte. Aber zweifelsohne dürfen auch die nicht fehlen. Sie sind sozusagen das „Sahnehäubchen“. nb: Wie wird es mit dem Tatort Calw weitergehen und wie sieht Deine Zu- kunft als Filmemacher aus? Wird Calw vielleicht das zweite Hollywood?

AS: Eher ein „Hollywoodle“ (lacht). Ich denke, was für uns spricht, ist die Tatsache, dass wir uns nicht zu ernst nehmen. Ich bin zufrieden mit den Möglichkeiten, die uns hier in Calw und Umgebung zur Verfügung stehen und ich für meinen Teil bin auch zufrieden, dass unsere Filme zumeist „nur“ regionale Bedeutung erlangen. Wir drehen Filme primär für unser treues Stammpublikum und in unserer vertrauten Umgebung. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass unser aktuelles Projekt „Auge um Auge“ nicht der letzte „Tatort Calw“ gewesen ist. Wir werden zwar meist über unsere „Tatort Calw“-Reihe wahrgenommen, aber zwischendurch darf es auch mal was ganz anderes sein, wie zum Beispiel unser voriger Film „Herzlos“, eine nahezu humorfreie und ziemlich ernste Geschichte rund um das Thema Organhandel. nb: Danke für diese Einblicke in Dein Leben als Filmemacher. Wir wünschen Dir viel Erfolg für die Zukunft.



AS: Vielen Dank, ich danke für das Interview.
Das Interview führte unser Redakteur Martin Kromer, der auch als Komparse (SEK) mitspielte.