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© Daniela Prugger
Freitag, 28. Februar 2020
Ein Glas Sekt aus dem Donbass Keine zwanzig Kilometer von der ostukrainischen Frontlinie entfernt befindet sich der größte Sektproduzent Osteuropas.
••• Von Daniela Prugger
W
ie ein kleines Disney-Schloss sieht der Eingang zum größten Sektproduzenten Osteuropas aus. In der Stadt Bachmut, im ostukrainischen Donbass, ist die Artwinery eine Touristen attraktion. Durch ein Verkaufs-
fenster werden die Besuchertickets gereicht. Dann wird eine Gruppe männlicher Besucher mit Bauchtaschen von einem Sicherheitsbeauftragten durchgewinkt und versammelt sich vor einer zierlichen jungen Frau. Bevor sich die Gruppe auf in die kühlen Gewölbe der unterirdischen Kellerei macht, warnt Svetlana Pilosyan, 33, Tourguide
davor, die abgefüllten Sektflaschen zu berühren. „Sie können explodieren, weil der Druck in den Flaschen so groß ist.“ Von den Nazis bis Stalin Der gesamte Produktionszyklus der Artwinery findet unter der Erde statt, in einem Gipsbergwerk, das bis zu 72 m unterhalb der Erdoberfläche liegt. An die
Artwinery ist der größte osteuropäische Hersteller von Sekt. Der gesamte Produktionszyklus wird in einer Tiefe von bis zu 72 m durchgeführt.
Wände wurden Felder gemalt und junge Frauen, die Weinreben ernten. „Die Arbeiter sollen sich an den Malereien erfreuen, weil sie die Sonne kaum sehen“, sagt Pilosyan. Die Geschichte dieser unterirdischen Tunnel reicht weit zurück. Während der Nazi-Besetzung im Jahr 1943 wurden hier 3.000 Juden eingemauert – ein