FiS-Oktoberausgabe 2021

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55 JAHRE KFS

Familien-Ratgeber

Unangenehme Gefühle bei Kindern Durch die Brille des Kindes sehen, in den Schuhen des Kindes gehen, mit dem Herzen des Kindes fühlen.

Jede/r kennt Situationen, in denen das Kind unglücklich, ängstlich oder wütend ist, also ein Problem hat. Wie aber können wir dem Kind helfen damit umzugehen? Viele unnötige Reibereien in Familien entstehen aus Missverständnissen. In Familien und Erziehungsalltag haben wir oft Patentrezepte (Trost, Ablenkung…) parat, ohne herausgefunden zu haben, was eigentlich das Problem ist. Ein Mädchen im Kindergarten hat zugesehen wie die anderen Kinder eine richtig schöne Schneeballschlacht gemacht und viel gelacht haben. Ein Schneeball trifft das Kind am Rücken und es läuft weinend zur Mami, welche das Mädchen gerade abholen kommt. Wie soll sie reagieren? Nun gibt es viele mögliche Reaktionen, wie das Trösten (ach du Arme), Bagatellisieren (das wird nicht so schlimm sein), Ablenken (jetzt geh erst Mal was trinken), Unterstellen (wahrscheinlich hast du auch etwas gemacht), das Schimpfen (ständig kommst du weinend angelaufen). Meist laufen die Gespräche so ab, dass fast nur die Erwachsenen reden und das Gespräch ziemlich schnell endet. Das Kind kann nicht zum Kern der Sache vordringen. Wenn Kinder ein Problem haben, möchten wir es so schnell wie möglich weg machen, da

es uns selbst meist unangenehm ist. Jede/r kennt Sätze wie „Ein Indianer kennt keinen Schmerz“, „Das ist doch gar nicht so schlimm“. Doch erreichen wir mit unserm Verhalten, dass das Kind sich besser fühlt und mit seinem Problem klarkommt? Die Gefühle flachen tatsächlich erst ab, wenn Kinder die Möglichkeit haben sie auszudrücken. Erst dann fühlt sich ein Kind verstanden. Die Mutter könnte Anteil nehmen, indem sie beschreibt: “ Ich sehe, du bist traurig. Es hat dir weh getan, den Schneeball auf deinem Rücken zu spüren, das kann ich gut

Familienteam heißt für mich, achtsam sein im Umgang miteinander. verstehen. Möchtest du mir erzählen, was eigentlich passiert ist? Ich habe es gar nicht richtig gesehen.“ Das Mädchen sagt: „Ich wäre gerne dabei gewesen, aber keiner hat mich gefragt.“ Die Mutter fragt nach: „Was könnte da hilfreich sein, was hast du für Ideen?“ Das Mädchen erklärt, dass es nächstes Mal selbst fragen möchte, ob es mitspielen darf oder die Erzieherin um Hilfe fragen möchte. Die Mutter stärkt das Mädchen mit

anerkennenden Worten, lobt seine Ideen. Dadurch ist ihre Tochter einen großen Schritt weitergekommen im Umgang mit heftigen Gefühlen, im Vertrauen, Probleme lösen zu können und in ihrer sozialen Kompetenz.

Was ist FamilienTeam? Das Elterntraining FamilienTeam ist ein wissenschaftlich begründetes Programm zur Stärkung der Erziehungskompetenz. Die Methode „FamilienTeam“ stellt hilfreiche Verhaltensweisen bereit, wie Eltern in herausfordernden Situationen liebevoll, wertschätzend und klar reagieren können. Sie zeigt auch, was Mütter und Väter vorbeugend tun können, um Machtkämpfe und Konflikte im Familienalltag zu vermeiden. Die Kurse richten sich an Eltern mit Kindern von 3 bis 12 Jahren. Sie umfassen 8 Kurseinheiten zu je 3 Stunden. Es werden Basisseminare und Aufbauseminare zu je 4 Einheiten organisiert. Die Kurse werden in verschiedenen Formen angeboten, als Abendkurs an mehreren Abenden oder als Schnupperkurs mit Ganz- und Halbtageseinheiten. Mehr Infos unter: www.familienverband.it

Sarah Wegmann, zert. FamilienTeamTrainerin, Kindergärtnerin mit Montessori-Ausbildung, Mutter von 2 Kindern im Grundschulalter. Wegmannsarah@gmail.com, Tel. +39 347 551 23 90

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05 | 2021


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