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Faszination Vulkane

Im Krater des Mutnovski, Halbinsel Kamtschatka: Fumarolen und Gletscher

Vulkane – Eine wilde Faszination

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Ein Bericht über vielfältige Exkursionen zu Vulkanen in aller Welt.

Text und Fotos: Uli Pistotnik

Als wir aufgrund der Corona-Krise am 13. Mai 2020 unsere erste ASW-Vorstandssitzung als Videokonferenz abhielten, hätte ich gerade mit einer GEO-Exkursion des Gebirgsvereins, bei der auch viele ASW-Mitglieder angemeldet waren, auf Santorin sein sollen, der wahrscheinlich berühmtesten griechischen Vulkaninsel. Die Exkursion wurde verschoben, und ich hatte Zeit, mich an ASW- und andere Reisen zu vulkanischen Destinationen, die ich organisiert hatte, zu erinnern. Vulkane faszinieren, denn sie sind wild und gefährlich, liefern Geothermalenergie und oft heiße Quellen und ihre Gesteine verwittern zu fruchtbaren Böden. Sie treten vor allem an tektonischen Plattengrenzen auf, aber auch über einzelnen Hot Spots des Erdmantels. Im Mai 2018 waren wir auf Nysiros und haben die Insel mit ihrem jungen Vulkankrater durchwandert.

Aber auch auf der Halbinsel Methana gibt es einen eindrucksvollen jungen Vulkan, der zuletzt 277 bis 239 v. Chr. ausgebrochen ist, und einige weitere schlummern submarin in der Ägäis.

Sehr interessante Reiseziele sind die Vulkane auf den Liparischen (Äolischen) Inseln, die wir mit ASW- und GEO-Exkursionen schon mehrmals besucht haben.

von links nach rechts: ASW am Gipfel des Vesuv, 2011; Stricklava am Vesuv, 2011; Krater auf Nysiros

Besonders eindrucksvoll ist der Stromboli, dessen „strombolianische Tätigkeit“ namensgebend für häufige kleine Eruptionen ist und die besonders in der Nacht sehr gut zu beobachten sind. Ein Erlebnis ist dann auch der nächtliche Abstieg über die Aschenhalde, der von vielen zunächst gefürchtet, dann aber als sehr flott und bequem erlebt wurde.

Namensgebend für alle Vulkane ist die Insel Vulcano. Sie bietet neben intensiv nach Schwefel duftenden Solfataren am Kraterrand auch einen zum Baden einladenden, geothermal geheizten Schlammtümpel, dessen Schlamm sehr gesund sein soll.

Bei der Anreise zu den Liparischen Inseln besuchten wir auch den in den Vororten von Neapel liegenden Vesuv mit seinen um den Gipfel anzutreffenden Fumarolen und eindrucksvollen Stricklaven und einige der berühmten archäologischen Sehenswürdigkeiten.

Außerdem besuchten wir die Phlegräischen Felder nördlich von Neapel, ein dicht besiedeltes aktives Vulkangebiet, wo 1538 in wenigen Tagen ein kleiner Kegelvulkan, der Monte Nuovo, entstand und wo sich der Erdboden regelmäßig um mehrere Meter hebt und senkt.

Der Serapis-Tempel (eine ehemalige römische Markthalle) zeugt von diesen Bewegungen der Erdkruste: Erbaut an Land, lag er zwischenzeitlich 7 Meter unter dem Meeresspiegel, was Fraßspuren der Bohrmuscheln dokumentieren, jetzt ist er wieder aus dem Meer emporgehoben. Die Vulkane im Mittelmeer liegen an der Subduktionszone der Afrikanischen Platte unter die Europäische Platte. Eine Sonderstellung nimmt der nordwestlich des Stromboli im Tyrrhenischen Meer liegende Marsili ein, der größte aktive Unterwasservulkan Europas. Der Fuß des Vulkans liegt etwa 3000 Meter und der Gipfel etwa 450 Meter unter der Wasseroberfläche. Im Jahr 2002 erregte er das Interesse der Wissenschaftler, als ein Tsunami die Küsten Siziliens und der Liparischen Inseln erreichte, der vom Ausmaß her nicht mit einer Rutschung von der Sciara del Fuoco des Strombolis zu erklären und wohl auf den Unterwasservulkan zurückzuführen war. Seit 2006 wird der Marsili intensiv erforscht, und man entdeckte eine Riftzone (Dehnungszone), die sich um einige Zentimeter im Jahr erweitert.

Zahlreiche Vulkane liegen rund um den Pazifischen Ozean, daher wird diese Zone auch als Pazifischer Feuerring bezeichnet.

Die Subduktion der Pazifischen Platte unter die Asiatische Platte lässt auf der Halbinsel Kamtschatka Vulkane entstehen, die wir im Rahmen einer Geo-Exkursion 2004 besucht und einige davon auch bestiegen haben. Hier herrscht unberechenbare Natur, und die Kombination aus Feuer, Eis und Stechmücken beeindruckte uns.

Die Vulkane in Chile liegen an der Subduktion der Pazifischen Platte unter die Südamerikanische Platte und sind zum Teil ausgezeichnete Skitourenziele, die wir mit der ASW 2015 aufgesucht haben. Wir sind durch Araukarien-

ASW im Thermalbad, Chile, 2015 Wälder gewandert, die in der vulkanischen Asche hervorragend gedeihen, haben in natürlichen und künstlich gefassten Thermalwässern gebadet und Siedlungen besucht, die durch den Ascheregen des Vulkans Calbuco im April 2015 verschüttet worden waren.

Indischer, Pazifischer und Atlantischer Ozean verfügen über mittelozeanische Rücken, wo sich die Erdkruste ausdehnt und Ozeanboden neu gebildet wird, um an den Rändern der Ozeane in den Subduktionszonen wieder verschluckt zu werden. Die vulkanische Tätigkeit ist dort meist submarin, aber es können auch Inseln entstehen. Island liegt auf dem Mittelatlantischen Rücken, wo sich Nordamerika von Europa um circa 2 Zentimeter pro Jahr entfernt. Der Große Geysir auf Island ist weltweit namensgebend für geothermale Springquellen; das isländische Wort „geysa“ bedeutet so viel wie herausspritzen.

In Ostafrika durchzieht eine Dehnungszone, das Great Rift Valley, den Kontinent. Entlang dieses Grabensystems entstanden unter anderen die Vulkane Mount Kenya, Kilimandscharo und der Ol Doinyo Lengai, der einzige aktive KarbonatitVulkan der Welt. Seine Lava ist nur 500 bis 600 Grad Celsius heiß, sehr dünnflüssig und wird beim Erstarren weiß – die Einheimischen nennen ihn daher „Sugar Candy Mountain“.

Im Norden des Great Rift Valley liegt in Äthiopien das Afar-Dreieck, eine Depression, in der drei Grabenbrüche zusammentreffen.

Der Vulkan Dallol, sein Gipfel liegt 90 Meter unter dem Meeresspiegel, gilt weltweit als der Ort mit der höchsten JahresdurchschnittsTemperatur von 34,4 Grad Celsius. Ausgedehnte Salzwüsten, Schwefelfelder und tätige Vulkane liegen hier nebeneinander. Der berühmteste Vulkan ist der Erta Ale, einer von nur wenigen Vulkanen, die einen flüssigen Lavasee in ihrem Krater besitzen.

Ich hoffe, dass wir möglichst bald die Santorin-Naxos-Reise antreten und weitere Exkursionen zu interessanten Zielen durchführen können.

ASW auf Vulcano, 2011, am Kraterrand

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