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BRANDSCHUTZ

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IM PORTRÄT

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LEBENSUMFELD BRANDSCHUTZ GEHT ALLE AN

Österreich beklagt jährlich ca. 50 Todesopfer und 300 Schwerverletzte in Folge von Bränden. Nahezu alle Brände beginnen sehr klein in der sogenannten Entstehungsphase. Durch rasches und richtiges Handeln können Großbrände vermieden und Gefahren für Mensch und Tier abgewandt werden. Grundkenntnisse der Verbrennung sowie deren Löschmöglichkeiten sind für jedermann zwingend notwendig.

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TEXT: DANIEL PETROWITSCH, TRAINER FÜR BRANDSCHUTZ

Brand schutz SERIE

TEIL 1 / 3

Die Grundlagen für den Brandschutz in Österreich bilden die einzelnen Feuer- und Gefahrenpolizeigesetze in den jeweiligen Bundesländern.

BÜRGERPFLICHT Laut dieser Gesetze ist jedermann verpflichtet, nach Möglichkeit und Zumutbarkeit das Entstehen eines Brandes oder einer örtlichen Gefahr zu verhindern und alles zu unterlassen, was die Ausbreitung eines Brandes oder einer örtlichen Gefahr begünstigt sowie deren Bekämpfung erschwert.

GRUNDLAGEN DER VERBRENNUNG Die Verbrennung ist eine chemische Reaktion eines brennbaren Stoffes mit Sauerstoff. Diesen Vorgang bezeichnet man als Oxidation. Damit es überhaupt zu einem Brand kommt, müssen mehrere Bedingungen erfüllt werden. Jedes Feuer benötigt drei Komponenten für die Verbrennung: Brennstoff, Sauerstoff und Wärme im jeweilig richtigen Mischungsver hältnis.

BRENNSTOFFE Grundsätzlich sind nahezu alle Stoffe brennbar. Je nach Eigenschaft, Beschaffenheit und Oberfläche sind diese von sehr leicht bis sehr schwer brennbar. Man unterscheidet nach dem Aggregatszustand feste, flüssige und gasförmige Stoffe. Die bekanntesten Brennstoffe sind organischer Natur und/oder Erzeugnisse davon. Allgegenwärtig sind Holz, Heu, Stroh, Laub, Kohle, Textilien aus Wolle, Papier und Kartonagen als feste Brennstoffe. Ebenfalls im täglichen Gebrauch finden sich Kohle, Koks oder Briketts sowie Pellets zum Heizen im Winter oder die klassische Holz-Grill-Kohle bei der nächsten Gartenparty.

Die bekanntesten flüssigen Brennstoffe sind Treibstoffe wie Benzin, Diesel und Heizöl. Aber auch Alkohol bei ausreichender Konzentration von ca. 38 Volumenprozent aufwärts ist sehr gut brennbar.

Die gängigsten gasförmigen Brennstoffe sind das natürlich vorkommende Methan, auch Erdgas und Biogas genannt, oder die beiden Erdölnebenerzeugnisse Propan und Butan als Flüssiggas hergestellt und abgefüllt in Behäl

24 ter wie Feuerzeuge, Gasflaschen und Gaskartuschen.

SAUERSTOFF IN UNSERER LUFT Als Sauerstofflieferant dient uns unsere Umgebungsluft. Diese setzt sich aus ca. 21 Volumenprozent Sauerstoff, 78 Volumenprozent Stickstoff, 0,04 Volumenprozent Kohlenstoffdioxid und 0,96 Volumenprozent Argon und Edelgasen zusammen. Für die Verbrennung genügt bereits ein Sauerstoffanteil ab ca. 14 Volumenprozent.

WÄRME Die Wärme kann durch unterschiedliche Einflüsse entstehen. Sei es durch offenes Feuer zum Beispiel von einer Kerze oder einem Feuerzeug, durch Wärmestrahlung etwa von einer Herdplatte oder einem Heizungslüfter, durch Elektrizität in Folge eines Kurzschlusses oder von einem Blitzschlag. In bestimmten Fällen kann es auch in Folge einer chemischen Reaktion zur Selbstentzündung führen.

SUMMARY Als Brandschutz werden alle Schutzmaßnahmen bezeichnet, die der Entstehung und Ausbreitung eines Brandes vorbeugen und welche die Rettung von Mensch und Tier sowie wirkungsvolle Löscharbeiten ermöglichen. Man unterscheidet zwischen dem vorbeugenden und dem abwehrenden Brandschutz. Der vorbeugende Brandschutz beinhaltet Maßnahmen vor der Entstehung eines Brands. Der abwehrende Brandschutz beinhaltet alle Maßnahmen der Brandbekämpfung während oder nach dem Brand. det man zusätzlich eine Beschreibung über die richtige Handhabung und Inbetriebnahme.

BRANDARTEN In Abhängigkeit der Lichterscheinung eines brennenden Stoffes wird in drei Brandarten unterteilt. Ist nur Glut sichtbar, zum Beispiel Kohle, handelt es sich um einen reinen Glutbrand. Sind Glut und Flammen sichtbar, zum Beispiel Holz, ist es ein Glut- und Flammbrand und bei nur sichtbaren Flammen, zum Beispiel Gas, handelt es sich um einen reinen Flammbrand. Das Erkennen einer Brandart ist für das weitere Löschen von essenzieller Bedeutung.

Tipp: Immer wenn Glut sichtbar ist, kann zu 99 Prozent mit Wasser gelöscht werden. Wenn nur Flammen sichtbar sind, muss auf alternative Löschmittel, wie Schaum, Pulver oder CO 2 – zurückgegriffen werden.

DAS LÖSCHEN Um einen Brand zu löschen, muss das Verbrennungsdreieck in seinem Mischungsver

NR. 1 // MÄRZ 20 hältnis zerstört werden. Wasser entzieht durch seine kühlende Wirkung die Wärme, eignet sich dadurch sehr gut zum Löschen von Glutbränden und ist somit das ideale Löschmittel für feste Brennstoffe. Der Löschschaum wird wie ein Teppich über brennbare Flüssigkeiten gelegt. Die Sauerstoffzufuhr wird dadurch unterbrochen und es kommt zum Ersticken bei Flammbränden. Schaum besteht aus Wasser, Schaummittel und Luft, weshalb er sich ebenfalls gut zum Löschen von festen Stoffen eignet.

Kohlenstoffdioxid, CO 2 , ist ein Löschgas und schwerer als Luft. Es verdrängt den Sauerstoff und wirkt rein erstickend bei Flammbränden. Das Löschpulver greift direkt in den chemischen Prozess der Verbrennung ein und zerstört das Mischungsverhältnis. Durch Zusatzstoffe kann auch eine teilweise erstickende Wirkung erzielt werden.

FAZIT Brandschutz geht uns alle an. Egal ob im privaten oder betrieblichen Bereich – sei es zum Schutz unserer Familie oder unserer Mitarbeiter. Durch wiederkehrende Brandschutzschulungen können Risiken minimiert und Gefahren abgewandt werden. Eine solche Schulung umfasst die Grundlagen des Verbrennungsund Löschvorganges, die präventiven Maßnahmen zur Verhinderung von Bränden und praktische Übungen mit Kleinlöschgeräten für Brände in der Entstehungsphase. Mit diesen Maßnahmen werden sowohl die Sicherheit für Mensch und Tier in unserem Land erhöht als auch Sachgüter vor Schaden bewahrt.

BRANDKLASSEN Alle brennbaren Stoffe werden nach Aggregatszustand und ihrem Brandverhalten in Brandklassen eingeteilt. Die Buchstabenkennung A, B, C, D und F mit dem zugehörigen Piktogramm ist genormt und findet sich auf allen geprüften Löschgeräten wieder. Jedes Löschmittel ist einer oder mehreren Brandklassen zugewiesen. Auf tragbaren Feuerlöschern fin

25 ist in seiner Freizeit Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Ratsch an der Weinstraße und hauptberuflich als Fachausbilder an der Feuerwehr- und Zivilschutzschule Steiermark tätig. Im Landesfeuerwehrverband Steiermark ist er als Sonderbeauftragter für die Entstehungsbrandbekämpfung zuständig. Als selbstständiger Trainer im Brandschutz hat er sich auf professionelle Schulungen von Mitarbeitern im Umgang von Bränden in der Entstehungsphase spezialisiert.

daniel@petrowitsch.eu www.petrowitsch.eu

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