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Urknall im Handel Unito-Chef Harald Gutschi: Neue Dimensionen des E-Commerce

Urknall im Handel steht jetzt bevor

Unito-Geschäftsführer Harald Gutschi rechnet damit, dass nach der Krise der E-Commerce neue Dimensionen erreicht.

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Eine Frage des Vertrauens

Unito-Chef Harald Gutschi stellt bezüglich Einkaufsverhalten in der Krise „ein noch nie dagewesenes, ausgesprochen positives Kundenfeedback“ fest.

••• Von Christian Novacek D ie Unito-Gruppe ist mit dem Geschäftsjahr 2019/20 zufrieden: Die Online-Kundenumsätze legen im Vergleich zum Vorjahr um fünf Prozent zu, der Online-Anteil liegt bereits bei 95%. „Im Kernmarkt Österreich haben wir sogar ein Wachstum von 6,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr“, berichtet Unito-Chef Harald Gutschi unter Verweis darauf, dass Unito im Digital Retail stärker wächst als der Markt.

Der Gesamtumsatz der Unternehmensgruppe in der Höhe von 364,7 Mio. € geht im Vorjahresvergleich um 2,9% zurück. Der schlichte Grund dafür: die bewusste Reduzierung von PrintWerbemitteln. „Der Kunde entscheidet, und wir orientieren uns daran. Den Hauptkatalog gibt es nicht mehr, die Auflagen saisonaler Kataloge und Mailings wurden um 60 Prozent, die aufgelegten Seiten sogar um 80 Prozent reduziert“, erläutert Gutschi und zieht folgende Conclusio: „Das Print-Geschäft hat an Akzeptanz verloren, deshalb wird dieser Vertriebskanal sukzessive auf eine zukunftsfähige Größenordnung redimensioniert.“

Auf Sortimentsbereiche bezogen, lief es für Unito im Möbelgeschäft besonders gut. Man beansprucht eine „führende Stellung im Möbel-E-Commerce“ und setzt ein Ausrufzeichen hinter diesen Anspruch mit einem sat

ten Plus von 10,9% bei Möbeln, Haushaltswaren und Heimtextilien. Mit diesem Rückenwind ausgestattet, will die Gruppe ihre Marktstellung in den nächsten Jahren weiter ausbauen.

Alles anders seit März

Das aktuelle Geschäftsleben steht auch für Unito im Zeichen der Umwälzungen und Unsicherheiten, welche der Covid-Lockdown mit sich bringt. Schon seit Anfang März ist die Nachfrage seitens der Kunden stark volatil.

So waren die ersten beiden Wochen nach Inkrafttreten der Ausgangsbeschränkungen in Österreich von deutlichen zweistelligen Umsatzrückgängen in allen Sortimentsgruppen (Textil, Möbel, Technik) geprägt. Im Zeitraum Ende März bis voraussichtlich Ende Mai steigt wiederum die Anzahl der Visits in den Online-Shops enorm, parallel kommt es zu starken Verschiebungen in der Kundennachfrage. Der Umsatz im Textilgeschäft (insbesondere saisonale Frühjahrs-, Sommer- und Bademode) verliert zweistellig.

Gerade im Modehandel ortet Gutschi starke Verwerfungen – diesen entgegenzuwirken,

Ich bin froh, mir nicht den Kopf über den Stationärhandel zerbrechen zu müssen, aber Chancen hat dieser auch genug.

Harald Gutschi

Unito-Gruppe

funktioniere nur, wenn man „die Hausaufgaben“ vor der Krise erledigt hat: „Die Coronakrise beschleunigt die strukturellen Umwälzungen im Handel. Diese lauten: weniger Fläche, mehr Online, zukunftsfähige Geschäftsmodelle, ausgeprägte Kundenorientierung, klarer USP. Wer in diese fünf Pfeiler wenig Assets einbringen kann, wird es schwer haben“, resümiert der Unito-Chef.

Die Handelsgruppe mit den Trägermarken Universal und Otto konnte indes ihre Erlöse bei Hartwaren (vor allem Elektronik, Computer, Haushaltsgeräte wie Kühl- und Gefriergeräte, Spielekonsolen, Wohn- und Einrichtungsgegenstände, Gartenartikel) deutlich zweistellig erhöhen. „Wir freuen uns, mit unseren Sortimenten dazu beitragen zu können, die Grundversorgung der Bevölkerung mit

Riesenschritte

Amazon bleibt zwar der große Riese im E-Commerce – Unito eilt aber ebenso mit Riesenschritten in Richtung neuer Umsatzdimensionen – in vielen Warenbereichen mit deutlich zweistelligem Wachstum.

ßer Ware und Eigenmarken (z.B. Privileg) zulegen.

In der Gesamtperspektive für das laufende Geschäftsjahr ist aber aus Sicht der UnitoGeschäftsführung derzeit keine Prognose möglich. Die Gruppe fährt mit allen ihren Vertriebsmarken und in allen Märkten auf Sicht. Die Steuerung des Tagesgeschäfts erfolgt in vierzehntägiger Taktung. Zahlreiche budgetäre und organisatorische Maßnahmen werden realisiert, um die Finanzkraft auf gewohnt

Artikeln des täglichen Bedarfs sicherstellen zu können“, sagt Gutschi.

Massiver Sortimentsausbau

Entsprechend ist die Sortimentstiefe ein wichtiger strategischer Aspekt bei Unito: „Gerade das breite Sortiment mit über einer Mio. Artikel befruchtet sich gegenseitig. Das Sortiment auf fünf Mio. Artikel in den nächsten drei Jahren auszubauen, ist einer unserer strategischen Schwerpunkte“, betont Gutschi. Seine Einschätzung beinhaltet infolge eine Kampfansage: „Insbesondere in Branchen ist das sinnvoll, wo Österreich die größte Flächendichte der Welt hat und einen noch relativ geringen Online-Anteil. Das ist bei Möbel der Fall.“

Ergo besteht der Fokus von Otto und Universal im Sortimentsausbau von Möbeln. Quelle soll weiter stark bei wei

+10,9 Prozent

Aufgemöbelt

Mit einem Zuwachs von 10,9% im letzten Geschäftsjahr unterstreicht die Unito-Gruppe eine führende Stellung als Österreichs größter OnlineMöbelhandel. Damit entwickelt sich Living zu einem wichtigen Umsatztreiber.

hohem Niveau zu halten. Denn: Unito rechnet mit einem Urknall in der österreichischen Handelslandschaft.

Rasante Evolution

Die Veränderung, die der Handel normalerweise in zehn Jahren durchmacht, wird laut Einschätzung der Unito-Geschäftsführung bereits in den Jahren 2020 und 2021 realisiert. Bereinigungen vor allem im stationären Geschäft sind dabei inbegriffen.

Gutschi: „Die treibende Kraft dahinter ist ein verändertes Kundenverhalten zugunsten von Online. Nicht wir treiben diese Veränderung, sondern unsere Kunden. Stationär wird mit weniger Fläche und somit Kosten mehr Erlebnis bieten müssen. Ich bin froh, mir nicht den Kopf über den Stationärhandel zerbrechen zu müssen, aber Chancen hat dieser auch genug. Diese müssen nur genutzt werden.“

HANDEL In Frankreich bald alles offen

PARIS. Frankreich will bei einer Lockerung der Coronavirus-Schutzmaßnahmen Mitte Mai auch die Öffnung aller Einzelhandelsgeschäfte erlauben. „Wir wollen, dass alle Einzelhändler aus Gründen der Fairness am 11. Mai auf die gleiche Weise öffnen können“, sagt Finanzminister Bruno Le Maire. (APA)

DEUTSCHLAND 800 m²-Regel wurde gekippt

© Intersport Deutschland

HAMBURG. Das Hamburger Verwaltungsgericht hat in einer Eilentscheidung die Öffnung von Geschäften bis zu einer maximalen Verkaufsfläche von 800 m² für unrechtmäßig erklärt. Es liege „keine gesicherte Tatsachenbasis“ für die Argumentation des Hamburger Senats vor, dass von größeren Verkaufsflächen allein eine höhere „Anziehungskraft“ ausgehe; diese folge vielmehr „aus der Attraktivität des Warenangebots“.

Die Verwaltungsrichter folgten damit dem Antrag der Betreiberin eines Sportartikelgeschäfts, die sich gegen die Begrenzung der Verkaufsfläche in der Verordnung zur Eindämmung der Coronapandemie wehrte. Sie verbietet die Öffnung von Läden, deren Verkaufsfläche 800 m² überschreitet. (APA)

© APA/Georg Hochmuth „Wien online“ bietet laut Stadtrat Peter Hanke ein echtes „Wohlfühlpaket“ zum Auf- und Ausbau von Onlineshops.

Wien geht online Förderaktion „Wien online“ gestartet; damit soll der Aufbau von Webshops bei kleineren Unternehmen unterstützt werden.

WIEN. Unternehmen ohne Online-Einkaufsmöglichkeit tun sich derzeit schwer. Die Stadt Wien will genau diesen helfen und fördert den Auf- bzw. Ausbau von Webshops. Maximal 10.000 € gibt es pro Firma für entsprechende Investitionen, kündigte Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ) an. Als Zielgruppe gelten vorrangig Kleinund Mittelbetriebe.

Förderquote 75%

Insgesamt ist die Förderaktion „Wien Online“ mit 15 Mio. € dotiert, die Förderquote beträgt 75%. Das heißt: Drei Viertel der Ausgaben werden von der Stadt übernommen. Unterstützt werden etwa Ausgaben von Verpackung und Versand über die Programmierung von Webshops bis zu Beratungsdienstleistungen.

Mit der Förderschiene will man einerseits Wiener Manufakturen wettbewerbsfähig machen, gleichzeitig erfolgt der Appell: „Bitte kauft Wiener Produkte.“ (red)

Gehörst du dazu?

© Rosenarcade Tulln/Christian Steinbrenner

Rosenarcade öffnet wieder EKZ hofft auf „ein gutes Miteinander“ der Besucher.

TULLN. Rund eineinhalb Monate nach der Schließung vieler Shops kann die Rosenarcade in Tulln ab 2. Mai wieder mit dem gewohnt vielfältigem Shopmix aufwarten; ab Mitte Mai sollen dann die Gastronomiebetriebe wiedereröffnen. „Wir freuen uns natürlich über ein gut besuchtes Einkaufszentrum, die Gesundheit unserer Gäste hat aber Priorität. Als Center haben wir die vorgeschriebenen Sicherheitsvorkehrungen getroffen; um möglichst viel Schutz zu bieten, sind wir aber auch darauf angewiesen, dass sich alle an die geltenden Maßnahmen halten. Wir sind sehr zuversichtlich, dass es ein gutes Miteinander geben wird“, erläutert Centermanagerin Katharina Gfrerer die begleitenden Vorsichtsmaßnahmen. (red)

the art of management the art of management

Berufsbegleitende Weiterbildung für Führungskräfte

Headless, aber alles andere als kopflos

Gamechanger im E-Commerce: Mit modular flexiblem Ansatz lässt sich eine überzeugende Customer Experience schaffen.

Gastbeitrag

••• Von Tjeerd Brenninkmeijer und Dirk Hoerig O nlinekunden stellen immer höhere Ansprüche an die Customer Experience. Nicht nur die Produkt- und Servicequalität müssen stimmen, auch der Einkaufsprozess soll sich reibungslos gestalten.

All das zu erfüllen, ist für Unternehmen nicht einfach. Mit einer herkömmlichen E-Commerce-Umgebung sind Änderungen am Webshop und weiteren Kanälen oftmals mit großem Aufwand verbunden; viele Onlinehändler haben sich bereits an langwierige Prozesse gewöhnt.

Zugleich ist ihnen bewusst, dass sie immer agiler auf die Bedürfnisse ihrer Kunden und Interessenten eingehen müssen: mit passgenauen, personalisierten Inhalten. Eine API-basierte „Headless“-Architektur stellt eine Möglichkeit dar, die dafür nötige Flexibilität zu schaffen.

Flexible Module

Zahlreiche Kanäle in hoher Geschwindigkeit mit wechselndem, personalisiertem Content zu versorgen und auf einer einheitlichen Datenbasis attraktive, konsistente Nutzererfahrungen zu schaffen – das ist am ehesten möglich, wenn man Frontend und Backend voneinander trennt. Dies ist das Prinzip eines Headless-Ansatzes: Das Frontend – also das hochpersonalisierte Erscheinungsbild für den Kunden – ist von den BackendSystemen, welche die Funktionalität zur Verfügung stellen, getrennt.

Der Datenaustausch erfolgt über APIs. Die verschiede

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