Standpunkte 01/2023

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Standpunkte

Migration

Wie mehr Fachkräfte nach

Deutschland kommen sollen

Termin beim Chef: Stefan Stenzel von Vincorion

Plus:Tarifbindung–Analyse vonNicoFickinger

Das Magazin von Nr. 1 / April 2023 / 41. Jahrgang www.meinarbeitgeberverband.de

Forschungsstation im Südpolarmeer

Kein Ozean ist so geheimnisvoll wie das Südpolarmeer – abgeschieden, unwirtlich, untererforscht. Das will die Association Océan Polaire, eine gemeinnützige Organisation des französischen Entdeckers Jean-Louis Etienne, ändern. Sie betreibt mit Polar POD eine eigene Forschungsstation im Südpolarmeer (Luftbild). Seit Kurzem kooperiert die Organsiation mit der Airbus Foundation. Sie stellt Polar POD unter anderem Bilder von Airbus-Erdbeobachtungssatelliten zur Verfügung. Ziel ist es, mehr über die Rolle des Ozeans bei Klimazirkulation und -wandel herauszufinden. BiB

Foto: Airbus

STANDPUNKT NR. EINS

Unternehmer und Unternehmen brauchen Freiheit, um zu gedeihen. Doch die nötigen Handlungsspielräume werden immer mehr durch ausufernde Bürokratie beschnitten. Dabei ist es eine zentrale Aufgabe des Staates, den rechtlichen Rahmen so zu setzen, dass Wirtschaft und Gesellschaft im Sinne einer Sozialen Marktwirtschaft florieren. Das Gegenteil geschieht auch in diesen Monaten auf Landes-, Bundes- oder EU-Ebene.

Beispiel Lieferketten: Seit Januar 2023 sind Unternehmen mit Sitz in Deutschland und mehr als 3.000 Beschäftigten dazu verpflichtet, Verletzungen von Menschenrechten und Umweltstandards ihrer direkten Zulieferer zu identifizieren und wirksam zu bekämpfen. Dieses Risikomanagement fordert schon jetzt viele Betriebe stark, doch die EU will noch mehr: Auch Unternehmen mit nur 250 Beschäftigten sollen nach dem Entwurf der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) das Geschäftsgebaren ihrer Zulieferer und Kunden bis zum Rohstoff zurück überprüfen müssen. Eine Verschärfung, die das nationale Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) zu Makulatur macht und den Betrieben zusätzliche, kaum erfüllbare Lasten aufbürdet.

Beispiel Hinweisgeberschutz: Dem bürokratischen Übereifer der Ampelregierung hat die Mehrheit der Bundesländer eine Absage erteilt, denn der Gesetzentwurf geht weit über die Anforderungen der EU-Whistleblowing-Richtlinie hinaus. Auch sollen Unternehmen einen anonymisierten Meldekanal für Rechtsverstöße einrichten, ähnlich dem im LkSG vorgeschriebenen Beschwerdeverfahren. Warum lassen sich hier keine Synergien schöpfen, statt neue Parallelstrukturen zu schaffen? Ressourcenschonend geht anders.

Beispiel öffentliche Auftragsvergabe: Die im Koalitionsvertrag angekündigte Einführung eines Bundestariftreuegesetzes war Initialzündung für viele Landesparlamente, ihre eigenen Vorgaben zur Vergabe öffentlicher Aufträge neu zu regeln – in Mecklenburg-Vorpommern, in Bremen oder Schleswig-Holstein. Diese sollen nur noch an Unternehmen gehen, die tarifähnliche Löhne zahlen – und die in der Lage und willens sind, die zur Erfüllung aller Vergabeformalitäten erforderlichen Ressourcen bereitzustellen. So manchen Mittelständler wird dies von einer Bewerbung abhalten. Besonders regulierungswütig zeigt sich aktuell Hamburg. Dort sollen globale Verantwortung, gute Arbeit, Umwelt- und Klimaschutz zu Leitlinien der öffentlichen Auftragsvergabe gemacht werden. Leitfäden, Monitorings, Kompetenzstellen und Weiterbildungsangebote dürfen Verwaltung und Unternehmen fit machen für eine Strategie zur nachhaltigen Beschaffung. Wie lange wird das dauern? Was wird das kosten, wie viele Bürokratielasten werden folgen? Aktuellen Umfragen zufolge nehmen Betriebe die Dauer der Planungs- und Genehmigungsverfahren mittlerweile sogar als bedrohlicher wahr als Energiekrise, Inflation, Krieg, Fachkräftemangel oder Lieferkettenprobleme. Deshalb brauchen wir endlich echten Bürokratieabbau als Konjunkturprogramm zum Nulltarif.

Folkmar Ukena, Präsident NORDMETALL
„Wir brauchen endlich echten Bürokratieabbau.“
3 1 / 2023 Standpunkte NORDMETALL

Titel

Fachkräfte nach Deutschland holen

Die Ampelkoalition arbeitet an einem neuen Einwanderungsrecht. Ein verändertes System ist dringend nötig, wie Beispiele aus der Praxis zeigen. Zu langsam und zu kompliziert sind die Verfahren für Menschen aus Drittstaaten. S. 6

Tarifbindung

Wider den Alarmismus

In seiner Analyse „Innovative Tarifpolitik ansteuern“ räumt NORDMETALL-Hauptgeschäftsführer

Dr. Nico Fickinger mit drei Klischees zur Tarifbindung auf und bietet stattdessen drei Lösungen an. S. 12

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Fotos: Christian Augustin / NORDMETALL (Shutterstock/Infographics project) 2023
4 1 / 2023 Standpunkte NORDMETALL
Plus

Der promovierte Volkswirt Stefan Stenzel plädiert für eine Konsolidierung in der

S. 52

Fachkräftesicherung Neue Chance für Werften-Azubis

Sozialpartner setzen sich für den Nachwuchs der MV Werften in Stralsund ein – mit Erfolg. S. 20

Verband Presseschau 15 Fahrradleasing Dank Tarifvertrag nachhaltig und vergünstigt mobil 16 Hybride Zusammenarbeit Studie der FH Westküste in Kooperation mit NORDMETALL vorgestellt 24 Wir für Sie Folge 40: Unsere Frau für NORDGesundheit – Dr. Sylvia Neu 34 Mehrwert Verband Folge 71: Neuer Tarifvertrag in der Kontraktlogistik 36 Tarif Update Passgenaue Lösungen durch Tarifvertrag 43 Rubriken Made in Northern Germany – Silberbesteck 18 INSM – Aus der Hauptstadt 27 Grafik des Monats 35 Cartoon / Wirtschaftszitat 37 Panorama – Mit der Kraft des Windes 38 Menschen und Meldungen 40 Termine 51 Treffpunkt Nord 56 Kontakt zu NORDMETALL 59 Mein Standpunkt – Bremensien 60 Personenregister / Impressum 61 Kurz vor Schluss / Podcast 62 „Ich lese Standpunkte“ – Dirk Kienscherf 63 Thema Reportage Energie aus dem Fusionskraftwerk – Ein Besuch in Greifswald 28 NORDMETALL-Stiftung „lüttIng.“ gewährt Jugendlichen Einblicke in die Arbeitswelt 32 Face to Face Dr. Melanie Leonhard und Claus Ruhe Madsen 46 Termin beim Chef Warten
auf die Zeitenwende
Wehrindustrie.
Christian Augustin / Margit Wild 5 1 / 2023 Standpunkte NORDMETALL
Fotos:
Grafik: NORDMETALL (Shutterstock/Infographics project) Erwerbsmigration
AUFENTHALTSTITEL ZUSTIMMUNG
ENTGELTTABELLE 6 1 / 2023 Standpunkte NORDMETALL
DER LANGE WEG ZUM ARBEITSPLATZ
VISUM

Waleed Al Sheikh kam im Jahr 2012 als 22-Jähriger aus dem Jemen nach Deutschland, um in Oldenburg sein Studium „Engineering Physics“ aufzunehmen.

Als Student bekam der Nicht-EU-Bürger noch relativ problemlos einen Aufenthaltstitel. Das änderte sich jedoch, als er nach Abschluss seines Masterstudiums im Jahr 2020 beim Windkraftanlagenbauer Nordex aus Hamburg eine Arbeitsstelle antreten wollte.

Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis

„Wir hatten ihm bereits ein Arbeitsangebot gemacht und angenommen, dass einer zügigen Einstellung nichts im Wege stehen würde“, erinnert sich Constantin Fricke-Kniesberg aus der Abteilung People & Culture von Nordex. „Vor allem, weil Waleed schon zu der Zeit fließend Deutsch sprach und einen sehr guten Abschluss vorweisen konnte.“

Doch weder das Unternehmen noch der Ingenieur ahnten, welche Komplikationen sich im Umgang mit den Behörden ergeben sollten.

„Ich brauchte einen Aufenthaltstitel von der Ausländerbehörde, den ich aber nur dann bekommen konnte, wenn die Bundesagentur für Arbeit meinem Arbeitsvertrag zugestimmt hatte“, berichtet Al Sheikh. Dazu musste zunächst der Hochschulservice der Universität Oldenburg die Unterlagen des frisch gebackenen Ingenieurs an die Ausländerbe-

hörde weiterleiten. „Das war aber nicht so einfach, weil noch zwei Monate nach meinem Abschluss die Note meiner Masterarbeit fehlte“, sagt Al Sheikh.

Lange keine Auskunft

Als schließlich alle Unterlagen vollständig und zur Ausländerbehörde gesendet waren, passierte zunächst nichts. Mehrere Wochen wurden Unternehmen und Ingenieur im Unklaren gelassen, ob sich Ausländerbehörde oder Bundesagentur für Arbeit überhaupt mit dem Fall beschäftigen. Al Sheikh telefonierte häufig, immer mit wechselnden Gesprächspartnern und erhielt nach mehreren Wochen von der Ausländerbehörde schließlich die Auskunft, dass sein Antrag abgelehnt sei. Warum, könne man nicht sagen. Also nahm der Hochschulabsolvent Kontakt mit der Bundesagentur für Arbeit (BA) auf. Am Ende stellte sich heraus, dass ein Dokument, nämlich die Entgelttabelle, fehlte, um den Antrag positiv bescheiden zu können. Die Arbeitsagentur überprüft anhand vergleichbarer Gehälter, dem sogenannten Entgeltatlas, die Höhe des verhandelten Gehalts, um sicherzustellen, dass Lohndumping oder Diskriminierung ausgeschlossen werden können. In Al Sheikhs Fall monierte die BA das im Vertrag angebotene Salär. „Wir konnten dann anhand von Betriebsvereinbarungen und den von Nordex einheitlich festgelegten Ein-

7 1 / 2023 Standpunkte NORDMETALL
„Wer die Ärmel hochkrempeln will, der ist in Deutschland herzlich willkommen.“ So die optimistische Botschaft von Bundeskanzler Olaf Scholz während des Weltwirtschaftsforums in Davos Anfang dieses Jahres. Mit einem runderneuerten Einwanderungsrecht will die Ampelkoalition Fach kräfte aus Drittstaaten einfacher und schneller ins Land holen.

Oldenburg

gruppierungen für junge Akademiker nachweisen, dass alle Voraussetzungen für eine ordnungsgemäße Bezahlung vorliegen“, sagt Fricke-Kniesberg.

Dieses Ergebnis wurde aber erst auf Nachfrage und durch die Einschaltung von NORDMETALLExperten möglich. „Einen Tag vor Ablauf der Frist lag uns schließlich der positive Bescheid vor“, sagt Fricke-Kniesberg und fügt an: „Sowohl wir als Unternehmen als auch der Bewerber hingen monatelang in der Luft. Wir waren kurz davor, die Stelle anderweitig auszuschreiben.“

Behördenchaos nicht ungewöhnlich

Dieses Behördenchaos ist für Migrationsexperten nichts Ungewöhnliches. „Die Situation in den Behörden ist zum Teil wenig befriedigend“, sagt Anton Bauch, Syndikusrechtsanwalt bei NORDMETALL und dort für den internationalen Personaleinsatz zuständig. „Da ist von der personellen Ausstattung her sicherlich noch Luft nach oben. Das alleine ist aber nicht das Problem. Es hakt auch an Strukturen und dem digitalisierten Schnittstellenmanagement zwischen den vielen am Verwaltungsprozess beteiligten Behörden“, sagt der Experte.

Das stelle manchen Zuwanderungswilligen vor große Probleme. „In der Regel muss die Fachkraft aus einem Drittstaat, die in Deutschland arbeiten möchte, zunächst in der Botschaft vor Ort ein Visum beantragen. Der Antrag wird nach Deutschland gesendet, dort muss die Bundesagentur für Arbeit zustimmen und die Ausländerbehörde eben-

falls prüfen. Zur Berufsanerkennung wird eine weitere Behörde beteiligt“, sagt Bauch. In kurzen, für die ausländsiche Fachkraft und den künftigen Arbeitgeber zumutbaren Zeiträumen funktioniere so etwas nicht. Das in der letzten Gesetzesnovelle geschaffene Instrument des „beschleunigten Fachkräfteverfahrens“ sei zwar lobenswert, könne aber prozessuale Defizite im Verwaltungmanagement nicht „wegzaubern“, so Bauch.

Bottleneck-Visum

Erschwerend komme hinzu, dass Anträge nicht digital, sondern in Papierform von Amt zu Amt gesendet werden. „In diesen Bereich müsste Deutschland dringend investieren“, fordert Thomas Liebig, Leitender Ökonom in der Abteilung für Internationale Migration der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Er hat den Visum-Bereich im Ursprungsland und die Behördenausstattung in Deutschland als „Bottleneck“ im Migrationsverfahren ausgemacht. Dennoch sei Deutschland für viele Fachkräfte aus dem Ausland sehr attraktiv, so Liebig. Das habe eine Umfrage der OECD unter 30.000 High Potentials im Ausland ergeben. Allerdings nehme der Wettbewerb um diese Fachkräfte zu. „Fachkräftemangel gibt es nicht nur in Deutschland, sondern zunehmend auch in vielen anderen Ländern.“

Deutschland müsse sicherstellen, dass die administrativen Zahnräder wieder ineinandergreifen und Prozesse durch Digitalisierung beschleunigt wer-

Grafik: NORDMETALL (Shutterstock/Infographics project), Foto: Nordex
Musste nach seinem Studienabschluss in „Engineering Physics“ an der Universität
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für seinen Aufenthaltstitel kämpfen: Waleed Al Sheikh aus dem Jemen an seinem Arbeitsplatz beim Windkraftanlagenbauer Nordex in Hamburg.

den. „Deutschland steht mit anderen Ländern im Wettbewerb um Fachkräfte und kann es sich nicht leisten, durch schlechte administrative Rahmenbedingungen im OECD-Ranking der attraktiven Standorte noch weiter zurückzufallen“, sagt Bauch. Grundsätzlich müsse man Arbeitgebern mehr Verantwortung etwa bei der Einschätzung der Sprachkenntnisse oder der beruflichen Eignung einräumen. Gerade Berufe, die in Deutschland nicht reglementiert sind, bedürften keiner aufwendigen administrativen Berufsanerkennung, so Bauch.

Veränderungen am System nötig

Veränderungen am System sind dringend nötig, denn Deutschland braucht Zuwanderung. An allen Ecken und Enden mangelt es an Fachkräften. Rund sieben Millionen Arbeitskräfte, so prognostiziert es das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), könnten dem deutschen Arbeitsmarkt bis zum Jahr 2035 fehlen. Schon heute ist klar: Allein mit Fachkräften aus dem Inland wird Deutschland den wachsenden Bedarf nicht decken können. Bereits im vergangenen Jahr wurden von den rund 642.000 neuen sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen 437.000 mit Menschen aus dem Ausland besetzt. 129.000 kamen von außerhalb der EU, also aus Drittstaaten.

Nach jahrelangen Diskussionen und aufgrund des sich zuspitzenden Fachkräftemangels hat die Politik sich nun auf ein Eckpunktepapier zur Fachkräfteeinwanderung verständigt. Es soll das seit 2020 geltende Fachkräfteeinwanderungsgesetz reformieren und auf eine neue Basis stellen. Zentrale Elemente der Reform sind die „Fachkräftesäule“, die „Erfahrungssäule“ und die „Potenzialsäule“. Fach-

Kontakt für Mitglieder:

Empfiehlt bessere Ausstattung der Visumsstellen: Thomas Liebig, Leitender Ökonom in der Abteilung für Internationale Migration der OECD.

kräfte sollen weiterhin das Rückgrat der Erwerbsmigration nach Deutschland bilden, Abschlüsse aus dem Ausland leichter anerkannt werden können. Aber auch ohne formale Ausbildungsanerkennung sollen Menschen einwandern können, die mindestens eine zweijährige Berufserfahrung mitbringen und einen Berufs- oder Hochschulabschluss haben, der im Herkunftsland gültig ist. Potenzialsäule meint, dass Menschen beispielsweise mit exzellenten Deutschkenntnissen der Aufenthalt zur Suche eines Arbeitsplatzes ermöglicht werden soll.

Einwanderungsland Deutschland

„Dieser Gesetzentwurf stellt zum ersten Mal einen ganzheitlichen Ansatz dar, der einen Aufbruch in der Erwerbsmigration markiert“, sagt Carl-Julius

Cronenberg, Sprecher für Mittelstand und Freihandel der FDP-Bundestagsfraktion. Deutschland, so Cronenberg, sei ein Einwanderungsland und brauche ein modernes Einwanderungsrecht. Das vorliegende Eckpunktepapier, das inzwischen zu einem Gesetzentwurf weiterentwickelt worden ist, könne

Anton Bauch Internationaler Personaleinsatz, Syndikusrechtsanwalt

Tel.: 040 6378-4227, E-Mail: bauch@nordmetall.de

Loraine Awizus Bildung, Arbeitsmarkt, Fachkräfte

Tel.: 040 6378-4212, E-Mail: awizus@nordmetall.de

Fotos: Christian Augustin, Viola Lopes
9 1 / 2023 Standpunkte NORDMETALL

einen Beitrag dazu leisten. Entscheidende Erfolgsfaktoren aus seiner Sicht seien erleichterter Spracherwerb, zügigere Visumsanträge und Digitalisierung der Abläufe. „Noch dauert es viel zu lang, die Visa zu bearbeiten, deshalb ist die Digitalisierung bei der Beschleunigung der Prozesse wichtig“, sagt der Politiker, der auch eine verbesserte Willkommenskultur in Deutschland anmahnt.

Willkommen – das steht beim 2021 in der Hansestadt Hamburg gegründeten Hamburg Welcome Center (HWC) nicht nur im Titel, sondern ist auch programmatisch gemeint. Das HWC fungiert als zentrale Ausländerbehörde des Stadtstaats und ist Anlaufstelle für alle Fachkräfte aus Drittstaaten, die in Hamburg arbeiten wollen. „Es wendet sich sowohl an Unternehmen mit Fachkräftebedarf als auch an potenzielle Fach- und Führungskräfte aus dem Ausland“, sagt Florian Käckenmester. Er ist Referatsleiter im Amt für Migration der Hamburger Innenbehörde und als solcher verantwortlich für das Hamburg Welcome Center.

„Wir erteilen Aufenthaltstitel, kümmern uns um Einreiseangelegenheiten, beraten zum Aufenthaltsrecht und wenden das beschleunigte Fachkräfteverfahren an“, zählt er auf. Das kostet 411 Euro, reduziert aber den ansonsten mindestens vier Monate währenden Anerkennungsprozess auf zwei Monate. Das HWC prüft alle aufenthaltsrechtlichen Voraussetzungen, setzt sich mit den Anerkennungsstellen auseinander, holt die Zustimmung

der Bundesagentur für Arbeit ein und akzeptiert in der Regel auch englische Unterlagen. Seit seiner Gründung hat das Center mehr als 600 Verfahren auf diese Art und Weise durchgeführt.

Geflüchtete in Arbeit bringen

Ein Eckpunktepapier der CDU/CSU-Bundestagsfraktion weist darauf hin, dass in Deutschland mehr als eine halbe Million anerkannter Flüchtlinge leben, die Sozialleistungen des Staates erhalten. Hier liegen nach Meinung der Politiker erhebliche Möglichkeiten, um die Zahl der Arbeits- und Fachkräfte in Deutschland zu erhöhen.

Zu der Gruppe der Flüchtlinge gehört auch Rafat Alani. Der 31-jährige angehende Wirtschaftsingenieur kam im Juli 2015 gemeinsam mit seinem Bruder aus dem Bürgerkriegsland Syrien nach Deutschland. Ursprünglich wollte er nach Norwegen, weil er dort sein Studium zum Erdölingenieur fortsetzen wollte, das er bereits in Damaskus begonnen hatte. Doch er blieb in Deutschland, lebte anfangs in einer Notunterkunft, brachte sich unter widrigen Umständen Deutsch bei und bereitete sich in einem Studienkolleg ein Jahr auf die Uni vor. 2018 erhielt Rafat Alani eines von 18 Stipendien des Studierendenwerks Hamburg. Es unterstützt Menschen, die ihr Studium aus besonderen Lebenslagen heraus erfolgreich absolvieren. Obwohl Alani sehr schnell Deutsch gelernt und sich relativ gut zurechtgefunden hat, sagt er rückblickend, dass die deutsche Bü-

Thiemo Illmer (l.) vom Talents Acquisition Team von Philips arbeitet seit 2021 mit dem 31-jährigen syrischen Werkstudenten Rafat Alani im Refugee Programm des Konzerns zusammen.
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Grafik: NORDMETALL (Shutterstock/Infographics project), Foto: Philips Medical Systems

rokratie ihn oft überfordert habe. „Bundesamt für Migration, Ausländerbehörde, Bundesagentur für Arbeit – ich wusste nicht, an wen ich mich richten sollte und wer für mich zuständig ist“, sagt er. Eine Plattform, die sich um die Flüchtlinge kümmert, die ihnen bei den Behördenbesuchen hilft und sie unterstützt – das wäre damals gut für ihn gewesen, meint Rafat Alani heute. Er hat es allein geschafft und engagiert sich heute für andere Flüchtlinge. Als Werkstudent bei Philips Medical Systems ist er Teil des sogenannten Refugee Programms von Philips. Thiemo Illmer aus dem Talents Acquisition Team des Unternehmens erläutert: „Philips möchte mit dem Programm die Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt ermöglichen. Wir bieten Schulungs- und Mentoringprogramme an und sorgen so dafür, dass sich Geflüchtete in unsere Belegschaft integrieren können.

Rafat ist seit 2021 dabei und treibt die Initiative aktiv mit voran.“ Der Prozess der Integration sei sowohl für Flüchtlinge als auch für Nicht-EUBürger noch immer sehr kompliziert, meint Alani.

„Ich möchte dazu beitragen, dass die Integration besser funktioniert. Deshalb mache ich im Refugee-Programm mit.“

Insgesamt will Philips in den Niederlanden und in Deutschland 100 Flüchtlingen bis zum Jahr 2024 einen Arbeitsplatz bieten. Rafat Alani ist zurzeit als Werk-

student im Unternehmen aktiv und schreibt paralell an seiner Masterarbeit. Er hofft, dass er nach seinem Abschluss als Wirtschaftsingenieur einer dieser Mitarbeiter sein wird.

Vorbildliche Initiative

Dass Integration und Fachkräftezuzug auch aufgrund privater Initiativen funktionieren kann, zeigt ein außergewöhnliches Beispiel aus Zarrentin in Mecklenburg-Vorpommern. Dort engagiert sich der Unternehmer Jörg Reimer seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs für Kriegsflüchtlinge. Der Chef des Verpackungsmaschinenbauers Variovac holte in enger Zusammenarbeit mit Zarrentins Bürgermeister und befreundeten Unternehmen der Region innerhalb weniger Monate 100 Personen in die Region. Weil Reimer keine Flüchtlingsheime schaffen, sondern den Menschen ein neues Zuhause bieten wollte, wurden kurzerhand 25 Wohnungen angemietet und zum Teil renoviert. Auch bei Registrierung, Schulanmeldung, Jobsuche und Freizeitgestaltung half er und animierte so auch andere Unternehmen zu eigenen Hilfeleistungen. Inzwischen hat das Unternehmen eine eigene Stiftung gegründet, die die Hilfe nachhaltig fortführen soll. Das außerordentliche Engagement blieb nicht ohne Folgen: Die Gemeinde Zarrentin hat Jörg Reimer zum Ehrenbürger der Stadt ernannt. Lothar Steckel

Erwerbsmigration – Verbandsposition

Im März 2023 hat sich das Bundeskabinett mit Entwür fen für ein Gesetz und eine Verordnung zur Weiterentwicklung der Fachkräfteeinwanderung (FEG) befasst. Die vorgelegten Entwürfe verbessern den bestehenden Rechtsrahmen, gehen aus Sicht von NORDMETALL an vielen Stellen jedoch nicht weit genug. So werden die beteiligten Behörden nicht umhinkommen, die Verwaltungsverfahren zügig zu digitalisieren und zu zentralisieren . Ein einfaches, planbares Vorgehen, das vom Zuwanderer her gedacht und auch in englischer Sprache möglich ist, kann dazu beitragen, Verfahren wirkungsvoll zu beschleunigen. Dazu gehört auch, die Verfahren zu Asyl und Erwerbsmigration künftig zu trennen . Aus Sicht der Arbeitgeberverbände könnten vor allem kleine und mittelständische Betriebe bei der Suche nach geeig-

neten Fachkräften aus Drittstaaten entlastet werden, indem Fachkräfteeinwanderung auch in Zeitarbeit ermöglicht wird. Das sieht der Kabinettsentwurf nicht vor. Zeitarbeitsunternehmen verfügen jedoch über langjährige Erfahrung bei der Auswahl, Betreuung und Weiterbildung von Menschen aus dem Ausland. Zudem wirkt NORDMETALL darauf hin, dass die Mitteilungspflicht für den Arbeitgeber nach § 4a Aufenthaltsgesetz im Zuge der Novelle des FEG gestrichen oder zumindest praxistauglich umgestaltet wird. Eine Mitteilung über das vorzeitige Ende einer Beschäftigung, aufgrund derer ein Aufenthaltstitel erteilt wurde, muss innerhalb von vier Wochen ab Kenntnis der Beendigung die zuständige Ausländerbehörde erreichen. Geschieht dies nicht, können Unternehmen mit Bußgeldern von bis zu 30.000 Euro belangt werden. BiB

11 1 / 2023 Standpunkte NORDMETALL

Innovative Tarifpolitik ansteuern

Analyse

Eine hohe Tarifbindung ist ein hehres politisches Ziel. Doch wer es erreichen will, muss einen anderen Kurs einschlagen. Schon gar nicht darf er sich von interessengesteuertem Alarmismus treiben lassen.

An einer hohen Tarifbindung wird die moderne Arbeitswelt genesen – so lautet eines der noch einzulösenden politischen Heilsversprechen: In Brüssel haben sich Parlament und Rat deshalb auf eine Richtlinie geeinigt, nach der jeder Mitgliedstaat dafür Sorge tragen soll, eine tarifvertragliche Abdeckung von mindestens 80 Prozent sicherzustellen. Auch in Berlin hat sich die Ampelkoalition dem Ziel verschrieben, die Tarifbindung zu stärken – unter anderem, indem sie öffentliche Aufträge des Bundes nur an tarifgebundene Firmen vergeben und die Zuwanderung aus Drittstaaten an die Einhaltung von Tarifverträgen binden will. Begründung: Man müsse dafür sorgen, dass der Rückgang der Tarifbindung gestoppt, überall fair entlohnt und ein Unterbietungswettbewerb durch billige ausländische Arbeitskräfte verhindert werde.

Schon dieses Mandat, das die Politik unzulässigerweise an sich reißt, fußt auf falschen Annahmen: Erstens droht in Zeiten von Fachkräftemangel und hoher Inflation beim Lohn kein Unterbietungs-, sondern ein Überbietungswettbewerb. Zweitens ist, zumindest in der Metall- und Elektroindustrie, kein besorgniserregender Rückgang der Tarifbindung zu beobachten. Vielmehr ist dort die Zahl der Beschäftigten, die vom Flächentarif erfasst werden, seit Jahren nahezu stabil (siehe Grafik S. 14). Drittens sind 80 oder 100 Prozent Tarifbindung keine geeignete Zielgröße und wurden auch in der M+E-Industrie seit mehr als 100 Jahren noch nie erreicht. Eine so hohe Abdeckung wäre nur bei einer Pflichtmitgliedschaft möglich (und besteht derzeit nur in der Zeitarbeit, die aber paradoxerweise von den Gewerkschaften

besonders verunglimpft wird). In freiwillig verfassten Organisationen – ob Kirchen, Parteien oder Gewerkschaften – ist dagegen Mitgliederschwund als Korrekturmechanismus unerlässlich, also kein Systemfehler, sondern geradezu systemimmanent.

Doch der Politik fehlt nicht nur das Mandat, in die Tarifautonomie einzugreifen, ihr fehlt auch die richtige Lösung. Was sie vorschlägt, ist schädlich, willkürlich und kontraproduktiv: Schädlich, weil eine hundertprozentige Tarifbindung in der stark exportorientierten M+E-Industrie wegen des daraus folgenden Kostenschubs zu einem Wegfall von 350.000 Arbeitsplätzen und zur Aufgabe von jedem fünften mittelständischen

Betrieb führen würde. Das haben die Kölner Wissenschaftler von IW Consult schon für das Basisszenario errechnet. Willkürlich, weil „gute Arbeit“ je nach Branche anders definiert wird. So schreibt der Flächentarif der chemischen Industrie, der allgemein als vorbildlich eingestuft wird, eine tarifliche Wochenarbeitszeit von 37,5 Stunden fest. Bei Beamten, auch nicht gerade als ausgebeutete Spezies verschrien, sind sogar 40 und mehr Wochenstunden zumutbare Pflicht. Die IG Metall dagegen, nur weil sie einmal die 35-Stunden-Woche erkämpft

„In der Chemie gelten 37,5 Stunden als vorbildlich, bei M+E würden schon 36 Stunden als skandalöse Ausweitung bekämpft.“
Dr. Nico Fickinger
Fotos: shutterstock /
13 1 / 2023 Standpunkte NORDMETALL
Dr. Nico Fickinger, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbands NORDMETALL
Karasenko Max, Christian Augustin

Mitglieder im Tarifverband

Mitglieder im Verband ohne Tarif

Beschäftigtenentwicklung in den Tarifträgerverbänden der Metall- und Elektroindustrie; Anzahl der Beschäftigten in Mitgliedsfirmen. Quelle: Gesamtmetall, Zahlen 2020.

hat, würde schon 36 Stunden als skandalös geißeln. Kontraproduktiv, weil der Anreiz, sich in Arbeitgeberverbänden zu organisieren, schwindet, je stärker die Arbeitsbeziehungen und Vergütungsbedingungen vom Staat geregelt werden. Mit ihren Eingriffen in die Tarifautonomie verschärft die Politik also das Trittbrettfahrertum, das sie eigentlich bekämpfen will, und schwächt jene Sozialpartner, die sie lieber stärken sollte.

Dabei läge die Lösung so nahe:

1. Der Flächentarif muss attraktiver werden. Firmen, die den Flächentarif anwenden, müssen daraus weiteren Nutzen ziehen können, jenseits der bekannten, aber oft nicht als solche erkannten Vorteile. Schon die bestehenden Erleichterungen aber können – im Fall tariflicher Öffnungsklauseln – oft nur mühsam erschlossen werden oder kehren sich mitunter sogar ins Gegenteil um: Wer den Flächentarif anwendet, hat weniger Möglichkeiten als vorher. Und zum Dank werden die Unternehmen, die bereits tarifgebunden sind, in den regelmäßigen Entgelttarifrunden auch noch besonders intensiv bestreikt. Es geht also um ein Umdenken – auf beiden Seiten: Die Arbeitgeber müssen (schmerzhaft) erkennen, dass als Alternative zur Tarifbindung nicht die Tariffreiheit lockt, sondern die politische Regulierung der Arbeitswelt

droht. Die Gewerkschaften wiederum müssen Tarifbindung neu definieren und eine größere Vielfalt an Lösungen akzeptieren.

2. Die IG Metall sollte daher den Begriff der Tarifbindung breiter interpretieren. In der Praxis gesteht sie bisher nur Haustarifen – die bestenfalls die Flächenregelungen anerkennen – eine gewisse Existenzberechtigung zu. Ergänzungstarife dagegen werden bloß als befristet zu ertragende Abweichungen vom eigentlichen Ziel des Flächentarifs hingenommen. Doch die Arbeitswelt wird weder am Wesen des Flächentarifs genesen noch an Mindestlöhnen und Vergabegesetzen, sondern allein an zeitgemäßen, innovativen Regelungen der Sozialpartner. Warum also nicht für einzelne Branchen abgespeckte Vertragswerke oder für kritische Themen unterschiedliche Module anbieten? Müssen im Büro, in der Werkshalle, im Vertrieb und auf Montage überall die gleichen Arbeits- und Ruhezeitregeln gelten?

3. Am Ende überschattet die Debatte um die Tarifbindung das eigentliche Problem: die Frage nämlich, wie sich Großorganisationen neu erfinden können, um in radikalen gesellschaftlichen und technologischen Umbruchzeiten ihre Bindekraft gegenüber Mitgliedern aus den bald dominierenden Generationen Y und Z neu zu begründen. Dr. Nico Fickinger

1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 3.500.000 3.000.000 2.500.000 2.000.000 1.500.000 1.000.000 500.000 0
Anzahl Mitglieder
14 1 / 2023 Standpunkte NORDMETALL

Nachhaltig mobil und steuerlich vergünstigt

Die Freude ist groß bei Kristin Sudeck, als sie Anfang März ihr nagelneues Rennrad in Empfang nimmt. Die Assistentin der Geschäftsführung von BAADER , dem Lübecker Weltmarktführer von Hochleistungsmaschinen für die Nahrungsmittelindustrie, gehört zu den ersten Nutzerinnen der Betriebsvereinbarung zum Fahrradleasing. Diese wurde von der Geschäftsführung und dem Betriebsrat Ende 2022 unterschrieben.

Instrument der Entgeltumwandlung

Die dahinter stehende Idee ist so einfach wie bestechend: Arbeitgeber bieten ihren Beschäftigten an, ein Fahrrad oder E-Bike zu attraktiven Konditionen zu nutzen. Das Unternehmen least das Rad bei einem Drittanbieter. Die Fahrrad- Rate wird vom Bruttogehalt im Rahmen der sogenannten Entgeltumwandlung eingezogen. Vorteil für die Beschäftigten: Das steuer- und sozialver-

Immer mehr Mitgliedsunternehmen nutzen den „Tarifvertrag Fahrradleasing“ und immer mehr Mitarbeiter machen mit.
Verband
16 1 / 2023 Standpunkte NORDMETALL
Fotos: Christian Augustin

sicherungspflichtige Entgelt verringert sich, nur der geldwerte Vorteil in Höhe von 0,25 Prozent des Listenpreises muss versteuert werden.

„Seit Abschluss der Betriebsvereinbarung habe ich immer wieder mal nachgefragt, wann es losgeht“, berichtet Kristin Sudeck. Mit ihrer Vorfreude war sie nicht allein, auch viele andere BAADER-Beschäftigte fieberten dem Start des Programms entgegen. „Erste Impulse zu dieser Aktion kamen aus der Belegschaft“, sagt Betriebsratsmitglied Dennis Suelflohn. Das Mitarbeiter-Gremium startete eine Unterschriftenaktion, die die Gewerkschaft aufforderte, mit den Arbeitgebern eine entsprechende tarifliche Vereinbarung zu schließen. Die folgte dann Mitte 2022 mit dem Abschluss des von NORDMETALL und IG Metall Küste geschlossenen „Tarifvertrags zur Entgeltumwandlung zum Zweck des Fahrradleasings“.

BAADER legt 20 Euro drauf

„Der Tarifvertrag setzt den Rahmen für den Abschluss unserer Betriebsvereinbarung“, sagt BAADER Vice President Human Resources Marc Hamer. „Auf der Grundlage konnten wir als Arbeitgeber einen Fahrradleasing-Dienstleister suchen und den gesamten Antragsund Entgeltumwandlungsprozess gestalten.“ Dabei

Tarifvertrag sei Dank: Kristin Sudeck von BAADER freut sich über ihr Leasing-Rad, für das sie jeden Monat einen Teil ihres Entgelts umwandelt.

17 1 / 2023 Standpunkte NORDMETALL

Bereits am ersten Tag wollten mehr als 60 Beschäftigte der 600-köpfigen BAADERBelegschaft am Standort Lübeck das Fahrradleasing über ihren Betrieb nutzen. Geschäftsführungsassistentin Kristin Sudeck ist eine von ihnen.

achteten die Personaler darauf, den Prozess so schlank wie möglich zu halten. „Die Mitarbeiter können sich mit einem QR-Code auf einer Onlineplattform registrieren und erhalten einen Portalzugang, mit dem sie einen Partnerhändler frei auswählen und aufsuchen können.

Bei ihm konfigurieren sie ihr Rad“, sagt Hamer. Der Händler erfasst die Daten und übermittelt die Leasingrate an den Arbeitgeber. „Nur der Vertrag zur Entgeltumwandlung muss noch in Papierform bei uns eingereicht werden“, erklärt der Personalverantwortliche. Die Verträge laufen drei Jahre lang. Die monatliche Netto-Leasingrate darf 250 Euro nicht überschreiten. BAADER hat die Vereinbarung freiwillig erweitert und bezuschusst die monatliche Brutto-Leasingrate mit 20 Euro pro Beschäftigtem. „Wir wollen die Gesundheit unserer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer fördern und zugleich unsere Attraktivität als Arbeitgeber steigern“, betont Hamer.

Der Erfolg der Aktion hat sogar die Initiatoren überrascht. Bereits am Tag nach Inkrafttreten des Programms hatten sich 61 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angemeldet. Betriebsratsmitglied Suelflohn schätzt, dass bis zu 30 Prozent der 600-köpfigen Belegschaft am Standort Lübeck das Angebot nutzen werden.

Zeppelin AIS zahlt Versicherung

Die Gesundheit der Beschäftigten liegt auch der Geschäftsführung der Zeppelin Aviation & Industrial Service (AIS) am Herzen. Die Firma gehört zum weltweit tätigen Zeppelin Konzern aus Friedrichshafen und ist in der Herstellung, Instandhaltung und Werkstoffprüfung für die Luft- und Raumfahrtindustrie aktiv. Zeppelin AIS beschäftigt an den Standorten Hamburg, Friedrichs-

18 1 / 2023 Standpunkte NORDMETALL
Grafik: iStock / mathisworks, Foto: Christian Augustin

hafen und St. Augustin rund 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. „Das Fahrradleasing passt ausgezeichnet in unser Gesundheits- und Fitnessangebot“, sagt Zeppelin AIS-Geschäftsführerin Kerstin Kleemann. Sie begrüßt es sehr, dass ihr Unternehmen inzwischen eine Betriebsvereinbarung zum Fahrradleasing abgeschlossen hat. Noch sei das Programm zwar nicht gestartet, aber „wir stehen kurz davor“, erklärt sie. Sie schätzt, dass mehr als zehn Prozent der Belegschaft das Angebot wahrnehmen werden. „Ich denke selbst darüber nach, mir ein E-Bike zu leasen“, verrät sie.

Die Beschäftigten können aus einem großen Pool an Fahrrädern zwischen 499 und 4.999 Euro auswählen. Eine Rundumschutzversicherung, die zum Beispiel bei Diebstahl oder einem Unfall greift, ist mit enthalten. Sie wird vom Konzern mit fünf Euro pro Monat pauschal bezuschusst, sodass die Versicherung in vielen Fällen bereits ohne Mehrkosten abgedeckt ist.

KS Gleitlager mit Rundum-Sorglos-Paket

Die Papenburger Rheinmetall-Tochter KS Gleitlager bietet ihren rund 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern seit Beginn des Jahres ähnliche Konditionen an wie die anderen Unternehmen. „Wir haben mit einem bundesweit aktiven Dienstrad-Leasinganbieter einen Vertrag abgeschlossen, der mit einem großen Händlernetz in ganz Deutschland zusammenarbeitet“, sagt Personalreferent Jürgen Bösing. Über die Website des Dienstleisters können sich die Beschäftigten einloggen, einen Händler aussuchen und dann ihr künftiges Rad konfigurieren.

Die Preisspanne für ein Fahrrad oder E-Bike liegt bei KS Gleitlager zwischen 1.000 und 8.000 Euro, der Leasingvertrag wird für eine Dauer von drei Jahren geschlossen. „Die Nettomonatsrate darf 250 Euro nicht übersteigen“, sagt Bösing. Dafür dürfen im Einzelfall auch zwei Räder geleast werden. „Für die Partnerin oder den Partner etwa“, fügt er an. Die gesparten Sozialversicherungsbeiträge investiert das Unternehmen

in eine Komplettversicherung der Räder. „Wir bieten das Rundum-sorglos-Paket“, sagt der Personaler. Dazu gehören zum Beispiel die Vollkaskoversicherung ohne Selbstbeteiligung und die einmal pro Jahr anfallende Wartung des Fahrrads. Das Angebot kommt gut an. Inzwischen haben mehr als zehn Prozent der Belegschaft ein Leasingrad geordert. „Wir gehen davon aus, dass es im Laufe des Jahres noch wesentlich mehr Interessierte geben wird“, so Bösing.

tkMS erwartet hohe Beteiligung

Mit einer ähnlich hohen Beteiligung rechnet auch Oliver Setzer, Head of HR Projects & Stakeholdermanagement bei thyssenkrupp Marine Systems (tkMS) in Kiel. Der Werftenverbund hat die Konzernbetriebsvereinbarung des Mutterunternehmens übernommen und ist seit Kurzem mit seinem Fahrradleasing-Programm am Start. „Im Mai werden die ersten Fahrräder ausgeliefert“, hofft der Personalexperte. „Die Leasingrate darf 150 Euro im Monat nicht übersteigen und der Vertrag wird auf drei Jahre abgeschlossen“, sagt Setzer. Er erwartet, dass allein in Kiel bis zu 50 Prozent der 3.600 Mitarbeiter starken Belegschaft ein Rad im Rahmen eines Überlassungsvertrags nutzen werden. Ein wesentlicher Faktor bei der Ausgestaltung der Betriebsvereinbarung ist die sogenannte Störfallproblematik, also Zeiten, in denen kein Entgelt bezogen wird oder der Arbeitnehmer das Unternehmen frühzeitig verlässt. „tkMS sieht dann zwei Möglichkeiten vor: Entweder übernimmt der Mitarbeiter oder die Mitarbeiterin das Rad zum Restwert oder unser Dienstleistungsunternehmen nimmt das Bike ohne zusätzliches Entgelt zurück“, sagt Setzer. „Wir möchten jedoch diese Fälle möglichst vermeiden“, fügt er hinzu. Auch BAADER im benachbarten Lübeck will solche Umstände ausschließen und hat diese Fälle in der Betriebsvereinbarung geregelt. Lothar Steckel

Geschäftsführerin, Zeppelin Aviation & Industrial Service
19 1 / 2023 Standpunkte NORDMETALL
Fotos: TKMS, privat

Neue Chancen nach der Insolvenz

Das Aus für die MV Werften Anfang 2022 hat den Arbeitsmarkt in Mecklenburg-Vorpommern durchgerüttelt – und die Sozialpartner in ihrem Engagement für Auszubildende und dual Studierende einander nähergebracht. Ein Rückblick.

Beruflich gibt es für Axel Zajac nichts Schöneres, als auf einer Werft zu arbeiten. Schon früh begeisterte sich der gebürtige Schweriner für alles Maritime. Mit 19 Jahren heuerte der heute 31-Jährige für eine Ausbildung zum Mechatroniker auf einem Schiff an und verbrachte mehrere Jahre als Auslandsmonteur im maritimen Sektor. Schließlich begann Zajac an der Fachhochschule Stralsund und bei den MV Werften ein duales Maschinenbaustudium. Das war im Herbst 2018. Zwei Jahre später hatte die Corona-Pandemie die Welt und mit ihr die Werften fest im Griff. Genting Hong Kong, Besitzer der MV Werften seit 2016, konnte Banken und Gläubiger nicht mehr bedienen. Im Januar 2022 meldeten die MV Werften Insolvenz an.

„Es war ein absehbares Aus“, sagt Zajac. Absehbar, aber deshalb nicht weniger schmerzhaft. „Ich stand damals kurz davor, meine Bachelorarbeit zu schreiben und wusste plötzlich nicht, wie es für mich weitergehen sollte“, erinnert sich der Student. Mit ihm hatten rund 80 andere junge Leute an den Standorten Rostock, Wismar und Stralsund von heute auf morgen keine berufliche Perspektive mehr. Anders als für ausgelernte Fachkräfte gibt es für Auszubildende und dual Studierende im Insolvenzfall keine Möglichkeit, in eine Transfergesellschaft zu wechseln (siehe Kurzinterview auf S. 22).

Auf Drängen der Sozialpartner NORDMETALL und IG Metall Küste stellte die Landesregierung Mecklenburg-Vorpommern dem Insolvenzverwalter in einem ersten Schritt Gelder aus dem „MV-Schutzfonds“ bereit. Damit sollte ein massenhafter Ausbildungsabbruch abgewendet werden. Der Fonds war im Herbst 2020 von der damaligen schwarz-roten Landesregierung ins Leben gerufen worden, um die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie abzufedern – für die Azubis der MV Werften zwei Jahre später ein Segen.

Sozialpartner engagieren sich

In einem zweiten Schritt warben IG Metall und NORDMETALL bei ihren Mitgliedern darum, Azubis und Dualis von den MV Werften zu übernehmen. „Mit unserem Zukunftspool haben wir seit einigen Jahren das ideale

Fachkräftesicherung
20 1 / 2023 Standpunkte NORDMETALL

Instrument, um frei werdende Fachkräfte in der M+E-Branche zu halten“, sagt Peter Golinski, Geschäftsführer Bildung, Arbeitsmarkt, Fachkräfte bei NORDMETALL. Der Verband pflegt intensive Beziehungen zu den Personalleitungen seiner Mitgliedsunternehmen und bietet ihnen mit zukunftspool.me eine exklusive Plattform, um frühzeitig sinkenden oder steigenden Personalbedarf anzuzeigen. „Dadurch können die Personaler den Beschäftigten gezielte Hinweise auf frei werdende Stellen geben, auf die sie sich bewerben können“, sagt Golinski. Dieses belastbare Netzwerk habe entscheidend dazu beigetragen, die jungen Leute in der M+E-Industrie und in Mecklenburg-Vorpommern zu halten. Heiko Messerschmidt, bei der IG Metall Bezirksleitung Küste für Maritime Wirtschaft, Politik und Presse zuständig, gibt sich zurückhaltender. Das Ergebnis sei „unter den Umständen erfolgreich“, so der Gewerkschafter. Er hätte sich für die Auszubildenden eine Perspektive am jeweiligen Standort gewünscht – und das in einem tarifgebundenen Unternehmen. Das sei aber am Standort Stralsund in den meisten Fällen nicht möglich gewesen. Anders in Rostock: Hier übernahm das Marinearsenal der Bundeswehr alle 18 Azubis. In der dortigen Ausbildungswerkstatt sind auch die Ausbilder weiter beschäftigt. In Wismar integrierte thyssenkrupp Marine Systems im August 2022 Ausbilder und 36 Azubis. In Stralsund gelang es dem Insolvenzverwalter

Fingerfertigkeit wird in der Industrie auch von angehenden Akademikern verlangt: Bachelorstudent Axel Zajac zeigt an einer noch ausgeschalteten Drehbank in der Ausbildungswerkstatt der Peene-Werft, wie ein Zylinder geformt wird.

nicht, die Stadt und die neuen Pächter des MV-Werften-Geländes davon zu überzeugen, die 24 Auszubildenden zu übernehmen. Mithilfe der Sozialpartner stellte er daraufhin eine Liste potenziell interessierter Ausbildungsbetriebe zusammen.

Viel gelernt in kurzer Zeit

Mit dieser Liste in der Hand machten sich auch die angehenden Elektroniker für Betriebstechnik Oliver Breitsprecher, Tom Huber und Ole Voss auf die Suche. Fündig

Margit Wild
Fotos:
Virginie Gruchow Personalreferentin DIM Industrieservice Nord DIM Industrieservice Nord
21 1 / 2023 Standpunkte NORDMETALL

wurden sie in Rostock beim DIM Industrieservice Nord, einem Spezialisten für die Wartung, Instandsetzung und Montage industrieller Anlagen. Geschäftsführer

Peter Goldfisch: „Im Laufe der Jahre haben wir immer wieder gute Leute an die MV Werften verloren.“ Neue zu finden, sei nicht einfach. Deshalb bilde der Betrieb seit seiner Gründung 1994 konsequent eigenen Nachwuchs aus. Aktuell beschäftigt DIM an vier Standorten rund 20 Auszubildende. Dass jetzt so viele junge Leute von den MV Werften Interesse an einer Tätigkeit für DIM haben, freut Goldfisch: „Wir sehen uns bestätigt, in dem, was wir tun.“

Industriemechaniker Leon Knappe war schon Monate vor der Werften-Pleite auf eigene Initiative bei DIM vorstellig geworden – mit Erfolg. „Tatsächlich habe ich seit Oktober 2021 mehr bei DIM gelernt als in den drei Jahren auf den MV Werften“, sagt Knappe, der mitten im dritten Lehrjahr keine Chance mehr auf einen Abschluss seiner Ausbildung bei den MV Werften sah. Nun ist Knappe seit Ende Januar als Facharbeiter bei DIM angestellt und möchte sich auf die Wartung und Instandsetzung von Getrieben spezialisieren. Auch Breitsprecher, Voss und Huber – die Letzteren hat DIM nach bestandener Abschlussprüfung ebenfalls als

Kurzinterview mit Rechtsanwalt Thomas Kühn, Brinkmann & Partner

Standpunkte: Herr Kühn, von der Insolvenz der MV Werften waren die Auszubildenden und dual Studierenden besonders hart getroffen.

Thomas Kühn: Richtig. Auszubildende eines insolventen Betriebes treten nicht in die für Beschäftigte vorgesehene Transfergesellschaft ein. Für sie müssen andere Perspektiven gefunden werden. Bei unseren Insolvenzverwaltungen war es unserer Kanzlei schon immer wichtig, über Handwerks- oder Handelskammern die Initialzündung für solche Initiativen zu setzen. Im Fall der MV Werften war das aufgrund des hervorragenden Engagements der Sozialpartner jedoch gar nicht nötig. IG Metall und NORDMETALL sind auf uns zugekommen.

Standpunkte: Ausgesprochen schwierig war die Lage in Stralsund.

Kühn: Die Situation am Standort Stralsund war eine besondere, da die Arbeit dort bereits vor der eigentlichen Insolvenz zum Erliegen gekommen war. Allein die Ausbilder, die Auszubildenden und die dual Studierenden wurden in der dort ansässigen Ausbildungswerkstatt weiter beschäftigt. Ziel war es ursprünglich, die Auszubildenden in den sich am Standort neu ansiedelnden Betrieben unterzubringen. Dazu ist es dann aber gar nicht gekommen.

Standpunkte: Stattdessen ist es der Sozialpartner-initiative gelungen, innerhalb von nur anderthalb Monaten allen Auszubildenden und dual Studierenden eine berufliche Perspektive zu bieten.

Kühn: Und nicht nur das. Wir konnten ihnen durch diese gleichsam „konzertierte Aktion“ eine bessere Perspektive verschaffen, als wenn sie sich allein um einen alternativen Ausbildungsplatz hätten kümmern müssen.

Standpunkte: Wie haben Sie das angestellt?

Kühn: Wir haben gemeinsam mit den Sozialpartnern, dem Betriebsrat und den Ausbildern vor Ort eine Informationsveranstaltung für die Azubis und Dualis organisiert. Anschließend wurden die jungen Leute individuell von ihren Ausbildern weiter betreut. In einem zweiten gemeinsamen Treffen wurden offene Bedarfe platziert und auch für diese Nachwuchskräfte Lösungen entwickelt. Den Ausbildern und Lehrmeistern gilt meine größte Wertschätzung. Sie haben, wohl wissend, dass sie ihren eigenen Arbeitsplatz verlieren werden, alles dafür getan, ihre Auszubildenden weiter zu begleiten.

Standpunkte: Was ziehen Sie persönlich aus dieser Aktion?

Kühn: Wenn ein Personalabbau unumgänglich ist und es das Verfahren zulässt, empfehle ich, Beschäftigten in Schlüsselpositionen, wie etwa Ausbildern, möglichst schnell eine vergleichsweise sichere Perspektive in einer Transfergesellschaft zu verschaffen. Damit halten sie ihnen den Rücken frei für ein solches Engagement. Für mich persönlich ist es ein Gewinn, nicht nur die Gläubiger einer Firma zufriedenzustellen, sondern den Beschäftigten Chancen zu eröffnen. Das trägt auch ein bisschen zur Fachkräftesicherung bei – vor allem bei Berufseinsteigern. BiB

Margit Wild
Thomas Kühn Vertreter des Insolvenzverwalters in arbeitsrechtlichen und Personalthemen
Fotos:
22 1 / 2023 Standpunkte NORDMETALL

Facharbeiter übernommen – fühlen sich wohl bei ihrem neuen Arbeitgeber. „Die Aufgaben sind sehr abwechslungsreich, die Atmosphäre ist familiär“, sagt Tom Huber. Und Oliver Breitsprecher ergänzt: „Jeden Tag müssen wir uns auf andere Kunden und Maschinen einstellen. Das ist spannender als die Arbeit in der immer gleichen Sektion auf den MV Werften.“

Die Einarbeitung auch „fast fertiger“ Auszubildender sei anspruchsvoller als die Einarbeitung ausgelernter Facharbeiter, sagt Niederlassungsleiter Bernd Rohde. „Wichtig ist, schnell herauszufinden, wo die Jungs mit ihrem Wissen und ihren Fertigkeiten stehen.“

Gute Kontakte zahlen sich aus

Personalreferentin Virginie Gruchow schätzt das Engagement der Sozialpartner sehr. Sie ist seit 14 Jahren für DIM tätig und bestens in Mecklenburg-Vorpommern vernetzt. Dennoch sagt sie: „Die Initiative von NORDMETALL und IG Metall war gut und hat vieles vereinfacht.“ Die Bewerber hätten etwa schon beim ersten Gespräch alle nötigen Unterlagen dabei gehabt. So habe sie den Werft-Azubis noch schneller eine neue berufliche Perspektive geben können.

Ähnlich schätzt Andrea Belz, Personalleiterin der Peene-Werft , die Situation ein: „Die Initiative hat Schwung in die Übernahme der Auszubildenden und dual Studierenden gebracht. Gute Kontakte zu den MV Werften bestanden wegen der gemeinsamen Jahre im Verbund der P+S Werften natürlich schon vorher.“ In Wolgast beschäftigt die Peene-Werft rund 320 Menschen und ist auf den Neubau und die Reparatur von Marine- und Spe-

zialschiffen sowie Küstenwachbooten spezialisiert. Am Rande von Mecklenburg-Vorpommern, nahe der Insel Usedom, sei es schon immer schwieriger gewesen, gute Fachkräfte und Auszubildende zu gewinnen, sagt Belz. Die Peene-Werft verfügt über einen eigenen Haustarifvertrag, der am Flächentarif orientierte Löhne und Gehälter vorsieht.

Auch Axel Zajac ist nach einem kurzen Zwischenstopp am Fusionsreaktor in Greifswald (siehe Reportage ab S. 28) schließlich nach Wolgast gekommen. „Ich wollte zurück auf eine Werft“, sagt Zajac. Auf Anraten seines früheren Ausbilders habe er sich bei der Peene-Werft beworben. Aus einem Praktikumsangebot sei drei Monate später die Zusage für eine Bachelorarbeit geworden. „Uns war wichtig, vor Vertragsabschluss ein passendes Thema zu finden“, sagt Belz. Bei den MV Werften war Axel Zajac überwiegend in der Inbetriebnahme eingesetzt worden. Ein Glücksfall für Belz. Für Ende 2022 stand die Inbetriebnahme eines ganz besonderen Projekts an. „Im Oktober und November habe ich zum Beispiel das Anfahren der Systeme und die Befüllung des Schiffs mit Treibstoff begleitet. Ich habe beobachtet und angepackt, um die wichtigsten Lernerfahrungen bei der Inbetriebnahme eines Explorer Vessel in meiner Bachelorarbeit zusammenzufassen“, sagt Zajac. Anfang Dezember einen Tag lang mit auf Probefahrt zu gehen, wurde für den Freund von Wasser und Werften so zum absoluten Höhepunkt seines wechselvollen Studiums.

Birte Bühnen

Tel.:

E-Mail:

Der ehemalige Auszubildende Ole Voss sucht im Auftrag von DIM eine Störung an einem Förderband der EUROPORTS Germany-Gruppe im Industriehafen in Rostock.
23 1 / 2023 Standpunkte NORDMETALL
Industriemechaniker Leon Knappe (Foto r.) montiert ein Magnetventil an einem Aspirationsfilter zur Luftentstaubung.

Hybride Zusammenarbeit

Klartext reden hilft

Die Arbeitswelt der Zukunft ist hybrid. Eine Tatsache, die Unternehmen besser heute als morgen für sich nutzen sollten. Welche Faktoren es dabei zu beachten gilt, hat eine Studie der FH Westküste in Kooperation mit NORDMETALL untersucht.

Organisationale Ebene

• Präsenzkultur

• Digitalisierungsgrad

• Kommunikation der Unternehmensführung

Team- und Führungsebene

• Kommunikation der Führungskraft

• Vertrauen im Team

• Virtuelle Zusammenarbeit

Individuelle Ebene

• Vereinbarkeit von Arbeits- und Privatleben

• Selbstmanagementfähigkeiten

• Technikkontrollüberzeugung

• Einstellung zum hybriden Arbeiten

Erfolgsfaktorenmodell für die hybride Zusammenarbeit: Drei Ebenen sind beim hybriden Arbeiten zu berücksichtigen. Darüber hinaus wirken das virtuelle Arbeitspotenzial, die virtuelle Arbeitszeit sowie die virtuelle Arbeit der Führungskraft und des Teams auf die Zufriedenheit mit dem hybriden Arbeiten und die Identifikation mit dem Unternehmen ein.

„Hybrid heißt, die Alternative zu haben“, sagt Tim Warszta. Er rät jedem Unternehmen, verschiedene Formen der Zusammenarbeit auszuprobieren. Wie die Wahrheit, liegt auch die beste Variante von Kooperation und Miteinander für jede Organisation irgendwo dazwischen. Seit mehr als zehn Jahren ist Warszta Professor für Wirtschaftspsychologie an der FH Westküste im schleswig-holsteinischen Heide. Die auf Wirtschaft und Technik spezialisierte Fachhochschule

sucht gezielt den Austausch mit Vertretern von Kammern, Verbänden und Unternehmen. So auch mit Mario Wagner, einem der Arbeitsorganisationsexperten von NORDMETALL. „Flexibles Arbeiten ist für Industrieunternehmen spätestens seit Beginn der CoronaPandemie ein wichtiges Thema geworden. Im Wettbewerb um die besten Fachkräfte werden die Betriebe hier kluge Konzepte anbieten müssen“, ist Wagner überzeugt. Um mehr über die Veränderung von Füh-

24 1 / 2023 Standpunkte NORDMETALL

rung und Zusammenarbeit durch Corona-Pandemie und fortschreitende Digitalisierung herauszufinden, haben Warszta und Wagner ein studentisches Forschungsprojekt zum hybriden Arbeiten initiiert.

Zwei Studien, ein Thema

Im Oktober 2021 ging es los. Acht Studierende der FH Westküste führten im Rahmen einer qualitativen Studie 25 Interviews mit Beschäftigten und Führungskräften aus Betrieben der norddeutschen Metall- und Elektroindustrie durch – zu den Anforderungen und Wünschen an das Führen auf Distanz, zu Herausforderungen und Erfahrungen. „Eine der wichtigsten Erkenntnisse war, dass es im hybriden Kontext vor allem auf gute Kommunikation ankommt“, sagt Alina Überall. Die Studentin war Teil der Forschungsgruppe und so fasziniert von dem Thema, dass sie im Herbst 2022 ihre Masterarbeit zum hybriden Arbeiten anschloss – auf Basis einer quantitativen Studie unter Beteiligung von knapp 300 Beschäftigten aus NORDMETALL-Mitgliedsunternehmen.

„Durch die räumliche Distanz verliert die soziale Interaktion ihre Leichtigkeit“, sagt Überall. Führungskräfte und Beschäftigte müssten aktiv dafür sorgen, den fehlenden Plausch in der Kaffeeküche auf andere Weise auszugleichen, etwa durch gemeinsame virtuelle Mittagspausen oder hybride Teammeetings. „Für erfolgreiches hybrides Arbeiten braucht es darüber hinaus ein

„Nach der Corona-Pandemie haben wir eine Betriebsvereinbarung zum mobilen Arbeiten geschlossen. Im Schnitt kommen die Beschäftigten ein bis zwei Tage pro Woche ins Büro. Damit dieses Konzept funktioniert, ist eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Manager und Mitarbeiter unerlässlich.“

ausgewogenes Verhältnis zwischen Kontrolle und Vertrauen“, sagt Überall. Auch das lasse sich in Ergänzung zu einer ergebnisorientierten Haltung am besten mithilfe einer offenen, verbindlichen Kommunikation zwischen Führungskräften und Teammitgliedern erreichen – und zwar in beide Richtungen, betont Überall.

Insgesamt sei jedoch die Vorbildfunktion von Führungskräften im Hybriden noch wichtiger als beim Arbeiten in Präsenz. „Arbeiten Führungskräfte nicht selbst hybrid, kann das einzelne Teammitglieder

Handlungsempfehlungen

• Change top-down durchführen: Die Unternehmensführung muss vorangehen. Sorgen Sie für den passenden Organisationsrahmen.

• Kulturcheck vornehmen: Ist Präsenz in der Zusammenarbeit sehr wichtig, wird hybrides Arbeiten auf Dauer nicht funktionieren.

• Kommunikation als Schlüssel: Kommunizieren Sie regelmäßig, transparent und sinnhaft, damit die Beschäftigten Entscheidungen besser nachvollziehen können.

• Digitalisierungsschub nutzen: Prüfen Sie digitale Trends auf die Nützlichkeit für das Arbeiten in Ihrem Unternehmen. Agieren Sie, statt nur zu reagieren.

• Hybriden Alltag meistern: Nehmen Sie alle Ebenen hybrider Zusammenarbeit regelmäßig in den Blick, um Stellschrauben frühzeitig anziehen oder lockern zu können.

• Beschäftigte miteinbeziehen: Greifen Sie die Erfahrungen Ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf. Die Gestaltung der hybriden Arbeitswelt ist ein Mannschaftssport.

• Je mehr, desto besser: Beschäftigte sind mit dem hybriden Arbeiten umso zufriedener, je mehr sie selbst, ihr Team und ihre Führungskraft virtuell arbeiten.

• Flexibel sein und bleiben: Hybrides Arbeiten braucht einen flexiblen Rahmen, um sein gesamtes Potenzial ausschöpfen zu können.

• Kontinuität des Wandels akzeptieren: Hybride Arbeitsmodelle entwickeln sich permanent weiter. Bleiben Sie dran.

Fotos: privat Prof. Dr. Tim Warszta FH Westküste Stephanie Schletze, Personalreferentin
25 1 / 2023 Standpunkte NORDMETALL
Alfa Laval Mid Europe

„Vor der Corona-Pandemie war es möglich, an vier Tagen im Monat aus dem Homeoffice zu arbeiten. Mittlerweile haben wir hier eine 50-Prozent-Regelung, die sehr gut angenommen wird. Grundsätzlich bemerken wir auch am Bewerbermarkt, dass dieses Angebot für potenzielle neue Mitarbeiter unumgänglich ist.“

verunsichern. Sie fürchten Nachteile, wenn sie selbst zwischen mobiler und Büroarbeit hin- und herwechseln“, sagt Tim Warszta. Transparente, klare Regeln, die die Bedürfnisse von Team und Führung berücksichtigen, können helfen, Unsicherheiten zu vermeiden, so der Wirtschaftspsychologe.

Drei Ebenen der Zusammenarbeit

In ihrer Masterarbeit unterscheidet Alina Überall Erfolgsfaktoren auf drei Ebenen (siehe Grafik auf S. 24). Besonders großen Einfluss auf die Zufriedenheit mit dem hybriden Arbeiten hat demnach die organisationale Ebene. Sie umfasst die Art, wie die Unternehmensführung kommuniziert, wie digital das Unternehmen aufgestellt und wie stark die Präsenzkultur ausgeprägt ist. Überraschend: Den geringsten Einfluss auf die Zufriedenheit hat der Studie zufolge die individuelle Ebene. Dazu zählen die generelle Einstellung zum hybriden Arbeiten, die Vereinbarkeit von Arbeits- und Privatleben, Selbstmanagementfähigkeiten wie Disziplin und

„Viele Mitarbeitende wünschen sich neben zeitlicher eine immer größere örtliche Flexibilität. Dabei ist uns ein guter Austausch untereinander besonders wichtig und dass sich die Mitarbeitenden weiterhin mit unserem Unternehmen identifizieren und verbunden fühlen.“

Netzwerk HR

Das Netzwerk HR, zu dem alle Personalverantwortlichen aus NORDMETALL-Mitgliedsfirmen eingeladen sind, wird sich 2023 ebenfalls unter anderem mit Formen und Folgen der hybriden Zusammenarbeit beschäftigen. Los geht es am 4. Mai in Hamburg. Tim Warszta, Professor an der FH Westküste, wird diese Workshops als Experte begleiten. Ansprechpartnerin: Janine Rudolph, Verbandsjuristin, Tel.: 040 6378-4247, E-Mail: rudolph@nordmetall.de

Gewissenhaftigkeit oder die Überzeugung, die einzusetzende Technik beherrschen zu können.

3,5 Tage pro Woche, so viel arbeiten die Befragten durchschnittlich mobil. Besonders zufrieden zeigten sie sich bereits mit Faktoren auf der Team- und Führungsebene. Die überwiegende Mehrheit empfand die Kommunikation ihrer Führungskraft als gut und die Zusammenarbeit im Team als vertrauensvoll. „Für den Erfolg von hybrider Zusammenarbeit ist trotz oder gerade wegen der Distanz das Zwischenmenschliche entscheidend. Dies gilt es in der Arbeitswelt der Zukunft proaktiv zu gestalten“, sagt Überall. Birte Bühnen

Hybride Meetings erfordern Konzentration und Technik. Doch der Aufwand lohnt sich, denn die Zufriedenheit im Team steigt.

Fotos: Shutterstock / Ground Picture, privat
Sabrina HR Business Partner BizLink Special Cables Germany Melanie Loba, Personalreferentin, WEINMANN Emergency Medical Technology

AUS DER HAUPTSTADT

im Einsatz für die Unternehmen

Die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) setzt sich seit mehr als 22 Jahren für ein Wirtschafts- und Gesellschaftssystem ein, das auf Freiheit und Verantwortung fußt. Getragen wird das Engagement von den Arbeitgeberverbänden der Metall- und Elektroindustrie, darunter auch NORDMETALL. Hier berichten wir über die aktuelle Arbeit.

geht’s zum

Deutschland ist robust durch die multiplen Krisen der jüngeren Zeit gekommen. Doch die Inflation bleibt hoch, das Wachstum unter den Möglichkeiten. Damit Deutschland nicht in eine Stagflation hineingerät, also eine Phase mit hoher Inflation bei geringem Wachstum, ist eine Wirtschaftspolitik nötig, die für mehr Wachstum und weniger Inflation sorgt. Dafür muss der Staat gute Rahmenbedingungen organisieren, damit ein höheres Angebot entsteht: an Arbeitskräften, um den Fachkräftemangel zu dämpfen, an Energie, um die hohen Strompreise zu senken, an Waren und Dienstleistungen im Allgemeinen, um das Wachstum anzukurbeln. Dafür sind Strukturreformen etwa in der Steuerpolitik unumgänglich. Um den Wirtschaftsstandort Deutschland wieder wettbewerbsfähig zu machen, muss die Steuer- und Abgabenlast verringert werden. Es braucht aber auch mehr Tempo bei der Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung, beim Bürokratieabbau sowie bei Genehmigungsverfahren.

Beispiel Arbeit: So bedroht der Mangel an Arbeits- und Fachkräften die Entwicklung der deutschen Wirtschaft. Aktuell fehlen mehr als 600.000 qualifizierte Arbeitskräfte. Die bevorstehende Verrentungswelle der geburtenstarken „Boomer“-Jahrgänge wird das

Problem nochmals verschärfen. Statt Anreize zur Frühverrentung wie die „Rente mit 63“ zu setzen, braucht Deutschland jetzt eine gute Angebotspolitik, um das Arbeitsvolumen zu erhöhen. Vor allem bei den Frauen schlummern Potenziale, denn viele Frauen arbeiten in Teilzeit. Aber auch bei Älteren, bei Erwerbslosen und beim Thema Zuwanderung in den Arbeitsmarkt gibt es noch Luft nach oben.

INSM wirbt für Angebotspolitik gegen Wachstumsschwäche und hohe Inflation
Die
27 1 / 2023 Standpunkte NORDMETALL
Hier Statement von Folkmar Ukena, NORDMETALL-Präsident

Meisterwerk der Ingenieurskunst

In Greifswald steht die weltweit größte Fusionsanlage ihrer Art. Hier arbeiten über 400 Experten daran, die Grundlagen für die Energie von morgen zu schaffen.

Reportage 28 1 / 2023 Standpunkte NORDMETALL

Die Nachricht kam kurz vor Weihnachten, und sie klang so sensationell, dass weltweit darüber berichtet wurde. In einer kalifornischen Forschungseinrichtung, hieß es, sei ein historischer Durchbruch in Sachen Kernfusion gelungen. Nach Angaben von Energieministerin Jennifer Granholm wurde beim Verschmelzen von Atomkernen erstmals mehr Energie gewonnen als verbraucht. „Einfach ausgedrückt“, so die Politikerin, „ist dies eine der beeindruckendsten wissenschaftlichen Leistungen des 21. Jahrhunderts.“

Auch der deutsche Physikprofessor Thomas Klinger sprach von einem Durchbruch und gratulierte den US-Kollegen. Allerdings sei es für Jubel noch ein bisschen früh, denn die technologischen Hürden seien weiterhin „gigantisch“. Klinger muss es wissen. Er leitet als Direktor am Max-Planck-Institut für Plasmaphysik (IPP) die Forschungsanlage Wendelstein 7-X (W7-X) in Greifs-

Links: Das Außengefäß von Wendelstein 7-X in Greifswald ist mehr als sechs Meter hoch und besteht aus einer komplexen Konstruktion.

Unten: Die erste von insgesamt 50 Spulen, hier eingehängt in ein drehbares Gestell, mit dem die Spulen bei der Montage über das Plasmagefäß gefädelt werden.

wald. Sein Institut erforscht die physikalischen Grundlagen für ein Fusionskraftwerk, das Energie aus der Verschmelzung von leichten Atomkernen gewinnen soll. Die Arbeiten des IPP sind eingebettet in das europäische Fusionsprogramm. Mit mehr als 1.000 Beschäftigten ist das IPP eines der größten Zentren für Fusionsforschung in Europa. Und Wendelstein 7-X ist die größte und modernste Anlage ihrer Art weltweit. Auch rund 200 Simatic-Steuereinheiten von Siemens stecken darin. Rund 450 Fachkräfte arbeiten hier. Einer von ihnen ist Ralf Kleiber. Der promovierte Physiker führt regelmäßig Gäste durch die Einrichtung und versteht es, die komplizierte Materie äußerst verständlich zu erklären. Als Erstes räumt er mit einem weit verbreiteten Missverständnis auf: „Wendelstein 7-X ist kein Reaktor“, sagt er. „Wir arbeiten zwar mit Plasma, aber Fusion findet hier nicht statt. In unserer Anlage wird erforscht,

29 1 / 2023 Standpunkte NORDMETALL
Fotos: Max-Planck-Institut für Plasmaphysik (IPP)

wie man ein Hochtemperaturplasma mit einem Magnetfeld optimal – also bestens wärmeisoliert, stabil und im Dauerbetrieb – einschließen kann“, sagt Kleiber.

„Das ist die eigentliche Mission.“ Wie ambitioniert dieses Ziel ist, wird klar, wenn man die Dinge im Detail betrachtet. Anders als in einem gängigen Atomkraftwerk, das seine Energie aus der Spaltung von Atomkernen bezieht, findet im Fusionsreaktor ein Verschmelzungsprozess statt – aus zwei Kernen wird dabei einer.

Heißer als das Innere unserer Sonne

Gleiches geschieht in der Sonne, die überwiegend aus Wasserstoff besteht. In ihrem Innern fusionieren pro Sekunde rund 600 Millionen Tonnen Wasserstoff zu 596 Millionen Tonnen Helium. Bei diesem Vorgang wird eine unfassbare Menge an Energie frei, die unsere Erde erwärmt und beleuchtet. Diesen Prozess will man im Fusionsreaktor nachahmen. Weil das Fusionsfeuer aber erst bei Temperaturen von mehr als 100 Millionen Grad zündet, darf der Brennstoff im Reaktor – ein dünnes Wasserstoff-Plasma – auf keinen Fall mit den Gefäßwänden in Kontakt kommen, denn dann würde das heiße Gas aus Ionen und freien Elektronen schlagartig abkühlen. Dieses Problem löst man mit starken Magnetfeldern,

die dafür sorgen, dass das Plasma fast berührungsfrei im Innern einer ringförmigen Vakuumkammer verbleibt. Für dieses Prinzip gibt es zwei unterschiedliche Ansätze, die beide noch in der Erforschung sind: Stellaratorund Tokamak-Anlagen. Die beiden Typen unterscheiden sich vor allem im Aufbau des magnetischen Feldes, mit dem das Plasma eingeschlossen wird: Bei Stellaratoren entsteht der Magnetfeldkäfig ausschließlich durch äußere Spulen, bei Tokamaks wird ein Teil des Feldes durch einen im Plasma fließenden elektrischen Strom erzeugt. Das Max-Planck-Institut für Plasmaphysik ist das einzige Fusionszentrum weltweit, das beide Typen untersucht: in Garching bei München den Tokamak ASDEX Upgrade und in Greifswald den Stellarator Wendelstein 7-X. Dies ermöglicht einen direkten Vergleich der beiden Konzepte.

Gesamtkosten von 1,3 Milliarden Euro

Die Gesamtkosten für das Projekt Wendelstein belaufen sich nach bisherigen Angaben auf 1,3 Milliarden Euro, die Kosten für die Anlage selbst liegen bei 460 Millionen Euro. Finanziert wird das Vorhaben von Bund, Land und der EU. Allein 2022 förderte Mecklenburg-Vorpommern das Vorhaben mit rund 5,5 Millionen Euro, die Unterstützung des Bundes lag bei rund 52 Millionen Euro. Eine Menge Geld, aber es hat sich seit der Grundsteinlegung im Sommer 1997 auch einiges getan. Ralf Kleiber: „Nachdem die Hauptmontage 2014 abgeschlossen war, wurde am 10. Dezember 2015 das erste Plasma erzeugt. Im Herbst vergangenen Jahres wurden dann die letzten Umund Ausbaumaßnahmen abgeschlossen, und damit sind wir nun endlich voll arbeitsfähig.“ In dieser finalen Phase wurden unter anderem 120 Divertor-Module installiert – gekühlte Hightech-Kacheln auf der gekrümmten

Arbeit am Plasmagefäß: Innerhalb der Edelstahlkonstruktion wird im Betrieb ein Gas auf 100 Millionen Grad Celsius erhitzt. Jens-Peter Weller kontrolliert die Kabel. Die Gesamtlänge der Leitungen in der Anlage liegt bei rund 350 Kilometern. Fotos: Wolfgang Filser, Christian Augustin

Innenwand der ringförmigen Kammer, die die vom Plasma getragenen Energiemengen und Teilchen abführen und somit deren Kontakt mit der Gefäßwand sowie die Verunreinigung des Plasmas verhindern. Dafür müssen die Prallplatten hohe Temperaturen aushalten. Für die Divertoren und andere Komponenten von Wendelstein 7-X wurden insgesamt 6,8 Kilometer Kühlrohre gefertigt, isoliert, eingepasst und verschweißt. Über 650 voneinander unabhängige Kühlkreisläufe führen die anfallende Wärme in der Konstruktion ab. „Mit der verbesserten Ausstattung wollen wir in wenigen Jahren Hochleistungsplasmen mit bis zu 18 Gigajoule Energieumsatz über eine halbe Stunde stabil halten“, so Thomas Klinger. „Jetzt geht es darum, dass wir uns Schritt für Schritt an dieses Ziel herantasten und mehr über den Plasmabetrieb bei höheren Energien lernen, ohne die Maschine zu stark zu belasten.“

Eine entscheidende Rolle dabei spielen die 50 ringförmigen, rund 3,5 Meter großen Spulen, die den Magnetkäfig für das Plasma erzeugen. Sie bestehen aus einer Niob-Titan-Legierung. Kleiber: „Die starken Magnetfelder, die wir brauchen, lassen sich nur mit Spulen aufbauen, die supraleitend sind. Das ist bei unserem Material der Fall, wenn es auf Temperaturen nahe dem absoluten Nullpunkt heruntergekühlt wird, also rund minus 270 Grad Celsius.“ Erreicht wird das mit flüssigem Helium, das als Kühlmittel durch die Spulen fließt.

Ähnlich hoch ist der Aufwand für das Aufheizen des Plasmas. Die erforderliche Temperatur von mehr als 100 Millionen Grad Celsius lässt sich nur dadurch erreichen, dass drei verschiedene Systeme gleichzeitig zum Einsatz kommen: eine Mikrowellen-Elektronenheizung mit einer Leistung von zehn Megawatt (MW), eine Radiowellen-Ionenheizung mit maximal 1,5 MW und eine Neutralteilchen-Injektion mit einer Heizleistung von

sieben MW. Max-Planck-Generalsekretärin Simone Schwanitz zeigte sich begeistert, als sie die Greifswalder Anlage Anfang August 2022 besuchte. Für sie ist Wendelstein 7-X ein „Meisterwerk der Grundlagenforschung und auch der Ingenieurskunst“. Clemens von Frentz

Energierevolution

Wasserstoff ist die Zukunftsenergie, verkünden Politiker landauf und landab. Sie haben dazu allen Anlass: Bei der Kernfusion von Wasserstoff-Isotopen können große Mengen sauberer und sicherer Energie entstehen. Anders als bei der Kernspaltung in herkömmlichen Atomkraftwerken droht keine Kernschmelze. Und es fallen auch nur geringe Mengen radioaktiven Materials an, das keine lange Strahlungsdauer hat – also existiert kein Endlagerproblem. Kein Wunder, dass sich die Welt auf den Weg macht, diesen „Gamechanger“ der Energieversorgung voranzutreiben: Nicht nur in Kalifornien wird erfolgreich geforscht. Im südfranzösischen Cadarache beteiligen sich 35 Nationen am Bau des Fusionsreaktors ITER, der 2025 in Betrieb gehen soll. Dann dürfte es möglich sein, das Wirkprinzip der Sonne auf der Erde permanent nachzuahmen. Dass auch der deutsche Norden mit seiner Greifswalder Pionierarbeit an diesem Quantensprung beteiligt ist, macht uns alle Ehre. Und doch sollte Politik weiterdenken: Wo sind die deutschen Pläne für klimaneutrale Kernfusionsreaktoren? Ein Münchner Start-up hat sich gemeinsam mit dem Laserforschungszentrum der Ludwig-Maximilians-Universität den Bau einer solchen Anlage bis 2033 vorgenommen. Doch es fehlen die Milliarden, von denen für Cadarache allein 20 von allen Unterstützernationen bereitgestellt wurden. Der Bundesregierung und auch den norddeutschen Landesregierungen würde es gerade in Zeiten kriselnder Energiesicherheit gut anstehen, diese Energierevolution mit mehr Tempo anzugehen. Luc

Blick in ein Modul: Man erkennt das Plasmagefäß, zwei Spulen, die Außenhülle sowie Leitungen.
31 1 / 2023 Standpunkte NORDMETALL
Fotos: Jan Michael Hosan

Große Ideen von lütten Ingenieuren

Technische Lösungen für die Schulpflanzen: Im Projekt „lüttIng.“ bauen Schülerinnen

und Schüler eine automatisierte Pflanzenbewässerung. Unterstützt werden sie dabei von Körber Technologies.

system zu den Grünpflanzen führt. Um die Technik hinter der automatisierten Bewässerungsanlage kümmert sich eine Steuerungsgruppe. Das dreiköpfige Team programmiert ein Arduino-Board, das in festgelegten Intervallen ein Magnetventil für die Wasserversorgung öffnen lässt. Eine Dokumentationsgruppe hält alle Arbeitsschritte in Artikeln und Berichten fest und entwirft digitale Modelle der Anlage. Den Überblick über den Gesamtprozess haben zwei Koordinatorinnen, die außerdem die Zeit im Auge behalten.

Einblicke in die Arbeitswelt

„Das hat gut funktioniert“, Sübeyte und Rojda bringen selbstbewusst eine frischgeleimte Holzkonstruktion in Form. Die beiden Schülerinnen sind Teil der dreiköpfigen Designgruppe im „lüttIng.“-Projekt der 10g der Stadtteilschule Fischbek-Falkenberg. Das gemeinsame Ziel der Schulklasse ist es, noch vor den Sommerferien zwei automatisierte Bewässerungsanlagen für die Schulpflanzen fertigzustellen. „Wir machen das, damit die Pflanzen in den langen Ferien nicht immer eingehen“, sagt Sübeyte. Um ihre beiden Anlagen effizient zu fertigen, hat sich die Schulklasse arbeitsteilig in vier Kleingruppen organisiert. Die Designgruppe kümmert sich um die Planung, Gestaltung und Fertigung: Eine Holzkonstruktion soll einen 20-Liter-Wasserkanister tragen, aus dem ein

Die Grundlagen der Arbeitsorganisation haben die Jugendlichen in einer „lüttIng.“-Fortbildung zum Thema Projektmanagement kennengelernt, die Schülerforschungszentrum Hamburg stattfand. Mit dem Ziel, Nachwuchs für die Branche zu interessieren und zu binden, gehört NORDMETALL seit 2017 zu den Gesellschaftern der Einrichtung im Grindelviertel. „Die Fortbildung hat uns dabei geholfen, unser Projekt gut zu strukturieren, das Zeitmanagement passend einzuteilen und Planungshürden schon vorab zu klären“, betont Oliver Reß, Fachlehrer für Werken und Physik, der das Projekt 10g betreut. „Außerdem können wir wichtige Praxiseinblicke und Impulse durch unsere Kooperation mit Körber Technologies gewinnen.“

Als Projektpartner steht der Maschinen- und Anlagenbauer mit Sitz in Hamburg-Bergedorf der Schulklasse in der Entwicklungs- und Bauphase mit Know-how zur Seite. Zwei Ausbilder und vier Auszubildende zum Mechatroniker unterstützen sie und helfen mit praktischen Lösungsansätzen bei konkreten Fragen. Besonders der noch ungewohnte Umgang mit der Automatisierungstechnik war für die Steuerungsgruppe herausfordernd.

„Die Kooperation mit Wirtschaft und Wissenschaft ist essenziell für das Projekt. Einerseits wegen der fachlichen Unterstützung, andererseits wegen der konkreten Einbli-

Fotos: Christian Augustin
Stiftung
Konstruktionspläne der Bewässerungsanlage illustrieren.
32 1 / 2023 Standpunkte NORDMETALL

Gut im Zeitplan: Die Grundkonstruktion der Bewässerungsanlage aus Holz ist schon fast fertig. Mit gekonnten Handgriffen und viel Leim bauen zwei Schülerinnen sie zusammen.

cke in Berufsbilder und die Arbeitswelt“, betont Katharina Quendler, Projektleiterin von „lüttIng.“ Hamburg.

Technik trifft Schule

Schülerinnen und Schüler aus Hamburg und Schles wig-Holstein werden durch „lüttIng.“-Projekte motiviert, ihr Schulwissen an realen technischen Problemstellun gen auszuprobieren: Wie kann selbstgewonnener Ökostrom sinnvoll gespeichert werden? Welche prakti schen Möglichkeiten zur Trinkwasserdesinfektion gibt es für Menschen ohne Wasseranschluss? Vor allem in den MINT-Disziplinen Mathematik, Informatik, Naturwis senschaften und Technik können innovative Lösungsan sätze für unterschiedlichste Anforderungen erarbeitet werden. „Praxis macht das Lernen leichter“, ist Kirsten Wagner, Geschäftsführerin der NORDMETALL-Stiftung überzeugt. „Uns freut ganz besonders, dass die jungen Menschen immer häufiger technische Lösungen für Herausforderungen rund um die Themen Umweltschutz und Nachhaltigkeit entwickeln – und dass die Unterneh men das tatkräftig unterstützen“, so Wagner weiter. Seit 2020 fördert die NORDMETALL-Stiftung das mit Part nern vor etlichen Jahren ins Leben gerufene Projekt. Die Stiftung unterstützt die Umsetzung mit einer Förderung von bis zu 5.000 Euro pro Projekt. Neben der Herstellung eines technischen Produkts geht es bei „lüttIng.“ vor allem auch um Projektmanagement, Berufsorientierung und Teambuilding.

Für die Schülerinnen und Schüler der Stadtteilschule Fischbek-Falkenberg gibt es in den kommenden Monaten noch viel zu tun: Sie müssen Konstruktionspläne digitali sieren, einzelne Komponenten zusammenbauen, die Elektronik programmieren und abschließende Tests durchführen. Dann sind die beiden Prototypen fertig. „Für uns war vor allem der Start schwierig“, resümiert Sübeyte, „doch dann sind wir immer besser zurechtgekommen und jetzt arbeiten wir richtig gut zusammen.“

Automatisierungstechnik: Zwei Schüler diskutieren über die beste Einstellung der Steuerungseinheit für ein Magnetventil.

33 1 / 2023 Standpunkte NORDMETALL

Folge 40: Dr. Sylvia Neu

Unsere Frau für NORDGesundheit

Seit September

2015 führt Sylvia

Neu die Geschäfte der Unternehmensberatung der Wirtschaft in Schwerin

– ein Schwerpunkt: NORDGesundheit.

Von einer „wendebedingten späten Berufsorientierung“ spricht Sylvia Neu, wenn sie auf ihr Arbeitsleben nach dem Mauerfall zurückblickt. Hinter dem Eisernen Vorhang wollte die 1962 in Wolgast geborene und in Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz) aufgewachsene Neu Lektorin werden – zu DDR-Zeiten war Germanistik ein Studiengang mit hohem Numerus Clausus. Neu entschied sich für ein Lehrerstudium für Deutsch und Russisch, das sie mit einer Promotion in Germanistischer Literaturwissenschaft an der Pädagogischen Hochschule Magdeburg 1990 erfolgreich abschloss. Es folgten Stationen an Hochschulen in Neubrandenburg und Greifswald und bei der Mecklenburgischen Literaturgesellschaft.

„Dort organisierte ich Literaturreisen, musste immer häufiger Budgets kalkulieren“, erinnert sich Neu. Schnell wollte sie verstehen, wie Führung in Unternehmen funktioniert, und die für sie neue soziale Marktwirtschaft von Grund auf kennenlernen. 2004 begann sie ein berufsbegleitendes BWL-Studium an der Hochschule Wismar. Zwei Jahre später heuerte sie als Projektleiterin für Ideenwettbewerbe und Existenzgründungen für Studierende beim Bildungswerk der Wirtschaft in Neubrandenburg an – und blieb. Das Kauffrau-Diplom seit 2010 in der Tasche, fühlte sich Neu bestens gerüstet, als man ihr zwei Jahre später die Geschäftsführung der Bildungswerk der Wirtschaft gGmbH antrug. Seitdem arbeitet Neu regelmäßig von Hasenwinkel, Schwerin, Rostock und Neubrandenburg aus.

Im Herbst 2015 übernahm Neu zudem die Geschäftsführung der Unternehmensberatung der Wirtschaft (UdW). Zusammen mit ihrer Kollegin Andrea Dietrich baute sie den Bereich NORDGesundheit auf – mit Beratungsangeboten zum Arbeitsschutz, zur Wiedereingliederung, Gefährdungsbeurteilung oder zur gesunden Führung. Mittlerweile ist NORDGesundheit auf die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen spezialisiert. Durchschnittlich fünf bis acht Unternehmen kann Neu pro Jahr betreuen.

Derzeit überlegt die Systemische Organisationsberaterin und Arbeitsbewältigungs-Coachin, eine Ausbildung zum Resilienz-Coach draufzusetzen. „Es fasziniert mich, wie es Menschen gelingt, Schwierigkeiten zu bewältigen und gestärkt aus dieser Erfahrung herauszukommen“, sagt Neu.

Trotz ihres immensen Arbeits- und Pendelpensums bleibt der Mutter von zwei erwachsenen Söhnen Zeit für das regelmäßige Tanztraining mit ihrem Mann am Freitagabend. Ihren Traum von einer Karriere als Lektorin hat Neu zugunsten der Wirtschaft schon lange hinter sich gelassen. BiB

Kontakt für Mitglieder:

Dr. Sylvia Neu

Tel.: 0152 21967362

E-Mail: neu@udw.de

WIR FÜR SIE
34 1 / 2023 Standpunkte NORDMETALL
Foto: Margit Wild

Hoher Krankenstand beeinträchtigt die M+E­Industrie

Wahrscheinliche Spätfolgen von Corona, Maskenpflicht und Homeoffice.

GRAFIK DES MONATS GRAFIK DES MONATS

Atmungssystem (J00-J99)

Krankheiten und unklare Diagnosen haben zugenommen.

Kontakt:

Ansprechpartner für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz:

Dr. Dirk Mackau Tel.: 0172 5389407 mackau@nordmetall.de

Psychische Störungen (F00-F99)

Infektionen (A00-A99)

Unspezifische Krankheitssymptome (R00-R99)

nach ICD-10 GM

Sonstige Anlässe für Arztbesuche (Z00-Z99)

Berufsgruppen sind von Ausfallzeiten unterschiedlich betroffen.

IT, Kommunikation

Einkauf, Vertrieb und Handel

FuE, Konstruktion und Produktionssteuerung

Mechatronik, Energie und Elektro Maschinen- und Fahrzeugtechnik Kunststoff-, Holzbe- und -verarbeitung Metallerzeugung und -bearbeitung, Metallbau

BKK-Krankenstand 2022

Quelle: Grafik oben: NORDMETALL 2023; Grafik Mitte und unten: BKK 2023, alle Branchen

Arbeitsunfähigkeits-bescheinigungErstbescheinigungFolgebescheinigung

Gabriele Bienmüller Tel.: 040 6378-4264 bienmueller@nordmetall.de

geb.am Krankenkasse bzw Kostenträger

geb.am Krankenkassebzw Kostenträger

Name, ornamedes ersicherten Kostenträgerkennung Versicherten-N

geb.am KrankenkassebzwKostenträger

Name,Vornamedes ersicherten Kostenträgerkennung ersicherten-N

KrankenkassebzwKostenträger

Arzt-Nr

Arbeitsunfall,Arbeitsunfallfolgen,Berufskrankheit

Name, orname ersicherten Kostenträgerkennung Versicherten-N Betriebsstätten-N Arzt-Nr

ersicherten-N

Arzt-Nr

Statu Betriebsstätten-N

dem Durchgangsarzt zugewiesen arbeitsunfähigseitvoraussichtlicharbeitsunfähig bis einschließlich oder letzter Tagder Arbeitsunfähigkei festgestelltam AusfertigungzurVorlage beimArbeitgeber Name,Vorname des ersicherten Kostenträgerkennung

Arbeitsunfähigkeits-bescheinigungErstbescheinigungFolgebescheinigung

Datum

Statu Betriebsstätten-N

geb.am

Arbeitsunfall,Arbeitsunfallfolgen,Berufskrankheit

Statu Betriebsstätten-N

Datum

Arzt-Nr

ArbeitsunfähigkeitsbescheinigungErstbescheinigungFolgebescheinigung

demDurchgangsarzt zugewiesen arbeitsunfähigseitvoraussichtlicharbeitsunfähig biseinschließlichoderletzter TagderArbeitsunfähigkei festgestelltam

Arbeitsunfall, Arbeitsunfallfolgen,Berufskrankheit

demDurchgangsarzt zugewiesen arbeitsunfähigseitvoraussichtlicharbeitsunfähig biseinschließlichoderletzter gderArbeitsunfähigkei festgestelltam

rtragsarztstempel Unterschrift Ausfertigungzur orlagebeimArbeitgeber

ArbeitsunfähigkeitsbescheinigungErstbescheinigungFolgebescheinigung

VertragsarztstempelUnterschriftdesArzte AusfertigungzurVorlagebeimArbeitgeber

demDurchgangsarzt zugewiesen arbeitsunfähigvoraussichtlicharbeitsunfähig biseinschließlichoderletzter derArbeitsunfähigkeifestgestelltam

rtragsarztstempelUnterschrift Ausfertigung VorlagebeimArbeitgeber

Datum 35 1 / 2023 Standpunkte NORDMETALL

Gewerbliche Angestellte Gesamt
12 % 11 % 10 % 9 % 8 % 7 % 6 % 5 % 4 % 3 % 2 % langjähriger Höchststand im Dezember 2022 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 Dez. 2022 5,7 % 2,6 % 4,3 % 6,6 % 3,7 % 5,3 % 7,8 % 4,2 % 6,2 % 11,4 % 6,3 % 8,9 % 7,6 % 3,3 % 5,6 % Krankenstand im Jahresdurchschnitt
3,1 % 4,2 % 4,6 % 5,8 % 7,0 % 7,8 % 7,9 %
2022 2019
0,68 % Diagnosegruppen
1,35 % 0,72 % 0,84 % 0,23% 0,33 % 0,21 % 0,31 % 0,13 %
BKK-Krankenstand
2022
Arbeitsunfall, Arbeitsunfallfolgen, Berufskrankheit

MEHRWERT VERBAND

Erst seit rund zwei Jahren regelt ein eigener Flächentarifvertrag die Arbeitsbedingungen für Unternehmen der Kontraktlogistik. Nun gibt es einen neuen Abschluss.

Planungssicherheit durch neuen Tarifvertrag

Die Unternehmen der Kontraktlogistik wissen in den kommenden sechs Jahren genau, woran sie sind – zumindest die mit Tarifbindung. „Die lange Planungssicherheit durch die garantierte Friedenspflicht bis 2029 und der Schutz vor unverhältnismäßigen Kostensteigerungen sind die wesentlichen Vorteile, die die Mitgliedsfirmen schätzen“, weiß Sven Grünwoldt. Der Vice President Group Human Resources & Communications der Schnellecke Unternehmensgruppe ist Vorsitzender und Verhandlungsführer der Fachgruppe Kontraktlogistik im Arbeitgeberverband NORDMETALL. Schnellecke Modul in Bremen gehört der Fachgruppe von Beginn an als tarifgebundenes Mitglied an. Die Gruppe versammelt Unternehmen, die Kontraktlogistikdienstleistungen für Betriebe (OEM) aus der Automobil- und Schiffbauindustrie, dem Fahrzeugbau und der Luft- und Raumfahrtindustrie erbringen. Seit Anfang 2020 werden die Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten dieser Mitgliedsfirmen durch einen eigenen Flächentarifvertrag geregelt. Zu Beginn dieses Jahres vereinbarte Grünwoldt mit Vertretern der IG Metall erfolgreich einen neuen Abschluss.

Eckpunkte des Kontraktlogistik-Tarifwerks:

• Einigung auf ein komplettes, die Praxis abbildendes Tarifregelwerk, von Eingruppierung und Vergütung der Beschäftigten bis hin zu manteltarifvertraglichen Bestimmungen

• nächste tabellenwirksame Entgelterhöhung ab 1. August 2023 in Höhe von 5,2 Prozent sowie ab 1. Juli 2024 in einer zweiten Stufe um weitere 3,3 Prozent

• in Hamburg, Schleswig-Holstein, Unterweser und dem nordwestlichen Niedersachsen gilt eine 37,5-Stunden-Woche, in Mecklenburg-Vorpommern eine 38-Stunden-Woche

• verbindlicher Entgelt-Abstand in Höhe von 23,0 Prozent bezogen auf die Entgeltbestandteile der

norddeutschen M+E-Industrie, festgelegt auf einen Zeitraum von zehn Jahren und damit bis 2029 garantiert

• Friedenspflicht über die gesamte Wertschöpfungskette vom Dienstleister bis zum OEM

„Wir Kontraktlogistiker sind in vielen Prozessen sehr eng mit den Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie verzahnt. Es liegt daher nah, tarifliche Lösungen über die gesamte Wertschöpfungskette zu entwickeln, die einerseits den Besonderheiten der Logistik Rechnung tragen, andererseits aber einen Gleichlauf mit den wesentlichen Arbeitsbedingungen unserer Kunden herstellen“, sagt Verhandlungsführer Grünwoldt.

Die Ausgestaltung der tariflichen Bestimmungen, wie Regelungen zur flexiblen Arbeitszeit, Zuschläge für Sonderarbeitszeiten und Eingruppierung durch verbindliche Tätigkeitsbeispiele sichere den Kontraktlogistikern weitere materielle Vorteile, so Grünwoldt. Erbringen Sie mit Ihrem Unternehmen industrielle logistische Dienstleistungen im Rahmen eines Kontraktlogistikvertrages sowie weitere logistische und fertigungsnahe Dienstleistungen wie Kommissionierung, Assemblierung oder Fakturierung? Dann werden Sie Teil der Fachgruppe Kontraktlogistik. Unser Bereich Recht und Betrieb berät Sie bei individual- und kollektivrechtlichen Fragen ebenso wie bei arbeitsorganisatorischen Themen wie etwa der Gestaltung eines neuen Arbeitszeitsystems. AM

Kontakt:

Alexander Matthes

Tarifrecht und Arbeitsorganisation

Tel.: 040 6378-4265

E-Mail: matthes@nordmetall.de

Folge 71: Fachgruppe Kontraktlogistik Foto: iStock / 1933bkk
36 1 / 2023 Standpunkte NORDMETALL

WIRTSCHAFTSZITAT

„Intelligenz ist die Fähigkeit, seine Umgebung zu akzeptieren.“
1897 – 1962
William Faulkner, US-amerikanischer Romancier
Foto: IMAGO/agefotostock 37 1 / 2023 Standpunkte NORDMETALL

Mit der Kraft des Windes

Nach einer langen Phase der Entwicklung soll die europäische Trägerrakete „ Ariane 6“ Ende 2023 nun endlich abheben. Die Rakete soll deutlich günstiger sein als ihre Vorgänger und eine wiederverwendbare Oberstufe erhalten, um weniger Weltraumschrott zu produzieren. Aber auch beim Transport der Rakete von Bremen zum Startplatz Kourou in Französisch-Guayana (Südamerika) sollen ökologische Aspekte künftig eine größere Rolle spielen. Daher wurde ein spezielles Schiff gebaut, das weltweit einzigartig ist. Die 121 Meter lange „Canopée“ ist ein maßgefertigter Segelfrachter, der für die Fahrt über den Atlantik mit vier leistungsstarken Diesel-/LNG-Motoren und einem „Soft Wingsail“-System ausgestattet ist. Es handelt sich dabei um vier rund 30 Meter hohe Tragflächensegel, die bei Bedarf ausgefahren werden und eine Gesamtsegelfläche von annähernd 1.500 Quadratmetern haben. CvF

Foto: Jifmar Offshore Services 39 1 / 2023 Standpunkte NORDMETALL

Menschen und Meldungen

Küstentour

Technologiepreis

Das Fraunhofer-Institut in Rostock hat Mecklenburger Metallguss (MMG) für seine Forschung auf dem Gebiet der Produktionstechnik mit einem Technologiepreis ausgezeichnet. Die Schiffspropellergießerei entwickelte im Jahr 2015 zusammen mit den Rostocker Wissenschaftlern einen Großroboter, der simulationsgestützt und mithilfe von Sensorik Markierungsbohrungen auf Propellergussrohlingen erstellt. Diese Markierungen zeigen an, wie viel Material im darauffolgenden Schleifprozess abgetragen werden muss. „Wir konnten mithilfe dieser Roboterapplikation die Positionsgenauigkeit der Tiefenmarkierungen erheblich steigern und damit die Produktqualität weiter verbessern, wobei die Durchlaufzeiten signifikant reduziert werden konnten“, erklärt Dr. Lars Greitsch , Geschäftsführer der MMG. AS

Während seiner einwöchigen Küstentour als neuer Maritimer Koordinator hat Dieter Janecek (r., Bündnis 90/Die Grünen) im Februar thyssenkrupp Marine Systems (tkMS) in Kiel besucht. „Es freut mich, dass thyssenkrupp Marine Systems eine der ersten Adressen ist, die sich Herr Janecek für seine Antrittsbesuche ausgesucht hat. Denn wir können nicht nur Marineschiffbau! Insbesondere unsere zivilen Projekte, beispielsweise die Bergung von Munitionsaltlasten in See oder auch unbemannte Unterwasserfahrzeuge zur Überwachung von Unterwasserinfrastruktur, sind wichtige Themen, die wir in Zukunft vorantreiben werden“, sagte Oliver Burkhard (l.), CEO der tkMS. Auch den Unternehmen German Naval Yards in Kiel, Fr. Lürssen Werft in Bremen und Neptun Werft in Rostock stattete der Maritime Koordinator einen Besuch ab. „Nach den Gesprächen und Eindrücken dieser Woche hat sich meine Einschätzung bestätigt: Die maritime Wirtschaft steht im Zuge der Klimakrise vor einem großen Umbruch. Als Koordinator für die Maritime Wirtschaft setze ich mich dafür ein, dass Deutschland Weltmarktführer in diesen Zukunftsbranchen wird“, so Janecek. AS

Jubiläumsfeier in der Kita

Die betriebseigene Kita Nautilus der Meyer Werft hat ihr zehnjähriges Bestehen gefeiert. Die Einrichtung wurde am 1. März 2013 in Papenburg eröffnet und wird durch das Deutsche Rote Kreuz betrieben. In der Kita werden 80 Kinder ab einem Alter von drei Monaten bis zum Eintritt in die Schule betreut. „Arbeit und Familienleben unter einen Hut zu bekommen, stellt für viele Eltern eine besondere Herausforderung dar. Daher freuen wir uns sehr, dass wir seit mittlerweile zehn Jahren eine betriebseigene Kindertagesstätte betreiben. Die Kita Nautilus trägt wesentlich dazu bei, dass unsere Mitarbeitenden Beruf und Familie besser vereinbaren können“, sagt Geschäftsführer Bernard Meyer AS

Fotos: STILL, Mecklenburger Metallguss GmbH, thyssenkrupp Marine Systems
40 1 / 2023 Standpunkte NORDMETALL

Zweifach ausgezeichnet

Für sein Engagement in der beruflichen Orientierung von Schülerinnen und Schülern hat das Intralogistikunternehmen Still aus Hamburg gleich zwei Auszeichnungen erhalten: das Unternehmenssiegel „Ausgezeichnetes Engagement in der beruflichen Orientierung“ von SchuleWirtschaft Hamburg und den SchuleWirtschaft Sonderpreis „MINT-Projekte für Mädchen und junge Frauen“. Zur Nachwuchsförderung gehören unter anderem die Partnerschaft mit zahlreichen Ausbildungsmessen, das Anbieten eines Berufs-

orientierungsprogramms an Schulen und die Durchführung von Unternehmenstagen. „Authentizität, Begeisterung und Augenhöhe sind uns im Kontakt mit den Jugendlichen sehr wichtig. Daher gehen nicht nur unsere Führungskräfte zu den Veranstaltungen, sondern unsere Praktikantinnen und Praktikanten, Azubis und dual Studierenden berichten aus ihrer persönlichen Perspektive, von ihren Erfahrungen und ersten Projekterfolgen“, betont Ausbildungsleiter Jan Wehlen (Mitte mit Urkunde). AS

Job-Offensive

Der Flugzeugbauer Airbus plant 1.300 Neueinstellungen für seine Werke in Hamburg. Sowohl die Neugründung Airbus Aerostructures als auch Airbus Operations schreiben neue Stellen aus. Mit der Personalaufstockung will das Unternehmen vor allem die Produktionsrate seiner Maschinen aus der A320Familie steigern – rund die Hälfte dieser Flugzeuge wird in Hamburg gebaut. „Insgesamt werden wir in Deutschland in diesem Jahr wieder etwa 3.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter rekrutieren“, sagt Arbeitsdirektor Marco Wagner. Im vergangenen Jahr wurden mehr als 1.000 neue Jobs an den fünf norddeutschen Standorten zusammen geschaffen. Dieses Jahr sind für Stade und Bremen 100 Einstellungen geplant, für Nordenham 250. AS

Fotos: Airbus, Meyer Werft/Michael Wessels
41 1 / 2023 Standpunkte NORDMETALL

Menschen und Meldungen

Serienstart

Im Montagewerk in Rostock hat der Windturbinenhersteller Nordex die Serienproduktion seiner Maschinenhäuser für Turbinen der 6-MW-Klasse gestartet. Gemeinsam mit Jochen Schulte (Mitte, SPD), Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Tourismus und Arbeit des Landes Mecklenburg-Vorpommern, und Werksleiter Alexander Farnkopf (l.) hat Nordex-CEO José Luis Blanco (r.) vor rund 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern den Startknopf für die Serienproduktion gedrückt. „Nur sieben Monate nach

der Errichtung der ersten zwei Prototypen der aktuell leistungsstärksten Großturbinen rollen jetzt planmäßig die Anlagen des Typs N163/6.X der 6-MW-Klasse in Serie aus unserem deutschen Produktionswerk. Langfristig soll die Jahresproduktion allein dieser Großturbinen hier circa ein Gigawatt betragen”, sagte Blanco. Das Montagewerk in Rostock ist aktuell das einzige, in dem Maschinenhäuser, Triebstränge und Schaltschränke für alle Turbinenmodelle dieser Klasse gefertigt und montiert werden. AS

Baumspende

800 Baumsetzlinge inklusive Anpflanzung – das ist der Umfang einer Spende, die Atlas Weyhausen gemeinsam mit der Werbeagentur team;iken dem Niedersächsi-

schen Forstamt Ahlhorn gemacht hat. Zum Ende des vergangenen Jahres hat der Baumaschinenhersteller aus Wildeshausen auf Erstellung und Versand von Grußkarten und Präsenten zur Weihnachtszeit verzichtet. Das Geld wurde stattdessen für die Pflanzaktion verwendet. „Wir setzen emissionsarme Motorentechnik ein und arbeiten an alternativen Antriebskonzepten. Bei uns liegt ein gesondertes Augenmerk auf der Nachhaltigkeit. So ist regionales Engagement in Zukunftsprojekte auch ein wichtiges Anliegen für uns“, erklärt Vertriebsleiter Niels Mansholt (2. v. l.) das besondere Engagement des Unternehmens. Bei der Aktion werden Flächen, die in den vergangenen Jahren durch Schädlingsbefall und Stürme gelitten haben, wieder aufgeforstet. Dabei wird verstärkt auf eine widerstandsfähige Mischbepflanzung gesetzt. AS

Fotos: Atlas Weyhausen, Nordex
42 1 / 2023 Standpunkte NORDMETALL

TARIF UPDATE

Ob es um Tarifverträge, die geplante Einführung eines Schichtsystems oder die Eingruppierung von Beschäftigten geht – die NORDMETALL-Abteilung „Tarifrecht und Arbeitsorganisation“ unterstützt kompetent und schnell. An dieser Stelle antworten die erfahrenen Juristen und Arbeitswissenschaftler auf aktuelle Fragen, die aus dem Kreis der NORDMETALL-Mitgliedschaft gestellt werden.

Passgenaue Lösungen durch Tarifvertrag

Die Freude am ehemaligen Standort der MV Werften in Wismar war groß, als sich die MEYER Gruppe 2022 dazu entschloss, die Fertigstellung des in Wismar im Bau befindlichen Kreuzfahrtschiffes für Disney Cruise Line (Orlando / USA) zu übernehmen. MEYER WISMAR will dafür mehrere hundert ehemalige Mitarbeiter der MV Werften beschäftigen.

Arbeitsrechtlich stellte sich die Herausforderung, innerhalb kürzester Zeit Beschäftigte bis Mitte 2025 befristet einzustellen und auch einen über die gesetzliche Höchstüberlassungsdauer möglichen Verleih sicherzustellen – deswegen waren für alle Beschäftigten gleichermaßen Anwendung findende kollektivrechtliche Regelungen das Mittel der Wahl. Und das, obwohl ein Betriebsrat nicht besteht. In nur drei Monaten haben es MEYER WISMAR mit Unterstützung von NORDMETALL und die IG Metall bis Anfang dieses Jahres geschafft, eine kollektivrechtliche, nämlich tarifliche Lösung zu verhandeln, die sowohl dem Interesse an passgenauer Gestaltung der künftigen Arbeitsbedingungen als auch dem Wunsch nach Tarifbindung Rechnung trägt. Dabei hat der Gesetzgeber für die notwendige lange Befristungs- wie auch Verleihdauer den Tarifvertragsparteien Öffnungsklauseln an die Hand gegeben, die hier sinnvoll genutzt wurden. Daneben konnte eine Vielzahl der bewährten flächentarifvertraglichen Regelungen anerkannt werden – von der Bewertung der Tätigkeiten nach ERA, der Entlohnung nach den zwischen NORDMETALL und IG Metall Küste vereinbarten Entgelttabellen bis hin zum 30-tägigen Urlaubsanspruch, der in der M+E-Branche tarifiert ist.

„Wir sind sehr froh, bis zu 650 Menschen eine Beschäftigungsperspektive in Wismar bieten zu können“, sagt Anna Blumenberg, Personalleiterin der MEYER WERFT und zugleich Vorstandsmitglied von NORDMETALL. Sie vertraut auf das Know-how und die Kompetenz der früheren Beschäftigten der MV Werften.

„Der Tariflohn der Metall- und Elektroindustrie gilt. Das ist ein klares Signal für gute Arbeit auf der Werft in Wismar“, so Henning Groskreutz, Erster Bevollmächtigter der IG Metall in Wismar.

Entscheidend für den Verhandlungserfolg war eine gute Vorbereitung und klare Benennung des aus Arbeitgebersicht Notwendigen, verbunden mit Verhandlungsspielraum für die Forderungen der Gewerkschaft. Das Projekt „Tarifvertrag“ konnte auch aufgrund der besonderen Herausforderungen und des gemeinsamen Interesses an Beschäftigung vor Ort in Wismar so schnell erfolgreich abgeschlossen werden.

Es zeigt aber auch deutlich, dass in besonderen Fällen –mag dies eine neue Herausforderung oder eine schwierige wirtschaftliche Situation sein – Tarifverträge passgenaue Lösungen bieten können, indem sie die Interessen der Arbeitgeberseite, der Belegschaft und auch der Gewerkschaft abbilden. So können etwa durch Zukunftstarifverträge notwendige betriebliche Transformationsprozesse begleitet werden oder Sanierungstarifverträge durch Reduzierung der tariflichen Leistungen Unternehmen durch wirtschaftlich schwierige Zeiten begleiten. NORDMETALL steht auch Ihnen mit seiner tarifrechtlichen Expertise und seinem reichen Erfahrungsschatz gern zur Seite. Janine Rudolph

43 1 / 2023 Standpunkte NORDMETALL
Foto: iStock/Iam Anupong
44 1 / 2023 Standpunkte NORDMETALL

Silberbesteck 1874

Robbe & Berking GmbH & Co. KG – Flensburg

Die Flensburger Silbermanufaktur Robbe & Berking begann ganz klein – mit einer einfachen Werkstatt. Heute ist sie größter Hersteller silberner Bestecke weltweit.

Wer großen Wert auf hochwertiges und in Handarbeit gefertigtes Besteck legt, ist bei der Silbermanufaktur Robbe und Berking genau richtig. Die Silberwaren des Familienunternehmens werden noch heute nach jahrhundertealter Tradition der Schmiedekunst und Silberbearbeitung gefertigt. Auch die benötigten Werkzeuge für das Formen der Produkte werden von Stahlgraveuren und Werkzeugmachern der Manufaktur eigens hergestellt. Das Unternehmen wurde 1874 vom Silberschmied Nikolaus Christoph Robbe gegründet. Fast ohne finanzielle Mittel gelang es ihm, eine von Jahr zu Jahr immer größer werdende Zahl von Freunden seiner Meisterwerke zu gewinnen. Einige Jahre später stellte er den jungen Silberschmiedemeister Robert Berking ein. Der verliebte sich in Henriette Robbe, die Tochter seines Chefs, und heiratete sie. Er beteiligte sich zu 50 Prozent an der Firma und errichtete das erste eigene Firmengebäude. Nachdem Berking bei einem Badeunfall verstarb, führten seine Witwe und sein Schwiegervater das Geschäft weiter, bis im Jahr 1922 Sohn Theodor die Unternehmensführung übernahm. Während seiner Tätigkeit wandelte sich die kleine Werkstatt zu einer im Norden Deutschlands hoch angesehenen Silbermanufaktur. Heute leitet Oliver Berking das Geschäft in fünfter Generation.

Die Manufaktur bietet neben Bestecksilber, Tafelgeräten und Accessoires seit 2008 auch Gold und Silber in Barren- und Münzenform als Anlagemetalle an. „Unser gesamtes Sortiment umfasst über 4.000 Teile. Zum Bestecksortiment gehören 24 Muster, die jeweils aus 40 bis 50 Einzelteilen bestehen“, sagt Berking. Jedes Besteckteil durchläuft etwa 50 unterschiedliche Arbeitsgänge. Maschinen sind dabei kaum im Einsatz.

Der Geschäftsführer fasst die Herstellung so zusammen:

„Zunächst werden Silberbleche in Streifen, die sogenannten Brandeln, geschnitten. Diese Brandeln werden an einem Ende gewalzt, da die Materialstärke im Bereich vom Mundstück des Löffels oder Oberteil der Gabel geringer ist, als am Stielende. Aus den Brandeln werden Rohlinge geschnitten und mit einem Druck von rund 800 Tonnen in die richtige Form gebracht. Anschließend werden die Besteckteile gepliestet, das heißt, überschüssiges Material entfernt. Danach kommt das Schleifen mit einer Mischung aus Bimsmehl und Naturöl an Filzscheiben. Es folgen die erste Politur an Tuch oder Sisalscheiben und die Reinigung in einem Ultraschallbad.“ Die letzten Arbeitsgänge beinhalten das galvanische Versilbern, das Hochglanzpolieren und eine finale Kontrolle aller Einzelteile.

Robbe & Berking beschäftigt 162 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in der Silbermanufaktur – davon sind 155 in Flensburg tätig. Das Unternehmen hat insgesamt zehn Fachgeschäfte in Deutschland sowie eines in Wien.

„Wir wollen zeigen“, so Berking, dass man auch im 21. Jahrhundert, in Deutschland und in reiner Handarbeit Dinge herstellen und weltweit erfolgreich verkaufen kann, die keinem vorübergehenden Trend folgen, sondern von Generation zu Generation weitergegeben werden.“ Was für viele reine Kostendenker und Massenhersteller exotisch klingt, ist Robbe & Berkings DNA. Auch in der 2008 gegründeten gleichnamigen Werft in Flensburg. Dort entstehen Motor- und Segelyachten ausschließlich aus Holz. „Zu unseren absoluten Rennern der vergangenen Monate gehört ein Barwagen, den wir für Becher, Kelche und Gefäße der Silbermanufaktur bauen“, erzählt Berking. Albina Stelle

Made in Germany Northern
45 1 / 2023 Standpunkte NORDMETALL
Fotos: Thomas Bach, Robbe & Berking

Claus Ruhe Madsen

… kam 1972 in Kopenhagen zur Welt. Nach dem Abitur im dänischen Struer arbeitete er in den Neunzigerjahren in Deutschland, im Ruhrgebiet zuletzt als geschäftsführender Gesellschafter eines Möbelhauses. In Rostock gründete er weitere Unternehmen und wurde dort 2013 Präsident der IHK . Mit Unterstützung von CDU, FDP und Unabhängigen wählten ihn die Rostocker 2019 zum Oberbürgermeister. Seit dem Juni 2022 wirkt der verheiratete Vater einer Tochter als Minister für Wirtschaft, Verkehr, Arbeit, Technologie und Tourismus in Schleswig-Holstein.

Zwei Menschen, zwei Sichtweisen: Die Sozialdemokratin

Dr. Melanie Leonhard (45), Senatorin für Wirtschaft und Innovation in Hamburg, und der parteilose Claus Ruhe

Madsen (50), Minister für Wirtschaft, Verkehr, Arbeit, Technologie und Tourismus in Schleswig-Holstein, diskutierten auf Einladung von Standpunkte Wirtschafts- und Industriepolitik sowie die länderübergreifende Zusammenarbeit im Norden.

Standpunkte: Sie führen jetzt ein paar Monate lang als erste Frau die Wirtschaftsbehörde in Hamburg, Frau Leonhard. Sie sind seit einem guten halben Jahr der erste Däne, wahrscheinlich der erste Nicht-Deutsche, auf dem Stuhl des schleswig-holsteinischen Wirtschaftsministers, Herr Madsen. Wie fühlen Sie sich von Wirtschaft und Öffentlichkeit angenommen?

Leonhard: Ich bin überall sehr offen aufgenommen worden und auf große Gesprächsbereitschaft gestoßen. Frauen in Führung werden in weiten Teilen der Wirtschaft weit mehr als Selbstverständlichkeit wahrgenommen, als es allgemein diskutiert wird.

Madsen: Die Menschen achten nach mei-

46 1 / 2023 Standpunkte NORDMETALL
Foto: Thomas Eisenkrätzer / Wirtschaftsministerium SH

nem Eindruck mehr auf die Biografie und die Fähigkeiten, die ein Minister oder eine Senatorin haben. Ich war Unternehmer, IHK-Präsident und Oberbürgermeister. Das scheint mir ein sehr guter Mix. Ich glaube nicht, dass da jemand gedacht hat: „Oh, der hat ja einen dänischen Pass.“

Standpunkte: Jetzt haben Sie auch die deutsche Staatsbürgerschaft?

Madsen: Ja, seit Ende Februar. Ich habe mir gedacht: Ich werde wahrscheinlich Deutschland nicht mehr verlassen. Also würde es zu mir passen, mich zu dem Volk zu bekennen.

Standpunkte: Richtig tief scheint die norddeutsche Zusammenarbeit bisher nicht zu sein. Die Küstenwirtschaftsministerkonferenz trifft sich bisher nur einmal im Jahr.

Madsen: Ich hoffe, wir können dieses gute Format häufiger durchführen. Gelegentlich hat man ja das Gefühl, dass die süddeutschen Länder mehr zu sagen haben, als sie eigentlich sollten. Wir müssen die Interessen des Nordens mehr bündeln und herausstellen. In Sachen Fachkräfte brauchen wir unter anderem einfachere Verfahren für qualifizierte Zuwanderer. Und wir sollten nach dänischem Vorbild das ‚graue Gold‘ verstärkt nutzen, die Senioren aktivieren, indem wir sie nicht finanziell bestrafen, wenn sie arbeiten gehen.

Standpunkte: Bekämpfung des Fachkräftemangels und das internationale Einwerben von neuen Firmenansiedlungen, dies wären doch prädestinierte Punkte der Zusammenarbeit zwischen Hamburg und Kiel, oder?

Leonhard: Ja, bei Flächenansiedlungen und internationalem Auftritt als Standort für Unternehmensansiedlungen macht das Zusammenwirken großen Sinn, weil man

Dr. Melanie Leonhard

… wurde 1977 im Hamburger Süden geboren und absolvierte bis 2004 ein Studium der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Politikwissenschaft und Geografie an der Universität Hamburg. 2009 promovierte sie mit einer Arbeit über die Reeder- und Schiffbauerfamilie Rickmers und arbeitete danach in wissenschaftlichen Positionen. Nach sieben Jahren als Harburger Bezirksabgeordnete zog sie 2011 in die Bürgerschaft ein und folgte 2015 Detlev Scheele als Arbeits- und Sozialsenatorin nach. Seit Ende 2022 ist die Hamburger SPD-Landesvorsitzende und verheiratete Mutter eines Sohnes Senatorin für Wirtschaft und Innovation.

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Foto: Oliver Tjaden / FHH

gemeinschaftlich die jeweiligen Vorteile in die Waagschale werfen kann. Wenn uns aufgrund des Bundes eine Zusammenarbeit auch in Sachen Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis bei der Fachkräftezuwanderung möglich wäre, gäbe es weitere Möglichkeiten: Schließlich ist man aus Pinneberg schneller in Hamburg als in Kiel.

Standpunkte: Die Industriepolitik scheint sich zwischen beiden Nord-Ländern zu unterscheiden. Sie versuchen gerade Northvolt zu halten, Herr Madsen, im Landtag haben Sie sich gegen eine Staatssubventionspolitik angesichts der Gefahr der Deindustrialisierung ausgesprochen und wir erreichen Sie gerade im Dienstwagen auf dem Weg zu Unternehmensbesuchen in einem Bundesland, dessen Namen wir jetzt aus Diskretionsgründen nicht nennen. Sie, Frau Leonhard, haben gerade mit Steuergeld Vattenfall und Shell das ehemalige Kohlekraftwerk Moorburg abgekauft, um dort Wasserstoff zu produzieren – machen Sie da in Hamburg mehr VEB statt PPP (Public Private Partnership; d. Red)?

Leonhard: Das Elektrolyse-Projekt in Moorburg wird von einem Konsortium von Industriepartnern, darunter Mitsubishi , und der Stadt gemeinsam betrieben. In Sachen Energiebeschaffung sind wir gegenwärtig in einer schwierigen Transitionsphase, womöglich der schwierigsten seit dem Zweiten Weltkrieg. Da ist es hilfreich, wenn es einen handlungsfähigen Staat gibt, der bei Transitionen vorübergehend unterstützen und bei

Für wettbewerbsfähige Netzentgelte: Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen will sich für einen angemessenen Industriestrompreis einsetzen.

Anfangsinvestitionen für den Markthochlauf helfen kann. Am Ende ist es auch kein Dienst im Kampf gegen den Klimawandel, wenn energieintensive Industrien nach Asien abwandern, wo wir wissen, dass zur Deckung des Energiebedarfs viel auf Kohleverstromung gesetzt wird. Was einmal weg ist, ist weg. Unsere Transformationsförderung hilft, die hier vorhandenen Industrien und den Standort zu stärken.

Madsen: Nach der Pandemie und als Reaktion auf den russischen Einfall in die Ukraine scheint in der Gesellschaft der Ruf nach dem Staat immer lauter zu werden. Vor einer solchen Staatsgläubigkeit möchte ich warnen. Unternehmer brauchen Anreize und verlässliche Rahmenbedingungen, aber keine Einhegung und Überregulierung. Joe Biden macht das mit seinem „IRA“ (Inflation Reduction Act, d. Red) gerade vor, was mir aber nun schwierige Gespräche mit Northvolt um deren endgültige Ansiedlung an der Westküste beschert. Wir brauchen also eine Balance: Initiativen, um neue Unternehmen im Norden zu gewinnen und vorhandene zu halten. Ganz wichtig ist mir da ein vernünftiger Industriestrompreis: Wir müssen die Netzentgelte wettbewerbsfähig gestalten, die viele erneuerbare Energie kann nicht bei uns den höchsten Strompreis in ganz Europa generieren.

Leonhard: Der Bundeswirtschaftsminister ist gefordert, rasch ein Energiestrompreismodell auf den Weg zu bringen, das auch auf EU-Ebene trägt. Dafür gibt es im europäi-

SH 48 1 / 2023 Standpunkte NORDMETALL
Foto:
Thomas Eisenkrätzer / Wirtschaftsministerium

schen Vergleich bereits gute Ansätze, wenn auch bei einem anderen Strommarktdesign.

Klar ist: Zwei Jahre, bis wir zu einer Lösung kommen, sind inakzeptabel lang. Nicht zuletzt aufgrund des IRA in den USA werden wir kurzfristig ausbleibende Investitionen erleben, wenn wir hier nicht kurzfristiger Angebote machen können.

Madsen: Habeck muss da auch die Süddeutschen mitnehmen, was etwas dauern dürfte. Wir Schleswig-Holsteiner haben jedenfalls einen Vorteil: 165 Prozent erneuerbare Energien, weswegen BASF heute wohl lieber bei uns als in Ludwigshafen säße.

Standpunkte: Hamburg kämpft um die Bedeutung des schrumpfenden Hafens, der Umschlag geht zurück und die Schlickverbringung ist mit den Nachbarländern nur vorläufig geklärt. Was sind Ihre Pläne für die Zukunft des Hafens, Frau Leonhard?

Leonhard: Der erste Schritt ist schon mal gemacht, der Bund hat die Notwendigkeit erkannt, die Häfen in einer nationalen Strategie zu unterstützen. Das ist neu. Der Hafen bietet für die gesamte Bundesrepublik ein großes Potenzial für klimaschonende Logistik mit dem Seetransport von Waren. Die Fahrt nach Hamburg lohnt sich weiterhin, insbesondere, da in Hamburg nicht nur Umschlag stattfindet, sondern die Waren hier in hohem Umfang verarbeitet werden.

Standpunkte: Diese Pro-Hafen-Haltung, die Sie da auf Bundesebene einfordern, scheint im Hamburger Senat bei Ihrem grünen Koalitionspartner ja nicht zwingend

vorhanden zu sein. Man gewinnt immer wieder den Eindruck, dass dort der Hafen eher als Kulisse für Wohn-, Wissenschaftsund Event-Infrastruktur gesehen wird.

Leonhard: Nun ja, das große Privileg von Bürgerschaftsfraktionen ist, dass sie gegenüber der Regierung auch als Koalitionspartner manchmal etwas zuspitzen dürfen. Die grünen Senatsmitglieder haben sich zur großen wirtschaftlichen Bedeutung des Hafens bekannt. Der Hafen darf nicht nur eine folkloristische Kulisse sein, sondern muss und soll auch weiterhin Industriestandort sein.

Madsen: Der Hamburger Hafen ist auch einer der größten Arbeitgeber in Schleswig-Holstein, schon deshalb ist er uns wichtig. Ich unterstütze Frau Leonhard bei der nationalen Hafenstrategie. Ein Teil der Verantwortung für die Zukunft des Hafens liegt auch bei uns, so wie in anderen Landeshauptstädten. Und dennoch haben wir bei unserem Umweltminister auch die direkte Verantwortung für das Wattenmeer, dem Schlickverklappungen nicht guttun würden.

Standpunkte: Zur Hafenzukunft gehört auch eine gute Verkehrsanbindung, Ihre grünen Senatspartner rücken aber von der im Koalitionsvertrag festgeschriebenen A26 Ost, auch Hafenquerspange genannt, ab. Das wird auch hier nichts mit dem „Deutschland-Tempo“, oder?

Leonhard: Wenn man nach langjähriger Diskussion eine Entscheidung für den Bau trifft, muss man auch dazu stehen. Ich tue das. Der Trassenverlauf wurde übrigens vor

In einer schwierigen Phase: Hamburgs Wirtschaftssenatorin Dr. Melanie Leonhard will mit Transformationsförderung auch energieintensive Industrien in Norddeutschland halten.
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Foto: Oliver Tjaden/FHH

über zehn Jahren noch unter schwarz-grün festgelegt. Es sind alle in der Verantwortung, dass die Strecke jetzt so kommt. Es gibt gerade im Süden der Stadt, aber auch im Bereich der Logistik zahlreiche Menschen und Unternehmen, die händeringend auf genau dieses Autobahnteilstück warten! Es handelt sich hier um eine fertig geplante Autobahn, die Teil des Bundesverkehrswegeplans ist, bei der umfangreiche Beteiligungen durchgeführt wurden, teure Lärmschutzmaßnahmen für Anwohner umgesetzt werden und für die dieses Jahr die Planfeststellung erfolgen wird. Dann muss auch klar sein, dass wir zum Bauen kommen.

schule wieder aufgegriffen haben. Wir haben nicht aufgehört mit unserer MINT-Förderung, auch jede Sorte von Praktikumsbeziehung findet wieder statt, das AV-dual für alle Schülerinnen und Schüler, die nach der Schule noch keinen Ausbildungsplatz gefunden haben, läuft weiterhin sehr erfolgreich.

Madsen: Manche Branchen müssen stärker in die Schulen gehen, um Kontakt mit den Jugendlichen herzustellen, wie es gerade M+E-Firmen längst tun. Wir müssen mehr für Karriere ohne Studium begeistern, auch in den familiären Umfeldern. Und die Schulabbrecherquote muss runter, deren Höhe bedrückt mich sehr.

Standpunkte: Im Sinne der Fachkräftesicherung plant Bremen jetzt eine Ausbildungsabgabe, weil angeblich nur dadurch mehr Ausbildungsplätze geschaffen werden können, obwohl es in Bremen mehr als 16.000 gibt. Was halten Sie davon?

Madsen: Nichts. Wir brauchen weder mehr Strafabgaben noch mehr Bürokratie.

Madsen: Wir kapitulieren bei diesen Themen auch nicht. Die Fehmarnbeltquerung ist eines der größten und wichtigsten Infrastrukturprojekte in Europa. Auf dänischer Seite gab es rund 40 Einwände, auf deutscher Seite 12.000. Nur dass in Deutschland nicht ausreichend sichergestellt ist, dass ab einem frühen Planungszeitpunkt entschieden wird und nicht im Nachhinein immer neue Einwände die Projekte blocken. Deshalb müssen die Leute mangels A20-Weiterbau seit 15 Jahren durch Bad Segeberg fahren. Das muss aufhören, wir müssen davon wegkommen, dass Straße oder Autobahn eine böse Infrastruktur sind. Wir wollen Mobilität, in Zukunft mit immer mehr Wasserstoff- oder E-Antrieben, auch auf neuen Straßen.

Standpunkte: Thema Schule/Wirtschaft: Auch wenn Sie beide nicht für die Schulen zuständig sind, muss es Sie doch besorgen, dass im Zuge von Corona der Ausfall von Berufsorientierung immens war. Wie können wir die Defizite in diesem Bereich reduzieren, um wieder mehr qualifizierte Auszubildende in die Betriebe zu bekommen?

Leonhard: In Hamburg haben wir eine Reihe von Betrieben, die unmittelbar nach Corona ihre Schulpartnerschaften mit Oberstufen oder Abschlussjahrgängen in der Stadtteil-

Leonhard: Nach allem, was ich über dieses Modell weiß, ist das nichts, was uns in Hamburg weiterhilft. Wir haben in Hamburg eine hohe Zahl von unbesetzten Ausbildungsplätzen und mein Eindruck ist: Alle Mühe, die man in die Konfiguration einer solchen Abgabe steckt, sollte man lieber in die bessere Passung Auszubildende/Unternehmen stecken. Standpunkte: Apropos Bürokratie: In Mecklenburg-Vorpommern will man das Tariftreuegesetz verschärfen, um die staatliche Auftragsvergabe an noch restriktivere Kriterien zu binden. Was haben Hamburg und Kiel hier vor?

Leonhard: In Hamburg haben wir uns auch auf den Weg gemacht, dass das Thema Tarifbindung in der staatlichen Vergabe eine Rolle spielen soll. Dazu hat uns die Bürgerschaft gerade einen Auftrag erteilt und Ergebnis muss schon sein, dass es einen Unterschied macht, ob sie Anbieter sind mit Tarifvertrag oder ein Anbieter ohne.

Madsen: Wir sprechen tagtäglich von weniger Bürokratie, mit der sollten wir die Tariffreiheit nicht weiter einschränken. Unser Vergabegesetz in Schleswig-Holstein hatte früher etwa 20 Seiten, jetzt sind es zwei, das soll so bleiben.

Standpunkte: Wir danken für das Gespräch. Aufgezeichnet von Alexander Luckow

„Unternehmer brauchen Anreize und verlässliche Rahmenbedingungen, aber keine Einhegung und Überregulierung.“
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Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen

TERMINE

Termine von NORDMETALL, NORDMETALL-Stiftung und AGV NORD

Mitgliederversammlung, Treffen zum Netzwerken, Informationsveranstaltungen zu Arbeitsrecht, Bildungsfragen oder der Stiftungsarbeit — die norddeutschen Industrieverbände NORDMETALL und AGV NORD sowie die NORDMETALL-Stiftung bieten ein reichhaltiges Angebot.

Nähere Informationen zu Anmeldung, Ablauf, Referenten, kurzfristigen Änderungen sowie weitere Termine finden Sie auf unserer Homepage unter www.meinarbeitgeberverband.de/veranstaltungen.

April

24.–25.04.23 Tagung Lehre n Haus der Wirtschaft, Hamburg NM-Stiftung

25.04.23

26.–27.04.23

27.04.23

Online-Schulung zur Zeitarbeit in der M+E-Branche virtuell NM / AGV

Zukunftstagung „Maritime Wirtschaft“ Berlin NM / AGV

Überregionales Netzwerktreffen Ausbildung virtuell NM / AGV

vor Ort

hybrider Zusammenarbeit

08.–09.05.23

10.05.23

12.–13.05.23

13.05.23

25.05.23

25.05.23

25.05.23

Next Generation – Wie sich Arbeitgeber speziell für junge Bewerberinnen und Bewerber attraktiv machen

Schloss Hasenwinkel, Bibow NM / AGV

21.06.23

06.07.23

MEiN Impuls:

Frauen in Führung in der M+E-Industrie virtuell NM / AGV

Deutsche Meisterschaft NORDMETALL CUP Kundencenter Mercedes Benz, Sindelfingen NM-Stiftung

Ausstellungseröffnung „Jugend trotz(t) Krise“ Kunsthalle Bremen NM-Stiftung

Info-Veranstaltung: „Mobiles Arbeiten im Ausland“ virtuell NM / AGV

Bezirksversammlung Nord virtuell NM

Fachgruppenversammlung Kontraktlogistik Haus der Wirtschaft, Hamburg NM

Festspiele MV

und Familienfest Hasenwinkel

Mitgliederversammlung

NORDMETALL-Roboterwettbewerb

Schloss Hasenwinkel, Bibow NM-Stiftung

Juni 06.06.23 AGV
Schloss Hasenwinkel,
AGV 06.06.23 Abschlussveranstaltung MINT4girls Kiel NM / AGV 07.06.23 Abschlussveranstaltung MINT connect Bremen NM / AGV 07.06.23 Webasto Drive Mechanikwettbewerb im Rahmen von Create MV Webasto-Werk Neubrandenburg NM-Stiftung 17.06.23 Eröffnungskonzert
Konzertkirche
NM-Stiftung
Kinder-
Schloss
NM-Stiftung
NORD Mitgliederversammlung und Unternehmerforum
Bibow
Neubrandenburg
18.06.23
Hasenwinkel, Bibow
NORDMETALL
Atlantic
NM
NORDMETALL
Hella
NM
Netzwerk
Organisation
Haus der
NM / AGV
Grand Hotel, Bremen
/ AGV 03.05.23
Fahrzeugkomponenten, Bremen
04.05.23
HR:
Wirtschaft, Hamburg
Chefseminar:
Mai
Juli
51 1 / 2023 Standpunkte NORDMETALL

Stefan Stenzel

VINCORION

„Kaum zu glauben, aber es ist erst gut zwei Jahre her, da hat mir einmal ein Bundestagsabgeordneter gesagt: Ihr von der Wehrindustrie, Ihr werdet in Berlin ganz weit hinten gehandelt, bei Eurem Image und Eurer Bedeutung.“ Stefan Stenzel referiert diese Begebenheit in seinem Wedeler Büro emotionslos, als trage er einen Geschäftsbericht vor. Das mag nicht nur am gelassenen Naturell des 59 Jahre alten Geschäftsführers von Vincorion liegen, der als Sohn eines Artillerieoffiziers schon die Nachrüstungsdebatte aufmerksam verfolgte. Es spiegelt auch die Berufserfahrung vieler Manager in der deutschen Wehrtechnik wider. Die haben den in der Politik so beliebten Begriff der Wertschätzung über Jahrzehnte real kaum erlebt. Bis zur „Zeitenwende“ vor gut einem Jahr.

„Der Bundeskanzler hat damit das Wort des Jahres 2022 generiert, das hat er sehr gut gemacht“, lobt Stenzel den Mentalitätswandel, der zumindest an der Staatsspitze eingetreten zu sein scheint. „Auch wenn die Aufträge noch kommen werden, ist die Umsetzungsgeschwindigkeit unzureichend, wenn wir sehen, dass von 100 Milliarden Euro bis jetzt gerade mal ein zwei- bis dreistelliger Millionenbe-

trag beauftragt worden ist – bei uns ist noch wenig angekommen.“ Dabei ist das Technologieunternehmen Vincorion vor den Toren Hamburgs prädestiniert, um bei einer ganzen Reihe von Waffensystemen aktuell für Erneuerung zu sorgen: ein hochmodernes 170-Kilowatt-Energiesystem mit integriertem StarterGenerator für den über 1.000 PS starken Schützenpanzer Puma; die Waffenstabilisierung für die Rohre des Kampfpanzers Leopard II, aktuelle Version A7V; die Nase für Eurofighter und Tornado, Torpedomotoren oder eine hybride Stromversorgung für das Patriot-Luftabwehrsystem – alles made by Vincorion , gefertigt von rund 450 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Wedel, 200 im bayrischen Altenstadt und 70 in Essen.

Woran das Zeitlupentempo der Zeitenwende liegt? Der vor mehr als 30 Jahren in Neumünster zum Panzerjäger ausgebildete Stenzel sieht gleich mehrere Gründe: „Die Politik hat vor allem im letzten Jahr nicht stringent entschieden: Weder wissen wir, ob und wie viele Puma beschafft werden sollen noch gibt es Aufträge zum Ersatz der Leoparden, die an die Ukraine gehen.“ Dabei liegt die Vorlaufzeit von der Bestellung bis zur Auslieferung neuer

Dr. Stefan Stenzel, CEO von Vincorion, mit einer hochmodernen Seilwinde für den NATO-Helikopter 90
Foto: Christian Augustin
53 1 / 2023 Standpunkte NORDMETALL
TERMIN BEIM CHEF

Panzer bei mindestens 24 Monaten –keine Fließband-, sondern zeitintensive Manufakturfertigung hochkomplexer Systeme prägt die Wehrindustrie. Allerdings schöpft der Rüstungsmanager Hoffnung, seit der neue Verteidigungsminister im Amt ist: „Boris Pistorius hat die Problemthemen erkannt und angesprochen. Nach einigen Monaten würden wir dann auch Entscheidungen erwarten.“

Warten auf die Zeitenwende

Deren Umsetzung allerdings hängt vom Beschaffungsamt der Bundeswehr mit Zentrale in Koblenz ab, kurz BAAInBw, die mit über 11.000 Mitarbeitern und über 100 Dienstorten größte technische Behörde Deutschlands. „Dort hat man in den letzten 30 Jahren mit über zehn Prozent unbesetzten Dienstposten Mangelwirtschaft durch das Verteidigungsministerium organisiert, das Runterfahren der Bundeswehr vom Vor-Wende-Niveau auf die heutige Situation“, erläutert Stenzel. Nur mit einem Mentalitätswechsel,

wie ihn der neue Minister verkörpere, könne da eine Umkehr eintreten. Und mit mehr als 100 Zeitwende-Milliarden, von denen nur ein Bruchteil für neues Gerät aus Deutschland ausgegeben wird.

„20 Milliarden Euro werden von Zinsen auf das Sondervermögen, weitere 20 von der Inflation aufgefressen, noch mal 20 gehen für F-35-Kampfflugzeuge und schwere Transporthubschrauber in die USA weg, 20 sind für neue Munition nötig“, rechnet der promovierte Volkswirt Stenzel vor. „Bleiben 20 Milliarden über fünf Jahre gestreckt für Ausrüstung aus deutscher Produktion. Damit erreichen wir noch nicht mal das Zwei-Prozent-Ziel der NATO“, so Stenzel. Dass Vincorion immerhin rund 30 Prozent seiner Umsätze mit Produkten für die zivile Luftfahrtindustrie mache, helfe in diesen Zeiten nur bedingt weiter: Die Branche erholt sich gerade erst vom schweren Einbruch durch die Pandemie.

Auch der internationale Rüstungsmarkt bietet Vincorion und deutschen Mitbe-

„Damit erreichen wir noch nicht mal das Zwei-ProzentZiel der NATO.“
Foto: Christian Augustin
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werbern derzeit keine großen Wachstumsfelder: Exporte militärischer Güter sollen nach dem neuesten Entwurf des Rüstungskontrollgesetzes aus dem grün geführten Bundeswirtschaftsministerium eher noch weiter eingeschränkt werden als bisher, trotz der aus dem Ruder laufenden Weltlage. Stefan Stenzel analysiert nüchtern: „Unsere Bemühungen, in andere Länder zu liefern, waren in den letzten zehn Jahren wenig erfolgreich, selbst im NATO-Terrain. Das liegt vor allem daran, dass potenzielle Käufer selbst in Nachbarländern wie Polen die Gefahr scheuen, am Ende keine Ausfuhrgenehmigung der Bundesregierung zu erhalten.“

Rigoroseres Rüstungskontrollgesetz droht

Wie steuert man ein Unternehmen in derart volatilem Umfeld, wollen wir wissen, und Stenzel lächelt vorsichtig: „Das ist tatsächlich eine ManagementHerausforderung. Wir beschäftigen sehr hoch qualifizierte Fachkräfte, deren Fertigkeiten es erlauben, sie je nach Auftragslage mit neuen Projekten zu betrauen.“ Die Leiharbeiterquote liegt derzeit bei gerade noch fünf Prozent, die Vincorion Forschungs- und Entwicklungsabteilung ist allerdings mit mehr als 100 Ingenieuren bestens besetzt, um an neuen Produkten zu arbeiten – zum Teil mit jahrzehntelangem Vorlauf: „Deutschland und Frankreich wollen bis 2040 einen Kampfpanzer-Nachfolger für den Leopard und sein französisches Pendant, den Leclerc, entwickeln. Wir haben den Auftrag gewonnen, um eine Studie des Energiesystems des neuen Main Ground Combat Vehicle, kurz MGCS, zu entwickeln“, berichtet Stenzel von immerhin einem multinationalen Projekt. Das steht ganz im Zeichen von „Green Military“: „Auch die NATO will bis 2050 CO2- neutral werden, wir haben schon bei

der Energieversorgung für das Patriot-Raketensystem Technologien entwickelt, die für 34 Prozent mehr Energieeffizienz sorgen und wollen das fortsetzen.“

Die Zukunft der deutschen Rüstungsindustrie sieht der Manager, der seine Karriere in den Neunzigerjahren als Konzernstratege bei der Deutschen Börse sowie im Beteiligungscontrolling bei der Allianz startete, nur im europäischen und internationalen Verbund: „Die deutsche Politik sollte sich für eine europäische Konsolidierung in der Wehrindustrie einsetzen. Nicht alle sollten alles bauen, sondern die einen Panzer, die zweiten Kampfflugzeuge, die dritten Fregatten und Kreuzer.“ Eine Konsolidierung der Branche, wie sie in den USA längst üblich sei, würde für die Steuerzahler zu deutlich niedrigeren Kosten für Gerät führen.

Im Sommer 2022 wechselte das Wedeler Unternehmen aus der Jenoptik-Gruppe unter das Dach der britischen STAR Capital Partnership LLP, einer europaweit in mittelständische Unternehmen investierenden Private-Equity-Gesellschaft. „Damit hat Vincorion einen erfahrenen Partner für das sehr volatile, von politischen Entscheidungen geprägte Geschäft“, sagt Stenzel, der Vincorion seit 2018 führt. Ganz gelassen bleibt der verheirate Familienvater zweier erwachsener Kinder auch bei diesen Sätzen. Schließlich ist man als Rüstungsmanager einiges gewohnt. Alexander Luckow

Vincorion

Mit Produkten für den Sicherheits- und Verteidigungsbereich, die Luftfahrt sowie die Bahn- und Transportindustrie erwirtschaftete Vincorion 2021 gut 145 Millionen Euro. Das Unternehmen besteht seit über 60 Jahre Jahren, ist NORDMETALL-Mitglied und hat seinen Sitz seit den 1920er-Jahren im südholsteinischen Wedel. Die norddeutsche Wehrindustrie beschäftigt über 15.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

„Wir beschäftigen sehr hoch qualifizierte Fachkräfte, deren Fertigkeiten es erlauben, sie je nach Auftragslage mit neuen Projekten zu betrauen.“
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TREFFPUNKT NORD

Volle Konzentration: Die Starter müssen punktgenau aufs Knöpfchen drücken, damit die Mini-Rennwagen über die Piste brettern.

NORDMETALL CUP zum

Ersten, zum Zweiten und ...

Mitglied der Jury: Dr. Jessica Bönsch, Bereichsleitung Bildung und Wissenschaft der NORDMETALL-Stiftung

Intensive Beratung: Jurymitglieder tauschen sich inmitten der Teamstände über die Präsentationen und ihre Eindrücke aus.

Schlag auf Schlag ging es beim NORDMETALL CUP 2023, einem der größten interdisziplinären Technologiewettbewerbe für Schülerinnen und Schüler. Im Zwei-Wochen-Rhythmus fanden drei Meisterschaften statt, zu denen sich 71 Teams von 28 Schulen angemeldet hatten. Los ging es am 17. und 18. Februar in Hamburg. Hier holte sich das Team „Inertia-Racing“ vom Gymnasium Corveystraße in Lokstedt den Titel. Bei den Junioren setzte sich „NB Racer“ von nordbord durch. Am 4. März bestiegen nach spannenden Rennen in der NORDAKADEMIE in Elmshorn „6Kro“ vom Gymnasium Kronshagen und das Junioren-Team „Turbo Cookies“ von der Leibniz Privatschule Elmshorn das Siegertreppchen. Sieger der Meisterschaft Nord dürfen sich seit dem 18. März „Delta“ von der Schule am Auetal in Ahlerstedt und „LISH4TOP“ (Junioren) vom Alexander-von-Humboldt-Gymnasium in Greifswald nennen. „Wenn ich die Motivation sehe, mit der sich die Teilnehmenden dem Projekt gewidmet haben, freue ich mich auf die Zukunft, die von ihnen gestaltet wird“, sagte Kirsten Wagner, Geschäftsführerin der NORDMETALL-Stiftung, die den Wettbewerb möglich macht. BiB

Fotos: Christian Augustin

Auf die Plätze, fertig, los: Gespannt verfolgen die Gäste des NORDMETALL CUPs die Starts in der NORDAKADEMIE.

Strahlende Sieger in Schleswig-Holstein: Das Team „6Kro“ vom Gymnasium Kronshagen fährt zur Deutschen Meisterschaft.

56 1 / 2023 Standpunkte NORDMETALL

Spur halten: Zwei Teilnehmerinnen beobachten gespannt, welchen Weg ihr Roboter über den Parcours nimmt.

Robi vor, noch ein Tor: Ein von extra dafür programmierten Robotern bestrittenes Fußballturnier gehört zu jedem RoboCup-Wettbewerb dazu.

RoboCup ­Spektakel

Rettungseinsatz: Schafft es das Team, mit seinem selbst gebauten Roboter die kleine, weiße Kugel einzusammeln?

Nach drei Jahren coronabedingter Pause konnte der NORDMETALL RoboCup Junior am 25. und 26. Februar 2023 endlich wieder in alter Form an der Technischen Universität Hamburg (TUHH) stattfinden. 62 Kinder und Jugendliche reisten aus dem gesamten Norden an, um ihre selbst gebauten und programmierten Roboter zu präsentieren und sich mit anderen Teams zu messen. Die Erstplatzierten kommen vom Ökumenischen Gymnasium Bremen und vom Gymnasium Athenaeum aus Stade BiB

Fotos: Christian Augustin

InfoTruck bei der NORDAKADEMIE Elmshorn.

Arbeit „begreifen“

Rund 150 Jugendliche sowie Lehrkräfte aus sechs Schulen haben den M+E-InfoTruck Ende Februar auf dem Campus der NORDAKADEMIE in Elmshorn besucht. Unterstützt durch die Agentur für Arbeit war der Truck dort drei Tage lang für jeweils 70-minütige Rundgänge geöffnet. Die Schülerinnen und Schüler lernten begleitet von Keller Feinwerktechnik aus Elmshorn Berufe der M+E-Industrie kennen, bauten mithilfe eines Cobots (kollaborativer Roboter) ein Zahnradgetriebe zusammen und frästen mit einer CNC-Maschine. BiB

Fotos: Agentur für Arbeit

Starke Aktion im Vorfeld der Woche der Ausbildung: das Team aus Organisatoren, Lehrkräften, NORDAKADEMIE-Personal und Angestellten der Agentur für Arbeit.

Nicolai Rexroth (M.) zeigt den Schülerinnen und Schülern aus Elmshorn, was ein Roboterarm kann.
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TREFFPUNKT NORD Wer hat an der Uhr gedreht?

Am 27. März 2023 stand in Schloss Hasenwinkel die Arbeitszeit im Fokus. Die Sozialpartnerinitiative mvworks hatte zum Kongress in das Tagungshotel der Wirtschaft geladen. Rund 100 Interessierte aus Unternehmen, Verbänden, der Juristerei und Wissenschaft waren gekommen, um sich einen halben Tag lang über neue Arbeitszeitmodelle, Erfassungssysteme, Flexibilität und Agilität auszutauschen. Eine moderierte Gruppendiskussion zur Work-Life-Balance bildete den Höhepunkt. BiB

Bakterien im Science Café: Zwei Schülerinnen erklären, was an diesen Lebewesen so besonders ist.

Wertvolle Impulse aus der Praxis: Das Publikum will viel darüber erfahren, wie sich Produktionsprozesse flexibler gestalten lassen.

MINT im Café genießen

Schülerinnen und Schüler ermutigen, eigene Forschungen durchzuführen und die Ergebnisse vor einem Publikum aus Gleichaltrigen und Lehrkräften zu präsentieren – das gelingt in einem Science Café Die Idee dazu stammt von der Stadtteilschule Wilhelmsburg und bot den Rahmen für die Rezertifizierungsfeier für Hamburgs beste MINT-Schulen am 22. Februar an der Otto-Hahn-Schule in HamburgJenfeld. Seit fast zehn Jahren verleihen die NORDMETALL-Stiftung und die Joachim Herz Stiftung das Exzellenz-Siegel „MINT-Schule Hamburg“ in enger Kooperation mit weiteren Partnern. BiB

Erfolgreich rezertifiziert: Die Stadtteilschule Lohbrügge gehört zu den sechs Schulen, die in Hamburg mit überdurchschnittlich gutem, praxisnahem MINT-Unterricht punkten.

Exzellent: Ein Lehrer der Erich Kästner Schule aus Farmsen-Berne erläutert ein einfaches, praktisches Experiment.

Judith Pfützenreuter (mvworks) begrüßt die Gäste des Arbeitszeitkongresses in Hasenwinkel. Fotos: Michael Seehase Fotos: Claudia Höhne
58 1 / 2023 Standpunkte NORDMETALL
Jens Matschenz (NORDMETALL) sagt, was Arbeitgeber für die Work-Life-Balance tun.

KONTAKT ZU NORDMETALL

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NORDMETALL-Geschäftsstellen

GESCHÄFTSSTELLEN

Wilhelmshaven Emden Oldenburg

Hauptgeschäftsstelle

Kapstadtring 10

22297 Hamburg

Tel.: 040 6378-4200

Geschäftsstelle Bremen

Schillerstraße 10

28195 Bremen

Tel.: 0421 36802-0

Geschäftsstelle Bremerhaven

c/o Arbeitgeberverband Bremerhaven

Hohenstaufenstraße 33

27570 Bremerhaven

Tel.: 0471 26031

Geschäftsstelle Emden

c/o Arbeitgeberverband für Ostfriesland und Papenburg e. V.

Zwischen beiden Bleichen 7

26721 Emden

Tel.: 04921 3971-0

Geschäftsstelle Kiel

Lindenallee 16

24105 Kiel

Tel.: 0431 3393610

Geschäftsstelle Neubrandenburg

Feldstraße 2

17033 Neubrandenburg

Tel.: 0395 56035-0

Geschäftsstelle Oldenburg

c/o Arbeitgeberverband Oldenburg e. V. Bahnhofstraße 14

26122 Oldenburg

Tel.: 0441 21027-0

Geschäftsstelle Rostock

Richard-Wagner-Str. 1 a

18055 Rostock

Tel.: 0381 877214–11

Geschäftsstelle Schwerin

Graf-Schack-Allee 10 a

19053 Schwerin

Tel.: 0385 6356-200

Geschäftsstelle Wilhelmshaven

c/o Arbeitgeber- und Wirtschafts verband

Jade e. V.

Virchowstraße 21

26382 Wilhelmshaven

Tel.: 04421 13939-0

Kiel Hamburg Schwerin Rostock Neubrandenburg Bremerhaven Bremen
59 1 / 2023 Standpunkte NORDMETALL

MEIN STANDPUNKT

Bremensien

Die Eiswette und der Bleikeller, das Schaffermahl und die Stadtmusikanten – traditionsreiche Bremensien gibt es Dutzende, nicht nur im kulturellen Sinne. Auch im politisch-wirtschaftlichen Sektor bleibt man sich an der Weser gern treu: Die mit weitem Abstand höchste Pro-Kopf-Verschuldung unter allen Bundesländern, der beständig letzte und 16. Platz in fast allen Bildungsrankings oder die seit 1945 regelmäßig wiederkehrende Wahl eines Sozialdemokraten an die Spitze des Senats – auch das scheinen unverrückbare Bremensien.

Wenig spricht dafür, dass sich zumindest Letzteres nach der Bürgerschaftswahl am 14. Mai ändert: Die Parteien des rot-grün-roten Senats unter Bürgermeister Andreas Bovenschulte überspringen in allen Umfragen locker die 50-Prozent-Marke. „Bovi“, wie ihn nicht nur seine Genossen im Stadtstaat gern nennen, gehört mit seinem Kieler Kollegen Daniel Günther zu den beliebtesten Ministerpräsidenten Deutschlands. Die linke Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt genießt auch in Unternehmerkreisen einen guten Ruf. Der grünen Mobilitätssenatorin Maike Schaefer gelingt es trotz einer vergleichbar rigiden Anti-Auto-Verkehrspolitik wie der ihrer stadtstaatlichen Kollegen, deutlich weniger Gegenwind zu produzieren. Kurzum: Von Wechselstimmung wie jüngst in Berlin ist in Bremen nichts zu spüren.

Das mag auch an der Opposition liegen, die es anders als an Spree und Elbe hanseatisch-gelassen angeht: CDU-Spitzenkandidat Frank Imhoff, als Bürgerschaftspräsident von Hause aus eher verbindlich im Auftritt, wirbt unter dem sperrigen Titel „Connected Cities“ für die Entwicklung Bremens und Bremerhavens zur Technologiemetropole des Nordens. Die FDP versucht unter ihrem umtriebigen Landeschef Thore Schäck den Weggang der über Jahre profilierten Frontfrau Lencke Wischhusen zu überwinden. Und die AfD darf nach Listenstreitereien gar nicht erst kandidieren. Doch trotz eines bisher recht gemächlichen Wahlkampfes gibt es viel zu besprechen an der Weser: Zum Beispiel, warum der von Rot-Grün-Rot beschlossene Ausbildungsfonds die bremischen Unternehmen schröpfen soll, obwohl nicht abzusehen ist, dass so mehr Jugendliche ausgebildet werden. Und wieso Bremens leistungsschwaches Bildungssystem seit Jahren eine fast doppelt so hohe Prozentzahl junger Erwachsener ohne formale Berufsqualifizierung produziert, wie etwa in Berlin oder Hamburg. NORDMETALL und die bremischen Unternehmensverbände bringen sich in diese und andere Debatten ein:

Am 3. Mai ab 16 Uhr mit der Spitzenkandidaten-Diskussion

„NORDMETALL vor Ort“ bei Hella Fahrzeugkomponenten, zu verfolgen unter www.meinarbeitgeberverband.de/nordmetallvorort – keine Bremensie, aber ein Beitrag zur demokratischen Willensbildung.

Sie erreichen mich unter: luckow@nordmetall.de www.facebook.com/Nordmetall-News zu Politik und Wirtschaft www.facebook.com/NORDMETALL

Alexander Luckow, „Standpunkte“Chefredakteur
@ 60 1 / 2023 Standpunkte NORDMETALL

Waleed Al Sheikh S. 7 f., Nordex SE

Rafat Alani, S. 10 f., Philips Medical Systems

DMC GmbH

Anton Bauch , S. 8 f., NORDMETALL e. V.

Andrea Belz , S. 23, Peene-Werft GmbH & Co. KG

Oliver Berking , S. 45, Robbe & Berking GmbH & Co. KG

Joe Biden , S. 48, US-Präsident

José Luis Blanco, S. 42, Nordex SE

Anna Blumenberg , S. 43, MEYER WERFT GmbH & Co. KG

Dr. Jessica Bönsch , S. 56, NORDMETALLStiftung

Jürgen Bösing , S. 19, KS Gleitlager GmbH

Werk Papenburg

Dr. Andreas Bovenschulte , S. 60, Bürgermeister und Senatspräsident der Freien

Hansestadt Bremen, SPD

Oliver Breitsprecher, S. 21 ff., DIM Industrieservice Nord GmbH

Sabrina Bullermann , S. 26, BizLink Special Cables Germany GmbH

Oliver Burkhard , S. 40, thyssenkrupp Marine Systems GmbH

Carl-Julius Cronenberg MdB, S. 9, FDP

Andrea Dietrich , S. 34, UdW Gesellschaft für Dienstleistung und Beratung

Alexander Farnkopf S. 42, Nordex SE

Dr. Nico Fickinger, Titel, S. 4, 13 f., 15, 62, NORDMETALL e. V.

Constantin Fricke-Kniesberg , S. 7 f., Nordex

SE

Peter Goldfisch , S. 21 f., DIM Industrieservice

Nord GmbH

Peter Golinski, S. 21, NORDMETALL e. V.

Tobias Golz S. 62, Facharzt für Arbeitsmedizin

Jennifer Granholm , S. 29, US-Energieministerin

Dr. Lars Greitsch , S. 40, Mecklenburger

Metallguss GmbH

Henning Groskreutz S. 43, IG Metall

Virginie Gruchow, S. 21, 23 DIM Industrieservice Nord GmbH

Sven Grünwoldt , S. 36, Schnellecke Modul

GmbH

Daniel Günther MdL , S. 60, Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein, CDU

Robert Habeck MdB, S. 49, Bundesminister für Wirtschaft, Energie und Klimaschutz, Bündnis 90/Die Grünen

Marc Hamer, S. 17 f., Nordischer Maschinenbau Rud. Baader GmbH & Co. KG

Tom Huber, S. 21 ff., DIM Industrieservice Nord GmbH

Thiemo Illmer, S. 10 f., Philips Medical Systems DMC GmbH

Frank Imhoff MdBB, S. 60, Präsident der Bremischen Bürgerschaft, CDU

Dieter Janecek MdB, S. 40, Koordinator der Bundesregierung für die maritime Wirtschaft und Tourismus, Bündnis 90/Die Grünen

Florian Käckenmester, S. 10, Amt für

Migration der Hamburger Innenbehörde

Dirk Kienscherf MdHB, S. 5, 63, SPD

Kerstin Kleemann , S. 19, Zeppelin Aviation & Industrial Service GmbH

Dr. Ralf Kleiber S. 29 ff., Max-Planck-Institut für Plasmaphysik

Prof. Dr. Thomas Klinger, S. 29, 31, Max-Planck-Institut für Plasmaphysik

Leon Knappe , S. 22 f., DIM Industrieservice

Nord GmbH

Thomas Kühn , S. 22, Brinkmann & Partner

Dr. Melanie Leonhard , S. 5, 46 ff., Senatorin für Wirtschaft und Innovation in Hamburg, SPD Thomas Liebig , S. 8, Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung

Melanie Loba , S. 26, WEINMANN Emergency Medical Technology GmbH & Co. KG

Claus Ruhe Madsen S. 5, 46 ff., Minister für Wirtschaft, Verkehr, Arbeit, Technologie und Tourismus des Landes Schleswig-Holstein, parteilos

Niels Mansholt , S. 42, Atlas Weyhausen GmbH

Jens Matschenz , S. 58, NORDMETALL e. V. Heiko Messerschmidt , S. 21, IG Metall Küste

Bernard Meyer, S. 40, MEYER WERFT GmbH & Co. KG

Dr. Sylvia Neu , S. 5, 34, UdW Gesellschaft für Dienstleistung und Beratung

Dr. Daniela Oest , S. 62, Die Betriebsärztin

Judith Pfützenreuter, S. 58, mvworks

Boris Pistorius , S. 54, Bundesminister der Verteidigung der Bundesrepublik Deutschland, SPD

Katharina Quendler S. 32, „lüttIng.“ Hamburg

Jörg Reimer, S. 11, Variovac PS SystemPack GmbH

Oliver Reß , S. 32, Stadtteilschule FischbekFalkenberg

Bernd Rohde S. 23, DIM Industrieservice Nord GmbH

Thore Schäck MdBB, S. 60, FDP

Dr. Maike Schaefer, S. 60, Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau der Freien Hansestadt

Bremen, Bündnis 90/Die Grünen

Dr. Peter Schlaffke , S. 62, NORDMETALL e. V. Stephanie Schletze S. 25, Alfa Laval Mid Europe GmbH

Olaf Scholz MdB, S. 7, Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland, SPD

Jochen Schulte , S. 42, Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Tourismus und Arbeit des Landes MecklenburgVorpommern, SPD

Simone Schwanitz S. 31, Max-Planck-Institut

Oliver Setzer, S. 19, thyssenkrupp Marine Systems GmbH

Dr. Stefan Stenzel, Titel, S. 53 ff., VINCORION Advanced Systems GmbH

Kristin Sudeck , S. 16 ff., Nordischer Maschinenbau Rud. Baader GmbH & Co. KG

Dennis Suelflohn , S. 17 f., Nordischer Maschinenbau Rud. Baader GmbH & Co. KG

Alina Überall S. 25 f., Fachhochschule Westküste

Folkmar Ukena , S. 3, 15, 27, NORDMETALLPräsident, LEDA Werk GmbH & Co. KG

Kristina Vogt S. 60, Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa der Freien Hansestadt Bremen, Die Linke

Ole Voss , S. 21 ff., DIM Industrieservice Nord GmbH

Kirsten Wagner, S. 33, 56, NORDMETALLStiftung

Marco Wagner S. 41, Airbus Operations GmbH

Mario Wagner S. 24 f., NORDMETALL e. V. Prof. Dr. Tim Warszta , S. 24 ff., Fachhochschule Westküste

Jan Wehlen , S. 41, Still GmbH

Lencke Wischhusen MdBB S. 60, FDP

Axel Zajac , S. 20 f., 23 Peene-Werft GmbH & Co. KG

IMPRESSUM

Standpunkte

Das Magazin von NORDMETALL e. V., dem M+E-Arbeitgeberverband für Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, das nordwestliche Niedersachsen und Schleswig-Holstein.

Herausgeber:

Haus der Wirtschaft Kapstadtring 10 22297 Hamburg www.meinarbeitgeberverband.de

E-Mail: standpunkte@nordmetall.de

Verantwortlich im Sinne des Presserechts:

Dr. Nico Fickinger, Hauptgeschäftsführer

Chefredakteur:

Alexander Luckow (Luc)

Tel.: 040 6378-4231

E-Mail: luckow@nordmetall.de

Redaktion:

Birte Bühnen (BiB)

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Daniel Jakubowski (DJ)

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Autoren: Dr. Nico Fickinger, Stephan Kallhoff, Alexander Matthes (AM), Janine Rudolph, Lothar Steckel, Albina Stelle (AS), Jannick Leunert, Clemens von Frentz (CvF)

Art-Direktion:

Birthe Burhenne

Tel.: 040 6378-4822

Birgit Hochleitner

Tel.: 040 6378-4823

E-Mail: grafik@nordwirtschaftsmedien.de

Produktion:

Druck:

CaHo Druckereibetriebsges. mbH

41. Jahrgang

Erscheinungsweise: zweimonatlich

Bezug: Kostenfrei für Mitgliedsunternehmen von NORDMETALL und Sonderempfänger in Politik, Wirtschaft, Verwaltung und Medien.

Das Magazin und alle in ihm veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos wird keine Haftung übernommen. Nachdruck und Verbreitung des Inhalts nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Chefredaktion, mit Quellenangabe und Zusendung eines Beleges an die Redaktion. Vervielfältigungen von Teilen dieses Magazins sind für den innerbetrieblichen Gebrauch der Mitgliedsunternehmen gestattet. Die mit dem Namen oder den Initialen des Verfassers gekennzeichneten Beiträge geben die Meinung des Verfassers, aber nicht unbedingt die Ansicht des Herausgebers oder der gesamten Redaktion wieder.

Titelgrafik: NORDMETALL (Shutterstock/Infographics project)

61 1 / 2023 Standpunkte NORDMETALL
PERSONENREGISTER

Ehrenamtlich als Richter engagiert

Beim Bundesarbeitsgericht (BAG) bringt sich Peter Schlaffke, stellvertretender Hauptgeschäftsführer von NORDMETALL und Leiter des Bereichs Recht und Betrieb (Foto, Mitte), fünf Jahre lang als ehrenamtlicher Richter aktiv in die Entscheidungsfindung mit ein. Damit ist er einer von derzeit 110 ehrenamtlichen Richterinnen und Richtern aus dem Kreis der Arbeitgeber. Berufen hat sie das Bundesministerium für Arbeit und Soziales. „In das Ehrenamt bringe ich Erfahrungen aus meinem beruflichen und sozialen Alltag ebenso mit ein wie Rechtskenntnisse aus meiner mehr als 20-jährigen Berufserfahrung in direktem Kontakt mit den 650

Is‘ was, Doc?

NORDMETALL und AGV NORD haben den Rahmenvertrag über die arbeitsmedizinische Betreuung für ihre Mitglieder erweitert. Tobias Golz, Facharzt für Arbeitsmedizin, steht seit dem 1. März Betrieben im nördlichen Schleswig-Holstein und westlichen Mecklenburg-Vorpommern mit Rat und Tat zur Seite. Bereits seit Sommer 2022 betreut Fachärztin Daniela Oest Betriebe in der Region südliches Schleswig-Holstein und Hamburg auf Kooperationsbasis in arbeitsmedizinischen Belangen. Zu vorverhandelten Konditionen kann jedes Mitgliedsunternehmen in den genannten Regionen einen individuellen Betreuungsvertrag mit Tobias Golz oder Daniela Oest abschließen. Der Service richtet sich vor allem an mittelständische Betriebe, die ihren Beschäftigten wegen der zunehmenden Unterversorgung selbst kein

Mitgliedsunternehmen von NORDMETALL und AGV NORD“, berichtet Schlaffke. Der sogenannte Dritte Senat, dem er zugeordnet ist, setzt sich mit der betrieblichen Altersversorgung einschließlich Versorgungsschäden auseinander.

„Die Erörterung komplexer rechtlicher Sachverhalte unter Einbeziehung von Praktikern aus dem Arbeitgeber- und dem Arbeitnehmerlager wird von den hauptamtlichen Richtern geschätzt und sehr ernst genommen“, sagt Schlaffke. Denn am Ende des Sitzungstages müsse eine einvernehmliche Entscheidung stehen, die alle Richterinnen und Richter mittragen. BiB

ausreichendes arbeitsmedizinisches Angebot machen können oder die mit ihrer aktuellen Betreuungssituation unzufrieden sind. „Die Zusammenarbeit mit Dr. Oest ist gut angelaufen und hat gezeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Daher freuen wir uns, mit Tobias Golz einen Partner für weitere Regionen gefunden zu haben“, sagt Peter Schlaffke, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der beiden Verbände. Kontaktdaten unter www.meinarbeitgeberverband. de/arbeitsmedizin. BiB

Standpunkte-Podcast

Der Politik-Podcast des Hauptgeschäftsführers der norddeutschen Metall- und Elektroindustrie Dr. Nico Fickinger.

Thema: Tarifbindung

KURZ
VOR SCHLUSS
Foto: Bundesarbeitsgericht
62 1 / 2023 Standpunkte NORDMETALL
Tobias Golz, Facharzt für Arbeitsmedizin
Foto: privat

Ich lese „Standpunkte“, weil ...

„... es gerade jetzt wichtig ist zu erfahren, mit welchen innovativen Konzepten die Industrie die nachhaltige Transformation vorantreibt und welche Bedingungen sie braucht, damit der Industriestandort Deutschland gerade in diesen sehr herausfordernden Zeiten wettbewerbsfähig bleiben kann.“

Dirk Kienscherf, Vorsitzender SPD-Fraktion Hamburgische Bürgerschaft

Foto: Christian Augustin

Talente fördern

Zusammenhalt stärken

Den Norden bereichern

Festspielsommer 17.06. – 17.09.2023

Wohltuendes erleben

Aufmerksamkeit schenken

Mit Neugier entdecken

Wir sind Hauptförderer der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern – weil Musik berührt.

www.festspiele-mv.de

Foto: Christian Augustin
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