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Freitag, 24. April 2020
HEALTH ECONOMY: CORONA 51
Breite Forschung
PHARMA
Forschung auch in Österreich WIEN. Mindestens 15 Unternehmen im deutschsprachigen Raum arbeiten an Medikamenten gegen das neue Coronavirus, sieben an Impfstoffen. Das geht aus einer Mitteilung der drei Pharmaverbände vfa, Bio Deutschland und Pharmig hervor. Dabei erhoben die Verbände keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Weltweit wird derzeit an insgesamt 155 Medikamenten und 79 Impfungen zur Bekämpfung von Covid-19 gearbeitet.
© APA/AFP/STR
Graz und Wien als Hotspots Mit einer interaktiven Karte im Internet (http://dpaq. de/RFQlO) zeigen sie, an welchen Orten in Österreich, Deutschland und der Schweiz zum Coronavirus geforscht wird und was die Unternehmen genau machen. Die Karte werde stetig aktualisiert. Die Unternehmen würden intensiv untereinander und mit weiteren Firmen kooperieren. In Österreich sind es Innophore in Graz sowie Themis, Apeptico, Panoptes Pharma, Apeiron und MChE/F4 Pharma in Wien. Dazu kommen zahlreiche internationale Unternehmen,die auch Standorte in Österreich haben. (red)
••• Von Martin Rümmele WIEN. Das Austrian Institute for Health Technology Assessment hat eine Übersicht über weltweiten Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten im Bereich Covid-19 unter anderem für das Gesundheitsministerium erstellt – auf der ganzen Welt wird derzeit an 155 Medikamenten und 79 Impfungen zur Bekämpfung von Covid-19 gearbeitet. Erste Erfolge bei Gilead Die derzeit auf ihre Wirkung getesteten Medikamente basieren meist auf antiviralen Wirkstoffen wie Remdesivir, Lopinavir und Ritonavir, Favipirvir, Darunavir, Chloroquine Phosphate, Hydroxychloroquine, Camostat Mesilate, APN01. Dazu kommen Immunmodulatoren wie Tocilizumab, Sarilumab und Interferon beta 1a. Offenbar gute Wirkung verspricht derzeit Remdesivir, während es beim Malariamittel Hydroxychloroquine nun Studien gibt, dass es eine höhere Sterblichkeit als in der Vergleichsgruppe gibt.
In einer Studie der Universitätsklinik in Chicago führte das ursprünglich unter Mitwirkung des Österreichers Norbert Bischofberger gegen Ebola entwickelte Mittel Remdesivir zu einer schnellen Fiebersenkung und einem Rückgang der Symp tome der Lungenkrankheit, so dass fast alle Patienten in weniger als einer Woche entlassen werden konnten, berichten Agenturen. Der US-Pharmakonzern Gilead Science erklärte, die vollständigen Daten müssten
Derzeit laufen mehrere Studien. Aussagekräftige Ergebnisse wird es bis Ende Mai geben. Clemens Schödl Gilead Österreich
noch analysiert werden. Derzeit laufen zwei Studien von Gilead für schwerkranke und leichter erkrankte Patienten, eine doppelverblindete, randomisierte, Placebo-kontrollierte Studie des US-National Institute of Health (NIH) sowie zwei Studien unter Aufsicht der WHO. Die ersten und aussagekräftigsten Ergebnisse werden schon im Mai erwartet, sagt Clemens Schödl, General Manager von Gilead in Österreich. Eine Herausforderung werde aber im Fall positiver Ergebnisse die Herstellung, sagt Schödl. Derzeit brauche die Produktion etwa 180 Tage, zudem seien benötigte Hilfsstoffe knapp. „Gilead hat derzeit Ware für 140.000 Patienten.“ Wenn das aufgebraucht sei, dauere es bis Oktober, bis Dosen für weitere 360.000 Patienten verfügbar seien. Erst danach könne die Produktion hochgefahren werden. „Aufgrund der bis in den Herbst bestehenden global eingeschränkten Verfügbarkeit ist eine der Epidemiologie der Erkrankung entsprechende Verteilung nötig“, sagt Schödl.
© APA/Georg Hochmuth
Der Wettlauf um die Suche nach Covid-19-Therapien ist in vollem Gang: getestet werden vor allem bestehende Medikamente.
Corona-Impfung Auch in Österreich suchen Unternehmen nach Therapien und Impfstoffen.