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Ergotherapie bei Demenz
from Neu Nota Bene 02
by Mateo Sudar
Als Stärken- und Schwächenprofil erstellt, ergibt der Befund ein ganzheitliches Bild der Handlungsfähigkeit des betroffenen Menschen und dient darin der Wahl des Behandlungsansatzes. Hierfür stehen der Ergotherapeutin/ dem Ergotherapeuten vier Behandlungsmaßnahmen zur Verfügung:
A ergotherapeutische Behandlung bei motorisch-funktionellen Störungen
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A ergotherapeutisches Hirnleistungstraining
A ergotherapeutische Behandlung bei sensomotorisch-perzeptiven Störungen
A ergotherapeutische Behandlung bei psychisch-funktionellen Störungen
A Beratung zur Umfeldanpassung
Um die Handlungsfähigkeit im Alltag zu verbessern oder zu erhalten, setzt die Ergotherapie adaptierte Übungsmaterialien, funktionelle, spielerische, handwerkliche und gestalterische Techniken sowie lebenspraktische Übungen ein. Stets wird die Therapie als Betätigung ausgeführt, welche aus Sicht des Betroffenen und seines Angehörigen bedeutungsvoll ist.
Dazu ein Fallbeispiel: Herr Maier, 71 Jahre, ist an einer milden Form der Demenz erkrankt. Seine Frau trägt schwer an der Last der Pflege und ist oft unzufrieden mit sich und ihrem Mann, der einst alltägliche Arbeiten wie Staubsaugen und das Schneiden der Hecke bewerkstelligt hat. Die Ergotherapeutin ermuntert Herrn Maier dazu, kleine Heckenabschnitte, die sie zuvor mit rotem Klebeband markiert hat, zu schneiden. Ein Spezialgreifgerät hilft ihm beim Auflesen des Heckenabschnittes. Alle zehn Minuten läutet zudem ein Wecker, der ihm signalisiert, eine Pause zu machen. Herr Maier lernt in der Ergotherapie auch wieder, seine Jacke zu schließen. Ein großer Papieranhänger an seinem Reißverschluss erinnert ihn, wie er diesen schließen muss. Seine Frau Annegret erkennt im Laufe der Therapie, dass er viele Fertigkeiten nie mehr wie einst beherrschen wird und ihr trotzdem eine Hilfe sein kann.
In der Ergotherapie steht der Betroffene mit seinem Angehörigen im Mittelpunkt des Geschehens. Während der Betroffene Hilfestellungen bekommt, Betätigungen sinn- und zweckgerichtet auszuführen, wird der Angehörige im Umgang mit dem Partner/der Partnerin beraten. Dies schließt die Beratung über Hilfsmittel und den Umgang damit als auch die Beratung zur Gestaltung des Wohnraums ein. Mit dieser Anpassung des Umfeldes an die verbliebenen Fähigkeiten und Fertigkeiten des an Demenz erkrankten Menschen, wird die Ergotherapie dem Anspruch gerecht, Betätigung zu ermöglichen. Indem Barrieren des Umfeldes abgebaut und Ressourcen geschaffen werden, wird es dem erkrankten Menschen möglich, sich zu betätigen.
Der ergotherapeutische Therapieansatz geht hier von einem Verständnis der Krankheit aus, welches diese als Veränderung in Aktivität, Partizipation und Teilhabe betrachtet. Es gilt in allen Bereichen, mit den Folgen der Demenz umzugehen und eine Lösung für entstandene Einschränkungen zu finden. Mit diesem Ansatz verfolgt die Ergotherapie das Ziel, ein Leben trotz Demenz in Würde und Lebensqualität zu führen.
Anke Matthias-Schwarz Ergotherapeutin