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ES GEHT BERGAUF.
GASTFREUNDSCHAFT AUCH AUF
D I S T A N Z In Krisenzeiten wird in der Regel zusammengerückt. Aber was tut man, wenn man genau das nicht darf? Vor diesem Problem stand auch die Tiroler Hotellerie während der Ausgangsbeschränkungen. Heimische Gastgeber haben sich kreative Lösungen einfallen lassen, um auch in dieser Zeit mit den Gästen verbunden zu bleiben. Text: Daniel Feichtner
B
ei Gästen, die ihren Urlaub im Wiesenhof am Achensee verbracht haben, läutet seit Mitte März öfters unerwartet das Telefon: „Viele sind im ersten Moment erstaunt, wenn wir uns bei ihnen melden“, erzählt Eigentümer Hans Entner. Er und sein Team haben in den vergangenen Wochen ihre Gäste kontaktiert – „einfach, um nachzufragen, wie es ihnen geht, ob alles in Ordnung ist, und um den Kontakt aufrechtzuerhalten“, erklärt er. „Während des normalen Betriebs wäre das schon fast ein ‚Luxus‘, für den in der Regel einfach keine Zeit da ist.“ Doch Gäste und insbesondere Stammgäste, die in vielen Tiroler Betrieben einen überproportionalen Anteil darstellen, sind mehr als nur Kunden. „Ganz im wortwörtlichen Sinne der Gastfreundschaft sind Gäste in erster Linie auch Freunde“, sagt Entner. „Und gerade in Krisensituationen ist Zusammenhalt mit Freunden wichtig – auch auf Distanz.“ Geholfen wird damit beiden Seiten, ist der Touristiker überzeugt: Die Gäste sind
Auf den Geschmack gekommen Tirol ist ein Land, in dem man gerne Urlaub macht – und das in der Regel mehr als einmal. Tirol-Gäste kommen gerne wieder. Mit einem Stammgastanteil von 61 % im Sommer und ganzen 74 % im Winter liegt Tirol damit um 9 beziehungsweise 8 Prozentpunkte über dem Bundesschnitt. Für die Tourismusbranche bedeuten Stammgäste zum einen wirtschaftliche Sicherheit, nicht zuletzt in schweren Zeiten. Zum anderen sind sie auch eine Herausforderung und zugleich ein Ansporn, die Qualität stets hoch zu halten. Doch vor allem bringen und erwarten sie direkten Kontakt auf Augenhöhe – eine persönliche Erfahrung anstatt eines reinen Konsumerlebnisses.
positiv überrascht und haben neben ein wenig Ablenkung auch einen potenziellen Ansprechpartner in einer ungewöhnlichen und schweren Zeit. Im Gegenzug dazu bietet sich Mitarbeitern die Chance, das zu tun, warum sie eigentlich diese Branche gewählt haben: als Ansprechpartner für Gäste da zu sein. „Und das kann gerade in Zeiten, in denen nicht nur Unsicherheit herrscht, sondern auch viele nach einer Möglichkeit suchen, sich zu beschäftigen, eine wirklich dankbare Aufgabe sein, die sich einfach gut anfühlt“, bestätigt der Hotelier und Vorstand der Tiroler Tourismusverbände.
EMOTION UND ASSOZIATION
Mit einer ähnlichen Mission und breit gestreuten Maßnahmen agiert das Alpenresort Schwarz in Mieming. Stammgäste spricht das Team mit einem persönlich gestalteten Newsletter an. Zugleich kommt aber auch viel Social Media zum Einsatz. „Wir haben schnell gemerkt, dass besonders Stammgäste neugierig sind, wie die Situation bei uns aussieht“, berichtet Mar-