Standpunkte 02/2022

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Standpunkte Plus:VonManagement-Forum–Frankreichlernen Das Magazin von Nr. 2 / Juli 2022 / 40. Jahrgang www.meinarbeitgeberverband.de Termin beim Chef: Dirk M. Zschalich von HEROSE Tarifkampagne

Rekordkran setzt Rekordpfahl

Das Offshore-Installationsschiff „Orion“ hat im Windpark „Arcadis Ost 1“ nordöstlich von Rügen das erste Monopile-Rohr in den Meeresboden gesetzt. Die 2.100 Tonnen schweren Stahlröhren für den Park haben eine Länge von 110 Metern und sind damit die längsten, die bislang in Europa verbaut wurden. Für die „Orion“ kein Problem, denn sie ist für Aufgaben dieser Art perfekt ausgestattet – sie bekam von Liebherr MCCtec den größten Offshore-Kran, der je in Rostock entstand. Der „HLC 295000“ ist ein wahrer Kraftprotz, er verfügt über eine Hubkraft von bis zu 5.000 Tonnen. Das entspricht dem Gewicht von 50 Elektroloks! CvF

Foto: Liebherr / Felix Wunsch

STANDPUNKT NR. EINS

Sommerhitze, Ferienzeit, die Seele baumeln lassen – nicht nur vielen Beschäftigten, sondern auch vielen Unternehmerinnen und Unternehmern in der norddeutschen Metall- und Elektroindustrie fällt das in diesem Jahr schwerer denn je: Corona ist noch längst nicht überstanden, schon führen neue Virusvarianten zu hohen Krankenständen. Der Krieg in der Ukra ine hat sich zum Stellungskrieg entwickelt, der Russland aus dem Welthandel katapultiert und die Ukraine auf Jahre zum Unterstützungskandidaten macht. Die De-Globalisierung wird angesichts zerbrechender Lieferketten und massiv steigender Energie- und Vorproduktkosten zur Herausforderung für unsere Industrie. Fachkräftenotstand und Azubimangel kommen verschärfend hinzu. Die Kumulation all dieser Probleme bereitet unseren Geschäftsführungen schwere Sorgen, wie die NORDMETALL- und AGV-NORD-Frühjahrs-Konjunkturumfrage belegt (s. S. 12).

Zusammen nach vorn.

Die sozial- und finanzpolitische Lage sieht kaum besser aus: Die Schulden des Staates wachsen auch durch diverse Schattenhaushalte weiter. Die gesetzlichen Krankenkassen rauschen in die roten Zahlen, die Rentenkassen leeren sich nach den unbedachten Umverteilungsprojekten der vergangenen Jahre. Und zu allem Überfluss wirft die IG Metall in dieser rundum unsicheren Wirtschaftslage die verantwortungsvolle Politik der zurückliegenden Jahre über Bord: Krisen hin oder her, jetzt sollen es acht Prozent mehr Lohn sein. Doch eine so hohe zusätzliche Last könnte die norddeutsche Metall- und Elektroindustrie nicht schultern, ohne dass Standorte und Arbeitsplätze, Transformation und Krisenbewältigung infrage gestellt würden.

Politik und Sozialpartner stehen vor keiner leichten Aufgabe: Der Staat muss auf den Konsolidierungspfad zurückkehren und trotzdem akut Hilfe leisten, um die Lasten der Rekordinflation zu lindern. Auch die Tarifparteien müssen Augenmaß bewahren und die Nöte von Betrieben und Belegschaften im Blick behalten. Dass dieser Spagat gelingen kann, haben wir gemeinsam mit der IG Metall Küste gerade bewiesen und aus mehr Arbeitszeitflexibilität, höheren Ausbildungsvergütungen und der Möglichkeit zum Fahrradleasing ein Modernisierungspaket geschnürt (s. S. 6.). Dieser konstruktive Geist muss beide Seiten auch in den Tarifverhandlungen dieses Herbstes leiten. Denn nur zusammen kommen wir nach vorn.

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Titel

Tarifrunde 2022

Acht Prozent mehr Lohn fordert die Gewerkschaft. Für die norddeutschen Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie werden die Tarifverhandlungen im Herbst somit zur Bewährungsprobe. Einblicke in die Tarifkampagne ab S. 6

Management-Forum

NORDVERBUND reist nach Paris

Nach der französischen Präsidentschaftswahl hat eine Delegation norddeutscher Arbeitgeberverbände in der Seine-Metropole drei Tage lang die Zukunft der deutsch-französischen Beziehungen ausgelotet. S. 20

Termin beim Chef

Armaturen –aber sicher

Dirk M. Zschalich führt Herose als geschäftsführender Gesellschafter in zweiter Generation. S. 50

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Christian Augustin 2022 Plus 4 2 / 2022 Standpunkte NORDMETALL
Fotos:

Perspektivwechsel

Impulse durch Engagement

Warum die NORDMETALL-Stiftung das Programm „NEXTGeneration. social“ gefördert

Thema

Verband Mitgliederversammlungen NORDMETALL und AGV NORD tagten virtuell und in Präsenz 8 Konjunkturumfrage Ukraine-Krieg verschärft Long-Covid-Folgen 12 60 Jahre ifaa Institut für angewandte Arbeitswissenschaft feiert Geburtstag 23 Wir für Sie Folge 37: Unser Mann für Audiovisuelles – Leon Grabowski 40 Mehrwert Verband Folge 68: Arbeitsmedizinisches Kooperationsangebot 42 Tarif Update Fahrradleasing 58 Rubriken Made in Northern Germany – Flossenstabilisatoren 34 INSM – Aus der Hauptstadt 36 Termine 37 Menschen und Meldungen 38 Grafik des Monats 41 Cartoon / Wirtschaftszitat 43 Panorama – Solarzellen im Härtetest 44 Treffpunkt Nord 54 Kontakt zu NORDMETALL 59 Mein Standpunkt – Atomangst 60 Personenregister / Impressum 61 Kurz vor Schluss / Standpunkte-Podcast 62 „Ich lese Standpunkte“ – Joachim Knuth 63
Eingliederungsmanagement Wie Unternehmen erkrankte Beschäftigte zurück ins Arbeitsleben holen 16 AI Business Network NORDMETALL sorgt für Kontakte und Impulse bei KI-Anwendungen 24 Schiffbau Tamsen Maritim startet in Rostock mit Neubauten durch 26 Berufsorientierung WISKA Hoppmann holt InfoTruck für eine Aktionswoche 30 Face to Face Julia Willie Hamburg MdL und Stephan Albani MdB 46
hat. S. 32
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Fotos: Bettina Engel-Albustin, Christian Augustin

Lösungen gemeinsam finden

Die Tarifrunde 2022 nimmt Fahrt auf: Die deutschen Metall- und Elektroarbeitgeber haben ihre Kampagne für die kommenden Monate vorgestellt. „Zusammen nach vorn“ lautet das Motto. Will sagen: Angesichts der ungeheuren Herausforderungen und der unsicheren Weltlage sind konfrontative Auseinandersetzungen um hochprozentige Lohnforderungen nicht angemessen.

Die NORDMETALL-Tarifverhandlungsführerin hat die achtprozentige Lohnforderung der IG Metall bereits als überzogen zurückgewiesen. „Ich kann zwar den Lohndurst der Gewerkschaft nachvollziehen. Aber bei einem so großen ‚Schluck aus der Pulle‘ droht am Ende Katerstimmung“, mahnt Lena Ströbele. Wenn die durch Ukra ine-Krieg und Coronapandemie geprägte Krise durch zusätzliche, hausgemachte Kostenschübe dieser Dimension verschärft werden würde, wären die Unternehmen absolut überfordert. „So exorbitant hohe Preissteigerungen abzufangen ist nicht die Aufgabe der Tarifpartner, sondern hier müssen im Wesentlichen Politik und Europäische Zentralbank gegensteuern.“

Die Produktion in der gesamten Metall- und Elektroindustrie liegt noch immer 15 Prozent unter dem Vorkrisenniveau von 2018. Viele Unternehmen leiden derzeit selbst unter den enormen Preissteigerungen für Energie und Material. „Selbst wenn einige Firmen gute Auftragseingänge verzeichnen, können sie diese Bestellun-

Tarifkampagne
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gen häufig kaum abarbeiten: Es fehlen allerorten die notwendigen Vorprodukte und Rohstoffe, von nach wie vor ausfallendem Personal mal ganz abgesehen. Und selbst wenn sie verfügbar sind, dann nicht selten zu derart horrenden Preisen, dass die Unternehmen nichts verdienen“, erklärt Ströbele. Die IG Metall sollte zudem im Auge behalten, dass die Löhne allein in den vergangenen drei Jahren trotz Coronakrise um fast zehn Prozent gestiegen sind.

Dass verantwortungsvolle Kompromisse auch derzeit möglich sind, haben NORDMETALL und die IG Metall Küste Ende Juni mit einem Paket zur Modernisierung des Flächentarifvertrags und zur Stärkung der dualen Ausbildung bewiesen. Es beinhaltet tarifliche Rahmenregelungen zur Einführung von flexiblen Arbeitszeitkonten und eine Option, Nachtarbeitszuschläge in Zeit statt in Geld zu gewähren. Die Wochenarbeitszeit in Mecklenburg-Vorpommern kann freiwillig unter Nutzung von Kompensationsmaßnahmen bis auf das Westniveau von 35 Stunden reduziert werden. Die Beschäftigten der norddeutschen M+E-Industrie erhalten zudem die Möglichkeit, Teile ihres Gehalts zum vergünstigten Leasing von Fahrrädern zu nutzen (s. S. 58)

Beim Thema Arbeitszeit haben Arbeitgeber und Gewerkschaft damit im Norden Neuland betreten. Den NORDMETALL-Mitgliedsfirmen wird zum 1. September 2022 erstmals eine rechtssichere Möglichkeit eröffnet, gemeinsam mit dem Betriebsrat die Einrichtung von Arbeitszeitkonten zur flexiblen Verteilung der Arbeitszeit zu vereinbaren. Die Tarifparteien geben dabei lediglich vor, welche Eckpunkte betrieblich geregelt werden müssen, die konkrete Ausgestaltung ist Aufgabe von Betriebsrat und Arbeitgeber. „Das ist ein wichtiger Schritt hin zu größeren Spielräumen in der Arbeitszeitgestaltung, die unsere Betriebe gerade im Strukturwandel dringend benötigen und die in der gegenwärtigen unsicheren Wirtschaftslage helfen, Arbeitsplätze zu sichern“, lobt Lena Ströbele.

In dem Paket vereinbart ist auch die Anhebung der Ausbildungsvergütungen zum 1. August 2022, mit der auch Fahrtkosten zur Berufsschule abgegolten werden sollen. Die Vergütungen betragen nun schon im ersten Lehrjahr 1.097 Euro und steigen bis zum Ende der Ausbildung auf 1.191 Euro im Monat. „Das macht unsere Betriebe in Zeiten des Fachkräftemangels zu einem begehrten Arbeitgeber“, sagt die NORDMETALL-Tarifverhandlungsführerin. Luc

sagmalspaghetti.de
Foto:
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Lena Ströbele, NORDMETALL-Tarifverhandlungsführerin und Personaldirektorin der Unternehmensgruppe Lürssen.

NORDMETALL Mitgliederversammlung

Ukena zu Beginn der NORDMETALL­

Mitgliederversammlung am 16. Juni die Unternehmens­Repäsentanten.

Der NORDMETALL-Präsident meinte natürlich das Treffen im Onlineformat. Aus Rücksichtnahme auf die Pandemiefolgen war erneut auf eine Präsenzversammlung verzichtet worden. „Bei unserer letzten Mitgliederversammlung haben wir über die Auszahlung der Coronaprämie aus der Tarifrunde 2021 abgestimmt und viele haben sich der Hoffnung hingegeben, dass die Pandemie bald vorbei sein würde. Heute bereiten wir uns leider schon auf die nächste Coronawelle vor. Und auf die nächste Tarifrunde“, so Ukena aus seinem Büro in Leer. Vor der Debatte über zukünftige Herausforderungen stand jedoch die Rückschau auf das vergangene Verbandsjahr. Politisch sei sehr viel passiert, resümierte der NORDMETALL-Präsident im Rückblick auf die Bundestagswahl. „Bei der Ampelkoalition haben wir leider schnell rot gesehen: Mit der Anhebung des Mindestlohns ist in die Tarifautonomie eingegriffen worden, das haben wir öffentlich stark kritisiert.“ Grün ist für Ukena die Farbe des Wirtschaftsministeriums, das inzwischen Ministerium für Wirtschaft und Klimaschutz heißt, zuvor Ministerium für Wirtschaft und Energie und vor 2013 noch für Wirtschaft und Technologie. Er kritisierte den Gesinnungswechsel, der sich

Neu im Tarifpolitischen Ausschuss

„Wir sind bei den Norddeutschen Seekabelwerken mit unseren rund 500 Mitarbeitern bei Tarifthemen immer wieder im Fokus der IG Metall und auch in entsprechenden Verhandlungen. Ich freue mich, diese Erfahrungen nun in den Tarifpolitischen Ausschuss einbringen zu können.“

Heiko Dirks Geschäftsführer Norddeutsche Seekabelwerke

durch die Namenswechsel offenbare. „Es scheint, als würde sich die Politik statt an technologischen Grundkenntnissen und Technologieoffenheit immer mehr an Ideologie orientieren.“ Gelb sollte für Ukena als Warnsignal überall dort aufleuchten, „wo sich der Wohlfahrtsstaat versucht freizukaufen. Denn das wird keine Probleme lösen.“ Dringend nötig sei hingegen mehr Aufbruchsstimmung. Ukena erklärte, er könne sich nicht vorstellen, dass sich Krisen mit weiteren Schulden, Belastungen, Fesseln und politischer Untätigkeit lösen ließen. „Was wir stattdessen bauchen, sind Freiheit, Gründergeist und Selbstständigkeit!“

Nach dieser Analyse der politischen Entwicklung berichteten Hauptgeschäftsführer Dr. Nico Fickinger und Schatzmeister Dr. Thomas Ehm über die Geschäftstätigkeit von NORDMETALL. Zufrieden sei man mit der Entwicklung der Mitgliedszahlen: Zum Jahresende 2021 zählte der Arbeitgeberverband schon fast 250 Mitgliedsunternehmen, inzwischen ist diese Marke sogar schon überschritten. Auch der Verbandshaushalt habe sich gut entwickelt. Für das aktuell Jahre zeichne sich wegen der deutlich schlechteren Entwicklung auf den Finanzmärkten allerdings eine weniger komfortable Lage ab. Die Mitglieder billigten den Jahresabschluss 2021 sowie den Haushaltsplan 2022 und entlasteten Vorstand und Geschäftsführung. Fazit von Folkmar Ukena: „Heute und in der letzten Mitgliederbefragung haben wir erneut gesehen: NORDMETALL ist gut aufgestellt für die Zukunft.“ DJ

Foto: Norddeutsche Seekabelwerke
Verband
„Wir sehen uns hier hoffentlich zum letzten Mal.“ Mit einem Augenzwinkern begrüßte Folkmar
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Wachwechsel im Nordwesten

Mit Heiztechnik fing es vor über 100 Jahren an. Heute ist das Unternehmen der weltweit führende Experte für Produktionsprozesse in der Luft- und Raumfahrtindustrie: die Broetje-Automation GmbH in Rastede. Dort fand die Mitgliederversammlung der Bezirksgruppe Nordwest von NORDMETALL am 11. Mai statt. Folkmar Ukena, Vorsitzender der Bezirksgruppe und Präsident von NORDMETALL, begrüßte die zahlreich erschienenen Vertreter der Mitgliedsunternehmen. Vor dem Beginn der Versammlung informierte Lutz Neugebauer, CEO Broetje-Automation, über die Geschichte und Produktpalette des Unternehmens. Broetje-Automation ging 1979 aus dem alteingesessenen Rasteder Unternehmen August Brötje für Maschinenbau und Heiztechnik hervor. Heute produziert Broetje-Automation an 23 Standorten und Servicezentren weltweit Maschinen sowie Systeme für die Flugzeugmontage und -produktion. Die Firmengruppe

bietet alle notwendigen Lösungen, um die Fabrik der Zukunft auszurüsten, sowohl mit Robotern und Maschinen als auch für die schlüsselfertige Fabrikplanung und digitale Integration, von der Datenerfassung bis zum Linienmanagement. Nach Wahlen und Neuberufungen besteht der aktuelle Vorstand der Bezirksgruppe nun aus Anna Blumenberg, MEYER WERFT; Klaus Brunkhorst, Atlas Weyhausen; Dr. Hendrik Coldenstrodt-Ronge, BizLink Special Cables; Heiko Dirks, Norddeutsche Seekabelwerke; Lutz Neugebauer, Broetje-Automation; Niels Rehbock, Emder Werft und Dock ; Folkmar Ukena, LEDA Werk und Birte Winterseel, Manitowoc Crane Group Germany

Anna Blumenberg gehört nun auch dem Gesamtvorstand von NORDMETALL an, Paul Bloem, ebenfalls MEYER WERFT, wechselte nach 15 Jahren erfolgreicher Gremienarbeit im Tarifpolitischen Ausschuss und NORDMETALL-Vorstand in den Ruhestand.

Mitgliederentwicklung NORDMETALL

Meyer Werft/MEINEN & EDEN FOTOGRAFIE
Fotos:
Stichtag: jeweils 31.12. 0 250 200 150 100 50 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 247 248 243 249 242 227 232 240 249 Anzahl der Mitgliedsfirmen
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Paul Bloem hört auf Anna Blumenberg fängt an

Verband

Mitgliederversammlung des AGV Nord

Volles Haus im westmecklenburgischen Hasenwinkel. Gute zwei Jahre konnte das aus dem Tagungshotel der norddeutschen Wirtschaft kaum vermeldet werden. Die erste Präsenz-Mitgliederversammlung des AGV NORD im Schloss Hasenwinkel Mitte Mai machte es möglich.

Mehr als 50 Unternehmensvertreter und Gäste aus der Politik waren in das frisch renovierte Herrenhaus gekommen, um an Mitgliederversammlung, Unternehmerforum und anschließendem Spargelessen teilzunehmen. Der AGV-NORD-Vorsitzende Julian Bonato und Hauptgeschäftsführer Dr. Nico Fickinger präsentierten den Geschäftsbericht 2021 – zur Zufriedenheit der Repräsentanten von 430 Mitgliedsunternehmen mit mehr als 40.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Beim anschließenden Unternehmerforum betonte Jochen Schulte, Staatsekretär im Ministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Tourismus und Arbeit Mecklenburg-Vorpom-

merns, die Bedeutung der Nachhaltigkeit: „Man kann nicht mehr Bäume abholzen, als man nachpflanzen kann, sonst ist ein Sägewerk nicht zu betreiben“, so der Rostocker SPD-Politiker. Prof. Sascha Stowasser, Direktor des Instituts für angewandte Arbeitswissenschaft (ifaa), stellte das umfangreiche Beratungsangebot des Düsseldorfer Arbeitgeber-Dienstleisters vor (s. S. 23). Mit dem traditionellen Spargelessen klang der milde Frühsommerabend bei guten Gesprächen aus. Luc

AGV NORD Führungsriege (v.l.n.r.): Manfred Lehde, Ehrenvorsitzender, die Vorstände Dr. Nico Fickinger, Ralf Lorber, Lars Reder, Ulrike Ferch, Julian Bonato, Dr. Andreas Dikow, Roland Habeck.

Fotos: Angelika Heim
10 2 / 2022 Standpunkte NORDMETALL

Engagiert: Prof. Sascha Stowasser, Direktor des Instituts für angewandte Arbeitswissenschaft (ifaa).

Prominenz: Julian Bonato, AGV NORD-Vorsitzender (l.), und Dr. Nico Fickinger, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied AGV NORD (r.), begrüßen MV-Finanzminister Dr. Heiko Geue (2.v.r.) und VUMV-Präsident Lars Schwarz (2.v.l.).

Fotos: Angelika Heim Gut besetzt: der Konferenzsaal im Schloss Hasenwinkel. Im Gespräch (v.l.n.r.): Julian Bonato, MHG Heiztechnik Buchholz, Roland Habeck, HAWART OMV Landtechnik Neubrandenburg, Ulrike Ferch, Grosstanklager-Ölhafen Rostock. In freier Rede: Jochen Schulte, Staatsekretär Wirtschaftsministerium Mecklenburg-Vorpommern.
11 2 / 2022 Standpunkte NORDMETALL

Ukraine-Krieg verschärft

Long-Covid-Folgen

Die Frühjahrs-Konjunkturumfrage zeigt keine Entspannung der Lage: „Statt einer Erholung nach der Pandemie erleben wir eine Verschärfung der Long-Covid-Folgen in den Betrieben durch den Ukraine-Krieg“, bilanziert NORDMETALL-Präsident Folkmar Ukena die Befragung.

Regional und bundesweit: Breite Berichterstattung zur NORDMETALL-Konjunkturumfrage Ende Mai.

Konjunkturumfrage 12 2 / 2022 Standpunkte NORDMETALL

Zum sechsten Mal seit Beginn der Coronakrise haben NORDMETALL, der AGV NORD sowie der Arbeitgeberverband Oldenburg ihre Betriebe zu deren Geschäftsaussichten befragt. 176 Unternehmen mit rund 123.000 Beschäftigten nahmen im April und Mai in Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, dem nordwestlichen Niedersachen und Schleswig-Holstein an der Konjunkturumfrage teil.

23 Prozent der Unternehmen in Norddeutschland bezeichnen ihre Geschäftslage als unbefriedigend oder schlecht, acht Prozent mehr als in der vorigen Konjunkturumfrage vom vergangenen Winter. Spitzenreiter ist hier Bremen mit fast einem Drittel unzufriedener Betriebe. Stark oder sehr stark einschränken mussten ihre Produktion infolge der Coronakrise 31 Prozent der Unternehmen im Norden, ein Plus von acht Prozent. Am häufigsten betroffen sind die Firmen im nordwestlichen Niedersachsen mit 39 Prozent.

Stark erhöhte Krankenstände

„Die starke Verbreitung des Virus in den vergangenen Monaten hat zu erhöhten Krankenständen geführt“, konstatiert Folkmar Ukena, NORDMETALL-Präsident und geschäftsführender Gesellschafter der LEDA-Werke in Leer, Ostfriesland. Eine Rückkehr zur Normalität erwarten 34 Prozent der Firmen bis zur Jahresmitte, 22 Prozent bis zum Jahresende, während 44 Prozent angesichts der unsicheren Gesamtlage überhaupt keine Prognose wagen. Besonders zurückhaltend zeigen sich hier erneut die Betriebe im nordwestlichen Niedersachsen, von denen mehr als die Hälfte gar keine Vorhersage machen können.

Kostenexplosion und Lieferkettenprobleme

Bei der Einschätzung der als erschwerend eingestuften Wirtschaftsfaktoren hat sich seit Beginn des russi-

€ 13 2 / 2022 Standpunkte NORDMETALL

schen Überfalls auf die Ukraine in den Geschäftsführungen im Norden ein wesentlicher Wandel vollzogen: 90 Prozent der Unternehmen leiden unter stark gestiegenen Materialkosten, im vergangenen Winter gaben dies nur 81 Prozent an. Ganze 82 Prozent beklagen explodierende Energiekosten, vor rund einem halben

Jahr erklärten dies nur 53 Prozent. 64 Prozent empfinden die internationale Politik mit der Ukraine-Krise als Belastung, ein gutes Drittel mehr, als in der vorherigen Befragung. Folkmar Ukena analysiert: „Die Materialund Energiekostenexplosion sowie die rund um Russland, die Ukraine und China blockierten Lieferwege belasten die norddeutsche Wirtschaft schwer.“ Obwohl immer noch elf Prozent der norddeutschen M+E-Betriebe Kurzarbeit fahren, wollen 41 Prozent die Zahl ihrer Mitarbeiter in den kommenden drei Monaten erhöhen. Das könnte sich theoretisch auf eine Zahl von rund 3.200 zusätzlichen Beschäftigten in Norddeutschland summieren – wenn da nicht der eklatante Personalmangel wäre: 73 Prozent der Unternehmen beklagen mittlerweile die mangelnde Verfügbarkeit geeigneter Fachkräfte und 63 Prozent qualifizierter Azubis. Spitzenreiter beim Azubi-Mangel ist Hamburg mit 73 Prozent.

Fachkräftenotstand nimmt zu

Folkmer Ukena

Präsident NORDMETALL

„Der Fachkräfte- und Azubi-Mangel verschärft sich zum Notstand: Den Unternehmen fehlen an allen Ecken und

Fotos: Christian Augustin
14 2 / 2022 Standpunkte NORDMETALL

Enden die Menschen, um hohe Auftragsbestände abzuarbeiten und eine starke Kapazitätsauslastung auch in wachsende Umsätze zu verwandeln“, so NORDMETALL-Präsident Folkmar Ukena. Rund 60 Prozent der Betriebe beschäftigen mittlerweile außereuropäische Fachkräfte, an der Spitze liegt hier Bremen mit 76 Prozent. Der eklatante Mangel an qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie Auszubildenden wird dadurch jedoch kaum gelindert, berichten zahlreiche Geschäftsleitungen.

Berufsorientierung stärken

„Die Berufsorientierung in Schulen muss nach dem weitgehenden Ausfall während der Pandemie dringend gestärkt werden, ebenso der Stellenwert der dualen Berufsausbildung“, fordert der AGV-NORD-Vorsitzende

Julian Bonato von der Politik.

Personalmangel, Lieferprobleme, explodierende Kosten und fortwirkende Covid-Folgen führen schließlich zu deutlich geminderten Geschäftserwartungen: Eine schlechtere Entwicklung der Geschäftslage in den kommenden sechs Monaten befürchten 22 Prozent der norddeutschen M+E-Betriebe, im vergangenen Winter waren es im Norden nur acht Prozent. Besonders pessimistisch sind die Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern: 33 Prozent erwarten einen Negativtrend.

„Die norddeutsche Industrie schaut angesichts der höchst ungewissen internationalen Lage, der hausge-

machten Probleme auf dem deutschen Arbeitsmarkt und der mangelnden Unterstützung aus der Politik beim Abbau von Belastungen und Bürokratie sehr skeptisch nach vorn“, bilanziert Julian Bonato (siehe auch Standpunkte-Podcast auf Seite 62). Der geschäftsführende Gesellschafter der MHG Heiztechnik in Buchholz in der Nordheide appelliert an die Politik: „Die norddeutschen Landesregierungen und die Bundesregierung sollten dringend eine Entlastungsoffensive zugunsten der mittelständischen Wirtschaft starten, um den Industriestandort Norddeutschland zu sichern und zu stärken.“ Alexander Luckow

15 2 / 2022 Standpunkte NORDMETALL

Eingliederungsmanagement

Nach langer Krankheit zurück in den Job

Im Mai 2004 hat der Gesetzgeber das Betriebliche Eingliederungsmanagement (BEM) in das Sozialgesetzbuch aufgenommen. Arbeitgeber sind seither verpflichtet, Beschäftigten, die länger als sechs Wochen während eines Jahres krankheitsbedingt arbeitsunfähig waren, ein Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM) anzubieten. Das Ziel: Schritt für Schritt ins Arbeitsleben zurückzukehren.

Illustration: iStock
16 2 / 2022 Standpunkte NORDMETALL

Peter Meier (Name von der Redaktion geändert) ist Staplerfahrer in der Produktion der Danfoss Power Solutions in Neumünster. Das Unternehmen ist Teil der dänischen Danfoss Gruppe und produziert am Standort in Schleswig-Holstein mit rund 950 Beschäftigten Pumpen, Motoren und Komponenten für Hersteller von Landmaschinen und Arbeitsfahrzeugen. Im Jahr 2011 erleidet Peter Meier mit Anfang 40 unverschuldet einen Motorradunfall. Unterhalb des Knies sind die Knochen zertrümmert, erst nach aufwendigen Operationen kann er wieder zurück an den Arbeitsplatz. Doch die Verletzung ist nur scheinbar behoben. Ärzte diagnostizieren, dass sich die Knochen unzureichend neu gebildet haben. Bei jeder größeren Belastung droht ein Bruch des Beines.

Reha-Maßnahmen und weitere Operationen werden eingeleitet. Die Leidensgeschichte zieht sich über mehrere Jahre. Während des eingeleiteten BEM-Verfahrens bringt der Arbeitgeber den Mitarbeiter mit Betriebsrat, Personalverantwortlichen und Vertretern der entsprechenden Sozialversicherungsträger und Ämter an einen Tisch. Am Ende wird Meiers Arbeitsplatz so modifiziert, dass er wieder Stapler fahren kann.

Für Wencke Bushell, Mitarbeiterin in der Personalabteilung von Danfoss Power Solutions, verdeutlicht das Beispiel, wie das BEM zum Nutzen von Beschäftigten und Arbeitgebern eingesetzt werden kann. „Unser Ziel ist es, die Kollegen wieder zurück an den Arbeitsplatz zu holen und falls das nicht geht, ihnen Arbeitsplatzalternativen anzubieten. Das ist uns in diesem Fall gelungen.“

Bewährtes Verfahren

Schon vor geraumer Zeit hat Danfoss in Neumünster ein achtköpfiges Integrationsteam installiert, das paritätisch mit Vertretern des Betriebsrates und der Arbeitgeberseite besetzt ist. Eine Betriebsvereinbarung fasst alle Vorgehensweisen zusammen, die Unternehmen und Betroffene beachten müssen. Für HR-Generalist Bushell ist das Eingliederungsmanagement inzwischen zu einem alltäglich genutzten Instrument geworden, das oft in Anspruch genommen wird. „Bei uns gibt es einige Arbeitsplätze, an denen körperlich schwere Arbeiten anfallen. So kommt es häufiger zu Muskel- und Skeletterkrankungen, die mitunter zu Einsatzbeschränkungen führen können. Entsprechend oft laden wir Mitarbeiter zum BEM ein.“

Für die Personalerin ist es wichtig, dass die Belegschaft Vertrauen in das BEM hat. Deshalb sei es unerlässlich, die Regularien zuverlässig einzuhalten. „Dazu gehört unter anderem auch der Datenschutz; die Mitarbeiter müssen sichergehen können, dass ihre Fälle in einem geschützten Raum besprochen werden und nichts nach außen dringt. Deshalb können wir unser Beispiel auch nur in anonymisierter Form darstellen“, sagt sie. Zugleich müsse man sich permanent auf dem aktuellen Stand der Entwicklungen halten. Deshalb hat Bushell Anfang April das Seminar „BEM intensiv – Herausforderungen für den Arbeitgeber“ besucht, zu dem der Arbeitgeberverband NORDMETALL mehr als 140 Firmenvertreter online begrüßen konnte.

Aktuelle Gerichtsurteile

Die Danfoss-Personalerin war vor allem mit der Erwartung in das Seminar gegangen, zu Fristen, Formulierungen und neuen Urteilen etwas zu erfahren. Sie wurde nicht enttäuscht: „Es gibt eine ganze Reihe von Neuerungen, beispielsweise die Verlängerung der Rückmeldefrist von zwei auf drei Wochen oder die Möglichkeit, dass der Mitarbeiter eine Vertrauensperson mit ins Gespräch bringen kann. Ich habe sehr viel mitgenommen und fand insbesondere die Referentin Angela Huber klasse.“

Die Rechtsanwältin und CDMP (Certified Disability Management Professional) gab den Teilnehmerinnen und Teilnehmern wichtige Hinweise zu jüngsten Gerichtsurteilen und sparte auch nicht mit Anmerkungen zu

17 2 / 2022 Standpunkte NORDMETALL

Formulierungen und praktischen Vorgehensweisen innerhalb des BEM-Prozesses. Dabei kam ihr zugute, dass sie das Instrument nicht nur aus juristischer Sicht betrachtete. „Frau Huber ist in ihrer Funktion als Disability Manager in einer Querschnittsdisziplin aktiv. Sie hat Bereiche wie Sozialrecht, Medizin, Gesundheitswissenschaften, Betriebswirtschaft und Psychologie miteinander verknüpft, kam authentisch rüber und hat das gesamte Gebiet anschaulich dargestellt. Das hat mir persönlich sehr gut gefallen“, resümiert Bushell.

Arbeitsplätze sichern

Auch Sandra Schumacher-Hansen, als Leiterin des betrieblichen Gesundheitsmanagements im Luftfahrtkonzern Airbus verantwortlich für das BEM und die Gesundheitsvorsorge der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, war angetan vom NORDMETALL-Seminar. „Am liebsten würde ich Frau Huber in mein Team holen“, sagt sie. Muss sie aber gar nicht, denn ihr Team „Occupational Health & Operations“ ist personell und organisatorisch ohnehin gut aufgestellt. „Wir haben neun Gesundheits- und Rehabilitationsberater, die für die Standorte Hamburg-Finkenwerder, Stade, Bremen und Buxtehude verantwortlich sind“, berichtet sie. Im angegliederten Team Operations arbeiten sechs weitere Spezialisten an der Aufgabe, den Airbus-Beschäftigten Angebote zur Prävention und gesundheitlichen Aufklärung zu machen. Für kleine und mittlere Unternehmen hört sich das nach purem Luxus an, jedoch beschäftigt der weltweit führende Flugzeugbauer allein an seinen deutschen Standorten rund 22.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon rund ein Drittel in der Produktion. „Im Verhältnis dazu relativiert sich die Größe meines Teams deutlich“, bemerkt Schumacher-Hansen.

Tatsächlich haben die Airbus-Gesundheits- und Rehabilitationsberater im Jahr 2021 rund 8.500 Beratungen durchgeführt, wobei mehr als zwei Drittel in die Kategorie BEM fielen. „Das zeigt die Bedeutung des Instruments für unser Unternehmen“, betont Schumacher-Hansen.

Gesundheit sei einer der prägenden Faktoren, die das Arbeitsleben und die gesamte Lebensgestaltung beeinflussen. Das BEM könne gesundheitlich beeinträchtigte Beschäftigte im Arbeitsleben unterstützen und ihren Arbeitsplatz sichern. „Es ist strukturell geeignet, die Prävention im Betrieb und damit die Beschäftigungsqualität und -vielfalt für alle Beschäftigten und in besonderem Maße für Menschen mit einer Schwerbehinderung zu fördern“, sagt die Airbus-Führungskraft.

Formaler Ablauf

Der Aufbau des BEM bei Airbus startete im Jahr 2009 und war mit zahlreichen Herausforderungen versehen. So mussten einige vertrauensfördernde Maßnahmen ergriffen werden, um Ängste und Misstrauen auf Arbeitnehmerseite abzubauen. „Diese Phasen haben wir gemeistert und können heute sagen, dass das BEM bei Airbus ein von allen Seiten anerkanntes Instrument geworden ist“, sagt Schumacher-Hansen. Dazu tragen vor allem die professionellen und gut ausgebildeten Gesundheits- und Rehabilitationsberater (GRB) bei, die den Großteil der Beratungsgespräche führen und im intensiven Austausch mit den Mitarbeitenden stehen. Silvia Wendt ist eine der Airbus-GRB. Sie zählt auf, welche Eigenschaften bei ihrer Tätigkeit vor allem gefragt sind: „Kommunikationsfähigkeit und Empathie, Freude im Umgang mit Menschen, Stressresistenz und Lebenserfahrung sind wichtig. Ebenso das Interesse an einer langfristigen Aufgabe, denn zum Teil muss ich Kolleginnen und Kollegen über Jahre hinweg begleiten.“ Hilfreich sei neben einem guten internen Firmennetzwerk auch ein medizinischer Hintergrund. Den bringt Wendt als gelernte Krankenschwester mit. Und last but not least: Die GRB sind neutral und unterliegen in jeder Hinsicht der Schweigepflicht. „Wir sind weder der Anwalt des Mitarbeiters noch der des Arbeitgebers, quasi die Schweiz in diesem Prozess“, betont Wendt. Formal verlangt das BEM die Einhaltung bestimmter Fristen und Vorgaben. Wichtig sind die Freiwilligkeit

Fotos: Bengt Lange
Sandra Schumacher-Hansen Leiterin des betrieblichen Gesundheitsmanagements bei Airbus
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Silvia Wendt Gesundheits- und Rehabilitationsberaterin bei Airbus

und die umfassende Information. Niemand kann zum BEM gezwungen werden und der Arbeitgeber muss umfassend über Grund, Ziele und Aufgaben des BEM informieren. Beschäftigte, die während eines Zeitraums von zwölf Monaten mindestens sechs Wochen arbeitsunfähig waren, werden zu einem Gespräch eingeladen, zu dem sie eine Vertrauensperson mitbringen können. In diesem Gespräch werden gemeinsam Aktionen besprochen und geplant. Da das BEM vom Gesetzgeber als ergebnis- und verlaufsoffen angelegt ist, können viele Optionen gezogen und durchgeführt werden. Wesentlich ist, dass ohne die Zustimmung des Arbeitnehmers das BEM nicht durchgeführt werden kann. Zusätzlich zu Vertrauensperson, Betriebsrat und einem Vertreter der Personalabteilung können gegebenenfalls weitere Experten wie Ärzte und Sachbearbeiter der Sozialversicherungsträger herangezogen werden. Bei alldem ist zu beachten: Es geht weniger um den Grund der Arbeitsunfähigkeit, als vielmehr um die sich ergebenden Leistungseinschränkungen, also zum Beispiel kein schweres Heben, Vermeiden von längerem Sitzen oder ähnliches.

Der Prozess endet, wenn die vereinbarten Aktionen (etwa Umgestaltung des Arbeitsplatzes, Befreiung von bestimmten Schichtarbeiten, Kur- bzw. Reha-Maßnahmen) umgesetzt sind. „Bei Airbus organisieren wir dann ein Abschlussgespräch. Wenn der Beschäftigte wieder am Arbeitsplatz ist, ist der Prozess beendet“, sagt Wendt. Nach etwa drei bis sechs Monaten lädt der Airbus-GRB in der Regel dann noch einmal zu einem Nachhaltigkeitsgespräch, um die langfristige Wirkung der Maßnahmen zu prüfen.

Arbeitsbedingungen verbessern

Heiner Otte, Leiter Personalbetreuung bei M. Jürgensen aus Sörup bei Flensburg, kann sich bei seinen BEM-Aktivitäten nicht auf ein vergleichbares Team stützen. Dafür ist das Gießerei- und Maschinenbauunternehmen mit 290 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im äußersten Norden Deutschlands nicht groß genug. Der Mittelständler stellt Zylinderlaufbuchsen aus Grauguss her. Ein Prozess, der vor allem durch schwierige äußere Be-

dingungen wie Hitze, Staub und schwere körperliche Arbeit geprägt ist. Das schlägt sich auch auf den Krankenstand nieder. „Wir werten regelmäßig die Krankmeldungen aus und laden dann zum BEM-Gespräch ein“, berichtet Otte. Dabei holt der Personaler immer den Betriebsrat mit ins Boot und sorgt so für eine hohe Akzeptanz innerhalb der Belegschaft. „Unsere Mitarbeiter sehen das BEM als Angebot, das dazu dient, echte Hilfen anzubieten“, erklärt er. Deshalb sei auch die Quote der Ablehnungen mit zwei bis vier Prozent äußerst gering.

Experten hinzuziehen

Mitunter nutzten die Beschäftigten das Angebot auch als eine Art Kummerkasten, meint der Personalmann. Das sei aber auch gut fürs Unternehmen. „So können wir unsere Schwachstellen identifizieren und die Arbeitsbedingungen verbessern“, fügt er an. Aufgrund mancher Gespräche seien bereits Lüftungssysteme und Absaugeinrichtungen installiert und Hebevorrichtungen sowie Automatisierungslösungen eingeführt worden. Auch Otte setzt beim BEM auf das Hinzuziehen von Betriebs- und Fachärzten sowie auf Experten aus Integrations- und Versorgungsämtern. „Am Ende haben wir immer eine Lösung gefunden, sei es durch Umsetzung des Betroffenen an einen anderen Arbeitsplatz, durch Anerkennung eines Schwerbehinderungsgrades oder Modifikationen am Arbeitsplatz“, zählt er auf. Letztlich müsse sich das BEM aber auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht rechnen. „Es wäre sicher einmal interessant, eine Untersuchung zum Return on Invest des BEM bei den Unternehmen zu initiieren“, regt er an.

Lothar Steckel

Illustration: iStock
19 2 / 2022 Standpunkte NORDMETALL

Wiedergeburt auf Französisch

Drei Tage lang hat der NORDVERBUND in Paris kurz nach der Präsidentschaftswahl in Gesprächen mit Politik, Wirtschaft und Medien die deutsch­französischen Beziehungen ausgelotet. Mit im Gepäck hatte die Delegation Vorschläge der norddeutschen Arbeitgeber für die französische EU­Ratspräsidentschaft.

Management-Forum Paris

Statt „La République en Marche“ heißt die Partei von Emmanuel Macron, dem strahlenden Gewinner der französischen Präsidentschaftswahl, nun also „Renaissance“. Ob dem „Präsidenten der Reichen“, als den manche Franzosen den früheren Investmentbanker sehen, während seiner zweiten Amtszeit tatsächlich eine „Wiedergeburt“ gelingt? Durch das Land zieht sich ein tiefer Riss sozialer Ungleichheit, trotz wirtschaftlicher Reformen, erfolgreicher Ansätze für eine beginnende Reindustrialisierung auch der ländlichen Räume und einer auf 7,2 Prozent gesunkenen Arbeitslosenquote. Den Populisten am rechten wie linken Rand spielt das seit Jahren in die Hände. So vereinten die drei Kandidaten der politischen Ränder – Marine Le Pen, Jean-Luc Mélenchon und Éric Zemmour – im ersten Wahlgang am 10. April mehr als 50 Prozent der Stimmen auf sich. Längst geht es in Frankreich nicht mehr allein um wirtschafts- und sozialpolitische Fragen, sondern auch um die kulturelle Verortung der französischen Gesellschaft.

Empfang im Palais du Luxembourg

Was folgt aus dieser Analyse für die deutsch-französischen Beziehungen? Das diskutierte die hochkarätig besetzte Delegation der im NORDVERBUND zusammengeschlossenen Arbeitgeberverbände (NORDMETALL , NiedersachsenMetall und VME Berlin-Brandenburg) unter Leitung des NORDMETALL-Präsidenten Folkmar Ukena Anfang Mai während eines Management-Forums in der französischen Hauptstadt. „Sparringspartner“ waren unter anderem der Hauptgeschäftsführer der DeutschFranzösischen Industrie- und Handelskammer, Patrick Brandmaier, der französische Senator Ronan Le Gleut und die Frankreich-Korrespondentin der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, Michaela Wiegel.

Hamburger Pfeffersäcke: NORDMETALL-Präsident Folkmar

Ukena übergibt BIAC-Chefin Hanni Rosenbaum in der OECD ein norddeutsches Gastgeschenk.

Einen glanzvollen Höhepunkt erreichte die Reise im prächtigen Palais du Luxembourg, wo der Senat, die zweite parlamentarische Kammer Frankreichs, ihren Sitz hat. Der extra aus Hamburg angereiste französische Generalkonsul Frédéric Joureau öffnete dem Besuch aus Norddeutschland eigenhändig die schweren Palasttüren. Im Inneren erwartete die Gruppe nicht nur Senator Le Gleut – zuständig für außerhalb Frankreichs ansässige Franzosen –, sondern auch das beeindruckende, herrschaftliche Flair vergangener Jahrhunderte.

Ablenken konnte das jedoch nicht von dem Dilemma, in dem Präsident Macron steckt. Beim abendlichen Dinner brachte die Journalistin Michaela Wiegel es mit einem Augenzwinkern und einer Anspielung auf ein Zitat Charles de Gaulles auf den Punkt: „Wie wollen Sie ein Volk regieren, das 365 Käsesorten – eine für jeden Tag –besitzt? Zumal heute mehr als 1.000 Käsesorten in Frankreich bekannt sind.“ Zugleich räumte die Macron-Biografin in ihrer kenntnisreichen Analyse mit vier beliebten Irrtümern über Frankreich auf: Macron wolle vor allem an deutsche Geldtöpfe, seine Vision eines souveränen Europas sei gescheitert, der Präsident sei ein Neoliberaler und träume von der verblichenen Größe der Grande Nation. Tatsächlich aber sei Frankreich nach Deutschland der zweitwichtigste Nettobeitragszahler der EU. Macron habe schon früh davor gewarnt, ausländische Investoren auf europäische Schlüsseltechnologien zugreifen zu lassen. Er habe massiv in Bildung investiert und sei der erste Präsident der Fünften Republik, der keine neuen Auslandseinsätze genehmigt habe.

Differenzen in Lohnfragen

Gemeinsam mit einer Delegation von Gesamtmetall diskutierte der NORDVERBUND mit Hubert Mongon, dem Hauptgeschäftsführer der Union des Industries et Métiers de la Métallurgie (UIMM), über die wirtschaftspolitischen Folgen der Präsidentschaftswahl und tauschte sich über die Zusammenarbeit zwischen Regierung und

In Szene gesetzt (v. l.): die (ehem.) NORDMETALL-Präsidenten Thomas Lambusch, Folkmar Ukena, Ingo Kramer im Senat.
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Wirtschaft aus. In diesem Rahmen stellte Mongon auch die aktuell beschlossene Reform der M+E-Tarifverträge vor. Dabei hob er das gemäßigte Vorgehen des CFDT, des mit 800.000 Mitgliedern inzwischen größten Gewerkschaftsbundes in Frankreich, hervor – im Vergleich zur oft blockierend auftretenden CGT, dem Allgemeinen Gewerkschaftsbund Frankreichs.

Intensiv diskutierte die NORDVERBUND-Delegation mit Vertreterinnen und Vertretern des Ministeriums für Arbeit, Beschäftigung und wirtschaftliche Integration. Dazu hatte sie konkrete Vorschläge für die französische Ratspräsidentschaft im Gepäck. Insbesondere hinsichtlich der geplanten Richtlinien zur Entgelttransparenz und zum Mindestlohn traten deutliche Differenzen zutage. Die deutsche Seite machte deutlich, dass die zentrale Rolle der Sozialpartner bei der Lohnfindung uneingeschränkt bewahrt werden müsse. Die gemeinsam ausgehandelten Tarifverträge garantierten bereits über ihre transparente Entgeltsystematik eine gleiche Bezahlung bei gleicher Arbeit – unabhängig vom Geschlecht. Eine doppelte Belastung durch nationale und darüber hinausgehende EU-Regelungen mit weiteren bürokratischen Hürden sei kaum tragbar.

Der NORDVERBUND

Im sogenannten NORDVERBUND haben sich die Arbeitgeberverbände NORDMETALL, NiedersachsenMetall und VME Berlin-Brandenburg zusammengeschlossen. Das regelmäßig veranstaltete Management-Forum hat die Delegation in den vergangenen Jahren unter anderem nach Großbritannien und in die USA geführt, um die Auswirkungen des Brexit auszuloten und um sich vom Unternehmergeist des Silicon Valley inspirieren zu lassen.

Auch bei einem Besuch der Internationalen Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) ging die Delegation auf die Positionen der deutschen Arbeitgeberverbände zu Gesetzgebungsverfahren auf EU-Ebene ein. Die OECD stellt Basisdaten für zahlreiche Richtlinien-Vorschläge zur Verfügung und nimmt damit eine zentrale Rolle bei der Erarbeitung internationaler Standards und Kodizes ein. Die Bedeutung sowie Arbeitsweise der OECD mit ihren 38 Mitgliedsländern und speziell die Herausforderungen der Beschäftigungspolitik und des Fachkräftemangels wurden intensiv erörtert – auch mit BIAC, dem beratenden Ausschuss der Wirtschaft bei der OECD. Er vertritt mehr als sieben Millionen Unternehmen aller Größen und setzt sich für einen freien Markt sowie privatwirtschaftlich getragenes Wachstum ein.

Fazit der Reise

Durch den Sieg des Europa-Befürworters Macron wird die zentrale Achse Deutschland-Frankreich erneut gestärkt, der Motor für Investitionen auch deutscher Unternehmen in Frankreich wird ohne Störungen weiterlaufen. Die große Zahl von EU-Skeptikern dies- und jenseits der deutsch-französischen Grenze macht jedoch deutlich, wie viel Arbeit vor der Europäischen Union liegt, um die Zweifler von der Fortsetzung des alternativlosen gemeinsamen Weges zu überzeugen. Dass es ausgerechnet der französischen Ratspräsidentschaft gelingen soll, die bürokratischen Ungetüme zu zähmen, die sich in ganz Europa aufgebaut haben, scheint unwahrscheinlich. Umso wichtiger bleibt der Austausch von gegensätzlichen Positionen, um das gegenseitige Verständnis zu vertiefen und so die Basis für tragfähige Kompromisse zu schaffen – oder vielleicht sogar eine Wiedergeburt. Dr.

Peter Schlaffke
22 2 / 2022 Standpunkte NORDMETALL
Großartiger Empfang im Palais du Luxembourg, dem Sitz des französischen Senats (v. l.): Dr. Thomas Ehm, Dr. Peter Schlaffke, Patrick Brandmaier, Peter Golinski, Andreas Schulz, Christian Amsinck, Andreas Breuer, Folkmar Ukena, Senator Ronan Le Gleut, Stefan Moschko, Bernd Hartmann, Robert Focke, Ingo Kramer, Generalkonsul Frédéric Joureau, Thomas Lambusch, Cathrin Kohnke.

ifaa feiert Jahre Arbeitgebervordenker

Große Jubiläumsfeier in Düsseldorf: Am 22. und 23.6. kamen mehr als 120 Gäste aus Wissenschaft, Verbänden und Unternehmen zusammen, um gemeinsam auf das runde Jubiläum des Instituts für angewandte Arbeitswissenschaft (ifaa) anzustoßen – und wie beim ifaa üblich, auch ein paar Erkenntnisse mitzunehmen: Der Kern der Veranstaltung war dem Thema New Work – Arbeit der Zukunft gewidmet. Referenten aus Unternehmen und Wissenschaft beleuchteten die unterschiedlichen Entwicklungen aus ihrer Perspektive und berichteten von ihren Erfahrungen aus Praxis und Forschung. In diversen Workshops wurden einzelne Aspekte der Arbeitswelt der Zukunft betrachtet und Handlungsbedarfe identifiziert.

Das ifaa arbeitet seit 1962 als Forschungsinstitut der Metall- und Elektroindustrie zur Gestaltung der Arbeitswelt und Betriebsorganisation – ein wichtiger Beitrag zur Stärkung des Wirtschaftsstandorts Deutschland. Gemeinsam mit den Arbeitgeberverbänden und deren Mitgliedsunternehmen findet das ifaa Lösungen für typische Fragen, die sich die Unternehmen stellen:

• Wie können Unternehmen durch Digitalisierung und Industrie 4.0 noch produktiver werden?

• Welche Chancen bringen moderne Organisationsprinzipien, wie zum Beispiel Produktionssysteme?

• Was kennzeichnet moderne Arbeitszeit- und Vergütungssysteme?

• Wie können Betriebe die umfassenden Anforderungen des Arbeitsschutzes und der Ergonomie beherrschen?

• Wie lässt sich ein ganzheitliches Nachhaltigkeitsmanagement erfolgreich einführen?

Das ifaa arbeitet in einem interdisziplinären Team von 35 Mitarbeitern zu den unterschiedlichen Themenfeldern. Die Expertise steht den Mitgliedsverbänden und deren Mitgliedsunternehmen durch Kooperationen mit Verbandsmitarbeitern, durch Forschungsprojekte vor Ort sowie über Publikationen und Seminare zur Verfügung.

Praxisorientierte Forschung

Aktuell neu entwickelt: WERKWANDEL –das dreimal jährlich erscheinende Fachmagazin zur Arbeits- und Betriebsorganisation.

Das ifaa lebt einen ständigen Austausch mit anderen Wissenschaftlern, Institutionen und Hochschulen. Durch diese aktive Vernetzung ist das Institut immer auf dem aktuellen Stand der Forschung. In Forschungsprojekten erarbeitet das Team Modelle, praxisnahe Handlungshilfen und Broschüren insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen – ifaa-Wissen für Experten und Führungskräfte.

Foto: Bettina Engel-Albustin | Fotoagentur Ruhr moers
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23 2 / 2022 Standpunkte NORDMETALL
Jubiläumskolloquium in Düsseldorf mit Prof. Sascha Stowasser, Direktor des ifaa

Wie hältst Du’s mit der Künstlichen Intelligenz?

Treiber der digitalen Transformation sind immer öfter KI-Anwendungen. Doch viele Unternehmen stehen erst am Anfang dieser Entwicklung. NORDMETALL hat sich zwei starke Partner gesucht, um Unternehmen im Norden mit den nötigen Impulsen und Kontakten zu versorgen.

Für Kevin Rachor kam die Einladung zum „AI Business Network“ gerade recht. Im Frühjahr standen bei Lapmaster Wolters, einem Spezialisten für hochpräzise Werkzeugmaschinen zur Oberflächenbearbeitung aus Rendsburg, gleich drei Patentanmeldungen mit Bezug zu Künstlicher Intelligenz (KI) an. „Was mir noch fehlte, war das rechtliche Know-how“, sagt der Entwicklungsleiter von Lapmaster Wolters.

Einen Überblick dazu und den Kontakt zu den entsprechenden Fachleuten verschaffte Rachor das neue Workshop- und Netzwerkangebot „AI Business Network“. Seit Februar 2022 können die Mitglieder von NORDMETALL und AGV NORD davon kostenlos profitieren. Hinter der Initiative stehen NORDMETALL als Partner der Wirtschaft und Kontakter in die Politik, die NORDAKADEMIE als Schnittstelle zu Forschung und Lehre und das Artificial Intelligence Center Hamburg (ARIC) mit seiner Vielzahl an fachlichen Beraterinnen und Beratern.

„Unser Ziel ist es, in Zeiten von Digitalisierung und Fachkräftesicherung herauszufinden, was Unternehmen beim Thema KI derzeit umtreibt und wobei sie die Initiatoren des ,AI Business Network‘ unterstützen können“, beschreibt Peter Golinski, Geschäftsführer Bildung und Arbeitsmarkt bei NORDMETALL, den Anspruch der drei Partner. Ihre gemeinsame Mission: KI in die Unternehmen tragen. „Denn“, fügt ARIC-CEO Alois Krtil hinzu, „wir sind alle Teil einer disruptiven, also tiefgreifenden, technologischen Transformation, die Unternehmen nicht ignorieren können, wollen sie auch in Zukunft am Markt bestehen.“

Das hat man auch bei Lapmaster Wolters in Rendsburg erkannt. Dort erfordert allein die Einrichtung der Maschinen wegen der ultrapräzisen Polierprozesse im Nanometerbereich langjährige Erfahrung und besonderes Fachwissen. Bis heute werden die meisten Maschinen manuell und iterativ eingestellt, bis der Herstellungs-

Fotos: ARIC
AI Business Network Prof.Dr.NickGehrke Alois Krtil Thomas Küll
24 2 / 2022 Standpunkte NORDMETALL
Dr. Kevin Rachor

prozess so optimiert ist, dass die gewünschte Oberflächengüte erreicht wird. Durch den Einsatz von KI könnte dieser Prozess vollständig automatisiert werden. Das dürfte den Materialaufwand, die Fertigungskosten und die Rüstzeiten erheblich senken.

Vom Know-how anderer lernen

Kevin Rachor und sein Team arbeiten seit September vergangenen Jahres unter anderem an einer KI-gestützten Anomaliedetektion. So lassen sich mögliche Schäden oder Betriebsausfälle von Maschinen frühzeitig erkennen. Die Herausforderung: in der Anwendung müssen eine Vielzahl an Maschinen-, Umgebungs- und Prozessparametern zusammenspielen. Dazu benötigt Rachor Unmengen an geeigneten Trainingsdaten. „Für das sogenannte Machine Learning reichen die Daten, die wir bislang haben, nicht aus“, sagt der Entwicklungsleiter. Deshalb wird die Zusammenarbeit mit Kunden ein wichtiger Schritt nach dem bereits erfolgten Proof of Concept sein.

Der Austausch mit anderen Unternehmen ist Rachor wichtig – und ebenfalls ein Grund für ihn, sich dem „AI Business Network“ anzuschließen. „So können wir bei Lapmaster Wolters bei der weiteren Entwicklung unserer eigenen Ideen auf die Erfahrungen anderer aufsetzen“, sagt Rachor. Ein ähnliches Verhältnis pflegt der promovierte Physiker zu den Hochschulen im Norden.

„Gerade ist es mir gelungen, für unser KI-Projekt einen IT-Absolventen als Programmierer zu gewinnen“, berichtet Rachor.

Im „AI Business Network“ hofft er durch die Beteiligung der NORDAKADEMIE auf weitere Kontakte zu dem Norden verbundenen, talentierten Nachwuchskräften.

Das AI Business Network

Wie unterscheiden sich KI- von anderen IT-Projekten?

Warum leistet KI mehr als die reine Kostenersparnis? Wie führe ich KI reibungslos im Unternehmen ein?

Fragen wie diese beantwortet seit dem Frühjahr 2022 das „AI Business Network“ von NORDMETALL , NORDAKADEMIE und ARIC. Mit kurzweiligen Workshops und weiterführenden Angeboten fördert es den Austausch über den Einsatz artifizieller Intelligenz (AI) in Unternehmen. Mitglieder von NORDMETALL und AGV NORD können kostenlos teilnehmen. Weitere Fragen beantwortet Thomas Küll unter 040 6378-4203 oder unter kuell@nordmetall.de.

Schon jetzt profitiert er vom Fachwissen der Professoren wie Nick Gehrke. Der Wirtschaftsinformatiker und Datenexperte kann nicht nur die Anforderungen an KI-Prozesse anschaulich beschreiben, sondern kennt sich auch mit den Schwachstellen von KI aus, etwa mit sich selbst verstärkenden Prognosen (Feedback-Loop Bias) oder verzerrten Ergebnissen, da eine KI auf einen veränderten Kontext erst trainiert werden muss, bevor sie korrekte Entscheidungen treffen kann (Out-ofContext Bias). „Sobald Unternehmen KI anwenden, müssen sie für eine wirksame KI-Compliance sorgen, um Risiken zu minimieren und internationalen Regularien zu genügen“, sagt Gehrke. Auf Ebene der EU werden diese gerade erst aufgestellt. Ein Grund mehr, sich einem Netzwerk mit starken Partnern anzuschließen, findet Rachor. Birte Bühnen

KI-gestützt: Seit 2020 liefert der Roboter Starship Essen und Pakete in der Hansestadt aus. Hamburgs Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos) ist von der innovativen Technologie begeistert.

Foto: Daniel Reinhardt/LHIND

Eine Werft startet durch

Das Unternehmen Tamsen Maritim , das 2009 in Rostock entstand, wartet Schiffe aller Art und ist zunehmend auch im Neubaubereich aktiv.

Wird ein Schiff getauft, wünscht man ihm üblicherweise „allzeit gute Fahrt und immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel“. Dieser Wunsch dürfte demnächst auch die beiden Patrouillenboote begleiten, die aktuell bei Tamsen Maritim gebaut werden. Doch die für den Bundeszoll bestimmten Boote bleiben auch dann einsatzfähig, wenn der Wasserstand auf null sinkt. Etwa im norddeutschen Wattenmeer, für das die 23 Meter langen Behördenschiffe von Tamsen entwickelt wurden. „Bei Ebbe können die Boote ohne Probleme trockenfallen“, sagt Werft-Geschäftsführer Christian Schmoll. Möglich wird dies durch ihre spezielle Konstruktion. Bei einem Tiefgang von nur 1,20 Metern verfügen sie am Unterboden über spezielle Finnen, die das Schiff beim Aufsetzen auf den Meeresboden stabil halten. Zudem sind im Rumpf die Schiffspropeller in Buchten integriert, sodass sie keinen Schaden nehmen, sollte der Rumpf den Grund berühren. „Es ist ein bisschen wie eine Premiere – erstmals seit 20 Jahren entstehen bei uns in Deutschland wieder Schiffe, die wattfähig sind“, sagt Schmoll. Auch in der traditionsreichen Werft im Rostocker Stadtteil Gehlsdorf wird mit den beiden Zollbooten ein neues Kapitel in der Firmengeschichte aufgeschlagen. „Nachdem wir vor sieben Jahren begannen,

Sache für Fachleute: Unzählige Kabel, Rohre, Dämmmaterialien und Armaturen warten darauf, an Bord installiert und eingebaut zu werden.

neue Seenotrettungsboote im Auftrag der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger zu bauen, haben wir mit den Patrouillenbooten nun den nächsten Schritt vollzogen, nämlich eigene Projekte zu entwickeln und umzusetzen“, so Schmoll.

Der 52-Jährige, gebürtig aus Rheinland-Pfalz, begeisterte sich bereits als Kind für Schiffe: „Andere malten Autos oder Flugzeuge, ich malte Schiffe.“ Später studierte er in Bremen Schiffbau, und seit 2009 leitet und lenkt er die Geschicke von Tamsen Maritim.

Vor dem Einstieg in den Neubau hatte sich das Unternehmen an der Warnow vor allem als Reparaturwerft profiliert. Bis zu 60 kleine und mittelgroße Schiffe werden pro Jahr gewartet und instand gehalten und auch kurzfristig wieder flottgemacht. Behörden- und Fahrgastschiffe, Seenotrettungskreuzer, Schlepper, Spezialund Forschungsschiffe sowie mit einem großen Anteil „graue Tonnage“ der Deutschen Marine.

Strategiewechsel zahlt sich aus

In der strategischen Entscheidung, Tamsen Maritim langfristig zu einer Neubau- und Reparaturwerft zu entwickeln, sieht Schmoll es als großen Vorteil, „diesen Prozess aus einer Reparaturwerft heraus voranzutrei-

Abgestrahlt: Der Rumpf des 54 Jahre alten MarineSchleppers „Wangerooge“ wurde im Dock der Tamsen Werft in Rostock mit einem Hochdruckreiniger vom Lack befreit.

Fotos: Christian Augustin Schiffbau
26 2 / 2022 Standpunkte NORDMETALL
Christian Schmoll Geschäftsführer Tamsen Maritim

von Tamsen Maritim macht derzeit etwa 50 Prozent des Umsatzes aus. Werft-Geschäftsführer Christian Schmoll will künftig im Neubaubereich weiter expandieren – auch beim Hauptkunden, der Marine.

Tamsen Maritim GmbH

Die Wurzeln des Unternehmens am Ostufer der Warnow reichen zurück bis 1850, dem Gründungsjahr der Rostocker Neptun Werft. Als Teilbereich von Neptun wurden in Gehlsdorf bis zur Wende vor allem Marineschiffe instand gehalten. Nach der Privatisierung gab es unter anderem den Versuch, den Bau von Luxusjachten zu etablieren. Er endete 2008/09 mit der Finanz- und Wirtschaftskrise.

Wenig später übernahm der Hamburger Kaufmann

Heiner Tamsen im Jahr 2009 die Werft, die sich danach wieder dem Reparaturgeschäft zuwandte. Zum Produktportfolio gehört zudem die Herstellung von Kunststoff-Großbauteilen für die Windkraftbranche. Hierfür verfügt das Unternehmen über das europaweit größte 5-Achsen-CNC-Fräszentrum.

Mitte des vergangenen Jahrzehnts nahm Tamsen Maritim strategisch Kurs auf den Neubau von bis zu 50 Meter langen Spezialschiffen. Der Einstieg gelang mit einem ersten Auftrag für ein Seenotrettungsboot. In Folge wurde das Konstruktions- und Projektierungsteam erweitert, sodass inzwischen eigene Schiffsprojekte wie Patrouillenboote und Marine-Arbeitsschiffe entwickelt und am Markt platziert werden. Gegenwärtig beschäftigt Tamsen Maritim 130 Mitarbeiter, darunter 16 Auszubildende.

ben“. In dieser Sparte seien die Mitarbeiter darin erfahren, „sehr komplex zu denken“. Eine Eigenschaft, die sich beim Projekt der Patrouillenboote ausgezahlt hat. In der hohen Neubauhalle schaut Fertigungsleiter Peter Hobusch von der Galerie auf das Geschehen unter sich. Die beiden in Blau gehaltenen Aluminiumrümpfe liegen versetzt dicht beieinander.

Leistungsstark und umweltfreundlich Noch sind die Schiffe ohne Deckshäuser, sodass der Blick ins Innere fällt. Unzählige Kabel, Rohre, Dämmmaterialien und Armaturen sind zu sehen, warten darauf, installiert und eingebaut zu werden. In einem Maschinenraum sind die Schiffbauer dabei, die zwei 880-Kilowatt-Motoren auszurichten und zu montieren. „Die Aggregate erfüllen mit ihrem integrierten Abgasreinigungssystem die strengen Limits für Schiffsemissionen in der Ostsee“, verweist Hobusch auf die moderne und anspruchsvolle Technik an Bord.

Neben den Booten stehen die ebenfalls bereits vorgefertigten Deckshäuser. Der Innenausbau ist im vollen Gange. Von den Decken auf den Kommandobrücken hängen wie Girlanden meterlange Kabelschlaufen. Sind diese wie alle anderen Baugruppen und Ausrüstungen ver-

Der Reparatursektor
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baut, naht die „Hochzeit“. Dann werden die Deckshäuser auf die Boote gehievt. „Sie sind elastisch auf speziellen Kunststoffpuffern gelagert, sodass der Geräuschpegel auf der Brücke stark gedämpft wird“, beschreibt Hobusch eine weitere schiffbauliche Besonderheit der Konstruktion. Der Maschinenbauingenieur heuerte Ende 2014 bei Tamsen Maritim an; seit zwei Jahren ist er im Neubau beschäftigt, für den er auch die organisatorisch-technologischen Voraussetzungen mit geschaffen hat. Der 47-Jährige zeigt auf eine breite Arbeitsbühne an der Hallenseite. In der Höhe reicht die Plattform, die neu errichtet wurde und auf der sich mehrere Werkbänke finden, an die Schiffsdecks heran. Für die Beschäftigten ein großer Vorteil, denn das mache, so Hobusch, „den Zugang zu den Booten leichter, und die Kollegen haben die Möglichkeit, Vormontagen oder Zuschnitte direkt vor Ort zu erledigen“.

Auch die Marine schätzt Tamsen

Im Neubau sind nach seinen Worten ganz neue koordinative und logistische Aufgaben zu bewältigen. So müsse mit vielen Zulieferern kooperiert werden, außerdem gebe es unzählige Schnittstellen in den verschiedenen Fertigungsprozessen. Rund 30 Mitarbeiter sind mit dem Bau der ersten Patrouillenboote befasst. „In den Anfängen kam es darauf an, dass das Neubau-Team zu einer Einheit zusammenwächst“, resümiert Hobusch. „Jetzt sind es die Schiffe, die wachsen.“

Auf dem Gelände von Tamsen Maritim sind schiffbaulich Hightech und Nostalgie benachbart. Während in der zweiten Neubauhalle das zwölfte Boot einer Serie von Seenotrettungsbooten entsteht, ragen nebenan in den beiden Reparaturhallen zwei lang gediente Schlepper der Deutschen Marine mit ihren Aufbauten bis fast unters Dach. Die bereits 54 Jahre in Fahrt befindliche „Wangerooge“ zeigt sich vom alten Grau befreit und erwartet einen frischen Farbanstrich.

„Der Reparatursektor macht zurzeit etwa 50 Prozent unseres Umsatzes aus“, sagt Geschäftsführer Schmoll.

„Einer unserer Hauptkunden ist die Marine. Wir sind dabei, uns auch hier im Neubau zu etablieren.“ So gelang es unlängst, mit einem eigenen Projekt einen Marine-Auftrag zum Bau von zwei Arbeitsschiffen zu ergattern. Aus Kapazitätsgründen werden die 20 Meter langen Schiffe gegenwärtig in Kooperation auf einer Werft in Tangermünde (Sachsen-Anhalt) produziert.

Klassische Bootsbauer gefragt

Im Maschinenraum des Marine-Schleppers „Langeness“, der vor 35 Jahren in Dienst gestellt wurde, macht Projektleiter Gregor Uloth anschaulich, wie spezifisch und herausfordernd Instandhaltungen betagter Schiffe sind: „Anders als beim Neubau müssen wir mit den gegebenen Strukturen umgehen. Da ist jeden Tag große Flexibilität gefragt.“ Mal sind bestimmte Bauteile nicht mehr zu bekommen, mal ist zu entscheiden, ob eine Instandsetzung noch lohnt, und ein anderes Mal gilt es, neue Technik in alte Systeme zu integrieren. Dagegen erscheinen anfallende Holzarbeiten etwa an Türen und Schränken einfach. Doch auch hier sind spezielle Fähigkeiten gefragt, über die meist klassische Bootsbauer verfügen. Aus diesem Grund bildet Tamsen Maritim junge Leute auch in diesem Beruf aus, wie ein Projekt in der Nachbarhalle zeigt. Dort machen zwei Azubis gerade ein acht Meter langes Motorboot für die Saison klar. Es ist ein besonderes Boot, auch weil es der Werft gehört. Die schmucke „Raja“ wurde von Azubis mehr als zwei Jahre lang aus einem verrotteten Rettungsboot neu aufgebaut.

Christian Augustin
Fotos:
Klein, aber kraftvoll: Die Patrouillenboote des Zolls, die derzeit auf der Tamsen-Werft gefertigt werden, sind jeweils mit zwei Motoren ausgestattet.
29 2 / 2022 Standpunkte NORDMETALL
Schweißarbeiten: Das Rettungsboot aus Aluminium wird für die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) gebaut.

Toller Tag

im Truck

Aktionswoche zur Berufsorientierung in Kaltenkirchen: WISKA Hoppmann lässt

Achtklässler in M+E-Berufe hineinschnuppern.

Maske auf, Hände desinfizieren und schon öffnen sich die Türen des M+E-InfoTrucks. Anfang Mai stand der doppelstöckige Riesen-Brummi der Metall- und Elektroindustrie eine ganze Woche lang auf dem Hof des Kaltenkirchener Unternehmens WISKA Hoppmann, um Schülerinnen und Schülern der Region die Welt der Metall- und Elektroberufe näherzubringen. Mehr als 200 Jugendliche nutzten die Möglichkeit, aus erster Hand etwas über Ausbildungsinhalte, Berufschancen und Karrieremöglichkeiten in Deutschlands wichtigstem Industriezweig zu erfahren.

Das in dritter Generation familiengeführte Unternehmen ist ein echter „Hidden Champion“: es entwickelt und produziert mit 260 Beschäftigten weltweit und 210 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Kaltenkirchen Spezialprodukte für Schiffbau, Industrie und Handwerk. Im Bereich Kühlcontainersteckdosen und

Videoüberwachung auf Containerschiffen gehören die Kaltenkirchener zu den Weltmarktführern. „Wir sind ein stetig wachsendes Unternehmen, das höchsten Wert auf gute Mitarbeiter legt. Die Nachwuchsförderung liegt uns daher sehr am Herzen“, sagt der geschäftsführende Gesellschafter Ronald Hoppmann. Personalleiterin Ines Jensen fügt an, dass sich das Unternehmen in der sozialen Verantwortung sehe, jungen Leuten eine berufliche Perspektive zu bieten. „Nachwuchsförderung und Berufsorientierung sind für uns kein kurzfristiges Engagement, sondern eine Herausforderung für die kommenden Jahre. Deshalb halten wir auch engen Kontakt zu den Schulen der Region.“ Unterstützt wird die Firma dabei durch das „Kompetenzzentrum Karriere Dual Norderstedt“. Der Verein hat sich Berufsorientierung auf die Fahnen geschrieben, organisiert Firmenbesuche und Ausbildungsmessen und

Fotos: Christian Augustin
30 2 / 2022 Standpunkte NORDMETALL

vernetzt so Schulen mit Unternehmen. „Er hat auch diese Aktion gemeinsam mit der regionalen Wirtschaftsförderung unterstützt“, sagt Jensen und freut sich, dass nach Abklingen der Pandemie Aktionen dieser Art endlich wieder möglich sind. Auch Michael Grenz, Geschäftsführer der Hanseatic Power Solutions, HPS, ist dem Verein eng verbunden. HPS produziert in Norderstedt Steuerungsanlagen für den Energiebereich und hat sich ebenfalls an der Aktionswoche mit einem Infostand im Pausenzelt beteiligt.

Auch die Klasse 8f der Gemeinschaftsschule Auenland aus Bad Bramstedt hat die Gelegenheit genutzt und Firma sowie M+E-InfoTruck besucht. Im Truck erklärt

WISKA-Azubi Maximilian Jacobs den 13- bis 15-Jährigen mehr zum Unternehmen. Gekonnt führt der Auszubildende zum Industriekaufmann durch seine Präsentation. Welche Berufe bietet die Firma, welche Fähigkeiten sollte man dafür mitbringen? Mathematik und Deutsch seien wichtig und für die technisch-gewerblichen Berufe ein gewisses technisches Grundverständnis, betont er. Das Unternehmen biete jede Menge Abwechslung und vor allem eine gute Bezahlung. „Im ersten Jahr könnt ihr nach Abzug der Steuern schon mehr als 800 Euro im Monat verdienen“, erklärt Jacobs.

Gefragt: Grips statt Muskeln

Nach den Firmen-Infos erwarten InfoTruck-Betreuer

Andreas Gritzmann und Rainer Zellmer (siehe auch Seite 56) im Untergeschoss des Trucks die Gruppe. Sie stellen die CNC-gesteuerte Fräsmaschine und den kollaborativen Roboter „Herbert“ vor. „Wer will die CNCFräse programmieren“, fragt Zellmer und sofort fliegen die Finger in die Luft. Sven, Fynn und Arian, Greta, Fabienne und Corinna sind mit Eifer bei der Sache. Am Computerdisplay stellen sie die Werte für das Koordinatensystem der Fräse ein. Dann wird das Sicherheitsfenster geschlossen und die Maschine bearbeitet das Aluguss-Stück nach den eingegebenen Vorgaben. Am Ende können die Schülerinnen und Schüler ein Schild mit einer eingefrästen „9f“ mitnehmen. „Ihr seid zwar noch in der achten Klasse, aber wir haben schon mal etwas vorgearbeitet“, sagt Zellmer augenzwinkernd. Auch der Cobot „Herbert“, der Zahnräder ineinander setzt und so ein kleines Getriebe zusammenbaut, kommt bei den Schülerinnen und Schülern gut an. „Um mit ihm zu arbeiten, braucht man keine Muskeln, sondern Grips und technisches Grundwissen“, betont der InfoTruck-Betreuer.

Nach gut 45 Minuten führt Azubi Jacobs die Schülergruppe in die Produktion. Dort stehen riesige Maschinen, die aus Kunststoffgranulat Kabelverschraubungen, Abzweigkästen, Verbindungsstücke, Steckdosen und Schalter herstellen. Die Spritzgussmaschinen wer-

Für Ines Jensen (l.), Personalleiterin bei WISKA Hoppmann, und Marketingleiterin Anja Lange ist Berufsorientierung eine Herausforderung für die kommenden Jahre und eine Frage der sozialen Verantwortung.

Liegt der Nachwuchs am Herzen: Ronald Hoppmann, geschäftsführender Gesellschafter.

den in der Regel von einer Person gesteuert und arbeiten nahezu vollautomatisch. Fast 40 solcher Geräte produzieren in dem 2019 neu gebauten Werk Teile der umfangreichen Produktpalette.

Gegen Mittag endet der Tag in Truck und Produktion für die Schülerinnen und Schüler aus Bad Bramstedt. Ines Jensen zieht ein erstes positives Fazit: „Wir konnten den Jugendlichen eine Menge interessanter Einblicke in den Industriealltag bieten. Vielleicht sehen wir die eine oder den anderen demnächst im Praktikum bei uns wieder.“

Lothar Steckel

M+E-InfoTruck

Mit dieser Berufsinformation auf Rädern informiert MEiN Arbeitgeberveband erlebnisorientiert über die Ausbildungsmöglichkeiten und Berufsbilder in der Metall- und Elektroindustrie. Eine eigene App (www. me-vermitteln.de/m-e-infotruck/me-berufe-app) sorgt für einen nachhaltigen Besuch im InfoTruck, ebenso wie der während der Coronapandemie eingerichtete Infostream www.me-vermitteln.de/stream , der auch weiterhin auf Anfrage von Schulen auf Sendung geht.

31 2 / 2022 Standpunkte NORDMETALL

Das Programm startet und endet mit einer gemeinsamen Veranstaltung, deren Gesprächsinhalte zu den unterschiedlichen sozialen Themen in einem Graphic Recording bildhaft festgehalten werden.

Im Hamburger Werk des IntralogistikUnternehmens STILL: Przemyslaw Gendosz (r.) im Austausch mit einem älteren Kollegen.

Perspektivwechsel Impulse für den

Im vergangenen Jahr hat die NORDMETALL­Stiftung mit ihrem Corona­Sonderbudget unter anderem das Programm „NEXTGeneration.social“ gefördert. Jetzt blicken Teilnehmer und Partner zurück.

„Ich bin derjenige, der davon wohl am meisten profitiert“, ist Przemyslaw Gendosz überzeugt. Der 21-jährige Hamburger engagiert sich ehrenamtlich für den Verein „ZusammenLeben“ im Stadtteil Bergstedt. Hier kümmert sich der duale Student der Betriebswirtschaftslehre um Menschen mit Assistenzbedarf, die in den Einrichtungen des Vereins leben und arbeiten. Der Dienstagnachmittag ist fest für sein Ehrenamt eingeplant.

Das gilt selbst für die Phasen in seinem Studium an der NORDAKADEMIE , in denen Prüfungen oder ähnlich wichtige Dinge anstehen.

Der Kontakt zum Verein ist über „NEXTGeneration.social“ entstanden, ein digitales Angebot der Patriotischen Gesellschaft von 1765 , das sich an junge Menschen im Alter von 16 und 25 Jahren richtet. In diesem Programm erfahren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, wie vielfältig soziale Wirklichkeit ist: Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter, aber auch Betroffene geben tiefe Einblicke in ihren Alltag und viel Raum für Fragen rund um Obdachlosigkeit, Trauer, Strafvollzug, Behinderung, Sucht und psychische Erkrankung. So sollen die jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu einem Perspektivwechsel und zu sozialem Engagement angeregt werden.

Foto: Christian Augustin
32 2 / 2022 Standpunkte NORDMETALL

Mit dem Ziel, vor allem Menschen in Ausbildung und Studium im Norden darin zu bestärken, Verantwortung für den Zusammenhalt in der Gesellschaft zu übernehmen, hat die NORDMETALL-Stiftung das Programm im Rahmen ihres Corona-Sonderbudgets 2021 gefördert. Nach drei Durchläufen ist Programmleiterin Nina Carstensen begeistert vom Feedback der rund 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, sodass „NEXTGeneration. social“ bereits im Herbst fortgesetzt wird. Besonders berührt hat sie die offene Gesprächskultur: „So ermöglichen wir einen neuen Blick auf unsere Gesellschaft, auf soziale Herausforderungen und ein gutes Miteinander – das stärkt soziale Kompetenzen.“

Blick über den Tellerrand

Dieser Ansicht ist auch Jan Wehlen. Der Ausbildungsleiter des Hamburger Intralogistik-Unternehmens STILL hatte Gendosz auf das Programm aufmerksam gemacht, der bei STILL den praktischen Teil seines Studiums absolviert. „Es ist wichtig, schon in der Ausbildung über den Tellerrand zu schauen. Man kann auch viel von Menschen lernen, die sich mit ganz anderen Themen befassen“, sagt Wehlen, der „NEXTGeneration.social“ von Anfang an unterstützt hat. Zusätzlich zur Vermittlung von Fertigkeiten und Fachwissen ist die Zeit der Ausbildung für ihn ein wichtiger Entwicklungszeitraum, um sogenannte Zukunftskompetenzen aufzubauen. Das sind digitale Schlüsselqualifikationen, aber auch klassische Fähigkeiten wie Kreativität, Eigeninitiative, Empathie, Adaptions- und Problemlösungsfähigkeit. Wer diese mitbringe, könne sich in neuen Situationen einfacher zurechtfinden und besser mit Veränderungsprozessen umgehen, ist Wehlen überzeugt. „Durch Programme wie ,NEXTGeneration.social‘ erfahren junge Menschen, wie man konkret helfen kann und

Nina Carstensen leitet bei der Patriotischen Gesellschaft von 1765 das Programm „ NEXTGeneration.social“ .

wie Unterstützung allgemein aussieht. Das schafft Verständnis und Wertschätzung einerseits, andererseits beginnt ein Reflexionsprozess, aus dem sie Inspirationen für andere Lebensbereiche mitnehmen können“, sagt Wehlen.

Gendosz hat es den nötigen Impuls gegeben, seine Bereitschaft für ehrenamtliches Engagement aus Schulzeiten wieder aufleben zu lassen: „Mir hat das Programm die Augen geöffnet und gezeigt, wie vielfältig Menschen sind. Und wie cool man damit umgehen kann.“ Bei „ZusammenLeben“ sei kein Tag wie der andere. Schließlich sei er dort eine feste Bezugsperson und müsse sich auf die individuellen Bedürfnisse der Bewohnerinnen und Bewohner immer wieder flexibel einstellen. Er profitiere vor allem durch die Denkanstöße aus tiefgründigen Gesprächen. „Mir fehlen zwar durch Distanzarbeit und Homeoffice noch die Möglichkeiten, einen direkten Bezug zu meinem Berufsleben herzustellen. Ich glaube aber, dass ich viel verständnisvoller und empathischer geworden bin“, sagt Gendosz. Und davon profitiert nicht nur der 21-Jährige selbst, sondern auch sein Umfeld im Unternehmen und an der Hochschule. Jannick Vetter

Graphic Recording: Ines Schaffranek,
Viktoria Gipp, Foto u. r.: privat
Portrait:
Feste Bezugsperson: Der NORDAKADEMIEStudent (l.) mit einem Bewohner der Bergstedter Einrichtung.
33 2 / 2022 Standpunkte NORDMETALL

Flossenstabilisatoren 1961

SKF Marine – Hamburg

Der Hamburger Schiffbauzulieferer sorgt mit seinen Flossenstabilisatoren für eine sichere und ruhige Seefahrt.

Menschen, die gern Zeit auf dem Wasser verbringen, wissen, dass es bei Wind und Wellen auf einem Boot recht ungemütlich werden kann – Seekrankheit inklusive. Um dem entgegenzuwirken, entwickelt SKF Marine seit mehr als 60 Jahren Flossenstabilisatoren. Rund 600 Schiffe fahren seither ruhiger und sicherer durch unterschiedlichste Gewässer.

„Passagiere erwarten hohen Komfort und Sicherheit. Für Kreuzfahrtschiffe und Fähren sind Stabilisatoren daher heute eine unverzichtbare Komponente“, sagt Mathias Rusch, Geschäftsführer von SKF Marine. Das Unternehmen arbeitet mit rund 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Hamburger Hafen, genauer in Steinwerder. Früher gehörte der Schiffbauzulieferer zur Traditionswerft Blohm+Voss, die 1877 gegründet wurde. Anfang 2013 wurde der Betrieb von der schwedischen SKF-Gruppe übernommen, 2015 erfolgte die Umbenennung von SKF Blohm+Voss Industries in SKF Marine.

Flossenstabilisatoren werden auf beiden Seiten des Schiffes im unteren Bereich des Schiffsrumpfes angebracht. Ihre Aufgabe ist es, zu verhindern, dass Schiffe sich um die Längsachse drehen und sich damit von einer Seite zur anderen neigen. Die Schiffsbewegung wird durch ein Gyroskop – ein Sensor zur Bestimmung der genauen Lage – gemessen, die Flossen danach elektronisch angesteuert. Durch ein Drehen der Flossen um die Längsachse werden seitlich Auf- bzw. Abtriebskräfte erzeugt, die das Schiff trotz Wellengang stabil halten. Es gibt Flossen, die ausschließlich während der Fahrt und

solche, die auch vor Anker stabilisieren. „Größere Jachten setzen auf Stabilisatoren der Zero Speed Generation, die diese Vorzüge auch vor Anker bieten“, fügt Rusch hinzu.

Anders als Festflossenstabilisatoren lassen sich einschwenkbare Stabilisatoren im Schiffsrumpf versenken. Bei Fahrt des Schiffes erzeugt die Öffnung des seitlich im Schiffsrumpf angebrachten Flossenkastens jedoch Turbulenzen. Deshalb hat SKF Marine seine Stabilisatoren optimiert. Mit dem sogenannten Dynamic Stabilizer Cover (DSC) kann der Flossenkasten sowohl bei eingeschwenkten als auch bei ausgeschwenkten Flossen verschlossen werden. Das DSC besteht aus zwei Stahlabdeckungen und einer fest montierten Abschirmung am Flossenschaft, die zusammen die Rumpföffnung zu mehr als 95 Prozent verschließen. Die Stahlabdeckung öffnet sich nur kurz, um den Übergang der Flosse von der eingeschwenkten in die ausgefahrene Position oder umgekehrt zu ermöglichen. Sie öffnet sich nach außen und minimiert so den Verlust an Auftrieb und den Kraftstoffverbrauch.

Nachhaltigkeit bestimmt die Arbeit von SKF Marine immer stärker. „Weltweit geht der Trend zu Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Elektrifizierung, auch in der Schifffahrt. Deshalb liegt der Schwerpunkt unserer Produktinnovationen jetzt im Bereich ressourcenschonender Produkte, die den Kraftstoffverbrauch senken und den Betrieb umweltfreundlicher und sicherer gestalten“, sagt Rusch. Die Aussichten für SKF Marine sind für mehr als die nächsten 60 Jahre gut. AS

Made in Germany Northern Foto: SKF Marine GmbH
35 2 / 2022 Standpunkte NORDMETALL

im Einsatz für die Unternehmen

Die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) setzt sich seit mehr als 20 Jahren für ein Wirtschafts- und Gesellschaftssystem ein, das auf Freiheit und Verantwortung fußt. Getragen wird das Engagement von den Arbeitgeberverbänden der Metall- und Elektroindustrie, darunter auch NORDMETALL. Hier berichten wir über die aktuelle Arbeit.

Achtung: Massiver Lehrkräftemangel voraus!

In Deutschland werden nicht nur in Industrie und Handwerk Fachkräfte immer knapper. Der Mangel an gut ausgebildeten Menschen im erwerbsfähigen Alter macht sich auch an den Schulen des Landes von Jahr zu Jahr immer bemerkbarer. Es fehlen Lehrkräfte – schon bald in dramatischem Ausmaß. Die INSM hat vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) berechnen lassen, womit wir in Deutschland in den nächsten Jahren rechnen müssen. Schon ab dem Schuljahr 2025/26 werden hierzulande 30.000 Lehrkräfte fehlen. Bis zum Jahr 2035/36 sind 66.000 unbesetzte Vollzeitstellen zu befürchten. Berücksichtigt man, dass viele Lehrerinnen und Lehrer in Teilzeit arbeiten, ist die Lücke noch größer. Gründe dafür sind vor allem die dank höherer Ge-

burtenraten des letzten Jahrzehnts weiter steigenden Schülerzahlen sowie die Umstellung vom acht- zum neunjährigen Gymnasium in vielen Bundesländern.

An den Berufsschulen ist die Lage vorerst nicht dramatisch. Dort sind die Lehrkräfte aktuell zwar deutlich älter als an den allgemeinbildenden Schulen. Die zuletzt gestiegenen Schülerzahlen kommen dort – naturgemäß – aber erst später an. Es bleibt also noch Zeit, sich auf die größeren Geburtsjahrgänge einzustellen. Die Kultusministerkonferenz rechnet gleichwohl mit deutlich niedrigeren Zahlen beim Lehrkräftebedarf. „Hier wäre eine kritische Überprüfung der zugrunde liegenden Annahmen dringend geboten”, fordert der Studienautor Wido Geis-Thöne vom IW. Ansonsten bestehe die Gefahr, dass die Politik nicht deutlich genug oder viel zu spät gegensteuere , um gegen den Mangel an Lehrkräften vorzugehen.

Vorausberechnete Lehrkräftelücke bis zum Schuljahr 2035/2036

Werte in Vollzeitäquivalenten*

Basisvariante/Berechnung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW)

Berechnung der Kultusministerkonferenz (KMK)

* die Umrechnung in Vollzeitäquivalente erfolgte entsprechend der Basisvariante

AUS DER HAUPTSTADT
Die Quelle: Klemm, 2022; KMK, 2022; IW-Berechnung
2025/2026 22.000 30.000 2030/2031 29.000 59.000 21.000 66.000 2035/2036 36 2 / 2022 Standpunkte NORDMETALL

Termine von NORDMETALL, NORDMETALL-Stiftung und AGV NORD

Mitgliederversammlung, Treffen zum Netzwerken, Informationsveranstaltungen zu Arbeitsrecht, Bildungsfragen oder der Stiftungsarbeit — die norddeutschen Industrieverbände NORDMETALL und AGV NORD sowie die NORDMETALL-Stiftung bieten ein reichhaltiges Angebot. Nähere Informationen zu Anmeldung, Ablauf, Referenten, kurzfristigen Änderungen sowie weitere Termine finden Sie auf unserer Homepage unter www.meinarbeitgeberverband.de/veranstaltungen.

25./26.08.2022

Chefseminar „Leadership –Transformation – Resilienz“

Schloss Hasenwinkel, Bibow

des NORDMETALL-Ensemblepreises 2021 Produktionshalle der MMG, Waren (Müritz)

06.09.2022

08.09.2022

13.09.2022

MTV Modul I (gesamt) (ältere) Beschäftigte, LAK, Azubis

MTV Modul II (HH, SH, MV) ArbZ, Befristung, Probezeit

MTV Modul II (Uw, Nw) ArbZ, Befristung, Probezeit

der M+E-Industrie

15.09.2022

15.09.2022

Abschlussveranstaltung

MTV Modul III (HH, SH, MV) Vergütung, Ausschlussfristen

Tarifverhandlungen

vor Ort

20.09.2022

20./21.09.2022

MTV Modul III (Uw, Nw) Vergütung, Ausschlussfristen

Chefseminar „Wir-Gefühl und Team-Motivation in turbulenten Zeiten“

22.09.2022 Online-Schulung MTV Modul IV (gesamt) Urlaub, Freistellung

27.09.2022 Online-Schulung Entgeltrahmentarifvertrag-Grundlagen §§ 2-5 ERA (gesamt)

29.09.2022

29.09.2022

Altersteilzeit / TV FlexÜ

Betriebliche Altersvorsorge

Hotel, Bremen

Zeitarbeit mit dem Interessenverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen (iGZ)

Schloss Hasenwinkel, Bibow

Tagungshotel
NM
AGV August
/
Online-Schulung
online NM / AGV
Verleihung
NMS
Oktober 06.10.2022
03.09.2022
Online-Schulung
online NM / AGV
Online-Schulung
online NM / AGV
Online-Schulung
online NM / AGV
Zukunftsperspektiven
Steigenberger
NM
15.09.2022
/ AGV
Firmenzirkel
Liebherr-MCCtec
NM / AGV
Rostock GmbH
Online-Schulung
online NM / AGV
Auftakt
InterCity
NM
NORDMETALL
Turbo-Technik,
NM
16.09.2022
Hotel, Bremen
19.09.2022
Wilhelmshaven
/ AGV
Online-Schulung
online NM
/ AGV
Tagungshotel
NM
/ AGV
online NM
/ AGV
online NM / AGV
Online-Schulung
online NM / AGV
Online-Schulung
online NM / AGV September TERMINE
37 2 / 2022 Standpunkte NORDMETALL

Menschen und Meldungen

Rucksackspende

Knapp 20 Unternehmen und Organisationen aus Mecklenburg-Vorpommern haben 350 voll ausgestattete Schulrucksäcke an ukrainische Flüchtlingskinder gespendet. Die Rucksäcke wurden an Schulämter in Schwerin, Rostock, Greifswald und Neubrandenburg übergeben und anschließend an die Schulen weiter verteilt. Sie wurden prall gefüllt mit allem, was Kinder für die Schule brauchen, von Stiften und Heften bis zur Brotdose. „Dank des großartigen Engagements sind mehr als 20.000 Euro an Geldspenden und viele zusätzliche Sachspenden zusammengekommen“, erklärt Dr. Nico Fickinger, Hauptgeschäftsführer von NORDMETALL und AGV NORD sowie geschäftsführendes Präsidiumsmitglied der VU. Unterstützt wurde die Aktion durch NORDMETALL, den AGV NORD, die NORDMETALL-Stiftung sowie die Vereinigung der Unternehmensverbände für Mecklenburg-Vorpommern (VU). AS

Die Papenburger Meyer Gruppe und die Fassmer-Werft aus Berne an der Weser haben gemeinsam das Rostocker Schiffsdesignbüro Neptun Ship Design erworben. Mit der Übernahme der in Branchenkreisen sehr bekannten Firma stärken die beiden Schiffbauunternehmen ihre Ausrichtung auf die Entwicklung und den Bau hochkomplexer Spezialschiffe. Bei Neptun Ship Design arbeiten bisher 108 Menschen, nun sollen zusätzliche Arbeitsplätze entstehen. „Für uns ist dieses Engagement ein klares Bekenntnis zu diesem Standort“, sagt Bernard Meyer (5. v. l.), Geschäftsführer der Meyer Werft. Neptun Ship Design wird die beiden Spezialwerften bei der Umsetzung von Projekten wie dem Bau des neuen Forschungsschiffes „Meteor“ unterstützen. AS

Gewaltige Investition

Für etwa 80 Millionen Euro errichtet Egger Holzwerkstoffe eine neue Leimfabrik in Wismar. Wachsende Bedarfe in der international agierenden Egger-Gruppe machten die Erweiterung der Produktionskapazitäten nötig. „Die Investition ist ein klares Bekenntnis für den weiteren erfolgreichen Ausbau des Standortes und für die Region“, sagt Ralf Lorber, Egger-Geschäftsführer in Wismar. Die guten Anbindungen an den Seehafen, das Schienennetz und die Autobahn seien Gründe für die Wahl des Standortes. Im Sommer 2023 soll die Produktion in der neuen Fabrik anlaufen. Die neue Anlage wird fünf weitere Egger-Werke in Deutschland sowie einen polnischen Standort versorgen. AS

Übernahme
einer Weltmarke
Foto: Egger Holzwerkstoffe | Neptun Ship Design | VUMV
38 2 / 2022 Standpunkte NORDMETALL

Drei weitere Jahre

Die erfolgreiche Sozialpartnerinitiative Arbeit 4.0 „mv-works“ wird weitere drei Jahre vom Wirtschaftsministerium Mecklenburg-Vorpommern unterstützt. Das Kompetenzzentrum dient als Anlaufstelle zu Fragen rund um die Digitalisierung der Arbeitswelt. „Es ist wichtig, dass insbesondere die kleinen und mittelständischen Betriebe in Mecklenburg-Vorpommern eine professionelle Begleitung bei notwendigen Verän-

derungsprozessen erhalten“, sagte der Minister für Wirtschaft, Infrastruktur, Tourismus und Arbeit Reinhard Meyer (3. v. l.) bei der Übergabe des Fördermittelbescheides im Technologiezentrum Rostock-Warnemünde. Die Landesregierung gründete das Zentrum im Jahr 2019 gemeinsam mit den Sozialpartnern NORDMETALL und der IG Metall Küste, dem DGB Nord und der Vereinigung der Unternehmensverbände für Mecklenburg-Vorpommern AS

Ein besonderes Haus

Markenerlebnis, Museum und Bildungseinrichtung in einem: Montblanc feierte Anfang Mai die offizielle Eröffnung des Montblanc-Hauses in Hamburg mit mehr als 300 Gästen, darunter viel Prominenz. Das dreistöckige Gebäude erstreckt sich über 3.600 Quadratmeter und befindet sich direkt am Unternehmenshauptsitz in Hamburg-Stellingen. Neben einer Ausstellung hochwertiger Schreibgeräte bietet das Montblanc-Haus Besuchern in einem Schreibatelier Workshops zu Kalligrafie oder kreativem Schreiben an. „Unser Ziel war es, ein besonderes Zuhause für die Kunst des Schreibens zu schaffen“, erklärt Nicolas Baretzki, CEO von Montblanc, der 30 Millionen Euro in dieses Projekt investieren ließ. AS

Foto: Daniel Schäfer | Portraitfoto von Nicolas Baretzki: Montblanc | mv-works
39 2 / 2022 Standpunkte NORDMETALL

Folge 37:

Unser Mann für Audiovisuelles

Seit dem Frühjahr 2022 kümmert sich der examinierte Media-Bachelor und Bürokaufmann in Vollzeit um audiovisuelle Medienproduktionen und deren Vermarktung bei NORDMETALL

Menschen, Medien, Sensationen. Ungebremste Begeisterungsfähigkeit seit 1998. Kamera & Kladde stets im Gepäck.“ So stellt sich Leon Grabowski in seinem Lebenslauf vor – zur Sache, selbstbewusst, mit einem Augenzwinkern. Der heute 24-Jährige kam 2015 als Azubi in die Hamburger NORDMETALL-Zentrale, um drei Jahre lang Kaufmann für Büromanagement zu lernen. Während seiner Station in der Kommunikation fiel rasch auf: da ist ein begeisterter Kameramann, Video-Producer, Social-Media-Expat hereingeschneit, der seine Hobbys gern zum Hauptberuf machen würde. Gesagt, getan: Nach dem erfolgreichen Lehrabschluss unterschrieb der zielstrebige Seevetaler einen Teilzeitvertrag beim Arbeitgeberverband, um von 2018 an für drei Tage in der Woche Filme zu drehen: Unternehmens- und Unternehmerporträts im Zuge unserer „Standpunkte“-Reihe „Termin beim Chef“ oder am Rande von Recherchen für „Aktiv im Norden“, Reportagen aus der M+E-Industrie, von der NORDMETALL-Martinsgans oder dem Spargelessen des AGV NORD. Parallel absolvierte er am Hamburger SAE Institute sein BA-Studium, das er in diesem Frühjahr mit einer 65-seitigen Arbeit zu „Medienphänomen Kurzvideos: Anforderungen an die Kommunikation von Ausbildungsberufen über die Videoplattform TikTok“ abschloss.

Jetzt ist Leon Grabowski in Vollzeit in der NORDMETALL- und AGV-NORD-Kommunikationsabteilung dabei, auch als eine Art Zeugwart für neu angeschafftes Streaming-Equipment. Aus dem Haus der Wirtschaft sind so Videoübertragungen in TV-Qualität möglich, aber auch mobil wurde die Technik schon für Formate wie „NORDMETALL vor Ort“ genutzt. Derweil plant der umtriebige Videojournalist den nächsten Schritt auf der Karriereleiter: mit Verbandsunterstützung qualifiziert er sich an der Hamburger Handelskammer zum Ausbilder für künftige Azubis, die Mediengestaltung bei NORDMETALL und AGV NORD lernen wollen.

Und als wäre das noch nicht genug, hat der begeisterte Kreuzfahrer auch privat gerade viel vor: Er will aus dem elterlichen Haus im südelbischen Seevetal ausziehen, möglichst in Hamburger Alsternähe ein Appartement finden – Menschen, Medien und Sensationen lassen sich in einer Metropole eben besser aufspüren und verbreiten. Luc

Kontakt für Mitglieder:

Leon Grabowski

Tel.: 040 6378-4210

E-Mail: grabowski@nordmetall.de

WIR FÜR SIE
40 2 / 2022 Standpunkte NORDMETALL
Foto: Angelika Heim

Die norddeutsche M+E-Industrie auf der Suche nach Fachkräften

Personalmangel auf Rekordniveau

GRAFIK DES MONATS

Beschäftigen Sie außereuropäische Fachkräfte?

fehlende qualifizierte Fachkräfte

fehlende Bewerber für Ausbildungsplätze

Neue Zielgruppen zur Besetzung von M+E-Ausbildungsplätzen

Studienabbrecherinnen und -abbrecher

Junge Frauen für gewerblich-technische Berufe Personen ab 20 Jahren Abiturientinnen und Abiturienten Ausländische Jugendliche

Jugendliche mit Startschwierigkeiten/Leistungsdefiziten Menschen mit körperlichen Einschränkungen

Illustration: iStock
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80%
Verfügbarkeit unbefriedigend / schlecht 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 70% 80% 73% 44% 32% 63% Herbst2016Frühjahr2017Herbst2017Frühjahr2018Herbst2018Frühjahr2019Herbst2019Frühjahr2020Herbst2020Frühjahr2021Herbst2021Frühjahr2022
NORDMETALL
3% viele 21% einige 35% wenige 5% in Vorbereitung 35% keine 41 2 / 2022 Standpunkte NORDMETALL
2022, Befragung von 176 Betrieben mit rund 123 Mitarbeitern

MEHRWERT VERBAND

Folge 68: Arbeits- und Gesundheitsschutz

Arbeitsmedizinisches Kooperationsangebot

Die vom Gesetzgeber geforderte arbeitsmedizinische Betreuung verlässlich und qualitativ hochwertig sicherzustellen, wird für immer mehr Unternehmen zur Herausforderung – gibt es in Deutschland doch immer weniger Ärztinnen und Ärzte mit arbeitsmedizinischer Qualifikation. Dabei ist eine gute arbeitsmedizinische Betreuung ein nicht zu vernachlässigender Baustein zur Aufrechterhaltung der Arbeitsfähigkeit einer zunehmend älterwerdenden Belegschaft.

Deshalb bieten NORDMETALL und AGV NORD ihren Mitgliedsunternehmen zunächst im südlichen Schleswig-Holstein und in Hamburg ein neues Kooperationsmodell an. Die Konstellation hat den Vorteil, dass die Mitgliedsunternehmen über die größtmögliche Betreuungskapazität verfügen können. Der Service richtet sich vor allem an mittelständische Betriebe, die ihren Beschäftigten wegen der zunehmenden Unterversorgung selbst kein ausreichendes arbeitsmedizinisches Angebot mehr machen können oder die mit ihrer aktuellen Betreuungssituation unzufrieden sind.

Dazu haben die Arbeitgeberverbände einen Rahmenvertrag über die arbeitsmedizinische Betreuung mit Daniela Oest, niedergelassene Fachärztin für Arbeitsmedizin, abgeschlossen, die zum 01. Juli 2022 den Sprung in die Selbstständigkeit wagt. Zu vorverhandelten Konditionen kann jedes Mitgliedsunternehmen im südlichen Schleswig-Holstein und in Hamburg einen individuellen Betreuungsvertrag mit Dr. Oest abschließen. Zudem werden NORDMETALL und AGV NORD die neue Kooperationspartnerin dauerhaft in ihre Verbands-

netzwerke integrieren, sodass auch unabhängig von einem konkreten Betreuungsfall auf ihr Fachwissen zurückgegriffen werden kann. Wird das Angebot von den Mitgliedsunternehmen gut angenommen, planen AGV NORD und NORDMETALL diese neuartige Struktur nach und nach auszubauen. „Wie erweitern so das breite Serviceangebot von NORDMETALL und AGV NORD um eine weitere wichtige Facette“, betont Peter Schlaffke, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der beiden Verbände. BiB

Kontakt:

Weitere Informationen bei:

Dr. Peter Schlaffke

Tel.: 040 6378-4244

E-Mail: schlaffke@nordmetall.de

oder direkt über:

Die Betriebsärztin – Dr. Daniela Oest –Fachärztin für Arbeitsmedizin und Allgemeine Chirurgie | Notfallmedizin | Taucher- und Druckkammerärztin GTÜM e. V.

Kieler Str. 407- 415, 22525 Hamburg

Tel.: 040 9476 4534

E-Mail: oest@diebetriebsaerztin.de www.diebetriebsaerztin.de

Eine gute arbeitsmedizinische Betreuung der Beschäftigten wird für immer mehr Unternehmen zur Herausforderung. Foto: iStock / Branislav Nenin, Dr. Daniela Oest
Niedergelassene Fachärztin für Arbeitsmedizin
42 2 / 2022 Standpunkte NORDMETALL
Dr. Daniela Oest.

WIRTSCHAFTSZITAT

„Die Inflation ist die Hölle der Gläubiger und das Paradies der Schuldner.“
Foto: imago
André Kostolany 1906 – 1999
43 2 / 2022 Standpunkte NORDMETALL

Solarzellen im Härtetest

Wenn die europäische Weltraumsonde JUICE auf dem riesigen Gasplaneten Jupiter und seinen drei großen, ozeanhaltigen Monden Ganymed, Callisto und Europa nach Leben suchen soll, braucht sie dazu jede Menge Power. Airbus Space hat dafür die größten und stärksten jemals für eine wissenschaftliche Weltraummission entwickelten Solarpaneele gebaut. Die zehn Paneele bestehen aus jeweils 2.356 Solarzellen und sind insgesamt 85 Quadratmeter groß. Sie liefern trotz der enormen Entfernung zur Sonne die notwendige Energie für den Betrieb des Raumfahrzeugs und der wissenschaftlichen Instrumente, und das bei Temperaturen von +110 bis -230°C. In den Reinräumen von Airbus im französischen Toulouse durchlaufen die Solarpaneele die notwendigen harten Einsatztests und werden dabei unter anderem in Schwingungen versetzt und mit Schallwellen beschallt, um die extremen Belastungen beim Start zu simulieren. Der „Jupiter Icy Moons Explorer“ soll im April 2023 mit einer Ariane-5-Rakete vom europäischen Weltraumbahnhof in Kourou starten und den Jupiter 2031 erreichen. DJ

Foto: AIRBUS 2022 45 2 / 2022 Standpunkte NORDMETALL

Julia Willie Hamburg

wurde 1986 in Hannover geboren und ist dort aufgewachsen. Seit neun Jahren sitzt sie für Bündnis 90/Die Grünen im Niedersächsischen Landtag. Dort beschäftigte sie sich in unterschiedlichen Funktionen mit Bildungspolitik und ist unter anderem bildungspolitische Sprecherin ihrer Fraktion. Seit März 2020 ist sie Fraktionsvorsitzende und führt die Grünen in Niedersachsen als Spitzenkandidatin in die Landtagswahl am 9. Oktober 2022.

Zwei Menschen, zwei Sichtweisen: Die Spitzenkandidatin der niedersächsischen Grünen zur Landtagswahl am 9. Oktober Julia Willie Hamburg, MdL, (36) und der CDU-Bildungspolitiker Stephan Albani, MdB, (54) diskutierten auf Einladung von Standpunkte aktuelle Fragen der Bildungspolitik, mit dem Schwerpunkt Aus-, Fort- und Weiterbildung.

Standpunkte: Der Fachkräfte- und Azubimangel, die Notwendigkeit intensiver Fortund Weiterbildung angesichts der Transformation und dann auch noch die Pandemie ohne Praktika oder Berufsorientierung für viele Jugendliche – im Bildungsbereich ist in den letzten zweieinhalb Jahren besonders viel liegen geblieben. Wie wollen Sie den Aufholprozess gestalten?

Hamburg: Ein wichtiger Fokus sollte jetzt darauf liegen, wie wir mit den Kindern und Jugendlichen das Lernen lernen können. Da müssen Kompetenzen in den Mittelpunkt gestellt werden, die das selbstständige Aufholen möglich machen. Das wird vielleicht nicht überall gelingen, für bestimmte Jahr-

46 2 / 2022 Standpunkte NORDMETALL
Foto: Alexander Spiering

gänge ist das eine echte Herausforderung. Aber wir dürfen da nicht locker lassen. Was die Berufsorientierung angeht, merken jetzt ja viele Firmen, was ihnen fehlt. Auszubildende kommen nicht mehr ausreichend in den Betrieben an, manche beenden die Lehre dort nicht. Berufsmessen können da einiges nachholen. Und wir müssen jetzt die Berufsorientierung für die aktuell relevanten Jahrgänge intensiver denn je in die Schulen tragen.

Standpunkte: Reicht das, Herr Albani?

Albani: Die frühere Bundesregierung setzte auf schnelle Hilfe für Schüler, Azubis und Studierende. Ganz vorbei ist die Krise sicher nicht. Zudem droht uns durch Ausbildungsflaute und Akademisierung eine gewaltige Schieflage bei den Fachkräften. Die Ausbildung muss daher attraktiver werden. Hier hilft eine verpflichtende, zielorientierte und moderne Berufsorientierung, wie sie auch von der CDU in Niedersachsen gefordert wird. Auf Bundesebene setze ich mich für die tarifliche Gleichstellung von gleichwertigen Abschlüssen ein: Meister sind im Deutschen Qualifikationsrahmen auf einer Niveaustufe mit Bachelorabsolventen, verdienen aber deutlich weniger. Hier brauchen wir endlich eine faire Lösung!

Standpunkte: Die Schulabbrecherquoten sind in den letzten Jahren gestiegen oder zumindest nicht weiter gesunken. Niedersachsen liegt im Bundesländervergleich zwar im oberen Drittel, allerdings schafft das Nachbar-Flächenland Hessen sogar den Spitzenplatz mit den niedrigsten Quoten, auch Hamburg ist besser. Was muss da in Niedersachsen geändert werden?

Stephan Albani

wurde in Göttingen geboren, wuchs in Schleswig-Holstein auf und ist gelernter Diplom-Physiker. 1996 gründete er das Hörzentrum Oldenburg als universitäres An-Institut und 2001 das gemeinnützige Kompetenzzentrum HörTech. Beiden Einrichtungen gelang die weltweite Anerkennung in der Hörtechnik und -forschung. In der zweiten Legislatur beendete Albani die Geschäftsführung beider Unternehmen und legte sie in die Hände eines Nachfolgers. In der CDU seit 2009 aktiv, erfolgte im Jahr 2013 der Einzug in den Deutschen Bundestag. Hier vertritt er seitdem den Wahlkreis Oldenburg-Ammerland für die CDU und ist Obmann seiner Fraktion im Bildungs- und Forschungsausschuss.

47 2 / 2022 Standpunkte NORDMETALL
Foto: Jens Jeske

Hamburg: Der Stadtstaat Hamburg hat es da ja ein bisschen leichter, weil Kommune und Land identisch sind und nah vor Ort agieren können. Das ist in Niedersachsen leider schwieriger. Wir haben Einrichtungen, die den Hamburger Regionalen Bildungs- und Beratungszentren ähneln, aber die entfalten keine Breitenwirkung im Flächenland. Und noch dazu sind uns in Corona zeiten Kinder verloren gegangen. Schulabsentismus hat sich durch Ausfall oder Einschränkung des Präsenzunterrichts bis jetzt verstärkt. Wir müssen nun dringend die schulische und die soziale Arbeit deutlich ausbauen und stärker vernetzen, besonders in Schulen, die mit vielen herausfordernden Kindern zu tun haben. Initiativen, die Erfahrungen mit den Themen Schulabsentismus und Kinderschutz haben, die müssten wir jetzt mehr einbinden.

Standpunkte: Hat da der SPD-Kultusminister in der rot-schwarzen Landesregierung genug getan?

Albani: Die Abbrecherquoten sind leider weniger stabil als etwa der Trend zu höheren Schulabschlüssen. Niedersachsen liegt nach den neuesten Zahlen von 2020 wieder mit 5,9 Prozent im Bundesschnitt. Von den Nachbarländern stehen aktuell nur Hessen und NRW besser da, Hamburg hat sich deutlich verschlechtert. Ich fürchte, dass wir auch einen Coronaeffekt sehen. Langfristige

Niedersächsische Bildungsdebatte im schwarz-grünen

Format: Julia Willie Hamburg, MdL, und Stephan Albani, MdB.

Probleme sehe ich bei den niedrigen Abschlussraten im Förderschulbereich und bei der erhöhten Abbrecherquote bei Schülern mit Migrationshintergrund. Da diese Probleme aber nicht nur auf Niedersachsen beschränkt sind, wäre eine Inklusions- und Integrationsinitiative der Kultusministerkonferenz sinnvoll. Mit Bundesprogrammen wie den Bildungsketten gibt es aber auch noch Jahre nach dem Abbruch eine neue Chance.

Standpunkte: Lassen Sie uns zum Thema Aus- und Weiterbildung kommen. Die Grünen haben zum Tag der Arbeit ein Weiterbildungsgesetz gefordert, das es Beschäftigten ermöglichen soll, sich für individuelle berufliche Weiterbildung von der Arbeit freistellen zu lassen. Zur Sicherung des Lebensunterhalts soll dann die Agentur für Arbeit einspringen, ein Rückkehrrecht an den Arbeitsplatz ist auch angedacht. Ist so was ohne Einvernehmen mit dem Arbeitgeber praktikabel?

Albani: Raum für Weiterbildung im und neben dem Beruf gibt es ja schon: Sabbaticals, Aufstiegs- oder Anpassungsfortbildungen etwa. Für meine Fraktion habe ich 2019 eine Projektgruppe zur Weiterbildung geleitet und dafür mit Betrieben und Experten gesprochen. Unternehmen muss man Freistellungen nicht aufzwingen, die haben selbst ein großes Interesse an Qualifizierung. Aber es fehlt an Finanzierung und Flexibilität. Unser Vorschlag ist daher mehr fi-

48 2 / 2022 Standpunkte NORDMETALL
Fotos: Alexander Spiering / Jens Jeske

nanzielle Unterstützung für Betriebe und bei den Weiterbildungskosten, ein regionaler Weiterbildungsatlas zur Information und modulare sowie digitale Angebote. Wenn man Qualifikationen in mehreren kleinen Fortbildungen statt einer großen erwerben kann, ist das wesentlich besser mit Familie und Beruf zu vereinbaren.

Hamburg: Wir wissen ja, dass viele Unternehmenskulturen es möglich machen, so etwas im Dialog zu regeln. Die allermeisten Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber haben ein großes Interesse daran, dass Weiterbildung stattfindet, gerade in Transformationszeiten. Deshalb sehen wir unsere Vorschläge eher als Unterstützung für Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, gerade für kleine und mittelständische Unternehmen, die keine eigene Akademie haben, wie etwa VW. Und als ein Recht der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, dass sie da in Anspruch nehmen können, wo Unternehmen gerade nicht auf diese Entwicklungen aufspringen.

Standpunkte: Wie läuft es in Niedersachsen eigentlich mit der Integration der vielen Flüchtlinge aus der Ukraine in den Arbeitsmarkt?

Hamburg: Wir haben da einen riesigen Bedarf an zusätzlichen Sprachförderangeboten. Da ist Niedersachsen unserer Meinung nach nicht ausreichend aufgestellt. Und gleichzeitig sehen wir, dass wir viele gut ausgebildete Fachkräfte haben, die aber häufig dann an der Anerkennung ihrer Abschlüsse scheitern. Da müssen wir flexibler und schneller werden, ganz generell gegenüber Menschen mit Migrationshintergrund. Ich glaube, dass wir da auch auf Bundesebene viel mehr in eine Ermöglichungsstrategie gehen müssen, zugunsten der Menschen und der Unternehmen.

Albani: Wir haben glücklicherweise bereits 2015 politische Antworten gefunden. Der Personalmangel bietet Chancen am Arbeitsmarkt. Dank dem Anerkennungsgesetz und seiner Weiterentwicklung gibt es einen rechtssicheren Weg, um Qualifikationen zu prüfen. Ausnahmen darf es hier jedoch im Sinne der Gleichbehandlung nicht geben. Da die Ukraine zum europäischen Hochschulraum gehört, ist die Anerkennung von Studienabschlüssen deutlich leichter als 2015.

In meinem Wahlkreis sehe ich das große Engagement von Menschen und Betrieben – ich bin sehr zuversichtlich!

Standpunkte: Thema Ausbildungsgarantie: Der Berliner Ampel-Koalitionsvertrag bleibt da relativ wolkig. Was verstehen Sie darunter?

Albani: Gefährliche Symbolpolitik, die Ausbildungsbetriebe verprellt und die Fehlsteuerung durch Entkoppelung von Marktentwicklungen bei den Fachkräften verstärkt, denn die garantierte Wahlfreiheit ignoriert den Bedarf und verlagert das Problem in die Arbeitslosigkeit. Es gibt schon jetzt und seit Langem mehr offene Lehrstellen als unversorgte Bewerber. Wir müssen daher Berufsorientierung, Mobilität und Ausbildungsfähigkeit stärken, statt einseitig auf Zwang zu setzen.

Hamburg: Kein Jugendlicher sollte die Schule ohne irgendeine Anschlussperspektive verlassen. Es ist an der Politik, Anschlussmöglichkeiten in Form von überbetrieblichen, öffentlich geförderten Ausbildungsangeboten zu bieten, die dann auch in eine reguläre Ausbildung münden können.

Hamburg oder Bremen machen solche Angebote, wir sollten das auch tun. Standpunkte: Die Ampel hat sich auch einen tariflich vereinbarten Ausgleichsfonds vorgenommen. Dahinter könnte sich die alte Idee der Ausbildungsumlage für Unternehmen verstecken, die nicht ausbilden können oder wollen. Ist das in Zeiten dramatischen Azubi-Mangels nicht eine Zumutung?

Hamburg: Wir wollen mit einer solchen Umlage den Unternehmen etwas geben, die ausbilden, und das von denen, die es nicht tun, einfordern. Ich finde das sehr sinnvoll. Im Bereich Altenpflege hat noch Rot-Grün dieses Instrument in Niedersachsen eingeführt, mit Erfolg.

Albani: Diese faktische Strafzahlung würde vor allem kleine und mittlere Betriebe treffen, die 90 Prozent der Ausbildungsplätze stellen. Viele kämpfen dank Preisexplosion und Krise um ihre Existenz. 2020 haben wir daher mit Ausbildungs- und Übernahmeprämien neue Hilfen und Anreize geschaffen, damit der Mittelstand seine Ausbildungsplätze erhält und sogar ausbaut.

Standpunkte: Wir danken Ihnen für das Gespräch. Alexander Luckow

49 2 / 2022 Standpunkte NORDMETALL

Hier geht es zum Video des Interviews

TERMIN BEIM CHEF

Dirk M. Zschalich

HEROSE

Im Rücken eine große gegossene Statue eines Eisengießers, vor ihm ein wohlgeordneter Schreibtisch. Wenn Dirk Zschalich den Blick hebt, schaut er in Richtung einer grünen Wiese, auf der er in seinem Kopf bereits die nächste Erweiterung seines Unternehmens plant. „Traditionsbewusstsein und Zukunftsgewandtheit gehen bei uns Hand in Hand“, erklärt der geschäftsführende Gesellschafter von HEROSE GmbH Armaturen und Metalle in Bad Oldesloe. Tatsächlich steht nächstes Jahr das 150-jährige Jubiläum des Herstellers von Industriearmaturen und Sicherheitsventilen für tiefkalte flüssige Gase an. 1873 in Hamburg gegründet, fusionierte die Th. Rose KG nach dem Zweiten Weltkrieg mit der Hero Armaturenwerk GmbH zu HEROSE. Für Dirk Zschalich steht 2023 gleichzeitig das 20-jährige Firmenjubiläum an. Der in Norderstedt aufgewachsene und heute noch ansässige Jurist und Master of Business Engineering startete 2003 bei HEROSE als Assistent der Geschäftsleitung. Zschalich führte anfangs mit seinem Vater zusammen das Unternehmen, später übernahm er allein den Betrieb. Seit einigen Jahren steht ihm mit Dr. Jens Silligmüller ein zweiter Geschäftsführer zur Seite.

„Als ich bei HEROSE anfing, beschäftigten wir 120 Mitarbeiter und erreichten 14 Millionen Euro Umsatz“, blickt Dirk Zschalich zurück und ergänzt dann nicht ohne Stolz: „Heute machen wir alleine am Standort Bad Oldesloe mit 395 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen Umsatz von mehr als 80 Millionen Euro. Und weltweit erwirtschaftet die HEROSE Gruppe mit rund 500 Menschen etwa 95 Millionen Euro.“ Egal ob Stickstoff, Sauerstoff, Argon, Xenon – alles regeln und sichern Armaturen und Ventile von HEROSE.

Zschalich erklärt ein typisches Einsatzbeispiel: „Stellen Sie sich ein Krankenhaus in einem Mittelmeerland vor, mit einem großen Tank für flüssigen, minus 183 Grad kalten Sauerstoff. Dieser Tank erwärmt sich in der Sonne locker auf eine Oberflächentemperatur von 60 Grad. Jetzt kommt ein Tankwagen zum Nachfüllen. Er öffnet die Armaturen, füllt den Tank mit eiskaltem Sauerstoff auf und schließt anschließend die durch den Befüllvorgang vereisten Armaturen, die sich dann durch die hohe Außentemperatur schnell wieder erwärmen. Sie haben also massive Schrumpfungs- und Ausdehnungsmomente, aber die Armaturen und Ventile müssen zu

Foto: Christian Augustin
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jeder Zeit dicht sein. Da haben wir sicherlich ein gewisses Know-how, sowohl was metallische Werkstoffe als auch was Dichtungswerkstoffe angeht“, stapelt Zschalich tief.

Mit diesen Kompetenzen ist HEROSE Marktführer in Europa und einer der führenden Anbieter weltweit geworden. Längst stehen nicht mehr nur klassische Industriegase im Fokus. Ein seit gut zehn Jahren stark wachsender Bereich ist LNG, also Liquefied Natural Gas. Das bei minus 161 Grad flüssige Erdgas sei aktuell vor allem in der Schiffsbetankung gefragt, um von Rohöl und Schiffsdiesel wegzukommen, berichtet Zschalich. „Für uns ist das LNG-Geschäft ein bisschen ‚back to the roots’, denn wir sind 1873 ja als Hersteller von Armaturen für den Schiffbau gegründet worden. In der Werftenkrise Mitte

1990er-Jahre haben wir uns vom Schiffbau komplett getrennt, nun sind wir dort wieder sehr aktiv.“

Während Zschalichs Unternehmen schnell auf Veränderungen reagiert, vermisst er dies bei der Politik des Öfteren. Er habe zusammen mit anderen Unternehmern seit Jahren den Aufbau von LNG-Terminals in Norddeutschland gefordert. Es sei gut, dass dies nun endlich als Chance begriffen und vorangetrieben werde, aber sehr unschön, dass dafür erst der Ukrainekrieg und die EmbargoSituation nötig gewesen sei. Seine klare Erwartung an die Politik: „Technologieoffenheit, denn zum Beispiel im Schiffbau ist noch keineswegs klar, welcher Treibstoff der nächste Energieträger sein wird.“ Neben Ammoniak, Methanol oder Methan kann dies für Zschalich auch gut Wasserstoff sein. „Wasserstoff hat für

„Traditionsbewusstsein und Zukunftsgewandtheit gehen bei uns Hand in Hand.“
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Foto: Christian Augustin

mich das Potenzial, ein absoluter Megatrend zu werden und massiv zu wachsen“, begeistert sich der dynamische Norddeutsche. Auf einem Block skizziert er in klarer Handschrift ein Wasserstoff-Wachstumsfeld, dessen Erfolg weit über die Antriebstechnik in Schiffen oder anderen Fahrzeugen hinausgeht.

„Für mich wird es interessant, wenn in jedem verarbeitenden Prozess in der Industrie das Kohlenstoff-C durch H wie Wasserstoff ersetzt wird. Also die Dekarbonisierung der gesamten Produktion und letztlich unserer Gesellschaft.“

Hier leuchten die Augen des 47-jährigen genauso, wie wenn er vom Herumtoben mit seinen zwei kleinen Söhnen erzählt.

„Da bekommt für mich das Thema Wasserstoff eine sehr reelle Bedeutung für die Zukunft, die Umwelt und unsere Gesellschaft. Und hier haben wir bei HEROSE mit unserer Kernkompetenz, der Tieftemperaturtechnik – und bei Wasserstoff reden wir über minus 253 Grad –hervorragende Chancen.“

Sein Unternehmen sieht der erfolgreiche Firmenlenker also gut gerüstet für die Zukunft und auch die aktuellen Krisen: Corona, gestörte Lieferketten, stark steigende Energiepreise – all das bewältigt der Mittelständler zwischen Hamburg und Lübeck erfolgreich. Flexibilität ist für Zschalich dabei wesentlich. „Nehmen Sie Corona: In der Hochphase haben wir mit unserem Betriebsrat vereinbart, dass unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, wenn sie nicht von zu Hause arbeiten konnten, zwischen sechs Uhr morgens und Mitternacht im Unternehmen arbeiten konnten, sehr flexibel und einfach in Absprache mit ihren Vorgesetzten und Kollegen. Das hat sehr gut geklappt und ist sehr positiv von allen aufgenommen worden.“

Das gute Arbeitsklima und die Sicherheit in einem Familienunternehmen würden auch bei der Fachkräftegewinnung helfen. HEROSE ist mehrfach als Arbeitgeber ausgezeichnet worden, Zschalich will sich auf diesen Lorbeeren aber nicht ausruhen. Insbesondere in die Ausbildung investiert der Geschäftsführer

massiv und hat seine Ausbildungswerkstatt vor Kurzem auch für benachbarte Firmen geöffnet. „Schwierig ist es vor allem im gewerblichen Bereich. Deswegen gehen wir sehr frühzeitig proaktiv in die Schulen. Wir suchen den Austausch mit Lehrkräften, bieten Praktika für Schüler und Studierende, Verträge für Werkstudenten und duale Studienplätze an. Unsere Auszubildenden sind für uns als Ausbildungsbotschafter aktiv und betreuen eigenverantwortlich unseren Instagram-Kanal. Und all diese Maßnahmen zeigen tatsächlich Wirkung“, weiß Zschalich zu berichten.

So schaut der HEROSE-Chef auf eigentlich allen Ebenen positiv in die Zukunft. Das große Firmenjubiläum im nächsten Jahr wird gebührend gefeiert werden können. Dann aber muss Dirk Zschalich das Standpunkte-Interview beenden und rasch nach Hause, denn auch dort gibt es etwas zu feiern: „Meine Frau und ich haben heute 15. Hochzeitstag.“ DJ

HEROSE

Auf 14.000 Quadratmetern produziert HEROSE in Bad Oldesloe mit fast 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern jährlich mehr als 200.000 Sicherheitsventile und 200.000 Absperrarmaturen in den Größen DN 8 bis DN 200. Die Produkte für tiefkalt verflüssigte Gase sowie für Gase, Dämpfe und Flüssigkeiten in industriellen Anwendungen sichern Drücke bis zu 550 bar ab und funktionieren von -270°C bis zu +400°C. Gefertigt werden sie aus Edelstahl, Bronze, Messing, Grauguss oder Stahlguss. HEROSE hat Niederlassungen in Spanien, dem Vereinigten Königreich, Indien, China und Australien.

„Wasserstoff hat für mich das Potenzial, ein absoluter Megatrend zu werden und massiv zu wachsen.“
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TREFFPUNKT NORD

Auf zur WM!

Blick von der Tribüne: 2022 fand die Deutsche Meisterschaft von Formel 1 in der Schule im Kundencenter des Mercedes-Benz Werks in Bremen statt.

Höchste Konzentration am Startpunkt: Die Teams „Cardiem“ aus Hamburg (l.) und „Vicito“ aus Neumünster.

Letzte Absprachen: Team „Cardiem“ vom Johannes-Brahms-Gymnasium und vom Gymnasium Grootmoor.

Die Hamburger Teams „Cardiem“ und „Excelleration“ haben es geschafft. Mit den Plätzen eins und zwei bei der Deutschen Meisterschaft von Formel 1 in der Schule lösten sie Anfang Mai 2022 im MercedesBenz Werk in Bremen ihre Tickets zur Weltmeisterschaft. Seit Herbst 2021 hatten sich die Schülerinnen und Schüler im Alter von 11 bis 19 Jahren intensiv auf den Technologie-Wettbewerb vorbereitet – am Computer einen Mini-Rennwagen konstruiert, ein Modell aus Kunststoff gefräst oder im 3-D-Drucker hergestellt, es intensiv getestet und samt Portfolio und Teamstand einer Jury und Sponsoren präsentiert. Im Norden ist der Wettbewerb als NORDMETALL Cup bekannt und wurde 2022 in der 13. Saison von der NORDMETALL-Stiftung ermöglicht. BiB

Fotos: Alexander Spiering

Bereit zur Videoanalyse: Mit dem Handy verfolgt eine Teilnehmerin das Geschehen auf der 20 Meter langen Rennstrecke.

Großer Jubel: Deutscher Meister „Cardiem“ (hinten), Vizemeister „Excelleration“ vom Heinrich-Heine-Gymnasium in Hamburg-Poppenbüttel (vorne 1.-3. v. l.) und das drittplatzierte Team „Vicito“.

Technische Kunstwerke: Die Mini-Rennwagen sind aus Kunststoff gefräst oder im 3-D-Druckverfahren hergestellt.

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Erhellend: Mädchen forschen zur Lichtbrechung im Schülerforschungszentrum an der Grindelallee in Hamburg.

Wissbegierig: Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD) lässt sich im SFZ vom Jungforscher Shayan Nassiri die Leistungsfähigkeit eines selbstgebauten Roboters erklären.

Fünf Jahre SFZ Hamburg

Auf die Plätze, fertig, los: Die Jungforscher Jan Küster und Marcello Biondi (v. l.) bereiten ihren Roboter für eine Fahrt über einen Hindernisparcours vor.

Rund 1.000 Jungen und Mädchen haben bereits im Schülerforschungszentrum Hamburg (SFZ) geforscht, experimentiert oder an Veranstaltungen teilgenommen. Am 30. Mai 2022 hat das SFZ an der Grindelallee seinen 5. Geburtstag gefeiert. Stolz und voller Elan präsentierten einige Schülerinnen und Schüler ihre Erkenntnisse rund um Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT). Schulsenator Ties Rabe (SPD) war beeindruckt vom Forschergeist der Jugendlichen. Die Initiatoren und Gesellschafter des SFZ, darunter NORDMETALL , vertreten durch Peter Golinski, Geschäftsführer Bildung und Arbeitsmarkt, waren nachhaltig begeistert vom unermütlichen Engagement der jungen Leute und der Verbindung von MINT-Bildung und Spaß an diesem Lernort. BiB

Blicken stolz auf fünf Jahre SFZ Hamburg zurück (v. l.): Schulsenator Ties Rabe, Prof. Dr. Ing. Dr. Sabine Kunst ( Joachim Herz Stiftung), Jan Küster, Marcello Biondi, Tatjana König (Körber Stiftung), Thies Heermann, Frank Böttcher (Wetterexperte), Wolfgang Fraedrich (SFZ Hamburg), Peter Golinski (NORDMETALL), Prof. Dr. Heinrich Graener (Universität Hamburg).

An Details interessiert: Prof. Dr. Heinrich Graener (l.) und Peter Golinski im Gespräch mit zwei Nachwuchsforschern. Fotos: Claudia Höhne
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TREFFPUNKT NORD

Wie ein zweites Zuhause: Rainer Zellmer an seinem langjährigen Arbeitsplatz im Innern des InfoTrucks.

Herzlicher Dank an Rainer Zellmer (r.): Peter Golinski, NORDMETALLGeschäftsführer, und Melanie Kerker, NORDMETALL-Referentin.

Erst InfoTruck, dann Ruhestand

Gruppenfoto zum Abschied: Henning Wessels (l.) und Ausbildungsleiter Uwe Winter (r.) waren mit den Azubis der Neuen Jadewerft mit von der Partie.

Abschluss im Audimax

Prominentes Publikum für die kleinen Ingenieure vom Projekt „lüttIng.“ der NORDMETALL-Stiftung: Anfang Juni 2022 präsentierten Schülerinnen und Schüler im Audimax der Fachhochschule Kiel der Staatssekretärin Dr. Dorit Stenke aus dem Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes SchleswigHolstein ihre Ingenieurskunst: vom Tiny House über einen selbstprogrammierten Reinigungsroboter bis zum solarbetriebenen Rettungsboot. BiB

Fotos: Marco Knopp

Ein Grußwort zum Auftakt: Prof. Dr. Tobias Hochscherf, Vizepräsident der FH Kiel.

In Hamburg sagt man Tschüss – und auch im friesländischen Jever. Dort ist am 18. Mai 2022 der Berater Rainer Zellmer bei einem InfoTruckEinsatz an den Berufsbildenden Schulen feierlich in den Ruhestand verabschiedet worden. Aus Hamburg und Wilhelmshaven waren dafür NORDMETALL-Geschäftsführer Peter Golinski und Henning Wessels, Leiter der Geschäftsstelle in Wilhelmshaven, angereist. BiB

Fotos: Sabrina Wunder

Die Initiatoren im Gespräch: Staatssekretärin Dr. Dorit Stenke (M.), Kirsten Wagner, NORDMETALL-Stiftung, und Dr. h.c. Klaus-Jürgen Wichmann, Petersen-Stiftung

Brückenbauer von morgen: Kleine Ingenieure vom Gymnasium Harksheide in Norderstedt präsentieren ihr „lüttIng.“-Projekt.

Im engen Austausch mit Schulen und Lehrkräften: Projektkoordinatorin Sabine Petersen, Technische Akademie Nord e. V.

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Mittendrin statt nur dabei: Das hybride Konzept geleitete die CLC-Gäste aus der Präsenz auch in den virtuellen Raum.

Lebt von der Beteiligung: Eine CLC-Teilnehmerin greift beherzt zum Mikro.

Master of Ceremonie: der Corporate-Learning-Experte Karlheinz Pape in Hamburg.

Barcamp zum Lernen in Organisationen

Hier war das Motto Programm: „Selbstorganisiert und kollaborativ lernen“ – unter dieser Überschrift haben sich Ende Mai Learning Professionals aus ganz Deutschland beim 17. Corporate Learning Camp (CLC) ausgetauscht, real in der Beruflichen Hochschule Hamburg und bei SAP in Waldorf sowie online. Bei dem technisch anspruchsvollen hybriden Barcamp setzten die rund 350 Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre eigenen Themen auf die Agenda und diskutierten sie in täglich zwölf parallelen je 45-minütigen Sessions – mit sehr positivem Feedback. Jeder, der Lernen in Organisationen anregt, gestaltet oder verantwortet, war herzlich willkommen. NORDMETALL hat das CLC zum wiederholten Mal mitveranstaltet. BiB

Entspannte Arbeitsatmosphäre: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des hybriden CLC 2022 haben sichtlich Spaß am gegenseitigen Austausch in Hamburg, Waldorf und im Netz.

Konzentriert bei der Sache: CLC-Mitorganisator Thomas Küll, Leiter der Abteilung Bildung bei NORDMETALL (l.).
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Fotos: Christian Augustin

Ob es um Tarifverträge, die geplante Einführung eines Schichtsystems oder die Eingruppierung von Beschäftigten geht – die NORDMETALLAbteilung „Tarifrecht und Arbeitsorganisation“ unterstützt kompetent und schnell. An dieser Stelle antworten die erfahrenen Juristen und Arbeitswissenschaftler auf aktuelle Fragen, die aus dem Kreis der NORDMETALL-Mitgliedschaft gestellt werden.

Fahrradleasing

Für nachhaltige Mobilität und Klimaschutz

Seit dem 15. Juli 2022 können Beschäftigte in tarifgebundenen Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie in Norddeutschland Teile ihres Entgelts zur Finanzierung eines Fahrrads oder E-Bikes verwenden.

Voraussetzung: Arbeitgeber und Betriebsrat halten dies in einer gemeinsamen, freiwilligen Betriebsvereinbarung fest. Auf entsprechende Rahmenregelungen haben sich NORDMETALL und IG Metall Küste in einem neuen Tarifvertrag zur Entgeltumwandlung zum Zwecke des Fahrradleasings – kurz „Tarifvertrag Fahrradleasing“ geeinigt.

Hintergrund dieses neuen Tarifvertrags ist ein stark gestiegenes Interesse sowohl auf Arbeitgeber- als auch auf Arbeitnehmerseite an Modellen, mit denen der Gesetzgeber Anreize für ein neues Mobilitätsverhalten unterstützen will. Dabei bietet der Arbeitgeber seinen Beschäftigten an, ein Fahrrad oder ein E-Bike zu attraktiven Konditionen zu nutzen. Der Arbeitgeber least das vom Beschäftigten konfigurierte Fahrrad über einen Drittanbieter. Die Leasingrate wird dann vom Bruttoarbeitsentgelt des Beschäftigten abgezogen. Dadurch vermindert sich das steuer- und sozialversicherungspflichtige Entgelt des Beschäftigten. Dieser muss zusätzlich lediglich den sogenannten geldwerten Vorteil für die Überlassung des Rads in Höhe von monatlich 0,25 Prozent des Listenpreises versteuern. Ob ein solches Modell betrieblich angeboten wird, entscheiden Arbeitgeber und Betriebsrat gemeinsam. So ist zu klären, für wen die Möglichkeit des Fahrradleasings

eröffnet werden soll. Auch ist der maximale Umwandlungsbetrag festzulegen. Weiter sollen die Betriebsparteien regeln, wie mit Zeiten, in denen kein Entgelt bezogen wird – sogenannte Störfälle –, umgegangen wird. Der Anbieter, über den das Fahrradleasing abgewickelt wird und den der Arbeitgeber ausgesucht hat, soll benannt werden. Schließlich hat der Arbeitgeber die Beschäftigten vor Abschluss eines Fahrrad-Überlassungsvertrags in allgemeiner Form auf die anfallenden Kosten sowie steuer- und sozialversicherungsrechtliche Auswirkungen hinzuweisen. Hierfür haben die Tarifvertragsparteien in einer Anlage zum Tarifvertrag den Arbeitgebern ein Muster zur Verfügung gestellt. Schließlich ist noch zu regeln, wie der Arbeitgeberbeitrag – eine wertgleiche Gegenleistung für eingesparte Sozialversicherungsbeiträge, die auch in pauschalierter Form erfolgen kann – genutzt werden soll: der Tarifvertrag ermöglicht etwa die Übernahme der Kosten für die Administration, eine Versicherung, Diebstahlschutz, Wartung oder für die Einrichtung einer betrieblichen Infrastruktur für E-Bikes. Optional können weitere Regelungen, etwa Vereinbarungen zur Über- und Rückgabe des Fahrrads sowie für die Kaufoption nach Ende des Leasing-Zeitraums vereinbart werden.

Der tarifliche Rahmen kommt zur richtigen Zeit – sowohl unter dem Aspekt des Gesundheits- und Klimaschutzes als auch angesichts der massiv angestiegenen Spritpreise. Das zeigt: die Sozialpartnerschaft im Norden funktioniert auch außerhalb von Tarifrunden. sk

TARIF UPDATE
Foto: iStock / Vrzalski
58 2 / 2022 Standpunkte NORDMETALL

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Zwischen beiden Bleichen 7

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Geschäftsstelle Wilhelmshaven

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Virchowstraße 21

26382 Wilhelmshaven

Tel.: 04421 13939-0

Kiel Hamburg Schwerin Rostock
59 2 / 2022 Standpunkte NORDMETALL

MEIN STANDPUNKT

Atomangst

„German Angst“ sagen sie längst nicht mehr nur im anglo-amerikanischen Raum, wenn Deutschland mal wieder furchtgetrieben aussteigt. Aktuellste Unterform dieser deutschen Lust an Phobien: die Atomangst. Schon bald nach der Gründung der Bundesrepublik grassierte sie, im Zuge der Wiederbewaffnung der Bundeswehr. Heute wissen wir, dass die Bundesrepublik zumindest ohne die Atomraketen-Schutzschirme von Force de frappe, UK Nuclear Deterrent- und US Nuclear Forces nicht lange überlebt hätte.

In den 1970er- und 1980er-Jahren liefen Zehntausende von Brokdorf bis Wackersdorf Sturm gegen Kernenergie-Anlagen, die grüne Bewegung entstand. Die atomare Nachrüstung der NATO kritisierten gar Hunderttausende auf der Bonner Hofgarten-Demo 1981, unter ihnen auch viele Sozialdemokraten. Heute wissen wir, dass ohne langjährige sichere Kernkraftnutzung in Deutschland noch viel mehr Kohle verstromt und klimaschädliches CO2 erzeugt worden wäre. Und dass ohne Nachrüstung der Eiserne Vorhang wohl heute noch stünde. Vor zehn Jahren entschied damalige Kanzlerin Merkel, dass Deutschland nach der Katastrophe von Fukushima aus der Kernkraft aussteigen müsse. Viele Christ- wie Freie Demokraten fragten sich damals, warum die von ihnen getragene Bundesregierung das japanische Desaster eines Tsunami-gefährdeten Küstenkraftwerks eins zu eins auf sichere deutsche Kernkraftwerke übertrug. Heute wissen wir, dass die Kanzlerinnen-Kehrtwende mit sachlichen Erwägungen wenig zu tun hatte.

Jetzt ringt Deutschland um die sichere Energieversorgung des kommenden Winters, wohl ohne russisches Gas, dafür mit wieder angefahrenen Kohlekraftwerken und einem hoffentlich beschleunigten Ausbau der Erneuerbaren Energien. Allein: Wir wissen schon jetzt, dass das für Bürger und Industrie nicht reichen wird. Und während die USA, Japan und Großbritannien die Laufzeiten ihrer Kernkraftwerke verlängern oder neue Anlagen mit modernster Technologie bauen, lehnt der rot-grüne Teil der Bundesregierung selbst einen auf wenige Jahre begrenzten Weiterbetrieb dreier deutscher Meiler ab, erst recht die mögliche Reaktivierung sechs weiterer Kernkraftwerke.

Zu gefährlich, sagen sie, obwohl die Fachwelt keine gravierenden Sicherheitsbedenken hat. Zu schwierig und zu teuer, heißt es, obwohl doch Brennstäbe verfügbar und Personal rekrutierbar wäre, wenn man es wirklich wollte. Nicht Endlager-abgesichert, belehren uns die gleichen Politiker, die in Gorleben und anderswo die Errichtung einer solchen Anlage blockiert haben. Derweil werden in Finnland, Schweden und der Schweiz noch in diesem Jahrzehnt Atomendlager in Betrieb gehen. Und wir machen uns mit der German Atomangst wärmende Gedanken.

Sie erreichen mich unter: luckow@nordmetall.de www.facebook.com/Nordmetall-News zu Politik und Wirtschaft www.facebook.com/NORDMETALL

@
60 2 / 2022 Standpunkte NORDMETALL

PERSONENREGISTER

Stephan Albani MdB, S. 5, 46 ff., CDU

Christian Amsinck , S. 22, VME Verband der Metall- und Elektroindustrie in Berlin und Brandenburg e. V.

Nicolas Baretzki, S. 39, Montblanc International

GmbH

Paul Bloem , S. 9, Meyer Werft GmbH & Co. KG

Anna Blumenberg, S. 9, Meyer Werft GmbH & Co. KG

Julian Bonato S. 10 f., 15, Vorstandsvorsitzender

AGV NORD e. V. / MHG Heiztechnik GmbH

Patrick Brandmaier S. 21 f., Deutsch-Französische Industrie- und Handelskammer

Andreas Breuer, S. 22, BE-Tech GmbH

Klaus Brunkhorst , S. 9, Atlas Weyhausen GmbH

Wencke Bushell, S. 17 f., Danfoss Power Solutions

GmbH & Co. OHG

Nina Carstensen , S. 33, Patriotische Gesellschaft von 1765

Dr. Hendrik Coldenstrodt-Ronge S. 9, BizLink Special Cables Germany GmbH

Dr. Andreas Dikow, S. 10, Vorstand AGV NORD e. V. / Webasto Thermo & Comfort SE

Heiko Dirks , S. 8 f., Norddeutsche Seekabelwerke

GmbH

Dr. Thomas Ehm S. 8, 22, NORDMETALL-Schatzmeister / Premium Aerotec GmbH

Ulrike Ferch , S. 10 f., Vorstand AGV NORD e. V. / Grosstanklager-Ölhafen Rostock GmbH

Dr. Nico Fickinger, S. 3, 8, 10 f., 38, 61 f., NORD -

METALL e. V.

Robert Focke , S. 22, Vizepräsident NORDMETALL

e. V. / Nordischer Maschinenbau Rud. Baader GmbH & Co. KG

Wolfgang Fraedrich S. 55, Schülerforschungszentrum Hamburg

Prof. Dr. Nick Gehrke S. 24 f., Artificial Intelligence Center Hamburg e. V.

Dr. Wido Geis-Thöne , S. 36, Institut der deutschen Wirtschaft Köln e. V.

Przemyslaw Gendosz , S. 32 f., STILL GmbH / ZusammenLeben e. V.

Dr. Heiko Geue S.11, Finanzminister des Landes Mecklenburg-Vorpommern, SPD

Peter Golinski, S. 22, 24, 55 f., NORDMETALL e. V.

Leon Grabowski S. 5, 40, NORDMETALL e. V.

Prof. Dr. Heinrich Graener S. 55, Universität

Hamburg

Michael Grenz , S. 31, Hanseatic Power Solutions

GmbH

Andreas Gritzmann , S. 31, InfoTruck

Roland Habeck S. 10 f., Vorstand AGV NORD e. V. / HAWART OMV Landtechnik GmbH

Julia Willie Hamburg , MdL, S. 5, 46 ff., Bündnis

90 / Die Grünen

Bernd Hartmann S. 22, thyssenkrupp Marine Systems GmbH

Peter Hobusch , S. 28 f., Tamsen Maritim GmbH

Prof. Dr. Tobias Hochscherf, S. 56, Fachhoch -

schule Kiel

Dipl.-Kfm. Ronald Hoppmann , S. 30 f., WISKA

Hoppmann GmbH

Angela Huber S. 17 f., Rechtsanwältin

Maximilian Jacobs , S. 31, WISKA Hoppmann

GmbH

Ines Jensen S. 30 f., NORDMETALL-Rechnungsprüferin / WISKA Hoppmann GmbH

Frédéric Joureau , S. 21 f., Generalkonsul von

Frankreich

Melanie Kerker S. 56, NORDMETALL e. V.

Joachim Knuth , S. 5, 63, Norddeutscher Rundfunk

Tatjana König , S. 55, Körber Stiftung

Cathrin Kohnke , S. 22, Vorstand NORDMETALL

e. V. / Stryker Trauma GmbH

Ingo Kramer, S. 21 f., Ehrenpräsident BDA

Alois Krtil, S. 24, Artificial Intelligence Center Hamburg e. V.

Thomas Küll, S. 24 f., 57, NORDMETALL e. V.

Prof. Dr. Ing. Dr. Sabine Kunst S. 55, Joachim Herz Stiftung

Thomas Lambusch , S. 21 f., Ehrenpräsident NORDMETALL e. V.

Anja Lange , S. 31, WISKA Hoppmann GmbH

Ronan Le Gleut , S. 21 f., Senator der Französischen Republik

Marine Le Pen , S. 21, Rassemblement National

Manfred Lehde , S. 10, Ehrenvorsitzender AGV

NORD e. V.

Dipl.-Ing. Ralf Lorber S. 10, 38, Vorstand AGV

NORD e. V. / Egger Holzwerkstoffe Wismar GmbH & Co. KG

Emmanuel Macron , S. 21 f., Staatspräsident der Französischen Republik

Jean-Luc Mélenchon , S. 21, La France Insoumise

Bernard Meyer, S. 38, Meyer Werft GmbH & Co. KG

Reinhard Meyer S. 39, Minister für Wirtschaft, Infrastruktur, Tourismus und Arbeit MV, SPD

Hubert Mongon S. 21, Union des Industries et Métiers de la Métallurgie

Stefan Moschko, S. 22, VME Verband der Metallund Elektroindustrie in Berlin und Brandenburg e. V. Lutz Neugebauer, S. 9, Broetje-Automation GmbH

Dr. Daniela Oest S. 42, Die Betriebsärztin

Heiner Otte S. 19, M. Jürgensen GmbH & Co. KG

Karlheinz Pape , S. 57, Corporate Learning

Community gUG

Sabine Petersen , S. 56, Technische Akademie

Nord e. V.

Ties Rabe S. 55, Senator für Schule und Berufsbildung der Freien und Hansestadt Hamburg, SPD

Dr. Kevin Rachor, S. 24 f., Lapmaster Wolters GmbH

Dipl.-Ing. Lars Reeder, S. 10, Vorstand AGV NORD e. V. / Hein & Oetting Feinwerktechnik GmbH

Niels Rehbock , S. 9, Emder Werft und Dock GmbH

Hanni Rosenbaum , S. 21, Business at OECD (BIAC)

Mathias Rusch S. 35, SKF Marine GmbH

Dr. Peter Schlaffke , S. 22, 42, NORDMETALL e. V. Dipl.-Ing. Christian Schmoll, S. 26, 28 f., Tamsen Maritim GmbH

Jochen Schulte , S. 10 f., Ministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Tourismus und Arbeit MV, SPD Andreas Schulz , S. 22 VME Verband der Metallund Elektroindustrie in Berlin und Brandenburg e. V. Sandra Schumacher-Hansen , S. 18, Airbus Group

Lars Schwarz S. 11, Präsident Vereinigung der Unternehmensverbände für Mecklenburg-Vorpommern e. V.

Dr. Jens Silligmüller, S. 51, HEROSE GmbH Armaturen und Metalle

Dr. Dorit Stenke , S. 56, Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur SH, parteilos Prof. Dr.-Ing. habil. Sascha Stowasser, S. 10 f., 23 Institut für angewandte Arbeitswissenschaft e. V. Lena Ströbele S. 6 f., Vorstand NORDMETALL e. V. / Fr. Lürssen Werft GmbH & Co. KG Folkmar Ukena S. 8 f., 12 ff., 21 f., NORDMETALL-Präsident / LEDA Werk GmbH & Co.KG

Gregor Uloth , S. 29, Tamsen Maritim GmbH

Kirsten Wagner, S. 56, NORDMETALL-Stiftung

Jan Wehlen S. 33, STILL GmbH

Silvia Wendt , S. 18 f., Airbus Group Henning Wessels , S. 56, NORDMETALL e. V. / AWV Arbeitgeber- und Wirtschaftsverband Jade e. V. Michael Westhagemann , S. 25, Senator für Wirtschaft und Innovation der Freien und Hansestadt Hamburg, parteilos

Dr. h.c. Klaus-Jürgen Wichmann , S. 56 Petersen-Stiftung

Michaela Wiegel, S. 21, Frankfurter Allgemeine Zeitung

Uwe Winter, S. 56, Neue Jadewerft GmbH

Birte Winterseel S. 9, Manitowoc Crane Group Germany GmbH

Rainer Zellmer, S. 31, 56, InfoTruck Éric Zemmour S. 21, Reconquête

Dirk M. Zschalich , Titel, S. 4, S. 50 ff., HEROSE GmbH Armaturen und Metalle

IMPRESSUM

Standpunkte

Das Magazin von NORDMETALL e.V., dem M+E-Arbeitgeberverband für Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, das nordwestliche Niedersachsen und Schleswig-Holstein.

Herausgeber:

Haus der Wirtschaft

Kapstadtring 10 22297 Hamburg

www.meinarbeitgeberverband.de

E-Mail: standpunkte@nordmetall.de

Verantwortlich im Sinne des Presserechts:

Dr. Nico Fickinger, Hauptgeschäftsführer

Chefredakteur:

Alexander Luckow (Luc)

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Redaktion:

Birte Bühnen (BiB)

Tel.: 040 6378-5947

E-Mail: buehnen@nordmetall.de

Daniel Jakubowski (DJ)

Tel.: 040 6378-4258

E-Mail: jakubowski@nordmetall.de

Autoren: Dr. Nico Fickinger (nf), Stefan Kallhoff (sk), Albina Stelle (AS), Dr. Peter Schlaffke, Thomas Schwandt, Lothar Steckel, Jannick Vetter, Clemens von Frentz (CvF)

Art-Direktorin:

Birthe Meyer

Tel.: 040 6378-4822

E-Mail: meyer@nordwirtschaftsmedien.de

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Druck:

CaHo Druckereibetriebsges. mbH

40. Jahrgang

Erscheinungsweise: zweimonatlich

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Titelfoto: Shutterstock/Agentur Guru

61 2 / 2022 Standpunkte NORDMETALL

Wer macht das beste Foto?

„Best Azubi Pic“ geht in die zweite Runde: Nach dem erfolgreichen Start im vergangenen Jahr setzen NORDMETALL und AGV NORD ihren Fotowettbewerb fort.

Gesucht werden Motive aus dem Ausbildungsalltag: typische und außergewöhnliche Situationen, neue Perspektiven, Azubis in Aktion. Sprühende Funken beim Schweißen, Gewichtheben mit einem Autoskelett, Steilwandklettern an Schiffsteilen, das erste Gussteil aus dem 3-D-Drucker oder die ruhige Hand bei Detailarbeiten. Immer im Blick: das Besondere der Metall- und Elektroindustrie.

Machen Sie Ihre Auszubildenden auf unsere Aktion aufmerksam. Mitmachen lohnt sich. Spaß beim Ausprobie-

Standpunkte-Podcast

Fotowettbewerb

BEST AZUBI PIC

ren kreativer Ideen ist garantiert. Das Gewinnerfoto wird mit einem Gutschein in Höhe von 300,- Euro prämiert. Zudem wird es das Motiv des Jahreskalenders 2023 von NORDMETALL und AGV NORD. Der zweite und dritte Platz erhalten Gutscheine in Höhe von 200,- bzw. 100,- Euro. Vielleicht kommt das Siegerfoto in diesem Jahr aus Ihrem Unternehmen!

Weitere Informationen finden Sie unter www.meinarbeitgeberverband. de/fotowettbewerb oder einfach den QR-Code scannen.

Der Politik-Podcast des Hauptgeschäftsführers der norddeutschen Metall- und Elektroindustrie Dr. Nico Fickinger.

Thema: Konjunktur und Geschäftsaussichten 2022

Firmen fahren auf Sicht

„Statt der erhofften Erholung nach dem Abklingen der Pandemie erleben wir nochmals eine Verschärfung der Lage in den Betrieben durch den Ukraine-Krieg“, kommentiert NORDMETALL-Hauptgeschäftsführer Nico Fickinger in seinem Podcast die weiterhin besorgniserregende Lage der norddeutschen Metall- und Elektroindustrie. Der Arbeitgebervertreter fordert eine „Entlastungsoffensive zugunsten der mittelständischen Wirtschaft“ – und wünscht sich beschleunigte Genehmigungsverfahren und weniger Berichtspflichten. „Wenn Unternehmen dem Standort Deutschland den Rücken kehren, dann

liegt das nicht nur an den extrem hohen Kosten, sondern auch daran, dass die öffentliche Verwaltung andernorts deutlich effizienter arbeitet und die Infrastruktur besser ausgebaut ist als hierzulande“, analysiert Fickinger. Und da sich der Fachkräfte- und Azubimangel gerade zu einem Notstand verschärfe, müsse jetzt unbedingt auch die Berufsorientierung in den Schulen gestärkt werden, um die junge Generation für eine Tätigkeit in der Metall- und Elektroindustrie zu begeistern, verlangt der Verbandsvertreter in Richtung Politik. Nachzuhören unter www. meinarbeitgeberverband.de/politik-podcast. BiB

KURZ
VOR SCHLUSS
Lorem 2022
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Ich lese „Standpunkte“, weil ...

„... ich mir einen Rundum-Blick über die Entwicklungen in der Wirtschafts- und Arbeitswelt verschaffen möchte; diese Perspektiven aus der für den Norden so wichtigen Metall- und Elektroindustrie gehören unbedingt dazu!“

Foto: Christian Augustin
Eröffnungsfest mit diversen Künstler*innen an 9 Spielstätten rund um den Marktplatz Tickets: www.musikfest-bremen.de / www.nordwest-ticket.de / in der Glocke / im Pressehaus / 0421.33 66 99 und 36 36 36 EINE GROSSE NACHTMUSIK Sa 20. Aug / ab 19 Uhr 2022 www.kleinerundbold.com Bild: © fotoetage, shutterstock.com 20 08 präsentiert von gefördert durch
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