Der Wasserstoff liegt auf der Lauer Noch in einem kleinen Kreis verbreitet, brüsten sich die von einer Brennstoffzelle angetriebenen Autos damit, bei der Energiewende eine entscheidende Rolle zu spielen. Obwohl grosse Staaten und die meisten Hersteller massiv in diese Technologie investieren, hängt alles von der Herkunft des Wasserstoffs ab. Früher oder später ein vielversprechendes Gebiet. TEXT MARC-OLIVIER HERREN | FOTO MISSIONH24 – THIERRY GROMIK
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eniger als hundert Autos mit Brennstoffzelle wurden im letzten Jahr in der Schweiz in Verkehr gesetzt. Dabei funktionieren sowohl der SUV Hyundai Nexo als auch die Limousine Toyota Mirai II – die beiden einzigen verkauften Modelle – genauso gut wie herkömmliche Elektroautos. Mit dem Unterschied, dass hier der Elektromotor von einer Brennstoffzelle gespiesen wird, welche Wasserstoff (H2), der in Tanks gespeichert wird, durch Kontakt mit dem Sauerstoff (O2) aus der Umgebungsluft in Elektrizität umwandelt. Damit verbunden keinerlei umweltbelastender Ausstoss und vor allem keine langwierigen Stopps, um die Batterie
MissionH24 Der Prototyp aus der Schweiz ebnet den Weg für Langstreckenautos mit Wasserstoff
24 touring | Februar 2022
nachzuladen, weil die Betankung dieser kleinen mobilen Energiezentralen kaum fünf Minuten dauert.
Im Einklang mit Fotovoltaik Die vielversprechende Technologie eckt jedoch ausgerechnet bei der Produktion des Wasserstoffs an. Der Prozess braucht viel Energie, um die Wassermoleküle zu spalten, wobei Wasserstoff und Sauerstoff entstehen. Dies ist nur dann sinnvoll, wenn klimaneutrale Elektrizität verwendet wird. In der Schweiz ist das schon der Fall, wo das embryonale Tankstellennetz mit Wasserstoff versorgt wird, der mit Strom aus Wasserkraft produziert wird. Bleibt noch zu wissen, ob das Gas in genügen-
der Menge hergestellt werden kann. In dieser Beziehung ist Christian Bach, Spezialist für Fahrzeugantriebssysteme bei der Empa, optimistisch: «Die Stromüberschüsse, die in der Schweiz im Sommer bereits verfügbar sind, werden mit der Entwicklung der Fotovoltaik stark zunehmen. Dank der Umwandlung in Wasserstoff können diese Überschüsse genutzt und müssen nicht abgeregelt werden. In der Tat könnte der Wasserstoff die Entwicklung des Fotovoltaiksektors fördern.» Christian Bach dämpft den Optimismus etwas, indem er betont, dass im Winter vermutlich Strom importiert werden müsste. Die Frage wird also sein, ob wir «grünen» oder «grauen» Wasserstoff erhalten.