Report Schweiz M ARKTTR ENDS
Positionierung, hybride Konzepte, Longstay-Produkte, Stadtresorts, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Gesundheit …
Diese Themen prägen den Hotelmarkt 2022 Welche Auswirkungen hat die Corona-Pandemie auf den Schweizer Hotelmarkt und wie sieht das Hotel der Zukunft aus? Die Hospitality-Expertinnen Gisela Loidolt und Nora Hoffmann kommen zum Schluss: Wer seine Chancen im derzeit volatilen Marktumfeld nutzen möchte, muss auf kluge Konzepte setzen.
T E X T Gisela Loidolt und Nora Hoffmann
Die Corona-Pandemie hat die HospitalityBranche hart getroffen und das Reiseverhalten insgesamt etwas verändert. Der Rückgang der ausländischen Logiernächte betrug 2020 66 %, im Vergleich zu 9 % bei den Schweizer Gästen (laut HESTA). Statt den vormals beliebten Fernzielen rücken regionale Urlaubsziele, die mit dem Auto oder Zug angesteuert werden können, stärker in den Fokus. Zu beobachten ist zusätzlich ein Gefälle zwischen Stadthotels und peripheren Resorts: So verzeichneten Anla gen in den Bergen im vergangenen Sommer und Herbst sowie in der Skisaison viele Be sucher – gleiches galt für Resort-Betriebe an attraktiv gelegenen Seedestinationen. Die Stadthotellerie hingegen hatte durch den Wegfall von Geschäftsreisen, Konferenzen und Veranstaltungen stärker zu kämpfen und verzeichnete einen Rückgang in der Nachfrage um bis zu 67 % gemäss HESTA.
hotels in B- und C-Lagen sowie grosse Konferenz- und Seminarbetriebe betreffen. Noch mehr als bisher kommt es auf die Marktfähigkeit des Produktes am jeweiligen Standort und die betriebliche Effizienz an. Zusätzlich spielt der Dienstleistungsund Personalisierungsgrad, vor allem in der Schweiz, eine nicht zu vernachlässigende Rolle. Alternative Konzepte und die Drittverwertbarkeit werden zukünftig auch in der Entwicklungsphase und bei der Finanzierung solcher Projekte von Bedeutung sein. Aufgrund der geänderten Nachfragestruktur betrifft dies auch Bestandshotels in schwierigen Lagen und herausfordernden Märkten, für die eine Umwandlung z. B. in Studierendenapartments oder MikroApartments geprüft wird.
Resort-Hotellerie im Aufschwung Wie geht es nach Corona weiter?
Während sich vor der Pandemie auch we niger attraktive, nicht mehr zeitgemässe Hotelkonzepte aufgrund der hohen Nachfrage auf dem Markt behaupten konnten, werden sich diese Häuser differenzierter aufstellen müssen, um langfristig erfolgreich zu bleiben. Dies wird vor allem Stadt-
Hervorzuheben ist allerdings auch die gesteigerte Attraktivität von Ferienhotels aufgrund der Nachfrageentwicklung so wohl von Betreiber- als auch Investorenseite. Vor der Krise galten Ferienresorts als zu saisonal und risikobehaftet. Heute sind sie eine gute Ergänzung zum StadthotelPortfolio und eine sinnvolle Erweiterung H O T E L I E R · N O 09 –10 | 2 0 21
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des Tätigkeitsfeldes. Zudem verschwimmt auch hier die Trennlinie zwischen Städte reisenden und Feriengästen; zukünftig wer den Stadthotels, eingebettet in die entsprechende Infrastruktur, um den typischen Feriengast werben. Aufgegriffen wird dieser Gedanke bereits von Betreibern wie z. B. der Schweizer Gruppe The Living Circ le, die diesen Trend früh erkannte und ihre drei Häuser in Zürich als «City & Lake Resorts» betitelt, mit der Schaffung eines entsprechenden Freizeitangebotes.
Gute Zukunft für Longstay- Konzepte
Ebenfalls einen Wachstumsschub können Longstay-Konzepte verzeichnen, die sich auf die Zielgruppe Geschäftsreisende fo kussieren und ihren Gästen als USP ein «Zuhause auf Zeit» bieten mit allen An nehmlichkeiten wie Co-Working-Bereiche, Fitnessstudio, Restaurant oder einem Waschsalon. Erfolgreich mit diesem Konzept am Markt etablieren konnte sich beispielsweise die europäisch tätige Corestate Capital Group, die sich im April 2021 mit ihrem Serviced-Apartment-Projekt «Joyn Zürich» neu am Schweizer Markt positioniert hat und ihr Serviced-Living-Portfolio, ergänzend zu den Standorten Wien, ➤