1
...wechsel 8 — 9 Armin Walpen: Der neue FFHS-Präsident im Interview 14 — 15 FFHS in aller Welt 20 — 21 Sarah Monaco: Dreifach engagiert zum Erfolg Das Magazin der Fernfachhochschule Schweiz CLOUD November 22 Mitglied der SUPSI
Perspektiven...
Dr. Christof Imhof
Prof. Dr. Per Bergamin
Herausgeberin: Fernfachhochschule Schweiz, Schinerstrasse 18, 3900 Brig
Redaktion: Natascha Ritz und Caroline Aebischer, FFHS / open up, Zürich E-Mail: cloudmagazin@ffhs.ch
Gestaltung: id-k Kommunikationsdesign AG, Bern Druck: Valmedia AG, Visp Auflage: 5400 Exemplare Erscheinung: 2× jährlich Abo-Bestellung oder Änderung: ffhs.ch/cloudmagazin
Bildnachweis Cover: id-k Kommunikationsdesign AG Bildnachweis Inhalt: Eric Studer (S. 7, S. 23), Christian Pfammatter (S. 9, S. 26)
CLOUD – Das Magazin der Fernfachhochschule Schweiz INHALT FFHS Magazin November – 22 EDITORIAL Perspektivenwechsel 3 MENSCHEN Karin Timcke: Die Studentin mag Data Science und 100-km-Läufe 4 FOKUSTHEMA: PERSPEKTIVENWECHSEL Die Dinge mal anders sehen 6 Interview: Stiftungsratspräsident Armin Walpen über sein neues Amt und Aussichten für die FFHS 8 Osteopathie: Medizinisches Fachgebiet auf dem Vormarsch 10 Silvan Zahno: Professor und Student zugleich 12 Kommentar: Vom Mut, die Komfortzone zu verlassen 13 FFHS in aller Welt: Im Ausland neue Perspektiven gewinnen 14 2
CAMPUS Der Hochschulcampus Brig ist eingeweiht 16 Auszeichnung für den Gleisarena FFHS Campus 18 E-HOCHSCHULE BSc Ernährung und Diätetik: Akkreditierung geschafft 19 SUCCESS STORY Porträt: Dreifach engagiert zum Erfolg 20 FORSCHUNG Interview:
über das erste Doktorat an der FFHS 22 WEITERBILDUNG Game Design: Neue Weiterbildung für kreative Software Developer 24 Was startet im Frühling? 25 INTERNA Kurzmitteilungen 26 Medienecho 27
und
PERSPEKTIVENWECHSEL
Kurz nach Ende der Kampfhandlungen erhielt ich im Rahmen eines «Partnership for Peace»Einsatzes einen militärischen Auftrag im Kosovo. Was es bedeutet, innerhalb einer Flugstunde aus der gewohnten Sicherheit der Schweiz in ein vom Krieg erschüttertes und immer noch unsicheres Land zu reisen, ist Aussenstehenden schwer zu erklären. Innerhalb kürzester Zeit verändert diese Situation bisherige unerschütterlich geglaubte Ansichten und Wertmassstäbe. Ich habe bei Treffen mit Offizieren aus dem internationalen Kontingent nicht nur erkannt, dass man die Ereignisse vollkommen unterschiedlich betrachten kann, ich habe zu meinem Schrecken vor allem feststellen müssen, dass ich trotz Gymnasium und Hochschulstudium sehr wenig über die Geschichte der arabischen Welt und die vielfältigen Kulturen im Nahen Osten kenne. Mein Geschichtsverständnis war geprägt aus der Sicht des Mitteleuropäers.
Ereignisse wie die Klimaveränderung, die Pandemie, der Krieg in der Ukraine und die Energieknappheit zwingen uns zum Um- oder Andersdenken. Wie weit wir aber auch unter diesen Umständen bereit und offen sind, einen wirklichen Perspektivenwechsel zuzulassen, liegt immer bei der einzelnen Person und daran, ob wir bereit sind, unvoreingenommen die Ereignisse zu analysieren und unsere Sicht der Dinge zu überdenken. Einen Perspektivenwechsel zuzulassen muss willentlich geschehen und setzt beim Menschen die Fähigkeit voraus, neben der eigenen Sicht auch andere, durch kulturelle Prägung variierende Sichtweisen einzunehmen. Ein Perspektivenwechsel kann sich auf die Einschätzung von Situationen, Ereignisse oder schliesslich auch auf die grundlegende Weltsicht beziehen.
Unsere subjektive oder soziokulturell geprägte Sicht auf die Welt sollten wir im Laufe unseres Lebens nicht nur auf Grund von weltweit prägenden Ereignissen, sondern auch grundsätzlich immer wieder überprüfen. Ein Perspektivenwechsel ist immer eine Chance unser Denken und Tun zu objektivieren und im besten Fall weiterzuentwickeln. Ein Perspektivenwechsel kann uns bestätigen, dass unser Verhalten und unsere Gewohnheiten objektiv richtig sind, kann aber auch deren Mängel aufzeigen oder uns erkennen lassen, dass wir unser Verhalten ändern müssen, um bestehende Probleme zu lösen.
Die vorliegende Cloud-Ausgabe beschäftigt sich in dieser Ausgabe mit dem Thema Perspektivenwechsel und gibt Tipps dazu, wie man den Blick eines anderen einnehmen kann. Grundsätzlich setzt ein Perspektivenwechsel einen offenen und unvoreingenommen Geist, die Bereitschaft Feedbacks einzuholen und die Fähigkeit, bewusst die Sicht einer anderen Person einzunehmen, voraus.
Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre.
3 CLOUD – Das Magazin der
Fernfachhochschule Schweiz
Liebe Leserinnen und Leser
Michael Zurwerra
Rektor Fernfachhochschule Schweiz
01 – Editorial
MICHAEL ZURWERRA Rektor Fernfachhochschule Schweiz
WAS DATA SCIENCE UND 100-KM-LÄUFE
GEMEINSAM HABEN
Als Quereinsteigerin ein Studium ausserhalb des eigentlich gelernten Fachbereichs in Angriff zu nehmen, ist keine leichte Sache. Die passionierte Läuferin Karin Timcke hat den Schritt dennoch gewagt. Mit dem MAS Data Science an der FFHS hat sie einen Studiengang gewählt, der sie inhaltlich besonders reizt, zugleich aber auch stark fordert.
TEXT: LIVIO FÜRER
Noch vor wenigen Jahren hätte sich Karin Timcke nicht vorstellen können, jemals an einem 100-Kilometer-Lauf teilnehmen zu können. Obwohl sie in ihrer Kindheit bereits viel unterwegs und sportlich aktiv war. Der Vater war ein begeisterter Wanderer und nahm die junge Karin jedes Wochenende mit auf seine Touren in den Schweizer Bergen. Die Liebe zu den Bergen ist bis heute geblieben. Neben Skitouren rückte in den letzten Jahren vermehrt auch das Trailrunning in den Fokus. Die ambitionierte Sportlerin lernte die Bergläufe und das dazugehörende Leiden schätzen und wurde immer stärker. Bis sie an ihrem ersten Ultramarathon am Start stand.
CLOUD – Das Magazin der Fernfachhochschule Schweiz
Karin Timcke zeigt Ausdauer in Beruf, Sport und Studium. (Bilder: zvg)
Durchhaltewillen ist gefragt
Um an einem langen Lauf durchzuhalten, braucht es neben den physischen Voraussetzungen vor allem eines: mentale Resilienz. Diese antrainierte Fähigkeit wurde Karin Timcke im Studium nun zum Vorteil. Der Einstieg in den Masterstudiengang Data Science ist anspruchsvoll, es braucht viel Motivation, Disziplin und eben – Durchhaltewillen. Gerade die Programmiersprache Python brachte sie öfters an den Rand der Verzweiflung. Dennoch ist ihr der Start ins Studium geglückt. Gemeinsam mit Studierenden, die selbst aus den unterschiedlichsten Fachbereichen kommen wie beispielsweise aus der Archäologie oder dem Marketing.
Die Liebe zu den Daten
Die Welt der Bits und Bytes hat die junge Frau immer schon gereizt. Dennoch hat sie sich zuerst für ein Studium in Betriebswirtschaft entschieden. Bereits während ihren ersten Karriereschritten bei einer Bank kam sie schliesslich wieder mit der IT-Welt in Berührung. Als Schnittstelle zwischen HR, Finance und der IT-Abteilung konnte sie ihr wirtschaftliches Fachwissen mit der Affinität zur IT kombinieren. Später, beim Flughafendienstleister Swissport, gelang es ihr, ein eigenes Reporting-Tool auf Basis von Microsoft Power-BI auf die Beine zu stellen. Das Wissen dazu hat sie sich von Grund auf selbst angeeignet.
Die Grenzen erweitern
Selbst mit der höchsten Motivation stösst man manchmal an eine Grenze, an der es nicht mehr alleine weitergeht –das gilt im Sport genauso wie beim Lernen. Karin Timcke hat gemerkt, dass sie gerne tiefer in das Thema Data Science eintauchen würde. Obwohl dieser Bereich natürlich boomt und Fachkräfte für die Datenanalyse in zahlreichen Unternehmen stark nachgefragt sind, waren die beruflichen Aussichten nicht ihre einzige Motivation. Die Datenauswertung und deren Präsentation sind für die Studentin zur Leidenschaft geworden. Sie mag es, im grossen Datenchaos Ordnung zu schaffen und die besten Geschichten daraus zu ziehen. «Ich möchte die Welt vereinfachen und dabei gleichzeitig einen Mehrwert schaffen», fasst Karin Timcke zusammen.
Fernstudium bietet ideale Möglichkeiten
Weil Karin Timcke sowohl im Winter als auch im Sommer viel Zeit in den Bergen verbringt, genauer in ihrer Wohnung in Klosters, kam für sie ein reguläres Studium nicht in Frage. Das Fernstudium der FFHS war für sie deshalb
ein Volltreffer. Der Studiengang bietet ihr örtliche Flexibilität und sie kann ihn zudem berufsbegleitend absolvieren. Das führte zwar gerade zu Beginn des Studiums zu einigen Nachtschichten, dennoch hat sich der Entscheid gelohnt.
Gerade weil die Klasse viele Quereinsteigerinnen und -einsteiger hat, waren alle auf einem ähnlichen Niveau. Ganz ohne Hilfe ging es dann zu Beginn auch nicht. In einer Lerngruppe von ETH-Informatikern fand sie Support bei konkreten Programmier-Fragen. Aber auch die Unterrichtsform der Dozierenden half ihr. «Unser grosses Glück war, dass unser Professor ein gutes Gespür dafür hatte, wenn seine Ausführungen zu komplex waren. Wir konnten jederzeit mit ihm über das Lerntempo sprechen und er gab sich Mühe, Rücksicht zu nehmen, wenn es für uns zu fortgeschritten wurde», erzählt Karin Timcke.
Für die Zukunft gerüstet
«Unternehmen werden früher oder später beginnen müssen, Daten zu sammeln und sie vor allem auszuwerten», ist Karin Timcke überzeugt. Für ihre persönliche Zukunft hat sie nun bereits einen Job gefunden, in dem sie ihr neu angeeignetes Wissen direkt einsetzen kann. Ihre Tätigkeit wird erneut im Controlling eines Unternehmens sein, sie wird nun aber vermehrt in gemeinsame Projekte mit Wirtschaftsinformatikerinnen und -informatikern eingebunden sein. Zuerst steht für sie allerdings noch der Abschluss des MAS Data Science an. Es warten anspruchsvolle Module rund um Big Data und vor allem eine Abschlussarbeit im Bereich Machine Learning. Obwohl sie diese Aussicht aktuell noch etwas nervös macht, blickt Karin Timcke optimistisch nach vorne, denn dieses Gefühl kennt sie bereits – von der Startlinie ihres ersten 100-Kilometer-Laufs.
MAS Data Science
Der Masterstudiengang Data Science vermittelt die notwendigen statistischen Methoden, um empirische Daten auszuwerten und ökonomische Fragestellungen zu modellieren. Die Studierenden lernen die relevanten Techniken zur Datenvisualisierung kennen und bauen sich praxisbezogenes Wissen in Machine Learning und Big Data auf.
ffhs.ch/mas-data-science
5
02 – Menschen
ANDERE DINGE SEHEN –
DIE DINGE ANDERS SEHEN
Für einen Perspektivenwechsel benötigt es eine gewisse Offenheit, Neugierde und auch Mut. Das haben die Menschen, die wir in dieser Cloud-Ausgabe porträtieren, gemeinsam. Sie haben sich auf neue Erfahrungen eingelassen und ihre persönlichen Grenzen und den Wissenshorizont erweitert.
Karin Timcke zeigt beispiellos vor, dass es als Quereinsteigerin zwar herausfordernd, aber möglich ist, Data Science zu studieren. In der Freizeit bringen sie Bergläufe an die Grenze des Möglichen (S. 4–5). Die Liebe zu den Bergen respektive zu seiner Heimat, dem Wallis, zeichnet auch den neuen FFHSPräsidenten Armin Walpen aus. Auch wenn sein Blick weit über den Bergkanton hinausreicht. Der Wahlzürcher erzählt, welche neuen Perspektiven die FFHS braucht (S. 8–9).
Neue Sichtweisen eröffnen sich auch in der Gesundheit: Mit einem Bachelorstudiengang und konsekutivem Master bildet die FFHS neu medizinische Fachpersonen in Osteopathie aus (S. 10–11). Den Sprung vom Studenten zum Professor hat keiner so schnell geschafft wie er: Noch während seinem Masterabschluss hat Silvan Zahno an der HES-SO Wallis zu unterrichten und forschen begonnen (S. 12).
Warum und wo Mitarbeitende und Studierende der FFHS im Ausland vertreten sind, erklärt uns Anja Bouron (S. 13). Einige spannende Beispiele haben wir auf der Grafik «FFHS in aller Welt» zusammengestellt (S. 14–15).
Wir hoffen, dass unser Fokusthema mit diesen und weiteren Beiträgen nicht nur Ihre Sichtweise auf die FFHS erweitert, sondern auch dazu anregt, neue, fremde und ungewohnte Perspektiven einzunehmen.
Caroline Aebischer
6 CLOUD – Das Magazin der
Fernfachhochschule Schweiz
03 – Fokusthema Perspektivenwechsel
Andere Perspektiven: Einblicke in den neuen Hochschulcampus in Brig
«NICHT LOCKER LASSEN, ES LOHNT SICH»
INTERVIEW: NATASCHA RITZ
Armin Walpen ist der neue Präsident der FFHS. Im Gespräch erklärt er, welche neuen Sichtweisen die FFHS braucht und was er sich vom Standortkanton Wallis wünscht.
Herr Walpen, im Sommer haben Sie Hans Widmer als Präsident der FFHS abgelöst. Was werden Sie anders machen als Ihr Vorgänger?
Ich bin natürlich nicht der Bildungspolitiker, der er war. Ich hatte immer mit Medien und Management zu tun und bringe eine eher betriebswirtschaftliche Perspektive ein.
In der neuen Zusammensetzung zeigt sich der achtköpfige FFHSStiftungsrat jünger und weiblicher. Welche Sichtweisen bringen die drei Frauen mit?
Sie bringen erstmal vom Fachlichen her andere Perspektiven mit. Alice Kalbermatter, CFO der Matterhorn Gotthard Bahn, hat ein umfassendes Wissen im Finanzbereich. Dann haben wir mit Dr. Theresa Mandl eine international ausgerichtete Unternehmerin, die digital affin und stark im Bereich Innovation ist. Und schliesslich Dr. Germaine Seewer, die es als Frau sehr weit in der Armee gebracht hat und dort zuständig für die Ausbildung ist. Sie versteht sehr viel von Prozessen und von Bildung.
Haben Sie eine besondere Erwartung an den weiblichen Führungsstil?
Es braucht mehr Frauen in den Führungsgremien, alles andere bildet nicht unsere Gesellschaft ab. Aber spezifische Erwartungen ans Weibliche habe ich nicht; das Fachliche hat für mich einen höheren Stellenwert. Natürlich gehen Frauen die Dinge manchmal etwas anders an oder haben andere Betrachtungsweisen. Aber schlussendlich geht es um Entscheidungen, die in der Regel geschlechtsunabhängig, richtig oder falsch sind. In der Art, wie ein Unternehmen zu führen ist, nähern sich Frauen und Männer zunehmend an und das ist gut so.
Als ehemaliger SRGGeneraldirektor haben Sie das Aufkommen der Digitalisierung miterlebt. Welche Erinnerung haben Sie an diese Zeit?
Als ich 1996 zum Generaldirektor gewählt wurde, war mir klar, dass das Internet eine sehr grosse Veränderung mit sich bringt. Nicht nur in Bezug auf die Technologien, sondern vor allem auch, was Inhalte und Formate anbelangt. Ich habe dies früh in der Geschäftsleitung thematisiert. Ich erinnere mich, dass der damalige TV-Direktor Peter Schellenberg meinte: «Hör doch auf Armin, das ist nur Schrott». So kann man sich täuschen.
Sie haben sich nicht beirren lassen…
Nein, im Gegenteil. Auf einmal nahm alles mit einer unwahrscheinlichen Geschwindigkeit Fahrt auf. Wir mussten uns in der SRG neu ausrichten und aufstellen. Gemeinsam mit dem heutigen Generaldirektor Gilles Marchand – er war damals noch Direktor der Television Suisse Romande –trieben wir die Konvergenz auch gegen interne und externe, insbesondere politische Widerstände voran. Das hiess u.a., organisatorisch zusammenfassen, der gleiche Journalist macht alles, vereinfacht gesagt. Ich sagte meinen Leuten immer, ich muss nicht im Detail verstehen, wie es technisch funktioniert, aber ich muss wissen, was man damit machen kann. Die Bits und Bytes waren mir eher egal.
Wie digital sind Sie persönlich heute unterwegs?
Ich habe ein Smartphone, mache E-Banking, das was alle so machen. Aber ich bin nicht der grosse Kenner. Ich muss ständig einen meiner Söhne anrufen, wenn ich auf technische Probleme stosse.
8
CLOUD – Das Magazin der Fernfachhochschule Schweiz
03 – Fokusthema Perspektivenwechsel
Auch in den Schulen ist die Digitalisierung mittlerweile angekommen. Die FFHS hat mit ihrem Schwerpunkt ELearning in den letzten Jahren folglich alles richtig gemacht?
Im Grossen und Ganzen sicher. Aber man darf nicht vergessen, dass vor allem durch die Pandemie die anderen Bildungsinstitutionen gezwungenermassen auf das Digitale ausweichen mussten. Möglicherweise hat das unseren Abstand etwas verringert. Wir müssen uns sowohl von den Methoden als auch den Inhalten weiterentwickeln. «Never change a winning team» ist der Anfang vom Ende!
Wie konkret sollte sich die FFHS weiterentwickeln?
Inhaltlich sollten wir vermehrt aktuelle Themen in der Informatik und der Wirtschaft aufgreifen, zum Beispiel ESG-Standards oder Cybersecurity. Methodisch geht es um die Weiterentwicklung in Richtung individualisiertes Lernen. Wir müssen noch mehr auf die individuellen Bedürfnisse der Einzelnen eingehen.
2021 war für die FFHS mit dem Bezug zwei neuer Standorte in Zürich und in Brig ein wichtiges Jahr. Welche Perspektiven eröffnet der Gleisarena Campus für die FFHS?
Wir sind endlich da, wo der Markt ist. Die markante Präsenz in der Stadt Zürich ist ein starkes Zeichen. Das wird uns einen zusätzlichen Drive geben.
Und wie wichtig bleibt der Hauptsitz in Brig?
Wir haben hier einen tollen Hauptsitz gebaut, ohne Frage. Von 154 Mitarbeitenden sind 101 in Brig. Aber das Problem
der FFHS ist, dass wir als einzige Fachhochschule der Schweiz keine Betriebsbeiträge vom Standortkanton erhalten. Wir können die Schule nicht auf ewige Zeiten ohne jegliche Betriebsbeiträge des Kantons Wallis aufrechterhalten. Ich rechne jedoch fest damit, dass die Politik das einsieht, und dass wir bald als Walliser Fachhochschule unterstützungswürdig sind. Der Hauptsitz Brig ist für mich gesetzt − der Kanton muss das aber auch honorieren. Von guter Luft und schönen Bergen allein können wir nicht leben.
Apropos Berge, Sie sind Walliser und wohnhaft in Zürich. Wofür schlägt ihr Herz?
Nichts gegen die Zürcher, Zürich ist eine dynamische Stadt. Aber emotional bleibe ich dem Wallis verbunden. Ich bin grösstenteils im Oberwallis aufgewachsen, es ist meine Heimat. Auch wenn ich seit 1969 nicht mehr hier wohnhaft bin, habe ich mein Walliser-Sein und den Walliser Dialekt nie abgelegt.
Zum Schluss, was möchten Sie unseren Studierenden mitteilen?
Durchhalten. Nicht locker lassen, es lohnt sich.
Wechsel im Stiftungsrat
Im Juni wurden Dr. Germaine J. F. Seewer, Dr. Teresa Mandl und Dr. Johannes Flury neu in den FFHS-Stiftungsrat gewählt. Armin Walpen löst Hans Widmer als Präsident ab, der gleichzeitig mit Wilhelm Schnyder und Walter Borter zurückgetreten ist. Die weiteren Mitglieder sind Alice Kalbermatter, Patrick Amoos, Stefan Bumann und Franco Gervasoni.
9
Der neue Präsident der FFHS Armin Walpen.
DIE WICHTIGSTEN FRAGEN UND ANTWORTEN ZUR OSTEOPATHIE
Die Osteopathie ist in der Schweiz auf dem Vormarsch. Gleichzeitig gibt es viele Unklarheiten, was das Berufsbild betrifft. Höchste Zeit, einen näheren Blick auf das medizinische Fachgebiet zu werfen.
TEXT: NATASCHA RITZ
Mehr als eine halbe Million Menschen lassen sich in der Schweiz pro Jahr osteopathisch behandeln. Mit dem Bundesgesetz über die Gesundheitsberufe (GesBG), welches 2020 in Kraft getreten ist, ist die Osteopathie als Gesundheitsberuf in der Erstversorgung anerkannt und einheitlich reguliert worden. «Die Professionalisierung in der Schweiz kam mit Vollgas», sagt Mia Macdonald, die gemeinsam mit Christina Thomas den Studiengang Osteopathie an der FFHS aufbaut. Trotz der wachsenden Bedeutung im Gesundheitswesen herrscht vielerorts noch Unwissenheit über das Fachgebiet. Wir haben die wichtigsten Fragen zusammengestellt.
Was ist Osteopathie?
Osteopathie ist eine Komplementärmedizin, d.h. die Behandlungskosten werden von den Krankenkassen über die Zusatzversicherung für Alternativ- und Komplementärmedizin übernommen. Osteopathen behandeln mit den Händen, geben Übungen und führen detaillierte Gespräche mit ihren Patientinnen. Die osteopathischen Interventionen betreffen den ganzen Körper, etwa Funktionsstörungen des Bewegungs- oder Verdauungsapparats, der Atemwege, des Hals-Nasen-Ohren-Bereichs oder des Urogenitaltraktes. Psychosoziale Aspekte, welche sich im Körper oder in den Verhaltensweisen der Patienten widerspiegeln, werden auch gezielt angegangen.
Wo liegen die Grenzen der Osteopathie?
Osteopathie folgt dem Prinzip der Salutogenese, nach dem Gesundheit nicht ein fixer Zustand, sondern als Ziel eines komplexen Prozesses zu verstehen ist. «Osteopathen behandeln keine Krankheiten, sondern fördern die Gesundheit», erklärt Macdonald. Insofern behandelt die Osteopathie beispielsweise keine Krebserkrankungen. Sie kann hingegen einer an Krebs erkrankten Person helfen, die Probleme mit dem Bewegungsapparat hat oder unter den Effekten der psychischen Belastung auf den Körper leidet.
Wie geht ein Osteopath vor?
Osteopathinnen verwenden Anamnese, Diagnostik und verschiedenste Untersuchungs- und Behandlungstechniken, um sogenannte «Funktionsstörungen» zu identifizieren, anzupassen oder diesen vorzubeugen. Das Gespräch ist zentraler Bestandteil der Diagnosestellung. «Ein Osteopath hat Zeit für die Erstkonsultation», so Macdonald. Das sei in der Grundversicherung anders, da fehle diese Zeit in der Anamnese oftmals. Die Osteopathinnen beschränken sich nicht auf das Körperliche, sondern sehen sich die gesamten Lebensumstände an, Psyche, Umfeld, Arbeitssituation usw. Hinzu kommen zum Beispiel auch orthopädische oder neurologische Testverfahren. Ein Osteopath kann durchaus auch andere medizinische Daten wie Bluttests oder MRI anfordern und interpretieren, um eine Anamnese und Diagnostik zu unterstützen.
10 CLOUD – Das Magazin der Fernfachhochschule Schweiz
03 – Fokusthema Perspektivenwechsel
Wie ist der Stand der Osteopathie in der Schweiz?
Eine Studie aus dem Jahr 2016 stellt einige Zahlen über die osteopathische Arbeit in der Schweiz zur Verfügung. Rund 1,7 Mio. Konsultationen mit Gesamtkosten von 200 Mio. Franken wurden 2016 bei schätzungsweise 550 000 Menschen durchgeführt. Fast die Hälfte der Osteopathinnen praktizierten selbstständig. Die Dauer einer Behandlung lag durchschnittlich bei 45 bis 60 Minuten. Der häufigste Grund für die Konsultationen waren muskuloskeletale Beschwerden (81 %), meistens im Bereich der Wirbelsäule (66 %). Die meisten Patienten (76 %) waren Selbstüberweisende, nur 18 % wurden von anderen Gesundheitsfachpersonen überwiesen.
Welche wissenschaftlichen Grundlagen gibt es?
Kritiker der Osteopathie bemängeln, dass die Wirksamkeit der Behandlungen nur bei wenigen Krankheitsbildern belegt ist. In der Tat gibt es keine grösseren Studien vergleichbar mit der klassischen Schulmedizin, was auch mit der relativ späten Professionalisierung der Osteopathie in Europa zusammenhängt. Die Osteopathie integriert jedoch Wissen aus verschiedenen medizinischen Fachgebieten, seien es Studien aus der klassischen Schulmedizin, der manuellen Medizin, der Psychologie, der Neurologie usw.
Wer darf in der Schweiz Osteopathie ausüben?
Die Schweiz ist nach Grossbritannien das zweite europäische Land, welche das Berufsbild staatlich anerkannt und reguliert hat. Durch das Gesundheitsberufegesetz ist die Ausbildung sowie die Berufsausübung seit 2020 schweizweit einheitlich geregelt. Um den Beruf in der Schweiz auszuüben, ist ein Master of Science an einer Fachhochschule Voraussetzung, um die Berufsausübungsbewilligung zu erhalten. Derzeit wird das Studium in der Schweiz an zwei Fachhochschulen angeboten: An der Fachhochschule Westschweiz HES-SO (seit 2014) und ab Frühjahr 2023 neu an der FFHS.
Osteopathie an der FFHS
Der erste Jahrgang des Bachelor Osteopathie startet im Frühjahr 2023. Der Studiengang dauert sechs Semester und wird in deutscher Sprache im bewährten Blended-Learning-Modell angeboten. Der Präsenzanteil liegt jedoch mit rund 40 Prozent etwas höher als an der FFHS üblich, da die berufspraktische Ausbildung mehr Gewicht einnimmt. Der erste Masterstudiengang wird 2026 starten. 2028 werden die ersten Masterabsolventinnen erwartet.
Weitere Infos unter ffhs.ch/weiterbildung
11
03 – Fokusthema Perspektivenwechsel
Bauen den Studiengang Osteopathie an der FFHS auf: Die beiden Co-Studiengangsleiterinnen Christina Thomas D.O. und Mia Macdonald M.Ost (rechts).
WISSENSTRANSFER
VON DER INDUSTRIE AN DIE HOCHSCHULE UND ZURÜCK
Silvan Zahno (38) hat den MAS Industrie 4.0 an der FFHS abgeschlossen. Gleichzeitig ist er Professor an der HES-SO Valais-Wallis. In dieser Position vereint er die Perspektiven Forschung, Industrie und Wissensvermittlung.
TEXT: CAROLINE AEBISCHER
Dass Wissenstransfer und Perspektivenwechsel Fortschritte ermöglichen, weiss Silvan Zahno, Absolvent des Masterstudiengangs Industrie 4.0. Schon immer war ihm wichtig, Neues zu lernen. Ob im Job, privat oder in einer Weiterbildung. So hat sich der Infotronik-Ingenieur dazu entschieden, einen Master an der FFHS zu absolvieren. Und schon vor Abschluss des Studiums begann er eine Stelle an der Fachhochschule Westschweiz (HES-SO) als Assistenzprofessor im Bereich Digitale Systeme und Computer-Architektur. Dabei ist er an einer Schnittstelle und leitet – mittlerweile als Professor – eine Forschungsgruppe, stellt den Kontakt zur Industrie sicher und vermittelt das Wissen an Studierende.
Verschiedene Perspektiven vereint
In den Bachelor-Studiengängen an der HES-SO vermittelt Zahno vertieftes Wissen, das direkt mit der Praxis verknüpft wird. Der Transfer von Forschung in die Lehre ist ein wichtiger Grundpfeiler von Fachhochschulen wie der FFHS und HES-SO. «Basierend auf Grundlagenforschung entwickeln wir Technologien weiter, um diese in der Industrie einsetzbar zu machen», erklärt Zahno. So entstehen gewinnbringende Projekte in Kooperation mit lokalen Unternehmen. Beispielsweise hat Zahno mit seiner Forschungsgruppe, dem Smart Process Lab, einen intelligenten Agenten entwickelt, der Anweisungen für das optimale Beladen eines Lastwagens gibt. Ein weiteres Projekt war die Erstellung eines Digitalen Zwillings einer Produktionsanlage, womit bis zu 30 Prozent Kapazitäten freigesetzt werden konnten. «Entgegen vielen Befürchtungen gehen diese Einsparungen nicht auf Kosten menschlicher Arbeitskräfte», so Zahno, «denn Mensch und Maschine ergänzen sich». Der Mensch sei stark darin, aufgrund weniger Variablen Entscheidungen zu treffen, die Maschine wiederum könne ihn mithilfe von vernetzten
Informationen unterstützen. In der Entwicklung hin zu Industrie 5.0 steht die menschliche Perspektive sogar wieder mehr im Fokus – sie ist auch mit modernsten Technologien nur bedingt ersetzbar.
Vom Studenten zum Professor
«Da Industrie 4.0 mehrere Wissenschaften in einem Studiengang gruppiert, konnte ich mir an der FFHS ein breites technologisches Wissen aneignen», so Zahno. Es sei auch wichtig, sich in einem spezifischen Thema zu vertiefen, was ihm mit seiner Masterarbeit gelang. Zum Thema Edge Computing untersuchte er, wie die datenund rechenintensive Videoüberwachung durch lokale Speicherung und Verarbeitung von Daten effizienter gestaltet werden kann. Eine weitere Perspektive kam durch seine Weiterbildung dazu: Als Student an der FFHS erhielt Zahno wertvolle didaktische Inputs, die er auch an der HES-SO anwenden konnte.
ffhs.ch/mas-industrie40
12 CLOUD – Das Magazin der
Schweiz
Fernfachhochschule
03 – Fokusthema Perspektivenwechsel
SILVAN ZAHNO FFHS-Absolvent und Professor an der HES-SO Valais-Wallis.
Vom Mut, das Alte aus neuer Perspektive zu betrachten
TEXT: ANJA BOURON
Im Allgemeinen wird unter «Mobilität» die Beweglichkeit sowohl körperlicher als auch geistiger Art und im gesellschaftlichen Sinne verstanden. Im Hochschulkontext ist die Mobilität nichts anderes: die Möglichkeit einer Studentin oder eines Dozenten, das Studium an einer anderen Hochschule weiterzuführen. Im Alltagsjargon auch als «Austauschsemester» bekannt. Doch auch Mitarbeitende sowohl aus der Lehre, Forschung und Verwaltung haben die Chance auf diese Weise sich neue Perspektiven zu erschliessen.
Mobilität heisst auch, sich aus der Komfortzone heraus zu bewegen, denn es erfordert Mut, sich mit anderen Sichtweisen auseinanderzusetzen, neue Menschen kennenzulernen, sich in einer anderen Sprache verständlich zu machen und in einer fremden Umgebung zurechtzufinden. Gerade diese Erfahrungen schärfen vor allem die Social Skills, denn gibt es eine bessere Schule für Interdisziplinarität und interkultureller Kompetenz als das Ausland? Auch wenn die Pandemie das Reisen einschränkte, leben wir in einer globalisierten Welt, die einen kontinuierlichen Austausch mit anderen Kulturen, Ländern und Sprachen voraussetzt. Umso wichtiger wird verantwortungsvolles Handeln mit Rücksicht auf andere Gepflogenheiten und Regeln.
Seit wenigen Jahren bietet auch die FFHS ihren Studierenden und allen Mitarbeitenden die Möglichkeit an, mit SEMP – dem Swiss-European Mobility Programme –über den Tellerrand ihres Studiums oder ihres beruflichen Alltags zu schauen. Dabei profitieren wir vom extensiven Netzwerk der SUPSI im Ausland. Mit über 270 Partnerhochschulen und -instituten bieten sich grossartige Möglichkeiten in vielen spannenden Ländern an.
So empfehlenswert eine physische oder klassische Mobilität ist, bleibt sie nicht selbstverständlich, sind doch die Mehrzahl der FFHS-Studierenden berufstätig und haben oft bereits eine Familie oder andere Verpflichtungen. Eine Reise an eine andere Hochschule erfordert in diesem Fall zusätzlich noch Absprachen mit der Chefin und den Kollegen sowie ein ausserordentliches Arrangement hinsichtlich der familiären Pflichten. Trotzdem wachsen die Neugier und Nachfrage an unserer Hochschule nach einer solchen Erfahrung. Das möchten wir unterstützen und evaluieren neue Typen der Mobilität, die beispielsweise den Austausch auf virtueller und hybrider Ebene fördern, oder Kurzformen wie Summer Schools, die weniger lange Absenzen fordern. Damit gestalten wir nicht nur ein diverses Lernsetting, sondern ergänzen ideal das digital basierte Lehrkonzept der FFHS. Ein Perspektivenwechsel für alle!
ANJA BOURON
Leiterin Corporate Relations, Vertrieb und Studienberatung sowie Verantwortliche für Mobilität an der FFHS.
13 KOMMENTAR MOBILITÄT
03 – Fokusthema Perspektivenwechsel
INTERNATIONAL VERNETZT –MOBILITÄT AN DER FFHS
Die FFHS fördert Angebote, die ihren Studierenden sowie Mitarbeitenden Mobilität im In- und Ausland ermöglichen. Die Weltkarte zeigt die Standorte verschiedener Studierender und Mitarbeitender und welche neuen Perspektiven sie durch ihren Aufenthaltsort gewonnen haben.
«Ich war immer ein sehr durchgeplanter Mensch und liess mir wenig Spielraum für Spontanität. Hier habe ich gelernt, dass diese Perspektive der Spontanität einen kreativeren Weg zum Ziel erlaubt.»
Ajnishahe Imeri
«Die Dimensionen sind völlig anders – alles ist viel grösser als bei uns. Was für mich auch sehr speziell ist, sind die Unterschiede der sozialen Schichten. Armut und Reichtum prallen unglaublich stark aufeinander.»
Alexander Schluep
«Das Volk ist sehr freundlich, zuvorkommend und wir werden oft wie die eigene Familie behandelt. Dies gefällt mir sehr und ich versuche dies auch in der Schweiz auszuleben.»
Oliver Grob
CLOUD – Das Magazin der Fernfachhochschule Schweiz 14
1 – Ajnishahe Imeri Studentin BSc Betriebsökonomie, konsularische Fachspezialistin auf der Schweizer Botschaft in Washington DC
2 – Alexander Schluep Student BSc Betriebsökonomie, Eishockeyspieler für die Utah Outliers in Salt Lake City
3 – Oliver Grob Student BSc Betriebsökonomie Sportmanagement, Profisportler im Eisschnelllauf und Inline Speed Skating
4 – Dr. Ioan-Sorin Comsa Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Fernstudienund eLearningforschung (IFeL)
5 – Onyinyechi Zogg Studentin BSc Betriebs ökonomie Sportmanagement, Profifussballerin
Oliver Grob 3 Cartagena, CO
Alexander Schluep 2 Salt Lake City, USA
Ajnishahe Imeri 1 Washington DC, USA
Dr. Ioan-Sorin Dublin, IRL
Giulia Pestoni 6 Wageningen, NL
03 – Fokusthema Perspektivenwechsel
Tobias Gwerder Lille, FR
«Die französisch entspannte Art, Regeln nur als Empfehlungen zu verstehen, versuche ich noch etwas zu beizubehalten.»
Tobias Gwerder
«Ich nehme mit, dass wir in der Schweiz einen hohen Lebensstandard haben, den ich zuvor nicht geschätzt habe.»
Onyinyechi Zogg
«Ich lebe/arbeite in zwei kulturell und industriell komplett unterschiedlichen Ländern. Australien nimmt international eine bedeutende Rolle in Bezug auf Rohstoff und Klimawandel ein. In meinem FFHS-Themengebiet Industrie 4.0/5.0 fliesst dieses internationale Zusammenspiel von Innovation, Technologie und ESG aktiv ein.»
David Gemmet
Brig, CH
«Mein Blickwinkel ist ein Plädoyer für Afrika in Bezug auf seine technologische und wirtschaftliche Entwicklung. Südafrika, Mauritius und Ostafrika sind bereits heute fortschrittliche Player und es existieren vielfältige Opportunitäten und Marktchancen in Bereichen wie Fintech, Blockchain und AI.»
Stephanie Labité
15
6 – Giulia Pestoni Wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Ernährungsforschung
7 – Rebecca Witschi Studentin BSc Betriebsökonomie, Business Consultant bei einem Softwarehersteller
8 – Tobias Gwerder Student BSc Betriebsökonomie, Controller bei der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK)
9 – Stephanie Labité Studentin MSc BA Innovation Management, Head of Swiss Business Hub Southern & Eastern Africa (SBHSA)
10 – David Gemmet Studiengangsleiter MAS Industrie 4.0, Fachbereichsleiter Smart Engineering Process Management an der FFHS
Comsa 4
Onyinyechi Zogg 5 Potsdam, DE
Rebecca Witschi 7 Wiesbaden, DE
David Gemmet 10 Perth, AUS
Stephanie Labité 9 Pretoria, ZAF
03 – Fokusthema Perspektivenwechsel
Gwerder 8
FEIERLICH ERÖFFNET
DER NEUE HAUPTSITZ IN BRIG
Ein Wochenende voller Emotionen: Am 19. und 20. August feierten die FFHS und die FernUni Schweiz die Eröffnung des neuen Hochschulcampus in Brig und öffneten ihre Türen für die breite Öffentlichkeit.
TEXT: NATASCHA RITZ
FOTOS: PEDRO RODRIGUEZ
Lego einmal anders: Ein Industrieroboter spielt mit bunten Bauklötzen.
Der Tag der offenen Tür zog bei prächtigstem Wetter Gross und Klein an.
16 CLOUD –
Das Magazin der Fernfachhochschule Schweiz
04 – Campus
Offiziell eröffnet: (v. l. n. r.) FFHS-Präsident Armin Walpen, SUPSI-Generaldirektor Franco Gervasoni, Stadtpräsident Mathias Bellwald, Bildungsdirektor Christophe Darbellay, alt-FFHS-Präsident Hans Widmer, Architekt Markus Schietsch, Baukommissionspräsident Bruno Attinger und FernUni-Präsident Wilhelm Schnyder durchschneiden das Band.
Wo ist Walter? Eyetracking am Erlebnisstand der FFHS-Forschung.
Neue Einblicke: Besuchende erkunden die neuen Räumlichkeiten.
Kreativwerkstatt: Besonders die Kinder hatten am Erlebnisstand der MediaFactory sichtlich Spass.
SWISS LOCATION AWARD FÜR DIE GLEISARENA
Im Rahmen des diesjährigen Swiss Location Awards hat der Gleisarena FFHS Campus Zürich das Gütesiegel «ausgezeichnet» erhalten. Dabei haben 28 346 Veranstaltende, Besuchende sowie eine unabhängige Fachjury mitentschieden, dass die Gleisarena FFHS zu den schönsten Meetinglocations der Schweiz gehört.
TEXT: LAURA KRÜGER
Der Swiss Location Award® zeichnet seit 2016 als wichtigstes Gütesiegel der Eventbranche die besten Hotels, Restaurants, Meeting-, Tagungs-, Kongress-, Hochzeit- und Eventlocations der Schweiz aus. Zu den Bewertungskriterien gehörten unter anderem der Service, die Location und die Ausstattung.
Die Gleisarena FFHS konnte besonders mit ihrer einmaligen Lage, perfekten Erreichbarkeit, freundlichen Gastgeberinnen und Gastgebern sowie einzigartigen Architektur überzeugen. Dass sie mit 8,9 von maximal 10 Punkten ausgezeichnet wurde, freut das GleisarenaFFHS-Team ausserordentlich. «Die Auszeichnung zeigt uns, dass unsere Arbeit von
Veranstaltenden und Besucherinnen und Besuchern geschätzt wird und motiviert uns, auch weiterhin bei jedem Anlass unser Bestes zu geben, damit unsere Gäste einen unvergesslichen Aufenthalt bei uns erleben können», so Laura Krüger, Eventkoordinatorin.
Seit August 2021 schafft das Team um Yvonne Ganz, Departementsleiterin Bau, Real Estate und Facility Management, Raum zum Denken und begleitet und berät Kunden von der anfänglichen Planung bis zur Heimfahrt des letzten Gastes. Das Team besteht aus Betriebsleitung, Vermietungsmanagement, Eventorganisation, AV Support, Infrastrukturellem Betreuer, Technischem Objektleiter, Empfangsmitarbeitenden und der Departementsleitung Bau und organisiert den Betrieb der Gleisarena vom Unterricht, über die Arbeitsplätze bis hin zur Vermietung an andere Institutionen sowie Events. «Die Bewirtschaftung von rund 6440 m 2 Fläche braucht eine exakte Planung und ein gut eingespieltes Team, das in der hektischen Zeit allen Ansprüchen gerecht werden muss», sagt die Departementsleiterin Yvonne Ganz. «Dies bedingt eine gute Stimmung und einen Zusammenhalt, wo man sich gegenseitig hilft und unterstützt.»
FFHS Team Departement Bau, Real Estate und Facility Management.
(v. l. n. r.) Sascha Ramseier, Michael Struchen, Markus Ackermann, Sophie Huber, Laura Krüger, Claude Caminada, Attila Bodo, Yvonne Ganz, Nadia Bellwald, Fabienne Ruffiner.
Nicht auf dem Foto: Morris Varga, Nathalie Lyrer, Monika Finsterwald.
18 CLOUD –
Das Magazin der Fernfachhochschule Schweiz
04 – Campus
ONLINE GEPRÜFT
UND VOLLSTÄNDIG AKKREDITIERT
TEXT: CAROLINE AEBISCHER
Als erster Studiengang in der Schweiz wurde der Bachelor-Studiengang Ernährung und Diätetik sowohl nach dem Hochschulförderungs- und -koordinationsgesetz (HFKG) als auch nach Gesundheitsberufegesetz (GesBG) akkreditiert. Dabei hat ein grosser Teil des Akkreditierungsprozesses online stattgefunden.
Der Studiengang Ernährung und Diätetik wird seit Herbst 2015 jedes Jahr mit zwei Klassen durchgeführt. Als erster Bachelorstudiengang der FFHS zu einem reglementierten Gesundheitsberuf musste der Studiengang nach dem Gesundheitsberufegesetz und nach dem Hochschulförderungs- und -koordinationsgesetz akkreditiert werden. Das GesBG fordert kurz zusammengefasst für die Absolventinnen und Absolventen, dass sie Personen aller Altersgruppen in verschiedenen Kontexten (institutionell, in privaten Praxen, zuhause) fachgerecht beraten, begleiten und betreuen können.
Damit die FFHS die Akkreditierung für das GesBG erhalten konnte, war erforderlich, dass die Hochschule als Institution akkreditiert ist. Die institutionelle Akkreditierung hat die FFHS als affiliierte Schule der Fachhochschule Südschweiz (SUPSI) im Frühjahr 2021 erhalten. Diese erfolgte durch die Schweizerische Agentur für Akkreditierung und Qualitätssicherung (AAQ).
Die Akkreditierungsphase
Die Programmakkreditierung durch die AAQ startete anfangs 2020 mit Vorbereitungsarbeiten und einer Studiengangsevaluation und erfolgte über mehrere Etappen. Da das Akkreditierungsverfahren während der Pandemiephase stattfand, erfolgte ein grosser Teil der Zusammenarbeit online.
Ein Selbstbeurteilungsbericht, unter anderem mit einer Stellungnahme zu jedem Qualitätsstandard, bot dabei die Grundlage für die externe Begutachtung im November 2021. Vier Gutachterinnen aus dem Hochschul- und/oder aus dem Ernährungsbereich aus der Schweiz, Deutschland und Österreich erhielten dazu Zugang zur Online-Lernplattform Moodle, wo alle Akkreditierungsunterlagen bzw. der Selbstbeurteilungsbericht inklusive Anhänge abgelegt waren. Damit hatten sie auch gleich Einblick ins Studienmodell und in spezifische Aufgaben, welche die Studierenden auf Moodle bearbeiteten. Anschliessend erfolgte eine zweitägige Online-Visite zusammen mit repräsentativen Gruppen von Studierenden, Dozierenden, Mitarbeitenden und Praxisausbildenden des Studiengangs sowie weiteren am Prozess beteiligten Personen der FFHS. In mehreren Interviews wurden kritische Fragen im Zusammenhang mit Prozessabläufen und Studieninhalten gestellt.
Die Gruppe der Gutachterinnen verfasste im Anschluss einen Bericht, der Stärken und das Entwicklungspotenzial des Studiengangs aufführte. Aufgrund des Selbstbeurteilungsberichts und der Online-Visite schlug die Gutachterinnengruppe vor, die Akkreditierung mit einer einzigen Auflage auszusprechen. Der Schweizerische Akkreditierungsrat sprach die Akkreditierung im Juli 2022 für diesen Studiengang aus. Sehr zur Freude der Verantwortlichen. «Wir sind mit dem Ergebnis der Studiengangsevaluation im BSc Ernährung und Diätetik sehr zufrieden», so Studiengangsleiterin Jacqueline Javor Qvortrup. «Da der Studiengang als erster in der Schweiz sowohl nach HFKG als auch nach GesBG akkreditiert wurde, nimmt die FFHS eine Pionier-Rolle ein».
19
BSc
05 – E-Hochschule
Ernährung und Diätetik:
MIT DREI VOLLZEITBESCHÄFTIGUNGEN
ZUM ERFOLG
Absolventin des BSc Betriebsökonomie, Führungskraft bei einem spannenden Arbeitgeber und alleinerziehende Mutter, gekürt mit einer Note 6 für ihre Bachelor-Thesis – Sarah Monaco bringt all das unter einen Hut. Selbst wenn Erschöpfung und Verzweiflung dabei teilweise unumgänglich sind.
CLOUD – Das Magazin der Fernfachhochschule Schweiz
Einer von drei Jobs: Sarah Monaco bei ihrer Arbeit als Leiterin Administration und Auftragsabwicklung.
TEXT: LARINA BECK
«Sehr speziell» beschreibt Sarah Monaco ihren Werdegang in zwei Worten. Beruflich ist sie heute Leiterin Administration Offerten und Auftragsabwicklung für Investitionsgüter bei der ESA und leitet ein fünfköpfiges Team. Als ihr langjähriger Arbeitgeber in Italien den Standort von heute auf morgen verschob, musste sie innerhalb eines Monats ihr komplettes Leben umkrempeln. Schnell hat sie einen Job als Sachbearbeiterin bei der ESA in der Schweiz bekommen. «Mein Leben wurde innerhalb einer Woche neu organisiert. Migrationsamt, Kita, Job, alles. Ich weiss bis heute nicht wie, aber ich habe es geschafft. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich mit Existenzängsten zu kämpfen.» Sachbearbeiterin zu sein, war für Sarah Monaco keine dauerhafte Lösung. Sie entschied sich deshalb, ein Fernstudium zu beginnen. Als alleinerziehende Mutter war sie darauf angewiesen, parallel zu arbeiten und Geld zu verdienen. So hat sie sich für den Studiengang Betriebsökonomie an der FFHS angemeldet.
Lebensqualität dank Fernstudium
Der Wille war da, die Unterstützung zum Glück auch. Diese erhielt Sarah Monaco zum einen von ihrem privaten Umfeld und zum anderen von der Fernfachhochschule selbst – direkt und indirekt. Die Online-Lernplattform ermöglichte es der Studentin, Fragen zu stellen und innerhalb kurzer Zeit eine ausführliche Antwort zu erhalten. Zudem profitierte sie auch von persönlicher Betreuung, bei der sich Dozierende die Zeit für einen Austausch unter vier Augen nahmen. Auch der regelmässige Kontakt mit den Mitstudierenden war für Sarah Monaco sehr wichtig und hat bis heute Bestand – der Klassenchat ist immer noch aktiv. Der Austausch mit anderen Müttern im Studium gab ihr Mut. Es bedeutet ihr viel, dass sie das Studium an der Seite ihrer 11-jährigen Tochter absolvieren konnte. Die Kleine hat sie sogar tatkräftig unterstützt. So hat ihre Tochter beispielsweise die Zeit für sie gestoppt, wenn sie sich auf ein Referat vorbereiten musste.
Pandemie brachte sie an ihre Grenzen
Wie so vieles wurde auch das Leben von Sarah Monaco während der Pandemie auf den Kopf gestellt. Aus Bürotagen wurde Homeoffice, aus Anwesenheitspflicht wurde Homeschooling – das galt sowohl für sie als auch für ihre Tochter. «Ich musste lachen, aber mehr aus Verzweiflung. Ich konnte nicht glauben, was da passiert. Ständig predigen
wir den Kindern, sie sollen nicht zu viel fernsehen, man möchte sie nicht zu früh ans Handy lassen und die digitalen Medien sollen keinen grossen Platz in ihrem Alltag einnehmen. Von einem auf den anderen Tag wurden Hausaufgaben per Mail gesendet und um acht Uhr fand das erste Zoom-Meeting statt. Es war nicht einfach, meiner Tochter das alles zu erklären.» Es gab Momente, in denen Sarah Monaco das Gefühl hatte, in ein Loch zu fallen. Die grösste Herausforderung lag dabei in der Organisation des Tagesablaufs. Im selben Raum, in dem sie im Homeoffice arbeitete, machte ihre Tochter Hausaufgaben. Für die Flexibilität der FFHS – vor allem in dieser Zeit – war sie sehr dankbar.
«Auswertungsfreak»
Wie ist es möglich, eine Bachelorthesis mit der Note 6 abzuschliessen, wenn das Leben gleichzeitig drunter und drüber geht? Sarah Monaco ist stolz auf ihre Geschichte. In ihrer Arbeit untersuchte sie den Einfluss von dyadischer Führung, also die Beziehung zwischen Führendem und Geführtem, auf die Leistungsbereitschaft und Motivation von Individuen und Gruppen – ein Thema, mit dem man sich jahrelang beschäftigen kann. «Ich bin sehr hartnäckig drangeblieben, habe Tag und Nacht recherchiert, Daten ausgewertet und geschrieben. Ich wollte in der Zeit, die ich hatte, unbedingt das Rezept für eine erfolgreiche Führungskultur austüfteln. Ich muss gestehen, ich bin ein Auswertungsfreak.» Durch ihre Liebe zur Statistik fiel es ihr nicht schwer, stundenlang an der Arbeit zu sitzen.
Das Ziel wird
immer grösser
«Ich hatte nie das Gefühl, ich schaffe das Studium nicht. Aber ich hatte Erschöpfungszustände. Ich musste lernen, mir selbst realistische Ziele zu setzen und die grosse Liste voller Aufgaben Punkt für Punkt abzuarbeiten. Ich tendiere dazu, alle Aufgaben anzupacken und überall gleichzeitig anzufangen», beschreibt Sarah Monaco ihre Zeit während des Studiums. Aber sie hat bewiesen, dass es möglich ist, ein Studium zu absolvieren, auch wenn die Umstände nicht die einfachsten sind.
«Das Gefühl, meiner Tochter zu sagen, dass ich, beziehungsweise wir, es geschafft haben, hat mir so viel Freude bereitet.» Die Motivation nach diesem Erfolg war so hoch, dass Sarah Monaco sich gleich für den nächsten Studiengang angemeldet hat und nun das Masterstudium Business Administration an der FFHS absolviert.
21
06 – Success Story
DIE ERSTE DISSERTATION AN DER FFHS
INTERVIEW: CAROLINE AEBISCHER
Vor Kurzem hat Christof Imhof seine Dissertation erfolgreich verteidigt –als erster Doktorand, der an der FFHS und der Universität Bern gemeinsam betreut wurde. Im Interview zusammen mit Institutsleiter
Prof. Dr. Per Bergamin spricht er über Erkenntnisse und Erfahrungen.
Christof Imhof, herzliche Gratulation zur erfolgreichen Verteidigung Ihrer Dissertation! Was war das Hauptziel Ihrer Arbeit?
Christof Imhof: Ziel war es, ein Modell zu entwickeln, um Prokrastination bzw. Aufschiebetendenzen im Studium voraussagen zu können. Damit sollte eine Grundlage geschaffen werden, um in einem adaptiven System geeignete Massnahmen zu integrieren.
Wie sind Sie auf das Thema «Prokrastination» gekommen?
Christof Imhof: In Fernstudien tritt dieses Phänomen einerseits häufig auf und andererseits ist es gut erfassbar. Auf der Lernplattform ist ersichtlich, ob und wie lange jemand online ist und ob die Aufgabe rechtzeitig abgegeben wurde. Das Thema ist zwar gut erforscht, aber es gibt bisher noch keine weit verbreiteten Interventionen zur Prokrastination, vor allem beim adaptiven Lernen noch nicht.
Per Bergamin: Wie Christof erwähnt hat, kommt Prokrastination beim technologiebasierten Lernen häufig vor. Dies liegt nicht an der Technologie, sondern am Fernstudium. Weil man individuell studiert, schiebt man Aufgaben eher auf als in der Gruppe. Ausserdem gibt es viele Distraktoren. Die Studierenden sind oft Mehrfachbelastungen ausgesetzt, sie arbeiten parallel und sind dadurch mehr gestresst.
Was hat Sie am meisten fasziniert in der Erarbeitung Ihrer Dissertation?
Christof Imhof: Das Thema grundsätzlich. Ich finde es spannend, denn es ist ein extrem häufiges Verhalten. Die Zahlen sagen, dass über 80 Prozent der Studierenden im Fernstudium davon betroffen sind. Dabei ist aber auch zu beachten, dass es ein Verhalten ist, das man im Gegensatz zu anderen negativen Verhaltensweisen eher zugibt.
Welche Forschungsmethoden haben Sie angewendet?
Per Bergamin: Wir haben klassische statistische Methoden angewendet und auch Fragebogen und künstliche Intelligenz eingesetzt.
Christof Imhof: Dabei haben wir geschaut, welche Methode am besten die Voraussage unterstützt, um zu sehen, ob jemand prokrastiniert oder nicht, und ob jemand ein strategisches oder ein nicht-strategisches Aufschiebeverhalten aufweist.
Was ist der Unterschied?
Christof Imhof: Prokrastination wird mit schlechteren Leistungen, mehr Stress und geringerem Erfolg in Verbindung gebracht. Bewusstes Aufschieben dagegen wird als Strategie ohne negative Konsequenzen eingesetzt. Zum Beispiel, wenn man eine Aufgabe zugunsten vom Job bewusst verschiebt.
22 CLOUD – Das
der
Magazin
Fernfachhochschule Schweiz
07 – Forschung
Zu welchen Ergebnissen sind Sie mit Ihrer Studie gekommen?
Christof Imhof: Wir haben herausgefunden, dass die objektiven Daten der Logfiles ziemlich zuverlässig sind in den Voraussagen. Sie sind besser dafür geeignet als Fragebogen. Die Verwendung von zusätzlichen Fragebogen bringen nur marginal weitere Erkenntnisse.
Per Bergamin: Ein Fragebogen kann entweder im Voraus zum Einsatz kommen, aber man kann dabei fast keine Voraussage treffen, weil die Wahrnehmungen häufig nicht mit dem tatsächlichen Verhalten übereinstimmen. Man kann die Fragen auch am Schluss stellen. Dies führt aber oft zu Verzerrungen. Darum haben wir die technischen Möglichkeiten genutzt, um objektive Daten zu erheben. Diese Logfiles sind zuverlässig, sogar beim Modell Blended Learning, wo wir keine objektiven Messungen im Präsenzunterricht haben. Christof hat aber herausgefunden, dass wir ausgehend vom Logverhalten Voraussagen für das restliche Verhalten machen können.
Wie können die Erkenntnisse aus Ihren Forschungen für adaptive Lernsysteme genutzt werden?
Christof Imhof: In meiner Arbeit habe ich dies nur ansatzweise ausgeführt, aber sie liefert die Basis, aufgrund derer die Interventionen aufgebaut werden könnten. Beim weiteren Forschen wäre es interessant, auf das Zeitmanagement zu achten und die Hintergründe bzw. die Motivation oder die fehlende Motivation zu ergründen.
Per Bergamin – Sie haben die Dissertation von Christof Imhof als Professor und Institutsleiter in Zusammenarbeit mit der Universität Bern betreut. Wie sah das aus?
Per Bergamin: Es war im Prinzip eine gemeinsame Betreuung zwischen den beiden Hochschulen. Ich hatte die Betreuung vor Ort und der Hauptgutachter war von der Uni Bern. In der Schweiz ist es so, dass man nur an Universitäten promovieren kann. Das heisst, das Begutachtungsverfahren findet an der Uni statt. An Fachhochschulen gibt es aber auch Professoren, die Promotionen an den Unis abnehmen können.
Ist es denn an jeder FH möglich, in Zusammenarbeit mit einer Uni zu promovieren?
Per Bergamin: Wenn die Professoren an der FH die Qualitätskriterien der Uni mitbringen, ist dies möglich. Als Gutachter müssen gewisse Kriterien erfüllt werden wie zum Beispiel die wissenschaftliche Reputation.
Warum ist das Doktorat für die FFHS wichtig?
Per Bergamin: Wir brauchen talentierte Forschende am Institut und stellen deshalb junge Forschende an der FFHS an. Wir möchten ein Karrieremodell anbieten, das jungen Forschenden ermöglicht, nach dem Master hier zu promovieren, denn die Forschungskarriere läuft über die Promotion. Die Forschenden sollen die Möglichkeit erhalten, an der FFHS aufzusteigen. Am UNESCO-Lehrstuhl ist es ausserdem wichtig, dass wir zusammen mit unseren Partneruniversitäten gemeinsame Promotionen durchführen. Deshalb wird eine weitere FFHS-Forscherin ihre Promotion an der North West University in Südafrika machen.
Dr. Christof Imhof präsentiert Prof. Dr. Per Bergamin die Ergebnisse seiner Dissertation.
23
DER EINSTIEG FÜR KÜNFTIGE GAME DESIGNER, ABER NICHT NUR
Im Game Design Fuss zu fassen, bedeutet, in eine Wachstumsbranche einzusteigen. Allein in der Schweiz wird für das Jahr 2025 ein Umsatz von CHF 68,2 Mio. in der Game-Branche erwartet. Auch die Nutzerzahlen zeigen: Gaming liegt in einem Aufwärtstrend. Im Jahr 2021 spielten fast zwei Drittel der Bevölkerung mehrmals wöchentlich Videospiele. Dabei gibt es die unterschiedlichsten Anwendungsmöglichkeiten – von Entertainment Gaming bis hin zum Serious Game. Sie unterscheiden sich nach Ziel, Nutzungskontext und nach Zielgruppe. Für die Entwicklung dieser Spiele sind kreative Programmierende gefragt, die die Games anhand einer Story kreieren.
Spiele zu planen, konzipieren und mithilfe von künstlicher Intelligenz auf das nächste Level zu bringen, ist nicht nur das Ziel der neusten FFHS-Weiterbildung, sondern bringt auch ambitionierte Programmierende einen Schritt weiter. Denn der spielerische Umgang mit Inhalten
(Stichwort Gamification) und eine gute Experience sind nicht nur in Games gefragt. In den Weiterbildungen rund um die Spieleentwicklung erhalten die Studierenden einen vollen Wissensrucksack, der sie befähigt, selber neue Spiele zu gestalten und ein Gefühl für Spielmechaniken und -systeme zu entwickeln. Unterrichtet werden sie von Dozierenden, die selber im Game Design tätig sind und deren Erfahrungen in der Spielentwicklung weitergeben.
Neues CAS Experience Design for Games
Die neuste Weiterbildung, die im Herbstsemester 2022 gestartet ist, vermittelt von der Wahl des Game-Genres, der Definition der Zielgruppe und der Marktanalyse bis hin zu den Spielmechaniken und der Art des Storytellings, wie man die Experience der Games entwirft. Die Studierenden lernen dabei die Unterschiede sowie die Gemeinsamkeiten in der Entwicklung verschiedener Spiele kennen. Ausserdem erfahren sie, was alles in ein Game Design Document (GDD) gehört und warum dieses stark zu einer besseren Experience beiträgt. Wenn eine Experience in einem Game funktioniert, kann dieses Vorgehen auch auf andere Bereiche übertragen werden. Nebst den allgemeinen Aufnahmebedingungen für CAS sind keine Vorkenntnisse notwendig. In Kombination mit zwei weiteren CAS im Bereich Gaming, sollen die Weiterbildungen künftig zu einem DAS-Abschluss führen (Diploma of Advanced Studies).
Herbstsemester
ffhs.ch/cas-experience-design-games
Frühlingssemester
ffhs.ch/cas-advanced-game-dev
24 CLOUD – Das
Magazin der Fernfachhochschule Schweiz
08 – Weiterbildung
Das Spiel «Divine-Light» wurde von FFHS-Absolvent Yves Ruosch entwickelt.
WEITERBILDUNGEN MIT START IM FRÜHLING 2023
INFORMATIK
CAS Advanced Game Development
CAS Big Data
CAS Blockchain
CAS Business Information Management
CAS Lean Process Management
CAS Change Management
CAS Full-Stack Development
CAS Grundlagen Data Science
CAS IT and Law
CAS Next Generation Information System and Business Processes
CAS Software Engineering
CAS Web Usability
CAS Statistische Datenanalyse und Datenvisualisierung
DAS Data Science
DAS Software Engineering
DAS Web Engineering
MAS Business - and IT-Consulting
MAS Data Science
MAS Web for Business
TECHNIK
CAS Business Engineering
CAS Computing and Analytics
CAS Cyber Physical System and Robotics
CAS Digitale Unternehmenstransformation
MAS Industrie 4.0
WIRTSCHAFT
CAS Digital Leadership
CAS Personalpsychologie
CAS Research
MAS Arbeit 4.0
MAS Business Law
MAS Wirtschaftspsychologie
BAU
CAS Digital Construction – Besteller
CAS Bauprojektmanagement
GESUNDHEIT
CAS Betriebliche Gesundheitsförderung
MAS Gesundheitsförderung
DIDAKTIK & E-LEARNING
CAS eDidactics – Mediengestütztes Lehren und Lernen
CAS Media Design in Digital Learning
MAS Digital Education
Der Anmeldeschluss für die Weiterbildungen mit Start im Frühling 2023 ist der 30. November 2022 (spätere Anmeldungen je nach verfügbaren Studienplätzen möglich).
Weitere Infos unter ffhs.ch/weiterbildung
25
08 – Weiterbildung
FERNFACHHOCHSCHULE SCHWEIZ INTERNA
Diplomfeier 2022
388 Absolventinnen und Absolventen haben dieses Jahr ihr Diplom der FFHS erhalten – so viele wie noch nie. An der Diplomfeier in der Briger Simplonhalle am 17. September konnten sie ihr Diplom persönlich von Rektor Michael Zurwerra entgegennehmen. Über 600 Personen haben an der feierlichen Diplomübergabe teilgenommen. Dr. Germaine J. F. Seewer, die ranghöchste Frau in der Schweizer Armee und neue FFHS-Stiftungsrätin, würdigte in einer Gastrede den Effort der diesjährigen Absolventinnen und Absolventen.
Dr. Egon Werlen erhält Professur an der NWU
Am 1. September 2022 wurde Dr. Egon Werlen, Forschungsfeldleiter «Emotionen beim Lesen und Lernen» am Institut für Fernstudien- und eLearningforschung (IFeL), zum Extraordinary Associated Professor an der North-West University (NWU) berufen. Seit 2017 ist die NWU eine wichtige Partnerhochschule der FFHS. Die beiden Hochschulen arbeiten im Rahmen des UNESCO-Lehrstuhls für personalisiertes und adaptives Fernstudium an gemeinsamen Forschungsprojekten. Egon Werlen übernimmt seine Professur in der Forschungsabteilung «Selbstorganisiertes Lernen» und wird in der ersten Jahreshälfte 2023 neben einer Begrüssungsvorlesung einzelne Veranstaltungen online oder bei einem zweiwöchigen Aufenthalt vor Ort durchführen. Daneben besteht die Zusammenarbeit in erster Linie in der Anwerbung und Durchführung gemeinsamer Forschungsprojekte und gemeinsamer Publikationen. Die Professur wurde für drei Jahre vergeben und kann danach verlängert werden.
Neue Bewegungsempfehlungen
Am 7. September 2022 wurden die neuen Bewegungsempfehlungen des Bundes an der Tagung des Bewegungs-Netzwerks hepa.ch vorgestellt. An der Erarbeitung beteiligt waren Prof. Dr. Sonja Kahlmeier, Leiterin des Departements Gesundheit an der FFHS, zusammen mit Simon Endes (Ecoplan AG), Anja Frei, Susi Kriemler und Thomas Radtke von der Universität Zürich sowie Claudio Nigg von der Universität Bern. Die Bewegungsempfehlungen beruhen auf den Empfehlungen der WHO und beschreiben die optimale Dosis gesundheitswirksamer Bewegung für verschiedene Bevölkerungsgruppen. In den kommenden Monaten wird das Dokument der Bevölkerung vorgestellt.
Erneute Auszeichnung für Dr. Giulia Pestoni
Die Ernährungswissenschaftlerin am Departement Gesundheit hat eine zweite Auszeichnung für ihre Dissertation erhalten. Nachdem sie im Jahr 2021 den Oecotrophica-Preis für die beste Doktorarbeit in der Kategorie Humanernährung erhalten hat, verlieh ihr die Stiftung zur Förderung der Ernährungsforschung in der Schweiz am 2. September den SFEFS-Forschungspreis. Pestoni untersuchte in ihrer Doktorarbeit soziodemographische und Lebensstil-Determinanten von Ernährungsmustern in der Schweizer Bevölkerung und deren Zusammenhang mit chronischen Krankheiten.
26 CLOUD – Das Magazin der Fernfachhochschule Schweiz
09 – Interna
Eine Gruppe der diplomierten Absolventinnen und Absolventen an der Diplomfeier 2022.
MEDIENECHO
Einzelaktivitäten reichen nicht Praktisch jedes Unternehmen engagiert sich für die Gesundheit am Arbeitsplatz. Doch in vielen Betrieben ist dieses Thema mit einem wöchentlichen «Apfel-Tag» bereits abgehakt. (…) Mirjana Tschudi, BGM-Expertin der Fernfachhochschule Schweiz, sieht anhand ihrer Studien vor allem einen Fehltritt: «Am häufigsten wird kein Konzept erstellt.» Die Folge davon seien zusammenhangslose Massnahmen.
Handelszeitung, 25.05.2022
Lernen für die Umwelt
«Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft sind neben der Digitalisierung neue Herausforderungen unserer Zeit und werden künftig über Wettbewerbsfähigkeit entscheiden», erklärt Studiengangsleiterin Ute Eisenkolb von der Fernfachhochschule Schweiz. Es sei heute wichtig, neue Denkweisen und Lösungen in die Wirtschaftsaktivitäten einfliessen zu lassen, um Ressourcen besser zu nutzen, Geschäftsmodelle nachhaltig und Unternehmen widerstandsfähig aufzustellen.
Tagesanzeiger / Tamedia Gesamtausgabe, 28.05.2022
AGENDA
17.11.2022
FFHS-Business Breakfast «Circular Economics», Zürich
02.02.2023
FFHS-Business Breakfast «Der gute Hacker», Zürich
08.02.2023
Forum Bildung, Siders
28.03. 29.03.2023
HR FESTIVAL europe, Zürich
Der wichtige neue Hochschulcampus
Bildungsminister Christophe Darbellay findet sogar, dass dieser Tag in die Geschichte eingeht: «Wir haben einen Quantensprung gemacht.» Es brauche eine moderne Infrastruktur für künftige Fachleute. Er sagt: «Der Campus ist nicht nur ein fantastisches Aushängeschild für die Stadt, die Region und den Kanton, sondern wird es der FernUni Schweiz und der Fernfachhochschule Schweiz ermöglichen, ihr Engagement unter den bestmöglichen Bedingungen fortzusetzen».
Schweiz am Wochenende / Walliser Bote, 20.08.2022
In virtuellen Welten lernen
Für die Erstellung eines digitalen Escape-Rooms für eigene Lernzwecke benötigt man einen digitalen Raum, indem thematische Rätsel, offensichtliche Hinweise ebenso wie ein Hilfesystem eingebaut sind. Ebenfalls wichtig ist eine Story, die dem Lernabenteuer einen Sinn vermittelt und erklärt, warum man gefangen ist und in einer gewissen Zeit dem Escape-Room entkommen muss.
Computerworld, Fachartikel von FFHS-Experten Willi Bernhard und Bodo Möslein-Tröppner, 24.06.2022
30.03.2023
Maturierenden-Messe, Bern
13.04.2023
Learning Innovation Conference, Zürich
13.04.2023
FFHS-Business Breakfast «Inclusion», Zürich
Weitere Informationen zu diesen Veranstaltungen finden Sie unter ffhs.ch/events
27
09 – Interna
Sarah Monaco, alleinerziehende Mutter und Absolventin BSc Betriebsökonomie
ffhs.ch/bsc-wirtschaft
«Das Gefühl, meiner Tochter zu sagen, dass ich, beziehungsweise wir, es geschafft haben, hat mir so viel Freude bereitet.»
Fernfachhochschule Schweiz (FFHS) Zürich Basel Bern Brig Tel. +41 27 510 38 00 ffhs.ch
Mitglied der SUPSI