medianet 24.04.2020

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WIRTSCHAFTSZEITUNG FÜR MARKETING & SALES

medianet.at

20. Jahrgang No. 2209 Euro 4,– Freitag, 24. April 2020

Sonderdruck Druckereien erleiden gravierende Umsatzeinbußen – aber Not macht erfinderisch 10

Knalleffekt Unito-Chef Harald Gutschi rechnet mit ganz neuen Dimensionen des E-Commerce 26

Krisenpartner ­Interview: Robert Zadrazil, CEO UniCredit Bank Austria 42

© UniCredit Bank Austria/Gilbert Novy

FILMFONDS WIEN

„Auf Belästigung gebrieft, zum Lärmen kreiert“

© Panthermedia.net/Sommai Larkjit

Sebastian Bayer und Alexander Hofmann stellen der ­Branche ein verbesserungswürdiges Zeugnis aus. 4

© Vienna Film Commission

© Martina Berger

WIEN. Um während der Coronakrise die Liquidität der Wiener Filmschaffenden und ihrer Unternehmen zu unterstützen, hat der Filmfonds Wien seit Beginn der Krise die Auszahlungen aktueller Förderprojekte intensiviert. So konnten seit Mitte März 1,46 Mio. € für insgesamt 51 Projekte an 31 Fördernehmer ausgezahlt werden.

© APA/AFP/STR

Österreichische Post AG,TZ 02Z030468 T  •••  medianet Verlag GmbH, Brehmstraße 10/4, 1110 Wien  •••  Retouren an Postfach 555, 1008 Wien

Cash für die Filmbranche

Forschung Weltweit suchen Pharmafirmen, auch heimische, nach Corona-Lösungen. 51

Workbook HR-Management: Wie man den perfekten Mitarbeiter findet und hält.

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Datenfluss statt Aktenberge.

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Freitag, 24. April 2020

Die volle globale ­Reisefreiheit wird es erst geben, wenn die Krise global in den Griff ­bekommen wurde.“ Zitat der Woche Außenminister Alexander Schallenberg – pragmatisch

Impressum Medieninhaber: medianet Verlag GmbH 1110 Wien, Brehmstraße 10/4. OG http://www.medianet.at Gründungsherausgeber: Chris Radda Herausgeber: Germanos Athanasiadis, Mag. Oliver Jonke Geschäftsführer: Markus Bauer Verlagsleiter: Bernhard Gily Chefredaktion/Leitung Redaktionsteam: Mag. Sabine Bretschneider (sb – DW 2173; s.bretschneider@medianet.at), Stellvertreter der Chefredakteurin: Dinko Fejzuli (fej – DW 2175; d.fejzuli@medianet.at) Kontakt: Tel.: +43-1/919 20-0 office@medianet.at | Fax: +43-1/298 20 2231 Fotoredaktion: fotored@medianet.at Redaktion: Christian Novacek (stv. Chefredakteur, nov – DW 2161), Paul Hafner (haf – DW 2174), Paul Christian Jezek (pj), Reinhard Krémer (rk), Nadja Riahi (nri – DW 2201), Martin Rümmele (rüm), Laura Schott (ls – DW 2163), Jürgen Zacharias (jz) Zuschriften an die Redaktion: redaktion@medianet.at Lektorat: Mag. ­Christoph Strolz Grafisches ­Konzept: Verena Govoni Grafik/Pro­duktion: ­Raimund Appl, Peter Farkas Fotoredaktion: ­Jürgen Kretten Fotoredaktion/Litho­grafie: Beate ­Schmid Druck: Herold Druck und Verlag AG, 1030 Wien Vertrieb: Post.at Erscheinungs­weise: wöchentlich (Fr) ­Erscheinungsort: Wien ­Einzel­preis: 4,– ¤ Abo: 179,– € (Jahr) (inkl. ­Porto & 10% MwSt.) ­Auslands-Abo: 229,– € (Jahr). Bezugsab­meldung nur zum Ende des vereinbarten Belieferungs­zeitraums bei 6-wöchiger Kündi­gungsfrist; es gelten unsere Allgemeinen Geschäftsbedingungen; Ge­richts­stand ist Wien. Gastbeiträge müssen sich nicht mit der Meinung der Redaktion decken. Offenlegung gem. §25 Mediengesetz: https://medianet.at/news/page/offenlegung/

Abo, Zustellungs- und Adressänderungswünsche: abo@medianet.at oder Tel. 01/919 20-2100

EDITORIAL / INHALT  3

Es ist tatsächlich Schluss mit lustig Der Tourismus steht für 16 Prozent des heimischen BIP. Ideen sind gefragt. Leitartikel ••• Von Sabine Bretschneider VOLLBREMSUNG. Hotelier und Neos-Wirtschaftssprecher Sepp Schellhorn forderte gestern „Klarheit für den Tourismus“: „Es ist Schluss mit lustig mit den Ankündigungen, wir brauchen einen klaren Stufenplan.“ „Schluss mit lustig“ ist eine euphemistische Darstellung. Der Tourismus hat eine Vollbremsung hingelegt. Anfang April wurden die österreichischen Beherbergungsbetriebe angesichts der Corona-Pandemie per Verordnung bis 24. April geschlossen; mittlerweile wurde die Frist schon bis 30. April verlängert. Das vorzeitige Ende der Wintersaison kostete die heimische Branche einstweilen einmal 1,8 Mrd. Euro an Umsatz, ergab eine Studie des Wiener Marktforschers Manova im Auftrag der WKÖ. Und das ist nur eine Zwischenbilanz. Die Perspektiven für die erfolgsverwöhnte und für Österreichs Wirtschaft ungemein wichtige Branche sind trostlos. „Die Reisefreiheit wird uns so lange in einer eingeschränkten Form

bevorstehen, bis das Coronavirus ausgerottet ist beziehungsweise bis es einen Impfstoff oder eine entsprechende Behandlung gibt“, verdeutlichte die zuständige Ministerin Elisabeth Köstinger am vergangenen Mittwoch. Die zeitlichen Prognosen dafür variieren … Die Idee, Österreichs Touristiker mit inländischen Urlaubern aufzufangen, scheitert an ähnlichen Unwägbarkeiten wie die Pläne für Handel und Dienstleistung: Erstens könnten inländische Touristen die Ausfälle zahlenmäßig nicht kompensieren, zweitens wecken Rahmenbedingungen wie die radikal erhöhte Arbeitslosenzahl und die Kurzarbeitslöcher im Urlaubsbudget wenig Reisestimmung. Und drittens, ja: Es braucht planbare Perspektiven. Ideal seien „Selbstversorger-Appartments“, so eine Idee der Tourismusministerin. Maskenpflicht und Social Distancing bei Frühstück und abendlichen Drinks, kein Zutritt zu Seen und Bädern, geschlossene Kultur­einrichtungen – und dann noch eingeschlossen mit Kind und Kuchl im Selbstversorger-Appartment. Man wird noch nachdenken müssen.

Inhalt COVERSTORY

SPECIAL OBST & GEMÜSE

HEALTH ECONOMY

Marken stalken nicht ...............   4 VMLY&R: Belästigung macht noch keine gute Marke

Saisonstart ................................ 36 LGV Sonnengemüse mit optimistischem Ausblick

Gradmesser Corona ................ 50 Plus- und Minuspunkte der Gesundheitssysteme

MARKETING & MEDIA

Herausforderung ...................... 38 Viele Produkte von SanLucar kommen aus Spanien und Italien

Forschung auf Hochtouren ..... 51 Weltweit suchen Pharmafirmen nach Corona-Lösungen

Spargelzeit ................................ 40 Ja! Natürlich füllt die Filialen

CAREERNETWORK

Eine Bestandsaufnahme ......... 10 Druckereien brechen Umsätze weg, aber Not macht erfinderisch Kommunikationsvirtuose ........ 18 Talk: Richard Peer, Holding Graz Förderdschungel ...................... 22 Orientierung gesucht?

FINANCENET & REAL:ESTATE „Partner in der Krise“ ............... 42 Interview mit Robert Zadrazil, CEO UniCredit Bank Austria

Rezept fürs HR-Management  . 56 Wie man den perfekten Mitarbeiter findet und hält HR Inside Summit 2020 ........... 58 Einreichen für den HR Award

RETAIL Urknall im Handel ..................... 26 Unito-Chef Harald Gutschi: Neue Dimensionen des E-Commerce Gamechanger ........................... 31 Um Customer Experience geht’s

Liquidität muss stimmen ......... 44 Die Unternehmens-Checkliste von BMD hilft weiter Fokus Gebäudetechnik ............ 47 Intelligente Technik sichert reibungslose Betriebsabläufe

AUTOMOTIVE BUSINESS Absturz am Automarkt ............. 64 Die Krise schlägt durch Wildes Gefährt .......................... 67 Tesla Model 3 im medianet-Test


4 COVERSTORY

Freitag, 24. April 2020

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„Wenige gute Ehen beruhen auf Stalking“ Belästigung macht noch keine gute Marke. Sebastian Beyer und Alexander Hofmann von VMLY&R im Interview.

••• Von Laura Schott

G

medianet: VML und Young & Rubicam haben sich nun vor knapp eineinhalb Jahren zusammengeschlossen. Wie ist diese erste Zeit verlaufen? Sebastian Bayer: Im Grunde entwickelt sich das alles sehr gut. Wir merken nach wie vor, wie viel Energie von der Neuausrichtung ausgeht, und dass wir damit sehr gut auf die Entwicklungen im Markt reagieren. Die Fusion hat ja vor allem dazu geführt, dass wir die Themen Markenführung und Brand Experience in den Mittelpunkt gestellt haben. Die Kunden stehen heute vor dem Problem, dass viele Dinge, die sie jahrelang gemacht haben, nicht mehr so funktionieren wie früher – vor allem, weil die Kommunikation immer fragmentierter wird. Unser neuer Ansatz hilft, dieses Problem abzufangen und neue Antworten auf die Fragen der Kunden zu finden.

© Martina Berger

ut eineinhalb Jahre ist es her, dass sich die Agenturen VML und Young & Rubicam das JaWort gegeben haben. Zeitgemäß firmieren sie seither unter dem Doppelnamen VMLY&R und haben sich, ihren Kunden und auch den Konsumenten unter anderem eines versprochen: zu begeistern und nicht zu belästigen. Warum viele Marken heute genau das Gegenteil tun, wieso das gefährlich ist und was sich schleunigst ändern sollte, erzählen Sebastian Beyer, CEO von VMLY&R, und Alexander Hofmann, Executive Creative Director, im Interview.


COVERSTORY 5

Freitag, 24. April 2020

Das schaffen wir, indem wir in einem ersten Schritt die Marke noch einmal straffziehen und vermittelbar machen, wofür die Marke steht. Im zweiten Schritt entwickeln wir die Strategie, indem wir erfassen, auf welche Welt die Marke trifft und wo sie einen sinnvollen Beitrag leistet. Und erst dann suchen wir nach den besten Ideen, um diese Geschichte auf außergewöhnliche Weise zu erzählen. medianet: Würden Sie – im Nachhinein betrachtet – sagen, dass das genau der richtige Zeitpunkt war, um diese Entwicklung abzufangen, oder hätte das bereits früher Sinn gemacht? Alexander Hofmann: Ich glaube, dass es sowohl für uns als Agentur als auch für den Markt genau der richtige Zeitpunkt war. Denn die Kunden erleben immer mehr, dass dieses Silodenken und Aufsplitten von Etats mehr Probleme macht als es löst. Es geht nicht um Kanäle. Es geht nur darum, was die Menschen da draußen machen, wie sie ihr Leben leben und wann ein guter Moment ist, um ihnen eine richtig gute Geschichte zu erzählen. Und unser Ansatz bietet ein Framework, um die Menschen wieder zu begeistern und eine Trendwende zu diesem Reklameschrott herbeizuführen, der die letzten Jahre da draußen geherrscht hat. Sei es im digitalen oder im klassischen Bereich – was einem da teilweise entgegenkommt, ist eine Katastrophe. Und wenn das so weitergeht, schafft sich die ganze Branche ab. medianet: Das Silodenken ist kleineren, spezialisierten Agenturen in den letzten Jahren zugutegekommen. Aber können viele kleine Agenturen überhaupt einen gemeinsamen, einheitlichen Brand Experience-Ansatz für einen Kunden verfolgen?

© Martina Berger (2)

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Alexander Hofmann, Executive Creative Director VMLY&R.

Hofmann: Ich glaube, die Kunden haben die Zeit nicht mehr. Die Veränderung unserer Welt kostet die Unternehmen wahnsinnig viel Zeit und Ressourcen, die sie dann nicht mehr dazu verwenden können, unzählige verschiedene Agenturen zu koordinieren. Es wird immer Dinge geben, die Spezialagenturen machen – auch wir holen Spezialisten dazu. Aber wir haben den Vorteil, dass wir diese jederzeit in unserem Netzwerk zur Verfügung haben – und das auf einem internationalem Level. Bayer: Es übernehmen dabei aber gar nicht so sehr wir als Agentur den Lead, sondern das Brand Experience-Modell. In vielen Ausschreibungen sind heute neue Mitbewerber dabei, die aus der klassischen Beratung kommen. Es wird immer mehr ein Duell der Ansätze, das sich um die Frage dreht, ob der Kunde eher seine Kommunikationsagenden einem Berater anvertraut oder eine Werbeagentur in sein Business eingreifen lässt. Da ist international ein sehr interessantes Rennen losgebrochen, das wir auch in Österreich spüren. medianet: Wie nehmen es die Kunden auf, wenn man ihnen erklärt, dass zunächst einmal das eigene Markenverständnis geschärft werden

Sebastian Beyer, Chief Executive Officer VMLY&R.

muss, bevor es an die Strategie geht? Bayer: Verstehen tun das eigentlich alle. Manche fühlen sich noch überfordert von diesem gesamtheitlichen Denken, das dazu notwendig ist. Aber immer mehr sagen: Wir müssen das jetzt machen, das ist eine Riesenchance. Hofmann: Es ist ja auch nicht so, dass wir bei allen Kunden das gesamte Modell radikal ändern müssen. Es geht darum, Identität innerhalb des Unternehmens zu stiften – sowohl unter den Mitarbeitern, als auch nach außen. Und das versteht jeder Kunde, mit dem wir darüber sprechen, und das will auch jeder machen. In den Journeys, die wir entwickeln, sind Kampagnen dann ja auch mit abbildbar. Wir machen weiterhin Werbung und glauben weiterhin an das, was immer schon für Kommunikation gegolten hat: Dass du herausragende Dinge machen musst, um herauszuragen. Wir finden einfach neuere und außergewöhnlichere Touchpoints, an denen das ganze noch mehr Kraft und Relevanz erzeugen kann. medianet: Dennoch löst dieser neue Ansatz irgendwo das klassische Kampagnendenken ab. Bayer: Die Kampagne tritt ein bisschen in den Hintergrund, und die Marke als das Zentrale

gewinnt mehr Raum. Wir sind felsenfest davon überzeugt, dass ein Unternehmen, das erfolgreich sein will, eine starke Marke sein muss. Und sich bewusst sein muss, welche Geschichte es erzählt. Und darauf können Kampagnen dann aufsetzen und einen Hebel bilden, um diese Story zu erzählen. medianet: Wie viel Sinn macht es dann noch, dass die großen Werbepreise dieser Welt immer noch vordergründig Kampagnen auszeichnen? Hofmann: Das tun sie nicht mehr. In Wirklichkeit haben diese Preise mitgeholfen, Dinge wie Brand Experience salonfähig zu machen. Wenn man sich ansieht, wie schlecht das Niveau in den klassischen Kategorien dieser Preise geworden ist, dann spiegelt das schon wider, wo die Energie der Agenturen hinfließt – nämlich in andere Arten von Ideen abseits von Werbung. medianet: VMLY&R führt schon seit Jahren die Brand Asset Valuator (BAV)-Studie durch, derzufolge sich letztes Jahr neben den großen Digitalmarken vor allem heimische Marken durchgesetzt haben. Worin liegt die Stärke österreichischer Marken? Bayer: Zum Teil ist es wahrscheinlich einfach logisch, dass


6 COVERSTORY

Viele Marken konzentrieren sich nur darauf, laut zu sein und viel Share of Voice zu bekommen, weil es ihnen an einer ­Geschichte mangelt. Sebastian Bayer CEO VMLY&R

© Martina Berger (2)

die heimischen Marken den Konsumenten näher sind. Wir sehen auch, dass österreichische Marken in schwierigen Jahren profitieren, weil die Menschen da an Dingen festhalten, die sie kennen. Der BAV ist primär ein Tool, um die eigene Marke verstehen und steuern zu können. Er zeigt sehr schonungslos, dass eine Marke mehr als nur ihre letzte Kampagne ist, und dass eine Vielzahl an Komponenten Einfluss darauf hat, wie stark die Marke ist. Viele Unternehmen glauben, dass nur das Marketing ihre Marke prägt. Es sind aber auch viele andere Unternehmensbereiche – vom Produkt, über das Service bis zum Umgang mit Reklamationen und vieles mehr. Und diese Bereiche arbeiten wir mit dem Brand Experience-Ansatz heraus. Der BAV zeigt auch, dass die Stärke einer Marke eine Funktion der Stärke ihrer Story ist und nicht der Mediaspendings. Hofmann: Ich habe schon mit vielen Studien zu tun gehabt, aber der BAV ist das einzige Tool, das dir tatsächlich zeigt, wie gut deine Marke ist, und wie du sie steuern kannst. In England hat eine Umfrage gezeigt, dass heute ein Drittel aller Marketingleiter nicht weiß, wie man eine Mar-

Freitag, 24. April 2020

ke aufbaut oder steuert – in der Agenturwelt sieht es wahrscheinlich ähnlich aus. Das Langfristige ist komplett aus den Köpfen der Menschen verschwunden, alles dreht sich nur noch in und um kurzfristige Zyklen. medianet: Der BAV hat auch ergeben, dass es den meisten Marken an Differenzierung mangelt. Bayer: Was die Ergebnisse hier zeigen, ist wirklich erschreckend. Viele Marken konzentrieren sich nur darauf, laut zu sein und viel Share of Voice zu bekommen, weil es ihnen an einer Geschichte mangelt. Das führt dazu, dass neun von zehn Marken an Differenzierung verloren haben. Eine mangelnde Geschichte kann man nicht mit Mediabudget aufwerten: Von den zehn größten Werbespendern Österreichs macht nur einer in der Differenzierung einen guten Job, und das ist Hofer. Ein gutes Beispiel hierfür ist auch Zotter. Zotter gibt ein minimales Mediabudget aus, hat aber so eine starke Story, die die Marke seit Jahren unter die top zehn Marken in Österreich bringt. Das

zeigt: Geld in die Hand zu nehmen, um etwas zu erzählen, hat erst Sinn, wenn man weiß, was man erzählen möchte. Dann hilft es aber natürlich massiv. Hofmann: Viele Unternehmen bekommen dann von uns die Ergebnisse präsentiert und fragen sich, wie das sein kann. Aber die Kommunikation und die Werbung sind im Moment teilweise wirklich in einem erbärmlichen Zustand. Das kreative Produkt da draußen ist im Schnitt zum Kotzen. medianet: Dass ein Umdenken stattfindet, haben Sie ja bereits angesprochen. Was erwarten Sie sich hier von der Zukunft? Bayer: Ich glaube, dass die nächsten Jahre hier für eine Bereinigung am Markt sorgen werden. Diejenigen, die nicht verstehen, wohin sich das Ganze entwickelt, wird es in ein paar Jahren nicht mehr geben. Ich habe die Hoffnung, dass dann auch wieder mehr Raum für Qualität geschaffen wird. Einer unserer Vorsätze lautet, zu begeistern und nicht zu beläs-

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tigen. Das gelingt uns auch nicht immer, denn es gibt immer wieder Kunden, die auf Belästigung briefen. Aber man muss sich doch nur ansehen, was für einen schlechten Leumund die Werbebranche hat, und vor allem, wie man selbst als Rezipient auf Werbung reagiert. Wem macht es denn Spaß, sieben Fenster wegklicken zu müssen, bevor man zu dem Inhalt gelangt, den man eigentlich sehen will? Und auch in anderen Medien: Es ist ein Spießrutenlauf, wie ich am besten um die Werbung herumkomme. Und wir wollen nicht Teil dieser dunklen Macht sein, die Menschen mit Dingen belästigt, die sie nicht interessieren. Marken, die tolle Geschichten erzählen, interessieren die Menschen auch. Und es ist ja auch viel spannender, mit Kunden an solchen Geschichten zu arbeiten und nicht daran, wie wir eine besonders gute Strategie entwickeln können, dass die Zuseher unserer Botschaft nicht entkommen können. Wer belästigt, ist nie gut beraten – weder im echten Leben, noch in der Werbung. Hofmann: Das stimmt. Nur wenige gute Ehen beruhen auf Stalking … medianet: Haben Sie denn selbst noch eine Lieblingsmarke? Hofmann: Viele! Alle, die wir betreuen, natürlich. (lacht) Bayer: Durch meine berufliche Vergangenheit bei Nike habe ich zu dieser Marke schon einen ganz besonderen Bezug. Nike ist eine Marke, die mich jeden Tag aufs Neue überrascht und die ein gutes Beispiel dafür ist, dass man sich immer wieder neu erfinden muss, um vorn mit dabei zu sein. Und natürlich alle unsere Kunden, die ganz tolle Marken sind, weil wir ja auch mit ihnen arbeiten (lacht). Und ein bisschen daran mitschnipseln dürfen, damit sie immer besser werden.


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AKTUELL 7

Freitag, 24. April 2020

„Moments of magic“ Die Agentur Mediaplus informiert: Der Einfluss der Coronakrise auf das (Konsum-)Verhalten der Österreicher

Veränderung Während der Coronakrise rücken andere Bedürfnisse in den Fokus, und auch das Einkaufsverhalten der Österreicher verändert sich mittel- bis langfristig.

digitale Bestellmöglichkeiten sind dabei besonders beliebt. Anbieter wie Lieferservice.at oder mjam profitieren von der Krise. Große Restaurant- und Fast-Food-Ketten zählen zu den Verlierern. Der Gedanke, dass Familienmitglieder oder Freunde erkranken, bereitet den Menschen in Österreich aktuell die größten Sorgen. Eine weitere, häufig genannte Stressquelle war das weltweite Phänomen der Panikkäufe. An zweiter Stelle nennen vor allem jüngere Menschen die Änderung ihrer Lebensgewohnheiten und die Furcht vor sozialer Isolation als Stressverursacher. Menschen im mittleren Alter befürchten, selbst am Virus zu erkranken, die Gesundheit von Familienmitgliedern und Freunden wird dennoch als wichtiger erachtet. Menschen der Altersklasse 40+ beschäftigt außerdem eine Rezession der Weltwirtschaft und die hohe Zahl der Todesfälle in anderen Ländern. Im puncto Sicherheit ist es mo-

Aktuelle Lage Bernhard Redl und Ronald Hochmayer sind beide Managing Partner bei Mediaplus Austria. Die Agentur informiert über den Einfluss der Krise auf das Konsum­ verhalten.

© Mediaplus

Grundbedürfnisse Die aktuelle Coronakrise wirkt sich einerseits auf unseren materiellen Wohlstand aus, andererseits belastet sie auch unser physisches und psychisches Wohlbefinden. Dies führt dazu, dass während der Corona-krise andere Bedürfnisse in denMittelpunkt rücken als im Normalzustand, aber auch andere als beispielsweise bei der letzten Finanzkrise. Grundlegende Bedürfnisse werden essenzieller und müssen zudem in Zeiten von Isolation und Social Distancing auf neuen Wegen befriedigt werden. Bei der Ernährung gibt es einen Trend: statt ins Restaurant zu gehen,wird selbst gekocht. Weltweit sprießen in den Sozialen Medien Communities und Shows, die sich intensiv mit dem Thema „Kochen zu Hause“ befassen. Das kulinarische Erlebnis kommt somit auch in diesen Zeiten nicht zu kurz. Dies zeigen auch die Google-Suchanfragen nach „Rezepte“ und „Backen“, die seit Beginn des Lockdowns steigen. Die Lieferung von Lebensmitteln und Speisen erlebt derzeit eine enorme Nachfrage,

mentan vielen Österreichern wichtig, die eigenen Finanzen im Blick zu haben. Allgemein ist zu erkennen, dass finanzielle Entscheidungen aktuell mit Vorsicht getroffen werden und über Einschränkungen beim Konsum nachgedacht wird. Es wird erwartet, dass Dienstleistungen und Produkte einen Beitrag zu Sicherheit, Gesundheit und dem Wohlbefinden leisten. Da das Bewusstsein der Verbraucher für ihre eigene Sicherheit erhöht ist, erwarten sie diese Bewusstseinssteigerung auch von Marken. © Panthermedia.net/Goodluz

WIEN. Die Coronakrise erschüttert das Vertrauen der Österreicher in die Wirtschaft. Der Vertrauensindikator in Österreich fiel von April 2019 bis März 2020 um ganze fünf Prozentpunkte. Das zeigt die Verunsicherung der Verbraucher hinsichtlich ihrer finanziellen Lage sowie der allgemeinen Wirtschaftsentwicklung, der Arbeitslosigkeit und der künftigen Sparquote. Mediaplus bedeuchtet in der aktuellen Ausgabe „Mediaplus informiert“ die Verunsicherung der Österreicher genauer und zeigt auf, welche Grundbedürfnisse durch das Coronavirus in den Fokus rücken und gibt einen Ausblick auf mittel- bis langfris­ tige Konsumeffekte.

Suche nach Sicherheit Der digitale Raum ist der neue Schutzraum in der Viruskrise. Über Soziale Medien wird zum Beispiel mit #staysafe das Sicherheitsbewusstsein der digitalen Community geschärft. Sich für andere einzusetzen, ist der neue Maßstab für soziale Anerkennung. Sich über materiellen Konsum soziale Anerkennung zu verschaffen, könnte demnach mittelfristig in den Hintergrund rücken. Nach Überwindung der „Panik-Phase“ und durch das Verharren im Krisen-Modus werden Menschen eine höhere Sensibilität für kleine Freuden und Momente des Glücks haben. Konsumenten sind also vermehrt auf der Suche nach sogenannten „Moments of magic“. (red)


Portfolio

© Next Level Events (2)

Von virtuellen, interaktiven Events zu Veranstaltungen in der realen Welt

Virtuelle Events am Next Level Next-Level-Events bietet Lösungen für virtuelle Events jeder Größenklasse – als Premiumprodukt.

PROMOTION

WIEN. Was tun, wenn physische Events nicht möglich sind? Diese Frage muss man sich nicht nur in der gegenwärtigen Situation stellen. Auch in Zukunft werden virtuelle Events stark gefragt sein – nicht nur, weil sie kosten- und ressourcenschonend sind, sondern weil sie das beste Beispiel sind für die Auswirkungen der digitalen Transformation auf die Eventbranche. Es ist ein vielversprechendes Zukunftsformat. Next-Level-Events hat sich bereits Monate vor Ausbruch des Coronavirus auf die Ausrichtung von virtuellen Events spezialisiert und über den Tellerrand geblickt. Interaktionen möglich Mithilfe von virtuellen Events gelingt es Teilnehmern, völlig ortsunabhängig an einer Messe oder einem Event teilzunehmen. Diese innovative Form der Kommunikation gibt Veranstaltern die Möglichkeit, entweder ein größeres Publikum auf der gan-

zen Welt zu erreichen oder zielgruppenspezifisch Informationen zu teilen. Ein großer Vorteil der von Next-Level-Events angebotenen Lösungen liegt auch darin, dass zwischen den Referenten und den einzelnen Teilnehmern ein schneller und unkomplizierter Austausch möglich ist. Interaktionsmöglichkeiten wie ChatFunktionen, Votings oder OnlineFrage-Sessions sorgen für ein echtes Feeling, ohne in einem realen Raum zu sein. Premiumpaket Es gibt keine standardisierten 08/15-Angebote, sondern jedes Offert wird auf die persönlichen Bedürfnisse passend individuell ausgearbeitet. Damit bekommen alle Kunden exakt das geliefert, was sie wollen. Das Portfolio einer virtuellen Umsetzung ist weitreichend – es werden unter anderem virtuelle Hauptversammlungen, Vorlesungen oder

Events mit Simultanübersetzung angeboten. Weiters werden auch individuelle Ticketlösungen für virtuelle Liveevents angeboten, um die Transformation von Konzerten oder Veranstaltungen vom realen in den virtuellen Raum zu schaffen. Auch in der realen Welt Selbstverständlich freuen sich alle, wenn wieder in die reale Welt eingetaucht werden kann: NextLevel-Events bietet Technik-, Echtzeitgrafik- und FullserviceAgenturleistungen aus einer Hand: Standorteröffnungen, Produktpräsentationen, Kongresse und Konferenzen, Trainings im Kfz-Bereich mit Ausarbeitung von Teststrecken, Firmenjubiläen, Gala-Abende und zu guter Letzt auch Weihnachtsfeiern. Next-Level-Events kann, im Rahmen der technischen Umsetzung, auf Einsätze bei hochkarätigen B2B- und B2CVeranstaltungen verweisen:

Planung & Umsetzung vor Ort oder Virtualisierung & Über­ tragung (Webcast) von: • Konferenzen, Kongressen, Hauptversammlungen & Messen sowie e-learnings & Trainings mit Zertifikaten • Virtual Exhibition Space mit VRund 360 Grad-Erlebnissen • Podiumsdiskussionen und Produktpräsentationen • Universitätsvorlesungen mit Vergabe von Credits • Übertragung von medizinischen Operationen bidirektional zwischen verschiedenen Standorten • Übertragung von Sportveranstaltungen mit Möglichkeit eines Votings • Interaktives Mapping/Touchscreen mit Laserscanner • Virtuelle Spiele für Mitarbeitermotivation Zusatzmöglichkeiten: Länder- & sprachenübergreifend mit Simultanübersetzung live und “on demand” zum Nachsehen.

Videotechnische Leitung 4 Gamechanger Festival, Future Zone Award, Lifeball (2008–2018) sowie der Wiener Festwochen, technische Leitung Bereich Video & Streaming bei medizinischen Großveranstaltungen wie ECR oder EAO; Leitung im Bereich Video, Streaming & Mapping bei nationalen und internationalen Marktführern wie z.B Hapag Lloyd, Kapsch, Miele, Nespresso, ÖAMTC und OMV.

KONTAKT Kontaktieren Sie uns: DI Martin Seiter & Petra Reichetzer Flötzersteig 164, A-1140 Wien office@next-level-events.at


6 COVERSTORY

Viele Marken konzentrieren sich nur darauf, laut zu sein und viel Share of Voice zu bekommen, weil es ihnen an einer ­Geschichte mangelt. Sebastian Bayer CEO VMLY&R

© Martina Berger (2)

die heimischen Marken den Konsumenten näher sind. Wir sehen auch, dass österreichische Marken in schwierigen Jahren profitieren, weil die Menschen da an Dingen festhalten, die sie kennen. Der BAV ist primär ein Tool, um die eigene Marke verstehen und steuern zu können. Er zeigt sehr schonungslos, dass eine Marke mehr als nur ihre letzte Kampagne ist, und dass eine Vielzahl an Komponenten Einfluss darauf hat, wie stark die Marke ist. Viele Unternehmen glauben, dass nur das Marketing ihre Marke prägt. Es sind aber auch viele andere Unternehmensbereiche – vom Produkt, über das Service bis zum Umgang mit Reklamationen und vieles mehr. Und diese Bereiche arbeiten wir mit dem Brand Experience-Ansatz heraus. Der BAV zeigt auch, dass die Stärke einer Marke eine Funktion der Stärke ihrer Story ist und nicht der Mediaspendings. Hofmann: Ich habe schon mit vielen Studien zu tun gehabt, aber der BAV ist das einzige Tool, das dir tatsächlich zeigt, wie gut deine Marke ist, und wie du sie steuern kannst. In England hat eine Umfrage gezeigt, dass heute ein Drittel aller Marketingleiter nicht weiß, wie man eine Mar-

Freitag, 24. April 2020

ke aufbaut oder steuert – in der Agenturwelt sieht es wahrscheinlich ähnlich aus. Das Langfristige ist komplett aus den Köpfen der Menschen verschwunden, alles dreht sich nur noch in und um kurzfristige Zyklen. medianet: Der BAV hat auch ergeben, dass es den meisten Marken an Differenzierung mangelt. Bayer: Was die Ergebnisse hier zeigen, ist wirklich erschreckend. Viele Marken konzentrieren sich nur darauf, laut zu sein und viel Share of Voice zu bekommen, weil es ihnen an einer Geschichte mangelt. Das führt dazu, dass neun von zehn Marken an Differenzierung verloren haben. Eine mangelnde Geschichte kann man nicht mit Mediabudget aufwerten: Von den zehn größten Werbespendern Österreichs macht nur einer in der Differenzierung einen guten Job, und das ist Hofer. Ein gutes Beispiel hierfür ist auch Zotter. Zotter gibt ein minimales Mediabudget aus, hat aber so eine starke Story, die die Marke seit Jahren unter die top zehn Marken in Österreich bringt. Das

zeigt: Geld in die Hand zu nehmen, um etwas zu erzählen, hat erst Sinn, wenn man weiß, was man erzählen möchte. Dann hilft es aber natürlich massiv. Hofmann: Viele Unternehmen bekommen dann von uns die Ergebnisse präsentiert und fragen sich, wie das sein kann. Aber die Kommunikation und die Werbung sind im Moment teilweise wirklich in einem erbärmlichen Zustand. Das kreative Produkt da draußen ist im Schnitt zum Kotzen. medianet: Dass ein Umdenken stattfindet, haben Sie ja bereits angesprochen. Was erwarten Sie sich hier von der Zukunft? Bayer: Ich glaube, dass die nächsten Jahre hier für eine Bereinigung am Markt sorgen werden. Diejenigen, die nicht verstehen, wohin sich das Ganze entwickelt, wird es in ein paar Jahren nicht mehr geben. Ich habe die Hoffnung, dass dann auch wieder mehr Raum für Qualität geschaffen wird. Einer unserer Vorsätze lautet, zu begeistern und nicht zu beläs-

medianet.at

tigen. Das gelingt uns auch nicht immer, denn es gibt immer wieder Kunden, die auf Belästigung briefen. Aber man muss sich doch nur ansehen, was für einen schlechten Leumund die Werbebranche hat, und vor allem, wie man selbst als Rezipient auf Werbung reagiert. Wem macht es denn Spaß, sieben Fenster wegklicken zu müssen, bevor man zu dem Inhalt gelangt, den man eigentlich sehen will? Und auch in anderen Medien: Es ist ein Spießrutenlauf, wie ich am besten um die Werbung herumkomme. Und wir wollen nicht Teil dieser dunklen Macht sein, die Menschen mit Dingen belästigt, die sie nicht interessieren. Marken, die tolle Geschichten erzählen, interessieren die Menschen auch. Und es ist ja auch viel spannender, mit Kunden an solchen Geschichten zu arbeiten und nicht daran, wie wir eine besonders gute Strategie entwickeln können, dass die Zuseher unserer Botschaft nicht entkommen können. Wer belästigt, ist nie gut beraten – weder im echten Leben, noch in der Werbung. Hofmann: Das stimmt. Nur wenige gute Ehen beruhen auf Stalking … medianet: Haben Sie denn selbst noch eine Lieblingsmarke? Hofmann: Viele! Alle, die wir betreuen, natürlich. (lacht) Bayer: Durch meine berufliche Vergangenheit bei Nike habe ich zu dieser Marke schon einen ganz besonderen Bezug. Nike ist eine Marke, die mich jeden Tag aufs Neue überrascht und die ein gutes Beispiel dafür ist, dass man sich immer wieder neu erfinden muss, um vorn mit dabei zu sein. Und natürlich alle unsere Kunden, die ganz tolle Marken sind, weil wir ja auch mit ihnen arbeiten (lacht). Und ein bisschen daran mitschnipseln dürfen, damit sie immer besser werden.


10  MARKETING & MEDIA

Freitag, 24. April 2020

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Noch mehr Einbußen als erwartet

© Samson Druck

Fast alle Druckereien sind in Kurzarbeit. Der Fokus liegt jetzt auf Regionalität, Produktentwicklung und möglichst hoher Innovationskraft.


MARKETING & MEDIA  11

Freitag, 24. April 2020

••• Von Paul Christian Jezek

D

ie österreichischen Druckereien sind von den Covid-19-Maßnahmen der Regierung stark bis sehr stark in Mitleidenschaft gezogen worden, zeigt die aktuelle Mitgliederumfrage des Verbandes Druck & Medientechnik. Von Schließung aufgrund einer Covid-19-Erkrankung waren zwar nur 2,2% der befragten Unternehmen betroffen, doch fast 90% mussten im März einen Umsatzrückgang hinnehmen. Systemrelevant, aber abhängig „Druckereien gehören zu jenen Unternehmen, deren Betrieb nicht eingestellt wurde, stellen sie doch u.a. Verpackungen für Lebensmittel, Medikamente, Kosmetikprodukte, Wasch- und Reinigungsmittel, Zeitungen und Magazine oder Bücher her“, erklärt Peter Sodoma, Geschäftsführer des Verbands Druck & Medientechnik. „Dennoch sind sie natürlich von der wirtschaftlichen Situation ihrer Auftrag­ geber abhängig.“ Insgesamt verzeichnete ein Drittel der Druckereien im März einen Umsatzrückgang zwischen 31 und 50, ein weiteres Drittel zwischen 51 und 80%. Nur 14% hatten schon im März nahezu einen Totalausfall. Die Betriebe kämpfen vor allem mit dem Ausbleiben von Aufträgen (98%) bzw. mit stornierten Aufträgen (70%) sowie offenen Rechnungen (29%). Zudem beklagen 35% der Unternehmen, dass ihre Mitarbeiter verunsichert sind und 16%, dass die Sicherheitsmaßnahmen eine geringere Produktivität bewirkt haben. Auch die Auslieferung von Waren (18%) und die Anlieferung von Materialien (neun Prozent) ist deutlich erschwert. Die Auswirkungen werden sich vor allem im zweiten Quartal im

Umsatz niederschlagen. Von April bis Juni erwarten die Unternehmen deutlich stärkere Umsatzeinbußen. 31% stellen sich auf einen Umsatzeinbruch zwischen 31 und 50% ein, die Hälfte erwartet ein Minus zwischen 51 und 80%. „Wir sind in mehrfacher Hinsicht durch die aktuelle Situation betroffen“, erklärt Doris Wallner-Bösmüller, Geschäftsführerin von Bösmüller Print Management. „Einerseits fällt eine ganze Reihe von Kundenaufträgen komplett aus, weil die Projekte verschoben wurden, bzw. ganze Branchen vollkommen stillstehen, wie etwa der Tourismus. Daher haben wir in manchen Bereichen des Unternehmens auf Kurzarbeit umgestellt. Andererseits zählen wir zur ‚Kritischen Infrastruktur‘ und sind sehr gefordert, die gestiegenen Volumen-Anforderungen der Lebensmittelbranche sowie im Gesundheitsbereich zu bewältigen. Die Verpackungen sind in diesen Bereichen essenziell, damit die Lieferkette nicht unterbrochen wird.“ Daher zählt Bösmüller zu jenen Betrieben, die einerseits Mitarbeiter in Kurzarbeit und Homeoffice haben und gleichzeitig sehr gefordert sind, die Produktionskapazitäten so zu planen, dass alle Aufträge zeitgerecht ausgeliefert werden. Kurzarbeit und neue Produkte 90% der Druckereien haben für ihre Mitarbeiter Kurzarbeit angemeldet, 42% haben um Förderungen angesucht, jeder zehnte Betrieb musste bereits Kollegen kündigen. 60% haben für Mitarbeiter ein Homeoffice eingerichtet. „Zum Großteil handelt es sich dabei um Vertrieb und Marketing“, sagt Peter Sodoma. „Mitarbeiter aus der Produktion können ihre Arbeit nicht von zu Hause aus erledigen. Und diese stellen in

Druckereien mehr als 50 Prozent der Beschäftigten.“ Die aktuelle Erhebung zeigt aber auch die Innovationskraft der Druck & Medienbranche. So hat bereits jede zehnte Druckerei ein oder mehr neue Produkte entwickelt und 13 Prozent offerieren neue Serviceangebote. Weitere acht Prozent planen derzeit Produktentwicklungen, 25% wollen demnächst neue Serviceangebote lancieren. „Manche unserer Mitglieder produzieren jetzt Hauchschutzwände für Handel und Arztpraxen, andere wiederum Mundschutz und tragen so dazu bei, den Mangel an Schutzausrüstung zu beheben“, berichtet ­Sodoma. „Wieder andere drucken jetzt mit anti-mikrobiellem Lack, der Oberflächen desinfiziert.“ Auch in die verstärkte Bewerbung ihrer Leistungen möchten immerhin 36% der Druckereien investieren; hier sei deutlich, dass die Druckereien nicht jammern, sondern selbst aktiv werden, so Sodoma. Die Chancen für die Zukunft Ganz klar sehen die Druckereien auch die Chance, Strukturen zu überdenken, Prozesse zu optimieren, Vertrieb und Marketing neu aufzustellen und Homeoffice mehr Mitarbeitern auch nach der Coronakrise zu ermöglichen. Fast 40% wünschen sich darüber hinaus, dass Regionalität und Druckqualität in Österreich wieder einen höheren Stellenwert bei der Auftragsvergabe haben. Der Verband Druck & Medientechnik hat in einem Brief an die Bundesregierung und die Landesregierungen u.a. gefordert, dass Nachhaltigkeit und Regionalität gefördert und Gütesiegel wie „Printed in Austria“, CO2-kompensiert oder das CSR-Gütesiegel für Druckereien im Bestbieterprinzip stärker berücksichtigt werden.

© druck.at

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Digitaldruck ganz neu aufgestellt Andreas Mößner Geschäftsführer druck.at Wir haben rasch und flexibel auf die Krise reagiert und das Instrument der Kurzarbeit genutzt, um Entlassungen zu vermeiden, und viele Mit­arbeiter ins Homeoffice geschickt. Derzeit arbeiten wir je nach Abteilung zwischen ein und zwei Schichten und wir sehen, dass sich die Bestellungen wieder auf niedrigem Niveau erholen. Außerdem haben wir die Zeit genutzt, um unsere Digitaldruckabteilung mit vier neuen Tonermaschinen und einer extrem schnellen Inkjetmaschine komplett neu aufzustellen. Zusätzlich haben wir ­einige spezielle Produkte wie bedruckte und unbedruckte Behelf-Mund-Nasen-Schutzmasken, Handdesinfektionsmittel, vorgedruckte Schilder und Rollups, etc. in unser Programm aufgenommen. Wir gehen davon aus, dass die Auswirkungen der Coronakrise uns noch mindestens bis in den Herbst hinein beschäftigen werden. Aufgrund unseres guten finanziellen Polsters sind wir jedoch sicher, dass druck.at unbeschadet aus der Krise hervorgehen wird und alle Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz behalten werden.


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© leisure communications/Roland Rudolph

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Wie die Jugend die Krise wahrnimmt Marketagent und DocLX haben den Umgang der Jungen mit der Krise im Rahmen des „Jugend Trend Monitor“ erfasst.

Präsentation DocLX-Gründer Alexander ­Knechtsberger (l.) und MarketagentEigentümer Thomas Schwabl präsentierten die Ergebnisse des aktuellen „Jugend Trend Monitor“.


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MARKETING & MEDIA  13

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it dem „Jugend Trend Monitor“ fühlen das Marktforschungsinstitut Marketagent und die Eventagentur DocLX der heimischen Jugend jedes Jahr zu aktuellen Themen auf den Zahn. In der aktuellen Studie mit 3.811 Teilnehmern wird die Einstellung zu den Maßnahmen der Bundesregierung sowie der Umgang mit Home-Schooling und anderen Facetten der neuen Normalität hinterfragt. Sie wurde zwischen 26. März und 8. April 2020 durchgeführt und fällt damit bereits mitten in die Zeit der Covid-19-Maßnahmen. „Die Bundesregierung hat mit ihrer klaren und sachlichen Kommunikation die heimische Jugend richtig angesprochen“, fasst DocLX-Gründer Alexander Knechtsberger die Ergebnisse zu-

Trotz vieler Einschränkungen und Entbehrungen gehen die jungen Österreicherinnen und Österreicher sehr pragmatisch mit der Situation um und ­erkennen auch ­positive Aspekte. Thomas Schwabl Marketagent

sammen. Die Maßnahmen würden mitgetragen und die Arbeit der Regierung positiv bewertet. „Mit dem neuen Alltag kommen die jungen Österreicherinnen und Österreicher offensichtlich

gut zurecht. Dabei hilft ihnen die Digitalisierung, die zum Alltag gehört. Das soziale Verantwortungsbewusstsein ist bei jungen Menschen e­ rfreulicherweise sehr stark ausgeprägt.“ Maßnahmen unterstützt Der „Jugend Trend Monitor“ zeigt: Österreichs Jugend nimmt die Lage rund um das Coronavirus ernst (94,3%) und begrüßt auch die Maßnahmen der Bundesregierung zu deren Bewältigung. Lediglich ein Prozent sieht die Bedrohung durch das Virus als nicht ernst an. Sorgen machen sich die jungen Menschen vor allem um die Ansteckung von Familienmitgliedern (69,6%), die teilweise zur Risikogruppe zählen, und Freunden (32,5%); die eigene Ansteckung macht nur 20,2% Sorgen. Der Arbeit der österreichischen Bundesregierung stellen 93% ein gutes Zeugnis aus und halten sie für kompetent. Dementsprechend hoch ist auch die Zustimmung zu den Maßnah-

men im Kampf gegen die Pandemie: 95,6% der Befragten begrüßen sie, wobei die Zustimmung bei jungen Frauen noch etwas höher ausfällt. 80,8% geben an, gut oder sogar sehr gut mit der Situation zurechtzukommen. Nur knapp jeder Fünfte kann sich mit der neuen Normalität noch nicht so wirklich anfreunden. Trotzdem sind 96,7% bereit, die Maßnahmen einzuhalten. Auch hier ist die Zustimmung bei jungen Frauen etwas höher: 72,8% der Frauen sind voll und ganz bereit, die Maßnahmen einzuhalten; unter den Männern sind es 63,2%. Als Grund für die konsequente Einhaltung der Regeln gaben 84,4% der befragten an, dies zu tun, um andere Menschen – vor allem ältere Generationen und Risikogruppen – zu schützen. 80,8% tun es, um die eigene Familie zu schützen. Der persönliche Kontakt fehlt Im neuen Alltag vermissen 82% der jungen Österreicher den per-

sönlichen Kontakt mit Freunden und 62% Parties und Festivitäten; 41,1% bedauern, derzeit keine Reisen und Ausflüge machen zu können. Den krisenbedingt fehlenden persönlichen Kontakt machen die Jugendlichen vor allem mithilfe Sozialer Netzwerke und Messengerdienste wieder wett: WhatsApp wird von 94,1% genutzt, Instagram von 73,5% und Snapchat von 71,1%. Auch das klassische Telefonat ist wieder hoch im Kurs: Immerhin 52,8% greifen gern zum Hörer und telefonieren, wobei Frauen diesen Kommunikationskanal intensiver nutzen. Business-Plattformen wie Skype oder Microsoft Teams werden von rund einem Viertel der Befragten für die digitale Kommunikation mit Freunden genutzt, die Plattform Zoom wird hingegen nur von neun Prozent. Auch das medial viel diskutierte TikTok spielt mit einer Nutzung von 6,5% eine untergeordnete Rolle. Matura macht vielen Sorgen Der reale Schul- und Universitätsalltag geht nur 34,7% der Umfrageteilnehmer ab – der Großteil (80,2%) kommt mit dem digitalen Unterricht zu Hause gut oder sogar sehr gut zurecht. Nur knapp jeder Fünfte fühlt sich im digitalen Klassenzimmer noch nicht ganz so wohl. Ein etwas anderes Bild zeichnet sich unter den Maturanten ab: 61,1% blicken besorgt auf die bevorstehende Matura. „Trotz vieler Einschränkungen und Entbehrungen gehen die jungen Österreicherinnen und Österreicher sehr pragmatisch mit der Situation um und erkennen auch positive Aspekte wie sinkende Umweltbelastung oder abnehmenden Konsumwahn. Die Phase der Entschleunigung ist für die Jungen wohl ungewohnt, aber nicht unwillkommen“, meint Marketagent-Eigentümer Thomas Schwabl. (red)


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Infopoint Das ORF-Netzwerk erreichte auf Grund der Corona-Bericht­ erstattung die höchsten Zugriffszahlen in seiner Laufzeit.

Corona befeuert digitalen Content

ten auf news.orf.at und in der ORF.at-News App vom 15. März bis 16. April zu Mittag über 240 Mio. Page-Impressions. Das ORF.at-Network erzielte außerdem vom 15. März bis 14. April in Summe 176 Mio. Visits.

Ein Monat ORF-Onlineberichterstattung zur CoronaKrise bringt Höchstwerte für ORF.at und ORF-TVthek. WIEN. Als vor einem Monat, am 15. März 2020, Ausgangsbeschränkungen zur Bekämpfung des Coronavirus verkündet wurden, wurde auch das ORFOnlineangebot dem Informationsbedürfnis der Österreicher angepasst und um neue, zusätzliche Angebote und Services erweitert. Ein entscheidender Beitrag Auf ORF.at, der ORF-TVthek und im ORF Teletext wurden seither mit Spezial-Sites aus den Bereichen Information, Kultur, Bildung, Sport und Unterhaltung Initiativen gesetzt. ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz präsentierte die Zahlen des ersten Monats der Online-Corona-Berichterstattung: „Gerade in einer nationalen Ausnahmesituation ist es Auftrag und Aufgabe des ORF, das Publikum faktenbasiert, vertrauensvoll und schnell zu informieren. Dies stellen wir im

journalistischen Bereich auch mit unserer Online-Berichterstattung sicher. Wie sehr unsere Online-Angebote wertgeschätzt und gutgeheißen werden, belegen die eindrucksvollen Reichweiten.“ Auch Thomas Prantner, stellvertretender Direktor für Technik, Online und Neue Medien, ist von den Neuerungen überzeugt: „Das ORF-Onlineangebot leistet während der Coronakrise einen entscheidenden Beitrag zur umfassenden und aktuellen Information der User in unserem Land – das zeigen die Millionen Zugriffe und Abrufe auf ORF. at und auf der ORF-TVthek. Österreichs größte Videoplattform hat sich mit rund ihren 130 Livestream-Angeboten von Pressekonferenzen und Statements zur Coronakrise, SonderThemenschwerpunkten und dem eigens für Schüler konzipierten Angebot zur ‚Freistunde‘ in ORF 1 als unverzichtbares

Informations- und Servicemedium erwiesen.“ Netzwerk Neben Informationen zu laufenden Entwicklungen wurde im ORF.at-Netzwerk der Infopoint Coronavirus eingerichtet, der alle Informationen zum Thema zusammenfasst. Alle Berichte zum Thema Coronavirus erziel-

On Demand Auch auf der ORF-TVthek steht seit Wochen die Berichterstattung zur Coronavirus-Pandemie im Mittelpunkt des Geschehens . Laut Online-BewegtbildMessung der AGTT/GfK Teletest Zensus erzielten die Livestream-Angebote und Videoon-Demand-Angebote auf der ORF-TVthek und anderen ORF. at-Seiten vom 15. März bis 15. April in Österreich insgesamt 79,0 Mio. Bruttoviews und 325 Mio. Nutzungsminuten. Zudem zählte sie mit 1,40 Mio. Visits den höchsten Tageswert. (red)

ORF-Infosendungen: Top 10 Video on Demand Sendung/Datum Zeit im Bild, 15.3 ZIB Spezial 30.3. ZIB 2 16.3. ZIB 1, 13.3. ZIB 1, 12.4. ZIB Spezial, 12.3. ZIB 2 Spezial, 4.4. ZIB Spezial, 30.3. Zeit im Bild Spezial, 14.3 ZIB Spezial, 10.3.

Sender DRW_at BV_at ORF 2 29.831 190.980 ORF 2 27.314 574.161 ORF 2 26.043 411.536 ORF 2 24.779 338.696 ORF 2 24.665 327.241 ORF 2 24.121 300.570 ORF 2 22.896 298.060 ORF 2 22.730 155.003 ORF 2 21.805 682.897 ORF 2 21.667 351.509

Quelle: AGTT/ GfK Teletest Zensus, Nutzung in Österreich; DRW = Durchschnittsreichweite, BV = Brutto Views


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16  MARKETING & MEDIA

Freitag, 24. April 2020

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© Panthermedia.net/Antonio Guillen Fernández

Einschränkung Während in den eigenen vier Wänden Medien verändert konsumiert werden, reagieren fast alle Wirtschaftssektoren mit Budgetkürzungen in allen Gattungen.

Corona schrumpft das Werbebudget Havas Village Market Outlook zeigt rückläufige ­Werbevolumina und verändertes Medienverhalten.

woche jede Woche ein Rückgang der TV-Investments um über 20% zum Vorjahr zu verzeichnen ist, wobei sich nicht alle Wirtschaftssektoren aus dem TV-Bereich gleich stark zurückziehen. Während Investitionsgüter und Markenartikel zurückfahren, steigt etwa der Handel.

Reichweitenstarkes TV Die TV-Reichweitenkurve im Tagesverlauf zeigt, dass die Nut-

zung von Fernsehen zu jeder Stunde des Tages angestiegen ist. Der signifikante Anstieg der TVReichweiten sorgt dafür, dass GRPs günstiger eingekauft werden können; im Vergleich zum Vorjahr bedeutet das eine BruttoErsparnis von etwa 30% pro GRP. Der Jahresvergleich von Bruttowerbevolumina zeigt, dass ab Beginn der Ausgangsbeschränkungen in der 12. Kalender­

Kein Ausgleich in Sicht Nach starken Wochen vor Corona verliert auch der Hörfunk an Werbebudget: Seit Beginn der Ausgangsbeschränkungen sind die Buchungen zurückgegangen und bleiben unter den Vorjahreswerten zurück. Während die meisten Sektoren ihre Print-Budgets umschichten und teilweise mehr in Radiowerbung investieren, kürzen Investitionsgüter drastisch. So können erhöhte Buchungen der anderen Sektoren diese Verluste nicht gänzlich ausgleichen. (ck)

Werbevolumen Print

Werbevolumen TV

Werbevolumen Radio

Kalenderwoche 2020 2019 KW 11 39,7 43,3 KW 12 30,9 45,8 KW 13 28,8 25,8 KW 14 34,6 67,9

Kalenderwoche 2020 2019 KW 11 27,7 28,7 KW 12 25,8 29,1 KW 13 26,4 28,1 KW 14 24,6 30,9

Kalenderwoche 2020 2019 KW 11 7,0 6,3 KW 12 4,6 6,4 KW 13 5,3 6,3 KW 14 5,0 7,0

Quelle: Focus Media Research; Bruttowerbevolumen in Mio. €

Quelle: Focus Media Research; Bruttowerbevolumen in Mio. €

Quelle: Focus Media Research; Bruttowerbevolumen in Mio. €

WIEN. Die Einschränkungen des Alltags machen auch vor den Mediengattungen nicht halt. Havas Village veröffentlichte im Market Outlook Österreich die Daten zu den Auswirkungen der Ausgangssperren auf Österreichs Medienlandschaft. Dort wird die veränderte Mediennutzung ersichtlich sowie die Herausforderung der abnehmenden Werbevolumina über alle Medien hinweg.

werbetreibenden Unternehmen nicht kompensieren. Zudem verliert Print Investitionen in allen Wirtschaftssektoren. Investitionsgüter reduzieren ihr Budget am meisten und kommen auf ein Bruttovolumen von nur 50% des Vorjahres.

Ausfälle im Anzeigengeschäft Besonders hart ist laut Focus Media Research der Printsektor von Ausfällen aus dem Anzeigengeschäft betroffen. Informationskampagnen der öffentlichen Institutionen, wie der Regierung oder Ministerien, können die Schaltungen der

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MARKETING & MEDIA  17

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Wie fühlen Sie sich? Ketchum Publico und webLyzard zeigen: Vertrauen und Grant halten sich in Österreich im Shutdown die Waage. WIEN. Das Corona-Stimmungsbarometer von webLyzard technology und Ketchum Publico zeigt klare Peaks der Emotionen. Diese reflektieren die markantesten Ereignisse des Monats: Rund um den 20. März ist ein rapider Anstieg der Emotion Traurigkeit feststellbar, ausgelöst durch die hohe Zahl von Todesopfern in Italien, insbesondere in Bergamo. Bilder aus den Spitälern und ein Interview mit einem italienischen Profifußballer verstärken diesen Effekt. Die Emotion Grant, ein viel zitiertes Charakteristikum der österreichischen Seele, schnellt erst Ende März hoch: Die Situation in den Wiener Krankenhäusern spitzt sich zu, und die Online-Debatte dreht sich um den Umgang mit der Krise in Tirol. Zu diesem Zeitpunkt verzeichnet das Corona-Stimmungsbarometer auch einen deutlichen Einbruch des Vertrauens, eine Kategorie, die sich sonst sehr stabil zeigt. Feiertag und Beschränkungen Die Zeit rund um Ostern erlebt Österreich sehr emotional. Das Corona-Stimmungsbarometer zeigt einen Anstieg sämtlicher Kategorien: Die öffentliche Debatte beschäftigt sich mit der Trauer um Verstorbene, speziell am Karfreitag und während der Ostermesse. Aber auch die positive Emotion der Freude verzeichnet zu Ostern einen Anstieg: Der Lockdown zeigt Erfolge – die Freude über die Reduktion der Neuinfektionen zeichnet sich bereits klar im Corona-Stimmungsbarometer ab. Das Corona-Stimmungsbarometer zeigt auch, wie die Ausgangsbeschränkungen wahrgenommen wurden: Die ersten Tage sind von hoher Akzeptanz gegenüber den Maßnahmen zur Bewältigung der Krisensituation geprägt. Deutlich erkennbar ist, dass sich die Emotion Freu-

derem die Websites von Medien, Behörden, Unternehmen und sonstigen Organisationen, sowie die Social Media-Kanäle Twitter, Facebook, Instagram, YouTube und Reddit. „Neben der Visualisierung aufstrebender Themen und der automatischen Erkennung von Meinungsführern lassen sich auch Markenwerte oder vorherrschende menschliche Emotionen ableiten”, erläutert Arno Scharl, Managing Partner von webLyzard technology und Leiter des Instituts für Neue Medientechnologie der Modul University Vienna.

Gefühlschaos Das Barometer von webLyzard technology und Ketchum Publico zeigt, dass sich die Bevölkerung Österreichs zwischen Gefühlen der Akzeptanz und der Angst befindet.

de den ganzen Monat über auf sehr niedrigem Niveau bewegt – im Gegensatz zur Angst, die viele Aspekte der öffentlichen Debatte dominiert. Jedoch zeigt das Corona-Stimmungsbarometer, dass in dieser Debatte auch stets ein hohes Maß an Vertrauen mitschwingt. Die webLyzard Web Intelligence-Plattform analysiert digitale Inhalte – in Echtzeit und unter Nutzung zahlreicher Quellen, unter an-

Wiener Grant Der Trend des CoronaStimmungsbaro­ meters zeigt die Gefühle der Österreicher während der letzten Wochen.

Algorithmus der Gefühle Hier setzt das Corona-Stimmungsbarometer an, bei dem ein Algorithmus die Emotionen in der öffentlichen Debatte seit Beginn des Shutdowns am 16. März 2020 aus dem Content zahlreicher Online-Kanäle in stündlichen Intervallen berechnet. Das Barometer wird von webLyzard technology und Ketchum P ­ ublico künftig regelmäßig veröffentlicht. „Das Potenzial der Web Intelligence- Technologien von webLyzard ist enorm – und zwar sowohl für die Kommunikation von Marken als auch von Organisationen”, sagt Ketchum PublicoCEO Saskia Wallner. (red)


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Persönlich bin ich der Meinung, dass diese ­Pandemie auch politisch einiges nach sich ziehen wird – vor allem inter­ national wird sich zeigen, wie wir miteinander umgehen werden.

© Susanne Hassler

Richard Peer Marketingleiter Holding Graz


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Kommunikationsvirtuose spielt auf allen Kanälen Information steht und fällt mit der Kommunikation eben dieser. Oberste ­Prämisse ist daher das Erreichen aller – auf allen möglichen Wegen.

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ntscheidende ­Bereiche der unmittelbaren, not­wendigen Grundversorgung liegen im Süden Österreichs bei der Holding Graz – vom Thema Öffentlicher Verkehr, über Abfallwirtschaft bis hin zur Wasser- und Energieversorgung – und bieten der Kommunikation viel Raum. medianet bat Richard Peer, Marketingleiter der HoldingGraz und Mitglied des Grazer Krisenstabs, zum Interview. medianet: Die letzten Wochen waren ohne Zweifel für alle auf die eine oder andere Weise herausfordernd und werden es vermutlich auch noch ein Weilchen bleiben. Welche Herausforderungen sehen Sie für Marketing & Kommunikation? Richard Peer: Unser Zugang ist gerade in herausfordernden und schwierigen Zeiten wie diesen, die Bürger umfassend und vor allem tagesaktuell zu informieren. Wir haben daher sehr früh den Krisenstab aktiviert und drei Säulen der Kommunikation definiert: 1.) Bürgerinformation 2.) Mitarbeiterinformation 3.) Medieninformation. medianet: Über welche Kommunikationskanäle? Peer: Wie eingangs bereits angesprochen, haben wir im Zuge der aktuellen Coronakrise sehr früh drei Säulen der Kommunikation konkret definiert. Im Rahmen der Bürgerinformation greifen wir vor allem auf Eigenmedien – Online wie Print – zurück. Neben den Social Media-Accounts

auf Facebook und Instagram stehen die Website oder auch die stadteigene Zeitung BIG zur Verfügung. Im Fokus steht dabei immer die Ausgewogenheit, um alle Altersschichten zu erreichen. Wir sind täglich mit Medien aus Print, TV und Radio in Kontakt. Gerade jetzt zeigt sich, wie wichtig hochwertiger und seriöser Journalismus ist. In Zeiten von gezielten Falschmeldungen und Fake News versuchen wir, unsere Maßnahmen auch über die Grazer Medien zu verbreiten.

Das machen wir in einem seriösen, nüchternen Ton – ohne die derzeitige Situation verharmlosen oder Panik heraufbeschwören zu wollen. Wir gehen hier bewusst einen Weg, den wir in gemeinsamer Abstimmung mit der Stadt Graz definiert haben. Denn täglich werden in den Krisenstäben von Stadt und Holding Maßnahmen beschlossen, die sodann schnellstmöglich an die Bevölkerung kommuniziert werden müssen. Dass uns das gelingt, liegt vor allem an der neu ge-

© Panthermedia.net/Goodluz

••• Von Helga Krémer

Bestens informiert über die Kommunikationskanäle der Holding Graz.

medianet: Wie schaffen Sie den Spagat, über Fakten zu informieren zwischen – salopp formuliert– pff, alles halb so wild und aahh, Panik, Endzeitstimmung? Es reagiert ja doch jeder sehr individuell auf Fakten … Peer: Unsere oberste Prämisse ist, Informationen tagesaktuell und faktenbasiert an die Grazer Bevölkerung zu kommunizieren.

schaffenen Kommunikationsstruktur, die sich jetzt bezahlt macht. medianet: Inwiefern hat Corona die Marketingpläne der ­Holding Graz für 2020 beeinflusst? Peer: Einige der geplanten Projekte – etwa Kampagnen und Events – mussten verschoben

werden. Dies hat eine neue Dynamik in unsere Sponsoringkooperationen gebracht: Wir haben rasch und unbürokratisch neue, machbare Gegenleistungen für unsere Sponsoringpartner definiert, um trotz der aktuellen Umstände eine Erfüllung des Vertrags zu ermöglichen. Der Rollout unseres internen Kommunikationstools ‚WebEx‘ wurde durch die Krise definitiv beschleunigt. Gerade jetzt, wo alle im Homeoffice arbeiten, hat es sich bewährt, dass wir früh auf die digitale Vernetzung der Mitarbeiter gesetzt haben. Und was die Kommunikation auf Social Media betrifft, verzeichnen wir vor allem auf dem Facebook- und Instagram-Kanal der Holding eine enorm gestiegene Reichweite, wo wir innerhalb kürzester Zeit rund eineinhalbtausend Menschen mehr als zuvor erreichen konnten. Eine umfassende Bürgerinformation gewährleisten wir aktuell auch mit den von der Holding entwickelten Apps ‚Graz Abfall‘ und ‚Graz Mobil‘. Die steigenden Downloadzahlen der Apps bestätigen den Bedarf an digitaler Interaktion. medianet: Am Ende etwas Persönliches – hat sich Ihr Leben oder Ihre Sicht darauf durch Corona verändert? Peer: Mein Leben hat sich durch die Coronakrise nur insofern verändert, als dass derzeit von zu Hause aus gearbeitet wird. Persönlich bin ich der Meinung, dass diese Pandemie auch politisch einiges nach sich ziehen wird – vor allem international wird sich zeigen, wie wir miteinander umgehen werden.


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© APA/AFP/Oli Scarff

E-Learning Die Kommuni­ kation zwischen Schülern und Lehrern findet momentan über Apps und digi­ talen Lernplatt­ formen statt.

Das digitalisierte Klassenzimmer

rer eigene Aufgaben für Schüler erstellen, die diese dann über ihre Smartphones oder Laptops bearbeiten können.

Aufgrund der Schulschließungen müssen Österreichs Lehrer auf digitale Unterrichtsmittel zurückgreifen.

WIEN. Der Schulbetrieb in Österreich ist bis auf Weiteres nach Hause verlagert. Bis jetzt ist noch unklar ab, wann wieder Normalität in die Klassenzimmer zurückkehren wird. Wie aber können Lehrer ihren Schützlingen trotz allem das Wichtigste vermitteln? Learning-Apps und Kommunikationsplattformen ziehen in den alltäglichen Schulgebrauch ein und fördern so die Digitalisierung an Österreichs Schulen. Unverhoffter Schritt „Der Unterricht ist deutlich anders als normalerweise“, meint Martina Wokoun, Professorin einer AHS im elften Wiener Gemeindebezirk, gegenüber media­net. „Man muss die jetzige Situation als Chance sehen – nicht nur was den Unterricht selbst betrifft, auch bis jetzt vernachlässigte oder unentdeckte

Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler können nun genauer gefördert werden“, so Wokoun weiter. Konkret meint sie damit die Unterstützung der sprachlichen Kompetenzen vieler Schüler, die durch verschiedene Apps erleichtert wird. Als Beispiel dafür nennt sie die App eSquirrel. Erleichterter Zugang Die aktuellen Beschlüsse der Bundesregierung und des Bildungsministeriums haben das Wiener EdTech- und Partnerunternehmen der A1 Telekom Aus­ tria AG, eSquirrel, dazu veranlasst, ihr Angebot für alle Schüler kostenlos verfügbar zu machen. Die mobile Lernplattform, welche passend zu Schulbüchern und Kursen entwickelt wurde, deckt die meisten Schulfächer der Sekundarstufe I und II ab. „Um Lehrern und Schülern in dieser Ausnahmesituation die Möglichkeit zu geben, nicht auf

ihre Ausbildung verzichten zu müssen, werden ab sofort alle Kurse jedenfalls für zwei Monate kostenlos zur Verfügung gestellt“, erklärt Michael Maurer, CEO eSquirrel, die Zugangsänderungen der App in Coronazeiten. Auch andere Lernplattformen passten sich den neuen Gegebenheiten an. Auf der Internetplattform Learning Apps können Leh-

© esquirrel

••• Von Christiane Körner

Digitalisierung fortführen Für den Volksschulunterricht wird oft auf die Lern-App Anton zurückgegriffen; hier können klasseninterne Gruppen erstellt und der Kontakt zueinander aufrechterhalten werden. „Kinder wollen darüber reden was gerade passiert! Das ist durch die Kommunikationsmöglichkeiten via Apps gegeben“, meint Katharina Körner, Volksschullehrerin. Wann die Schulen wieder öffnen können, steht im Moment noch nicht fest. Beide Lehrerinnen wünschen sich eine schnelle Rückkehr ins Klassenzimmer und hoffen darauf, dass die Digitalisierung beibehalten wird.

eSquirrel ist eine der Apps, die den Unterricht derzeit am Laufen halten.


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Wie die Arbeitgebermarke als Teil erfolgreicher Unternehmensstrategie entwickelt werden kann. Die besten MitarbeiterInnen gewinnen, begeistern und langfristig halten – Fragen, die für Unternehmen immer wichtiger werden. Unternehmen, die strategisches Employer Branding als Säule der Organisationsentwicklung integrieren und eine starke Arbeitgebermarke herausarbeiten, werden in Zukunft langfristig erfolgreicher sein. Zum Thema diskutiert Michael Köttritsch (Die Presse) mit Wolf Reiner Kriegler von der Deutschen Employer Branding Akademie in Berlin sowie Unternehmensverantwortlichen von Bank Austria. Neuer Termin 13. Mai 2020, 17:00–19:00 Uhr Online-Event via Zoom (Zutrittslink per Email einige Tage vor der Veranstaltung)

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22  MARKETING & MEDIA

Freitag, 24. April 2020

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Förderungsdschungel Mit Beginn der Coronakrise wurde auch der öffentliche Geldhahn aufgedreht. Allerdings finden sich im Labyrinth der Hilfspakete nur Vife und Geduldige zurecht. Steuerstundungen im Ausmaß von rund vier Mrd. €, und vom Härtefallfonds seien in der ersten Phase 121 Mio. € über die Wirtschaftskammer ausbezahlt worden, angesichts von 144.000 Anträgen.

© APA/AFP/Vincenzo Pinto

Wir brauchen Unterstützungszahlungen, mit denen man auch überleben kann. Henrike Brandstötter Neos-EPU-Sprecherin

Bürokratiemonster Wer derzeit ökonomische Hilfe in Anspruch nehmen will, braucht viel Zeit, viel Geduld – und im Falle der Kurzarbeit ein äußerst ambitioniertes Lohnverrechnungsteam. Der bürokratische Aufwand, meinen betroffene Unternehmer, ist beträchtlich. Auch weil viele Regelungen zur Ausgestaltung und gesetzlichen Unterfütterung der Hilfspakete erst im Nachhinein gebastelt werden müssen. In Summe lagen am Freitag vergangener Woche rund 63.000 bewilligungsfähige Anträge auf

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Mrd. € Soforthilfen Bisher wurden Soforthilfe und Liquidität in Höhe von 5,7 Mrd. € finanziert. Inklusive bereits genehmigter Kurzarbeit sind es (Stand: Montag) über zehn Mrd. €.

Kurzarbeit für insgesamt über 870.000 Stellen vor; das entsprach einer Erhöhung um fast 100% innerhalb einer einzigen Woche. Allein die schon genehmigten fast 40.000 Anträge kosten 4,3 Mrd. €, gab Arbeitsministerin Christine Aschbacher bekannt – bei einem Kurzarbeitstopf, der erst in der Woche davor auf 5 Mrd. € aufgestockt worden war. Zwischenbilanz der Zahlungen Auch Finanzminister Gernot Blümel und Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck hatten vor Beginn der zweiten Phase des Corona-Härtefallfonds am vergangenen Freitag eine Zwischenbilanz über die bisherigen Staatshilfen für Unternehmen gezogen. „Nach einem Monat sind bereits Soforthilfen und Liquidität in der Höhe von 5,7 Milliarden Euro finanziert worden“, so Blümel am Montag in einer Pressekonferenz. „Wenn man da noch die Kurzarbeit dazurechnet, sind es mittlerweile über zehn Milliarden Euro, die hier geflossen sind.“ Es gebe

Realitätsfern Die Härtefallmaßnahmen der schwarz-grünen Regierung gingen völlig an der Realität von EPU vorbei, sagt Henrike Brandstötter.

© Parlamentsdirektion/Photo Simonis

WIEN. Es gibt den Härtefallfonds als Soforthilfe für Selbständige, es gibt für Tourismusbetriebe eine Haftung für Kredite – und ein Pendant dazu für in anderen Bereichen tätige EPU und KMU. Diese können auch um Zuschüsse ansuchen, einmalig und monatlich. Außerdem wären da noch Stundungen der Sozialversicherungsbeiträge, Stundungen der Steuervorauszahlungen, ein partieller Entgeltersatz für Sonderbetreuungszeiten, mögliche Unterstützungen durch die Wirtschaftsagentur Wien, die „Homeoffice-Förderung der Stadt Wien“, Hilfspakete für Künstler und Medien, Förderungen für Hoteliers … und der große Brocken „Kurzarbeit“.

Staatshaftung und Garantien Das Finanzministerium hat nach eigenen Angaben bereits 1,8 Mrd. € an Garantien genehmigt, um Kreditvergaben an KMU und auch größere Unternehmen zu erleichtern. Seit letzter Woche seien erstmals nicht nur 80% Staatshaftung möglich, sondern auch 90 und bis 500.000 € auch 100% Garantie. Währenddessen schlägt die Kammer der Steuerberater und Wirtschaftsprüfer Alarm: Das „Chaos bei Kurzarbeit, Härteund Hilfsfonds“ koste wertvolle Zeit. Kammerpräsident Klaus Hübner: „Allein bei der Kurzarbeit sind seit Wochen 200 Fragen ungeklärt.“ Man werde „bombardiert mit Hilferufen der Kolleginnen und Kollegen, denn sie haben es bei Kurzarbeit, Härte- und Hilfsfonds mit Regelungen zu tun, die so nicht anwendbar sind.“ Auch die Ab-


Freitag, 24. April 2020

wicklungsstellen AMS und Wirtschaftskammer seien durch die Flut an Anträgen überfordert und könnten diese nicht schnell genug bearbeiten. Sachbezüge, Pauschalierungen, Dienstwagen, Zulagen, Urlaubsansprüche, Familienbonus, Kilometergeld, verschiedene Lohnarten – das seien nur einige offene Punkte, auf die es keine Antworten gäbe.

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Unternehmen um finanzielle Hilfe aus dem Rettungsschirm angesucht haben bzw. planen, das noch zu machen. Am Montag dieser Woche gab die Wirtschaftskammer den Startschuss für die zweite Phase des Härtefallfonds für Selbstständige; zu diesem Zeitpunkt hatte die Kammer rund 27.500 Anträge erhalten.

© Kammer der Wirtschaftstreuhänder/Robert Herbst

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Echte Härtefälle Die Härtefallmaßnahmen der schwarz-grünen Regierung gingen völlig an der Realität von Ein-Personen-Unternehmen (EPU) vorbei, sagen die Neos. „Wir brauchen Unterstützungszahlungen, mit denen man auch überleben kann“, so die pinke Abgeordnete Henrike Brand­ stötter am Montag in einem virtuellen Pressegespräch. Da viele Einzelunternehmer projektbasiert arbeiteten und momentan zum Beispiel noch von Jänner-Einnahmen lebten, beginne für viele die Krise erst, wenn der Härtefallfonds längst ausgeschöpft sein wird. „Anscheinend weiß die Regierung schon jetzt, dass die Krise mit 15. Juni vorbei ist“, so die NeosEPU-Sprecherin. Die Unternehmer der Eventbranche etwa „wissen schon jetzt, dass sie bis Ende August keinen einzigen Auftrag haben“.

68%

In einer Blitzumfrage des KSV gaben 68% der Unternehmen an, dass sich die Coronakrise sehr stark oder stark auf ihr Geschäft ausgewirkt hat, 27% davon beklagen sogar einen massiven Einschnitt. Lediglich knapp drei Prozent der Betriebe sind dagegen nach eigenen Angaben „überhaupt nicht von der momentanen Situation betroffen“.

„Stark betroffen“ Laut KSV geben 68% der Unternehmen an, dass sich die Coronakrise sehr stark oder stark auf ihr Geschäft ausgewirkt hat, 27% davon beklagen einen massiven Einschnitt.

Schwere Geschäftseinbußen Im Vergleich zu einer vom KSV1870 vor der Krise durchgeführten Umfrage, als noch knapp zwei Drittel der Befragten ihre Geschäftslage positiv bewertet haben, hat sich dieser Wert mittlerweile auf 31% halbiert. Infolge dessen können auch nur mehr knapp 13 % der ursprünglich für 2020 geplanten Investitionen in vollem Umfang umgesetzt werden. Es verwundert daher nicht, dass bis jetzt 61% der befragten

Klaus Hübner „Chaos bei Kurzarbeit, Härte- und Hilfsfonds“ koste wertvolle Zeit.

Definitionen gelockert Zur Verfügung stehen bis zu 2.000 € drei Monate lang, also insgesamt bis zu 6.000 €. Betroffene bekämen, wenn sie eine „wirtschaftlich signifikante Bedrohung durch Covid-19“ nachweisen, in der Regel 80% des Verdienstentgangs ersetzt, heißt es seitens der Kammer. Nach Kritik an den Anspruchskriterien ist jetzt die Definition eines Härtefalls gelockert worden: In Phase zwei sind auch

Allein bei der Kurzarbeit sind seit Wochen 200 Fragen ungeklärt. Klaus Hübner Präsident Kammer der Wirtschaftstreuhänder

Hilfe für Unternehmer Service: Linksammlung zu Unterstützung und Förderungen Finanzamt/Sonderregelungen www.bmf.gv.at/public/informationen/coronavirus-hilfe.html Wirtschaftskammer als Anlaufstelle www.wko.at/corona Chatbot „Mona“ am Unternehmensserviceportal (USP) des BMDW www.usp.gv.at Förderungen der Wirtschaftsagentur Wien https://wirtschaftsagentur.at/foerderungen/programme/ BBDO/„Leitfaden zu den Maßnahmen der Regierung“ www.bdo.at Maßnahmen/Förderungen für Wiener Betriebe https://coronavirus.wien.gv.at/site/wirtschaft/ Förderungen für Hoteliers https://www.oeht.at/produkte/coronavirus-massnahmenpaket-fuer-den-tourismus/ Santander Consumer Bank/0%-Teilzahlungen für den Handel www.teilzahlung.at Google/Österreich-spezifische Microsite www.google.com/intl/de_at/business/ resources-for-smbs-impacted-by-coronavirus/ Vorlagenportal/Know-how-Hilfspaket für Arbeitsrecht und Personalverrechnung www.vorlagenportal.at TPA/Covid-19 Task Force www.tpa-group.at/de/news/tpa-covid-19-taskforce/

Mehrfachversicherte berechtigt. Nebeneinkünfte sind kein Ausschlusskriterium mehr, auch Gutverdiener (mehr als 5.000 € brutto im Monat) gelten nun als Härtefälle. Ebenfalls ­gestrichen wurde die Unter­grenze von rund 460 € monatlich. Wie es jenen Unternehmern, insbesondere den Kleinen, tatsächlich ergeht, die um Hilfestellung von Staat und Banken ansuchen, lesen Sie in der Ausgabe am 30. April. (sb/APA)


24  MARKETING & MEDIA

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Liebe Tschuschinnen und Tschuschen

Trotz vieler ­Einschränkungen gehen die Jungen sehr pragmatisch mit der Situation um und ­erkennen auch positive ­Aspekte.“

Oder warum sich Sebastian Kurz nur bei den „lieben Österreicherinnen und Österreichern“ bedankt.

AUSBLENDUNG. Die Heinz Fischer-Parodie von Christoph Grissemann in der ORF Sendung „Willkommen Österreich“, wo er sich als vermeintlicher Bundespräsident abmüht, politisch korrekt zu sein und deshalb bei der Ansprache von Ausländern etwas patschert versucht zu gendern und dann von den „lieben Tschuschinnen und Tschuschen“ spricht, ist legendär. Völlig in die andere Richtung geht derzeit unser Bundeskanzler Sebastian Kurz, wenn er sich in seinen Reden, Facebook-Postings und Tweets ausschließlich an die „lieben Österreicherinnen und Österreicher“ wendet und sich auch ausschließlich bei diesen bedankt, dass sie so geduldig die Restriktionen ertragen und das Land weiter am Laufen halten. Boshaftes Negieren von 1,5 Mio. Menschen Für diese konsequente Nichtbeachtung werden sich vor allem jene 1,5 Millionen Nicht-Staatsbürgerinnen und Staatsbürger, viele davon in so-

genannten systemrelevanten Sparten wie Gesundheit oder Tourismus – also meist im Niedriglohnsektor tätig, bedanken. Ein Zahl dazu: In Wien gibt es etwas über 13.000 Ärztinnen und Ärzte; gut 2.500 haben einen Migrationshintergrund. Wohlgemerkt: Ärztinnen und Ärzte – beim gerade derzeit so wichtigen Pflegepersonal ist dieser Wert noch höher. Diesen kürzt man aber zunächst lieber neidig das Kindergeld, um sie nun aus Bulgarien und Rumänien einzufliegen, damit sie hier „unseren“ Alten den Hintern auswischen, da es die „lieben Österreicherinnen und Österreicher“ unter den angebotenen Konditionen zu Recht nicht mehr machen wollen (Aber das ist ein anders Thema). Regierungspressekonferenzen sind keine Wahlkamfabschlussveranstaltungen, wo man sich bei seinen Wählerinnen und Wählern (da tatsächlich nur Staatsbürger) bedankt, und man sollte diese auch deshalb für parteipolitische Botschaften nicht missbrauchen, sondern sich einfach mal bei allen Menschen, die derzeit ihr Möglichstes tun, bedanken! Es tut auch nicht weh, ich verspreche es!

Zitat des Tages Thomas Schwabl, ­Marketagent

© Westend Verlag

Kommentar ••• Von Dinko Fejzuli

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BUCHTIPP

Herrscher und Gehilfen

„Es werden Chancen wahrgenommen“ 20 Jahre Emotion Group: Zwischen Erfolg, Loyalität und Herausforderung.

Gemeinsam durch die Krise „Die aktuelle Situation zeigt uns mehr denn je, wie eng wir alle miteinander verbunden sind, und die weltweite/globale Wirtschaft vernetzt ist. Nie zuvor wurde uns deutlich, wie sehr jeder von uns zählt, was treue Mitarbeiter, was Loyalität, Partnerschaft, was Kreativität und Motivation, was Vertrauen und vor allem Gemeinsamkeit bedeuten“, so Jahn. „Auch 2020 und trotz, aber auch wegen der neuen Herausforderungen, werden neue Chancen wahrgenommen, sofort reagiert und nach vorn geschaut, um die Position als führende Unter-

© iStock.com

WIEN. „Wenn man auf 20 erfolgreiche Jahre zurückblicken darf, ist das ein Grund zum Feiern. Wenn dies aber in unsere momentane Zeit fällt, geht jeder Gedanke zu Corona, Covid-19, zum Jetzt und seinen wirtschaftlichen Herausforderungen, zu Familie, Freunden, Kollegen, Geschäftspartnern und Kunden und deren Gesundheit“, sagt Michael Jahn, Gründer und CEO der Emotion Group, einem Anbieter für gesamtheitliches Loyalty- und Incentive-Marketing.

GELD. BlackRock, Vanguard und State Street – allein die drei größten Finanzkonzerne verwalten Vermögen im Wert von 15 Billionen USD. Mit Anteilen an fast allen großen Unternehmen und dem Kapital für politisches Lobbying über Partei- und Ländergrenzen hinweg haben sie eine bisher ungekannte Machtfülle. SpiegelBestsellerautor Jens Berger wirft ein Schlaglicht auf die heimliche Herrschaft der Finanzeliten und ihre beflissenen Gehilfen in Wirtschaft und Politik.

Auch in schwierigen Zeiten gilt es, zusammen zu halten.

nehmensgruppe im Incentive- und Loyaltybereich zu rechtfertigen“, so die Emotion Group über die Zukunft. Weitere Informationen finden Sie unter www. emotion-group.com (red)

Westend; 304 Seiten; ISBN: 9783864892608


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COVER 25

retail Wien online Die Stadt hat nun eine Förderaktion für Webshops gestartet 28

Pleitewelle Im Modehandel droht eine Pleitewelle, trotz Wiedereröffnung 33

Möbel online Jesper Brodin freut sich über E-CommerceBoom bei Ikea 34 © Ikea

KONSUMSTIMMUNG

© Unito Versand & Dienstleistungen/APA/Hörmandinger

Kein Run auf deutsche Geschäfte

Auch die Unito-Gruppe fährt jetzt auf Sicht

© Ben Berwers/Unsplash

Das Konsumentenverhalten ist volatil, eine Prognose für 2020 nicht möglich, so Unito-Chef Harald Gutschi. 26

E-Commerce Bloomreach präsentiert einen Ansatz mit Gamechanger-Qualität. 30

#WIRSINDDA

DÜSSELDORF. Wie ist die Konsumentenstimmung nach der Wiedereröffnung der Geschäfte einzuschätzen? Ein Blick nach Deutschland schafft Nüchternheit; dort ist nach der Öffnung von Ladengeschäften abseits des Lebensmittelhandels dem Branchenverband HDE zufolge der große Ansturm der Verbraucher ausgeblieben; die Konsumstimmung der Bürger sei in der Coronakrise weiterhin sehr gedämpft. Die Menschen sorgten sich in der Pandemie um ihre berufliche Existenz und ihr Geld, anders ausgedrückt: Die Verbraucher befinden sich im Krisen­modus. (red)


26 RETAIL

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Urknall im Handel steht jetzt bevor Unito-Geschäftsführer Harald Gutschi rechnet damit, dass nach der Krise der E-Commerce neue Dimensionen erreicht.

© www.christianjungwirth.com

Eine Frage des Vertrauens Unito-Chef Harald Gutschi stellt bezüglich Einkaufsverhalten in der Krise „ein noch nie dagewesenes, ausgesprochen positives Kunden­feed­ back“ fest.

••• Von Christian Novacek

D

ie Unito-Gruppe ist mit dem Geschäftsjahr 2019/20 zufrieden: Die Online-Kundenumsätze legen im Vergleich zum Vorjahr um fünf Prozent zu, der Online-Anteil liegt bereits bei 95%. „Im Kernmarkt Österreich haben wir so-

gar ein Wachstum von 6,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr“, berichtet Unito-Chef Harald Gutschi unter Verweis darauf, dass Unito im Digital Retail stärker wächst als der Markt. Der Gesamtumsatz der Unternehmensgruppe in der Höhe von 364,7 Mio. € geht im Vorjahresvergleich um 2,9% zurück. Der schlichte Grund dafür: die be-

wusste Reduzierung von PrintWerbemitteln. „Der Kunde entscheidet, und wir orientieren uns daran. Den Hauptkatalog gibt es nicht mehr, die Auflagen saisonaler Kataloge und Mailings wurden um 60 Prozent, die aufgelegten Seiten sogar um 80 Prozent reduziert“, erläutert Gutschi und zieht folgende Conclusio: „Das Print-Geschäft hat an Akzeptanz

verloren, deshalb wird dieser Vertriebskanal sukzessive auf eine zukunftsfähige Größenordnung redimensioniert.“ Auf Sortimentsbereiche bezogen, lief es für Unito im Möbelgeschäft besonders gut. Man beansprucht eine „führende Stellung im Möbel-E-Commerce“ und setzt ein Ausrufzeichen hinter diesen Anspruch mit einem sat-


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ten Plus von 10,9% bei Möbeln, Haushaltswaren und Heimtextilien. Mit diesem Rückenwind ausgestattet, will die Gruppe ihre Marktstellung in den n ­ ächsten Jahren weiter ausbauen. Alles anders seit März Das aktuelle Geschäftsleben steht auch für Unito im Zeichen der Umwälzungen und Unsicherheiten, welche der Covid-Lockdown mit sich bringt. Schon seit Anfang März ist die Nachfrage seitens der Kunden stark volatil. So waren die ersten beiden Wochen nach Inkrafttreten der Ausgangsbeschränkungen in Österreich von deutlichen zweistelligen Umsatzrückgängen in allen Sortimentsgruppen (Textil, Möbel, Technik) geprägt. Im Zeitraum Ende März bis voraussichtlich Ende Mai steigt wiederum die Anzahl der Visits in den Online-Shops enorm, parallel kommt es zu starken Verschiebungen in der Kundennachfrage. Der Umsatz im Textilgeschäft (insbesondere saisonale Frühjahrs-, Sommer- und Bademode) verliert zweistellig. Gerade im Modehandel ortet Gutschi starke Verwerfungen – diesen entgegenzuwirken,

RETAIL 27

schwer haben“, resümiert der Unito-Chef. Die Handelsgruppe mit den Trägermarken Universal und Otto konnte indes ihre Erlöse bei Hartwaren (vor allem Elektronik, Computer, Haushaltsgeräte wie Kühl- und Gefriergeräte, Spielekonsolen, Wohn- und Einrichtungsgegenstände, Gartenartikel) deutlich zweistellig erhöhen. „Wir freuen uns, mit unseren Sortimenten dazu beitragen zu können, die Grundversorgung der Bevölkerung mit

Riesenschritte Amazon bleibt zwar der große Riese im E-Commerce – Unito eilt aber ebenso mit Riesenschritten in Richtung neuer Umsatzdimensionen – in vielen Warenbereichen mit deutlich zweistelligem Wachstum.

hohem Niveau zu halten. Denn: Unito rechnet mit einem Urknall in der österreichischen Handelslandschaft.

Artikeln des täglichen Bedarfs sicherstellen zu können“, sagt Gutschi.

Ich bin froh, mir nicht den Kopf über den S ­ tationärhandel ­zerbrechen zu müssen, aber Chancen hat dieser auch genug. Harald Gutschi Unito-Gruppe

funktioniere nur, wenn man „die Hausaufgaben“ vor der Krise erledigt hat: „Die Coronakrise beschleunigt die strukturellen Umwälzungen im Handel. Diese lauten: weniger Fläche, mehr Online, zukunftsfähige Geschäftsmodelle, ausgeprägte Kundenorientierung, klarer USP. Wer in diese fünf Pfeiler wenig Assets einbringen kann, wird es

ßer Ware und Eigenmarken (z.B. Privileg) zulegen. In der Gesamtperspektive für das laufende Geschäftsjahr ist aber aus Sicht der UnitoGeschäftsführung derzeit keine Prognose möglich. Die Gruppe fährt mit allen ihren Vertriebsmarken und in allen Märkten auf Sicht. Die Steuerung des Tagesgeschäfts erfolgt in vierzehntägiger Taktung. Zahlreiche budgetäre und organisatorische Maßnahmen werden realisiert, um die Finanzkraft auf gewohnt

© APA/dpa/Ina Fassbender

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Massiver Sortimentsausbau Entsprechend ist die Sortiments­ tiefe ein wichtiger strategischer Aspekt bei Unito: „Gerade das breite Sortiment mit über einer Mio. Artikel befruchtet sich gegenseitig. Das Sortiment auf fünf Mio. Artikel in den nächsten drei Jahren auszubauen, ist einer unserer strategischen Schwerpunkte“, betont Gutschi. Seine Einschätzung beinhaltet infolge eine Kampfansage: „Insbesondere in Branchen ist das sinnvoll, wo Österreich die größte Flächendichte der Welt hat und einen noch relativ geringen Online-Anteil. Das ist bei Möbel der Fall.“ Ergo besteht der Fokus von Otto und Universal im Sortimentsausbau von Möbeln. Quelle soll weiter stark bei wei-

+10,9 Prozent

Aufgemöbelt Mit einem Zuwachs von 10,9% im letzten Geschäftsjahr unterstreicht die Unito-Gruppe eine führende Stellung als Österreichs größter OnlineMöbelhandel. Damit entwickelt sich Living zu einem wichtigen Umsatztreiber.

Rasante Evolution Die Veränderung, die der Handel normalerweise in zehn Jahren durchmacht, wird laut Einschätzung der Unito-Geschäftsführung bereits in den Jahren 2020 und 2021 realisiert. Bereinigungen vor allem im stationären Geschäft sind dabei inbegriffen. Gutschi: „Die treibende Kraft dahinter ist ein verändertes Kundenverhalten zugunsten von Online. Nicht wir treiben diese Veränderung, sondern unsere Kunden. Stationär wird mit weniger Fläche und somit Kosten mehr Erlebnis bieten müssen. Ich bin froh, mir nicht den Kopf über den Stationärhandel zerbrechen zu müssen, aber Chancen hat dieser auch genug. Diese müssen nur genutzt werden.“


28 RETAIL

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HANDEL

In Frankreich bald alles offen

© APA/Georg Hochmuth

PARIS. Frankreich will bei einer Lockerung der Coronavirus-Schutzmaßnahmen Mitte Mai auch die Öffnung aller Einzelhandelsgeschäfte erlauben. „Wir wollen, dass alle Einzelhändler aus Gründen der Fairness am 11. Mai auf die gleiche Weise öffnen können“, sagt Finanzminister Bruno Le Maire. (APA) DEUTSCHLAND

800 m²-Regel wurde gekippt

„Wien online“ bietet laut Stadtrat Peter Hanke ein echtes „Wohlfühlpaket“ zum Auf- und Ausbau von Onlineshops.

© Intersport Deutschland

Wien geht online WIEN. Unternehmen ohne Online-Einkaufsmöglichkeit tun sich derzeit schwer. Die Stadt Wien will genau diesen helfen und fördert den Auf- bzw. Ausbau von Webshops. Maximal 10.000 € gibt es pro Firma für entsprechende Investitionen, kündigte Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ) an. Als Ziel-

gruppe gelten vorrangig Kleinund Mittelbetriebe. Förderquote 75% Insgesamt ist die Förderaktion „Wien Online“ mit 15 Mio. € dotiert, die Förderquote beträgt 75%. Das heißt: Drei Viertel der Ausgaben werden von der Stadt übernommen. Unterstützt wer-

den etwa Ausgaben von Verpackung und Versand über die Programmierung von Webshops bis zu Beratungsdienstleistungen. Mit der Förderschiene will man einerseits Wiener Manufakturen wettbewerbsfähig machen, gleichzeitig erfolgt der Appell: „Bitte kauft Wiener Produkte.“ (red)

Gehörst du dazu?

Rosenarcade öffnet wieder EKZ hofft auf „ein gutes Miteinander“ der Besucher.

© Rosenarcade Tulln/Christian Steinbrenner

HAMBURG. Das Hamburger Verwaltungsgericht hat in einer Eilentscheidung die Öffnung von Geschäften bis zu einer maximalen Verkaufsfläche von 800 m² für unrechtmäßig erklärt. Es liege „keine gesicherte Tatsachenbasis“ für die Argumentation des Hamburger Senats vor, dass von größeren Verkaufsflächen allein eine höhere „Anziehungskraft“ ausgehe; diese folge vielmehr „aus der Attraktivität des Warenangebots“. Die Verwaltungsrichter folgten damit dem Antrag der Betreiberin eines Sportartikelgeschäfts, die sich gegen die Begrenzung der Verkaufsfläche in der Verordnung zur Eindämmung der Coronapandemie wehrte. Sie verbietet die Öffnung von Läden, deren Verkaufsfläche 800 m² überschreitet. (APA)

Förderaktion „Wien online“ gestartet; damit soll der Aufbau von Webshops bei kleineren Unternehmen unterstützt werden.

TULLN. Rund eineinhalb Monate nach der Schließung vieler Shops kann die Rosenarcade in Tulln ab 2. Mai wieder mit dem gewohnt vielfältigem Shopmix aufwarten; ab Mitte Mai sollen dann die Gastronomiebetriebe wiedereröffnen. „Wir freuen uns natürlich über ein gut besuchtes Einkaufszentrum, die Gesundheit unserer Gäste hat aber Priorität.

Als Center haben wir die vorgeschriebenen Sicherheitsvorkehrungen getroffen; um möglichst viel Schutz zu bieten, sind wir aber auch darauf angewiesen, dass sich alle an die geltenden Maßnahmen halten. Wir sind sehr zuversichtlich, dass es ein gutes Miteinander geben wird“, erläutert Centermanagerin Katharina Gfrerer die begleitenden Vorsichtsmaßnahmen. (red)


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Berufsbegleitende Weiterbildung für Führungskräfte

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30  RETAIL: E-COMMERCE

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© Ben Berwers/Unsplash

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Headless, aber alles andere als kopflos Gamechanger im E-Commerce: Mit modular flexiblem Ansatz lässt sich eine überzeugende Customer Experience schaffen.

Gastbeitrag ••• Von Tjeerd Brenninkmeijer und Dirk Hoerig

O

nlinekunden stellen immer höhere Ansprüche an die Customer Experience. Nicht nur die Produkt- und Servicequalität müssen stimmen, auch der Einkaufsprozess soll sich reibungslos gestalten.

All das zu erfüllen, ist für Unternehmen nicht einfach. Mit einer herkömmlichen E-Commerce-Umgebung sind Änderungen am Webshop und weiteren Kanälen oftmals mit großem Aufwand verbunden; viele Onlinehändler haben sich bereits an langwierige Prozesse gewöhnt. Zugleich ist ihnen bewusst, dass sie immer agiler auf die Bedürfnisse ihrer Kunden und Interessenten eingehen müssen:

mit passgenauen, personalisierten Inhalten. Eine API-basierte „Headless“-Architektur stellt eine Möglichkeit dar, die dafür nötige Flexibilität zu schaffen. Flexible Module Zahlreiche Kanäle in hoher Geschwindigkeit mit wechselndem, personalisiertem Content zu versorgen und auf einer einheitlichen Datenbasis attraktive, konsistente Nutzererfahrungen

zu schaffen – das ist am ehesten möglich, wenn man Front­ end und Backend voneinander trennt. Dies ist das Prinzip eines Headless-Ansatzes: Das Front­ end – also das hochpersonalisierte Erscheinungsbild für den Kunden – ist von den BackendSystemen, welche die Funktionalität zur Verfügung stellen, getrennt. Der Datenaustausch erfolgt über APIs. Die verschiede-


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RETAIL: E-COMMERCE   31

nen Frontends sind nicht an das Back­ end, sondern an die Schnittstellen angebunden und lassen sich somit unabhängig gestalten. Gleichzeitig greifen alle Kanäle einheitlich auf die verschiedenen Commerce-Funktionalitäten und -Systeme zu: Produktinformationen, Content, Warenkorb, Zahlarten, Kundeninformationen, etc. So lassen sich in hoher Geschwindigkeit begeisternde Einkaufserlebnisse schaffen, und Händler gewinnen einen zusammenhängenden 360-GradBlick auf das Kundenverhalten. Dieser erlaubt es ihnen, die Marketing- und Sales-Strategie entsprechend auszurichten. Nicht für jeden sinnvoll Verglichen mit einer herkömmlichen Shop-Architektur, erscheint ein Headless-Commerce-System auf den ersten Blick kostspielig. Eine vollständige Gegenüberstellung beinhaltet neben den Kosten für die Software-Lösung

© Bloomreach

jedoch auch den Aufwand, um Neuerungen – beispielsweise die Integration neuer Touchpoints – umzusetzen, sowie den Return-on-Investment. Bei einem Headless-System lassen sich Änderungen am Back- und Frontend deutlich einfacher und schneller realisieren. Außerdem erzielen Händler, die ihren Kunden durchgängig relevante Informationen und ein angenehmes Einkaufserlebnis bieten, höhere Umsätze. Bei einem sehr spezialisierten B2B-Unternehmen mit einem stabilen Kundenstamm und nur zwei, drei Wettbewerbern lohnt sich die Umstellung auf Headless-Commerce eher nicht. Für B2C- und B2B-Händler in einem wettbewerbsstarken Umfeld, die permanent neue Käufer gewinnen und diesen an vielen Touchpoints eine hervorragende Customer Experience bieten müssen, zahlt sich die Investition bereits nach kurzer Zeit aus.

Tjeerd Brenninkmeijer Executive Vice President EMEA bei Bloomreach, überwacht Brenninkmeijer Wachstumsstrategie, strategische Allianzen und das operative Geschäft der EMEA-Region.

Softwarelösung für Marketer Was manche Unternehmen bei der Einführung einer HeadlessPlattform zunächst nicht bedenken, ist die Frage, wie sie dem Marketingteam eine weitreichende Selbstständigkeit bei der Frontend-Gestaltung ermöglichen können. Bei einem reinen Headless-Ansatz kann schnell ein Bottleneck entstehen, da sich Marketer mit jeder Änderung an die IT-Abteilung wenden müssen – was beide bei der täglichen Arbeit ausbremst. Stattdessen sollten Marketer in der Lage sein, das Frontend der Website und anderer Kanäle selbst zu kreieren sowie beliebigen Content flexibel einzubinden; die IT-Abteilung sollte nur bei tiefergehenden Modifikationen der Software-Architektur involviert werden müssen. Darum empfiehlt es sich, dem Marketingteam eine entsprechende Softwarelösung an die Hand zu geben. Ein solches Werkzeug für die Frontend-Gestaltung unterstützt Marketer auch bei der Personalisierung, etwa bei der Produktsuche. So lassen sich die Suchergebnisse je nach Nutzerverhalten in unterschiedlicher Reihenfolge präsentieren und die jeweils relevantesten

Dirk Hoerig Als CEO und Mitgründer von commercetools für die strategische Ausrichtung des Unternehmens zuständig, hat Hoerig bereits mehrere Internetfirmen zum Erfolg geführt.

© commercetools

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Produkte optisch hervorheben. Dadurch finden Kunden noch schneller, wonach sie suchen. Dazu vereinfacht ein derartiges Tool die Suchmaschinenoptimierung (beispielsweise durch eine optimale Linkstruktur auf der gesamten Website), bietet umfangreiche Analyse-Funktionen und stellt die Entwicklung zentraler Kenngrößen dar. Damit erhält das Marketingteam den nötigen Freiraum, um seine Aufgaben eigenverantwortlich, effizient und effektiv zu bearbeiten. Flexibler Omnichannel-Ansatz Wer heutzutage seine Kunden überzeugen will, muss ihnen auf allen Kanälen ansprechende und relevante Interaktionen bieten. Dafür braucht es einen flexiblen Omnichannel-Ansatz, der auch Marketing- und Sales-Teams weitreichende Gestaltungsmöglichkeiten eröffnet – von der Suchmaschinenoptimierung über die Personalisierung der Inhalte bis hin zum Tracking und Controlling.

Für Händler in wettbewerbsstarkem Umfeld, die ihren Kunden eine hervorragende CustomerExperience bieten müssen, zahlt sich die Investition schnell aus.

Headless-Commerce gewährt größtmögliche Freiheit bei der Frontend-Gestaltung der verschiedenen Verkaufskanäle. Gibt man außerdem dem Marketingteam ein entsprechendes Experience-Tool an die Hand, gewinnt es den nötigen Freiraum, um eigenständig zu agieren. Da eine Headless-Plattform sämtliche Daten in einem einzigen, zentralen Backend konsolidiert, erhalten Unternehmen einen 360-Grad-Blick auf ihre Kunden – die Grundvoraussetzung für kanalübergreifenden Handel.


32  RETAIL: E-COMMERCE

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Exquisites aus der „Fleischwerkstatt“ © Shutterstock

Corona pusht E-Commerce

HAUSZUSTELLUNG

Metro erweitert Serviceangebot WIEN. Schon seit über einem Monat hat Metro für Privatkunden geöffnet, nun wird das Serviceangebot auch für Großhändler erweitert: Im Raum Wien, Linz, Graz und Salzburg sowie in den Regionen Rum/Innsbruck, Dornbirn, Wels, Wiener Neustadt und Klagenfurt wird nun gratis Hauszustellung angeboten. Der Mindestbestellwert beträgt 150 €. (red)

Marcher reüssiert in Zeiten von Corona mit seinem Onlineshop, der vornehmlich Premiumfleisch vertreibt. VILLACH. Die „Fleischwerkstatt“, das Online-Standbein der Marcher Fleischwerke, wurde 2016 als einer der ersten Web­ shops für Frischfleisch in Österreich gestartet; durch den Lockdown wird ihm gerade jetzt viel Aufmerksamkeit zuteil. Statt auf ein möglichst umfassendes Sortiment zu setzen, fokussiert man beim Internetvertrieb auf besondere Gustostückerln von Schwein und Rind. „absolut steirisch“ Das Angebot an Schweinefleisch besteht aus steirischen De­ likatessen aus dem mit zahlreichen regionalen Produzenten betriebenen Marcher Qualitätsprogramm „absolut steirisch“. Geboren, aufgezogen und geschlachtet in der Steiermark, erfüllt das Fleisch alle Kriterien des AMA-Gütesiegels; das Sortiment umfasst Lungenbraten, Fledermaus, Kotelett, Porterhouse Steak, Rib EyeSteak, Schopf-Steak, Schulterbraten, Stelze, Wangerl und „St. Louis Style“-Ribs. „Regional verantwortungsvolles Handeln und die Herstellung von hochwertigen, nachhaltigen Produkten sind wesentliche Teile der Marcher-Unternehmens­ philosophie. Daher zahlen die Marcher Fleischwerke auch für alle programmtauglichen Tiere einen Qualitätsprogramm-Zuschlag“, erklärt Norbert Mar-

cher, Geschäftsführer der Marcher Fleischwerke. Delikatessen vom Rind Vielfältig, aber gut sortiert, präsentiert sich das Rindfleisch­ angebot, das sich aus Steaks – mit und ohne Knochen –, Beiried, Filet, Rostbraten, Gustostückerl (u.a. Brustkern, Meisel, Scherzel) und Ribs von den Rind-

„Für uns ist die ‚Fleischwerkstatt‘ eine sinnvolle Ergänzung zu unserem Hauptgeschäft. Der Onlineshop bietet uns die Möglichkeit, direkt mit den Endkonsumenten in Kontakt zu treten und seine Wünsche besser zu verstehen und zu erfüllen“, so Norbert Marcher. Die für den Shop ausgewählten Teilstücke werden auf dem

© Marcher Fleischwerke

STRUKTURWANDEL

WIEN/DÜSSELDORF. Die Corona-Pandemie beflügelt die Verlagerung des Handels ins Internet und beschleunigt den Strukturwandel: Eine Konsumentenbefragung der globalen Unternehmensberatung Kearney zeigt, dass jeder Zweite (52%) auch nach Beendigung der Maßnahmen weiterhin mehr online einkaufen wolle als vor dem Ausbruch. Ein Drittel der Befragten sind Online-Erstkäufer: „Die Krise treibt neue Kunden ins Internet, in manchen Branchen steigt die Nachfrage über digitale Kanäle bis zu 300 Prozent“, so Sebastian Schoemann, Partner und Digitalexperte bei Kearney. Im Lebensmittelhandel seien die Anfragen sogar ums 25-Fache gestiegen. (red)

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Festmahl Für den Großeinkauf bietet die Fleischwerkstatt derzeit Aktions­ boxen mit Delikatessen vom Rind.

fleischsorten Simmental Beef, „Grand Moo“-Kühe – die erst im Alter von fünf bis zehn Jahren geschlachtet werden, eine starke Marmorierung aufweisen und einen kräftig-aromatischen Eigengeschmack haben –, BioStyria Beef und „Selection“ (ausgesuchtes Qualitätsfleisch) zusammensetzt.

Die Kommunikationsbranche unter sich

idealen Reifegrad gelagert. Nach der Reifung wird das Fleisch entweder fachgerecht schockgefroren („quick frozen”) oder frisch gekühlt gelagert; geliefert wird je nach Bestellzeitpunkt im Regelfall schon am nächsten oder übernächsten Tag, schockgefrosteter Ware wird Trockeneis beigelegt. (haf)


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RETAIL 33

Mode im Keller Der Textilhandel rennt um sein Leiberl, erste Konkurse wie jene von Stefanel sind schlechte Vorzeichen. Konsumenten und diese ist derzeit im Keller. „Es gibt keine Trageanlässe, weil Veranstaltungen, kulturelle Anlässe, Hochzeiten und Sportevents ausfallen“, so Pemsel weiter. Insolvenzen drohen Die Branchensprecherin sieht eine große Insolvenzgefahr, wenn die angekündigten Geldspritzen der Regierung nicht rasch fließen. Die Modefirmen Airfield, Colloseum und Hallhuber hat die Pleitewelle bereits erfasst, aktuell weiters den Modehändler Stefanel Österreich, über den am Dienstag beim Handelsgericht Wien der Antrag auf Eröffnung eines Konkurs-

Eintrübung „Wenn die Kauflaune schlecht ist, ist auch der Onlinehandel schlecht“, sagt ModehandelSprecherin Jutta Pemsel (WKÖ).

verfahrens gestellt wurde; eine Sanierung ist nicht geplant. Auch die aktuelle Lockerungsphase verursacht Pemsel wenig Optimismus: Die erste Öffnungswoche seit dem Shutdown sei schlecht gelaufen, die

© Foto Wilke

WIEN. Vier Schließwochen kamen für den Modehandel zur Unzeit: „Für uns war der Zeitpunkt des Shutdowns der denkbar ungünstigste, weil er zu Beginn einer neuen Saison kam“, sagt entsprechend Jutta Pemsel, Branchensprecherin für den Bekleidungs-, Schuh-, Leder- und Sporthandel in der Wirtschaftskammer. Die Frühjahrsmode ist Geschichte, bevor sie ernsthaft verkauft werden kann; strukturelle Probleme wie die zunehmende Konkurrenz durch den Onlinehandel verschärfen die Situation. Viele Firmen bangen daher ums Überleben, denn, so Pemsel, Mode lebt von der Stimmung der

Frequenz deutlich unter dem Vorjahr gelegen. Viele große Modeketten, von H&M bis Zara, haben noch gar nicht offen. Bei den anderen kaufen Stammkunden, Laufkundschaft fehlt aber. (red)

Nestlé zeigt Solidarität „Unsere Antwort in der Krise lautet Solidarität gegenüber Mitarbeitern, Geschäftspartnern und der Gesellschaft“, sagt Corinne Emonet.

Corinne Emonet, Geschäfts­ führerin Nestlé Österreich.

Viele Unternehmer setzen auf Kurzarbeit – was machen Sie? Corinne Emonet: Ich bin sehr stolz darauf, dass wir allen Mitar­ beitern die Jobs bis zum Sommer garantieren, auch wenn sie we­ gen Kinderbetreuung oder Shop­ Schließungen momentan nicht wie gewohnt arbeiten können. Solidarität bedeutet für uns, die staatlichen Möglichkeiten

der Covid­Kurzarbeit nicht zu beanspruchen und aus eigener Kraft die Zeit der Geschäftsschließungen zu bewältigen. Individuelle Lösungen Wie geht man bei Nestlé Österreich mit den Herausforderungen durch Corona um? Emonet: Zur Minimierung des Sicherheitsrisikos arbeiten alle Mitarbeiter, wo dies möglich ist, von zu Hause aus – und das klappt auch gut. Mit unseren Geschäftspartnern arbeiten wir aktuell noch enger zusammen, um die Versorgung mit Lebensmitteln sicherzu­ stellen. Für andere Geschäftspartner, z.B. in der Gastronomie, finden wir individuelle Lösungen.

Für die Gemeinschaft Sie unterstützen auch die Gemeinschaft. Was bedeutet das konkret? Emonet: Wir unterstützen das Österreichische Rote Kreuz (ÖRK) mit einer Spende von rund 200.000 Euro und die Team Österreich Tafeln mit 80.000 Portionen an Lebensmitteln, beliefern Caritas­Küchen und bedanken uns bei den Mitarbei­ tern von Intensivstationen für ihren unglaublichen Einsatz mit einem Energie­Paket mit Nestlé­ Produkten.

Kontakt Nestlé Österreich www.nestle.at www.facebook.com/nestle.at

PROMOTION

© Nestlé/Michael Sazel

WIEN. Nestlé ist das weltweit größte Unternehmen für Lebens­ mittel und Getränke mit Stand­ orten in 187 Ländern. Nestlé Österreich mit Sitz in Wien hat ca. 800 Mitarbeiter an 16 Standorten. Corinne Emonet, die Geschäftsführerin von Nestlé Österreich, berichtet über die Covid­19­bedingte, aktuelle Situation.


34 RETAIL

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KMU

Kleine Händler leiden besonders

© APA/AFP/Gabriel Bouys

WIEN. Der vorübergehende Shutdown wegen der Coronapandemie führt im Handel bei kleineren und mittelgroßen Unternehmen zu massiven Umsatzeinbußen. Im Onlinehandel können die KMU-Händler die Verluste auf der Geschäftsfläche nicht ausgleichen, stellt der Handelsverband nach durchgeführter Umfrage klar. Ein Viertel könnte schon im April von der Zahlungsunfähigkeit betroffen sein. Drei Viertel der KMU-Unternehmen gaben an, dass sich die Coronakrise und der vorübergehende Shutdown negativ auf ihren Umsatz im stationären Handel ausgewirkt haben; fast ein Drittel hat auch im Onlinehandel Umsatzrückgänge.

Jesper Brodin, Chef des Ikea-Mutterkonzerns Ingka Group, spekuliert mit einem Babyboom nach der Coronakrise.

Ikea stark im E-Commerce Die Erlöse des schwedischen Möbelhauses im Digital Retail haben sich gegenüber dem Vorjahr verdoppelt.

Schwarzer April Im April erwarten trotz schrittweiser Öffnung im Handel rd. 80% der Händler eine negative Umsatzentwicklung, 14% der Befragten haben einen Webshop erstellt. „Einen Teil der Umsatzverluste kann man damit schon auffangen, allerdings reden wir hier von maximal 50 Mio. Euro – bei einem wöchentlichen Umsatzverlust von bis zu einer Milliarde Euro im österreichischen Handel während des Shutdowns“, dimensioniert HandelsverbandGeschäftsführer Rainer Will die Potenziale. (red)

STOCKHOLM/VÖSENDORF. Der Möbelriese Ikea will seine in der Coronakrise in Europa vorübergehend geschlossenen Möbelhäuser ab Mai wieder öffnen. Dies sei nötig, denn die Pandemie habe die Umsätze von Ikea um rund 60% einbrechen lassen, sagte Jesper Brodin, Chef des Ikea-Mutterkonzerns Ingka Group. Die meisten Möbelhäuser in Europa und alle in Nordamerika seien geschlossen, nur in Asien

gefragt. Nun sollen die Lager mit Produkten für Babys aufgefüllt werden, denn: In sieben bis acht Monaten könne die Nachfrage anziehen. „Krisen haben in der Vergangenheit einen Babyboom ausgelöst“, mutmaßt Brodin. Ikea wolle zudem mit Preissenkungen auf die wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise reagieren. Die Entwicklung könne der nach der Finanzkrise von 2008 ähneln – „die Menschen haben weniger Geld“. (red)

könnten die Kunden in den Filialen einkaufen. „Dies ist eine Zeit, in der wir vor allem überleben müssen“, sagte Brodin. Ein Lichtblick seien die Verkäufe über das Internet, die stark angezogen und sich gegenüber dem Vorjahr verdoppelt hätten. Neues Einkaufsverhalten Die Coronakrise habe sich auch auf die Einkäufe der Verbraucher ausgewirkt. Büromöbel und Küchenausstattungen seien

Pennys Familien-Hilfsfonds WIENER NEUDORF. Österreichweit sind in mehr als 300 PennyMärkten 84.738 € an Spenden für Familien in Not gesammelt worden. Bei jedem Einkauf konnten Kunden während der Spendenaktion von 9. bis 15. April an der Kasse einen Euro spenden und erhielten im Gegenzug Rabattbons für ihren Einkauf. „Füreinander da zu sein, ist gerade in Ausnahmesituationen

wie diesen wichtiger denn je“, meint Penny-Geschäftsführer Ralf Teschmit (im Bild re.) über die Aktion. „Helfen ist Teamarbeit. Die Unterstützung von Penny ist in so schwierigen Zeiten besonders wertvoll. Nun können wir gemeinsam Familien in finanziellen Notlagen unterstützen“, ergänzt Michael Opriesnig (li.) vom Roten Kreuz. (red)

© Penny/Harson

© Stephan Doleschal

Penny unterstützt 3.124 Familien in Notsituationen.


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retail

obst & gemüse

Kurz&Griffig 80 Prozent der Produkte von Ja! Natürlich stammen aus Österreich

Spargel Die Erntesaison hat begonnen, und das ­Marchfeld ist in aller Munde 40

Bio! Die gesamte Vielfalt an Pilzen bei Ja! Natürlich stammt aus Tirol © Marian & Co GmbH/Inhouse Agentur

© www.zweischrittweiter.at

Josef Peck Der Branchenexperte vertritt seit 1989 die Gemüseproduzenten aus dem Seewinkel; seit Oktober 2018 ist er Alleinvorstand der LGV Sonnengemüse.

Saisonstart bei der LGV Sonnengemüse Für den Fall, dass Erntehelfer ausbleiben, wurden entsprechende Vorkehrungen getroffen.

LIDL ÖSTERREICH

Regionale Partnerschaft WIEN. Lidl Österreich setzt seit Jahren auf langfristige Partnerschaften mit großen, aber auch kleinen heimischen Lebensmittel-Produzenten. Im Gemüse- und Obstbereich kommt in den Sommermonaten ein Großteil des Sortiments von österreichischen Lieferanten. Dahinter stehen über 1.500 heimische Landwirte und Erzeuger. Insgesamt werden pro Jahr rund 350 Mio. Artikel aus Österreich verkauft, teilt Karsten Kremer, Geschäftsleitung Einkauf bei Lidl Österreich, mit. (red)

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lgv.at

© SanLucar

Lust auf Gemüse aus der Region ? SanLucar Seit Corona keine Totalausfälle, aber schwierige Logistikentwicklung. 38

seewinkler

SOnnengemÜSe

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SOnnengemÜSe


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Saisonstart für regionales Gemüse Trotz der Coronakrise sieht die LGV Sonnengemüse den kommenden Monaten optimistisch entgegen.

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Josef Peck Der Vorstand der LGV Sonnengemüse ist von einem rasanten Anstieg der Nachfrage nach frischem Gemüse in den nächsten Jahren überzeugt.

••• Von Daniela Prugger

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medianet: Der Branchenver­ band für Obst und Gemüse geht aktuell von bis zu 5.000 fehlen­ den Arbeitskräften aus. Wie sieht es bei der LGV aus? Josef Peck: Bei LGV Sonnengemüse sieht es aktuell noch gut aus. Wir und auch unsere Mitgliedsbetriebe sind voll leistungs- und lieferfähig. Die meisten unserer Mitgliedsbetriebe sind Familienbetriebe und arbeiten selbst mit. Jene Betriebe, die ausländische Arbeitskräfte beschäftigen, quartieren diese in Unterkünften in der Region ein. Im Seewinkel arbeiten LGV Sonnengemüse und seine Mitglieder mit Pendlern, die täglich über die österreichisch-ungarische Grenze fahren. Solange es

© LGV Frischgemüse

ie Coronakrise stellt auch die LGV Sonnengemüse vor neue Herausforderungen. Da die Produktion des Frischgemüses bei LGV Sonnengemüse auf über 150 kleinstrukturierte Familienbetriebe verteilt ist, kann eine Belieferung des LEH aus heutiger Sicht dennoch auch in den kommenden Wochen garantiert werden, erklärt Vorstand Josef Peck. Für den Fall, dass es durch Covid-19 zu Ausfällen bei Erntehelfern kommt, wurden Vorkehrungen getroffen. Derzeit ist man sich bei der LGV sicher: Speziell heimisches, regionales Gemüse gewinnt gerade jetzt an Bedeutung. Peck geht davon aus, dass dieses nachhaltige Bewusstsein langfristig eine höhere Nachfrage nach österreichischem Gemüse zur Folge haben wird.


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zu keinen Infektionen in den Betrieben kommt, haben wir keine Probleme.

Produktvielfalt bieten. Zu Lieferengpässen kommt es kaum. Einzig durch die kurzfristig angekündigten und durchgeführten Änderungen von Geschäftsöffnungszeiten ist es zu Wellen in der Nachfrage gekommen, die wir aber größtenteils bewältigen konnten.

medianet: Osteuropäische Ernte­ helfer können derzeit nicht oder nur schwer einreisen. Welche Maßnahmen erhoffen Sie sich von den Regierungen der osteuropäischen Nachbar­ länder und Österreichs? Peck: Wir im Osten von Österreich sind mit der Situation sehr zufrieden. Die österreichische Regierung hat sich sehr für die Landwirtschaft eingesetzt. Unter anderem stehen uns über die Plattform ‚die.lebenmittelhelfer. at‘ Ersatzarbeitskräfte zur Verfügung.

medianet: Vor welchen Heraus­ forderungen steht die LGV hin­ sichtlich der nationalen und internationalen Logistik? Peck: Auch da sind wir gut abgesichert. Unser langjähriger Partner, die Firma Müller Transporte, stellt uns ausreichend Logistikkapazität im In- und Ausland zur Verfügung. Unsere Verpackungslieferanten stammen zum größten Teil aus Österreich. medianet: Welche Veränderun­ gen gab es zuletzt hinsichtlich der Produktvielfalt und der Nachfrage aus dem LEH? Peck: Wir können unseren Kunden die von uns gewohnte

medianet: Ist die Kistl-Drive-InAktion ein Modell, das sich lang­ fristig etablieren könnte? Peck: Diese Aktion sollte ein Test sein, der gut verlaufen ist. Unsere Hauptkunden und Partner werden die Supermarktketten bleiben. Wir wollten damit auch Risikogruppen und Menschen, die sich besonders schützen wollen, eine Gelegenheit zum Kauf frischer Produkte bieten. Ob wir das zu besonderen Terminen oder Anlässen wiederholen, werden wir in den nächsten Wochen entscheiden. medianet: Vor welchen Heraus­ forderungen steht die LGV auf­ grund des Klimawandels? Peck: Auch mit dem Klimawandel können wir halbwegs gut umgehen. Alle unsere Flächen

© LGV Frischgemüse

medianet: Welche Vorkehrun­ gen haben Sie für den Fall ge­ troffen, dass es bei den Ernte­ helfern zu starken Ausfällen kommt? Peck: LGV Sonnengemüse hat einen Pool an Ernte­ helfern angelegt und nimmt Bewerbungen dafür unter bewerbung@lgv.at entgegen. Wir haben bereits viele Bewerbungen von Arbeitskräften aus anderen Branchen, von Schülern und Studenten erhalten.

Versorgung Regionale Produkte sind auch dann verfügbar, wenn Grenzen geschlossen werden.

Nachfrage gut getroffen: Neben dem ersten Frühlingsgemüse mit Salaten, Paprika, Paradeisern und Radieschen gab es am Punkt genau den ersten Spargel.

150 Family Business Da die Produktion des Frischgemüses bei LGV Sonnengemüse auf über 150 kleinstrukturierte Familienbetriebe verteilt ist, kann eine Belieferung des LEH auch in den kommenden Wochen garantiert werden.

medianet: Wie hat sich der Ge­ müsebedarf in Österreich ver­ ändert? Peck: Eine eindeutige Veränderung gab es natürlich bei den Gastrokunden – da ist die Nachfrage komplett zusammengebrochen. Im Lebensmitteleinzelhandel bemerken wir eine geringfügige Steigerung der Nachfrage nach heimischen Produkten, die den Rückgang bei unserem geringen Gastrokundenanteil wettmacht. medianet: Am Osterwochenen­ de hat LGV Sonnengemüse eine ‚Kistl-Drive-In‘-Aktion gestartet. Wie ist denn der Verkauf abge­ laufen? Peck: Die Nachfrage war enorm. Wir haben innerhalb von fünf Stunden über 2.000 Kistln verkauft. Ich denke, wir haben mit den angebotenen Kistln auch die

Einzig durch die kurzfristig ­angekündigten Änderungen von Geschäftsöffnungszeiten ist es zu Wellen in der Nachfrage gekommen.

sind bewässerbar. In den geschützten Kulturen bewässern wir ressourcenschonend mit Tropfbewässerung. Wir versuchen uns auch durch die Suche nach Sorten, die ein wärmeres Klima vertragen, auf den Klimawandel einzustellen.


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© SanLucar (2)

schnellen Verarbeitung eher geeignet sind, ist der Absatz in diesem Segment zurückgegangen. Die Umsatzentwicklung hat vor dem 16. März 2020 einen rasanten Anstieg zum Vergleichszeitraum der Vorjahre hingelegt. Nachdem die Maßnahmen zur

Die Menge an reifen, erntbaren Früchten steht in Italien und Spanien zwar zur Verfügung, aber die Erntehelfer bleiben aus.

Keine Totalausfälle Viele Produkte von SanLucar stammen aus Spanien und Italien, nun steht der Konzern vor Herausforderungen. WIEN. Der Branchenriese SanLucar ist einer der wichtigsten Versorger der heimischen Lebensmittelketten, wenn es um Obst geht. Dass viele Produkte von SanLucar aber aus den von der Coronavirus-Krise besonders hart betroffenen Ländern Spanien und Italien stammen, stellt den Konzern nun vor einige Herausforderungen. Seit den geltenden gesetzlichen Maßnahmen in den jeweiligen Ursprungsländern gestaltet es sich als schwierig, die Liefermengen zum optimalen Erntezeitpunkt versandfertig zu bekommen. Export eingebrochen „Das hat mit den lokalen und regionalen Vorgaben betreffend Abstandsregelungen bei der Ernte oder an den Packstationen zu tun sowie an den ausbleibenden Erntehelfern, deren Einreisen mit den Grenzschließungen in Zusammenhang stehen“, erklärt Alexander Thaller, Österreich-Geschäftsführer der Gruppe. Das heißt: Die reifen, erntbaren Produkte stehen

zwar zur Verfügung, es gibt aber derzeit zu wenige Menschen, die diese Mengen einbringen und versandfertig machen können. Seit den Maßnahmen zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie hat SanLucar zwar keine Totalausfälle von bestimmten Obst- oder Gemüseprodukten verzeichnet. „Aber aufgrund der situationsangepassten Logistik­ entwicklungen kämpfen wir immer mehr mit dem Umstand, dass der internationale Im- und Export eingebrochen ist“, so Thaller. Das gelte vor allem für den Kühltransport. Thaller betont, es sei am wichtigsten, dass die zum Schutz der Menschen gesetzten Maßnahmen greifen. Grundsätzlich gäbe es noch freien Warenverkehr, allerdings mit Einschränkungen. Mehr Vitamin C Eine signifikante Änderung in der Sortimentsgestaltung bei Obst- und Gemüse gab es seitens der LEH-Kunden indes nicht. „Aufgrund des Einkaufsverhaltens der Konsument war

aber im Laufe der ersten Beschränkungswochen die Nachfrage nach Vitamin C-reicheren Produkten naturgemäß höher“, sagt Thaller. Außerdem habe der Konsument vor dem Lockdown mehrmals pro Woche im Supermarkt eingekauft. „Bei diesen Einkäufen wurden ‚Kleinigkeiten‘, unter anderem auch ultrafrische Obstprodukte aus dem Beerensortiment, gekauft.“ Nachdem Beeren zum schnellen Verzehr und zur

Aufgrund der situa­ tionsangepassten Lo­ gistikentwicklungen kämpfen wir verstärkt mit dem Umstand, dass der internatio­ nale Im- und Export eingebrochen ist. Alexander Thaller SanLucar Österreich

Eindämmung des Coronavirus bekannt gegeben wurden, hat sich die Entwicklung ins Negative verkehrt. „Heute können wir wieder von ‚normalen‘ Umsätzen sprechen, was in Summe eine allgemeine Umsatzentwicklung für des Jahr 2020 in Aussicht stellt“, so Thaller. (dp)

Alexander Thaller ist der Österreich-Geschäftsführer von SanLucar.


Ernährung als KrisenGesundheits-Strategie Obst und Gemüse tragen wesentlich dazu bei.

zum Einsatz gebracht, damit die Frischware im LEH geschützt ist und das Virus nicht über die von vielen Menschen berührten, vielfältigen Obst- und Gemüsesorten übertragen wird. Weiters erleben lokale Bauernmärkte eine Renaissance und dadurch kommt es zu einer Stärkung der regionalen Wertschöpfung.“ Antibakterielle Verpackungen Um sich auch in der Produktion von Verpackungen für Obst und Gemüse sowie der dazugehörigen Drucksorten auf die aktuelle Situation entsprechend anzupas-

sen, hat Bösmüller technische Innovationen implementiert. Dazu Geschäftsführer Markus Purker: „Wir bieten ab sofort an, Drucksorten mit einem antimikrobiellen Dispersionslack zu versehen. Dieser ist lebensmittelecht, wirksam gegen Bakterien, Viren, Pilze und Sporen. Die Keime werden dabei um 99,5% – bestätigt durch klinische Testungen – reduziert. Der innovative Schutz der Drucksorte ist gesundheitlich unbedenklich und frei von giftigen Bioziden und Nanopartikeln.“ Auf die Frage, wie der Schutz durch den Lack zustande kommt,

Gesunde Ernährung beachten Obst und Gemüse ist essenziell für unsere Gesundheit und versorgt uns mit vielen wichtigen Vitaminen und Mineralstoffen, die wir gerade jetzt benötigen, um unser Immunsystem zu stärken. Dazu Doris Wallner-Bösmüller: „Für viele von uns gewinnt gesunde Ernährung wieder an Bedeutung, unter anderem durch die hochqualitativen Erzeugnisse unserer Obst- und GemüseBäuerinnen und -bauern. Je naturnaher wir uns ernähren, desto gesünder und naturverbundener ist unser Geist. Dadurch beeinflussen wir mit unserer gestärkten Vitalkraft auch die Macht der positiven, klareren Gedanken – und all das gibt uns Energien, die wir gerade jetzt mehr denn je benötigen, um diese schwierige Periode gut zu meistern. Gleichzeitig stärken wir dadurch regionale Betriebe und unsere landwirtschaftliche Produktion.“ Abschließend unterstreicht Wallner-Bösmüller: „Wir bei Bösmüller Print Management freuen uns, ein Teil des Team Österreich zu sein, das jetzt mit so vielen Menschen gemeinsam an der Bewältigung der aktuellen Situation arbeitet. Dafür nochmal ein großes DANKE ganz besonders an die engagierten Menschen in der Obst- & GemüseProduktion. Gemeinsam drucken wir das durch!“

Ing. Doris Wallner-Bösmüller und Markus Purker Geschäftsführung Bösmüller Print Management Tel.: 02266/68180-0 www.boesmueller.at office@boesmueller.at

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© PantherMedia/Wavebreakmedia7YAYMicro

DANKE an regionale ProduzentInnen! „Der Bereich der landwirtschaftlichen Produktion erfährt erstmals seit vielen Jahrzehnten die ihm zustehende Aufmerksamkeit und Wertschätzung! Wir müssen uns bei den Obst- und GemüseBäuerinnen und -bauern wirklich von Herzen dafür bedanken, dass sie uns auch in dieser schwierigen Zeit mit frischen Lebensmitteln versorgen! Sie stehen durch den Mangel an ErntearbeiterInnen auch vor großen logistischen Herausforderungen und geben ihr Bestes! Dafür herzlichen Dank!“, sagt Ing. Doris Wallner-Bösmüller, Geschäftsführerin der Druckerei Bösmüller Print Management. Die Traditionsdruckerei ist ein Zulieferbetrieb der Obst- und Gemüseproduzenten für KartonVerpackungen, Produktinformations-Broschüren, Etiketten, Anhänger, Schleifen und Banderolen. Wallner-Bösmüller zeigt sich von der Wendigkeit dieser Branche begeistert, die es ganz rasch geschafft hat, sich anzupassen: „Einerseits wurde die Hauszustellung aktiviert, um die gastronomiebedingten Ausfälle zu kompensieren, andererseits wurden nachhaltige POS-Verpackungen

antwortet Purker: „Der antimikrobielle Effekt wird durch sichtbares Licht, d.h. nicht durch UV oder Infrarot-Licht, und Sauerstoff aktiviert.“

© Bösmüller

WIEN/STOCKERAU. Eine reiche Auswahl an Obst und Gemüse, die saisonunabhängig und aus exotischen Herkunftsländern in unseren Geschäften immer zur Verfügung steht, ist für uns selbstverständlich geworden. Mitunter ist uns erst durch die Krise bewusst geworden, wie sehr wir von internationalen Transportwegen per Flugzeug und Schiff abhängig sind. Seither ist ein verstärktes Bewusstsein entstanden und große Wertschätzung dafür erwachsen, wie wichtig die regionale und damit zuverlässige Versorgung mit frischen Lebensmitteln, unter anderem auch im Bereich Obst und Gemüse, tatsächlich ist!


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Der Ja! Natürlich-Spargel wird bald in allen gelisteten Filialen erhältlich sein. WIEN. Seit dem Ausbruch der Coronakrise gilt: Wer regional einkauft, weiß nicht nur, woher die Produkte stammen, sondern leistet auch einen wichtigen Beitrag zur Unterstützung heimischer Produzenten, besonders aus der Obst- und Gemüsebranche. Ideale Bedingungen Gerade jetzt, wo die Spargelsaison begonnen hat, ist das Marchfeld in aller Munde. Zum wichtigsten Marchfeldgemüse zählt der Spargel, mehr als 50% der heimischen Produktion fin-

det hier statt, wo die Schwarzerdeböden und das pannonische Klima für ideale Wachstumsverhältnisse sorgen. Auch Ja! Natürlich arbeitet mit Marchfeld-Landwirten zusammen, darunter mit Markus Brandenstein, der neben dem weißen Bio-Spargel auch Bio-Karotten für Ja! Natürlich anbaut. Der grüne Bio-Spargel von Ja! Natürlich stammt dagegen aus der Nationalparkregion Neusiedler See-Seewinkel. Mit Ende April bzw. Anfang Mai soll der Ja! Natürlich-Spargel grün und weiß in allen gelisteten Märk-

ten erhältlich sein, teilt ReweSprecher Paul Pöttschacher mit. Bei Rewe beobachtet man seit Beginn der Ausgangsbeschränkung am 16. März, dass sich das Kaufverhalten verändert hat und sprunghaft ist. Einkaufsverhalten „Jeder Tag ist derzeit nur eine Momentaufnahme und sehr stark abhängig von aktuellen Entwicklungen“, sagt der ReweSprecher. Es kann derzeit zu absoluten Spitzen kommen – so wie am Freitag, den 13. März und kurz vor Beginn der Ausgangsbeschränkungen. „Und dann verzeichnen wir Tage, wo wir – regional sehr unterschiedlich und im Vorfeld meist nicht absehbar – sogar unter einem durchschnittlichen Einkaufstag in Normalzeiten liegen.“ Einkäufe werden von den Österreichern aktuell eher geplant und insgesamt seltener getätigt, erklärt Pöttschacher. (dp)

Neuer Markenauftritt: „Ohne efko iss nix!“ Mit dem neuen Auftritt spannt der Sauergemüsehersteller einen Bogen über alle Bereiche, von traditionellen Konserven bis Frische und Gastro.

© efko (2)

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EFERDING. efko startet mit einem neuen Produktauftritt in den Sommer und gestaltete seinen Slogan grundlegend neu. Aus „Weil’s von efko ist“ wird „Ohne efko iss nix!“ Dabei bleibt efko seinen traditionellen Werten treu und

Die Werbelinie erzielt durch auffallendes Design und den neuen Slogan Aufmerksamkeit.

stellt die enge Verbundenheit zu Natur, Landwirtschaft und Handarbeit in den Mittelpunkt. Am Inhalt und der Rezeptur der Produkte ändert sich nichts – hier können sich Kunden weiterhin auf die gewohnte efko-Qualität verlassen. Umgesetzt wird das neue Design sowohl bei Produkten im Lebensmitteleinzel-

© Ja! Natürlich

Spargel aus Österreich

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Regional Auf die Zusammenarbeit mit regio­ nalen Partnern legt Ja! Natürlich nicht nur beim Spargel Wert: 80% der 1.100 Ja! Natürlich-Produkte kommen aus Österreich.

Vor allem in Krisenzeiten, wie wir sie im Moment durchleben, kommt der regionalen Landwirtschaft eine besondere Bedeutung zu: „Menschen beginnen die Herkunft ihrer Lebensmittel wieder verstärkt zu hinterfragen und schätzen die regionale Verfügbarkeit der Produkte“, so Klaus Hraby, Geschäftsführer der efko Frischfrucht und Delikatessen GmbH. „Als efko leben wir den regionalen Anbau und respektvollen Umgang mit Natur und Boden seit unseren Anfängen. Der Beitrag, den viele unserer Produzenten zur Wertschöpfung im Eferdinger Becken liefern, wird gerade in der heutigen Zeit täglich spürbar!“

Auch B2B im neuen Look handel als auch im GastronomieGroßhandel.

Regionalität bleibt im Fokus Der neue Produktauftritt unterstreicht den Wert der täglichen Arbeit der efko-Landwirte trotz der immer schwieriger werdenden Bedingungen.

Nicht nur im Einzelhandel, sondern auch im B2B-Bereich beschreitet efko neue Wege im Auftritt. Mit neuem Produktdesign und dem Wortspiel „Chefkoch“ positioniert sich efko auch hier als erster Ansprechpartner für hochwertige, geschmackvolle, qualitative Produkte in professionellen Küchen. www.efko.at


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financenet & real:estate BMD Zwölf-Punkte-Plan zur Sicherung der Liquidität für Unternehmen 44

Kredite Die heimischen Kreditinstitute vereinfachen jetzt die Stundung 46

Gastkommentar Maxim Zhiganov, WK Development, über Covid-19 48

© UniCredit Bank Austria/Gilbert Novy

© Erste Bank/Sebastian Reich

© WK Development

Peter Bosek Erste Bank Viele kleine Händler haben weder einen Webshop noch eine Bankomatkasse. Die Erste Bank und Sparkassen wollen hier nun helfen: „Wir stellen OnlineBezahllösungen zur Verfügung, die Unternehmer, die z.B. jetzt plötzlich Hauszustellungen machen, sehr schnell einsetzen können“, sagt Peter Bosek, CEO der Erste Bank. 46

„Banken verlässlicher Partner der Wirtschaft“ Robert Zadrazil, CEO UniCredit Bank Austria, spricht mit medianet über die Challenges in der aktuellen Krise. 42

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© UniCredit Bank Austria/Lukas Bezila

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„Die schwierige Zeit ­gemeinsam bewältigen“ Robert Zadrazil, CEO der UniCredit Bank Austria, über die aktuellen ­Herausforderungen der Banken und ihrer Kunden in der Coronakrise.

••• Von Reinhard Krémer

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ie Banken spielen in der Coronakrise eine wichtige Rolle. Der Vorstandsvorsitzende der UniCredit Bank Austria und Präsident des österreichischen Bankenverbandes, Robert Zadrazil, im Gespräch mit medianet, wie es den Banken geht und welche Maßnahmen derzeit auf der Agenda stehen.

medianet: Wie sehen Sie die Position der Banken in der aktuellen Situation als Präsident des Bankenverbandes? Robert Zadrazil: Bei den aktuellen Herausforderungen sind sich die österreichischen Banken ihrer Verantwortung gegenüber Unternehmen, der Wirtschaft und Privatpersonen, die durch die Coronakrise in Schwierigkeiten geraten sind, sehr bewusst. Die Banken sind ein verlässli-

cher Partner der Wirtschaft und all ihrer Kundinnen und Kunden – in guten und weniger guten Zeiten! Wir nehmen die Sorgen und Ängste in der Bevölkerung sehr, sehr ernst und setzen alles daran, bestmöglich zu unterstützen, wo immer es möglich und notwendig ist. medianet: Was unternehmen die Institute, um die heimischen Firmen zu unterstützen?

Zadrazil: Die weitreichenden staatlichen Garantie- und Zuschussprogramme der österreichischen Bundesregierung ermöglichen es den Banken, zusätzlich zu ihrer eigenen Finanzkraft und in Verbindung mit ihrem gesamten FinanzKnow-how ihre Kernkompetenz wahrzunehmen, nämlich Unternehmen umfassend zu beraten und mit konkreten Maßnahmen zu unterstützen, wo immer es


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Präsident Seit März 2016 ist Robert Zad­ razil, Vorstands­ vorsitzender der UniCredit Bank Austria, auch Präsident des österreichi­ schen Banken­ verbandes.

Die österreichischen Banken sind ein verlässlicher Partner der Wirtschaft und aller Kundinnen und Kunden. Robert Zadrazil CEO UniCredit Bank Austria

geht. Die Garantien und Haftungszusagen sind dabei ganz wesentliche Hilfestellungen, um die Wirtschaft in dieser außergewöhnlichen Situation zu stabilisieren und Arbeitsplätze zu erhalten. medianet: Wo orten Sie die spezifischen Gefahren für die österreichischen Banken und die Wirtschaft durch das neue Coronavirus?

Zadrazil: Alle österreichischen Banken tun ihr Möglichstes, um ihre Kunden durch diese schwierige Zeit zu begleiten. Angesichts der Konjunkturdaten ist wie bei jeder Rezession aber auch mit Kreditausfällen zu rechnen. Die größte Gefahr für die Wirtschaft liegt sicher darin, dass der Lockdown noch wesentlich länger andauert, als erwartet. Wir gehen allerdings davon aus, dass nach den ersten Lockerungsmaßnahmen nach Ostern sukzessive weitere derzeit noch notwendige Beschränkungen aufgehoben werden, vor allem ab dem dritten Quartal – in Österreich und auch im restlichen Europa. Das sollte uns allen Zuversicht geben. medianet: Wie ist die Situation der UniCredit Bank Austria in der Krise? Zadrazil: Wir sind grundsolide aufgestellt und verfügen über ausreichend Kapital und Liquidität, um private Haushalte und Unternehmen jeder Größe zu finanzieren und zu unterstützen. Als Österreichs führende Unternehmerbank sind wir ein stabiler und verlässlicher Partner der heimischen Betriebe – von Ein-Personen-Unternehmen bis hin zum großen Konzern. Seit Beginn der Coronakrise vergeben wir jede Woche Kredite in Höhe von vielen Hundert Millionen Euro, bislang bereits rund zwei Milliarden Euro – das zeigt: Wir sind sowohl in der Lage als auch willens, unsere Verantwortung wahrzunehmen. Wir haben zudem bereits mehrere Tausend Stundungen umgesetzt, um Unternehmen und private Haushalte zu unterstützen. medianet: Wie geht es Ihren Kunden und wie helfen Sie ihnen konkret? Zadrazil: Auf Privatkundenseite gibt es viele Anfragen nach Stundungen von Kreditraten oder auch Erhöhungen der Kon-

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Mrd. € Money flows Seit Beginn der Coronakrise hat die UniCredit Bank Austria jede Woche Kredite in Höhe von mehreren Hundert Mio. €, bislang in Sum­ me rund 2 Mrd. €, vergeben.

torahmen aufgrund von Kurzarbeit oder Lohnentgang. Das konnten wir von Beginn an in den meisten Fällen sehr rasch und unkompliziert lösen. Unsere Firmenkunden beraten wir sowohl bei Stundungen, Überbrückungskrediten, Garantien für Finanzierungen sowie der Zwischenfinanzierung der Kurzarbeit. Als bevorzugter Partner in der Förderberatung sind unsere Kundenberater die ideale Anlaufstelle für Unternehmen. Derzeit sind vor allem awsGarantien für Überbrückungsund Betriebsmittelfinanzierungen, die Maßnahmenpakete der Österreichischen Hotel- und Tourismusbank für die Hotellerie und Gastronomie, die Kreditmittel der Österreichischen Kontrollbank vor allem für exportorientierte Unternehmen sowie auch eine ganze Reihe von Landesförderaktionen interessant. medianet: An wen können sich Ihre Kunden wenden? Zadrazil: Erster Ansprech­ partner sind unsere Kundenbetreuer, die per Telefon und über Video für Beratungsgespräche zur Verfügung stehen. Jetzt ist vor allem rasche Hilfe not­ wendig. Wir werden gemeinsam mit unseren Kunden diese schwierige Zeit bewältigen und stehen unseren Kunden mit Kapital und Know-how weiterhin zur Seite.

Unter der Lupe UniCredit Bank Austria Eine der kapitalstärksten Großbanken Österreichs und Teil von UniCredit, einer einfachen, erfolgreichen paneuropä­ ischen Geschäftsbank mit voll integriertem Corporate & Investment Banking. Insgesamt 1,7 Mio. Kunden, führend im Private Banking. Sieben von zehn heimische Großunternehmen sind Kunden der UniCredit Bank Austria. Ihr Geschäftsbereich „Unternehmerbank“ betreut fast jedes dritte mittelständische Unternehmen Österreichs. UniCredit ist in dreizehn europäischen Kernmärkten und 18 Ländern weltweit aktiv.


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A.B.S. FACTORING

Vorstand wurde jetzt erweitert SALZBURG. Neben Gerhard Ebner und Andreas Draxler verstärkt Wolfgang Kendlbacher seit Anfang April 2020 die Geschäftsleitung des Factoring-Instituts A.B.S. Factoring AG. GROSSUNTERNEHMEN

WIEN. Die Oesterreichische Kontrollbank AG (OeKB) übernimmt ab sofort im Rahmen des 15 Mrd. €Hilfspakets der Regierung und im Auftrag der Covid19-Finanzierungsagentur des Bundes GmbH (Cofag) die Abwicklung von Finanzierungsgarantien für Großunternehmen. „Uns ist wichtig, den Firmen die Sicherheit und Gewissheit zu vermitteln, dass sie mit der OeKB auch in einer Krise eine verlässliche Partnerin an ihrer Seite haben“, sagt Helmut Bernkopf, der in der OeKB den Bereich der Export Services verantwortet. Diese neue Möglichkeit aus dem Corona-Hilfsfonds steht allen Großunternehmen zur Verfügung, unabhängig davon, ob sie exportieren oder bisher schon Kunde bei der OeKB sind.

© BMD/Gabor Bota

OeKB sorgt für Kreditgarantien

Roland Beranek, BMD: „Keine Planung führt unmittelbar zu keine Ahnung“ – kurzfristigen Liquiditätsplan erstellen.

Liquidität muss passen Eine Unternehmens-Checkliste von BMD soll Liquiditätskrisen verhindern – zwölf Punkte müssen rasch umgesetzt werden. ••• Von Reinhard Krémer WIEN. „Wir erleben derzeit, dass bisher kerngesunde Unternehmen, die im normalen Wirtschaftsleben auch sehr ertragreich sind, einen extrem schlechten Cashflow aufweisen“, sagt Roland Beranek, Leiter der BMD Akademie. Er empfiehlt daher eine rasche „kurzfristige Liquiditätsplanung“ – Basis per Stichtag für zumindest drei Monate mit folgen-

HAUPTVERSAMMLUNG

RBI verschiebt den Termin

lungen vorziehen können; 7. Analyse der nicht so zahlungskräftigen, eher säumigen Kunden, um Forderungen noch schneller eintreiben zu können; 8. Factoring in Betracht ziehen; 9. Kurzarbeit mit AMS-Förderungen in Anspruch nehmen – spart bis zu 90% der Personalkosten; 10. Aufschieben von Investitionen; 11. Analyse Leasing, Mieten – welche können gestundet, nachgesehen, aufgeschoben werden; 12. Analyse jeder Ausgabenposition.

Auf Teilzahlung setzen Santander: 0%-Teilzahlungen für Einzelhandel.

© Santander Consumer Bank

WIEN. Die Raiffeisen Bank International AG (RBI) hat sich aufgrund der aktuellen gesetzlichen Maßnahmen betreffend Versammlungen in Österreich dazu entschieden, ihre Hauptversammlung auf einen späteren Zeitpunkt im Jahr 2020 zu verschieben.

den Maßnahmen: 1. Analyse der geplanten Umsätze; 2. Rasche Analyse der vorhandenen Liquidität und Cashpuffer; 3. Analyse, wo Ratenzahlungen oder Stundungen bei Lieferanten möglich sind; 4. Kontaktaufnahme mit Banken; 5. Kontaktaufnahme mit Finanzamt und Österreichischer Gesundheitskassa (am besten durch Steuerberater), um Steuern und Beiträge auszusetzen oder zu stunden; 6. Analyse, welche zahlungskräftigen Kunden Zah-

WIEN. Ab sofort können Partner der Santander Consumer Bank ihren Kunden für Einkäufe die Teilzahlung zu einem Effektivzinssatz von 0%, und damit ohne Zinsen und Gebühren, anbieten. Die Unterstützungsaktion gilt für Webshops und den stationären Handel bis zum 30. Juni 2020. Damit will die Bank ihren Partnern aus den unterschiedlichen Branchen (z.B. Elektro-,

Möbel- und Baumarkthandel) helfen, ihren Umsatz nach dem Shutdown wieder anzukurbeln. Für Händler und Kunden ist das Service kostenlos, die Bank trägt auch das Risiko. „Wir sehen es in unserer Verantwortung, schnell und unbürokratisch zu helfen, damit das Geschäft unserer Partner wieder auf gesunde Beine kommt“, sagt Markus Gerstberger, Santander. (rk)


Info-Update

Österreich #glaubandich Liebe Kundinnen und Kunden! Sie können sich auf uns verlassen. In herausfordernden Zeiten ist eines besonders wichtig: Zusammenhalt und gegenseitige Hilfe. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind natürlich für Sie da und beraten Sie gern. Momentan am liebsten per Telefon und über George. Egal, ob Sie Ihre Bankgeschäfte erledigen wollen oder Informationen benötigen. Oder ob Sie als Unternehmen Unterstützungsmaßnahmen in Anspruch nehmen müssen. Wir sind für Sie da. Auch in schwierigen Zeiten.

Telefonisch: unter 05 0100

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© Erste Bank/Sebastian Reich

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Peter Bosek, CEO der Erste Bank: „Der Kunde kann einfach online ausfüllen und die Stundung in Anspruch nehmen.“

Einfach stunden Die heimischen Kreditinstitute vereinfachen jetzt die Stundung von Krediten über Online-Abwicklung. ••• Von Reinhard Krémer WIEN. Unbürokratisch und schnell wollen Erste Group und Sparkassen jenen Menschen helfen, die aufgrund der Coronakrise in finanzielle Engpässe geraten sind. Arbeitslosigkeit einer oder mehrerer Familienmitglieder, Kurzarbeit oder der Einbruch bzw. Wegfall von Einnahmen

Beschäftigten und einem Jahresumsatz von maximal zwei Mio. € Umsatz die Stundung ihrer Kredite von April bis Juni. Die Umsetzung der Stundung ist bei Erste Bank und Sparkassen einfach: Der betroffene Kunde füllt auf der Homepage www.sparkasse.at/erstebank/ kundeninformation-coronavirus/ratenstundung ein OnlineFormular aus, schickt es ab und

bei Kleinunternehmen führen vielfach dazu, dass die monatlichen Kreditraten nicht mehr beglichen werden können. Für Private und die „Kleinen“ Das eben beschlossene staatliche Kreditmoratorium zielt genau auf diese Personengruppen ab und gewährt sowohl Privaten als auch Kleinst- und Kleinunternehmen mit weniger als zehn

medianet.at

erhält die Stundung. Das Formular für die Stundung ist auch aus dem Digital-Banking George abrufbar. „Es geht um rasche und unbürokratische Abwicklung der Stundung“, sagt Peter Bosek, CEO der Erste Bank. Auch bei den österreichischen Volksbanken hat man eine Stundungslösung ausgearbeitet; auch hier kann die Stundung ebenfalls unkompliziert digital veranlasst werden. Einfache Abwicklung „Wir haben unser Online-Angebot um das Produkt ‚Kreditstundung – Moratorium‘ erweitert. Damit wollen wir sowohl Privatkunden wie auch Kleinstunternehmen die Möglichkeit geben, einfach von zu Hause aus die gesetzliche Kreditstundung zu beantragen“, sagt VolksbankGeneral Gerald Fleischmann. Das Ausfüllen und Absenden des Antrages ist einfach: Den Serviceauftrag Kreditstundung im Einkaufswagen des Volksbank Banking auswählen, das verkürzte Online-Formular ausfüllen und digital mittels ID-App zeichnen; schon kurz darauf erhält der Kunde die Bestätigung. Alternativ kann man den Antrag auch über ein Formular auf der Webseite stellen.

Online-Bezahllösung WIEN. Viele Betriebe haben weder einen Online-Shop noch eine digitale Bezahlmöglichkeit, was besonders bei Geschäftsperrungen während der Krise besonders problematisch ist. „Gemeinsam mit Global Payments haben wir dafür eine neue, einfache Lösung. Wir stellen dafür OnlineBezahllösungen zur Verfügung, die Unternehmer, die z.B. jetzt plötzlich Hauszustellungen ma-

chen, sehr schnell einsetzen können“, sagt Peter Bosek, CEO der Erste Bank. Entweder man verwendet eine reine Weblösung, wo stationäre Händler an ihre Kunden nur einen Bezahllink für bestellte Ware verschicken. Oder man nimmt sich ein kompaktes, mobiles und leicht zu desinfizierendes Bezahlterminal, das man bei der Hauszustellung mitbringt. (rk)

© Panthermedia.net/belchonock

Entwickelt für stationäre KMU in der Coronakrise.

Das mobile Bezahlterminal kann man bei der Lieferung einfach mitbringen.


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REAL:ESTATE 47

Freitag, 24. April 2020

Gebäudetechnik im Blickpunkt

HEAD OF MARKETING

Peter Rauch jetzt bei Arnold WIEN. Kommunikationsprofi Peter Rauch verlässt nach fünf Jahren die dentsu-Gruppe und wird nun bei Arnold Immobilien den nationalen Kommunikationsauftritt sowie die zunehmende Internationalisierung der InvestmentGruppe verantworten. Durch sein breites Tätigkeitsspektrum von Dialogmarketing im Digitalen und Offline-Bereich, über klassische Kampagnenführung in Kreativagenturen bis zu strategischer und operativer Mediaplanung inklusive Performance und SocialMedia-Agenden bringt er tiefgreifendes Know-how zum multinationalen Immobilien-Brokerhaus mit.

© Conrad Electronic

Immos im Griff Conrad Electronic liefert Produkte und Lösungen der Bereiche Installationstechnik, Alarm & Sicherheit, Lichttechnik, Steuerungs- und Netzwerktechnik sowie Smart Building.

••• Von Paul Christian Jezek WELS. Der B2B-Distributor ­Conrad Electronic konzentriert sich im zweiten Quartal dieses Jahres verstärkt auf den Bereich Gebäudetechnik und den weiteren Ausbau seiner professionellen Sourcing Platform mit derzeit mehr als 365.000 Gebäudetechnikprodukten und Vollsortimenten von Herstellern wie AVM, Bachmann, Brennenstuhl, Homematic IP, Lapp, Phoenix Contact, Schneider Electric, Siemens oder Wago. Zur intelligenten Versorgung und Steuerung von Gebäuden bei gleichzeitiger Schonung von Ressourcen gehört ein breites Spektrum von Lösungen für die Vernetzung der Gebäudetechnik, Sonnenschutz für alle Räume, umfassende Schalterprogramme, zahlreiche Funktionen der Türkommunikation, Energiemanagement sowie Licht im Außenund Innenbereich.

Die zahlreichen speicherprogrammierbaren Steuerungen (SPS), Netzwerktechnik und Smart-Building-Lösungen im Programm von Conrad lassen sich bei der Entwicklung von intelligenten, vernetzten und flexiblen Gebäudeautomationslösungen optimal an die Anforderungen der Kunden adaptieren. Steuerung und Netzwerke Das Angebot an Steuerungstechnik umfasst die Produktkategorien Kleinsteuerungen, SPS-Steuerungen, Hutschienennetzteile, E/A-Module, Schnittstellen-Module sowie HMI Panels und ermöglicht die Vernetzung technischer Anlagen in modernen Gebäuden. Den Bereich Netzwerktechnik deckt Conrad mit Netzwerk Switches, WiFi-Adaptern/Karten, WiFi-Repeater, NetzwerkHardware, Routern und Powerline-Produkten ab. Diese können funk- oder kabelgebunden sein.

„Zu den Lösungen im Bereich Smart Building gehören eine Reihe von Fernschaltern sowie ein großes Spektrum an Fenster- und Torantrieben“, sagt Ralf Bühler, CSO von Conrad Electronic. „Bei modernen Raumautomatisierungslösungen lassen sich mithilfe dieser Produkte Sicherheitstechnik, Beleuchtung und Sonnenschutz exakt an die jeweiligen Bedürfnisse anpassen.“ Auch Beleuchtungskonzepte für produktives Arbeiten sind für Unternehmen von langfristigem Nutzen und lassen sich mit dem Angebot von Conrad im Bereich Lichttechnik realisieren. Offeriert werden Wand- und Deckenbeleuchtung sowie Schienensysteme, Außenbeleuchtung und energieeffiziente Leuchtmittel. Des Weiteren schaffen Elektroinstallationsmaterial, Verteilerschranktechnik, Stromkabel und Drehstromtechnik effiziente Betriebsabläufe.

© Arnold Immobilien/Klaus Prokop

Intelligente Technik stellt reibungslose Betriebsabläufe sicher und erhält bzw. erhöht die Immobilienwerte.

IMMOBILIEN-TOP-JOB

SoReal mit einem neuen Chef WIEN. Mit dem Steirer Christian Farnleitner holt Soravia einen Immobilien­ experten in die Geschäftsführung der SoReal GmbH. Zuvor war der Manager u.a. für Value One und Immorent AG tätig und tritt nun die Nachfolge von Jasmin Soravia an, die nach fast fünf erfolgreichen Jahren Anfang April aus dem Familienunternehmen ausgeschieden ist, um sich neuen Herausforderungen zu widmen. (pj)


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Freitag, 24. April 2020

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© WK Development (2)

Die Coronakrise verunsichert auch Anleger und Investoren. Es ist unklar, wie sich die Wirtschaftskrise auf die Finanzwelt auswirken wird, und welche Investitionsformen auch tatsächlich krisenfest bleiben. Wie auch schon vor der Krise bieten Immobilien vielen Investoren den bewährten ‚Safe Haven‘.

Herausforderung Covid-19 Gerade für die Projektentwicklungsbranche könnten sich jetzt noch mehr – digitale – Kanäle öffnen. Gastkommentar ••• Von Maxim Zhiganov WIEN. Die Entwicklung der vergangenen Wochen hat gezeigt, dass die Coronavirus-Pandemie natürlich auch uns Projektentwickler negativ beeinflusst. Die größte Herausforderung für unsere Branche ist die Projektverzögerung, denn Zeitverzug bedeutet Geldverlust – angefangen von laufenden Zinsen bis hin zu laufenden bzw. höheren Baukosten, wenn die Baustelle steht. Außerdem habe wir Commitments unseren Kunden gegenüber, die bereits Wohnungen gekauft haben und zum geplanten Zeitpunkt einziehen wollen. Viele Mitbewerber kämpfen ­

derzeit mit Verzögerungen bei ausständigen Genehmigungsverfahren. Grund dafür ist die mangelnde Infrastruktur der Beamten, um im Homeoffice die Verfahren weiterbearbeiten zu können. Virtuelle Rundgänge Umso begrüßenswerter war die Maßnahme der Bundesregierung, die Baustellen rasch wieder zu öffnen. Wir können auf allen Baustellen die gesetzlichen Anforderungen erfüllen und weiterbauen. Denn unsere Projektentwicklungsbranche sieht es als ihre Aufgabe, für Menschen wertvollen Wohnraum, aber auch Arbeitsplätze zu sichern bzw. zu schaffen.

Immobilienmarketing über digitale Kanäle ist derzeit wich­ tiger denn je: Viele Kunden haben jetzt die Zeit, in Ruhe die für sie passende Wohnung zu suchen. Aufgabe des Immobilienmarketings muss es daher sein, die Assets der Liegenschaften auf möglichst plakative Weise den Interessierten über das Notebook in ihre Wohnzimmer zu transportieren. Wir arbeiten bei größeren Projekten schon länger mit VR-Tools und Videovisualiserungen – das kommt uns jetzt zugute. Unsere Makler besichtigen mit interessierten Käufern unsere Liegenschaften derzeit vorwiegend mittels virtueller Rundgänge.

Connections abseits des Mailverkehrs

„Technische“ Probleme Auch bei dieser Zielgruppe ist die Nachfrage über digitale Kanäle gestiegen. Offen bleiben hier aber vor allem auch technische Fragen, die es zu lösen gibt: Eine Wohnung kann man virtuell besichtigen, aber wie sieht die Unterfertigung des Kaufvertrags bei einem Notar aus? Wie funktionieren Beglaubigungen und Treuhandkonten auf rein digitaler Ebene? Die Blockchain-Technologien, die sich hier anbieten würden, haben sich bis dato noch nicht ausreichend etabliert. Alles in allem versuchen wir, unsere Rolle als wichtiger Motor für die (Bau-)Wirtschaft und auch in dieser schwierigen Zeit bestmöglich zu erfüllen. Und das immer mit klarem Fokus auf uns Menschen und unsere Gesundheit.

Maxim Zhiganov ist CEO/CFO von WK Development.


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health economy Coronakrise Die meisten Gesundheitssysteme waren mit Corona überfordert 50

Kooperation Ärztekammer und Gewerkschaften starten gemeinsame Initiative 52

Kommunikation Fine Facts berät Start-up-Inkubator INiTS 54

© APA/Hans Klaus Techt

© Felicitas Matern

© APA/AFP/STR

Umdenken gefordert

Corona-Forschung mit Inputs aus Österreich

© PantherMedia/Zdenek Malý

© panthermedia.net/Viktor Cap

Weltweit suchen Pharmafirmen nach Corona-Lösungen. Auch heimische Firmen und Forscher haben Anteil. 51

Thomas Szekeres Die Zeit nach Corona dürfe nicht mehr wie die Zeit davor sein – das fordert Österreichs Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres. „Man sollte die Einsparungsphilosophie der vergangenen Jahre überdenken und das Gesundheitssystem so aufstellen, dass es problemlos funktioniert.“ Man müsse nun in allen Bereichen in das Gesundheitssystem und in Prävention investieren.

Medikamente Apotheken fürchten ­Engpässe und kritisieren Abhängigkeit von Asien. 50

Krebstherapie Laut einer Studie geht die Zahl der Krebstoten in Europa zurück. 54


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© APA/AFP/Miguel Medina

Trump hatte der WHO vorgeworfen, zu zögerlich auf die Pandemie reagiert zu haben. Der Shutdown in nahezu allen Ländern hat dazu geführt, dass sich die europäische und weltweite Wirtschaft de facto im „freien Fall“ befindet. Viele, vor allem kleine und mittlere Unternehmen, sind durch Umsatzausfälle schwer belastet, ebenso wie Arbeitnehmer, die ihren Job verloren haben oder sich in Kurzarbeit befinden.

Die meisten Gesundheitssysteme der Welt waren vom Coronavirus und der Covid-19-Pandemie überfordert.

Gradmesser Corona

Hilfe für die Wirtschaft Eine aktuelle Studie („Europa nach dem Coronavirus“) des in Wien ansässigen Austrian Economics Center (AEC) listet zum einen einige beispielgebende Maßnahmen in verschiedenen Ländern auf, die im Moment dabei helfen, den „Sturm“ zu überstehen und den Schock für die Wirtschaft zu minimieren. Zu den jetzt beispielgebenden Maßnahmen zählen etwa die direkten Steuerunterstützungen und Stundungen für Unternehmen wie Arbeitnehmer, aber auch gezielte Steuergutschriften und -ermäßigungen. Die Autoren fordern eine wachstumsfördernde Steuerpolitik, die die wirtschaftliche Erholung ebenso wie den langfristigen Abbau von Staatsverschuldungen fördert.

Die Corona-Pandemie zeigt global Stärken und Schwächen der Gesundheitssysteme. Österreich liegt im Mittelfeld. ••• Von Katrin Pfanner WIEN. Die Coronavirus-Pandemie hat nach Auffassung der G-20-Staaten „systemische Schwächen“ in den weltweiten Gesundheitssystemen offenbart. Die Pandemie habe zudem Schwachstellen in der Fähigkeit der Weltgemeinschaft gezeigt, die Bedrohung durch eine Pandemie zu verhindern

beziehungsweise auf diese zu reagieren, erklärten die Gesundheitsminister der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer am Montag in einer gemeinsamen Erklärung. Österreich liegt laut Studien im Mittelfeld. Austausch von Wissen Die Minister betonten in ihren Gesprächen auch die Notwendigkeit einer verbesserten Effek-

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tivität der weltweiten Gesundheitssysteme. Dies beinhalte etwa den Austausch von Wissen. Zudem müssten die Lücken bei der Reaktionsfähigkeit sowie der Vorbereitung geschlossen werden. Die umstrittene Entscheidung der USA, die Beiträge an die Weltgesundheitsorganisation (WHO) auszusetzen, wurde in der Erklärung nicht erwähnt. US-Präsident Donald

Apotheker warnen vor Arznei-Engpässen WIEN. Der Österreichische Apothekerverband sieht anhaltend Gefahren für die Arzneimittelversorgung durch Monopolisierung der Wirkstoffproduktion für viele Medikamente in Asien. „Indien verhängte in Krisenzeiten Exportverbote für 26 Arzneistoffe, darunter Paracetamol. Die Gesundheitssysteme in Europa sind in einem alarmierenden Maß von Asien abhängig“,

erklärte Verbandspräsident Jürgen Rehak am Mittwoch. Niedrige Preise als Problem Die Ursachen für Lieferengpässe bei Arzneimitteln seien zwar mehrdimensional, einer der wichtigsten Gründe liege aber in der verlagerten Produktion. „In unserer globalisierten Welt wird der Großteil der Medikamente an wenigen Standorten

in China und Indien produziert, die schon eine Beinahe-Monopol-Stellung eingenommen haben. Treten daher in einem Land Produktionsprobleme oder gar Lieferstopps auf, wirken sie sich weltweit aus – das spürt man auch in Österreich“, sagt Rehak. Hinzu komme, dass Österreich ein Niedrigpreisland sei und ein dementsprechend wenig attraktiver Absatzmarkt. (rüm)

© PantherMedia/luismolinero

Abhängigkeit von Asien müsse reduziert werden, sagt der Apothekerverband.

Die Apotheker fürchten eine Zunahme von Lieferengpässen.


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Freitag, 24. April 2020

HEALTH ECONOMY: CORONA  51

Breite Forschung

PHARMA

Forschung auch in Österreich WIEN. Mindestens 15 Unternehmen im deutschsprachigen Raum arbeiten an Medikamenten gegen das neue Coronavirus, sieben an Impfstoffen. Das geht aus einer Mitteilung der drei Pharmaverbände vfa, Bio Deutschland und Pharmig hervor. Dabei erhoben die Verbände keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Weltweit wird derzeit an insgesamt 155 Medikamenten und 79 Impfungen zur Bekämpfung von Covid-19 gearbeitet.

© APA/AFP/STR

Graz und Wien als Hotspots Mit einer interaktiven Karte im Internet (http://dpaq. de/RFQlO) zeigen sie, an welchen Orten in Österreich, Deutschland und der Schweiz zum Coronavirus geforscht wird und was die Unternehmen genau machen. Die Karte werde stetig aktualisiert. Die Unternehmen würden intensiv untereinander und mit weiteren Firmen kooperieren. In Österreich sind es Innophore in Graz sowie Themis, Apeptico, Panoptes Pharma, Apeiron und MChE/F4 Pharma in Wien. Dazu kommen zahlreiche internationale Unternehmen,die auch Standorte in Österreich haben. (red)

••• Von Martin Rümmele WIEN. Das Austrian Institute for Health Technology Assessment hat eine Übersicht über weltweiten Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten im Bereich Covid-19 unter anderem für das Gesundheitsministerium erstellt – auf der ganzen Welt wird derzeit an 155 Medikamenten und 79 Impfungen zur Bekämpfung von Covid-19 gearbeitet. Erste Erfolge bei Gilead Die derzeit auf ihre Wirkung getesteten Medikamente basieren meist auf antiviralen Wirkstoffen wie Remdesivir, Lopinavir und Ritonavir, Favipirvir, Darunavir, Chloroquine Phosphate, Hydroxychloroquine, Camostat Mesilate, APN01. Dazu kommen Immunmodulatoren wie Tocilizumab, Sarilumab und Interferon beta 1a. Offenbar gute Wirkung verspricht derzeit Remdesivir, während es beim Malariamittel Hydroxychloroquine nun Studien gibt, dass es eine höhere Sterblichkeit als in der Vergleichsgruppe gibt.

In einer Studie der Universitätsklinik in Chicago führte das ursprünglich unter Mitwirkung des Österreichers Norbert Bischofberger gegen Ebola entwickelte Mittel Remdesivir zu einer schnellen Fiebersenkung und einem Rückgang der Symp­ tome der Lungenkrankheit, so dass fast alle Patienten in weniger als einer Woche entlassen werden konnten, berichten Agenturen. Der US-Pharmakonzern Gilead Science erklärte, die vollständigen Daten müssten

Derzeit laufen mehrere Studien. ­Aussagekräftige ­Ergebnisse wird es bis Ende Mai geben. Clemens Schödl Gilead Österreich

noch analysiert werden. Derzeit laufen zwei Studien von Gilead für schwerkranke und leichter erkrankte Patienten, eine doppelverblindete, randomisierte, Placebo-kontrollierte Studie des US-National Institute of Health (NIH) sowie zwei Studien unter Aufsicht der WHO. Die ersten und aussagekräftigsten Ergebnisse werden schon im Mai erwartet, sagt Clemens Schödl, General Manager von Gilead in Österreich. Eine Herausforderung werde aber im Fall positiver Ergebnisse die Herstellung, sagt Schödl. Derzeit brauche die Produktion etwa 180 Tage, zudem seien benötigte Hilfsstoffe knapp. „Gilead hat derzeit Ware für 140.000 Patienten.“ Wenn das aufgebraucht sei, dauere es bis Oktober, bis Dosen für weitere 360.000 Patienten verfügbar seien. Erst danach könne die Produktion hochgefahren werden. „Aufgrund der bis in den Herbst bestehenden global eingeschränkten Verfügbarkeit ist eine der Epidemiologie der Erkrankung entsprechende Verteilung nötig“, sagt Schödl.

© APA/Georg Hochmuth

Der Wettlauf um die Suche nach Covid-19-Therapien ist in vollem Gang: getestet werden vor allem bestehende Medikamente.

Corona-Impfung Auch in Österreich suchen ­Unternehmen nach Therapien und Impfstoffen.


52  HEALTH ECONOMY

Freitag, 24. April 2020

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NETZWERK

Gewerkschaft und Ärzte kooperieren

© Conrad Connect

WIEN. Gewerkschaften, Arbeiter- und Ärztekammer haben sich zur „Offensive Gesundheit“ zusammengeschlossen. Hauptziel der neuen Plattform sei die Aufrechterhaltung eines schlagkräftigen Gesundheits- und Pflegesystems, hieß es in einer gemeinsamen Aussendung; dafür dringend notwendig seien bessere Arbeitsbedingungen für das Gesundheitspersonal. Diese sollen sich sowohl in einer adäquaten Personalausstattung als auch in verbesserten Ausbildungsbedingungen und Gehaltsanpassungen ausdrücken.

Die Anforderungen, Regularien und der Kostendruck werden für Apotheken immer größer. Der IT-Einsatz nimmt zu.

Automatisierte Apotheke

Schutz vor Pandemie Die Initiative, die aus dem Österreichischen Gewerkschaftsbund (ÖGB), den Gewerkschaften vida, GPA-djp, younion, GÖD sowie der Arbeiterkammer und der Ärztekammer für Wien besteht, fordert darüber hinaus bundesweit einheitliche Personalbedarfsberechnungsmethoden für alle Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen. Während der Coronakrise sei diese Problematik durch die Abhängigkeit vom Ausland besonders sichtbar geworden. „Ziel muss sein, dass bei der nächsten Pandemie die Gesellschaft und das öffentliche Leben nicht wieder zum Erliegen kommen“, erklären die Vertreter der „Offensive Gesundheit“.

Immer neue Entwicklungen halten auch in der Apotheke Einzug. Nun kann auch die Kühlkette lückenlos dokumentiert werden. WIEN/BERLIN. Das Apothekengeschäft wird zunehmend digitalisiert und wo es möglich ist automatisiert. Unter dem wachsenden Druck sinkender Spannen und des Onlinehandels sowie wachsender Regularien entstehen auch neue Angebote. So hat nun Conrad Connect,Tochter des Omnichannel-Händlers Conrad Electronic und eine europäische IoT-Projektplattform, eine smarte Anwendung speziell für Apotheken entwickelt, die in

meistern, teilt das Unternehmen in einer Aussendung mit – und Lagerungsfehler, wie eine versehentlich offen gelassene Kühlschranktür, können schnell teuer werden. Über die Plattform Conrad Connect vernetzen Unternehmen IoT-Geräte, -Apps und -Services verschiedener Hersteller miteinander und automatisieren komplexe Abläufe durch übersichtliche Projekte, erläutert Conrad Connect Vice President Andreas Bös. (red)

wenigen Minuten einsatzbereit ist und die Überwachung und Protokollierung der gekühlten Lagerung von Medikamenten komplett automatisiert. Geräte und Services vernetzen Auch die unmittelbare Temperatursteuerung ist über die digitale Plattform unter bestimmten Voraussetzungen möglich. Die strenge Dokumentationspflicht der Kühlkette ist in der Praxis für Apotheken nur schwer zu

Corona: Privatkliniken helfen WIEN. In den Spitälern des Wiener Krankenanstaltenverbundes (KAV) wurden aufgrund der ansteigenden CoronavirusInfektionszahlen seit Ende Februar alle planbaren Operationen verschoben, um möglichst viele Spitalsbetten für an Covid19-Erkrankte frei zu halten. Nun wird der Operationsbetrieb wieder schrittweise aufgenommen. Dabei kommt es zu einer Zusam-

menarbeit mit den Wiener Privatkliniken der Uniqa-Tochter Premiqamed Group. Die Gruppe stellt ab sofort Kapazitäten zur Entlastung der KAV-Spitäler bereit. Die Privatkliniken Döbling, Confraternität und Goldenes Kreuz werden dringend notwendige Operationen aus den Spitälern des KAV übernehmen, betont Premiqamed-Chef Julian Hadschieff. (red)

© PantherMedia/beerkoff1

© PantherMedia/lightsource

Wiener Spitäler und Premiqamed kooperieren.


Wir bedanken uns bei allen Mitgliedern der Gesundheitsberufe für ihren unermüdlichen Einsatz im Kampf gegen COVID-19.

Dankeschön Ihr zeigt uns tagtäglich, was es heißt, im Sinne von PatientInnen zu handeln.

AT-3296/03-2020

#patientcentricity #wewontrest #workfromhome #stayathome #wirschaffendas

www.astrazeneca.at


54  HEALTH ECONOMY

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Krebsrisiko sinkt

KOMMUNIKATION

Fine Facts hilft Inkubator INiTS WIEN. Der in Wien ansässige Start-up-Inkubator INiTS unterstützt Digital Health Start-ups dabei, digitale Innovationen für die Gesundheitsversorgung zu entwickeln. Nicht zuletzt durch Covid-19 sind digitale Mechanismen stark ins Zentrum der Wahrnehmung gerückt. Schon seit einigen Jahren zeigt sich ein großes Wachstum in der digitalen Gesundheitsbranche.

Die Krebssterblichkeit in Europa geht zurück. Ausnahme: Die Zahl der Frauen, die an Lungenkrebs sterben, steigt.

© PantherMedia/Zdenek Malý

Starkes Netzwerk Die Wiener PR- und Beratungsagentur Fine Facts Health Communication GmbH ist nun Kompetenzpartner von INiTS. „Durch unsere langjährige Beratungstätigkeit verfügen wir neben der nötigen Expertise vor allem über ein starkes Netzwerk zu Akteuren und Entscheidungsträgern im Gesundheitswesen. Wir können Start-ups damit gezielt unterstützen“, sagt Fine-Facts-CEO Alexander Schauflinger. „Wir versuchen, die bestmöglichen Rahmenbedingungen für das Wachstum innovativer eHealth Start-ups zu schaffen“, sagt Irene Fialka, CEO der INiTS Universitäres Gründerservice Wien GmbH.

Wissenschafter erheben jährlich die Zahl der Krebsfälle und melden nun erfreuliche Entwicklungen in der EU.

••• Von Martin Rümmele

© Felicitas Matern

Health-Kommunikation Helfen Start-ups: FineFacts-Geschäftsführer Alexander Schauflinger und Uta Müller-Carstanjen.

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WIEN. Prävention und neue Therapien scheinen zu wirken: Das Risiko, an Krebs zu sterben, ist in den vergangenen Jahren innerhalb der EU weiter zurückgegangen. Diese positive Entwicklung beschreiben nun Wissenschafter im Fachblatt Annals of Oncology. Besonders deutliche Rückgänge prognostizieren die Mediziner bei Männern für Magenkrebs und Leukämie, bei Frauen für Eierstockkrebs und ebenfalls Leukämie. Tabak weiter ein Risiko Allerdings werden auch zwei negative Trends beobachtet. So nehme die Zahl der Frauen, die an Lungenkrebs sterben, europaweit immer noch zu. „Die Sterberaten durch Lungenkrebs bei Frauen sind in der EU in den letzten zehn Jahren gestiegen,

obwohl sich die Steigerungsrate jetzt verlangsamt“, berichtete der Epidemiologe Carlo La Vecchia von der Universität Mailand. Ko-Autorin Eva Negri ergänzte: „Tabak ist nach wie vor die Hauptursache für die Krebssterblichkeit in Europa und macht rund 20 Prozent aller prognostizierten Krebstodesfälle aus.“ Außerdem sei Polen das einzige Land in der EU, in dem die Todesrate infolge von Prostatakrebs nicht falle, sondern deutlich steige. Seit 2011 veröffentlicht ein internationales Team um La Vecchia Studien zur EU-weiten Krebssterblichkeit. Basierend auf Daten der Weltgesundheitsorganisation, erstellen die Forscher Prognosen für das aktuelle Jahr sowie Vergleichsübersichten für die vergangenen Jahre und das sowohl für die gesamte EU. Insgesamt, so das Ergebnis der Stu-

Hier findest du die Menschen hinter den Unternehmen

die, werde die Zahl der Männer, die an Krebs sterben, 2020 im Vergleich zu 2015 altersbereinigt um gut fünf Prozent fallen, die der Frauen um vier Prozent. Die absolute Zahl der Todesfälle infolge von Krebs würde 2020 gut 1,4 Mio. betragen. Prävention wirkt „In der EU insgesamt sinken die Krebstodesraten bei Männern. Mehr als die Hälfte davon ist auf rückläufige Sterblichkeitsraten aufgrund von tabakbedingten Krebserkrankungen zurückzuführen“, sagte La Vecchia. Dazu gehöre nicht nur Lungenkrebs, der über ein Drittel des Rückgangs ausmache, sondern auch Krebsarten des Kopf- und HalsBereiches sowie Blasenkrebs: „Mit anderen Worten, es liegt daran, dass seit einigen Jahrzehnten immer weniger europäische Männer rauchen.“


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COVER 55

careernetwork HTL-Oscar 62 Anwärter auf den „Technik fürs Leben“Preis der Bosch-Gruppe 58

Livestream Linde Verlag bietet Webinare zu Wirtschaftsthemen an 62

Karriere Ex-Blümel-Bürochef Albert Posch leitet jetzt den Verfassungsdienst im BKA

© APA/dpa/Arne Dedert

© BKA/Andi Wenzel

© APA/dpa/Malte Christians

Sarah Wiener Xing Corona-Hacks Um besser durch die herausfordernde Zeit zu navigieren, kuratiert die Xing News-Redaktion die besten Beiträge, Tipps und Anregungen der über 400 Expertinnen und Experten, die täglich auf Xing veröffentlichen, u.a. auch von Sarah Wiener.

Viele Unternehmen fischen mit denselben Ködern, aber Gratiskaffee und Wuzeltische sind heute zu wenig. 56

© KfJ

Wer suchet, der findet: ein Recruiterleitfaden

© APA/Barbara Gindl

© HR Inside Summit/Daniel Bointner

Nikolaus Koller

Summit Der HR Inside Summit findet im Oktober statt. 58

Update TPA über Änderungen in der Personalverrechnung. 60

Geschäftsführer KfJ Im Herbst startet das Österreichische Journalisten-Kolleg mit dem 29. Durchgang: Die journalistische Basisausbildung vermittelt mehrmediale Grundlagen des journalistischen Handwerks sowie eine fachliche Einführung in Wirtschafts- und Politikthemen. Infos: www.kfj.at/angebot/ journalisten-kolleg/


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Wie man den perfekten Mitarbeiter findet und hält Man weiß es ­genau – er oder sie ist irgendwo da draußen. Doch die oder der Richtige lässt sich einfach nicht orten? Zeit, die Art der Suche zu überdenken.

••• Von Helga Krémer

© Philipp Hofstätter

I

m Idealfall hat ein Unternehmen – egal wie groß oder klein – genau die Mitarbeiter, die es braucht. Und die auch noch zu ihm passen. Abseits des Idealfalls unterstützt das Workbook „Human Resource Management“, herausgegeben vom Zukunfts­institut, Unternehmen dabei, die richtigen Mitarbeiter ausfindig zu machen – innerhalb und außerhalb des Unternehmens. Es zeigt, worauf es künftig ankommt, um die besten Köpfe ins Unternehmen zu bekommen und sie auch zu halten. medianet hat für Sie quergelesen … Das Workbook leitet durch sieben Faktoren für erfolgreiches Personalmanagement: • Zielsetzung und HR-Anliegen – Was will das Unternehmen? • Resonanzraum – Wer passt zum Unternehmen? • Bedarf – Wen braucht das Unternehmen? • Matching und Strategie – Was ist zu tun? • Ansprache – Wie werden die passenden Mitarbeiter erreicht? • Bewerber-Check – Wie testet man, ob die Kandidaten passen?


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CAREERNETWORK 57

Freitag, 24. April 2020

­ ethoden M & Modelle

© Panthermedia.net/Sommai Larkjit

LebensstileTypologie liefert einen Überblick über gesellschaftliche Interessengrup­ pen und ein lebensnahes, ganzheitliches Bild der einzel­ nen Lebensstile.

Unterschiedliche ­Unternehmen können und sollten unter­ schiedliche Lebens- und Arbeits­ stile adressieren, wenn sie in Zukunft ­effektives Recruiting betreiben wollen.

• Bindungskraft – Wie können Top-Mitarbeiter gehalten werden? Dabei greift es auf die erprobten Tools und Methoden des Zukunftsinstituts, insbesondere das Lebensstil-Modell, zurück. … und fragte sich ‚Wozu das Ganze?‘ Besser beantworten kann dies freilich der Co-Autor des Workbook und LebensstilExperte Philipp Hofstätter. medianet: Wieso ist es gerade heute relevant, sich mit der Zukunft des HR zu beschäftigen? Was sind die größten Veränderungen in diesem Bereich? Philipp Hofstätter: Unser Verständnis von HR und Recruiting unterzieht sich gerade einem fundamentalen Wandel. Das liegt vor allem auch daran, dass Unternehmen merken, dass der sogenannte War for Talents unausweichlich ist. Mitarbeiter überlegen sich heute ganz ge-

© Zukunftsinstitut

Philipp Hofstätter Co-Autor Human Resource ­Management

Wegweiser Im neuen Workbook Hu­ man Resource Management analysiert das Zukunftsinstitut den Wandel im Personal­ management und liefert die Grundlage für modernes HR.

nau, für wen sie arbeiten möchten, und zögern auch nicht, bei Unzufriedenheit den Arbeitgeber zu wechseln. Das führt dazu, dass Begriffe und Methoden, die primär aus dem Marketing und Customer Relations bekannt sind, nun auch im HR-Bereich Verbreitung finden. Stichwort: Employer Branding, Employee Experience, etc. Gleichzeitig ist aber auch sichtbar, dass dabei noch recht undifferenziert agiert wird. Das bedeutet: Die meisten Unternehmen fischen im selben Teich und mit denselben Ködern – gratis Kaffee, Tischfußball, ‚Social Benefits‘, usw. Unternehmen gehen gerne davon aus, dass die Arbeitskräfte von heute alle dieselben Bedürfnisse teilen. Tatsächlich ist unsere Gesellschaft unglaublich divers und unterschiedliche Lebensstile haben ganz unterschiedliche Bedürfnisse. medianet: Diese unterschiedlichen Bedürfnisse sollten Unternehmen also adressieren? Hofstätter: Viele Unternehmen wissen gar nicht, was sie eigentlich anzubieten haben. Bei manchen Unternehmen kann man sehr viel in kurzer Zeit lernen, andere leben ein intensives Miteinander, wiederum andere können mit einem besonders sicheren Arbeitsplatz oder auch einfach hohem Gehalt punkten. Unterschiedliche Unternehmen können und sollten unterschiedliche Lebens- und Arbeitsstile adressieren, wenn sie in Zukunft effektives Recruiting

Relations-Mapping-Methode Beziehungs­ verhältnis Ihres Unternehmens zu den einzelnen Lebensstilen; zur Auswahl und Ansprache genau derjeni­ gen, die sich für Sie einsetzen wollen. MetaskillAnsatz Abstrahiert von kurzlebigen Hard Skills und fokussiert auf dahinterliegende Skills/Mindsets, die für Ihr Un­ ternehmen von langfristigem Wert sind. Lazy-Eight-Tool Zeigt die Entwicklungs­ dynamik Ihres Unternehmens, um zukunftsori­ entierte Perso­ nalentscheidun­ gen zu treffen.

7 Faktoren Zielsetzung und HR-Anliegen, Resonanz­ raum, Bedarf, Matching und Strategie, Ansprache, Be­ werber-Check, Bindungskraft.

betreiben und Ihre Arbeitskräfte auch langfristig binden wollen. Dazu muss man aber erst einmal erkennen, wofür man selbst steht und welche Lebensstile am besten zum eigenen Unternehmen passen. medianet: Absichtlich sehr ketzerisch ausgedrückt: Diese sieben Faktoren für erfolgreiches Personalmanagement erscheinen ziemlich aufwendig – Stichwort Relations Mapping – nur um einen Job zu besetzen … Hofstätter: Grundsätzlich muss festgehalten werden, dass nicht jede der beschriebenen Übungen für die Besetzung jeder Position durchgeführt werden muss. Gerade das Relations Mapping ist eine Übung, die relativ grundlegend ist. Kurz gesagt, geht es dabei darum, herauszufinden, welche Lebens- bzw. Arbeitsstile am besten zum eigenen Unternehmen, der Abteilung oder dem Team passen. Das ist eine Erkenntnis, die in der Regel über eine längere Zeit hinweg Gültigkeit hat. Entsprechend muss die Übung auch nicht für jede Neubesetzung neu durchgeführt werden, sondern soll vielmehr als generelle Orientierung dienen. Gerade die aufwendigeren Übungen dienen also eher als strategisches Werkzeug. Jene Tools, die häufiger eingesetzt werden müssen, sind demgegenüber sehr schnell und einfach anwendbar. medianet: Ab welcher Firmengröße oder ab welcher Position eignet sich das Workbook? Hofstätter: Das Buch eignet sich für kleine Unternehmen im Wachstum – da es gerade auch bei diesen gilt, sehr behutsam mit der eigenen Unternehmenskultur umzugehen –, bis hin zu multinationalen Konzernen, die ihrer HR-Abteilung einen neuen Drive verleihen wollen.


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Fokus auf Positives

„TECHNIK FÜRS LEBEN“

62 Anwärter auf den HTL-Oscar WIEN. 178 angehende Absolventen von 20 Höheren Technischen Lehranstalten in acht Bundesländern haben ihre Diplomarbeitsprojekte zum Technik fürs Leben-Preis der Bosch-Gruppe in Österreich eingereicht. Darunter waren z.B. ein Motorprüfstand für Elektro­ fahrzeuge (HTL Salzburg), ein automatisierter Kantenschleifer von Musterstücken (HTL Neufelden) und ein Energieverbrauchsoptimierungsprojekt für Bürogebäude (HTL Braunau).

Der HR Award findet heuer zum fünften Mal statt, und zwar Mitte Oktober. Einreichungen sind ab sofort möglich.

© HR Inside Summit/Daniel Bointner

Mit Video statt „live“ Jetzt geht es beim größten unternehmensinitiierten HTL-Wettbewerb Österreichs für die 62 Topprojekte in die entscheidende Phase, und die Hauptjury übernimmt die endgültige Bewertung und Auswahl mittels Videokonferenz. „Das geplante Finale in der Panzerhalle in Salzburg mit Live-Pitches können wir leider aufgrund der aktuellen Ereignisse nicht wie geplant durchführen“, bedauert Organisatorin Angelika Kiessling. (pj)

Der HR Award wird im Zuge des HR Inside Summit (14./15.10., Österreichs größter HR Event) in der Hofburg veranstaltet.

••• Von Paul Christian Jezek

© privat/HTL Salzburg

Das Procedere wegen Corona Alle Gewinner und Nominierten werden verständigt, Urkunden und Trophäen werden zugestellt.

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WIEN. Zwischen Krisensitzungen, Homeoffice und Kinderbetreuung bietet sich in den nächsten Wochen vielleicht die Chance, darüber nachzudenken, mit welchem strategischen Zukunftsplan man Mitarbeitern Zuversicht und Zukunftssicherheit geben kann. Der HR Award bietet eine Chance, den Fokus auf Positives zu lenken. Innovative Projekte, die einen neuartigen Ansatz verfolgen und sowohl Mitarbeiter als auch die jeweilige Firma weitergebracht haben, werden vor den Vorhang geholt, und die entsprechenden Ideen und Strategien werden mit der gesamten HR-Community geteilt. Die „technischen Daten“ Die Einreichfrist zum HR-Award 2020 läuft bis zum 31.7. Nach der finalen Jurysitzung Ende September wird die Shortlist mit den Top 5-Projekten pro Kategorie veröffentlicht. Die HR Award Gala findet am 14. Oktober 2020 in der Wiener Hofburg statt. Neben der Prä-

sentation und Auszeichnung spannender und innovativer HRProjekte dürfen sich Teilnehmer auf ein Galadinner mit Live-Act

im Festsaal freuen. Alle weiteren Details zum Einreichprozedere und zur Preisverleihung: www.hraward.at

Die Kategorien auf einen Blick Heuer kann man Projekte in folgenden Kategorien für den HR Award einreichen: Strategie, Leadership & Personal­entwicklung Konzepte, Ideen und Programme zu Führungskräfteentwicklung, Learning- und Development-Strategien sowie Wissens- oder Talentmanagement Tools & Services Innovative Lösungsansätze und Funktionsweisen, Lernplattformen, Apps, Zeiterfassungs- und Bonussysteme sowie Coachingprogramme zu Mitarbeiterfindung, -befragung, -zufriedenheit und Mitarbeiterkommunikation.

Recruiting Projekte und Strategien zum erfolgreichen Recruiting – von kreativen Stellenanzeigen, über Karriereportale, Recruitingveranstaltungen, innovativen Messeauftritten bis zu Recruiting­ videos oder Social Media-Kampagnen. Employer Branding (Neue Kategorie!) Projekte zur Arbeitgebermarke und -positionierung. Kampagnen und Maßnahmen, Aktivitäten des Personalmarketings, Talent Managements, Recruitings sowie Personal- und Organisationsentwicklung zur Stärkung der Arbeitgebermarke.

Sonderkategorien Newcomer of the Year Gesucht werden junge, aufstrebende Firmen, die ihre innovativen und nachhaltigen HR-Lösungen präsentieren möchten. HR Person of the Year Die Nominierung und Auszeichnung in dieser Kategorie erfolgt durch die HR Award-Jury, die mit diesem Preis herausragende Persönlichkeiten in HR-Funktion ehrt.



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Freitag, 24. April 2020

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Licht ins Dunkel Corona hat Änderungen in der Personalverrechnung zur Folge. TPA fasst die gravierendsten Änderungen zusammen. ••• Von Helga Krémer

im Gesetzespaket jedoch nicht enthalten. „Abzuwarten bleibt, wie großzügig diese neue Steuer- und Beitragsfreiheit ausgelegt wird. Denn die Gesetzeserläuterungen scheinen den Anwendungsbereich dieser Bestimmung einschränken zu wollen“, mahnt Höfle zur Vorsicht. „Es werden dort Mitarbeiter erwähnt, die Außergewöhnliches in Bereichen leisten, die das System aufrechterhalten. Ausgangspunkt dieser Überlegungen war wohl der Lebensmittelhandel, aber auch das Gesundheitswesen.“ Laut TPA stelle der Gesetzestext keineswegs nur auf „systemrelevante“ Unternehmen respektive Organisationen ab, es erfasse vielmehr grundsätzlich alle Mitarbeiter. Auf jeden Fall müsse der Zweck der Zulagenbeziehungsweise Bonuszahlung einen klaren Zusammenhang mit der Covid-19-Krise haben.

Bessere Leistungen aus UV Wer jetzt glaubt, es sei egal, aus welchem Versicherungszweig er etwa das gebrochene Bein, resultierend aus dem Flug über den Laptop, und dessen Unfallfolgen behandelt bekommt, irrt gewaltig. „Der Unterschied ist vor allem bei Unfällen von Bedeutung,

3.000 Euro

Steuerfreiheit Bis zu 3.000 € sind im Kalenderjahr 2020 Zulagen und Boni steuerfrei, sofern diese aufgrund der Covid-19-Krise zusätzlich (!) an Arbeitnehmer ausbezahlt wurden.

bei denen es zu schweren Beeinträchtigungen kommt“, so Höfle, denn: „Hier gewährleistet die gesetzliche Unfallversicherung bessere Rehabilitationsleistungen und Geldleistungen in Form von Versehrtenrenten.“ Steuer und Soziales Zulagen und Bonuszahlungen, die aufgrund der Covid-19-Krise zusätzlich (!) an Arbeitnehmer geleistet werden, sind im Kalenderjahr 2020 bis zu maximal 3.000 € steuer- und beitragsfrei. Es müsse sich, laut Gesetzestext, dabei um zusätzliche Zahlungen handeln, die ausschließlich zu diesem Zweck geleistet werden und üblicherweise bisher nicht gewährt wurden. Die begünstigte Besteuerung des 13. und 14. Gehalts bleibt im bisherigen Umfang erhalten. Eine Befreiung von den Lohnnebenkosten (DB, DZ, KommSt) ist

© TPA/Christoph Meissner

Pendeln im Homeoffice „Wird die Strecke WohnungArbeitsstätte nur aufgrund der derzeitigen Covid-19-Krise nicht mehr beziehungsweise nicht an jedem Arbeitstag zurücklegt, dann kann, wie zum Beispiel auch im Krankheitsfall, das Pendlerpauschale im gleichen Ausmaß wie vor den Covid-Maßnahmen berücksichtigt werden“, erklärt Wolfgang Höfle, Sozialversicherungsexperte und Partner der Steuerberatungsund Wirtschaftsprüfungskanzlei TPA. Und zwar sowohl für freiwillige als auch verpflichtende Homeoffice-Tätigkeiten, für Quarantäne-Fälle und bei Covid-19-Kurzarbeit. Zudem würden für die Dauer von Covid-19-Maßnahmen auch Unfälle, die sich im zeitlichen und ursächlichen Zusammenhang mit der Homeoffice-Tätigkeit ereignen, als Arbeitsunfälle gewertet und somit Leistungen aus der gesetzlichen Unfallversicherung begründen.

© APA/Barbara Gindl

WIEN. Anfang April wurde das 3. Covid-19-Gesetz veröffentlicht und es birgt unter anderem Wissenswertem Neuerungen betreffend Personalverrechnung, wie Änderungen rund um Pendlerpauschale, Zulagen, Home­ office oder behördlich verhängter Quarantäne.

Wolfgang Höfle Der Sozialversicherungsexperte und Partner der Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungskanzlei TPA hat einen Überblick zusammengestellt.

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Schwerer nächtlicher Schmutz Zulagen sowie Zuschläge, wie Schmutz-, Erschwernis- und Gefahrenzulagen, Sonn-, Feiertags- und Nachtzuschläge, die an Arbeitnehmer im Fall einer Homeoffice-Tätigkeit, Quarantäne oder auch Covid-19-Kurzarbeit weitergezahlt werden, dürfen laut Höfle weiterhin steuerfrei behandelt werden. „Die im Übrigen betraglich begrenzte Steuerfreiheit solcher Zulagen/Zuschläge setzt normalerweise die tatsächliche Erbringung solcher Arbeitsleistungen voraus. Nur bei Krankheit – nicht hingegen bei Urlaub – wird die Steuerfreiheit bislang anerkannt. Die ‚Corona-bedingten‘ Sachverhalte werden somit einem Krankenstand gleichgestellt“, sagt der Experte.


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62 CAREERNETWORK

Freitag, 24. April 2020

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© Panthermedia.net/Alla Serebrina

Via Internet Der Linde Verlag bietet zahlreiche Webinare zu Corona-relevanten Themen. Interessierte können ortsunabhängig und ohne spezielle Software teilnehmen, um ihren Wissensschatz zu erweitern.

Via Livestream Wissen erweitern Lebenslanges Lernen: Der Linde Verlag bietet Webinare zu wirtschaftsrelevanten Themen während der Krise.

Unsere Webinare sind fachspezifisch, finden live statt und ermöglichen Weiter­ bildung auf dem einfachsten Wege.

Durch unsere Webinare sind die Teilnehmer räumlich unabhängig und profitieren von der kompakten Wissensvermittlung“, sagt Alexandra Monz, Leiterin Linde Campus. Die Themen der Webinare reichen von „Antworten auf personalverrechnungstechnische Fragen“, über „Be-

steuerung von Immobilien“ bis hin zu „Neue Arbeitsformen: Home-Office, Teleworking & Co“. Die Zielgruppe seien laut Monz wirtschaftsberatende Berufe, Geschäftsführer & Entscheidungsträger von Unternehmen, Mitarbeiter aus Unternehmen aus den Bereichen Steuern, Finanz- und Rechnungswesen, Per-

© Linde Verlag

WIEN. Konkrete Lösungen und Antworten zu brennenden Fragen: Darum geht es im aktuellen Webinar-Schwerpunkt des Linde Verlags im Wirtschafts- und Steuerrecht. Referenten geben ihr Wissen in kurzen Sessions weiter und stehen im virtuellen Schulungsraum für die Anliegen der Teilnehmer zur Verfügung. „Unsere Webinare dauern zwischen 90 und 150 Minuten und behandeln Fachinformationen zu aktuellen Themenschwerpunkten. Sie finden live statt und ermöglichen Weiterbildung auf einfachstem Weg. Die Teilnehmer brauchen kein eigenes Programm bzw. keine eigene Software downloaden oder auf ihrem PC installieren, sie erhalten lediglich einen Zugangslink, auf den sie zum Zeitpunkt des Webinars klicken und über den sie in den virtuellen Meetingraum einsteigen. Zusätzlich erhalten die Teilnehmer die Vortragsunterlagen in elektronischer Form.

sonal und Recht, Mitarbeiter von Banken & Finanzdienstleistern, Mitarbeiter aus dem Bau- und Immobilienbereich und Interessenvertretungen. Das Feedback für die bisherigen Webinare sei durchwegs positiv gewesen. „Die aktuelle und kompakte Fachinformation auf höchstem Niveau durch unsere Experten und Fachvortragende aus der Beratung, Verwaltung und Wirtschaft wird von unseren Teilnehmern sehr geschätzt. Auch von der hohen Praxisorientierung profitieren die Interessenten sowie von der räumlichen Unabhängigkeit“, sagt Monz. Schon vor der Krise wurden regelmäßig Webinare angeboten. Geplant seien laut Monz für die Zukunft Webinare zum Thema Coronavirus sowie zu vielen anderen aktuellen Themen. (red)

Alexandra Monz ist Leiterin des Linde Campus.


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Freitag, 24. April 2020

COVER 63

automotive business Höhere Gebraucht-Preise Eurotax: Krise lässt die Restwerte steigen 66

Unter der Testlupe Das Tesla Model 3 im medianet automotive business-Test 67 © Tesla

FORD IN WIEN

© APA/dpa/Mohssen Assanimoghaddam

Neuer Standort im 20. Bezirk

Die Coronakrise schlägt auf den Automarkt durch

© Groupe PSA

© Panthermedia.net/Vitalik Radko

Als Folge der Pandemie brechen die Neuzulassungen weltweit massiv ein – weitere Rückgänge drohen. 64

WIEN. Die Ford Motor Company präsentiert mit Auto Stahl einen neuen Serviceund Vertriebspartner in Wien. „Unsere Kunden verdienen die beste Betreuung, die wir mit der Firma Auto Stahl konsequent ausbauen und weiterentwickeln. Ich freue mich über diese großartige Gelegenheit zur Zusammenarbeit“, so Generaldirektor Danijel Dzihic. Zunächst steht Auto Stahl als Anlaufstelle für Werkstattkunden zur Verfügung, bis Mitte nächsten Jahres wird dann am Rautenweg, Ecke Schillingasse (1220 Wien) auch ein komplett neuer Ford Schauraum errichtet. (red)

Ökoprämie gefordert Fahrzeughandel hofft auf staatliche Kaufanreize für Neuwagen. 65

Mehr Online Die PSA Groupe verstärkt in der Krise ihr digitales Engagement. 66


64  AUTOMOTIVE BUSINESS

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© APA/dpa-Zentralbild/Jan Woitas

Freitag, 24. April 2020

Corona hat globale Automärkte im Griff Der März brachte weltweit historische Einbrüche am Neuwagenmarkt, im April drohen noch stärkere Rückgänge.

••• Von Jürgen Zacharias

V

ersperrte ­Geschäfte, leere Schauräume und kaum Umsätze – keine Frage, die vergangenen Wochen bedeuteten für die globale Automobilbranche eine Zäsur, von der sie sich vermutlich jahrelang nicht erholen wird und die jetzt für viele Marktteilnehmer zu einem Überlebenskampf zu werden droht. Während sich in

China, wo die Corona-Pandemie ihren Ursprung hat, nach einem massiven Rückgang der Verkäufe zu Jahresbeginn (minus 80% im Februar!) inzwischen eine Erholung abzeichnet und die Neuzulassungen im März „nur mehr“ um 48% zurückgingen, geht die Talfahrt in Europa und den USA jetzt erst richtig los. EU-weite Unterschiede Aktuellen Zahlen aus Washington zufolge musste der US-Markt

im März Einbußen von 38% hinnehmen, in den EU-Ländern fielen die Neuregistrierungen sogar um 55%. Da der Lockdown in den verschiedenen europäischen Ländern zu unterschiedlichen Zeitpunkten beschlossen wurde, fallen die Einbußen unterschiedlich aus. Im besonders früh und besonders stark betroffenen Italien sank der Absatz am stärksten: um 85%. In Frankreich und Spanien wurden Rückgänge von

72 beziehungsweise 69% registriert, Österreich verzeichnete laut Statistik Austria einen Rückgang von 66,7%. In Finnland und Schweden ist der Absatz hingegen nur um ein und neun Prozent zurückgegangen – dort sind die Autohäuser nicht geschlossen worden. Krise hält weiter an Im April ist wohl mit noch schlechteren Werten zu rechnen. Laut Autoexperte Peter Fuß von


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AUTOMOTIVE BUSINESS  65

FAHRZEUGHANDEL

Obmann fordert Auto-Ökoprämie

dikamente entwickelt wurden, wird es einen enormen Nachholbedarf geben. Und wer dann lieferfähig ist und attraktive Modelle im Angebot hat, der wird zu den klaren Gewinnern der Krise gehören.“ Gute Nachrichten gibt es auch von den Elektroautos: Die Zahl der Neuzulassungen ist auf den Top-5-Märkten Westeuropas – das sind Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien – im März um 71% gestiegen, bei Plug-in-Hybriden lag das Plus sogar bei 77%. Anders in Österreich, wo auch elektrische Antriebe von diesem Negativtrend betroffen waren: Rein elektrische Fahrzeuge verzeichneten einen Rückgang um 44%. „Die insgesamt positive Entwicklung bei elektrifizierten Fahrzeugen in vielen Märkten ist zu einem großen Teil auf staatliche Kaufanreize zurückzuführen“, beobachtet Schwartz, der damit rechnet, dass das starke Wachstum im Elektrosegment nicht von Dauer sein wird. „Im März wurden die Fahrzeuge ausgeliefert und neu zugelassen, die in der Vor-Corona-Zeit bestellt und produziert wurden. Stillstehende Fabriken werden aber auch im Segment der Elektroautos in den kommenden Monaten für Rückgänge sorgen – trotz der starken Nachfrage.“

–66,7 Prozent

März-Minus Im vergangenen Monat brach der heimische Neuwagenmarkt um zwei Drittel von 31.958 Fahrzeugen im Vergleichsmonat 2019 auf 10.654 Fahrzeuge ein. Das Minus im gesamten ersten Quartal liegt bei 32,4%.

Großer Nachholbedarf Für die Automobilindustrie bestehe aber durchaus Grund zur Hoffnung, so Schwartz: „Derzeit werden in großem Stil geplante Anschaffungen vertagt, die Branche schiebt also eine immer größer werdende Welle an Neuwagenkäufen vor sich her. Wenn die aktuelle Krise einmal überwunden und ein Impfstoff beziehungsweise wirksame Me-

Chance für Umweltschutz Der Obmann weiter: „Dazu benötigen die Konsumenten ein klares Signal, dass die Binnennachfrage gestärkt wird. Eine Ökoprämiere für Neufahrzeuge ist ein erfolgreiches Instrument der Krisenbewältigung. Während der Finanz- und Wirtschaftskrise im Jahr 2009 haben wir gute Erfahrungen gemacht. Schon im Mai sollten die Konsumenten die Prämie nutzen können“, so Ernst, der darin auch eine große Chance für den Umweltschutz sieht: „Wir sollten diese Krise unbedingt nutzen, um die Ökobilanz der Fahrzeugflotte in Österreich zu verbessern.“ (red)

© Inge Prader

Autofabriken erst wieder anlaufen – was angesichts der stark internationalisierten und teils mehrere Hundert Zulieferer umfassenden Lieferketten eine gigantische Herausforderung ist.“ Der EY-Experte weiter: „Wenn die Produktion wieder anläuft, wird sich zeigen, ob die Lieferketten gehalten haben.“ Im schlimmsten Fall stünden die Automobilwerke wenige Tage nach dem Hochlaufen wieder still, weil essenzielle Teile fehlen. „Die Hersteller sind in diesen Tagen damit beschäftigt zu verhindern, dass die Kette reißt.“

© EY Österreich

der Unternehmensberatung EY könne die Branche diesen Monat „weitgehend abschreiben“. „Selbst wenn nun die Autohäuser in einigen Ländern wieder öffnen und die Engpässe bei den Zulassungsstellen hoffentlich behoben werden, kommen die Kunden plötzlich nicht in Scharen in die Autohäuser“, so Fuß. „Wer wegen der Krise seinen Arbeitsplatz verloren hat oder in Kurzarbeit ist, wird sich kein neues Auto leisten. Auch bei den gewerblichen Neuzulassungen durch Firmen ist mit Einbußen zu rechnen, da viele von ihnen wegen Umsatzrückgängen gezwungen sind, zu sparen.“ Gerhard Schwartz, Partner und Sector Leader Industrial Products bei EY Österreich, rechnet im April EU-weit mit einem Absatzrückgang von etwa 70%. „Der Online-Vertrieb für Neuwagen steckt noch in den Kinderschuhen und kann die wegbrechenden stationären Verkäufe nicht ausgleichen. Zudem muss die Produktion der

WIEN. Um die Erholung der heimischen Wirtschaft während und nach der Coronakrise zu beschleunigen, fordert Burkhard Ernst, Obmann des Wiener Fahrzeughandels, von der Bundesregierung, kurzfristig eine Ökoprämie einzuführen, um den Kauf von Neufahrzeugen zu unterstützen.„Die Politik darf keine Zeit verlieren, damit Österreich mit Schwung aus der Coronakrise kommt und die Konjunktur wieder Fahrt aufnimmt.“

Gerhard Schwartz, Sector Leader Industrial Products bei EY Österreich.


66  AUTOMOTIVE BUSINESS

Freitag, 24. April 2020

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ELEKTROAUTOS

Stromer: Starke CO2-Bilanz

© Groupe PSA

WIEN. Elektroautos haben eine deutlich bessere CO2-Bilanz als Benzin- und Dieselfahrzeuge. Zu diesem Schluss kommt eine Neuberechnung der Umwelt- und Verkehrs-NGO Transport&Environment (T&E). Die Annahmen wurden allerdings sehr stromfreundlich ausgelegt. Strommix entscheidend Ein durchschnittliches Mittelklasse-Elektroauto, das 2020 gekauft wird, stößt demnach über seine Lebenszeit in Europa pro km 90 g CO2 aus. Ein DieselFahrzeug hingegen 234 g, ein Benziner 253 g, so der T&E-Vergleich. Wird mit österreichischem Strommix getankt, verbessert sich die CO2Bilanz um ein Fünftel auf 78 g CO2 pro km, schreibt der VCÖ, Partnerorganisation von T&E in Österreich. Am saubersten sind Elektroautos demnach in Schweden (60 g CO2/km), am umweltverschmutzendsten in Polen (183 g CO2/km), was mit der dortigen Art und Weise Stromerzeugung zu tun hat. (APA)

Aktuell stehen Kunden mehr als 5.300 verschiedene Fahrzeuge und Modell-Variationen zur Auswahl.

Mehr Online-Angebot Die Groupe PSA erweitert die digitalen Services für ihre Marken und vereinfacht damit den Kaufabschluss. den ab sofort die Möglichkeit, ihr gewünschtes Neufahrzeug aus vielen Angeboten auszuwählen und direkt digital mit ihrem Wunschhändler in Kontakt zu treten, um die Fahrzeugbeschaffung abzuwickeln.

WIEN. Zahlreiche Fahrzeughändler haben ihre Ausstellungsräume bereits wieder geöffnet, viele Kunden reagierten darauf aber zurückhaltend. Um Kunden online die Auswahl ihres Wunschfahrzeugs zu erleichtern und genaue Preis- und Finanzierungsinformationen zu übermitteln, hat die Groupe PSA nun ihr Online-Angebot erweitert. Die Online Store-Lösungen der Marken Peugeot, Citroen, DS Automobiles und Opel bieten Kun-

Service ohne Kompromisse In den Online-Stores sind nicht nur die aktuellen Aktionen zu den verschiedenen Modellen ersichtlich, sondern für jedes einzelne Fahrzeug ist auch eine

Möglichkeit zur Leasingfinanzierung verfügbar. „Aktuell beginnt die Suche aller Kunden nach neuen Fahrzeugen im Internet. Mit der Erweiterung ihres Online-Angebots erfüllen die Marken der Groupe PSA den Wunsch nach einfach und schnell zugänglichen Mobilitätslösungen, ohne Kompromisse bei der Servicequalität einzugehen“, so Thierry Koskas, Direktor Sales & Marketing der Groupe PSA. (red)

Wirkt sich Covid-19 auf Restwerte aus? Eurotax: Wertverlust könnte wie bei Finanzkrise 2008/09 gebremst werden. WIEN. Die Coronakrise hat gravierende Auswirkungen auf den Automobilhandel, dürfte laut Eurotax aber auch den Restwert gebrauchter Fahrzeuge beeinflussen. Die Erfahrungen aus der – mit der aktuellen Situation allerdings nur bedingt vergleichbaren – Finanzkrise 2008/09 hätten gezeigt, dass die Erholung der Nachfrage am Neuwagenmarkt deutlich länger dauern

© Panthermedia.net/Happy Alex

© Panthermedia.net/Kasto

first pitch goes digital

kann als zunächst angenommen. Der Wertverlust von dreijährigen Gebrauchten war daher in den meisten Fahrzeug-Segmenten in den ersten sechs bis neun Monaten nach dem Crash deutlich geringer, als in den darauffolgenden zwei Jahren. Kurzfristig sind die Werte damals im Schnitt um 1,3% zurückgegangen, mittelfristig betrug der Wertverlust allerdings rund 6%. (red)


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AUTOMOTIVE BUSINESS  67

Freitag, 24. April 2020

© Reinhard Krémer

Wilde Sau Das Model 3 mit Allrad in den Long Range-Version beschleunigt in 4,7 Sekunden von Null auf 100 – da muss man sich schon gut festhalten …

Model 3: Elons großer Wurf Das Model 3 von Tesla hat sich zum Kassenschlager ­gemausert. Kein Wunder – es fährt sich superb. ••• Von Reinhard Krémer WIEN. Selten in der Geschichte der Automobile war ein Fahrzeug so herbeigesehnt worden wie das Model 3 von Tesla. Die einen wollten es endlich besitzen und fahren, die anderen wollten sehen, welche Fehler Tesla gemacht haben könnte, um es in der Luft zu zerreißen und einen unliebsamen Konkurrenten loszuwerden. Und Tesla-Konzernchef Elon Musk hoffte schließlich, dass der Frischling im Konzern seine klammen Kassen auffüllen würde. Platz auf dem Stockerl Letzteres sollte sich erfüllen – ebenso wie die Gebete der TeslaAficionados. Das Model 3 dominiert inzwischen den Markt für Elektromobile: Allein im Vorjahr wurden 300.075 Stück davon auf die Straße gebracht. Damit handelt es sich mit Abstand um

das meistverkaufte Elektroauto. Erst auf dem sechsten Platz rangiert ein deutscher Automobil-Konzern: BMW verkaufte im vergangenen Jahr 51.083 Fahrzeuge des Modells 530/Le. Und so bescherte das Model 3 Tesla das beste Quartal seiner Unternehmensgeschichte. medianet durfte das Objekt der Begierde aller Elektromobilisten ausgiebig testen, und zwar in der Version Long Range mit Allrad (Kaufpreis ca. 57.000 €). Letzteres führt dazu, dass der „Frunk“, also der vordere Kofferraum, ein wenig kleiner ausfällt, aber noch immer groß genug für den tägliche Einkauf ist. Der hintere Kofferraum bietet mehr als ausreichend Platz für alle Dinge, die man in einem Urlaub so mitnimmt, und reicht locker für den wöchentlichen Großeinkauf. Wird die teilbare hintere Sitzbank umgelegt, kann man sogar im Wagen schlafen. Die von Kritikern bemängelte

Heckklappe, die das Fahrzeug angeblich schwierig zu beladen macht, machte genau null Probleme. Fun & Function Platz gibts auch innen in Hülle und Fülle; sogar in der zweiten Reihe sitzt man überaus bequem. Das über den ganzen Innenraum durchgezogene Glasdach führt zu einem angenehmen Fahrerlebnis, fast mit ein wenig Cabrio-Gefühl in der knapp 4,7 m langen Limousine. Und nein, es wird nicht zu heiß im Innenraum. Denn für eine stets angenehme Temperatur sorgt die Klimaanlage mit einem ausgeklügelten System, bei dem die Düsen, über den großen Touchscreen in der Mitte der Konsole platziert, den Luftstrom fein austarieren. Und weil diese Düsen nicht zu hoch angesetzt sind, wird auch niemandem der Kopf bis zum Schnupfen angeblasen.

An dieses Display übrigens, das alle Fahrzeugdaten wie Geschwindigkeit, Temperatur, Reichweite, etc., aber auch das Navigationssystem abbildet, gewöhnt man sich rasch und es lenkt partout nicht vom Fahren ab. Dafür sorgen auch die diversen Helferlein, die einen Vorgeschmack auf das vollautonome Fahren bieten. So wird der Wagen auf der Langstecke zum Kilometerfresser – der Fahrer bleibt immer entspannt. Laden ist kein Problem Der Allrad lässt das Ding auf der Straße kleben wie einen Kaugummi – damit ist aber nur die Straßenlage gemeint, denn wenn’s um die Beschleunigung geht, ist von kleben keine Rede. Kurz gesagt: Geht ab wie die wilde Sau. Kein Wunder bei 462 PS. Die Normreichweite von 560 km haben wir nicht erreicht; dazu machte das Beschleunigen zu viel Spaß. Dafür aber haben wir auch die Höchstgeschwindigkeit von 233 km/h nicht ausprobiert. Das Laden am Tesla-Supercharger war auch in der Urlaubszeit kein Problem; die Stationen verfügen über ausreichend Ladepunkte. Nach ein wenig mehr als einem Kaffee war der 3er mit seiner 75 KW Batterie zu 80% aufgeladen. Ein gelungenes Fahrzeug also, das den Markt zu Recht aufmischt, finden wir.


OPEL Corsa F 1.2, 55kW Edition, Neuwagen, Benzin, 5-Gang Schaltgetriebe, 5 Türen, Barzahlungspreis (brutto) € 11.590,– inkl. Sonderausstattung und NoVA. Monatliche Leasingrate € 59,–. Alle Angaben inkl. 20% Umsatzsteuer. * Preis beinhaltet Innovations-Bonus, Eintausch-Bonus und Versicherungs-Bonus inkl. Händler- und Importeursbeteiligung. ** LEASINGANGEBOT FÜR PRIVATKUNDEN MIT KILOMETERABRECHNUNG: Leasingsonderzahlung (darin enthaltene Inzahlungnahme) € 3.000,– € (€ 0,–), Gesamtbetrag € 5.880,48. Laufzeit/ Anzahl Leasingraten 48 Monate. Sollzins p.a. Effektivzins p.a. 0,00 %; Laufleistung/Jahr 10.000 km; Gesamtfahrleistung 40.000 km. Nachberechnung je Mehrkilometer 4,64 ct, Rückvergütung je Minderkilometer 2,32 ct. Rechtsgeschäftsgebühr € 51,60. Ein Privatkundenangebot (Bonität vorausgesetzt) der Opel Leasing GmbH; Abrechnung nach Vertragsende: Abgerechnet werden Mehr- und Minderkilometer (Freigrenze jeweils 2.500 km) sowie ein Ausgleich für ggf. vorhandene Schäden. Druckfehler, Irrtümer sowie Zwischenänderungen vorbehalten. Verbrauch Corsa: gesamt in l/100 km: 3,2 – 4,6; CO2-Emission in g/km: 85 – 105. Verbrauch Corsa-e: 17 kWh/100km.

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Zeitung

2. Jahrgang No. 52 Freitag, 24. April 2020

Aktuelles für Freunde des regionalen Genusses

Besondere Rinder

© unsplash

Auch das Longhorn überzeugt uns kulinarisch durch besondere Fleischqualität. Von Andrea Knura, zu lesen auf Seite 3

www.bauernladen.at

Wir trinken auf den Most

© Caldera

Am Sonntag wird der Tag des Mosts gefeiert, aber leider mit Abstand.

Die Caldera Produzenten definieren Most-Qualität neu.

Der wuchtige Geruch ist dicht in der Nase. Die Aromen von Dörrbirnen und Kaffee sowie Röstaromen sorgen zusammen mit abgerundeten Tanninen für einen vollmundigen Geschmack. Was hier beschrieben wird? Richtig. Es ist tatsächlich Most. Säurebetonter Abgang, abgerundete Restsüße, elegantes Säurespiel, klare Struktur … Das ist der Most von heute. Die Säureakzeptanz der Mosttrinker hat sich in den letzten 20 Jahren verringert. Heute werden Moste in den Geschmackskategorien „mild“, „halbmild“, „kräftig“ und „resch“ angeboten.“ Seit der Obstweinverord-

nung von 2014 gibt es für Most klare Richtlinien für die Herstellung, und damit eine staatliche Prüfnummer. Diese wird vom Bundesamt für Weinbau in Eisenstadt oder der Höheren Bundeslehranstalt und Bundesamt für Wein- und Obstbau in Klosterneuburg ausgestellt. Sieben Bauern, ein Ziel Die Marke Caldera wurde im Jahr 2005 von sieben Obstbauern des steirischen Vulkanlands ins Leben gerufen. Erklärtes Ziel war es, dem Getränk Apfelmost durch höchste Qualität zu einem neuen

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Image zu verhelfen. So wurde ein edles Getränk mit kraftvollem Geschmack und fruchtigem Duft geboren. Caldera wird einerseits aus Äpfeln alter Streuobstsorten und andererseits aus Edelobstsorten erzeugt. Dadurch ergibt sich eine bunte Vielfalt an Sorten, die trocken, halbtrocken oder lieblich ausgebaut werden. Vor der Abfüllung wird der Most von einer unabhängigen Fachjury verkostet. Und da ist man streng: Als Caldera darf nur ein Apfelmost abgefüllt werden, der nach den Richtlinien der steirischen Landesbewertung eine Goldmedaille erreicht.


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Freitag, 24. April 2020

Lasst uns den Bienen helfen!

Um zum Insektenschutz und zur Artenvielfalt beizutragen, braucht es nicht viel. Diese Woche auf www.bauernladen.at PRODUKTE DER WOCHE © Andrea Knura

Schon Albert Einstein soll 1949 gesagt haben: „Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, keine Menschen mehr!“ Machen wir unsere Gärten deshalb bienenfreundlich und klimafit! Hier die wichtigsten Tipps und Tricks für die besten Bienenweiden:

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Grünpichlbirn trocken Aus besten Most­viertler ­Birnen, besticht durch seine angenehme Frische und seinen spritzig-leichten Charakter. Alk: 7,6%

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Jede Blüte zählt Jeder insektenfreundliche Garten sollte eine Auswahl an Frühblühern wie z.B. Schneeglöckchen, Krokusse oder Winterlinge enthalten. Auch früh blühende Wildstauden wie Schlüsselblume, Lungenkraut und Kuhschelle sind eine gute Wahl. Viele beliebte Zierpflanzen wie Pelargonien oder die Forsythie können von Bienen nicht genützt werden, da sie wenig bis keinen Nektar und Pollen enthalten oder die Blüten nicht zugänglich sind. Deshalb beim Einkauf auf ungefüllte Blüten und nektarreiche Pflanzen achten. Felsenbirne oder Kornelkirsche sind ideale Alternativen zu Forsythien.

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Naturnah das Klima verbessern Ein mit Hügeln und Senken angelegter Garten schützt vor Austrocknung und sammelt das Wasser. Auch eine gut platzierte Hecke kann als Wind- und Verdunstungsschutz dienen. Auf dem Balkon kann dies z.B. mit einer Pergola aus Kletterpflanzen erreicht werden. Die noch recht unbekannten Kraterbeete sind kleine „Geheimwaffen“ im Klima-Garten; sie schaffen Kühle im Sommer und Wärme im Winter, wovon besonders Gemüsepflanzen profitieren. Ein Teich, Graben oder Sumpfbeet, auch wenn nur zeitweise wassergefüllt, verdunstet Wasser und ist eine natürliche Klimaanlage für den Garten. Generell können unbefestigte, offene Böden durch Verdunstung Temperaturspitzen abmildern.

Neue Bauern braucht das Land bauernladen.at wirft einen Blick zur Agrar-FH Wels, wo auf Fernlehre umgestellt wurde. Die Studierenden sind zusätzlich am eigenenHof voll gefordert.

Wissen zum Hören Wie macht man den perfekten Espresso – geht das überhaupt? Was ist Kopi Luwak und wie erkennt man qualitativ hochwertigen Kaffee? Diese Fragen stellt Magdalena diese Woche im Podcast.

Der Bauernladen Heim-Party-Tipp © Genuss-Bauernhof Distelberger

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PRODUZENTEN

Um Bienen nicht nur im Sommer Nahrung zu bieten, ist es wichtig, beim Einkauf die Blühzeiten der Pflanzen zu beachten. Ein farbenfrohes und pflegeleichtes Staudenbeet kann so angelegt werden, dass bis Oktober immer etwas blüht. Besonders empfehlenswert sind heimische Wildstauden wie Akelei, Wiesen-Salbei, Färberkamille, Leimkraut, Schafgarbe oder Karthäuser Nelke.

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Mostcupcakes Wer noch Schokolade von Ostern übrig hat – also Hasenteile und Eier – und Lust auf Kuchen, für den sind diese Cupcakes perfekt. Der Most macht den Teig schön saftig.

© Espresso-Podcast

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Bio Rotwein­ gulasch … vom Freilandrind. Wenn schon Fleisch, dann nur vom Feinsten.

DER TAG DES MOSTES! Am Sonntag, 26. April, feiert das Mostviertel den Tag des Mostes – wie jedes Jahr zur ­Birnbaumblüte! Leider wird dieses Jahr kein Heuriger offenhalten, und Feiern werden nur im privaten Haushalt möglich sein. Distelberger Genuss-Bauernhof Service: Jause für zu Hause abholen! Auch Most, Kardinalschnitten, etc. Bestellung bitte bis 13 Uhr, ­Abholung und möglicher Einkauf bis 17 Uhr. Details unter: www.distelberger.at Weitere Tipps auf www.bauernladen.at


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Freitag, 24. April 2020

Was für eine (Augen-)Weide!

Das sind die exotischen Wiederkäuer, wenn man sie auf unseren Wiesen sieht. Sie bestechen aber nicht nur durch ihr Äußeres. Was für Feinschmecker zählt, sind ihre inneren Werte. Sie entsprechen nicht dem typischen Erscheinungsbild einer österreichischen Kuh und fallen quasi aus dem „Weidezaun“. Sie sind viel größer, manchmal aber auch viel kleiner. Irgendwie edel. Haben gewaltige Hörner oder sind so wunderbar zottelig. Yak (Grunzochsen),Texas Longhorn, schottisches Hochlandrind, Wagyu, Bison, Dexter, Chianina-Rind. Eigentlich gehören sie in die Anden, nach Japan, ins Schottische Hochland, nach Irland, nach Amerika oder nach Italien. Was tun die hier? Das ist die Frage, die man sich beim Anblick dieser ungewohnt aussehenden Rinder stellt. Die Antwort ist einfach: Die Nachfrage nach außergewöhnlichen Fleischsorten steigt. Und somit entdecken immer mehr Bauern exotische Rinderrassen. Aber nicht nur renommierte Landwirte, sondern auch Quereinsteiger sind auf der Suche nach etwas – nach Tieren, die nicht jeder hat. Sanfte Riesen Elisabeth und Micha Hamersky sind Pioniere der Texas Longhorn-Züchtung in Europa. Sie haben diese ruhigen Rinder mit den imposanten Hörnern auf die Weiden bei Pögstall gebracht. Zurzeit besteht ihre Herde aus über 30 Tieren, der Großteil davon reinrassige Longhorn. Der gutmütige Charakter und die Leichtkalbigkeit dieser Rinder haben sie als Züchter überzeugt. In Oberberg bei Dobel kümmert sich Familie Sifkovits um ihre ChianinaRinder, die eigentlich Italiener sind. Mit dem Attribut „heilig“ wurden sie verseIMPRESSUM: Medieninhaber und Herausgeber: medianet Verlag GmbH Anschrift: Brehmstraße 10/4, 1110 Wien Telefon: +43 1 91920 E-Mail: office@medianet.at Homepage: www.medianet.at Geschäftsführer: Markus Bauer Redaktion: Andrea Knura, office@bauernladen.at, Brehmstraße 10/4, 1110 Wien Druck: Herold Druck und Verlag AG, 1030 Wien Offenlegung gem. §25 Mediengesetz: www.medianet.at/news/page/offenlegung

© unsplash

••• Von Andrea Knura

Das schottische Hochlandrind ist auf heimischen Weiden keine Seltenheit mehr.

hen, da schon Franz von Assisi sie im 12. Jahrhundert züchtete. Und Riesen sind sie im wahrsten Sinne des Wortes, handelt es sich doch bei den Chianina um die größte Rinderrasse der Welt. Ihr Fleisch ist feinfasrig, zart, saftig und wunderbar marmoriert – das ideale Ausgangsprodukt für ein „Bistecca alla fiorentina“, das für Italiener unbedingt vom Chianina-Rind sein muss.

Erfolgs? Der hohe Fettgehalt. Europäische Rinderrassen haben einen Fettanteil von rund fünf bis sechs Prozent, Wagyu Rinder dagegen bringen es bei artgerechter Haltung auf bis zu 40%. Die sogenannte Marmorierung bestimmt den speziellen Geschmack und die Saftigkeit. Erich Pollak hingegen hat Yaks, sie leben eigentlich in Tibet, ins Waldviertel gebracht.

Von schwarzen Wundertieren Ein anderer Riese, der es aus der offenen Steppenlandschaft der amerikanischen und kanadischen Prärie unter anderem auf den Biohof Edibichl im Wienerwald geschafft hat, ist das von den Indianern genannte „Tatanka“, das Bison. Besonders gesund und schmackhaft, ist auch bei uns das Bisonfleisch mittlerweile als Delikatesse bekannt. Mit seinen kurzen Fleischfasern ist es sehr zart, hat kaum Fett, einen hohen Eisengehalt und leicht verdauliches Eiweiß. Kobe-Rinder wiederum sind aus der japanischen Region Kobe stammende Wagyu-Rinder; sie haben somit eine geschützte Herkunftsbezeichnung. Wagyu bedeutet schlicht „japanisches Rind“. Es zählt zu den besten Fleischsorten weltweit. Das Geheimnis dieses

Klein, aber robust Ihr Fleisch ist mager und schmeckt irgendwie wilder. Aufgrund des hohen Hämoglobingehalts ist es tiefrot in seiner Färbung und reich an Eisen und Zink; außerdem hat es einen hohen Protein- und Vitamingehalt. Im steirischen Vulkanland hat Ernst Ranftl sein Fleckvieh gegen schottische Hochlandrinder eingetauscht. Auch wieder so ein imposantes, zotteliges Tier. Das Haar ist dicht, lang und nur leicht gewellt. Typisch ist der gut ausgeprägte Haarschopf an der Stirn über den Augen. Die Ohren sind buschig behaart und dann wären da natürlich noch die mächtig ausladenden Hörner. Ein schönes Tier mit gutem Fleisch, das von heimischen Produzenten zu wunderbaren Spezialitäten verarbeitet wird.

Die Dexter-Rinder sind zwar eine kleine Rinderrasse, vom Aussehen nicht so imposant und exotisch wie Chianina & Co, dennoch sind auch sie „Fremdländer“. Sie kommen aus Irland und sind die idealen Landschafts­ pfleger. Auf dem Bio Bauernhof mit Streu­obstwiesen von Leopold Mahrer im Weinvierltel leben rund 50 Tiere dieser Rasse unter freiem Himmel – das ganze Jahr über. Die Tiere sind robust und genügsam. Weil sie so klein sind, wird der Boden nicht zu stark verdichtet. Muss das denn sein? Viele dieser Produzenten, die sich auf exotische Rinderrassen spezialisiert haben, wurden belächelt und oftmals auch kritisiert. Heute steht fest: Sie erweitern durch ihre Arbeit die Auswahl an heimischen Produkten. Machen so aus (einst) exotischem Rindfleisch ein heimisches Lebensmittel. Der Import aus dem Ausland erübrigt sich. Kurze Transportwege und nachhaltige Qualität entsprechen dem Zeitgeist. Übrigens – das beste Rind gibt es nicht. Dafür aber gute Züchter, die ihre Rinder, egal ob heimische oder exotische Rassen, so halten, wie es der Art entspricht.


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