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Absturz am Automarkt Die Krise schlägt durch

Corona hat globale Automärkte im Griff

Der März brachte weltweit historische Einbrüche am Neuwagenmarkt, im April drohen noch stärkere Rückgänge.

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••• Von Jürgen Zacharias V ersperrte Geschäfte, leere Schauräume und kaum Umsätze – keine Frage, die vergangenen Wochen bedeuteten für die globale Automobilbranche eine Zäsur, von der sie sich vermutlich jahrelang nicht erholen wird und die jetzt für viele Marktteilnehmer zu einem Überlebenskampf zu werden droht. Während sich in China, wo die Corona-Pandemie ihren Ursprung hat, nach einem massiven Rückgang der Verkäufe zu Jahresbeginn (minus 80% im Februar!) inzwischen eine Erholung abzeichnet und die Neuzulassungen im März „nur mehr“ um 48% zurückgingen, geht die Talfahrt in Europa und den USA jetzt erst richtig los. im März Einbußen von 38% hinnehmen, in den EU-Ländern fielen die Neuregistrierungen sogar um 55%. Da der Lockdown in den verschiedenen europäischen Ländern zu unterschiedlichen Zeitpunkten beschlossen wurde, fallen die Einbußen unterschiedlich aus.

Im besonders früh und besonders stark betroffenen Italien sank der Absatz am stärksten: um 85%. In Frankreich und Spanien wurden Rückgänge von 72 beziehungsweise 69% registriert, Österreich verzeichnete laut Statistik Austria einen Rückgang von 66,7%. In Finnland und Schweden ist der Absatz hingegen nur um ein und neun Prozent zurückgegangen – dort sind die Autohäuser nicht geschlossen worden.

Krise hält weiter an

Im April ist wohl mit noch schlechteren Werten zu rechnen. Laut Autoexperte Peter Fuß von

der Unternehmensberatung EY könne die Branche diesen Monat „weitgehend abschreiben“. „Selbst wenn nun die Autohäuser in einigen Ländern wieder öffnen und die Engpässe bei den Zulassungsstellen hoffentlich behoben werden, kommen die Kunden plötzlich nicht in Scharen in die Autohäuser“, so Fuß. „Wer wegen der Krise seinen Arbeitsplatz verloren hat oder in Kurzarbeit ist, wird sich kein neues Auto leisten. Auch bei den gewerblichen Neuzulassungen durch Firmen ist mit Einbußen zu rechnen, da viele von ihnen wegen Umsatzrückgängen gezwungen sind, zu sparen.“

Gerhard Schwartz, Partner und Sector Leader Industrial Products bei EY Österreich, rechnet im April EU-weit mit einem Absatzrückgang von etwa 70%. „Der Online-Vertrieb für Neuwagen steckt noch in den Kinderschuhen und kann die wegbrechenden stationären Verkäufe nicht ausgleichen. Zudem muss die Produktion der

–66,7 Prozent

März-Minus

Im vergangenen Monat brach der heimische Neuwagenmarkt um zwei Drittel von 31.958 Fahrzeugen im Vergleichsmonat 2019 auf 10.654 Fahrzeuge ein. Das Minus im gesamten ersten Quartal liegt bei 32,4%.

Autofabriken erst wieder anlaufen – was angesichts der stark internationalisierten und teils mehrere Hundert Zulieferer umfassenden Lieferketten eine gigantische Herausforderung ist.“

Der EY-Experte weiter: „Wenn die Produktion wieder anläuft, wird sich zeigen, ob die Lieferketten gehalten haben.“ Im schlimmsten Fall stünden die Automobilwerke wenige Tage nach dem Hochlaufen wieder still, weil essenzielle Teile fehlen. „Die Hersteller sind in diesen Tagen damit beschäftigt zu verhindern, dass die Kette reißt.“ dikamente entwickelt wurden, wird es einen enormen Nachholbedarf geben. Und wer dann lieferfähig ist und attraktive Modelle im Angebot hat, der wird zu den klaren Gewinnern der Krise gehören.“

Gute Nachrichten gibt es auch von den Elektroautos: Die Zahl der Neuzulassungen ist auf den Top-5-Märkten Westeuropas – das sind Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien – im März um 71% gestiegen, bei Plug-in-Hybriden lag das Plus sogar bei 77%.

Anders in Österreich, wo auch elektrische Antriebe von diesem Negativtrend betroffen waren: Rein elektrische Fahrzeuge verzeichneten einen Rückgang um 44%. „Die insgesamt positive Entwicklung bei elektrifizierten Fahrzeugen in vielen Märkten ist zu einem großen Teil auf staatliche Kaufanreize zurückzuführen“, beobachtet Schwartz, der damit rechnet, dass das starke Wachstum im Elektrosegment nicht von Dauer sein wird. „Im März wurden die Fahrzeuge ausgeliefert und neu zugelassen, die in der Vor-Corona-Zeit bestellt und produziert wurden. Stillstehende Fabriken werden aber auch im Segment der Elektroautos in den kommenden Monaten für Rückgänge sorgen – trotz der starken Nachfrage.“

Großer Nachholbedarf

Für die Automobilindustrie bestehe aber durchaus Grund zur Hoffnung, so Schwartz: „Derzeit werden in großem Stil geplante Anschaffungen vertagt, die Branche schiebt also eine immer größer werdende Welle an Neuwagenkäufen vor sich her. Wenn die aktuelle Krise einmal überwunden und ein Impfstoff beziehungsweise wirksame Me

© EY Österreich Gerhard Schwartz, Sector Leader Industrial Products bei EY Österreich.

FAHRZEUGHANDEL Obmann fordert Auto-Ökoprämie

WIEN. Um die Erholung der heimischen Wirtschaft während und nach der Coronakrise zu beschleunigen, fordert Burkhard Ernst, Obmann des Wiener Fahrzeughandels, von der Bundesregierung, kurzfristig eine Ökoprämie einzuführen, um den Kauf von Neufahrzeugen zu unterstützen.„Die Politik darf keine Zeit verlieren, damit Österreich mit Schwung aus der Coronakrise kommt und die Konjunktur wieder Fahrt aufnimmt.“

Chance für Umweltschutz

Der Obmann weiter: „Dazu benötigen die Konsumenten ein klares Signal, dass die Binnennachfrage gestärkt wird. Eine Ökoprämiere für Neufahrzeuge ist ein erfolgreiches Instrument der Krisenbewältigung. Während der Finanz- und Wirtschaftskrise im Jahr 2009 haben wir gute Erfahrungen gemacht. Schon im Mai sollten die Konsumenten die Prämie nutzen können“, so Ernst, der darin auch eine große Chance für den Umweltschutz sieht: „Wir sollten diese Krise unbedingt nutzen, um die Ökobilanz der Fahrzeugflotte in Österreich zu verbessern.“ (red)

© Inge Prader

ELEKTROAUTOS Stromer: Starke CO 2 -Bilanz

WIEN. Elektroautos haben eine deutlich bessere CO 2 -Bilanz als Benzin- und Dieselfahrzeuge. Zu diesem Schluss kommt eine Neuberechnung der Umwelt- und Verkehrs-NGO Transport&Environment (T&E). Die Annahmen wurden allerdings sehr stromfreundlich ausgelegt.

Strommix entscheidend

Ein durchschnittliches Mittelklasse-Elektroauto, das 2020 gekauft wird, stößt demnach über seine Lebenszeit in Europa pro km 90 g CO 2 aus. Ein DieselFahrzeug hingegen 234 g, ein Benziner 253 g, so der T&E-Vergleich.

Wird mit österreichischem Strommix getankt, verbessert sich die CO 2 - Bilanz um ein Fünftel auf 78 g CO 2 pro km, schreibt der VCÖ, Partnerorganisation von T&E in Österreich. Am saubersten sind Elektroautos demnach in Schweden (60 g CO 2 /km), am umweltverschmutzendsten in Polen (183 g CO 2 /km), was mit der dortigen Art und Weise Stromerzeugung zu tun hat. (APA)

© Groupe PSA Aktuell stehen Kunden mehr als 5.300 verschiedene Fahrzeuge und Modell-Variationen zur Auswahl.

Mehr Online-Angebot Die Groupe PSA erweitert die digitalen Services für ihre Marken und vereinfacht damit den Kaufabschluss.

WIEN. Zahlreiche Fahrzeughändler haben ihre Ausstellungsräume bereits wieder geöffnet, viele Kunden reagierten darauf aber zurückhaltend. Um Kunden online die Auswahl ihres Wunschfahrzeugs zu erleichtern und genaue Preis- und Finanzierungsinformationen zu übermitteln, hat die Groupe PSA nun ihr Online-Angebot erweitert.

Die Online Store-Lösungen der Marken Peugeot, Citroen, DS Automobiles und Opel bieten Kunden ab sofort die Möglichkeit, ihr gewünschtes Neufahrzeug aus vielen Angeboten auszuwählen und direkt digital mit ihrem Wunschhändler in Kontakt zu treten, um die Fahrzeugbeschaffung abzuwickeln.

Service ohne Kompromisse

In den Online-Stores sind nicht nur die aktuellen Aktionen zu den verschiedenen Modellen ersichtlich, sondern für jedes einzelne Fahrzeug ist auch eine Möglichkeit zur Leasingfinanzierung verfügbar. „Aktuell beginnt die Suche aller Kunden nach neuen Fahrzeugen im Internet. Mit der Erweiterung ihres Online-Angebots erfüllen die Marken der Groupe PSA den Wunsch nach einfach und schnell zugänglichen Mobilitätslösungen, ohne Kompromisse bei der Servicequalität einzugehen“, so Thierry Koskas, Direktor Sales & Marketing der Groupe PSA. (red)

© Panthermedia.net/Kasto

first pitch goes digital

Wirkt sich Covid-19 auf Restwerte aus? Eurotax: Wertverlust könnte wie bei Finanzkrise 2008/09 gebremst werden.

WIEN. Die Coronakrise hat gravierende Auswirkungen auf den Automobilhandel, dürfte laut Eurotax aber auch den Restwert gebrauchter Fahrzeuge beeinflussen. Die Erfahrungen aus der – mit der aktuellen Situation allerdings nur bedingt vergleichbaren – Finanzkrise 2008/09 hätten gezeigt, dass die Erholung der Nachfrage am Neuwagenmarkt deutlich länger dauern

© Panthermedia.net/Happy Alex

kann als zunächst angenommen. Der Wertverlust von dreijährigen Gebrauchten war daher in den meisten Fahrzeug-Segmenten in den ersten sechs bis neun Monaten nach dem Crash deutlich geringer, als in den darauffolgenden zwei Jahren. Kurzfristig sind die Werte damals im Schnitt um 1,3% zurückgegangen, mittelfristig betrug der Wertverlust allerdings rund 6%. (red)

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