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WOHNEN IM ALTER
Von Kompromissen, Konzerten und Kleiderbügeln Vier Bewohnende aus verschiedenen Betrieben der WIA Wohnen im Alter AG geben ehrliche Einblicke in ihren Alltag im Seniorenzentrum. Die Damen und Herren sprechen offen über Themen wie Eigeninitiative, Langeweile und das Gefühl des Zuhause-Seins.
Edith Scheidegger (90), Bewohnerin des Hohmadparks, Thun.
Robert Campiche (90), Bewohner des Falkens, Thun.
Frau Scheidegger, wie kam es zum Entscheid, in den Hohmadpark zu gehen? Die Ärzte haben mich nach meiner Rückenoperation nicht mehr nach Hause gelassen und so kam ich in den Hohmadpark. Ich sehe mittlerweile ein, dass ich den Haushalt unmöglich alleine bewältigen könnte. Ich bin auch schon umgefallen und es kam mir sofort jemand zu Hilfe. Ich kann klingeln, wenn ich etwas brauche, auf diesen Service möchte ich nicht mehr verzichten.
Herr Campiche, stört Sie der Rummel im Bälliz nicht? Nein, die Wohnqualität ist gut. Dank des Fahrverbots ist es nachts ruhig, ausser während der Fasnacht und am Thunfest. Die Lage des Betriebs mitten im Bälliz bietet den Bewohnenden alle nötigen Einkaufsmöglichkeiten in nächster Umgebung. Ich habe mich für den Falken entschieden, weil ich eine Beziehung zu Thun habe. Ich unterrichtete hier, und meine Tochter wohnt ganz in der Nähe.
Gibt es etwas, das Sie im Vergleich zu Ihrem früheren Zuhause vermissen? Mir fehlen die Leute aus der Nachbarschaft. Ich vermisse meine Selbstständigkeit, die langsam verloren geht, beispielsweise kann ich nicht mehr alleine auf den Bus. Ich muss mich hier auch an gewisse Regeln halten und kann nicht wie vorher alles selbst entscheiden. Man ist nicht mehr die Regentin (lacht).
Was halten Sie vom Verpflegungssystem im Falken? Die Mahlzeiten werden ja vom Martinzentrum angeliefert. Im Frühling hatte ich hierzu meine Bedenken angemeldet. Diese wurden von der Geschäftsleitung und vom Küchenchef angehört und ernst genommen. Es ist eine entsprechende Verbesserung zu verzeichnen, die Menüvielfalt sowie die Essenstemperatur werden zurzeit weiter optimiert. Ich bedaure, dass der Dienstleistungsvertrag keine Kostenreduktion vorsieht, falls einzelne Mahlzeiten nicht im Betrieb eingenommen werden.
Wie lange hat es gedauert, bis Sie sich zuhause gefühlt haben? Ich fühle mich hier daheim, obwohl ich mit meinem früheren Zuhause noch nicht abschliessen konnte, wir sind nämlich gerade dabei, das Haus zu verkaufen. Ich bin ab und zu noch dort und fühle mich jeweils bei der Abreise etwas traurig. Aber sobald der Verkauf abgeschlossen ist, werde ich mich hier voll und ganz zuhause fühlen.
Sind Sie zufrieden mit der Arbeit des Falken-Teams? Das Falken-Personal ist stets freundlich, zuvorkommend und sehr diskret. Die Mitarbeitenden haben für alle Wünsche der Bewohnenden ein offenes Ohr und helfen, wo sie können. Ich bewundere die grosse Geduld des Personals, denn die Arbeit ist sehr anspruchsvoll.