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3.2 Freiheit der Kunst

3.2 FREIHEIT DER KUNST

Das Schwarze Quadrat von Kasimir Malewitsch (1878–1935), die „Mona Lisa der nichtgegenständlichen Kunst“ war eine Unabhängigkeitserklärung der Kunst. Die Freiheit der Kunst ist nach Art. 5 Absatz 3 GG geschützt, konzipiert als Abwehrrecht gegen politische Zudringlichkeiten. Allerdings kennt die Freiheit der Kunst materielle Grenzen, ein Künstler muss es sich leisten können, seinem freien Schaffen nachzukommen.

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Ć [Die] Freiheit der Kunst besteht eben nicht darin, sie nach Belieben vor den Karren einer Agenda zu spannen. Im Gegenteil genießt die Kunst das Privileg, keinen Zweck außerhalb ihrer selbst zu erfüllen. Deswegen ist sie frei, und diese Freiheit muss man auch vor

Wohlmeinenden […] schützen.“ MICHAEL WOLF, nachtkritik.de

Eine große Gefahr für die Freiheit der Künstler kommt aus dem Kunstbetrieb selbst. Dass sich der öffentliche Kulturbetrieb zunehmend zu einem „Closed Shop“ linker Tugendwächter zusammenzieht, liegt nicht daran, dass es keine konservativen Künstler gäbe. Doch das bürgerlich-konservative Streben nach ästhetischer Qualität wird als einengend und altbacken geschmäht, während linker Gesinnungskunst der Applaus sicher ist. Im schlimmsten Fall werden Künstler mit konservativer Weltsicht von einer Kunstausstellung ausgeschlossen – so wie im Fall Axel Krause. Dessen Ausschluss von einer Ausstellung zeigt, dass Kunstfreiheit bedroht ist – nämlich dort, wo Künstler gegen Mainstream und Establishment stehen. Die selbst verfügte Ent-Autonomisierung des Kunstbetriebs reißt alle nicht-konformen Kunstschaffenden mit sich.

Axel Krause (* 1958) gilt als einer der exponiertesten Künstler der Neuen Leipziger Schule und auch im Ausland steht sein Name für hohe künstlerische Qualität.

Mit warmem Geldregen für viele linke Künstler hat sich der rot-regierte Senat über die Jahre hinweg in der Kulturszene ein politisches Vorfeld geschaffen. Seit der linke Kulturkampf beim Namen genannt wird, ertönt mit aufgesetzter Empörung und gestellter Naivität der Ruf, man müsse die ‚Freiheit der Kunst’ verteidigen. Tatsächlich haben wir es in Berlin mit einem Kunst- und Kulturbetrieb zu tun, der eben gerade nicht wirklich frei ist, sondern von linker Normierung künstlerischer Prozesse beherrscht ist. Die herrschende Erwartungshaltung, Künstler müssten sozialrevolutionäre Volkserzieher sein, gehört im Deutschland der Gegenwart zu den größten Bedrohungen der freien künstlerischen Tätigkeit.

Ć Die ‚Kulturbarbarei […] vollzieht sich offenbar im Rücken des

Rechts. Es ist eine ‚Diktatur‘, die inmitten der Freiheit erwächst; eine ‚Säuberung‘, die keiner staatlichen Schergen bedarf, um bedrohliche Ausmaße anzunehmen. Diese Zerstörung der Kunst […] muss nicht handgreiflich werden, um ihre destruktive Macht zu entfalten. […] [E]s [sind] nicht Staat und Obrigkeit, die der

Kunst strenge Grenzen setzen wollen. Es sind Kräfte, die sich selbst oft als links und progressiv begreifen.“

HANNO RAUTERBERG, Wie frei ist die Kunst, S. 9 f. und S. 15 Bild der Ausstellung „THE KIDS WANT COMMUNISM“ im Kunstraum Kreuzberg/Bethanien, September 2017.

Das Bild „Chemnitz – Stadt der Moderne“ von Benjamin Jahn Zschocke wurde aus politischen Gründen zerstört. Im Zuge der 1968er-Revolte wurde gefordert, Kunst müsse den richtigen Klassenstandpunkt abbilden. Heute geht es um Diversity, Anti-Kapitalismus, Antirassismus, Feminismus etc. Die politische Linke hat seit jeher nur insoweit Interesse an Kunst und Kultur entwickelt, als sie diese für ihren politischen Kampf instrumentalisieren kann. Die von Linken behauptete Bedrohung der Kunstfreiheit von rechts erwächst nicht selten aus der Sorge bevorzugter Theatermacher und Kunstprivilegierter, ihr Wirken könne unter verschärfte Kritik der Öffentlichkeit gestellt werden. Doch die Freiheit, ein Kunstwerk zu schaffen und zu genießen, ist eben unzertrennlich mit derjenigen verbunden, es zu kritisieren und Missfallen zu äußern. Das Korrelat der Freiheit des schaffenden Künstlers ist die Freiheit des Geschmacks des Zuschauers oder Hörers. Tiefe bekommt die Freiheit der Kunst erst dann, wenn sie nicht von vornherein durch ethische Ansprüche eingegrenzt wird.92

Ć Die Linke war seit je ein dezidierter Gegner der künstlerischen

Freiheit, gerade Linke haben den Typus des autonomen Künstlers als

Hofnarren des Kapitals, Bewirtschafter des falschen Bewusstseins, fortschrittsfeindlichen Ästheten etc. pp. verspottet, und sobald sie irgendwo herrschten, war sowieso Schluss mit der Unabhängigkeit und Freiheit der Kunst.“ MICHAEL KLONOVSKY

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