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Giulia Pestoni: Auszeichnung für die FFHS-Forscherin
GESUNDE TESSINER, AUSGEZEICHNETE TESSINERIN
TEXT: DAVID BINER
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Die Doktorarbeit der FFHS-Forscherin Giulia Pestoni wurde mit dem OECOTROPHICAPreis in der Kategorie Humanernährung ausgezeichnet. Sie weiss, was wo in der Schweiz auf den Teller kommt.
«Gute Ernährung war für mich immer schon wichtig.» Giulia Pestoni weiss, worüber sie spricht und forscht. Als frühere Eiskunstläuferin habe sie schon in ganz jungen Jahren darauf geachtet, was und wie viel sie isst. Dazu kommt die junge Forscherin aus dem Tessin, die Region in der Schweiz, wo sich die Menschen am gesündesten ernähren. Doch dazu später mehr. Preis für beste Doktorarbeit
Während sich Unmengen von Studienrichtungen mit dem gesunden Geist befassen, hat sich Giulia Pestoni in ihrer akademischen Laufbahn stets mit dem Körper befasst; und mit Fragen, was diesen gesund hält. Sie hat Bewegungswissenschaften an der ETH studiert und abschliessend einen MAS in Ernährung und Gesundheit an der ETH absolviert. Seit Oktober 2020 ist sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der FFHS tätig, wo sie im Departement Gesundheit zur Ernährung forscht. Gleichzeitig arbeitet sie am Institut für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention der Universität Zürich im Bereich Ernährungsepidemiologie, wo sie promoviert hat. Im vergangenen September nun der vorläufge Höhepunkt in ihrer Forschungstätigkeit: Giulia Pestoni bekam den OECOTROPHICA-Preis 2021 verliehen, für die beste Doktorarbeit in der Kategorie Humanernährung.
Grosse Freude
Der OECOTROPHICA-Preis wird seit 1997 vom Berufsverband für Oecotrophologie (VDOE) ausgeschrieben und vom deutschen Lebensmittelverband gestiftet, um wissenschaftliche Nachwuchskräfte zu fördern und deren Arbeiten bekannt zu machen. «Ich freue mich sehr über die Auszeichnung und möchte mich bei dem VDOE und dem deutschen Lebensmittelverband sowie bei allen Forschenden, die in den Projekten beteiligt waren und beim Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen, das das Projekt gefördert hat, bedanken.»
Aufschlussreiche Ergebnisse
In ihrer Doktorarbeit hat Giulia Pestoni den Zusammenhang zwischen Ernährungsmustern, also dem allgemeinen Lebensmittelkonsum einer Person, und chronischen Erkrankungen in einer repräsentativen Stichprobe der Schweizer Bevölkerung untersucht, und ist dabei zu aufschlussreichen Ergebnissen gelangt. Sie konnte etwa aufzeigen, dass ein hoher Konsum hochverarbeiteter Lebensmittel bei Frauen mit einer höheren Wahrscheinlichkeit für Fettleibigkeit (Adipositas) zusammenhängt. Oder dass eine höhere Ernährungsqualität sowie die Einhaltung eines gesunden Ernährungsmusters – mit hohem Konsum von Früchten, Gemüse, weissem Fleisch und Fisch – die Sterblichkeit infolge Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes mindert. Schliesslich fand sie heraus, dass Konsumenten mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für Prädiabetes, nicht-diagnostiziertem Diabetes sowie prävalenten Diabetes leben, wenn sie sich nach einem sogenannten westlichen Ernährungsmuster ernähren – also hoher Konsum von rotem und verarbeitetem Fleisch, alkoholischen Getränken sowie rafinierten Getreiden. Die Doktorarbeit von Giulia Pestoni stellt gleichzeitig die allerersten Ergebnisse zum Zusammenhang zwischen Ernährungsmustern, abgeleitet aus detaillierten und repräsentativen Ernährungsdaten, und chronischen Erkrankungen für die Schweizer Bevölkerung dar. Und: Die Ernährungsmuster der Schweizerinnen und Schweizer haben demnach einen signifkanten Zusammenhang mit dem Geschlecht, dem Alter, Körpergewicht, mit der Bildung und körperlichen Aktivität.
Welsche trinken mehr
Giulia Pestoni ging in ihrer Arbeit aber noch einen Schritt weiter. Sie entdeckte auch signifkante Unterschiede innerhalb der Hauptsprachregionen der Schweiz. Auf den Tellern der Deutschschweizerinnen und Deutschschweizer landen gemäss Pestoni vermehrt gesättigte Fettsäuren und Süssgetränke sowie weniger Fisch, bei den Welschen gesellt sich dann noch ein stattlicher Anteil an alkoholischen Getränken dazu, während die Tessiner sich eher an der mediterranen Küche orientieren.
Ergebnisse helfen der Prävention
Diese Ergebnisse können den kantonalen Gesundheitsbehörden helfen, gefährdete Bevölkerungsgruppen gezielter anzusprechen, sagt Pestoni. «Angesichts der bekannten Rolle einer gesunden Ernährung bei der Prävention von chronischen Krankheiten kann dies langfristig zu einer geringeren Morbidität und Mortalität führen.» Dass man in der italienischsprachigen Schweiz am gesündesten kocht und isst, das ahnte Giulia Pestoni wohl schon vor ihren Studien. Zumindest überrascht hat es die Tessinerin nicht.