02 – Fokusthema Nachhaltigkeit
AUF DEM ZWEITEN BILDUNGSWEG ZUM DOKTORTITEL TEXT: DAVID BINER
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Boris Miethlich wollte den Doktortitel, unbedingt. Jetzt hat er ihn. Dafür brauchte er einen eisernen Willen. Und die FFHS als Wegbereiterin. Boris Miethlich wirkt etwas klein vor dem klobigen Marmorgebäude. Aber der erste Eindruck des Fotos, das uns der Glarner stolz zeigt, täuscht. Denn er steht zuoberst auf der Treppe, hier an der Fakultät für Management an der Comenius Universität in Bratislava. Boris Miethlich hat endlich sein Ziel erreicht, er ist Doktor der Philosophie in Betriebswirtschaft. Boris Miethlich, PhD.
Keine Antwort von Schweizer Unis Der Weg dorthin war lange, sehr lange. Und der heute 38-Jährige hätte zig Gründe gehabt hinzuschmeissen, mehr noch: Ginge es nach dem hiesigen Bildungssystem hätte er eigentlich gar nie auf die Idee kommen sollen, den Doktor zu machen, er, der gelernte Informatiker. Aber er wollte es, weil er Spass am Forschen hat, als Hobby quasi. Und klar, «auch, weil sich ein Doktortitel gut macht», schmunzelt er. Boris Miethlich wollte es unbedingt. Und er hat es durchgezogen – allen Widrigkeiten zum Trotz. Wer doktorieren will, geht meistens den klassischen Weg. Auch der ist nicht einfach, aber ziemlich klar vorgezeichnet. Master an einer Uni, bei einem Professor andocken, Mitarbeit am Lehrstuhl, die Lehre betreuen, immerhin kriegt man hierfür einen Lohn. Nach ein paar Jahren schliesst man die Promotion ab und veröffentlicht die Dissertation.
CLOUD – Das Magazin der Fernfachhochschule Schweiz
Boris Miethlich hatte sich in der Schweiz nach einer Betreuungsperson und einer Zulassung umgeschaut. Aber es kam nie dazu. Auf viele Anfragen habe er nicht einmal eine Antwort bekommen. Das liege wohl daran, dass er eben «nur» eine Fachhochschule absolviert habe, mutmasst der FFHS-Absolvent ohne Groll. Dabei spiele eine gewisse elitäre und stark hierarchisch geprägte Haltung an den Unis mitunter auch eine Rolle, glaubt er. Boris Miethlich wurde dann fündig an der Comenius Universität in Bratislava. Das Verfahren sei dort vergleichsweise unkompliziert gewesen, die Zulassungsprüfung hat er auf Anhieb geschafft.
Paradebeispiel für Lifelong Learning In seiner Doktorarbeit beschäftigte sich dann Boris Miethlich mit dem Thema der beruflichen Wiedereingliederung von Menschen mit Beeinträchtigungen und welche betriebswirtschaftlichen Einflüsse diese auf kleinere und mittlere Unternehmen haben kann. Er zeigte dabei auf, dass ein positiver Zusammenhang zwischen dem Implementierungsgrad des sozialverantwortlichen Handelns, der Maturität der Unternehmenskultur sowie dem daraus resultierenden Beitrag zum Unternehmenserfolg besteht. Ein Thema, das er auch aus der Praxis bestens kennt. Boris Miethlich arbeitet schon seit einigen Jahren bei der IV-Stelle des Kantons Glarus. Die Berufslehre hatte er als Informatiker gemacht, dann die Technikerschule im gleichen Bereich. Miethlich ist ein Paradebeispiel dafür, dass man nie ausgelernt hat. Lifelong learning ist für ihn nicht nur ein Begriff, er lebt ihn.










