BR A NCHE
SERIE
EINSPIELZEIT
Aus dem L eben
Jede gute Mannschaft braucht Zeit, sich aufzuwärmen und einzuspielen, bevor sie für den Wettkampf bereit ist. Das ist bei uns Handelsagenten nicht anders.
TEIL 7
TEXT: SUSANNE LOHS, HANDELSAGENTIN
I
ch bin heute schonungslos offen und ehrlich und vielleicht spreche ich Ihnen damit ja sogar aus der Seele: Aller Anfang ist schwer. Zeitraubend, kräftezehrend, nervenaufreibend. Und fühlt sich manchmal zäh und nach Gleich-wieder-aufhören-Wollen an. Nicht jeder gibt das zu, aber vielen geht es ganz genauso. Bei uns war das nicht anders, aber das Durchhalten hat sich gelohnt. In unsere Selbstständigkeit als Handelsagenten sind mein Mann und ich 2016 mit Begeisterung, hundertprozentigem Engagement und voller Enthusiasmus gestartet. Wir haben fantastische Produkte, die sagenhaft köstlich schmecken und von erstklassiger Qualität sind – wer würde so etwas nicht mit Feuereifer verkaufen wollen? Eben. Und so haben wir uns mit Vollgas ans Werk gemacht, über Marktgegebenheiten und Mitbewerb recherchiert, potenzielle Kunden definiert und akquiriert, Medienvertreter kontaktiert und eine Website aufgesetzt.
HÜRDEN MEISTERN Und dann? Sind wir recht schnell in unserem Enthusiasmus gedämpft worden, haben uns aber dennoch nicht bremsen lassen. Die Wahrheit ist: Es war ein Herantasten, mit „trial and error“ und vielen leeren Kilometern. Wir mussten unsere Lieferanten erst kennenlernen, einen Umgang mit ihren individuellen Eigenheiten und Liefermodalitäten finden. Auf Kundenseite war es genauso. Anfangs verging keine Woche, in der alles reibungslos geklappt hätte. Das war nicht immer einfach und manchmal hält unser Job als Handelsagenten auch heute noch Herausforderungen für uns bereit.
WARMLAUFEN Auch mein Mann und ich waren zu Beginn noch nicht aufeinander eingespielt, haben als geschäftliches Team nur mäßig funktioniert. Das hat gedauert und viele Gespräche erfordert. Wir mussten uns über unsere jeweiligen Stärken bewusst werden und dementsprechend überlegen, wer welche Aufgaben übernehmen soll. Es ist wie eingangs erwähnt: Jede gute Mannschaft muss sich erst mal warmlaufen.
tigkeit als Handelsagentin gelernt habe? Wenn man sich abstrampelt bis zum Umfallen, allzu verbissen ans Werk geht, jeden Tag (inklusive Wochenenden) bis spätabends arbeitet, jedem noch so kleinen (und damit nicht lukrativen) Auftrag nachrennt, sich keine Ruhepausen gönnt und die Nerven zum Zerreißen gespannt sind – dann kann das nichts werden. Schlechtes Karma sozusagen. Wir ziehen nämlich das an, was wir ausstrahlen.
LOSLASSEN Sobald man mental und emotional loslässt, ein paar Gänge zurückschaltet und Fünf auch mal eine gerade Zahl sein lässt – patsch-bummzack! Neue Kunden und lukrative Projekte kommen fast wie von alleine, die Besucherzahlen und Seitenaufrufe der Website klettern in bislang undenkbare Höhen. Auf einmal müssen nicht mehr wir uns nach den anderen richten, sondern geben unsere eigenen Konditionen vor. Es lohnt sich also allemal, dranzubleiben.
EINGESPIELT
SUSANNE LOHS vertreibt seit Sommer 2016 zusammen mit ihrem Mann „Köstliches aus Vorarlberg“ in Wien und Umgebung. Außerdem ist sie mit CommuniCare selbständige PR- & Marketingberaterin für Einzelunternehmen und KMU. s.lohs@lohs.co.at www.koestlichesausvorarlberg.at www.communi-care.at
handelsagenten.at
Es hat gute zwei Jahre gedauert, bis jeder von uns seinen Platz gefunden hatte und wir uns klar am Markt positionieren konnten. Ab dann wurde es leichter. Heute wissen wir, was wir bieten können und wollen. Was unsere Kunden brauchen. Wie unsere Lieferanten ticken. Mittlerweile gibt’s sogar Wochen, da läuft alles glatt. Wirklich alles. Keine Fehllieferung, sämtliche Waren sind am geplanten Tag da und auf Kundenseite sind auch alle zufrieden.
LERNEFFEKT Was ich in den Jahren seit Beginn meiner Tä-
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