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Bremensien - Mein Standpunkt
Die Eiswette und der Bleikeller, das Schaffermahl und die Stadtmusikanten – traditionsreiche Bremensien gibt es Dutzende, nicht nur im kulturellen Sinne. Auch im politisch-wirtschaftlichen Sektor bleibt man sich an der Weser gern treu: Die mit weitem Abstand höchste Pro-Kopf-Verschuldung unter allen Bundesländern, der beständig letzte und 16. Platz in fast allen Bildungsrankings oder die seit 1945 regelmäßig wiederkehrende Wahl eines Sozialdemokraten an die Spitze des Senats – auch das scheinen unverrückbare Bremensien.
Wenig spricht dafür, dass sich zumindest Letzteres nach der Bürgerschaftswahl am 14. Mai ändert: Die Parteien des rot-grün-roten Senats unter Bürgermeister Andreas Bovenschulte überspringen in allen Umfragen locker die 50-Prozent-Marke. „Bovi“, wie ihn nicht nur seine Genossen im Stadtstaat gern nennen, gehört mit seinem Kieler Kollegen Daniel Günther zu den beliebtesten Ministerpräsidenten Deutschlands. Die linke Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt genießt auch in Unternehmerkreisen einen guten Ruf. Der grünen Mobilitätssenatorin Maike Schaefer gelingt es trotz einer vergleichbar rigiden Anti-Auto-Verkehrspolitik wie der ihrer stadtstaatlichen Kollegen, deutlich weniger Gegenwind zu produzieren. Kurzum: Von Wechselstimmung wie jüngst in Berlin ist in Bremen nichts zu spüren.
Das mag auch an der Opposition liegen, die es anders als an Spree und Elbe hanseatisch-gelassen angeht: CDU-Spitzenkandidat Frank Imhoff, als Bürgerschaftspräsident von Hause aus eher verbindlich im Auftritt, wirbt unter dem sperrigen Titel „Connected Cities“ für die Entwicklung Bremens und Bremerhavens zur Technologiemetropole des Nordens. Die FDP versucht unter ihrem umtriebigen Landeschef Thore Schäck den Weggang der über Jahre profilierten Frontfrau Lencke Wischhusen zu überwinden.
Und die AfD darf nach Listenstreitereien gar nicht erst kandidieren. Doch trotz eines bisher recht gemächlichen Wahlkampfes gibt es viel zu besprechen an der Weser: Zum Beispiel, warum der von Rot-Grün-Rot beschlossene Ausbildungsfonds die bremischen Unternehmen schröpfen soll, obwohl nicht abzusehen ist, dass so mehr Jugendliche ausgebildet werden. Und wieso Bremens leistungsschwaches Bildungssystem seit Jahren eine fast doppelt so hohe Prozentzahl junger Erwachsener ohne formale Berufsqualifizierung produziert, wie etwa in Berlin oder Hamburg. NORDMETALL und die bremischen Unternehmensverbände bringen sich in diese und andere Debatten ein:
Am 3. Mai ab 16 Uhr mit der Spitzenkandidaten-Diskussion „NORDMETALL vor Ort“ bei Hella Fahrzeugkomponenten, zu verfolgen unter www.meinarbeitgeberverband.de/nordmetallvorort – keine Bremensie, aber ein Beitrag zur demokratischen Willensbildung.
Alexander Luckow