CLOUD Juni 2021: Weitsicht - Nachhaltig und verantwortungsvoll handeln

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CLOUD Das Magazin der Fernfachhochschule Schweiz

Special

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18 — 21

Interview: Der FFHS-Rektor über die Akkreditierung.

Fokus: Nachhaltigkeit und Wirtschaft – wie jetzt?

Nächster Halt, Gleisarena!

WEITSICHT

Nachhaltig und verantwortungsvoll handeln

Juni

21


00 – Inhaltsverzeichnis

INHALT

FFHS Magazin Juni – 21

SPECIAL GLEISARENA

EDITORIAL Blick in die übernächste Geländekammer

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MENSCHEN Interview mit Badminton-Profi Joel König

Nächster Halt, Zürich! Die FFHS ist in der Gleisarena angekommen

18 EINBLICK VIRTUELLER RUNDGANG

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FOKUSTHEMA: WEITSICHT Ist es nachhaltig über Nachhaltigkeit zu sprechen?

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Studienberatung? Hier entlang, bitte! Die Tür steht offen

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E-HOCHSCHULE

Interview: FFHS-Rektor Michael Zurwerra und was die Akkreditierung tatsächlich bedeutet

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Wie die FFHS mithilft, den Pflegenotstand zu bekämpfen 12 Was Führungskräfte über Nachhaltigkeit wissen müssen 14

Warum Eishockeyprofi Tobias Geisser ausschliesslich online studiert

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Wenn KI die Prüfungsaufsicht hat

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SUCCESS STORY Der Höhenflug von PiBS-Student John Güntensperger

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UMFRAGE

Gastbeitrag: Damien Carron von der FernUni sagt, warum Fernstudien nachhaltig sind

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1 Frage, 3 Antworten

Ratgeberin: Was eine gute Bewegungsapp ausmacht

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WEITERBILDUNG Lust auf Neues?

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INTERNA Kurzmitteilungen 30 Medienecho und Agenda

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Herausgeberin: Fernfachhochschule Schweiz, Überlandstrasse 12, Postfach 689, 3900 Brig Redaktion: Natascha Ritz, Caroline Huber und David Biner, FFHS E-Mail: cloudmagazin@ffhs.ch Gestaltung: id-k Kommunikationsdesign AG, Bern Druck: Valmedia AG, Visp Auflage: 5’000 Exemplare Erscheinung: 2x jährlich Abo-Bestellung oder Änderung: ffhs.ch/cloudmagazin Bildnachweis Cover: id-k Kommunikationsdesign AG Bildnachweis Inhalt: Kurt Frischknecht (Seite 4), Christian Pfammatter (Fokusthema Weitsicht), Alain Amherd (Seite 12), Corinne Kutz on Unsplash (Seite 14), Patrick Hürlimann (Special Gleisarena)


01 – Editorial

BLICK IN DIE ÜBERNÄCHSTE GELÄNDEKAMMER MICHAEL ZURWERRA Rektor Fernfachhochschule Schweiz

Liebe Leserinnen und Leser

Das Vorwort zur aktuellen Ausgabe unseres Magazins schreibe ich unter dem Eindruck der in diesen Tagen vom Schweizerischen Akkreditierungsrat erhaltenen institutionellen Akkreditierung. Dieses Zertifikat bestätigt der FFHS die geforderte Qualität als schweizerisch anerkannte Fachhochschule im Hinblick auf Lehre, Forschung, Dienstleistung und Governance. Wir haben dadurch die Basis geschaffen, auf der wir unsere neuen Projekte planen und umsetzen werden. Zugleich dürfen wir in diesen Tagen nach der fristgerechten Fertigstellung des Mieterausbaus in der Gleisarena den neuen Campus Zürich übernehmen. Es ist eine architektonische Meisterleistung, die Innovation und Nachhaltigkeit im Bau mit der Weitsicht einer flexiblen Nutzung und den Anforderungen der sich in der Zukunft weiter verändernden Lehrdidaktik verbindet. Wir steuern in unserem Change-Prozess also mit grossen Schritten auf die nächste Geländekammer zu. Als ehemaliger Stabschef der Gotthardbrigade weiss ich aber auch, dass man sich damit nicht zufriedengeben darf und schon jetzt die übernächste Geländekammer im Blick haben muss. Daher haben wir im ersten Quartal dieses Jahres auch die Strategie und den Aktionsplan für das Bestehen in der übernächsten Geländekammer definiert.

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Als Richtlinien unseres Handels haben wir die Begriffe «Integrität», «Verantwortungsbewusstsein», «Zusammenarbeit» und «Nachhaltigkeit» definiert. Die ethische Forderung «Integrität» steht für unsere Redlichkeit, die definierten Ideale und Werte in die Lebenspraxis umzusetzen. Das «Verantwortungsbewusstsein» leitet uns an, in allem, was wir tun, umsichtig und verlässlich zu handeln. Mit dem Begriff «Zusammenarbeit» machen wir deutlich, dass wir eine offene und transparente Kooperation mit allen unseren Partnern anstreben. «Nachhaltigkeit» ist das Handlungsprinzip der optimalen Ressourcen-Nutzung, die auf längere Zeit anhaltende Wirkung erzeugt. Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre.

Es grüsst Sie freundlich

Michael Zurwerra Rektor Fernfachhochschule Schweiz

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02 – Menschen

« DER ERDE ENTSPRINGT SO VIEL HERRLICHES »

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Die Federbälle von Badminton-Profi Joel König fliegen millimetergenau über das Netz. Auch seine Flugreisen zu den verschiedenen Wettkampforten sind gut überlegt. Der 25-jährige Baselbieter ist Betriebsökonomie-Student an der FFHS und engagiert sich als myclimate-Botschafter. Wie er die Wirtschaft und die Umwelt, seine Karriere und seine Ausbildung unter einen Hut bringt. Und was wir als Gesellschaft aus der Corona-Krise lernen sollten.

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02 – Menschen

INTERVIEW: CAROLINE HUBER

Joel König, wie sind Sie Badminton-Profi geworden? Als neunjähriger Knirps fand ich zufällig zum Badminton und schon bald wurde ich ins U13-Nationalkader aufgenommen. Während meiner Zeit am Gymnasium stand ich vor der Frage, wie es mit dem Sport weitergehen soll. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde ich bereits von vielen Seiten stark gefördert, weshalb ich zur Überzeugung gelangte, die mir gegebenen Chancen zu nutzen. Ich war motiviert, mich für den riskanten Weg des BadmintonProfis zu entscheiden, also vom Sport leben zu wollen. Welches sind Ihre nächsten sportlichen Ziele, auf die Sie hintrainieren? Eigentlich wollte ich in diesem Jahr viele Turniere spielen, um die vergangenen Qualifikationsmonate für die Olympischen Spiele 2021 nachzuholen. Doch aufgrund der Corona-Pandemie sind Zielsetzungen schwierig und eine Planung noch nicht immer möglich. Die meisten Turniere wurden abgesagt. So verfolge ich aktuell das Ziel, mich im Trainingsalltag möglichst in den Wettkampfmodus zu versetzen, so dass ich bei möglichen Turniereinsätzen 100 Prozent fit und sofort bereit sein werde. Aufgrund der aktuellen Corona-Situation sind viele Turniere ausgefallen. Wie gehen Sie mit der Situation ohne Wettkämpfe um?

Der Erde entspringt so viel Herrliches und Wunderbares und alles, was wir zum Leben brauchen. Ich finde es liegt auf der Hand, dass nicht nur die Bewahrung unseres Planeten für alle nachfolgenden Generationen ein selbstverständliches Ziel sein sollte. Ich meine, dass bereits unsere Generation damit beginnen muss, die Versäumnisse früherer Generationen anzugehen. Kann man als Sportler gleichzeitig auf das Klima achten? Für die Turniere fliegen Sie um die halbe Welt. Ja klar, ich bin kein Konsumverweigerer. Gerade beim Fliegen ist’s einfach: Wer fliegt, zahlt. Ich bin mir also bewusst, dass ich durch meine Flugreisen dem Klima schade. Darum versuche ich bestmöglich die Verantwortung dafür zu übernehmen und bezahle die kompletten, nicht im Flugticket einkalkulierten C02-Kosten zusätzlich. Oder vielleicht sogar etwas mehr. Den Betrag, den ich für eine Kompensation bezahlt habe, kann ich nicht nochmals ausgeben. Somit verzichte ich automatisch auf mehr Konsum. Das Modell von solchen Kompensationszahlungen ist aber nur eine temporäre Lösung, bis Industrie und Forschung nachhaltige Reisen ermöglichen können. Nachhaltigkeit bedeutet auch, in die Zukunft zu planen. Haben Sie sich deshalb für ein Studium entschieden?

Auf einen Schlag wurde uns Athleten das weggenommen, wofür wir tausende von Stunden Blut schwitzen und uns im Training tagtäglich abrackern: Als Schweizer Nationalspieler will ich im Ausland Weltranglistenpunkte erspielen. Ich akzeptiere die neue Situation, nutze die Trainingszeit bestmöglich und trage das Bewusstsein in mir, dass der Sport vielleicht nie mehr so sein wird, wie ich es mir gewöhnt war.

Badminton ist athletisch und mental sehr anspruchsvoll. Vom Körper wird viel gefordert. Darum ist für mich die Badminton-Karriere auch nur eine zeitlich begrenzte Berufstätigkeit. Für meine Nachsportkarriere will ich gut vorbereitet sein und da gehört es dazu, dass ich eine Hochschulausbildung in Angriff nahm. Um einen Hochschulabschluss zu haben, klar. In meiner Studienrichtung Betriebsökonomie möchte ich mir aber auch Fähigkeiten und Wissen aneignen, die ich später in meinem zweiten Berufsleben gezielt und sinnvoll einsetzen kann – in welcher Form auch immer.

Sie engagieren sich als myclimate-Botschafter für den Klimaschutz. Was bedeutet für Sie, nachhaltig zu leben?

Wie bringen Sie das Studium mit dem Spitzensport unter einen Hut?

Wir müssen unbedingt Sorge tragen zum Planeten Erde. Ich meine, wir dürfen Rohstoffe abbauen und Boden bewirtschaften. Es kann auch zwangsläufig zu punktuellen, teils irreversiblen Veränderungen in der Landschaft kommen, etwa beim Bau eines Hauses. Aber wir haben nur diese eine Erde zum Leben. Bei zunehmender Weltbevölkerung wird die Nachhaltigkeit der Bewirtschaftung umso wichtiger und darum ist dies für mich eine ethische Frage.

Die Konkurrenz im Ausland, vor allem aus Asien, ist so gross, dass ein echt hoher Trainingsumfang erforderlich ist. Lange Trainingstage und Turnierreisen ins Ausland belasten den Körper und Geist sehr, vor allem weil einem jeden Tag die Emotionen des Erfolgs und Misserfolgs begleiten. Hinzu kommt noch die Eigenverantwortung, meine eigene Karriere selbst zu managen und für deren Finanzierung zu sorgen.

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02 – Menschen

So bin ich es mir gewohnt, vor grossen Herausforderungen zu stehen und sehe das Teilzeit-Studium an der FFHS nicht als Problem, sondern als tolle Chance und einen riesigen Gewinn für mich. Eine Vision, gute Planung und viel Motivation geben mir das Vertrauen, einen möglichst grossen Hut zu tragen. Wer steckt hinter dem Sportler, dem Studenten und myclimate-Botschafter Joel König? Bleibt da überhaupt noch Freizeit und Zeit für sich selbst übrig? Ja, es gibt auch noch andere Lebensbereiche, die mich prägen und formen. Die körperliche Erholung nach meiner Trainings-Arbeit ist wichtig für die Balance. Meine Freizeit plane ich gezielt. Darüber hinaus will ich mein Leben so gestalten, um mit meinen Möglichkeiten und Fertigkeiten Sinnreiches tun zu dürfen.

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Sie studieren Betriebswirtschaft. Wo sehen Sie Ansätze für eine nachhaltigere Wirtschaft? Aus meiner Sicht geht kein Weg daran vorbei, vom allerersten Herstellungsschritt eines Gutes die externen Umwelt-Kosten in die Marktpreise zu internalisieren. Geschieht dies nicht, wird die Verantwortung der Nachhaltigkeit auf den Endkunden umgewälzt. Es kann nicht sein, dass vom Endkunden verlangt wird, dass er zum Beispiel minutenlang Zertifikate und Labels auf einer Büchse Tomatensauce untersuchen muss, um herauszufinden, ob der Konsum nun umweltfreundlich wäre oder nicht. Wir brauchen einen Paradigmenwechsel auf

Wie erleben Sie das Studium im Onlineunterricht – vermissen Sie den Präsenzunterricht? Aufgrund meiner sportlichen Auslastung besuche ich keinen Präsenzunterricht und studiere komplett selbstständig nach dem Lehrplan. Die spannende Literatur, die von der FFHS nach Hause gesandt wird, passt für mich. Zurück zur Umwelt. Mit der Corona-Krise sinkt auch die Mobilität. Eine Chance? Wenn es nach der Corona-Krise plötzlich keine exzessiven City-Hoppings mit dem Flugzeug mehr gibt, die Kreuzfahrtschiffe nicht mehr mit Schweröl fahren und all unsere Autos mit grünem Strom und fair produzierten Lithiumbatterien verkehren, dann hat Corona die Mobilität schon verändert. Aber was zeigt uns die Realität? Nachdem Grossbritannien im Februar verlauten liess, dass auf den Sommer hin alle Reiserestriktionen aufgehoben würden, schnellten die Flugbuchungen für Ferienreisen hoch. Ich befürchte, dass flächendeckend ein grosser Nachholeffekt einsetzen wird, um Verpasstes zu kompensieren. Für die Umwelt sehe ich die Corona-Krise einzig dann als Chance, wenn jeder Mensch dadurch erkennt, wie vulnerabel wir als Individuum, aber auch als Gesellschaft sind. Es gibt viele Dinge, die wir nicht kontrollieren können: Naturkatastrophen, das Wetter oder eben solche Viruskrankheiten. Warum also nicht das, was wir immerhin beeinflussen können, bestmöglich schützen, bevor wir uns unserer Lebensgrundlage selbst berauben? In diesem Sinne hoffe ich auf einen Corona-Effekt in der Politik. Wenn zur Abfederung der gesellschaftlichen Folgen von Covid-19 weltweit und in kürzester Zeit hunderte von Milliarden freigegeben werden, könnte man dies nicht beim Thema Umweltschutz auch erwarten?

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Joel König mit einem T-Shirt, das aus leeren Pet-Flaschen produziert worden ist.

der kompletten Angebotsseite im Markt, der auch in der so komplexen und vernetzten globalisierten Welt flächendeckend funktioniert. Es darf nicht mehr nur heissen «Wer zahlt befiehlt!», sondern auch «Je mehr ein Mensch zu Lasten der Nachhaltigkeit konsumiert, desto mehr soll er für ein Produkt zahlen». Es muss komplett nach dem Verursacherprinzip gelebt werden. Dafür braucht es Anreize, oder wo solches nicht ausreicht, staatliche Regulierungen. Haben Sie Tipps für den Alltag, wie man verantwortungsvoll und nachhaltiger leben kann? Ich glaube da gibt es viele Experten, die besser und weitreichender Auskunft darüber geben können, als ich. Ihre Ratschläge basieren auf wissenschaftlich angelegten Studien und Forschungen und beschreiben umfangreich, was die Umwelt schont und was nicht. Evidenz ist wichtig. Jeder muss sich selbst auf die Suche machen, wie er sein Leben nachhaltig gestalten kann. Und die Staaten sollten sich global im Interesse ihrer eigenen Bevölkerung zusammenspannen, um die Folgen der Klimaerwärmung abzufedern. Gelingt uns dies nicht, könnte der Preis für die Menschheit sehr gross werden.


02 – Menschen

«Für die Umwelt sehe ich die CoronaKrise einzig dann als Chance, wenn jeder Mensch dadurch erkennt, wie vulnerabel wir als Individuum, aber auch als Gesellschaft sind. Es gibt viele Dinge, die wir nicht kontrollieren können: Naturkatastrophen, das Wetter oder eben solche Viruskrankheiten. Warum also nicht das, was wir immerhin beeinflussen können, bestmöglich schützen, bevor wir uns unserer Lebensgrundlage selbst berauben?»

Neue Studienrichtung für Sportinteressierte Das neue Bachelor-Studium Betriebsökonomie mit Studienrichtung Sportmanagement bereitet sowohl Profi-Sportler als auch Sportinteressierte auf eine Karriere im Management oder im Sportbusiness vor. Mit der Kombination von Betriebswirtschaft und sportspezifischem Know-how erlangen die Absolvierenden eine vollwertige Management-Ausbildung. Ein spezieller Fokus erhalten die Themen Digitalisierung, New Business und Nachhaltigkeit im Hinblick auf die damit verbundenen Chancen im Sportbusiness der Zukunft. Das Studium startet erstmals ab dem Herbstsemester 2021. ffhs.ch/bsc-sportmanagement

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03 – Fokusthema Nachhaltigkeit

WEITSICHT AUF DIE ZUKUNFT Alle handeln heute nachhaltig – zumindest spricht man fortwährend darüber. Nachhaltigkeit ist ein Wort, mit dem man eigentlich alles mitmeinen kann, was man gerade gerne möchte. Rein semantisch stellt sich die Frage, ob es nachhaltig ist, über Nachhaltigkeit zu sprechen und zu schreiben. Wir haben uns in dieser Cloud-Ausgabe deshalb für ein anderes Hauptwort entschieden: Weitsicht. Klingt etwas bieder, womöglich ist dieser Begriff heute weniger weitläufig als es das Wort Nachhaltigkeit ist. Aber er sagt, was er meint: weit sehen, bis zum Horizont, mindestens. Das Ziel, das in der Ferne liegt, muss erkenn- und denkbar sein. Was muss ich heute tun, damit ich morgen dort hingelange? Und vor allem: Wie mache ich es? Nur wer sich diese Fragen stellt, kann auch nachhaltig handeln. Wie machen wir’s? Diese Frage stellten sich auch die Verantwortlichen der FFHS und der SUPSI. Wie machen wir’s, damit wir die institutionelle Akkreditierung erlangen, quasi die Lizenz, um weiterhin eine Fachhochschule sein zu dürfen? FFHS-Rektor Michael Zurwerra blickt im Interview nochmals zurück auf diesen Prozess. Rückblick? Aber es geht doch hier um Weitsicht … Das Akkreditierungsverfahren ist ein gutes Beispiel, um zu verstehen, was Nachhaltigkeit für eine Bildungsinstitution bedeutet. Auf dem langen Weg, den die FFHS und die SUPSI gemeinsam gegangen sind, sind Fragen aufgetaucht, neue Themen, man wurde sich der eigenen Stärken bewusst und hat die Schwachstellen erkannt. Mit dem Erlangen der Akkreditierung hat sich die FFHS gleichzeitig die Ziele für die kommenden Jahre gesetzt. Die FFHS, so Rektor Zurwerra, sei jetzt aufgestellt und bereit für die Zukunft. Bereit, weit zu sehen. Bereit, nachhaltig zu handeln.

David Biner

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Die Erleichterung bei FFHS-Rektor Michael Zurwerra ist gross. Es ging um sehr viel.

INTERVIEW

«DIE FFHS IST HEUTE FÜR DIE ZUKUNFT AUFGESTELLT» INTERVIEW: DAVID BINER

Geschafft! Als Mitglied der Fachhochschule Südschweiz SUPSI hat die Fernfachhochschule Schweiz FFHS die institutionelle Akkreditierung erlangt. Aber was bedeutet das überhaupt? FFHS-Rektor Michael Zurwerra über vier äusserst intensive Jahre, die Bedeutung des positiven Entscheids für die Zukunft und warum er jetzt wieder ruhiger schlafen kann.

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Michael, die FFHS ist jetzt zusammen mit der gesamten SUPSI eine institutionell akkreditierte Hochschule. Wie fühlt sich das an? Natürlich sind die Freude und die Erleichterung riesig. Dieser Schritt ist für uns existenziell. Ohne Akkreditierung hätte die FFHS keine Chance, in der Bildungslandschaft zu bestehen. Das tönt nach vielen schlaflosen Nächten. Es ging um sehr viel. Als wir vor vier Jahren diesen Prozess gemeinsam mit den Departementen und den anderen affiliierten Schulen der SUPSI eingeleitet haben, standen wir vor einem riesigen Berg. Haben wir an alles gedacht? Schaffen wir das überhaupt gemeinsam? Das war schon eine intensive Zeit.


03 – Fokusthema Nachhaltigkeit

Was bedeutet dieser Schritt für die Fernfachhochschule Schweiz als Institution? Die Akkreditierung ist die Grundlage für unser Kerngeschäft, also, dass wir an der FFHS überhaupt lehren und forschen können und unsere Abschlüsse eine eidgenössische Anerkennung haben. Zudem sind wir dadurch berechtigt, Gelder von Bund und den Kantonen zu beantragen. Allein die finanzielle Sicherheit gibt uns eine solide Basis für die Zukunft. Grundsätzlich können wir nach diesem Prozess sagen: Die FFHS ist heute für die Zukunft aufgestellt.

«Wie unsere Mitarbeitenden mit diesem Druck umgegangen sind, hat mich beeindruckt. Ihnen gebührt mein Dank.»

Waren sich alle im Haus dieser Wichtigkeit bewusst? Ja, ich denke schon. Zumindest habe ich es immer und immer wieder betont (lacht). Ich möchte hier schon klarstellen: Ohne die vielen engagierten Mitarbeitenden wäre es natürlich nicht gegangen. Das Akkreditierungsverfahren hat innerhalb der FFHS vieles in Bewegung gebracht. Mitten in einem grossen Change-Prozess haben wir ein umfangreiches Qualitätssicherungssystem aufgebaut. Und es ist nicht immer einfach für eine Institution, wenn sich viele Dinge in so kurzer Zeit verändern. Wie unsere Mitarbeitenden mit diesem Druck umgegangen sind, hat mich beeindruckt. Ihnen gebührt mein Dank.

In welchen Bereichen ortet der Bericht noch Verbesserungspotential?

Was sind das für Veränderungen?

Was bedeutet die Akkreditierung für die Studierenden?

Wir haben eine Forschungsstrategie entwickelt und deren Umsetzung eingeleitet, wir haben unser Blended Learning Modell und die E-Didaktik weiterentwickelt und die verschiedenen Studiengänge überprüft und angepasst, neue Angebote in der Lehre geschaffen, die Organisationsstruktur professionalisiert und in grossem Stil unsere neue Infrastruktur gebaut.

Auch für sie bedeutet der positive Entscheid Sicherheit und eine gute Perspektive. Mit einem Zertifikat unserer Institution besitzen sie einen eidgenössisch anerkannten Abschluss. Die Studierenden wissen, dass sie sich auch in Zukunft auf uns verlassen können. Wie gesagt: Natürlich wollen wir den digitalen Unterricht, unser Alleinstellungsmerkmal, weiter ausbauen und besser machen. Aber wir möchten auch näher bei den Studierenden sein, ihnen zuhören, erfahren, besser spüren und allgemein wollen wir auch noch besser auf die aktuellen Trends in der Lehre und Weiterbildung eingehen.

Wenn man den Bericht des Akkreditierungsrats mit einer Schulnote zusammenfassen müsste, was hätte die FFHS bekommen? Das Verfahren ging dermassen weit in die Breite und Tiefe, dass es kaum möglich ist, das Ganze mit einer einzigen Note zusammenzufassen. Ich würde sagen, wir haben die Akkreditierung mit Prädikat «Gut bis sehr gut» geschafft. In einigen Bereichen wurden wir sogar schweizweit als vorbildlich bewertet. Das macht natürlich Freude und zeigt, dass wir vieles richtig gemachen haben.

Natürlich kann man sich immer und überall verbessern – und das bleibt auch weiterhin unser Anspruch. Es gibt Bedarf etwa im Verwaltungsbereich, bei der Kostenplanung zum Beispiel, das Lohnsystem und die Entwicklungsmöglichkeiten für unsere Mitarbeitenden sollen ebenfalls verbessert und ausgebaut werden. Wir wollen künftig auch unsere Dozierenden noch besser unterstützen, damit die Qualität der Lehre weiterhin hoch bleibt.

Das heisst, dass es auch Änderungen auf der Angebotsseite geben wird? Wir müssen den Mut haben, Module und Angebote zu ändern. Studiengänge, die wenig nachgefragt werden, muss man durch neue ersetzen, die dem Bedürfnis des Longlife Learnings und des Arbeitsmarktes entsprechen. Da wird es in Zukunft noch viel Optimierungsbedarf geben. Und die institutionelle Akkreditierung hilft hier enorm, uns zu öffnen und weiter zu verbessern.

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03 – Fokusthema Nachhaltigkeit

FFHS ERLEICHTERT PFLEGEFACHKRÄFTEN IHREN START INS NEUE STUDIUM TEXT: DAVID BINER

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Die Corona-Pandemie hat gezeigt, was schon lange klar war: Pflegefachkräfte sind systemrelevant. Was ebenfalls schon lange klar ist: Im Schweizer Gesundheitswesen fehlt es an Pflegefachkräften. Wie der Kanton Wallis diese Lücke nun schliessen will. Und welche Rolle die FFHS dabei spielt. Es war eine schöne Geste der Wertschätzung, als während der ersten Pandemiewelle im Frühjahr 2020 die Menschen auf ihre Balkone traten, um den Gesundheitspersonal an der Covid-Front Beifall zu klatschen. Ob dieses neu geweckte Bewusstsein und die Dankbarkeit für die vielen so tüchtigen Hände in den Spitälern oder bei der Alterspflege den Berufsstand verändern wird, muss sich erst noch weisen. Fakt ist: Die Branche kämpft nicht nur für bessere Löhne oder mehr Anerkennung, sondern auch gegen strukturelle Probleme. Der Fachkräftemangel in der Schweiz – und auch im Wallis – ist latent. Die Gründe hierfür sind vielfältig, die möglichen Lösungsansätze auch. Der Kanton Wallis hat sich entschieden, das Problem auf eine ganz pragmatische Art anzugehen. Wenn es im Gesundheitsbereich an Fachkräften mangelt, müssen welche ausgebildet werden.

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Klick für Klick dazulernen Im Herbst 2017 starteten die Walliser Fachhochschule für Gesundheit in Zusammenarbeit mit dem Berner Bildungszentrum Pflege ein entsprechendes Pilotprojekt in Visp. Bis 2020 wollte man sich Zeit nehmen, um zu sehen, ob ein Studiengang Pflege auf Stufe Höhere Fachschule HF tatsächlich ein gangbarer Weg wäre für eine Behebung des Pflegenotstands. Nach einem harzigen Start wurden die Verantwortlichen auf das zweite Jahr hin mit Anfragen überhäuft. Im Herbst 2020 konnten schliesslich die Studierenden des ersten Ausbildungsjahrgangs ihre Diplome entgegennehmen. Und wegen der steigenden Nachfrage wurde auf das Frühjahr 2021 hin in Visp eine zweite Klasse eröffnet. Gleichzeitig sind auch in Monthey die ersten angehenden Pflegefachkräfte mit dem gleichen Ausbildungsgang gestartet. Die Nachfrage ist hoch. Und die Studierenden haben ihre Bedeutsamkeit bereits unter Beweis gestellt. Die Höhere Fachschule Bereich Gesundheit hatte während der zweiten Pandemie-Welle im Herbst 2020 ihren Unterricht kurzfristig eingestellt, um dem Personal in den schwer vom Virus betroffenen Alters- und Pflegeheime in der Region unter die Arme zu greifen. Der starke Praxisbezug ist wichtig für den Studiengang. Ebenso seine breite Türen, die eigentlich für alle Interessierten mit einer abgeschlossenen Lehre weit offenstehen. Und die FFHS hilft tatkräftig mit, diese Durchlässigkeit zu fördern und zu steigern.


13 Der Bedarf nach Pflegefachkräften hat sich in den letzten fünf Jahren verdoppelt.

Gemeinsam mit den Dozierenden des Studiengangs haben die FFHS-Departemente Gesundheit und E-Didaktik einen Vorbereitungskurs eingerichtet, basierend auf den Unterlagen des Berner Bildungszentrums Pflege. Dieser soll die angehenden Studierenden individuell bei ihren jeweiligen Ausbildungen und Erfahrungen abholen und sie im Bereich der Naturwissenschaften fit machen für das Studium. Physik, Biologie, Chemie – die künftigen Pflegefachkräfte navigieren sich durch ein Online-Modul, das ihnen die Materie, etwa den menschlichen Körper bis tief in die Zellstruktur, Klick für Klick näherbringt. «Der Vorbereitungskurs wird in rund 40 Stunden absolviert und folgt dem Prinzip des Selbstlernziels», sagt Andreas Hediger. Der Leiter der MediaFactory begleitet sehr eng das didaktische Konzept, das die ersten Interessenten im Frühjahr 2021 durchlaufen haben und das nach deren Feedback nun weiter verfeinert wird.

Die gleichen Chancen für alle Der Kurs ist zwar für alle eingeschriebenen Studierenden obligatorisch, jedoch keinesfalls mit einem Eignungstest, einer Aufnahmeprüfung oder einem Numerus Clausus zu verwechseln, sagt Hediger, «es ist ein formativer Kurs». Die verschiedenen Themenbereiche sind demnach so aufgebaut, dass die Teilnehmenden darin eintauchen können – spielerisch, intuitiv, interaktiv. «Die Studierenden müssen beim Kurs aktiv werden», sagt Hediger, «es

geht in erster Linie nicht darum, ob die Antwort falsch oder richtig ist, sondern vor allem um die Frage, warum sie falsch oder richtig ist und was die angehenden Studierenden dabei lernen können». Das Prinzip des Vorbereitungskurses sei es, alle angehenden Studierenden auf den gleichen Wissensstand zu bringen, damit alle die gleichen Grundlagen haben für ein erfolgreiches Studium. Hediger: «Für den jungen Studiengang ist das Projekt eine grosse Chance.» Die Unterstützung der FFHS geht aber über den didaktischen Bereich hinaus. Gemeinsam mit der Walliser Fachhochschule HES-SO Valais/Wallis und dem Berner Bildungszentrum Pflege trägt sie den Studiengang in einer neu gegründeten Stiftung mit. Diese wird als Leistungserbringerin der Pflegeausbildung HF auch vom Kanton anerkannt. Der Walliser Bildungsdirektor Christophe Darbellay hofft, mit der Pflegeausbildung HF noch mehr Walliserinnen und Walliser für die Berufe im Gesundheitsbereich zu begeistern. Der Bedarf auf dem heimischen Arbeitsmarkt nach Fachkräften im Pflegebereich habe sich in den Jahren zwischen 2016 und 2021 verdoppelt. Die Corona-Pandemie hat diese Situation nicht unbedingt verschärft. Aber sie hat eindringlich gezeigt: Gute Pflegefachkräfte sind systemrelevant. Sie verdienen Applaus. Und einen bestmöglichen Zugang zu einem guten Studium.


03 – Fokusthema Nachhaltigkeit

NACHHALTIGKEITSMANAGER BRAUCHT DAS LAND Unternehmen, die sich nachhaltig ausrichten, verzeichnen heute bereits klare Wettbwerbsvorteile. Die Generation Z will nicht nur nachhaltig konsumieren, sondern auch bei einem verantwortungsvollen Arbeitgeber tätig sein. Höchste Zeit, dass zukünftige Führungskräfte lernen, nachhaltig zu denken und zu handeln. TEXT: NATASCHA RITZ

Irgendetwas mit Umwelt? Nachhaltigkeitsmanager benötigen mehr als die ökologische Perspektive.

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Fast täglich berichten Medien über die Auswirkungen des Klimawandels und Initiativen für eine nachhaltige Zukunft in der Politik und in der Wirtschaft. Immer mehr Unternehmen verankern Nachhaltigkeit in ihrer Strategie und bilden entsprechende Abteilungen, in denen Nachhaltigkeitsbeauftragte arbeiten. Start-ups, die sich nachhaltigen Produkten und Dienstleistungen verschrieben haben, schiessen wie Pilze aus dem Boden. Wieso ist das Thema Nachhaltigkeit derzeit so aktuell? André Olveira-Lenz ist Leiter des Geschäftsbereichs Innovation und Umwelt an der IHK Südlicher Oberrhein und doziert an der FFHS im Bachelor Wirtschaftsingenieurwesen in der neuen Vertiefung Corporate Sustainability and Green Technologies. Er sieht die Omnipräsenz des Themas im wachsenden gesellschaftlichen Druck begründet: «Nachhaltigkeit hat sich bereits oft als entscheidender Faktor für Kunden bei der Entscheidung für oder gegen ein Unternehmen herauskristallisiert». Insbesondere die


03 – Fokusthema Nachhaltigkeit

zukünftige Kundengruppe der Generation Z achtet länger denn je auf eine nachhaltige Unternehmensphilosophie, während Preis und Qualität in den Hintergrund rücken. Zudem gibt Olveira-Lenz zu bedenken, dass Firmen immer mehr gesetzliche und regulatorischen Vorgaben und gewisse Mindeststandards in punkto Nachhaltigkeit zu erfüllen haben.

Wieso erst jetzt? Ein Unternehmen kommt heute kaum um das Thema herum, aber wieso eigentlich gerade jetzt? Ginge es nach Dr. Natascha Hebestreit, Fachbereichsleiterin für Ethik und Nachhaltigkeitsmanagement an der FFHS, hätten wir bereits seit Jahrzehnten die nötigen Daten zur Hand, etwa zum überproportional hohen Ressourcenverbrauch oder zum demografischen Wandel in den Industrienationen. Gehandelt werde jedoch erst, wenn die Effekte auch für den Einzelnen spürbar sind. «Erst jetzt werden Umweltkatastrophen mit dem Klimawandel in Verbindung gebracht und Flüchtlingsbewegungen auf die globale soziale Ungerechtigkeit zurückgeführt». Nicht zuletzt habe auch die Corona-Krise aufgezeigt, welche Schwachstellen unser Gesellschafts- und Wirtschaftssystem hat. Mit der sozialen Komponente spricht Hebestreit einen wichtigen Aspekt von Nachhaltigkeit an. Oft wird nachhaltig (auch in Unternehmen) mit ökologisch gleichgesetzt, dabei geht es um die Betrachtung und Vernetzung der drei grossen Dimensionen Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt. «Nachhaltigkeit bedeutet auch, Themen wie soziale Gerechtigkeit, Armut, demografischen Wandel, wirtschaftlichen Fortschritt und sorgsamen Umgang mit Technologien zu bedenken und dauerhaft in das unternehmerische Handeln zu integrieren», sagt FFHS-Dozent Sandro Olveira, der an der Universität Zürich im Bereich Sustainable Chemistry forscht und lehrt. Zusammengefasst: Langfristiges und weitsichtiges Handeln muss in allen Unternehmen die Devise sein, kurzfristige Entscheidungen gehören der Vergangenheit an.

Generalisten sind gefragt Doch welche Skills benötigen Nachhaltigkeitsbeauftragte oder Führungspersonen, um zukunftssichere Entscheidungen treffen zu können? Oliveira ist sich sicher, dass in den nächsten Jahren ein extrem breiter Arbeitsmarkt für Nachhaltigkeitsmanager in jeglichen Branchen offensteht. Meist stehe der Aspekt der ökologischen Nachhaltigkeit

im Vordergrund, auch wegen den Einsparpotenzialen und des medialen Interesses. «Die Besonderheit im Nachhaltigkeitsmanagement ist jedoch, dass es sehr viele betriebliche Themen wie Energieeffizienz, Umwelt, Arbeitssicherheit, Personalentwicklung und Qualität miteinschliesst». Daher seien Nachhaltigkeitsbeauftragte Generalisten, die sehr interdisziplinär agieren. Ausserdem müssen sie eine Multiplikator-Rolle im Unternehmen einnehmen, um das Thema glaubwürdig zu vermitteln und Mitarbeitende, Lieferanten und Kunden für Nachhaltigkeitsthemen zu sensibilisieren. Auch Natascha Hebestreit sieht vor allem das interdisziplinäre Denken und Handeln als Voraussetzung, um miteinander verwobene Problemstellungen auf wirtschaftlicher, ökologischer und sozialer Ebene zu lösen. Es liegt nun auch an den Hochschulen, die entsprechenden Kompetenzen bei ihren Studierenden weiter zu fördern. An der FFHS ist Nachhaltigkeit im Zusammenhang mit Corporate Responsibility bereits seit einigen Jahren ein Pflichtmodul im Bachelor Betriebsökonomie, nun kann das Thema zusätzlich in neuen Vertiefungsrichtungen gewählt werden (siehe Infobox). Die Prognosen stehen gut für zukünftige Nachhaltigkeitsbeauftragte. Doch nur, wenn ein Unternehmen Nachhaltigkeit nicht als Luxusdisziplin betrachte, sei der Job auch wirklich attraktiv, gibt Hebestreit zu bedenken: «Nur, wenn Nachhaltigkeit in alle Unternehmensprozesse integriert wird, hat der Nachhaltigkeitsmanager vielfältige herausfordernde Aufgaben mit grossem Potenzial für ein Unternehmen».

Neue Vertiefungen zur Nachhaltigkeit Ab dem kommenden Herbstsemester können Studierende des BSc Betriebsökonomie die neue Vertiefungsrichtung Leadership and Sustainability Management belegen. Insbesondere werden die Themen Führungsethik und die nachhaltige Ausrichtung von Unternehmen beleuchtet. Im BSc Wirtschaftsingenieurwesen wird ebenfalls neu die Vertiefung «Corporate Sustainability and Green Technologies» angeboten, die sich mit Umsetzungsstrategien zur ökologischen Transformation beschäftigt. Ausserdem ist im MSc Business Administration eine neue Vertiefung «Sustainability and Circular Innovation» angedacht, die derzeit entwickelt wird. ffhs.ch/bsc-betriebsoekonomie ffhs.ch/bsc-wirtschaftsingenieur

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03 – Fokusthema Nachhaltigkeit

SOZIAL UND UMWELTFREUNDLICH

WARUM FERNSTUDIEN NACHHALTIG SIND GASTKOMMENTAR: DAMIEN CARRON

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Das Thema Nachhaltigkeit beschäftigt mich schon seit Beginn meiner Tätigkeit an der FernUni. Aber ich muss zugeben, dass es in meiner Wahrnehmung erst durch den Akkreditierungsprozess eine sehr konkrete Form angenommen hat – die FernUni hatte das gleiche Verfahren durchlaufen wie jüngst die FFHS. Einer Hochschule wird die Akkreditierung nur mit der Bedingung erteilt, wenn diese über ein Qualitätssicherungssystem verfügt, das bei der Lehre und der Forschung eine wirtschaftliche, eine soziale und eine ökologisch nachhaltige Entwicklung berücksichtigt. Die wirtschaftliche Nachhaltigkeit ist ein zentrales Anliegen für eine Universität. Als Institution funktioniert sie so, dass sie ihren Auftrag erfüllen kann. Gleichzeitig muss sie aber ihre Finanzen wie eine privatwirtschaftliche Organisation verwalten. Soziale Nachhaltigkeit ist ein integraler Bestandteil unserer Personalpolitik. Soziale Nachhaltigkeit bedeutet für uns auch, Menschen den Zugang zu einem Hochschulstudium zu ermöglichen, die ohne das Bildungsangebot der FernUni diese Chance nicht gehabt hätten. In dieser Hinsicht leisten die Institutionen im Bereich der Fernstudien einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft. Lebenslanges Lernen garantiert nicht nur soziale, sondern auch wirtschaftliche Nachhaltigkeit.

Bedeutung gewinnen. Selbstverständlich wurden die Prinzipien der ökologischen Nachhaltigkeit auch beim Bau des neuen Campus in Brig berücksichtigt. Zurück zur institutionellen Akkreditierung. Die FernUni will natürlich die Anforderungen auch im Hinblick auf eine nachhaltige Entwicklung erfüllen. Wir haben Anfang 2020 ein Konzept validiert, das die strategischen Ziele, die Verantwortlichkeiten und die geplanten Massnahmen definiert. Natürlich muss das Ganze auch verbindlich sein. Deshalb ist die FernUni dem Globalen Pakt der Vereinten Nationen beigetreten. Dieser Vertrag zwischen Unternehmen und der UNO ist weltweit die wichtigste Initiative für nachhaltiges Wirtschaften. Unser Ziel ist es, innovative Ideen und Projekte zu unterstützen und das Engagement in Nachhaltigkeitsnetzwerken zu fördern. Die hier ausgeführten Gedanken betreffen die FernUni genauso wie die FFHS. Die beiden Schulen werden deshalb auch beim Thema Nachhaltigkeit zusammenarbeiten. Bald schon in einem gemeinsamen Campus.

Das Fernstudienmodell leistet zudem einen wichtigen Beitrag zur ökologischen Nachhaltigkeit. Die Emissionen werden auf das Nötigste reduziert, weil Studenten und Dozierenden nur wenig reisen müssen. Der Präsenzunterricht findet an Standorten statt, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar sind. Die FernUni unterstützt auch Home-Office-Modelle, diese werden in Zukunft an DAMIEN CARRON ist Direktionsmitglied der FernUni Schweiz, wo er verantwortlich für die akademischen Dienste ist.

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03 – Fokusthema Nachhaltigkeit

WAS BRINGT EINE BEWEGUNGSAPP? AUF DIESE PUNKTE SOLLTEN SIE ACHTEN TEXT: SUZANNE SINISTAJ

SUZANNE SINISTAJ Master in Gesundheit und Fitness, ist Dozentin in Gesundheitsförderung und bringt langjährige Erfahrung als Physiotherapeutin und Trainerin im Schwimmsport mit.

Auf die eigene Gesundheit zu achten hat viel mit nachhaltigem und verantwortungsvollem Handeln zu tun – dies zeigt sich nicht zuletzt in der Corona-Pandemie. Suzanne Sinistaj, Dozentin Gesundheitsförderung, gibt Tipps, wie Bewegungsapps dazu beitragen können, etwas Gutes für die Gesundheit zu tun. Bewegung ist eine wichtige Komponente der Gesundheit. Wenn man es schafft, diese nachhaltig ins Leben zu integrieren, hat das erwiesenermassen positive Auswirkungen auf multiple gesundheitliche Aspekte. Dabei ist jeder Schritt zu einem aktivieren Lebensstil von Nutzen und die Mindestbewegungsempfehlungen mit 2 ½ h/Woche in moderater Intensität (etwas ausser Atem kommen) sind auch für Sportmuffel umsetzbar. Gut also, wer während der Corona-Zeit zum Spaziergänger geworden ist. Schlechter erging es an dieser Stelle vielen anderen, die ihre geliebte Tätigkeit nicht mehr ausüben konnten. Entstanden sind dafür unzählige Sport- und BewegungsApps. Damit das Training mit der App einen Benefit und keinen Schaden für die Gesundheit generiert, sollten ein paar Punkte beachtet werden:

– Eine App ersetzt die persönliche Betreuung nicht, die Sportaktivität sollte nicht gänzlich unbekannt sein. Dabei sind präzise Erklärungen zu den Übungen mit guten Darstellungen unabdinglich. – Das Trainingsprogramm sollte über ein Warm-up und Cool-down verfügen. – Auf die physischen Voraussetzungen sollte Rücksicht genommen werden mit: Einstufungstest, verschiedenen Levels, Variationen und Filteroptionen für beispielsweise die Trainingszeit oder das Equipment. – Ebenfalls sollten Steigerungsmöglichkeiten gegeben sein. Viele Apps steigern aber Umfang, Intensität und Komplexität der Übungen sehr schnell. Körperliche Anpassungen brauchen Zeit. – Auch das eigene Körpergefühl ist als Steuerungskompetenz für eine adäquate körperliche Belastung wichtig. Apps haben also einige potentielle Gefahrenherde. Sie bieten aber auch die Chance, Kontinuität ins Bewegungsverhalten zu bringen und zuhause zu trainieren. Weitere Bewegungstipps für zuhause bietet das Netzwerk Gesundheit und Bewegung Schweiz auf hepa.ch.

Neuer Studiengang BSc Ernährung und Gesundheit Um die Förderung der Gesundheit geht es auch im neuen Bachelorstudium. Das Studium vermittelt umfassende Kenntnisse in Ernährungslehre, Anatomie und Physiologie und eröffnet vielfältige Tätigkeitsfelder im Bereich Lebensmittel und Gesundheitsförderung. Die Studierenden erhalten auch vertiefte Einblicke in die Themen Nachhaltigkeit, Welt- und Sporternährung und lernen das Theoriewissen in einem Praktikum umzusetzen. ffhs.ch/bsc-ernaehrung-gesundheit

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Die Unterrichtszimmer sind schlicht und elegant gehalten. FFHS AR-App laden, Bild scannen und Rundgang starten.

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S PECI A L

DIE FFHS IST IN ZÜRICH ANGEKOMMEN Die FFHS ist in die Gleisarena eingezogen. Sie ist jetzt Teil des Zürcher Hauptbahnhofs, Teil dieser schönen Stadt, Teil eines komplexen und pulsierenden Ökosystems. Fix an einem Ort, der niemals stillsteht. Ein Augenschein. TEXT: DAVID BINER

CLOUD – Das Magazin der Fernfachhochschule Schweiz

Wie Ameisen huschen die Menschen durch den Zürcher Hauptbahnhof. Zielstrebig und ruhig. Jeder weiss, wohin er will. Die Pendlerströme der frühen Rushhour versiegen allmählich in dem unendlichen Labyrinth von Perrons, Stockwerken und Ausgängen. Das Licht der Morgensonne wird durch die zahlreichen Glasflächen reflektiert, ein wunderschöner Apriltag. Fast eine halbe Million Fahrgäste steigen hier ein und aus, um die 3’000 Züge kommen an und fahren wieder weg – pro Tag! Kein anderer Ort in diesem Land wird so oft frequentiert. Der Zürcher Hauptbahnhof steht nie still. Aber alles scheint geregelt, alles hat seinen Platz. Auch die neue Gleisarena. Wenn man den Hauptbahnhof in Richtung Sihlquai verlässt, steht man plötzlich vor ihr.


04 – Special Gleisarena

Die Gleisarena mit Kopf- und Langbau direkt am Hauptbahnhof Zürich.

Forschungsdirektor Daniel Zöbeli, Stiftungsratspräsident Hans Widmer, Immobilienverantwortliche Yvonne Ganz, Rektor Michael Zurwerra und Domenico Iacobucci, Immobilienverantwortlicher der SUPSI. (von links)

Elegant schmiegt sich der Gebäudekomplex mit Kopf- und Langbau parallel zum äussersten Bahnsteig nördlich des breiten Geleisetrichters. Auf der anderen Seite begleiten die Gebäude die Passanten mit ihrer Glas-AluminiumFassade direkt in Richtung Kreis 5, einem der lebhaftesten Quartiere der Limmatstadt. Die Gleisarena wirkt heute fast so, wie sie schon immer dagestanden wäre, ein ästhetischer Kontrast zum Quartier rund um die Europaallee auf der gegenüberliegenden Seite der Geleise. Die beiden Gebäude sind in den letzten Jahren mitgewachsen mit diesem Teil des Bahnhofs. Eine sanfte Ankunft im neuen Stadtbild.

50 Arbeitsplätze für FFHS-Mitarbeitende An diesem Apriltag ist auch die FFHS angekommen in Zürich. Der fertiggestellte Mieterausbau steht zur Übernahme bereit. Er umfasst den siebengeschossigen Kopfbau sowie drei Etagen des sechsgeschossigen Langbaus. Alles riecht nach neu, alles ist neu. Patrizia Dünner von Drees & Sommer, die das Baumanagement begleitet und für die Qualitätssicherung zuständig ist, führt die kleine Delegation durch die grossen Büroflächen. Prof. Dr. Daniel Zöbeli, FFHS-Forschungsdirektor, inspiziert schon mal die künftigen Arbeitsplätze seiner Mitarbeitenden. 50 Arbeitsplätze stehen hier insgesamt bereit. Der Umzug vom bisherigen Standort in Regensdorf soll bis im Sommer vollzogen sein. Michael Zurwerra wartet mit Walliser Spezialitäten auf für die Partner von Drees & Sommer und Caretta Weidmann, zuständig für das Baumanagement.

Am Schluss einer gemeinsamen, langen Reise muss man sich auf das wirklich Wesentliche im Leben besinnen, aufs Essen und Trinken, auf das Miteinander, so die symbolische Botschaft des FFHS-Rektors. An diesem Morgen tagt auch die zuständige Baukommission zum letzten Mal. Hans Widmer, Stiftungsratspräsident der FFHS, zeigt sich danach zufrieden. Und ein bisschen erleichtert: «Alles verlief reibungslos.» Das Vertrauen des Stiftungsrats spürt auch Yvonne Ganz. «Rückblickend war der Erhalt der Baubewilligung seitens Stadt Zürich der wichtigste Moment für mich», sagt die Immobilienverantwortliche der FFHS. Ursprünglich war die Gleisarena von den SBB, der Bauherrin, als Bürogebäude vorgesehen. Es sei anspruchsvoll gewesen, die Umnutzung in ein Schulgebäude auch dem Bewilligungsverfahren anzupassen. Natürlich alles – wie immer im Baugewerbe – unter hohem Zeitdruck. «Es war kein Spaziergang, eher ein Spiessrutenlauf», sagt Ganz, «das Projekt war von Beginn sehr sportlich unterwegs, der Zeitfaktor die grösste Herausforderung». Für die Immobilienverantwortliche bedeutet das Ende der Bauphase gleichzeitig ein Neubeginn. Ihr Team ist nun bereit, die Räumlichkeiten zu betreiben, zu warten und sie nun auch weiter zu vermieten. Das flexible Nutzungskonzept macht es möglich, dass sich Institutionen und Private aus dem Bildungsbereich aber auch aus der Privatwirtschaft in den Arbeits- und Lernräumen der Gleisarena einmieten können.

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04 – Special Gleisarena

Eine Fassade aus 24000 Glasbausteinen

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40 Unterrichtsräume stehen bereit. Die Ausstattung wirkt schlicht und elegant und kann in Windeseile und unkompliziert umgestellt und angepasst werden. Die flexible Einrichtung und die digitale Infrastruktur können auch für anwendungsorientierte Lernsettings verwendet werden und machen den Präsenzunterricht ab dem kommenden Herbstsemester so praxisorientiert wie möglich. Den Schritt von der Theorie hin zur Praxis hat Patrick Heiz bereits hinter sich. Dass sein Architekturbüro «Made in» den Zuschlag für das Gleisarenaprojekt bekam, hat vor allem mit der Glasbausteinfassade zu den Gleisen hin zu tun. Weil eine Fassade in dieser Form und mit diesem Material eine Weltneuheit ist, war zunächst nicht klar, ob sie in der Praxis überhaupt realisierbar ist. Heute weiss jeder, der daran vorbeifährt, was Heiz und sein Team immer schon wussten: es ist möglich, mit Einhaltung der Minergie-P-Eco-Richtwerten obendrein. Die doppelt gekrümmte Fassade besteht aus rund 24’000 Glasbausteinen, was eine Fläche von rund 1’500m2 ausmacht. Sie übernimmt die Krümmung des Geleises und den Winkel der Stützen des Perronvordachs. Die Flucht ist so ausgerichtet, dass der Hauptbahnhof und die Gleisarena ineinanderfliessen. Die Fassade war aber nicht die einzige Herausforderung für die Architekten. Das Gebäude liegt fast vollständig auf einem Tunnel, wo die S-Bahnen ein- und ausfahren. Über das Untergeschoss können zudem die Einkaufzentren im Hauptbahnhof angeliefert werden. Die Gleisarena ist längst Teil dieses Ökosystems, das fortdauernd in Bewegung ist. Und mit ihr jetzt auch die FFHS.

Facts and Figures Architektur und Bauleitung ARGE Made in – Caretta Weidmann

Rund 50

40

Arbeitsplätze

Unterrichtsräume

Rund 6’600m2

Juli 2017

Geschossfläche FFHS

Baubeginn

Mai 2021

16 Mio CHF

Abschluss Mieterausbau

Kosten Mieterausbau

Raumvermietung Das flexible Nutzungskonzept macht es möglich, dass sich Institutionen und Private aus dem Bildungsbereich aber auch aus der Privatwirtschaft in den Arbeits- und Lernräumen der Gleisarena einmieten können. ffhs.ch/raum-buchen

Die digitale Infrastruktur ist auf dem neusten Stand.

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04 – Special Gleisarena

«SPONTANBESUCHER SIND JEDERZEIT WILLKOMMEN!» Die Studienberatung ist die erste Anlaufstelle für Studieninteressierte und wird in der Gleisarena Tür und Ohren auch für Laufkundschaft offen haben. Das Studienberatungsteam über den neuen Standort und was sie angehenden Studierenden raten. INTERVIEW: DAVID BINER

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Der neue Campus der FFHS ist jetzt mitten in Zürich. Was heisst das für die Studierenden? Auch wenn sich die Aus- und Weiterbildungen der FFHS durch einen grossen Anteil von Selbststudium und flexiblem Lernen auszeichnen, ist der Unterricht vor Ort ein zentrales Element für die Studierenden. Sie haben bei den Präsenzveranstaltungen die Gelegenheit sich auszutauschen, Fragen zu klären sowie Fallbeispiele zu bearbeiten und gemeinsam im Team Lösungen zu finden. Somit wird ein idealer Theorie-Praxistransfer realisiert. Die neuen Räumlichkeiten der FFHS direkt am HB Zürich sind technisch auf dem neuesten Stand und dank der zentralen Lage für viele Studierende nun noch schneller und komfortabler zu erreichen. Der Weg vom Zug ins Unterrichtszimmer könnte kürzer nicht sein. Die Studienberatung bezieht ihre Arbeitsplätze direkt beim Empfang. Wieso eigentlich? Das Team der Studienberatung ist erste Anlaufstelle für Studieninteressierte und kümmert sich auch um die Anliegen von Studierenden. Unmittelbar beim Empfang gelegen, sind wir für alle gut sichtbar, man muss uns nicht lange suchen, wenn man ein persönliches Beratungsgespräch vereinbart hat oder eine spontane Auskunft wünscht. Am neuen Standort mit grosser Fensterfront, zwischen anderen Ladengeschäften und in unmittelbarer Nähe zum lebhaften HB mit hohem täglichen Pendleraufkommen erwarten wir neu auch Laufkundschaft. Bekommen auch Interessierte, die spontan vorbeischauen, eine Beratung von euch? Spontanbesucher sind jederzeit herzlich willkommen! Der Empfang ist während den gesamten Öffnungszeiten besetzt und kann Informationsmaterial und Erstauskünfte

Die Studienberaterin Olivia Tschanz vor der Gleisarena.

abgeben. Bei spezielleren Fragen wird an die Studienberatung verwiesen. Wir bieten kostenlose persönliche Beratungsgespräche vor Ort oder online an, die vorab auf der FFHS-Website oder auch am Empfang gebucht werden können. Eine seriöse Beratung erfordert eine gewisse Vorbereitung auf beiden Seiten und wir können uns ein besseres Bild von den Kandidaten machen, wenn uns ein Dossier vorliegt. Wer spontan vorbeikommt, kann bei uns hereinschauen und wenn wir gerade frei sind, ist selbstverständlich ein spontaner Austausch mit der Studienberatung möglich. Welcher ist der meist gegebene Ratschlag bei der Studienberatung? Die FFHS zeichnet sich durch ein sehr flexibles Studienmodell aus und das Studium ist in hohem Masse individualisierbar. Dies ermöglicht es unseren Studierenden, verschiedene Lebensbereiche unter einen Hut zu bringen. Dennoch ist es wichtig, den Studieninteressierten zu vermitteln, dass genau dieser Vorteil gleichzeitig auch eine Herausforderung darstellt. Zeitmanagement und eine gute Organisation sind das A und O für ein erfolgreiches Studium. Jeder sollte sich gut überlegen, inwieweit dies für sie/ihn realistisch umsetzbar ist.


05 – E-Hochschule

DIE INSPIRATION ZUM STUDIUM KAM VON GENONI ERFFAHRUNGSBERICHT: TOBIAS GEISSER

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Der 22-jährige Tobias Geisser ist Eishockeyprofi beim EV Zug und einer der ersten Studierenden, die das Studium an der FFHS ganz online absolvieren. Er studiert im zweiten Semester Betriebsökonomie und teilt hier die Erfahrungen, die er in der Onlineklasse gemacht hat. Ich studiere seit Herbst 2020 Betriebsökonomie in der Onlineklasse. Zuvor hatte ich mich, nach Abschluss der Sportmittelschule in Engelberg, drei Jahre voll aufs Eishockey konzentriert. Nach dem zweiten oder dritten Jahr merkte ich, dass ich neben dem Sport noch Kapazität für eine weitere Herausforderung hatte. Die Inspiration, parallel zur Sportkarriere ein Studium aufzunehmen, kam von Leonardo Genoni, mit dem ich zusammen beim EVZ (Eissportverein Zug) spiele. Genoni hat mir von seinen Erfahrungen im Studium erzählt und gezeigt, dass es möglich ist, das Studium rund um die Spiele und Trainings herum zu planen. Ich habe mich dann auf der Webseite der FFHS informiert und war vom Studienmodell sofort überzeugt.

Lernen nach eigenem Gusto Zuerst habe ich es als ein Experiment betrachtet, mit dem Studium zu beginnen und liess mir die Option frei, dieses allenfalls zu unterbrechen. Doch es klappt gut und ich habe für mich passende Lernstrategien gefunden. Von der Sportmittelschule her war ich es mir schon gewohnt, selbstständig zu lernen, da ich wegen meiner Matches nicht immer am Unterricht teilnehmen konnte. Im Studium an der FFHS ist es praktisch, dass wir eine Lernplattform haben, die uns den Takt vorgibt: Pro Modul gibt es fünf

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Blöcke, die jeweils Aufgaben zur Vorbereitung, zum Unterricht sowie zur Nachbereitung beinhalten. Innerhalb dieser Vorgaben bestimme ich selbst, wann ich lerne und in welchem Tempo. Wenn mir eine Aufgabe leichtfällt, muss ich dafür nur wenig Zeit aufwenden. Umgekehrt kann ich bei komplexeren Inhalten mehr investieren und zum Beispiel auf Youtube nach guten Erklärvideos suchen.

Aktiver Austausch in der Onlineklasse Den Unterricht und die Aufgaben kann ich meist gut rund um meinen Spielplan organisieren. Falls es einmal doch nicht möglich ist, am Unterricht teilzunehmen, kann ich für eine Aufzeichnung anfragen. Der Unterricht findet jeweils montagabends statt und vertieft das Gelernte aus dem Selbststudium. Dabei bietet sich die Gelegenheit, den Dozierenden Fragen zu stellen. Sie bringen viele Beispiele aus der Praxis mit und gestalten den Unterricht interaktiv. Auch die technischen Möglichkeiten schöpfen sie aus und bieten in Breakout-Sessions die Möglichkeit, mit anderen Studierenden zusammenzuarbeiten. Ich habe meine Mitstudierenden und die Dozierenden noch nie live getroffen, jedoch hat die Kommunikation über die technischen Hilfsmittel immer gut funktioniert. Sicher wäre es schön, sich vor Ort kennenzulernen und auch mal über private Dinge zu sprechen, aber mir persönlich fehlt der Austausch nicht. Ich bin in der glücklichen Lage, dass ich einen Mannschaftssport ausübe und den persönlichen Kontakt mit meinen Teamkollegen pflegen kann.

Eiszeit – mentale Herausforderungen Als Team mussten wir mehrmals in Quarantäne, was mental anstrengend war. Mit unserem neuen Trainingszentrum war es aber möglich, dass wir weiter nach genauen Zeitplänen auch einzeln trainieren konnten.


Tobias Geisser plant sein Studium um die Spiele und Trainings herum.

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«Wenn mir eine Aufgabe leichtfällt, muss ich dafür nur wenig Zeit aufwenden.» Ausserhalb der Quarantänezeiten gibt es wenige Restriktionen, wir trainieren weiterhin auf dem Eis und bereiten uns auf bevorstehende Matches vor. So kann ich als Leihspieler beim EVZ wichtige Eiszeit sammeln. Wenn meine Spielsaison zu Ende ist und der Präsenzunterricht wieder stattfinden kann, könnte ich mir gut vorstellen, den Unterricht auch mal vor Ort zu besuchen. Für mich geht das Lernen online sehr gut und spart viel Zeit, da ich nicht zu einem Campus fahren muss. Ich kann stattdessen gemütlich zuhause mit einer Tasse Kaffee am Unterricht teilnehmen. Auch die Onlineprüfungen haben super funktioniert. Zuerst war ich nervös, ob technisch alles klappt. Bei einer Englischprüfung, die auf Papier geschrieben wurde, hatte ich erst etwas falsch gemacht, konnte die Prüfung aber doch noch einreichen. Theoretisch kann ich das Studium und die Prüfungen von überall auf der Welt absolvieren – dies ist ein grosser Vorteil der Onlineklasse. So kann ich mein Ziel, wieder in Amerika bei der NHL zu spielen, wo ich unter Vertrag stehe, nämlich weiterhin verfolgen.

Studieren in der Onlineklasse Schon vor der Corona-Pandemie hat die FFHS das Pilotprojekt «Onlineklasse» im BachelorStudium Betriebsökonomie gestartet. Ziel dieses Vorhabens: Interessierten, die aus beruflichen oder familiären Gründen oder wegen ihres dezentralen Wohnorts nicht zum Unterricht reisen könnten, ein Studium zu ermöglichen. Auch Personen, die oft unterwegs sind, wie beispielsweise Spitzensportler, kommt dieses Studienmodell zugute. Dabei entspricht das Prinzip dem etablierten Blended Learning-Modell mit 80% Selbststudium und 20% Präsenzunterricht, wobei Letzterer mit Onlinepräsenz ersetzt wird. Die folgenden Studiengänge werden als Onlineklasse angeboten: – BSc Betriebsökonomie – BSc Betriebsökonomie Sportmanagement – BSc Wirtschaftsingenieurwesen – BSc Informatik – BSc Wirtschaftsinformatik – MSc Business Administration in Innovation Management – DAS Applikationsentwicklung


05 – E-Hochschule

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Dank Gesichtserkennung und Abgleich mit dem Studierendenausweis findet die Identifizierung des Studierenden zukünftig automatisiert statt.

WIE KI ONLINEPRÜFUNGEN BESSER MACHEN SOLL Nicht erst seit der Pandemie ist E-Assessment an der FFHS das bevorzugte Prüfungsformat. Mit Künstlicher Intelligenz (KI) will das Departement E-Didaktik die Onlineprüfungen nun sicherer und benutzerfreundlicher machen. TEXT: NATASCHA RITZ

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«Ich war viel weniger nervös, weil es das gewohnte Umfeld war. Das Einzige, was mich etwas nervös gemacht hat, war die Ungewissheit, ob mit der Aufzeichnungstechnik alles funktioniert.» Das Zitat aus einer Umfrage nach der letzten Prüfungssession verdeutlicht, wie viele der FFHS-Studierenden das neue Prüfungsformat erlebten. Corona-bedingt wurden zum Ende des Frühlingssemesters 2020 erstmals sämtliche Prüfungen online zu Hause am eigenen Gerät abgelegt. Über 80 Prozent der Studierenden beurteilten ihre Erfahrung im Homebased-Assessment als positiv. Im Departement E-Didaktik, welches die technischen und organisatorischen Rahmenbedingungen sicherstellte und die entsprechende Supportstruktur aufbaute, fiel das Fazit dementsprechend optimistisch aus.


05 – E-Hochschule

«Aufbauend auf Pilottests in hybriden Studiengängen und unseren Vorerfahrungen konnten wir alle Prüfungsphasen trotz Krise bewältigen und mehr als 7’000 Onlineprüfungen erfolgreich abnehmen», blickt Prof. Dr. Markus Dormann, Leiter E-Didaktik und Weiterbildungdirektor, auf das letzte Jahr zurück.

Valide, benutzerfreundlich und sicher Oberste Maxime war es, dass die Prüfungen mit dem neuen Verfahren valide, benutzerfreundlich und sicher durchgeführt werden. Dabei gab es einige technische Hürden zu meistern. Zum einen musste durch den BYOD-Ansatz (Bring Your Own Device) sichergestellt werden, dass alle Studierenden mit denselben Bedingungen in die Prüfung gehen konnten, sprich die Systemvoraussetzungen wie eine stabile Internetverbindung mussten getestet werden. Zum anderen galt es, die Identifizierung der Geprüften und die Prüfungsaufsicht zu gewährleisten. «Dazu mussten die Studierenden ihren Studierendenausweis zeigen und ihren Prüfungsraum mit der Webcam einmal komplett abfilmen», erzählt Dormann. Erst wenn die Videoaufnahme der kompletten Prüfungsdauer hochgeladen war, galt die Prüfung als abgeschlossen. Die Aufnahmen wurden anschliessend gesichtet und auf Unregelmässigkeiten geprüft. Nun will die FFHS einen Schritt weitergehen und mit Hilfe Künstlicher Intelligenz das sogenannte Proctoring, also die Aufsicht bei Onlineprüfungen, automatisieren.

Gesichtserkennung zur Identifizierung Auch dank der Pandemie geschieht die Weiterentwicklung schneller als gedacht. Mit der Unterstützung des Intel Fonds zum Kampf gegen das Coronavirus startete die FFHS ein Forschungsentwicklungsprojekt, das Proctoring mit KI ermöglicht. Weltweit fördert der Chipkonzern Intel die wissenschaftliche Forschung und Online-LearningInitiativen im Rahmen eines Fonds als Antwort auf die Pandemie. Als eines der wenigen im deutschsprachigen Raum wurde das Projekt der FFHS in das Programm

aufgenommen. «Wir sind beispielsweise so weit, dass wir die Identifizierung der Studierenden voll automatisiert abwickeln können», sagt Dormann. In einer Zusammenarbeit des hauseigenen Forschungsinstituts Laboratory for Web Science (LWS) und Intel Deutschland ist in diesem Zusammenhang ein Algorithmus entwickelt worden, welcher die Identität der Studierenden durch Gesichtserkennung automatisch überprüft. Gross angelegte Kontrollen der Videos durch Mitarbeitende fallen damit weg, eine deutliche Entlastung für das Departement E-Didaktik, welches ohnehin durch die Pandemie mit Umstellung auf Onlineunterricht und -prüfungen stark beansprucht ist. In Zukunft soll es möglich sein, dass die Identifizierung der Studierenden und das Aufdecken von Schummeleien komplett im Hintergrund ablaufen, ohne Vorzeigen des Ausweises, so dass sich die Studierenden von Anfang an ganz auf die Prüfung konzentrieren können.

Oberstes Ziel Planungssicherheit Es gibt aber auch Skeptiker in Bezug auf Online-Proctoring. Wenn beispielsweise Studierende für das Ablegen einer Prüfung via Webcam Einblick ihre privaten Räumlichkeiten gewähren müssen, ist das aus DatenschutzSicht problematisch. Die FFHS hat die rechtlichen Aspekte berücksichtigt und den Schutz der persönlichen Daten in der aufgebauten Supportstruktur eigens thematisiert. «Wir haben die Studierenden vor den Prüfungen darauf sensibilisiert, dass sie allzu persönliche Gegenstände wie religiöse oder politische Symbole aus der Reichweite der Webcam entfernen», erklärt Dormann. Ausserdem sei sichergestellt, dass nur jene Mitarbeitende der FFHS die Aufnahmen zu Gesicht bekommen, die für diese Aufgaben definiert worden sind. Natürlich hinterlässt das Proctoring via Webcam bei einigen Personen einen Beigeschmack, doch Dormann sieht erste empirische Hinweise darauf, dass sich die Studierenden mit der Zeit an die neue Prüfungsform gewöhnen und die Vorteile wie wegfallende Anreise oder die gewohnte Umgebung schätzen lernen. Er kann sich durchaus vorstellen, dass die Studierenden in naher Zukunft die Wahl haben zwischen Onlineprüfung zu Hause oder Präsenz. Ob in den eigenen vier Wänden oder im Campus: «Unser oberstes Ziel im E-Assessment ist es, die Studierenden so weit zu unterstützen, dass sie ihr Studium planmässig absolvieren können».

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26 Auch sein Masterstudium absolviert John Güntensperger bei der FFHS.

DAS STUDIUM BRACHTE IHN ZUERST ZUM WEINEN, DANN ZUM ERFOLG John Güntensperger ist auf unkonventionelle Weise in die IT-Branche eingestiegen. Mit ungenügenden Mathematik-Noten und mit der eigentlichen Absicht, Polizist zu werden. Dank dem praxisintegrierten Bachelorstudiengangs Informatik (PiBS) hat es der 26-Jährige gleichwohl geschafft. Und wie! TEXT: CAROLINE HUBER

Voller Energie strahlt John Güntensperger in die Kamera unseres Zoom-Interviews. Der enthusiastische Berner arbeitet als Cloud Engineer bei Amanox Solutions, einem Software-Unternehmen, das sich auf Cloud-Lösungen spezialisiert hat. Gleichzeitig absolviert er sein Masterstudium in Data Science. Selber als PiBS-Student gestartet, wird er bald die ersten PiBSler als Praxisbegleiter durch Netzwerke, Machine Learning und Cloud-Architekturen begleiten. Doch von vorn.

Nicht der klassische Weg Er sei überhaupt nicht den klassischen Weg gegangen, fasst Güntensperger seinen beruflichen Werdegang zusammen. Nach dem Gymnasium entschied er sich für den Zivildienst, arbeitete danach ein Jahr bei Securitas mit

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06 – Success Story

dem Ziel, die Polizeischule zu absolvieren. Doch es kam anders. Sein Stiefvater, der bei PostFinance arbeitet, erzählte ihm, dass die Post für Gymnasiasten einen Ausbildungsplatz in Informatik anbiete. Güntensperger folgte dem Rat seines Stiefvaters und bewarb sich auf die Stelle, in der Hoffnung, eine Absage zu kassieren. Es kam wiederum anders. Der Maturand erhielt prompt eine Zusage. Diese schreibt er nicht etwa seinen glänzenden Noten oder dem Bewerbungsdossier zu, das eher schlecht als recht gewesen sei, sondern seinem Charisma. «Ich war kein guter Gymeler und hatte eine Zwei in Mathe», blickt der Bachelorabsolvent zurück, «aber ich habe anscheinend durch meine Persönlichkeit beeindruckt.» Güntensperger startete also bei der Post und bei PostFinance und begann gleichzeitig sein Studium an der Fernfachhochschule. Das Studium fiel John Güntensperger im ersten Jahr besonders schwer. «Ich war ein blutiger Anfänger.» Umso dankbarer war er, dass er die IT-Basics bei der Post im so genannten Basisjahr erlernte. Obwohl seine Kommilitonen zum grössten Teil einen Wissensvorsprung mitbrachten, und zum Beispiel im Gymnasium das Ergänzungsfach Informatik besucht hatten, liess er sich davon nicht demotivieren. Im Gegenteil, er blickte den Schwierigkeiten mit Entschlossenheit entgegen.

«From Zero to Hero.» Das sind seine eigenen Worte. John Güntensperger hat es geschafft, an den Herausforderungen zu wachsen. «Einige Leute haben mir gesagt, dass sie mir das Studium nicht zutrauen. Doch ich habe mich hinter die Bücher gesetzt. Auch mal tränenüberströmt», erzählt Güntensperger ganz offen. Er sei ein Streber, der alles zusammenfasst. Dies hat sich gelohnt. Güntensperger ist stolz darauf, dass er keine einzige Prüfung wiederholen musste. Schlussendlich hat er das Studium sogar als einer der Besseren abgeschlossen. Zu seinem Erfolg haben auch die Dozierenden der FFHS beigetragen. «Sie nehmen sich Zeit für Fragen, sogar ausserhalb des Unterrichtssettings, und sie fördern diejenigen, die dies wollen», so der Masterstudent. Über einen Dozenten ist Güntensperger denn auch zur Firma Amanox Solutions gekommen. Diese war auf der Suche nach einem Mitarbeitenden mit Skills in Data Science und Machine Learning.

Da er im Studium die Vertiefungsrichtung Data Science belegt hatte, passte dieser Job perfekt zu ihm. Gleich nach dem Bachelorabschluss begann John Güntensperger als Cloud Engineer.

The Sky is the Limit Bereits nach einem Monat äusserte Güntensperger mutig und unverblümt seine Ambitionen, dass er später gerne in die Geschäftsleitung möchte. Diese erkannte seine Motivation und sein Engagement sofort und gab Güntensperger entsprechende Verantwortlichkeiten. Nach ungefähr drei Monaten war er als Lead Engineer und in der Kundenbetreuung tätig. Doch damit nicht genug: Güntensperger war es, der der Geschäftsleitung vorgeschlagen hat, einen PiBS-Ausbildungsplatz zu schaffen. Nach einem erfolgreichen Pitch übergab ihm die GL die Teil-Projektleitung für das Vorhaben, gleich zwei PiBSStellen zu schaffen. Zugleich absolviert John Güntensperger nun ein Masterstudium in Data Science. Dabei hat er sich wieder für die FFHS entschieden, weil ihn das berufsbegleitende Studienmodell überzeugt hat und weil er eine Weiterbildung suchte, die auf sein Know-how abgestimmt ist. Und ab Sommer 2021 wird er selber als Dozent an der FFHS arbeiten. Und seine weiteren Zukunftspläne? «Irgendeine C-Rolle (CEO, COO, CIO …). Ich hatte auch schon ein paar eigene Start-up-Ideen, aber bisher noch ohne Erfolg.» Wer John Güntensperger kennt, weiss, dass dieser nicht aufgeben wird, bis er seine Ziele erreicht.

Praxisintegriertes Bachelor-Studium Informatik (PiBS) Das Modell des praxisintegrierten Studiums ermöglicht Maturanden, direkt ins Berufsleben einzusteigen und gleichzeitig einen Hochschulabschluss zu erlangen. Während zwei bis maximal drei Tagen in der Woche arbeiten die Studierenden im Unternehmen eines Praxispartners und absolvieren parallel dazu das Bachelor-Studium an der FFHS. ffhs.ch/pibs

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07 – Umfrage

1 FRAGE AN 3 PERSONEN

Wie sieht nachhaltiges und verantwortungsvolles Handeln in Ihrem Alltag aus? PROF. DR. BODO MÖSLEINTRÖPPNER Fachbereichsleiter und Dozent, Immenstaad a. B.

ANDREAS HEDIGER Leiter MediaFactory, Zürich

LUCIA GEISSHÜSLER Studentin MSc Business Administration in Innovation Management, Luzern

Das Prinzip der Nachhaltigkeit stammt ursprünglich aus der Forstwirtschaft: demnach soll nicht mehr Holz gefällt werden, als jeweils nachwachsen kann. Mittlerweile hat sich die Bedeutung des Nachhaltigkeitsbegriffs gewandelt und weicht u.a. in der Ökonomie teilweise stark von der ursprünglichen Bedeutung ab. Nachhaltiges und verantwortungsvolles Handeln bedeutet für mich, gemeinsam Lösungen zu finden, die eine tragende Wirkung entfalten – sei es im Privaten oder im Beruflichen. Im Mittelpunkt steht dabei die Verlässlichkeit. Dabei ist es mir wichtig, in einen konstruktiven Austausch mit meinen Mitmenschen zu gehen, verbindliche Lösungen zu finden und Zusagen einzuhalten. Im Lehralltag erreiche ich dies, indem den Studierenden eine hinterfragende Haltung gegenüber den Lehrinhalten vermittelt wird und sie über unterschiedlichste kommunikative Arbeitsformen am Unterrichtsgeschehen beteiligt werden.

Wir haben kürzlich in einer Veranstaltung zu Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) gezeigt, dass nachhaltige Bildung mit geeigneten Investitionen in didaktisches Knowhow, Infrastruktur und Organisationsentwicklung auch online möglich ist. Wie so häufig haben die Lehrpersonen im Publikum geantwortet, dass sie auch ohne E-Learning bereits zu wenig Luft zum Lehren haben. Sie haben auf die Burnout-Rate in den Schulen verwiesen. Eben aus diesem Grund gilt für Nachhaltigkeit in der Bildung – nicht nur für BNE – eine Analogie zu den Sicherheitshinweisen vor jedem Flug: «Sichern Sie Ihre eigene Sauerstoffmaske, bevor Sie Anderen helfen». Im Lehrberuf bedeutet Nachhaltigkeit also auch Selbstsorge – neben der Sorge, den Sauerstoff für die Lehrenden und die Organisation hinter der Lehre auch bereitzustellen. Wenn diese Belüftung stimmt, dann können die Lernenden begleitet werden, dann kann Bildung gelingen.

Ich fahre täglich mit meinem Elektroauto zur Arbeit. Aufladen tue ich es zu Hause in der Nacht. Obwohl ich bei meinem Stromunternehmen ein Abo mit Solarstrom abgeschlossen habe, bin ich mir bewusst, dass ich in der Nacht vermutlich billigen und eventuell gar importierten Atomstrom geliefert bekomme. Viel spannender und nachhaltiger fände ich es, wenn ich tagsüber bei meiner Arbeit mein Auto mit der überschüssigen Energie der Solaranlage auf meinem Hausdach tanken könnte. Smarte Stromnetze und smarte Strombezüger würden dies möglich machen, wobei ich meinen überschüssigen Strom theoretisch an jeder beliebigen Steckdose beziehen könnte. Und wenn ich noch einen Schritt weiter fantasiere, so könnte man z.B. die grossen Autobatterien nutzen, um die Stromspitzen (z.B. über Mittag) auszugleichen und Ökostrom nutzbarer zu machen. Mein Auto würde dann quasi vom Strombezüger zum Stromproduzenten.

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08 – Weiterbildung

LUST AUF NEUES? CAS Web Fundamentals Beim CAS Web Fundamentals handelt es sich um eine Einführung ins Web-Development. Die Studierenden erlernen die Grundlagen des Webs und die wichtigsten Technologien (HTML5, CSS3, JavaScript). Dieses Wissen vertiefen sie praxisorientiert in konkreten Projekten. Dabei wird der gesamte Entwicklungsprozess von WebAnwendungen behandelt. Das CAS Web Fundamentals startet erstmals im August 2021.

MAS Business- and IT-Consulting – neuer Aufbau Der MAS Business- and IT-Consulting richtet sich neu aus und fokussiert noch stärker auf Beratungsmethoden und Umsetzungskompetenzen. Der Studiengang vermittelt Tools und Methoden zur schnellen Analyse von Problemstellungen sowie zur Umsetzung von Lösungen. Um den MAS-Titel zu erhalten, absolvieren Studierende insgesamt fünf CAS aus den Bereichen Beratung, Umsetzung und Expertise und eine Master-Thesis.

WEITERBILDUNGEN MIT START IM HERBST 2021 INFORMATIK

WIRTSCHAFT

MAS Business- und IT-Consulting

CAS Project Management and Leadership

MAS Web for Business

CAS Web- und Informationsdesign

MAS Data Science

CAS Advanced Cloud Computing

DAS Applikationsentwicklung DAS Data Science DAS Web Engineering CAS Advanced Cloud Computing CAS Applied Digital Consulting Skills CAS Business Information Management CAS Business Process Management CAS Change and Service Management

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EMBA Executive Master of Business Administration MAS Arbeit 4.0 MAS Wirtschaftspsychologie

GESUNDHEIT

MAS Business Law

MAS Gesundheitsförderung

DAS General Management

DAS Gesundheitsförderliche Führung

CAS Agile Organisation

CAS Gesundheitsförderung und Prävention

CAS Behavioral Economics

CAS Gesundheitspsychologie

TECHNIK MAS Industrie 4.0

CAS Compliance & Corporate Governance CAS Contract & Trade Law CAS Innovative Human Resource Management

CAS Communication and Collaboration

CAS Digitale Unternehmenstransformation

CAS Consulting Management and Methods

CAS Advanced Manufacturing

CAS Management

CAS Grundlagen Data Science

CAS Smart Factory

CAS Leadership

DIDAKTIK UND E-LEARNING

CAS Marken- und Werbepsychologie

CAS IT Security CAS Machine Learning

CAS Legal Tech

MAS Digital Education

CAS Principles of Business Information Technologies

CAS Innovations in Digital Learning

CAS Principles of Business Management

CAS Performance in Digital Learning CAS eDidactics

Weitere Infos unter ffhs.ch


09 – Interna

FERNFACHHOCHSCHULE SCHWEIZ

INTERNA

Onlineunterricht wird verlängert Auch nach dem Bundesratsbeschluss, den Präsenzunterricht ab dem 19. April 2021 wieder zu erlauben, führt die FFHS den Präsenzunterricht bis zum Ende des Frühlingssemesters online durch. Sämtliche Semesterprüfungen werden wieder als Onlineprüfungen homebased durchgeführt.

Änderungen in der Führungsebene 30

Mit Prof. Dr. Markus Dormann als Direktor Weiterbildung und Arsène Jossen als Verwaltungsdirektor hat die Direktion der FFHS zwei neue Mitglieder erhalten. Der Soziologe und Wirtschaftspädagoge Markus Dormann ist Experte im Einsatz von digitalen Medien in der Lehre und arbeitet seit 2019 an der FFHS als Departementsleiter E-Didaktik. Arsène Jossen dozierte an der FFHS im Fachbereich Accounting, Controlling und Finance und arbeitete für die UBS und die Walliser Kantonalbank in verschiedenen Funktionen.

Neues Departement für Bau, Real Estate und Facility Management Seit dem 1. November 2020 verfügt die FFHS über ein neues Departement für Bau, Real Estate und Facility Management. Die Leitung des Departementes übernimmt Yvonne Ganz, die seit 2017 als Immobilienverantwortliche an der FFHS tätig ist. Yvonne Ganz ist Architektin ETH und verfügt über langjährige Erfahrung als Dozentin im Bereich Immobilienbewirtschaftung und managementorientierte Betriebswirtschaft.

Neue Professuren Der Hochschulrat der Fachhochschule Südschweiz (SUPSI) hat zwei neue Professuren an der FFHS ernannt. Herzliche Gratulation an Beatrice Paoli, Professorin für angewandte Data Science und Digitalisierung, und an Hagen Worch, Professor für Innovation, Entrepreneurship und Unternehmenswachstum (IMI). Die

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Ernennungen bestätigen die wissenschaftliche Kompetenz sowie die Güte der Lehrtätigkeit und die Qualität der Forschungs- und Entwicklungsprojekte, die während der akademischen und beruflichen Laufbahn erreicht wurden.

Zertifiziert für maximale Flexibilität Die FFHS hat erneut das Zertifikat «Modell F» mit einer sehr guten Beurteilung erhalten. Dieses bestätigt, dass die FFHS einen flexiblen Einstieg in Bildungs- und Studiengänge ermöglicht. Als erste Hochschule der Schweiz erhält die FFHS das Zertifikat in der Version 3, welches die Chancengleichheit auch für Personen mit Behinderung auf der gesamten tertiären Stufe auszeichnet.

Neue Partnerschaft für den UNESCO-Lehrstuhl Mit der Open University in Tansania (OUT) hat der UNESCO-Lehrstuhl für personalisiertes und adaptives Fernstudium eine weitere Partnerin für den Forschungsaustausch gewonnen. Die beiden Hochschulen starten eine Forschungskooperation mit dem Ziel, die internationale Vernetzung und Forschungskompetenz von talentierten jungen Wissenschaftlern im Bereich des personalisierten und adaptiven Fernunterrichts in Form von Fellowships zu fördern.


09 – Interna

MEDIENECHO Der Neustart von Chantale Gihara

Die FFHS und Corona

«Eigentlich wollte ich schon lange Informatik studieren. Aber als alleinerziehende Mutter war das halt nicht so einfach. » […] Ein Werbeplakat der FFHS gab den Ausschlag, sie meldete sich für das Informatikstudium an.

Im Pandemie-Jahr hat die FFHS ihren Ruf als OnlineSchule weit über die Landesgrenzen hinaus festigen können. Vom Know-how profitieren Universitäten in Rom und Freiburg, aber Nachfragen kamen auch aus Südamerika und Afrika.

NZZ am Sonntag, 18. April 2021

Walliser Bote, 28. April 2021

Gekommen, um zu bleiben Auch die FFHS sucht Dozenten und Forscher im Ausland. Dafür zuständig ist die Personalchefin der FFHS, Hannah Instenberg. Selber aus Deutschland zugezogen, wusste sie nicht, was sie erwartet, als sie für den Job ins Wallis zog.

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Blick, 27. April 2021

AGENDA 23.6.2021 KMU SWISS Symposium 2021 «Umbruch in Wirtschaft und Gesellschaft», Baden

24.6.2021 Alumni FFHS Event «Start-up to go, Arbeitsrecht und AGB in der Praxis»

24.6.2021 35. FFHS-Business Breakfast: Digitalisierung im Sport – so gewinnen Sie den Wettkampf um die Zukunft

24.6.2021 Swiss Telecommunication Summit – 46. Asut-Seminar; Thema : L’esprit pionnier – Der erfolgreiche Weg aus der Krise

Weitere Informationen zu diesen Veranstaltungen finden Sie unter ffhs.ch/events


Mitglied der SUPSI

«Sehe das Teilzeit-Studium an der FFHS nicht als Problem, sondern als tolle Chance und einen riesigen Gewinn für mich.» Joel König, Profi-Badmintonspieler und FFHS-Student Betriebsökonomie ffhs.ch/bsc-wirtschaft

Fernfachhochschule Schweiz – FFHS Zürich Basel Bern Brig Tel. +41 27 510 38 00 ffhs.ch


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