Berlin – Kulturmetropole mit Zukunft! Kultur- und erinnerungspolitisches Konzept der AfD-Fraktion

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Erinnerungspolitik

6.5 KOLONIALGESCHICHTE UND RESTITUTION VON RAUBGUT

Die rot-rot-grüne Koalition brachte einen Plenarantrag zum Thema Kolonialgeschichte ins Parlament ein, zu dem sich die AfD-Fraktion kritisch positionierte. In Wahrheit geht es Rot-Rot-Grün nicht um die Geschichte der Staaten und Menschen auf dem Gebiet der ehemaligen deutschen Kolonien. Es geht Rot-Rot-Grün darum, ein bestimmtes Narrativ durchzusetzen. Da den Linken das revolutionäre Subjekt in Deutschland abhandengekommen ist, verlagern sie ihr vereinfachendes Weltbild von Gut und Böse, von Unterdrückern und Unterdrückten nun nach Afrika und in die „Dritte Welt“. Die komplexe Geschichte der Beziehungen der europäischen Staaten zu den ehemaligen Kolonien wird damit auf eine Geschichte von Gut und Böse reduziert. Den historischen Gegebenheiten, den Wechselwirkungen und Querverbindungen der Geschichte, der vielfachen Verwobenheit von Schuld und Unterdrückung mit Aufbruch und Fortschritt wird diese vereinfachende Darstellung nicht gerecht. Diese einseitige Geschichtserzählung ist historische Falschmünzerei. Zudem arbeiten die linken Debattenführer mit den gleichen eurozentrischen Stereotypen und bevormundenden Ressentiments, die sie ihrerseits der Kolonialpolitik attestieren. So werden Berliner afrikanischer Herkunft in eine Opferrolle gedrängt, dunkelhäutige Berliner werden auf ein postkoloniales Trauma reduziert. Praktisch wiederholt und erneuert Rot-Rot-Grün damit das koloniale Klischee von den hilfreichen Europäern und den hilflosen „Wilden“. Dabei sind die Menschen in Afrika die falsche Ausrede ihrer Regierungen, der Kolonialismus sei an allem schuld, selbst schon lange leid. Wenn die Kolonialgeschichte zum Ausgangspunkt der deutschen und europäischen Beziehungen zu Afrika gemacht wird, wird damit nur das Geschäft der afrikanischen Diktatoren und scheindemokratischen Kleptokraten unterstützt.

Felsenkirche in Lüderitz, Namibia

Ankunft der Brandenburger in Westafrika (1682), im Vordergrund: Otto Friedrich von der Groeben

Ć Es ist sehr die Frage, ob das heute weit verbreitete Verfahren, Maßstäbe von heute rücksichtslos rückwirkend auf gestern anzuwenden, irgend einen relevanten Erkenntnisgewinn bringt, oder etwa nur der moralischen Selbstvergrößerung und Überheblichkeit dient, die wir doch dem europäischen Kolonialismus vorwerfen. Manchmal werden die Sünden der Väter unter neuen Namen von den Söhnen wiederholt, zum Beispiel wenn der Anspruch auf zivilisatorische Überlegenheit gegenüber anderen Völkern heute ersetzt wird durch den Anspruch auf moralische Überlegenheit gegenüber unseren Vorfahren.“ PROF. DR. RICHARD SCHRÖDER welt.de, 18.09.2021.

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