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Roy und Carl haben in The Kingdom die gleichen Charakterzüge, und obwohl Nesbø sagt, dass das Buch nicht seine Beziehung zu Knut widerspiegelt, gibt er zu, „dass es bestimmte emotionale Reflexe gibt, die man als älterer Bruder hat, auf die ich mich definitiv beziehen kann und die ich aus meinem eigenen Leben in den Roman eingebracht habe“. Die Pandemie hat dazu geführt, dass Nesbø nicht so viel reisen und für The Kingdom werben konnte, wie er es sonst getan hätte. Aber der Schriftsteller gibt zu, dass er sich nicht beschweren kann und sehr beschäftigt war. „Für mich hat sich das Leben nicht so sehr verändert. Ich kann von zu Hause aus arbeiten. Meine Band hatte Auftritte geplant, die aber alle abgesagt wurden, es ist also ruhig. Aber ich kann mich nicht wirklich beklagen, wenn man sich umschaut und all die Probleme sieht, die für die Menschen sowohl in wirtschaftlicher als auch in sozialer Hinsicht verursacht wurden.“ Im Oktober machte Nesbø seinen Fans mit seiner ersten Kurzgeschichtensammlung, The Jealousy Man and Other Stories, ein vorzeitiges Weihnachtsgeschenk. Im vergangenen Jahr trat er auch virtuell auf dem Edinburgh TV Festival auf, wo er im Gespräch mit Greta Thunberg über die Verantwortung der Kreativindustrie für die Klimakrise sprach. Dieses Jahr scheint genauso viel zu tun zu sein. Letzten Monat erzählte Nesbø der norwegischen Zeitung VG, dass er mit der Arbeit am 13. Harry-Hole-Roman begonnen hat, wobei ein Veröffentlichungstermin noch nicht feststeht. In der Zwischenzeit wird auch an einer norwegischen Fernsehserie zu seinem Roman Headhunters gearbeitet, der 2011 erfolgreich verfilmt wurde. Film- und Fernsehadaptionen seiner Bücher Mitternachtssonne, Der Sohn und des Harry-Hole-Romans The Devil's Star befinden sich in verschiedenen Stadien der Entwicklung, während Amazon die Rechte an der Geschichtensammlung The Jealousy Man erworben hat. Am anderen Ende des Verlagsspektrums befindet sich ein geplantes Sachbuch über das Klettern. „Es wird ein persönliches Buch über einen sehr mittelmäßigen und alten Kletterer sein, der versucht, ein Ziel beim
Klettern zu erreichen, das für mich absurd ist, wenn ich es schaffe, aber in der Klettergeschichte keine große Sache ist“, sagt Nesbø, der auch hinter der beliebten Kinderbuchreihe Doctor Proctor's Fart Powder steht. Mit Blick auf die Zukunft sagt er, dass er weiterhin seinen vielfältigen Interessen nachgehen wird, anstatt sich den Erwartungen des Publikums oder dem kommerziellen Druck anzupassen. „Ich bin Schriftsteller geworden, weil ich diese Art von Freiheit wollte, und es wäre jetzt sehr dumm, diese Freiheit aufzugeben und dem nachzugeben, was der Verlag oder der Leser will. Ich versuche einfach, der Idee treu zu bleiben, dass ich das tun muss, was ich gerne tun möchte. Es gibt keinen organisierten Plan oder Auftrag.“ Auf die Frage, wie sich die Pandemie und die damit einhergehenden Abriegelungen auf sein Schreiben auswirken werden, antwortet er, dass dies unweigerlich in seine Romane einfließen wird, aber es wird nicht unbedingt eine bewusste Entscheidung sein oder eine, derer er sich zu diesem Zeitpunkt bewusst ist. „Es ist nicht so, dass ich die Themen für mein Schreiben danach auswähle, was ich in der Zeitung lese oder was um mich herum passiert“, erklärt er. „Aber irgendwie landet das, was in meinem Leben vor sich geht, auf dem Papier. Manchmal ist es schwer zu erklären, wie das passiert.“ Er verweist auf die Zeit, als seine Romane um 2005 herum erstmals in andere Sprachen übersetzt wurden und er sich oft in Interviews über Bücher wiederfand, die er viele Jahre zuvor geschrieben hatte. „Damals wurde mir klar, dass das, was einigen der Romanfiguren widerfuhr, genau das war, was mir zu diesem Zeitpunkt auch widerfuhr. Im Nachhinein war es so einfach zu erkennen, aber zum Zeitpunkt des Schreibens war es mir nicht bewusst. Es stimmt also, was man sagt – Schriftsteller schreiben über sich selbst.“ Übersetzt aus dem Englischen ins Deutsche von Lisa Luginbuhl Mit freundlicher Genehmigung von Big Issue North / International Network of Street Papers
Von Rudeltieren und Einzelgängern In der aktuellen Ausstellung „Von Rudeltieren und Einzelgängern“ (bis 30. Juni) in der Kantine des Kaplan Bonetti Wohnprojektes sind Skulpturen und Bilder von drei fantastischen ARTquer Künstlern zu sehen. Wolf Georg, Uwe Filzmoser und Leon Wust haben eine kleine Auswahl ihrer Werke zur Verfügung gestellt, um die Räumlichkeiten farbenfroh und abenteuerlich zu gestalten. Gerne können die Werke nach Terminvereinbarung besichtigt werden. Wenden Sie sich hierfür bitte an Nadine Hartmann.