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Made in Northern Germany
Silberbesteck von Robbe & Berking GmbH & Co. KG – 1874
Die Flensburger Silbermanufaktur Robbe & Berking begann ganz klein – mit einer einfachen Werkstatt. Heute ist sie größter Hersteller silberner Bestecke weltweit.
Wer großen Wert auf hochwertiges und in Handarbeit gefertigtes Besteck legt, ist bei der Silbermanufaktur Robbe und Berking genau richtig. Die Silberwaren des Familienunternehmens werden noch heute nach jahrhundertealter Tradition der Schmiedekunst und Silberbearbeitung gefertigt. Auch die benötigten Werkzeuge für das Formen der Produkte werden von Stahlgraveuren und Werkzeugmachern der Manufaktur eigens hergestellt. Das Unternehmen wurde 1874 vom Silberschmied Nikolaus Christoph Robbe gegründet. Fast ohne finanzielle Mittel gelang es ihm, eine von Jahr zu Jahr immer größer werdende Zahl von Freunden seiner Meisterwerke zu gewinnen. Einige Jahre später stellte er den jungen Silberschmiedemeister Robert Berking ein. Der verliebte sich in Henriette Robbe, die Tochter seines Chefs, und heiratete sie. Er beteiligte sich zu 50 Prozent an der Firma und errichtete das erste eigene Firmengebäude. Nachdem Berking bei einem Badeunfall verstarb, führten seine Witwe und sein Schwiegervater das Geschäft weiter, bis im Jahr 1922 Sohn Theodor die Unternehmensführung übernahm. Während seiner Tätigkeit wandelte sich die kleine Werkstatt zu einer im Norden Deutschlands hoch angesehenen Silbermanufaktur. Heute leitet Oliver Berking das Geschäft in fünfter Generation. Die Manufaktur bietet neben Bestecksilber, Tafelgeräten und Accessoires seit 2008 auch Gold und Silber in Barren- und Münzenform als Anlagemetalle an. „Unser gesamtes Sortiment umfasst über 4.000 Teile. Zum Bestecksortiment gehören 24 Muster, die jeweils aus 40 bis 50 Einzelteilen bestehen“, sagt Berking. Jedes Besteckteil durchläuft etwa 50 unterschiedliche Arbeitsgänge. Maschinen sind dabei kaum im Einsatz. Der Geschäftsführer fasst die Herstellung so zusammen: „Zunächst werden Silberbleche in Streifen, die sogenannten Brandeln, geschnitten. Diese Brandeln werden an einem Ende gewalzt, da die Materialstärke im Bereich vom Mundstück des Löffels oder Oberteil der Gabel geringer ist, als am Stielende. Aus den Brandeln werden Rohlinge geschnitten und mit einem Druck von rund 800 Tonnen in die richtige Form gebracht. Anschließend werden die Besteckteile gepliestet, das heißt, überschüssiges Material entfernt. Danach kommt das Schleifen mit einer Mischung aus Bimsmehl und Naturöl an Filzscheiben. Es folgen die erste Politur an Tuch oder Sisalscheiben und die Reinigung in einem Ultraschallbad.“ Die letzten Arbeitsgänge beinhalten das galvanische Versilbern, das Hochglanzpolieren und eine finale Kontrolle aller Einzelteile. Robbe & Berking beschäftigt 162 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in der Silbermanufaktur – davon sind 155 in Flensburg tätig. Das Unternehmen hat insgesamt zehn Fachgeschäfte in Deutschland sowie eines in Wien. „Wir wollen zeigen“, so Berking, dass man auch im 21. Jahrhundert, in Deutschland und in reiner Handarbeit Dinge herstellen und weltweit erfolgreich verkaufen kann, die keinem vorübergehenden Trend folgen, sondern von Generation zu Generation weitergegeben werden.“ Was für viele reine Kostendenker und Massenhersteller exotisch klingt, ist Robbe & Berkings DNA. Auch in der 2008 gegründeten gleichnamigen Werft in Flensburg. Dort entstehen Motor- und Segelyachten ausschließlich aus Holz. „Zu unseren absoluten Rennern der vergangenen Monate gehört ein Barwagen, den wir für Becher, Kelche und Gefäße der Silbermanufaktur bauen“, erzählt Berking.
Albina Stelle