ORTSCHRONIK H.-S./APRIL 2021
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Die Gemeinden Höhenkirchen-Siegertsbrunn und Hohenbrunn als Nachbarn Eine gute Nachbarschaft zu haben, ist ein wertvolles Gut. Dies gilt im privaten Bereich und nicht weniger im größeren öffentlichen Umfeld, wie zum Beispiel von Gemeinde zu Gemeinde. Ich will im konkreten Fall – was zur Zeit aktuell wäre – nicht von den Diskussionen und Entscheidungen zu der Frage für den zukünftigen Standort für den Bau einer Realschule, d.h. ob in Höhenkirchen-Siegertsbrunn oder in Hohenbrunn sprechen, sondern von einer Begebenheit aus der gemeinsamen Vergangenheit dieser Gemeinden berichten. Hohenbrunn, Siegertsbrunn und Höhenkirchen sind ja bereits seit mehr als 1.000 Jahren benachbarte Ansiedlungen und Dörfer. Das bedeutet, wie es halt so ist in der Welt, Gemeinsamkeiten und auch Widerstreitendes. Letzteres dürfte meist das Interessantere sein. In dem Buch von Alois Beham „1150 Jahre Hohenbrunn“, erschienen am 1. September 1964, bin ich auf eine Erzählung gekommen, die von einem Pfarrerwechsel von Höhenkirchen nach Hohenbrunn handelt unter nicht ganz friedlichen Begleiterscheinungen. Außerdem ein interessantes Detail von vier Siegertsbrunner Buben im Zusammenhang mit ihrem Hohenbrunner Schulbesuch. Mit der Amtszeit des Pfarrers Adam Meyer im Jahre 1850 unter den Ortsvorstehern Georg Estendorfer und Franz Fritzmeier (ab 1853) begann für Hohenbrunn eine bewegte Zeit. Meyer war, bevor er Pfarrer in Hohenbrunn wurde, Benefizient in Höhenkirchen (von 1838 bis 1850). Als solcher zeigte er sich sehr geschäftstüchtig, indem er alte, längst vergessene Forderungen des Benefiziums Höhenkirchen gegenüber den Bauern in Erinnerung
brachte und eintrieb. Damit machte er sich auch in Hohenbrunn, der Nachbargemeinde, unbeliebt. Als bekannt wurde, dass Meyer zum Pfarrer von Hohenbrunn ernannt sei, waren die Hohenbrunner Bauern aufgebracht. Der Ortsvorsteher, Georg Estendorfer von Hohenbrunn, teilte Meyer schriftlich mit, er solle sich in Hohenbrunn nicht blicken lassen. Er wird mit Gewalt vom Antritt der Pfarrstelle abgehalten werden. Nun standen die Zeichen auf Streit! Die Gegensätze und damals übliche Streitlust von benachbarten Landgemeinden kamen zum Ausbruch. Meyer hielt seinen Einzug in Hohenbrunn in Begleitung der bewaffneten Burschenschaft von Höhenkirchen und Siegertsbrunn. Die Hohenbrunner, darauf nicht vorbereitet, konnten damit die Drohung des Ortsvorstehers nicht durchführen. Das Verhältnis der Hohenbrunner zum Pfarrer blieb natürlich sehr gespannt. Drastisch kam dies zum Ausdruck, als drei Jahre später am 11. Dezember 1853, eine förmliche Gemeindeversammlung in Hohenbrunn unter Ortsvorsteher Franz Fritzmeier beschloss, dass kein Mitglied der Gemeinde künftig die Kirche besuchen dürfe. Zuwiderhandelnde sollten mit einer Buße von fünf Gulden bestraft werden. Wir wissen, dass dieser Beschluss von der Gemeinde eingehalten wurde. So musste Pfarrer Meyer am darauffolgenden Weihnachtsfest den Hauptgottesdienst vor leeren Bänken abhalten. Nur ein paar alte Frauen waren zugegen. An den Türen der Kirche standen der Ortsvorsteher Fritzmeier und der Kirchenpfleger. Dem Pfarrer wurden während seiner Amtszeit Obstbäume abgeschnitten, Fenster eingeworfen und ähnliches angetan. Kurzum, es herrschte »Kriegszustand« zwischen dem Pfar-