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Wie die FFHS mithilft, den Pfegenotstand zu bekämpfen
FFHS ERLEICHTERT PFLEGEFACHKRÄFTEN IHREN START INS NEUE STUDIUM
TEXT: DAVID BINER
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Die Corona-Pandemie hat gezeigt, was schon lange klar war: Pfegefachkräfte sind systemrelevant. Was ebenfalls schon lange klar ist: Im Schweizer Gesundheitswesen fehlt es an Pfegefachkräften. Wie der Kanton Wallis diese Lücke nun schliessen will. Und welche Rolle die FFHS dabei spielt.
Es war eine schöne Geste der Wertschätzung, als während der ersten Pandemiewelle im Frühjahr 2020 die Menschen auf ihre Balkone traten, um den Gesundheitspersonal an der Covid-Front Beifall zu klatschen. Ob dieses neu geweckte Bewusstsein und die Dankbarkeit für die vielen so tüchtigen Hände in den Spitälern oder bei der Alterspfege den Berufsstand verändern wird, muss sich erst noch weisen. Fakt ist: Die Branche kämpft nicht nur für bessere Löhne oder mehr Anerkennung, sondern auch gegen strukturelle Probleme. Der Fachkräftemangel in der Schweiz – und auch im Wallis – ist latent.
Die Gründe hierfür sind vielfältig, die möglichen Lösungsansätze auch. Der Kanton Wallis hat sich entschieden, das Problem auf eine ganz pragmatische Art anzugehen. Wenn es im Gesundheitsbereich an Fachkräften mangelt, müssen welche ausgebildet werden. Klick für Klick dazulernen
Im Herbst 2017 starteten die Walliser Fachhochschule für Gesundheit in Zusammenarbeit mit dem Berner Bildungszentrum Pfege ein entsprechendes Pilotprojekt in Visp. Bis 2020 wollte man sich Zeit nehmen, um zu sehen, ob ein Studiengang Pfege auf Stufe Höhere Fachschule HF tatsächlich ein gangbarer Weg wäre für eine Behebung des Pfegenotstands. Nach einem harzigen Start wurden die Verantwortlichen auf das zweite Jahr hin mit An- fragen überhäuft. Im Herbst 2020 konnten schliesslich die Studierenden des ersten Ausbildungsjahrgangs ihre Diplome entgegennehmen. Und wegen der steigenden Nachfrage wurde auf das Frühjahr 2021 hin in Visp eine zweite Klasse eröfnet. Gleichzeitig sind auch in Monthey die ersten angehenden Pfegefachkräfte mit dem gleichen Ausbildungsgang gestartet.
Die Nachfrage ist hoch. Und die Studierenden haben ihre Bedeutsamkeit bereits unter Beweis gestellt. Die Höhere Fachschule Bereich Gesundheit hatte während der zweiten Pandemie-Welle im Herbst 2020 ihren Unterricht kurzfristig eingestellt, um dem Personal in den schwer vom Virus betrofenen Alters- und Pfegeheime in der Region unter die Arme zu greifen. Der starke Praxisbezug ist wichtig für den Studiengang. Ebenso seine breite Türen, die eigentlich für alle Interessierten mit einer abgeschlossenen Lehre weit ofenstehen. Und die FFHS hilft tatkräftig mit, diese Durchlässigkeit zu fördern und zu steigern.
Der Bedarf nach Pfegefachkräften hat sich in den letzten fünf Jahren verdoppelt.
Gemeinsam mit den Dozierenden des Studiengangs haben die FFHS-Departemente Gesundheit und E-Didaktik einen Vorbereitungskurs eingerichtet, basierend auf den Unterlagen des Berner Bildungszentrums Pfege. Dieser soll die angehenden Studierenden individuell bei ihren jeweiligen Ausbildungen und Erfahrungen abholen und sie im Bereich der Naturwissenschaften ft machen für das Studium. Physik, Biologie, Chemie – die künftigen Pfegefachkräfte navigieren sich durch ein Online-Modul, das ihnen die Materie, etwa den menschlichen Körper bis tief in die Zell- struktur, Klick für Klick näherbringt.
«Der Vorbereitungskurs wird in rund 40 Stunden absolviert und folgt dem Prinzip des Selbstlernziels», sagt Andreas Hediger. Der Leiter der MediaFactory begleitet sehr eng das didaktische Konzept, das die ersten Interessenten im Frühjahr 2021 durchlaufen haben und das nach deren Feedback nun weiter verfeinert wird.
Die gleichen Chancen für alle
Der Kurs ist zwar für alle eingeschriebenen Studierenden obligatorisch, jedoch keinesfalls mit einem Eignungstest, einer Aufnahmeprüfung oder einem Numerus Clausus zu verwechseln, sagt Hediger, «es ist ein formativer Kurs». Die verschiedenen Themenbereiche sind demnach so aufgebaut, dass die Teilnehmenden darin eintauchen können – spielerisch, intuitiv, interaktiv. «Die Studierenden müssen beim Kurs aktiv werden», sagt Hediger, «es geht in erster Linie nicht darum, ob die Antwort falsch oder richtig ist, sondern vor allem um die Frage, warum sie falsch oder richtig ist und was die angehenden Studierenden dabei lernen können». Das Prinzip des Vorbereitungskurses sei es, alle angehenden Studierenden auf den gleichen Wissensstand zu bringen, damit alle die gleichen Grundlagen haben für ein erfolgreiches Studium. Hediger: «Für den jungen Studiengang ist das Projekt eine grosse Chance.» Die Unterstützung der FFHS geht aber über den didaktischen Bereich hinaus. Gemeinsam mit der Walliser Fachhochschule HES-SO Valais/Wallis und dem Berner Bildungszentrum Pfege trägt sie den Studiengang in einer neu gegründeten Stiftung mit. Diese wird als Leistungserbringerin der Pfegeausbildung HF auch vom Kanton anerkannt.
Der Walliser Bildungsdirektor Christophe Darbellay hoft, mit der Pfegeausbildung HF noch mehr Walliserinnen und Walliser für die Berufe im Gesundheitsbereich zu begeistern. Der Bedarf auf dem heimischen Arbeitsmarkt nach Fachkräften im Pfegebereich habe sich in den Jahren zwischen 2016 und 2021 verdoppelt. Die Corona-Pandemie hat diese Situation nicht unbedingt verschärft. Aber sie hat eindringlich gezeigt: Gute Pfegefachkräfte sind systemrelevant. Sie verdienen Applaus. Und einen bestmöglichen Zugang zu einem guten Studium.