Magazin Garcon - Essen, Trinken, Lebensart Nr.54

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Vivian Böllersen KOPFSALAT

Die Walnuss Eine der ältesten Abbildungen eines

Namen wie „karya persica“ oder „ka-

Walnussbaums stammt aus dem 1543

rya sinopica“ weisen darauf hin, dass die

in deutscher Sprache erschienenen New

Griechen der Antike veredelte Walnuss-

Kreüterbuch des Mediziners und Botani-

sorten aus dieser Region bezogen.

Davidis, Mary Hahn und in jedem anderen bürgerlichen Kochbuch. Ölmühlen entdeckten das Walnussöl als neue Spezialität. Die grünen Nussschalen wurden gemahlen und dienten als

kers Leonhart Fuchs (1501-1566) – siehe

Die Römer kultivierten den Baum in

Bild oben. Fuchs zählte gemeinsam mit

Italien und den Provinzen des Römischen

Otto Brunfels und Hieronymus Bock zu

Reiches, insbesondere auch in Gallien,

Besonders wertvoll war das schwere,

den „Vätern der Pflanzenkunde“.

was zur spätlateinischen Bezeichnung

zähe Walnussholz. Diese Eigenschaften

Pfefferersatz oder als Haarfärbemittel.

Die Geschichte der Walnuss reicht

„nux gallica“ führte, die als „Welschnuss“

prädestinierten es für die Waffenfabrika-

natürlich viel, viel länger zurück. Wissen-

oder „Walnuss“ in die deutsche Sprache

tion. Aus dem Holz wurden Kolben und

schaftler vermuten, dass sie im Gebiet

überging.

Schäfte für Karabiner gefertigt.

des heutigen West- und Südanatolien die

Ihre endgültige Verbreitung in Mittel-

„Das ist ein Grund dafür, dass die rela-

Eiszeiten überstand und sich im Quartär

europa wurde schließlich von Karl dem

tiv großen Walnussbestände in Deutsch-

im östlichen Mittelmeergebiet, auf der

Großen (742-814) besiegelt, der in sei-

land durch die beiden Weltkriege nachhal-

Balkanhalbinsel sowie in Vorder-und Mit-

ner „Verordnung über die Krongüter und

tig dezimiert wurden“, so Vivian Böllersen

telasien verbreitete.

Reichshöfe“ (Capitulare de villis vel curtis

in ihrem Buch „Revival der Walnuss“.

imperii) anwies, 73 Nutzpflanzen auf seinen Gütern anzubauen – darunter auch die Walnuss. Jahrhundertelang war sie fortan ein beliebter Haus- und Hofbaum, wurde aber vor allem in ländlichen Regionen Deutschlands auch großflächig kultiviert. Dichter und Maler entdeckten Baum und Frucht und nahmen sich ihrer an – Johann Wolfgang von Goethe zum Beispiel würdigte in seinem Roman „Die Leiden des jungen Werther“ den Nussbaum als Lebensbaum. Noch wichtiger allerdings waren seine kulinarische und wirtschaftliche Bedeutung. Rezepte für Walnusskuchen und Walnusslikör finden sich bei Henriette

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Kulinarische Nachlese

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pages 104-106

Nachrichten und Neuigkeiten

3min
pages 107-109

Berliner Marktnischen

2min
pages 102-103

Vivian Böllersen

6min
pages 83-87

Fuhrmanns Früchtekorb

5min
pages 98-101

Kristiane Kegelmann

5min
pages 75-82

Dieter Großklaus zum 90

2min
pages 88-90

Nihon Mono

3min
pages 70-71

Anaïs Causse empfiehlt

3min
pages 68-69

Pizzaschule Berlin

5min
pages 30-35

Bandol sur mer

10min
pages 36-44

Fruchtsalz

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pages 62-67

Neue kulinarische Orte

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pages 54-55

Küstenkräuter

7min
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Carl & Sophie

8min
pages 21-29

Pho & Co

9min
pages 45-53

Rutz

3min
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