Gesund in Tirol (Sommer 2021)

In Kooperation mit

AUSGABE #23

SOMMER 2021

Unbeschwerter Sommer Wie man Kinder richtig vor Hitze und Sonne schützt.

Feinfühlig

Unverträglichkeiten

Was der Tastsinn uns über die Welt verrät.

Wenn Essen zur Herausforderung wird.

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SchiborrCCetetal.: al.:Mol MolNutr Nutr& &Food FoodRes Res2014; 2014;5858(3): (3):516-527.

516-527.2 2Meins MeinsJ Jetetal.: al.:Publikationsmanuskript Publikationsmanuskriptbeim beimNFS NFSJournal Journalangenommen, angenommen,2018.

2018.

1 1Schiborr DimpfelW:W:International InternationalJournal JournalofofNutrition Nutritionand andFood FoodScience Science2014; 2014;3 3(3): (3):157-165.

157-165.4 4Panossian PanossianA.A.Understanding Understandingadaptogenic adaptogenicactivity: activity:specifi specifi cityofofthe the 3 3Dimpfel city pharmacological action of adaptogens and other phytochemicals, 2017, Ann N Y Acad Sci. 2017 Aug;1401(1):49-64. pharmacological action of adaptogens and other phytochemicals, 2017, Ann N Y Acad Sci. 2017 Aug;1401(1):49-64.

1 rhodioLoges Schiborr C® ®et200 al.: mg MolistNutr &traditionelles Food Res 2014; 58 (3):zur 516-527.

2 Meins J Linderung et al.: Publikationsmanuskript beim Journal angenommen, 2018. eintraditionelles Arzneimittel vorübergehenden vonStress-Symptomen Stress-Symptomen wieNFS MüdigkeitsundSchwächegefühl.

Schwächegefühl. rhodioLoges 200 mg ist ein Arzneimittel zur vorübergehenden Linderung von wie Müdigkeitsund 3 Das Dimpfel W: International Journal of Nutrition and Food Science 2014;aufgrund 3 (3): 157-165.

4 Panossian A. für Understanding adaptogenicregistriert activity: specifi city of the® ® Arzneimittel eintraditionelles traditionelles Arzneimittel, dasausschließlich ausschließlich langjähriger Erfahrung dasAnwendungsgebiet Anwendungsgebiet ist.rhodioLoges rhodioLoges Das Arzneimittel ististein Arzneimittel, das aufgrund langjähriger Erfahrung für das registriert ist. pharmacological action of adaptogens and other phytochemicals, 2017, Ann N Y Acadfür Sci. 2017unzugänglich Aug;1401(1):49-64.

200mg mgwird wirdbei beiErwachsenen Erwachsenen ab1818Jahren Jahren angewendet.

Warnhinweise: Arzneimittel Kinder aufbewahren.Bitte BittePackungsbeilage Packungsbeilagebeachten. beachten.

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EDITORIAL

Inhalt

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

KUR Z & BÜNDIG

das Thema Gesundheit ist allgegenwärtig – nicht zuletzt wegen dem noch immer omnipräsenten Corona.

Doch auch abseits der Pandemie gibt es viele Gesundheitsbereiche, in denen Unklarheiten, Irrtümer und Halbwissen vorherrschen. Die neue Ausgabe unseres Magazins „Gesund in Tirol“ soll dabei helfen, einige davon auszumerzen, zu widerlegen und aus der Welt zu schaffen.

Eisen. Was das Spurenelement zu einem unverzicht­baren Teil unseres Lebens macht.

4

Rumoren im Magen. Wie Lebensmittelunverträglichkeiten diagnostiziert und behandelt werden.

6 Schlückchenweise. Die Rolle des Schluckens und wie Menschen es wiedererlernen können.

12

Wechselspiel der Gefühle. Wie Beschwerden in den Wechseljahren reduziert werden können.

18

Voller Fokus. Was unsere Konzentration stört und wie wir sie stärken können.

24

Rund ums Thema Lebensmittelunverträglichkeiten zum Beispiel sind viele Gerüchte im Umlauf. Einer unserer Beiträge versucht hier, der Wahrheit auf die Spur zu kommen. Beim Thema Blutdruck hat ebenso jeder nur leichte Ahnung, worum es dabei geht. Wie man aber merkt, dass man an Bluthochdruck leidet, wieso das schädlich ist und was man dagegen tun kann, wissen nur wenige. Ebenso wie Kinder im Sommer richtig vor starker Sonne und Hitze geschützt werden sollen – die wichtigsten Tipps dazu findet man in dieser Ausgabe und noch vieles mehr.

Viel Spaß bei der Lektüre Die Redaktion

R ATGEBER

Kneippen. Wie uns die Wassertherapie neuen Schwung verleiht.

28

Pumpleistung. Die Ursachen hohen Blutdrucks und wie man ihn wieder senken kann.

30

INTERVIEW

Stephan Eschertzhuber. Der vielseitig beschäftigte Primar am LKH Hall im Gespräch über neue und alte Herausforderungen.

34

Unbeschwerter Sommer. Wie man empfindliche Kinderkörper in den heißen Monaten schützt.

40

SERIE

Gutes Gespür. Die unterschätzte Rolle des Tastsinns und wie er zur Wahrnehmung beiträgt.

Impressum 44

Herausgeber, Medieninhaber und Verleger: TARGET GROUP Publishing GmbH, Brunecker Straße 3, 6020 Innsbruck · Redaktion: Haris Kovacevic (Ltg.), Theresa Kirchmair, Daniel Feichtner, Simon Leitner, Lisa Schwarzenauer, Katharina Wildauer, Daniel Schreier, Theresa Kleinheinz · Grafik & Produktion: Alina Klampfer, Lisa Untermarzoner, Thomas Bucher Fotos: falls nicht anders gekennzeichnet: Archiv/TARGET GROUP Publishing GmbH, shutterstock.com, tirol kliniken · Geschäftsführung: Andreas Eisendle, Michael Steinlechner, Matthias Krapf, Tel.: 0512/586020-0, E-Mail Redaktion: redaktion@target-group.at Anzeigenverkauf: Manuela Peer, m.peer@target-group.at, Carmen Larch, c.larch@target-group.at, Patrizia Schröter, p.schroeter@target-group.at Druck: Intergraphik GmbH, Innsbruck

GESUND IN TIROL

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KURZ & BÜNDIG

Eiserne Reserve Eisen hat viele lebensnotwendige Funktionen im menschlichen Körper.

Dr. Günter Weiss, Direktor der Universitätsklinik für Innere Medizin II in Innsbruck, erklärt die wichtigsten Eigenschaften.

Direktor des Departments für Innere Medizin II an der Uniklinik Innsbruck und Leiter des Christian-­ Doppler-Labors für Eisenmetabolismus und Anämie­forschung.

„Die bekannteste Funktion von Eisen ist als Bestandteil im roten Blut­farbstoff Hämoglobin, wo es für den Sauerstofftransport verantwortlich ist“, so Weiss. Außerdem habe es wichtige Funktionen bei der Zellvermehrung und im Zellstoffwechsel. Auch an der Energiepro­ duktion in den Kraftwerken der Zellen – den Mitochondrien - ist es beteiligt und steuert die Bildung einer Reihe von Hormonen.

URSACHENFORSCHUNG Für Eisenmangel gibt es zwei Hauptgründe: unzureichende Aufnahme und zu großen Verlust. Erstere hat verschiedene Gründe und kommt seltener vor, erklärt Weiss: „Zum Beispiel durch eine Eisenaufnahmestörung im Rahmen einer Erkrankung wie der Zöliakie, oder weil man einfach zu wenig Eisen in der Nahrung hat, was bei uns eher selten der Fall ist.“ Häufiger liegt der Mangel am Verlust von Eisen durch Blutungen, wie bei Menstruation oder chronischen Blutungen aus dem MagenDarm-Trakt. Auch ein erhöhter Bedarf in Schwangerschaft und Wachstumsphase von Kindern kann zu Eisenmangel führen.

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GESUND IN TIROL

KENNZEICHEN VON EISENMANGEL „Die häufigsten Symptome sind Abgeschlagen­ heit, Müdigkeit, höheres Schlafbedürfnis und geringere Leistungs­ fähigkeit. Daneben kann es zu Veränderungen der Fingernägel oder der Haut, vor allem in den Mundwinkeln, kommen“, so Weiss. Geht der Mangel bis hin zur Blutarmut, kommen schnellerer Herzschlag und vermehrtes Kälte­ empfinden hinzu.

© www.florianlechner.com

dr.

Günter Weiss

ZENTRALES ELEMENT

KURZ & BÜNDIG

FORSCHUNG IN TIROL An der Uniklinik Innsbruck leitet Weiss das CD-Labor für Eisenmetabolismus und Anämieforschung. Dort erforscht man die Therapie von entzündungs­ bedingtem Eisenmangel und welche Rolle Eisen für die Immunantwort bei Infektionen spielt, denn auch Bakterien, Viren und Pilze brauchen es für ihren Stoffwechsel.

Man versucht zu verstehen, wie der Ressourcenkampf zwischen Erregern und Körper verläuft, und daraus aufbauend neue Ansatz­ punkte für die Therapie von Infektionskrankheiten zu entwickeln.

BEHANDLUNG VON EISENMANGEL „Essenziell ist es immer, dass man der Ursache des Eisenmangels auf den Grund geht und diese behandelt“, betont Weiss. Eisen kann einerseits durch die Einnahme von Eisentabletten, aber auch durch Eiseninfusionen behandelt werden. Darüber hinaus kann man durch Änderung der Ernäh­ rungsgewohnheiten, vor allem durch vermehrte Konsumation von eisenreichen Lebensmitteln oder auch durch Vitamin C sowie Reduktion von Nahrungsstoffen, welche die Eisenaufnahme im Darm blockieren, dazu beitragen, dass dem Körper mehr Eisen zur Verfügung steht.

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EISEN IST NICHT GLEICH EISEN Der Mensch kann laut Weiss zwei Arten von Eisen aufnehmen: das Häm-gebunde Eisen und das molekulare – oder auch ionisierte - Eisen. Ersteres findet man vorwiegend in Fleisch und wird im obersten Teil des Darms leichter aufgenommen. Letzteres kommt in Früchten, Getreide und Gemüse vor, seine Aufnahme erfolgt ebenfalls im Darm.

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Wenn der Bauch zwickt Unverträglichkeiten sind unangenehm und mitunter schwer zu diagnostizieren. Mit der richtigen Behandlung können Betroffene sie aber meist gut in den Griff bekommen. text:

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GESUND IN TIROL

Katharina Wildauer

UNVERTRÄGLICHKEIT

UNVERTRÄGLICH ODER ALLERGISCH? Werden bestimmte Lebensmittel nicht oder weniger gut vertragen, kann das verschiedenen Krankheitsbildern zugeordnet werden.

Die Unverträglichkeit von Milchzucker Laktose - zählt zu den häufigsten Nahrungsmittelintoleranzen unter Erwachsenen.

Allergie Die klassische Nahrungsmittelallergie löst klare und unmittelbare Reaktionen auf bestimmte Lebensmittel aus.

Allergische Symptome wie Atemnot, Gesichtsschwellung, Juckreiz oder Hautrötungen treten meist schnell nach dem Verzehr auf.

W

enn nach dem Essen der Bauch drückt oder Übelkeit und Magenschmerzen plagen, können das typische Symptome für eine Unverträglichkeit sein. „Eine Nahrungsmittelintoleranz bedeutet, dass gewisse Inhaltsstoffe nicht so gut verträglich sind und bei den Betroffenen zu verschiedenen Beschwerden führen“, erklärt Hannes Gänzer, Facharzt für Innere Medizin am Bezirkskrankenhaus Schwaz.

Wichtig ist die Unterscheidung von Allergie, Intoleranz und Zöliakie. Alles sind Erkrankungen, die einer Diagnose und Behandlung bedürfen. Bei der Nahrungsmittelallergie treten unvermittelt

Rund zwei Prozent der Bevölkerung sind davon betroffen. Besonders häufig sind Allergien auf Erdnüsse und Nüsse sowie Meeresfrüchte oder bestimmte Gewürze.

Intoleranz

univ.-doz. dr.

Hannes Gänzer

Vorstand der Abteilung Innere Medizin am Bezirkskrankenhaus Schwaz

© Julia Hitthaler

Die Unterscheidung von Allergie, Intoleranz und Zöliakie ist wichtig. und potenziell lebensbedrohliche Symptome auf. Unverträglichkeiten machen sich primär im Magen-Darm-Trakt bemerkbar und sind weniger klar zuordenbar. Die Glutenintoleranz – Zöliakie – ist eine Sonderform der Nahrungsmittelallergie und eine chronische Autoimmunerkrankung.

Nahrungsmittelunverträglichkeiten sind wesentlich häufiger als Allergien, sind jedoch schwieriger zu diagnostizieren. Man geht daher davon aus, dass rund die Hälfte der Bevölkerung an einer Intoleranz leidet.

Zu den Symptomen zählen vor allem jene im Bereich des Magen-DarmApparats. Am häufigsten ist die Unverträglichkeit von Laktose (Milchzucker), Fruktose (Fruchtzucker) und Histamin.

Zöliakie Die Glutenintoleranz ist eine Sonderform der Nahrungsmittelallergie und als solche isoliert zu betrachten.

Sie kann klar diagnostiziert werden und betrifft rund ein Prozent der Bevölkerung.

Neben Verdauungsbeschwerden treten unterschiedlichste Symptome, wie Kopfschmerzen, Eisenmangel, Osteoporose oder psychische Anzeichen, auf. Zöliakie ist eine chronische Autoimmunerkrankung, bei der lebenslang strikt auf Gluten verzichtet werden muss.

GESUND IN TIROL

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UNVERTRÄGLICHKEIT

Bei einer Nahrungsmittelallergie können Juckreiz und Hautausschläge als unmittelbare Reaktion auftreten.

Weg zur Diagnose

Wasserstoff-Tests Der sogenannte H2-Test wird zur Feststellung einer Laktoseoder Fruktoseintoleranz eingesetzt.

Dabei wird Milch- oder Fruchtzucker als Flüssigkeit aufgenommen, anschließend wird in Abständen von 30 Minuten der Wasserstoff­ gehalt im Atem gemessen. Steigt dieser, ist das ein Zeichen für eine Unver­träglichkeit: Der Zucker wird im Dickdarm bereits verstoffwechselt, wobei Bakterien Wasserstoff freisetzen.

„Blähbauch, Bauchkrämpfe und Schmerzen nach dem Essen sind klassische Symptome einer Intoleranz“, weiß Gänzer. Dazu können aber Kopfweh, Müdigkeit, Hitzewallungen oder psychische Beschwerden kommen. „Diese sekundären Beschwerden machen eine Diagnose bei Intoleranz oft schwer“, ergänzt der Internist. Dazu kommt, dass eine Unverträglichkeit nicht wie die Nahrungsmittelallergie über die Haut oder das Blut festgestellt werden kann. Auch die Zöliakie kann über die Bestimmung von Antikörpern im Blut und einer Magenspiegelung klar diagnostiziert werden.

„Blähbauch, Bauchkrämpfe und Schmerzen nach dem Essen sind klassische Symptome einer Intoleranz.“ Hannes Gänzer

Bei den zwei häufigsten Intoleranzen – Fruktose und Laktose – kann ein Wasserstoff-Atemtest zur Diagnose herangezogen werden. Bei Histamin und anderen Unverträglichkeiten ergeben diese jedoch kein klares Ergebnis.

Zurück auf null Ist eine Diagnose erfolgt oder besteht ein Verdacht auf Intoleranz, folgt eine Nulldiät: Betroffene verzichten für eini-

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GESUND IN TIROL

ge Tage bis Wochen auf das unverträgliche Lebensmittel – so lange, bis keine Beschwerden mehr auftreten. „Nach dieser Karenzphase können und sollen langsam und einzeln wieder Lebensmittel probiert werden“, so Gänzer. Ziel ist,

die individuelle Toleranzgrenze zu finden. Zum Start empfehlen sich jeweils laktose- oder fruktosearme Produkte, die dann langsam gesteigert werden können. „Es geht darum, das richtige Maß zu finden, bei der die Lebensqualität nicht stärker eingeschränkt wird, als nötig ist“, ergänzt Hannes Gänzer.

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Starke Folgen In der Behandlung unterscheidet sich die Unverträglichkeit von der Nahrungsmittelallergie und der Glutenintoleranz. Denn „Ausrutscher“ sind hier nicht erlaubt: Ein Allergiker reagiert schnell und mit womöglich starken bis hin zu lebensbedrohlichen Symptomen. Bei der Zöliakie wird bei der kleinsten Menge Gluten der immunologische Prozess erneut gestartet, weshalb eine lebenslange strikte Diät zu halten ist.

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Unklare Auslöser Eine genetische Ursache für Intoleranzen ist meist auszuschließen. „Häufiger werden sie nach sekundären Ereignissen, wie einem Infekt des Magens bzw.

Darms oder einer Störung der Darmflora nach Antibiotikaeinnahme, ausgelöst“, hält Gänzer fest. Einen hormo-

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UNVERTRÄGLICHKEIT

TIPPS! Im Alltag Ist eine Unverträglichkeit diagnostiziert, muss der (Ernährungs-)Alltag deshalb nicht auf den Kopf gestellt werden. Tipps für die Praxis hat Angelika Eiter, Diätologin im Bezirkskrankenhaus Schwaz.

Sich informieren Ist eine Unverträglichkeit bekannt, ist es wichtig zu wissen, was in welchem Lebensmittel steckt: Wie hoch ist der Gehalt an Fruktose, Laktose oder Histamin in gewissen Produkten? So ist Hartkäse zum Beispiel von Natur aus laktosefrei und Bananen oder Melonen haben nur wenig Fruchtzucker.

Ruhe bewahren Stress und Hektik haben einen großen Einfluss auf die Verdauung. Sich fürs Essen Zeit zu nehmen und richtig zu kauen ist essenziell, um unangenehme Symptome zu vermeiden.

Selbst machen Besser mit frischen Zutaten selbst kochen als Fertigprodukte essen – diese werden häufig weniger gut vertragen. So ist Brot mit langer Teigführung verträglicher als industriell verarbeitetes Gebäck.

Alternativen suchen Die Auswahl an Ersatzprodukten ist so groß wie noch nie. Aber: Viele Produkte sind von Natur aus laktoseoder fruktosefrei und werden aus Marketingzwecken als teureres Ersatzprodukt deklariert.

Nachfragen Ein Stolperstein kann das Essen in Restaurants und im Urlaub sein. Die Allergenkennzeichnung hilft oft nur bedingt, denn sie gibt keinen Aufschluss über die Zubereitung oder wird rein zur Absicherung verwendet.

Deshalb lieber nachfragen, wie eine Speise zubereitet wird.

Beraten lassen Meist muss bei einer Laktose-, Fruktose- oder Histaminintoleranz nicht lebenslang strenge Diät gehalten werden. Professionelle Unterstützung von einer Diätologin kann nach einer Diagnose helfen, die individuelle Toleranzgrenze zu finden.

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GESUND IN TIROL

Angelika Eiter Diätologin, Leitung der Ernährungsberatung im Bezirkskrankenhaus Schwaz

nellen Einfluss schließt der Facharzt zwar nicht aus, klare Daten gebe es dazu aber nicht.

Auf den Grund gehen Wichtig ist, Beschwerden, insbesondere jene des Magen-Darm-Apparats, auf Unverträglichkeiten abzuklären. Gerade bei Kindern sollte dabei auch die Zöliakie als Ursache ausgeschlossen werden. In der Altersgruppe 50 plus

„Es wird auf der einen Seite voreilig verzichtet. Auf der anderen Seite aber trotz Beschwerden nicht abgeklärt.“ Hannes Gänzer

wiederum könnten dahinter auch andere chronische oder bösartige Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes stecken.

Die Ernährung im Verdachtsfall auf Alleingang umzustellen, ist nicht ratsam: „Gerade bei der Zöliakie kann eine Diagnose möglicherweise nur mehr

UNVERTRÄGLICHKEIT

erschwert erfolgen, wenn vor der Untersuchung bereits auf Gluten verzichtet wird“, mahnt Hannes Gänzer.

Bei den immer beliebter werdenden Selbsttests für zu Hause rät der Internist zur Vorsicht. Hier werden nur wenige Blutstropfen in ein Labor geschickt, man erhält teilweise eine sehr lange Liste an unverträglichen Lebensmitteln – mit einer Auswertung und Diätempfehlung. „Die Datenlage zu diesen Tests ist aber dünn“, so Gänzer.

Eine Unverträglichkeit bedeutet – meistens - keinen lebenslangen Verzicht, sondern lässt sich im Alltag gut meistern.

Richtige Abklärung Ein Verzicht ohne Abklärung ist nicht sinnvoll: auf Gluten, Laktose, Fruktose und Co. aus Lifestylegründen zu ver-

zichten, hat keine gesundheitlichen Vorteile. Liegen Beschwerden vor, sollte zuerst die ärztliche Beratung gesucht und auf eine Allergie, Unverträglichkeit oder Zöliakie untersucht werden.

Erst danach sind eine Karenzphase und das Herantasten hilfreich. „Es wird auf der einen Seite voreilig verzichtet. Auf der anderen Seite aber trotz Beschwerden nicht abgeklärt“, weiß der Facharzt. Gerade bei den Atemtests sei seit Ausbruch der Pandemie ein Rückgang zu verzeichnen. Hannes Gänzer ruft daher auf, bei Verdacht auf Unverträglichkeiten einen Arzt aufzusuchen und den Ursachen auf den Grund zu gehen.

Entgeltliche Einschaltung

Viermal mehr Unfälle zu Hause als im Verkehr UNFALLGESCHEHEN TIROL 2018

Besonders viele Sportunfälle in Tirol: hohes Risiko E-Bike

Verletzte nach Lebensbereichen

34.600

S

tolpern, Ausrutschen, Stürzen: Rund 50 Prozent aller Unfälle in Haushalt, Freizeit, Sport passieren wegen geringer Unachtsamkeiten – mit oftmals schwerwiegenden Folgen.

Tendenz steigend Das geänderte Freizeitverhalten, die wachsende Alterspyramide, neue Sport­ arten mit besonderen Risken sind Gründe dafür.

Tirol hat einen durchschnittlich höheren Anteil an Sportunfällen (30 Prozent versus 25 Prozent). Nummer 1 in Tirol knapp vor Fußball: der Pistensport.

Tödliche Unfälle im Verkehr und bei der Arbeit nehmen stetig ab, jene in Haushalt, Freizeit und Sport nehmen zu. Vor allem Seniorenunfälle

Freizeitunfälle

9%

24.900

(inkl. Freizeitsport)

12%

30%

7.200

Verkehrsunfälle

42%

Tote gesamt:

215 Personen

9.900 37%

Arbeit/Schule

30.700

Sportunfälle

70%

Verletzte gesamt:

82.400 Personen

Haushaltsunfälle © Grafik: Verein Sicheres Tirol

weisen eine steigende Tendenz auf (+28 Prozent). Ausgehend von über 80.000 Unfallpatienten in den Krankenhäusern und über 200 Unfalltoten errechnen sich rund 2,2 Milliarden € an jährlichen Unfallkosten in Tirol.

Der Verein Sicheres Tirol hat die Aufgabe, durch Bewusstmachen der Unfallgefahren die steigende Tendenz einzubremsen und menschliches Leid zu verhindern.

Verein Sicheres Tirol Südtiroler Platz 6/II 6020 Innsbruck Tirol, Österreich Tel.: 0512/56 00 95 verein@sicheres-tirol.com www.sicheres-tirol.com

GESUND IN TIROL

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Schluck um Schluck ins Leben zurück

Des Schluckens nicht mehr mächtig zu sein, hat drastische Auswirkungen auf das Leben von Menschen. Im Landeskrankenhaus Hochzirl - Natters erlernen es die Patienten von Neuem. text:

12

GESUND IN TIROL

Theresa Kirchmair

SCHLUCKSTÖRUNGEN

„Gemeinsames Essen und Trinken bedeutet nicht nur ,Nahrungsaufnahme‘.“

Wir schlucken bis zu

2.000 Mal am Tag.

Elke Pucks-Faes

F

ür gesunde Menschen ist es ein Vorgang, den sie jeden Tag Hunderte Male gänzlich unbewusst abspulen. „Schlucken ist prinzipiell etwas ganz Banales“, sagt Dr. Elke Pucks-­Faes, die Primaria der Neurologie im Landeskrankenhaus Hochzirl – Natters. Banal, aber zugleich komplex.

Was den Schluckakt und seine drei Phasen so schwierig macht, fasst Dr. Heinrich Matzak, Oberarzt der Neurologie, zusammen: „In sehr kurzer Zeit, mit sehr vielen Muskeln und sehr koordiniert.“ Zahlreiche anatomische Strukturen wie der Kehlkopf, der Schlund und die Speiseröhre sind involviert. Ist auch nur eine der Phasen durch eine neurologische Erkrankung gestört, wird das Schlucken zur Herausforderung.

Essenzielle Fähigkeit Sofern Patienten nicht ausreichend wach oder in ihrer Schluckfunktion beeinträchtigt sind, kann der normale Speichelfluss bereits zum Problem werden. Die Flüssigkeit beziehungsweise der Speichel kann ungehindert in die Lunge fließen, was laut Pucks-Faes mitunter zu lebensbedrohlichen Situationen mit schweren Lungenentzündungen führen kann. Schluckfunktionsstörungen können für Patienten im

5

Hirnnerven sind am Schluckakt beteiligt.

dr.

Elke Pucks-Faes

Leiterin der Neurologie in Hochzirl und zuvor stationsführende Oberärztin

heimischen Umfeld große psychische Belastungen darstellen, da dadurch das soziale Leben, wie gemeinsames Essen, Treffen mit Angehörigen oder Freunden, eingeschränkt wird. Schlucken hat für Pucks-Faes daher eine große Tragweite: „Gemeinsames Essen und Trinken bedeutet nicht nur ,Nahrungsaufnahme‘“, sondern ist ein essenzieller Teil für Lebensqualität im Sinne von gesellschaftsfähig sein und soziale Kontakte pflegen zu können.“

Kopfsache Viele der Patienten, die auf einer der neurologischen Stationen von Hochzirl behandelt werden, sind weit von einem normalen Leben entfernt. Oft hatten sie einen Schlaganfall oder liegen im Wach-

koma. Bei letzterem waren manche einem Schädel-Hirn-Trauma ausgesetzt, andere wurden reanimiert und litten unter Sauerstoffmangel. Auch Tumoren im Hirnstamm, wo wesentliche Teile des Schluckvorgangs koordiniert werden, können diesen beeinträchtigen. „Viele Patienten, die wir haben, sind Langzeitbeatmete, das ist gerade jetzt eine besonders große Patientengruppe“, spannt die Primaria den Bogen zur aktuellen Covidpandemie. Hochzirl ist spezialisiert auf diese Kranken, die oft nach einem Luftröhrenschnitt über eine sogenannte Trachealkanüle beatmet wurden und von der Akutphase in ein chronisches Krankheitsbild übergehen.

Der erste Schritt sei es, den Patienten das Schlucken ihres Speichels wieder zu ermöglichen.

Strom an Dazu steht in Hochzirl eine ganze Reihe von Therapieverfahren zur Verfügung.

Der Großteil wird von den LogopädinGESUND IN TIROL

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WUNDERWERK HIRN Das Gehirn ist in Areale untergliedert, die verschiedene Aufgaben übernehmen.

Diese sind bei jedem Menschen unterschiedlich ausgeprägt und können sich das ganze Leben über verändern und wachsen – diese Fähigkeit ist die Neuroplastizität.

Der Vorgang dessen, dass Areale ihre Aufgabe verändern, sich quasi neu modellieren, nennt sich dann Neuromodulation.

nen angewandt. Werden spezielle Geräte gebraucht, sind die Ärzte am Zug. Eine der eingesetzten Methoden ist die Elektrostimulation, bei der Muskeln und Nerven mit verschiedenen Stromarten und -stärken angesteuert werden.

Bei der Schlucktherapie geht es etwas komplexer zu, weiß Matzak.

Man möchte jene Nerven im Rachen stimulieren, die dem Hirn Rückmeldung über dessen Zustand liefern. So wisse es, ob man eine Speise oder Flüssigkeit im Mund habe, und forme eine Antwort darauf. „Da gibt es bestimmte Zentren im Hirnstamm, die Muster generieren, die dann den Schluckablauf gewährleisten“, so Matzak.

Hat ein Patient zum Beispiel einen Schlaganfall erlitten, kann dieser Ablauf gestört sein. Ziel der Elektrostimulation ist es, die Überwindung dieser Schäden zu fördern. Dabei baut man auf das Prinzip der Neuroplastizität, die es dem Hirn erlaubt, sich ein Leben lang zu verändern. Je nach Größe der Stö14

GESUND IN TIROL

rung kann sich das betroffene Hirnareal durch die Stimulation wieder erholen oder ein anderer Bereich die Funktion des geschädigten erlernen.

Sonde mit Vorteilen

dr.

Heinrich Matzak

Oberarzt an der Abteilung Neurologie in Hochzirl

Eine spezielle Therapieform, die seit 2014 in Hochzirl praktiziert wird, ist die sogenannte Pharynx-Elektrostimulation, kurz PES. Pharynx ist der lateinische Ausdruck für den Rachen.

Zunächst wird ein Endoskop – eine schlauchförmige Kamera samt Licht – über eine Nasenöffnung eingeführt, bis man von oben auf Rachen und Kehlkopf blicken kann. Durch die zweite Nasenöffnung schieben die Ärzte eine Sonde über die Speiseröhre bis in den Magen. Diese sorgt für die nötige Stabilität während der Therapie. Matzak erklärt, warum das wichtig ist: „In dieser Sonde sind zwei Elektroden eingearbeitet, die im mittleren Rachen zum Liegen kommen sollen und dort an der Schleimhaut anliegen.“ Eine Sonde, die

SCHLUCKSTÖRUNGEN

„ Wir haben bei unseren Patienten gesehen, dass es bei vielen in kurzer Zeit besser geworden ist.“ Heinrich Matzak

In der Therapie von Schluckstörungen wird nicht nur Strom eingesetzt, sondern auch Reize wie Eiswasser oder bestimmte Geschmäcker.

im Rachen statt im Magen enden würde, könne sich eher verlagern, wodurch der Kontakt abbräche. Über die Elektroden werden sehr niedrige Ströme geschickt, wobei zuvor die Schwelle des Patienten bestimmt wird. Soll heißen, der Strom wird zunächst aufgedreht, bis der Patient ihn spüren kann, anschließend, bis er leicht unangenehm wird. Zwischen diesen beiden Werten schwankt der Strom in der Behandlung, die bis zu acht Tage hintereinander für je zehn Minuten durchgeführt wird.

Erfolgsaussichten Die Methode ist noch nicht sehr weit verbreitet, findet laut Matzak in den letzten Jahren aber immer mehr Ver-

wendung. Da in der Regel Patienten mit neurologischen Störungen davon profitieren, ist sie für Hochzirl besonders gut geeignet.

Als Ergänzung zu den regulären Therapien durch die Logopädinnen haben sich klare Erfolge eingestellt, so Matzak: „Wir haben bei unseren Patienten gesehen, dass viele in kurzer Zeit besser geworden sind.“ Die Wirkung der Behandlung wurde im klinischen Alltag und durch endoskopische Untersuchungen bewertet. Dabei stellten die Ärzte fest, dass schwerst betroffene Patienten mehr spontane Schluckakte zeigten und ihrer Umwelt zugewandter waren.

Bei Patienten mit Trachealkanüle ist es laut Matzak durch die Behandlung mit

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GESUND IN TIROL

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Zahnärztliche Assistenz ist ein anspruchsvoller und vielseitiger Gesundheitsberuf mit einer hoch­wertigen dualen Ausbildung.

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SCHLUCKSTÖRUNGEN

DER WILLE DES PATIENTEN Bei schwer kranken Patienten führt eine Schluckstörung zu moralisch-ethischen Dilemma­ta.

Ernährung ist ein Grundrecht, und medizinisch ist das Einsetzen der Ernährungssonde kein Problem.

Pucks-Faes ist hierbei das Mitspracherecht der Patienten wichtig: „Menschen mit schwersten Erkrankungen ohne Aussicht auf Besserung beziehungsweise Menschen an ihrem Lebensende

sollten selbst über die Durchführung einer künstlichen Ernährung entscheiden!"

Auf der Neurologie sind die Menschen jedoch oft nicht mehr in der Lage, ihre Wünsche zu äußern, was Familie und Angehörige in eine schwierige Situation bringen kann. Einen Ausweg bietet laut der Ärztin eine Patienten­ verfügung, in der jeder festhalten kann, welche Maßnahmen er sich im Ernstfall wünscht.

„Es spielt eine riesige Rolle, mit welcher Stromart, welcher Dauer, welcher Frequenz, welcher Intensität, wie lange überhaupt stimuliert wird.“ Heinrich Matzak

5 Hertz

ist die Frequenz der Ströme bei der Pharynx-Elektro­ stimulation.

PES zudem gelungen, einigen von ihnen die Kanüle früher zu entnehmen als ohne die Stimulation. Das hat einen entscheidenden Vorteil, erklärt PucksFaes: „Ein Patient mit Kanüle kann sehr oft nicht nach Hause, ein Patient ohne Kanüle kann sich aber in die häusliche Pflege oder in ein normales Pflegeheim begeben.“

Expertise aus Hochzirl Hochzirl hat sich zu einem Zentrum der Behandlung von Schluckstörungen entwickelt. Man spezialisierte sich auf die Therapie der ersten beiden Schluckpha-

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GESUND IN TIROL

sen, die in Mund und Rachen stattfinden. Schon früh nutzten die Ärztinnen und Ärzte endoskopische Schluckevaluierungen und sammelten aufgrund der Vielzahl von schwer betroffenen Patienten jahrelang wertvolle Erfahrung.

Abhängig vom Ergebnis der Endoskopie und einer klinischen Befundung durch die Logopädinnen wird heute ein individueller Behandlungsplan, bestehend aus manueller Schlucktherapie und Elektrostimulation, erstellt.

Aus dem Inneren des Rachens zu stimulieren, ist nicht die einzige Methode, die zur Anwendung kommt. Mit Elektroden außen am Hals wird in der Therapie von Schluckstörungen ebenfalls gearbeitet, wobei die Verwendung von Strom komplexer ist, als sie zunächst klingt. Matzak erklärt: „Es spielt eine riesige Rolle, mit welcher Stromart, welcher Dauer, welcher Frequenz, welcher Intensität, wie lange überhaupt stimuliert wird.“ Die Parameter, die die besten Resultate bei den unterschiedlichen Krankheiten erzielen, müssen noch ausgelotet werden.

Audio-Akustik Hörgeräte

„Eine Hörminderung nicht hinnehmen, denn Gehirn und Gehör brauchen mehr.“ Werden Augen schlechter, tragen wir eine Brille, tun Zähne weh, gehen wir zum Arzt, doch bei einer Hörminderung wird der Weg zum Hörakustiker oft gescheut. Ein Fehler, der Folgen haben kann, sagt Herr Raitmayr von Audio-Akustik Hörgeräte. Er zeigt auf, welche Möglichkeiten modernste Hörsysteme, wie das Oticon MoreTM, inzwischen bieten.

Mit welchen Wünschen kommen Kunden in Ihr Geschäft?

Das ist unterschiedlich. Viele möchten an Gesprächen teilnehmen können und nicht ständig nachfragen müssen. Vermehrt höre ich, dass sich Kunden ein „Hören wie früher“ wünschen.

Damit meinen sie oft u. a. ein individuelles natürliches Hören, wie sie es von vor ihrer Hörminderung kennen.

Warum ist gutes Hören wichtig?

Erhält das Gehirn, das maßgeblich am Hörprozess beteiligt ist, zu wenig Informationen aus der Umgebung – beispielsweise, weil eine Hörminderung vorliegt – kann das Folgen haben. Das Gehirn braucht die ganze Klangumgebung. Fehlt dies, können schlimmstenfalls Erschöpfung, soziale Isolation oder gar Demenz die Folgen sein.

Mein Appel: Eine Hörminderung nicht hinnehmen, denn Gehirn und Gehör brauchen mehr.

Was können Hightech-Hörsysteme noch bieten?

Oticon More beispielsweise verfügt über Akku-Technologie, damit wird das Batterien wechseln unnötig. Zudem ist direktes Streaming von iPhone®, iPad® und Android™-Geräten2 möglich.

Lambert Raitmayr, Hörgeräteakustikermeister & Inhaber Seit 35 Jahren in der Hörgeräte-Branche unterwegs.

Unterstützen alle Hörsysteme das Gehirn gleich gut?

Viele Hörsystemhersteller fokussieren sich u. a. auf Sprachhervorhebung, was der natürlichen Arbeitsweise des Gehirns widerspricht.

Der Hersteller Oticon hingegen folgt seit Jahren der BrainHearing™-Philosophie. Mit Oticon More wurde gerade ein Gerät auf den Markt gebracht, das bewiesenermaßen eine Erleichterung für das Gehirn darstellt: Damit erscheinen Klänge bis zu 60 % deutlicher im Gehirn.1 Was ist das für eine neue Technologie?

Für das Hörsystem Oticon More wurden 12 Millionen Klang-Szenen aus dem realen Leben aufgenommen und damit ein DNN trainiert. Das System erzeugt so alle Klänge in den verschiedensten Hörumgebungen deutlich und übergangslos.

Wie ist es möglich, 12 Millionen Klang-Szenen in so ein kleines Gerät zu integrieren?

Das ermöglicht die integrierte Chip-Plattform PolarisTM, auf der sich das DNN befindet.

Kunden sollten diese Technologie am besten selbst beim Probetragen erleben.

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Was raten Sie Menschen mit einer Hörminderung?

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1

Der Wert bezieht sich auf das eingeschaltete Feature MoreSound Intelligence™ – im Vergleich zum nicht eingeschalteten Feature.

Santurette, S., Ng, E. H. N., Juul Jensen, J., & Man K. L., B. (2020).

Oticon More clinical evidence. Oticon Whitepaper. 2 Android™-Geräte müssen Audio Streaming for Hearing Aids (ASHA) unterstützen, um direktes Streaming mit Oticon More zu ermöglichen.

e.U.

AUDIO-AKUSTIK HÖRGERÄTE e. U. Lambert Raitmayr Michael-Gaismair-Str. 5 | 6020 Innsbruck Tel.: 0512-551663 | Mobil: 0676-3848211 www.audioakustik.at Öffnungszeiten: Mo.-Fr.: 08.30 – 12.00 Uhr | 13.30 – 17.30 Uhr

Weltweit erstes Hörsystem mit Zugang zu 12 Millionen Klang-Szenen: Einzigartig: DNN-Technologie direkt im Hörsystem Leistungsstark: Lithium-Ionen-Akku für einen energiereichen Tag Vernetzt: Direktes Streaming von iPhone® und Android™-Geräten

WECHSELJAHRE

Keine Angst vor Veränderung Die Wechseljahre müssen nicht von Beschwerden geprägt sein, sie können auch befreiend wirken.

Die Leiterin der Universitätsklinik für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin Innsbruck erklärt, wie man gesund durch den Wechsel kommt. text:

Theresa Kleinheinz

H univ.-prof. dr.

Bettina Toth

Direktorin der Universitäts­ klinik für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin Innsbruck

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GESUND IN TIROL

itzewallungen und Schweiß­ ausbrüche sind jene Symp­ tome, die am häufigsten mit dem Wechsel in Verbindung gebracht werden. Auch für Ärztinnen und Ärzte sind sie die zent­ ralen klinischen Anzeichen. Allerdings gibt es noch andere Beschwerden, die auftreten – gleichzeitig aber auch gut behandelt werden können, weiß Bettina Toth, Direktorin der Universitätsklinik für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin.

produziert der Körper immer weni­ ger Eizellen, zweitens bildet er weniger Sexualhormone. Das kann unterschied­ liche Auswirkungen haben. Der Wegfall von Östrogen verursacht Trockenheit – etwa in der Scheide, der Haut, aber auch im Mund. Schließlich kommt noch die psychische Komponente dazu, die von Reizbarkeit über Ängstlichkeit bis hin zur Depression reicht. Die Ärztin be­ tont: „All diese Symptome können, müs­ sen aber nicht auftreten, sind ganz nor­ mal und lassen sich gut behandeln.“

Zeit der Veränderung

Auf den Körper hören

„Im Wesentlichen geben die Eierstö­ cke ihre Funktionen auf“, erklärt Toth den Grund der Wechseljahre. Erstens

„Man kann tatsächlich über die Er­ nährung einiges erreichen“, sagt Toth und empfiehlt eine mediterrane Er­

„ Das Allerwichtigste ist, dass man sich nicht schämt. Es ist gut, dass wir älter werden und diese neue Phase erleben.“ Bettina Toth

GESUND IN TIROL

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GESUND IN TIROL

Rund

80 %

der Frauen haben Wechselbeschwerden.

Von der Menopause spricht man, wenn ein Jahr ohne Regelblutung vorbei ist. Wechsel­ beschwerden können schon ein bis zwei Jahre vorher auftreten.

nährung. Auf den Körper zu hören, sei in dieser Zeit besonders wichtig, denn nicht alle Beschwerden müssen zwin­ gend mit dem Wechsel zu tun haben.

Reizdarm oder Nahrungsunverträg­ lichkeiten treten mit zunehmendem Alter häufiger auf.

Dann kann man sich die Frage stel­ len: „Schlafe ich nicht gut wegen des Wechsels oder weil ich etwas Falsches gegessen habe?“, rät Toth. Ist einmal geklärt, ob die Beschwerden mit dem

WECHSELJAHRE

Klimakterium, wie der Wechsel fach­ sprachlich genannt wird, zusammen­ hängen, lassen sie sich auf unterschied­ liche Arten behandeln.

Gute Behandlungsmöglichkeiten

Schon mit einfachen Mitteln, wie pflanz­ lichen Präparaten aus Johanniskraut, lassen sich leichte Wechsel­ beschwerden in den Griff bekommen.

Von pflanzlichen Präparaten bis zur Hormontherapie ist vieles möglich.

Leichte Formen von Hitzewallungen und damit verbundene Schlafstörun­ gen lassen sich mit Traubensilberkerze in den Griff bekommen. Auch Johannis­ kraut, Rotklee oder Ginseng kommen zum Einsatz.

Sind die Beschwerden stärker, stel­ len sich nach ein bis zwei Wochen Hor­ monersatztherapie gute Erfolge ein.

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GESUND IN TIROL

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WECHSELJAHRE

GESUND DURCH DEN WECHSEL •M editerrane Ernährung •B ewusst bewegen •A lkohol in Maßen genießen •E ntspannungsphasen einplanen •B ei Beschwerden Frauenarzt oder -ärztin aufsuchen

Mit zunehmendem Alter können auch Beschwerden wie Reizdarm oder Nah­ rungsunverträglich­ keiten auftreten.

Deshalb ist eine be­ wusste Ernährung wichtig.

„Ich habe Patientinnen, die berichten, dass sie ihre Sexualität entspannter leben können.“ Bettina Toth

Durchschnittlich beginnt der Wechsel zwischen 50 und 52 Jahren.

Der Wechsel beim Mann heißt Andropause.

In dieser Zeit lässt die Testosteronproduktion in den Hoden nach.

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GESUND IN TIROL

sich lokal therapieren. Eine trockene Scheide kann beispielsweise mit Milch­ säurebakterien und Östrogen behandelt werden. „Wir geben Patientinnen mit einfachen Mitteln ihre Lebensqualität zurück“, spricht Toth aus Erfahrung.

Ohne Tabu Für viele Personen ändert sich auch das Sexualleben: „Ich habe Patientinnen, die berichten, dass sie ihre Sexualität entspannter leben können, weil sie sich

über eine Schwangerschaft und Ver­ hütung keine Gedanken mehr machen müssen“, erzählt die Gynäkologin.

Sie rät, bei Beschwerden jedenfalls ärztlichen Rat einzuholen. „Das Aller­ wichtigste ist, dass man sich nicht schämt. Es ist gut, dass wir älter werden und diese neue Phase erleben.“ Gesund bleiben heiße schließlich auch, dass man Beschwerden behebt. Im Fall von Wechselbeschwerden gelinge das sogar sehr gut.

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KONZENTRATIONSFÄHIGKEIT

Nur nicht ablenken lassen Wenn die Konzentrationsfähigkeit nachlässt, fallen Arbeit, Schule und Alltagstätigkeiten besonders schwer.

Die gute Nachricht: Regelmäßige Pausen und die passende Umgebung können hier oft schon die Lösung sein. text:

Lisa Schwarzenauer

W

er kennt es nicht: Man nimmt sich vor, eine Aufgabe zu erledigen, aber irgendwie will es nicht so recht gelingen – man schweift ab, verliert den Überblick, tut sich schwer mehr als ein paar unzusammenhängende Gedanken zum Thema zu fassen. Kurz gesagt: Man kann sich nicht konzentrieren. „Konzentration bedeutet, dass man seine Aufmerksamkeit gezielt auf eine konkrete Aufgabe oder Handlung fokussiert, ohne sich ablenken zu lassen“, erklärt Michaela Defrancesco, die die Gedächtnissprechstunde der Psychiatrie an der Klinik Innsbruck leitet. Dass man sich nicht immer konzentrieren kann, sei ganz normal: Die individuelle Konzentrationsfähigkeit hängt von Alter, Bildung und Gesundheit ab und wird zusätzlich von diversen anderen Faktoren beeinflusst. Aber viel länger als eine Stunde lässt sich der volle Fokus auf eine Sache normalerweise nicht aufrechterhalten.

Eine Frage des Alters Ob die eigene Konzentrationsfähigkeit der Norm entspricht, kann mit standardisierten Tests erho24

GESUND IN TIROL

ben werden. „Man misst dabei einerseits die Konzentrationsspanne, also wie lange ich konzentriert bleiben kann, und andererseits wie fehleranfällig ich dabei bin“, sagt Defrancesco. Das werde dann mit Norm­werten für das jeweilige Alter und den Bildungsgrad verglichen.

Bei Kindern sei die normale Konzentrationsspanne viel kürzer als bei Erwachsenen, und im hohen Lebensalter nehme sie dann auch wieder ab. Als ungefährer Richtwert gelte – besonders bei Kindern – das Lebensalter mal zwei in Minuten. „Ein zehnjähriges Kind kann eine Aufgabe ungefähr 20, vielleicht 25 Minuten konzentriert machen, danach ist es mit Sicherheit überfordert.

Deshalb ist es gerade auch im Unterricht wichtig, dass man Abwechslung reinbringt und Entspan-

„ Wenn die Umgebung unruhig und reizüberladen ist, nimmt die Konzentrations­fähigkeit ab. Das erleben gerade viele im Homeoffice.“ Michaela Defrancesco, Leiterin Gedächtnissprechstunde

nungsphasen einbaut“, so die Expertin. Den Konzentrations-Peak erreiche man meist zwischen dem 20. und 25. Lebensjahr, danach hänge es davon ab, welchen Beruf und welche Tagesstruktur man habe – wer sich dafür viel konzentrieren muss, trainiere das mehr oder weniger permanent und habe so wahrscheinlich bessere Konzentrationswerte als jemand, der diese Fähigkeit nur selten im Alltag braucht.

Umfeld und Struktur

Mit einer klaren Tagesstruktur und einer angenehmen, reizarmen Umgebung gelingt konzentriertes Arbeiten auch im Homeoffice.

DIE GEDÄCHTNISSPRECHSTUNDE Die Gedächtnissprechstunde an der Klinik Innsbruck (Psychiatrie I) ist eine Ambulanz zur Abklärung von Gedächtnisstörungen bei Erwachsenen.

Der Schwerpunkt liegt auf der Diagnostik von demenziellen Syndromen (z. B. der AlzheimerErkrankung) bei Patienten im höheren Lebensalter, aber auch junge Patienten mit Konzentrations- und Gedächtnisstörungen können sich hier melden.

Wie gut man sich in einer Situation konzentrieren kann, hängt auch stark von anderen Faktoren ab.

Die Umgebung spiele hier eine besonders große Rolle, so Defrancesco: „Wenn die Umgebung unruhig und reizüberladen ist, nimmt die Konzentrationsfähigkeit ab. Das erleben gerade viele im Homeoffice: Man ist zu Hause, es klingelt an der Tür, das Telefon läutet, die Kinder sind da und haben Homeschooling – das macht ganz viel aus.“ Für konzentrierte Arbeit brauche es ein möglichst reizarmes Umfeld, in dem man sich wohlfühlt und nicht gestört wird, und eine gute Tagesstruktur mit Pausen und Entspannungsphasen. „Es hilft, wenn man beispielsweise sagt: Okay, zwischen 13 und 14 Uhr habe ich keinen anderen Termin, da nehme ich mir Zeit für genau diese Aufgabe oder Aktivität, egal ob das die Arbeit oder Freizeit betrifft.“ Auch Smartphones können in dem Zusammenhang ein Störfaktor sein. „Viele geben sich die Zeit nicht mehr, einfach abzuschalten – im wahrsten Sinne des Wortes. Häufig ist man schon am Weg zur Arbeit oder in die Schule am Handy und permanent am Multitasken, und so geht es dann den ganzen Tag weiter. Da fehlen die Ruhezeiten“, erklärt sie. Hier kann es schon helfen, das Handy

priv.-doz. dr.

Michaela Defrancesco Leiterin der Gedächtnissprechstunde der Psychiatrie an der Klinik Innsbruck

GESUND IN TIROL

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KONZENTRATIONSFÄHIGKEIT

Kurz abschalten: Nach spätestens einer Stunde konzentrier­ tem Arbeiten sollte eine Pause eingelegt werden.

„ Viele geben sich die Zeit nicht mehr, einfach abzuschalten – im wahrsten Sinne des Wortes.“ Michaela Defrancesco

nicht im Blickfeld zu haben, und auch Stummschalten, Flugmodus und das Deaktivieren von Mitteilungssignalen reduzieren das Ablenkungspotenzial.

Vielfältige Ursachen Negative Auswirkungen auf die Konzentrationsfähigkeit können aber auch Stress, Ernährung, Essstörungen, Substanzmissbrauch, Schlafstörungen, Depressionen und diverse andere Erkrankungen von der Schilddrüsenfunktionsstörung bis hin zum Tumor haben. Eine ärztliche Abklärung der 26

GESUND IN TIROL

Ursachen sei notwendig, wenn fehlende Konzentration zur Funktionsstörung wird und im Alltag Probleme bereitet. Bei Kindern merke man das oft an Beziehungsstörungen und unerklärbarem Leistungsabfall in der Schule, bei Erwachsenen meist an Schwierigkeiten im Arbeitsleben. „Wenn man sich die Probleme nicht beispielsweise mit akutem Stress oder Belastungen im sozialen Umfeld erklären kann, sollte man das abklären lassen“, sagt Defrancesco.

Dagegen tun könne man mit der richtigen Diagnose nämlich einiges: Neben der speziellen Behandlung bei diagnostizierbaren Erkrankungen gibt es vor allem im psychotherapeutischen Bereich viele Möglichkeiten, Konzentrationsstörungen zu behandeln – von Therapie bis hin zu autogenem Training, Bewegung und psychoedukativer Beratung.

Bei Letzterer liegt der Fokus darauf, wie man den Tag so strukturieren kann, dass man die Zeit, in der man sich konzentrieren muss, sinnvoll nutzt, aber sich auch Raum für Ruhephasen gibt.

Bei Kindern empfiehlt Defrancesco, nicht sofort von einer Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS) auszugehen, wenn sie sich nicht konzentrieren können. „Besonders

Lust auf Gesund? „Wenn ein Kind zehn verschiedene Spielsachen vor sich hat, ist es klar, dass es sich nicht auf eine Sache konzentrieren kann.“

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bei Kindern spielt Motivation eine große Rolle, deshalb ist es wichtig, dass sie Spaß haben mit dem, was sie machen, man ihnen Zeit gibt und sie auch nicht ständig überstimuliert“, betont sie. „Wenn ein Kind zehn verschiedene Spielsachen vor sich hat, ist es klar, dass es sich nicht auf eine Sache konzentrieren kann. Momentan wird bei sogenannten ,Zappelphilipp‘ -Kindern schnell zu Medikamenten wie Ritalin gegriffen. Es ist aber wesentlich, erst einmal zu schauen, was genau überhaupt das Problem ist, und zu überlegen, ob nicht leicht erklärbare Faktoren das Verhalten des Kindes bedingen.“ Erst nach einer spezifischen Abklärung über Neuropsychologen und Kinder- und Jugendpsychiater sollte die Diagnose einer ADHS gestellt und auch im Fall medikamentös behandelt werden.

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• Bewegung?

GESUND IN TIROL

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RATGEBER: KNEIPPEN

Die Heilkraft des Wassers Mit Zehntausenden aktiv Praktizierenden in Österreich erfreut sich das Kneippen auch heute noch großer Beliebtheit.

Doch Sebastian Kneipps Philosophie umfasst mehr als die bekannten Wasserkuren. text:

Daniel Schreier

A

m 17. Mai 2021 jährt sich der Geburtstag des deutschen Pfarrers, „Wasserdoktors“ und Naturheilkundlers Sebastian Kneipp zum 200. Mal. Auch wenn Kneipp die heilende Wirkung des

„Kneippsche Abhärtungsübungen können unkom­ pliziert ins tägliche Leben integriert werden.“ Dr. Monika Viertlmayer

Wassers nicht entdeckt hat, ist es ihm als Begründer der Kneipptherapie und vieler damit verbundener Wasserkuren

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GESUND IN TIROL

zu verdanken, dass sich das Wissen um die Heilkraft des Wassers im deutschsprachigen Raum verbreitet und bis heute erhalten hat.

Fünf-Säulen-Modell In der Philosophie Kneipps beruhen die Gesundheit und ein gutes Leben auf fünf Säulen: Ernährung, Bewegung, Lebensordnung, Wasser- und Kräutertherapie. Durch die richtige Lebensführung, eine bewusste Tagesgestaltung, regelmäßig durchgeführte Wasserkuren sowie Behandlung mit pflanzlichen

Primärprävention Das Fünf-Säulen-Modell von Kneipp kann als modernes Konzept der primären Prävention verstanden werden: Ziel ist der Erhalt der Gesundheit bzw. die Vorbeugung von Krankheiten.

dr.

Monika Viertlmayer

Leiterin des Instituts für Physikalische Medizin und Rehabilitation am LKH Hall

Wasserkuren für zu Hause „Gesund in Tirol“ stellt zwei Wasseranwendungen nach Sebastian Kneipp vor, die man bequem und unkompliziert im eigenen Zuhause machen kann.

Kaltes Armbad

Gemeinsam Kneippen In ganz Tirol gibt es viele Kneippvereine, deren Mitglieder sich zum gemeinsamen Kneippen und zum Austausch über Gesundheitsthemen treffen.

Das kalte Armbad stärkt die Abwehrkräfte der oberen Atemwege, fördert die Blutzirkulation und regt den Stoffwechsel an. Es ist der perfekte Frischekick und vertreibt Abgeschlagenheit und Müdigkeit. Kaltanwendungen nur bei vorgewärmtem Körper durchführen.

Anwendung: • Waschbecken mit kaltem Wasser (zwischen 12 und 18 Grad Celsius) füllen • Arme bis zur Mitte der Oberarme ins Wasser tauchen, bis ein Kältegefühl spürbar wird • Ruhig und tief weiteratmen • Anschließend das Wasser mit einem Tuch abstreifen

Heilmitteln soll gewährleistet werden, dass der Körper gestärkt wird und so besser gegen Krankheiten geschützt ist. „Man muss eine regelmäßige Praxis daraus machen“, gibt Dr. Monika Viertlmayer, Leiterin des Instituts für Physikalische Medizin und Rehabilitation am LKH Hall, zu bedenken. „Kneippsche Abhärtungsübungen können unkompliziert ins tägliche Leben integriert werden. Durch diese prophylaktischen Übungen wird die körperliche und psychische Widerstandskraft erhöht“, so Viertlmayer weiter.

• Dann geht’s zum Wiederaufwärmen: Kleidung anziehen und Arme bewegen

Ansteigendes Fußbad Kneippsche Wasserkuren arbeiten nicht nur mit kaltem Wasser. Beim ansteigenden Fußbad wird es wohlig warm – es hilft bei sich ankündigenden Erkältungserscheinungen und erleichtert das Einschlafen.

Anwendung: (idealerweise vor dem Schlafengehen) • Wasser in einer Fußwanne auf etwa 33 Grad Celsius vorwärmen • Beide Füße eintauchen • Fußbad mit warmem Wasser über 20 Minuten auf maximal 40 Grad Celsius erwärmen • Füße abtrocknen • Nach dem Fußbad hinlegen, die Beine hochlagern und die Ruhe und Wärme genießen

ACHTUNG: ACHTUNG: Menschen, die an Angina pectoris oder organischen Herzkrankheiten leiden, sollten keine kalten Armbäder machen. Auch bei bereits bestehenden Durchblutungsstörungen ist davon abzuraten.

Bei Venenerkrankungen, Herzbeschwerden, schweren arteriellen Durchblutungsstörungen und diabetischem Fuß darf kein ansteigendes Fußbad gemacht werden.

GESUND IN TIROL

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1. Zahl

Der systolische Wert – sollte nicht höher als 140 sein.

2. Zahl

Der diastolische Wert – sollte nicht höher als 90 sein.

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GESUND IN TIROL

BLUTHOCHDRUCK

Unter Druck

Ist der Blutdruck in den Gefäßen zu hoch, können Schäden entstehen. Ein gesunder Lebensstil mindert die Wahrscheinlichkeit, an Bluthochdruck zu erkranken – und verhindert so auch seine Folgen. text:

S

ekunde für Sekunde pumpt unser Herz Blut in die Gefäße. So werden die Organe mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt, unser Körper warm gehalten und Hormone ausgeschüttet. „Dabei entsteht in den Gefäßen Druck“, erklärt Gert Mayer, Direktor der Innsbrucker Universitäts­k linik für Innere Medizin IV – Nephrologie und Hypertensiologie. „Und sind die Gefäße eng gestellt oder nicht elastisch genug, kann dieser über das normale Niveau hinausgehen.“ Blutdruck wird an zwei Kennziffern festgemacht: 1. dem systolischen Wert (der höhere) – bezeichnet den Druck, der in den Gefäßen herrscht, während das Blut vom Herzen ausgeworfen wird, 2. dem diastolischen (der niedrigere) – bezeichnet den Druck, der im Gefäß herrscht, während sich das Herz wieder mit neuem Blut füllt. Der erste sollte in der Regel nicht höher als 140 (Millimeter Quecksilber) sein, der zweite nicht

Haris Kovacevic

univ.-prof. dr.

Gert Mayer

Direktor der Innsbrucker Universitätsklinik für Innere Medizin IV

90 übersteigen. „Ist eine der Zahlen dauerhaft höher, spricht man von Bluthochdruck oder Hypertonie, und das sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen“, erklärt der Experte für Nierenund Blutdruckerkrankungen.

Große Wirkung Die meist asymptomatisch auftretende Krankheit führt auf Dauer zu Gefäßschäden: „Es kommt zur Verdickung der Gefäßwände und die Durchblutung der Organe wird reduziert“, erläu-

Folgen von dauerhaftem Bluthochdruck können sein: Herzinfarkte, Schlaganfälle, Nierenerkran­ kungen.

Alkoholkonsum, Salzkonsum, wenig Bewegung begünstigen hohen Blutdruck.

GESUND IN TIROL

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Ist der Druck in den Gefäßen alles andere als zu hoch, sondern eher recht niedrig, spricht man von Hypo­tonie oder niedrigem Blutdruck. „Eine Gefahr wie die Hypertonie ist das aber nicht, es sei denn, der niedere Blutdruck ist Ausdruck einer anderen schweren Erkrankung, z. B. des Herzens“, erklärt Mayer, da das im Grunde ein Zeichen ist, dass die Gefäße elastisch sind und keinen hohen Druck zulassen.

Daher werde dies in angelsächsischen Ländern auch nicht als Krankheit bezeichnet. Sollte man sich dennoch wegen zu niedrigen Blutdrucks anfangen unwohl zu fühlen und beispielsweise Schwindelgefühle entwickeln, hilft körperliche Betätigung, den Kreislauf wieder in Schwung zu bringen.

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Erwachsene seinen Blutdruck gemessen haben.“ gesunder, sportlicher Lebensführung vorbeugen, dieselben Maßnahmen helfen aber auch (gemeinsam mit Medikamenten) bei bestehender Erkrankung“, meint Mayer: „Schäden, die durch Bluthochdruck entstehen, sind schwer repa-

GESUND IN TIROL

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„ Einmal sollte jeder Gert Mayer

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tert Mayer. Dauerhaft hoher Blutdruck erschöpft außerdem das Herz. Herzinfarkte, Schlaganfälle, Nierenerkrankungen oder Verschlusserkrankungen in den Beinen können die Folgen sein.

Neben dem Alter begünstigen übermäßiger Alkohol- und Salzkonsum sowie geringe Bewegung und allgemein ungesunder Lebensstil die Erkrankung ebenso wie genetische Voraussetzungen. „Hohem Blutdruck lässt sich mit

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rabel, hoher Blutdruck selbst kann aber gut behandelt werden.“

Um sicherzugehen, dass man nicht an hohem Blutdruck leidet, rät der Experte, diesen einfach zu überprüfen: „Einmal sollte jeder Erwachsene seinen Blutdruck gemessen haben.“ Ist dieser dann höher, als die Norm erlaubt, soll man nicht gleich glauben, an Hypertonie zu leiden: „Momentaner Blutdruck hängt von vielen Faktoren ab. Aufregung oder anstrengende körperliche Betätigung können den Blutdruck momentan er­ hören.“ Misst man aber öfters hohen Blutdruck, sollte man sich auf jeden Fall beraten lassen und unter Umständen auch etwas dagegen tun.

Ein gesunder Lebensstil, eine mediterrane Diät, weniger Alkohol und weniger Salz würden sicher Abhilfe schaffen. „Und das ist, ganz abgesehen vom Thema Blutdruck, auch in jeder anderen Hinsicht nur zu empfehlen.“

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INTERVIEW

priv.-doz. dr.

Stephan Eschertzhuber Primar für Anästhesie und Intensivmedizin am Landeskrankenhaus Hall

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GESUND IN TIROL

INTERVIEW

„Kein Superman“ Stephan Eschertzhuber ist Primar am Landeskrankenhaus in Hall und hat auch sonst viele Funktionen und Aufgaben.

Wie er das alles unter einen Hut bekommt und welche Herausforderungen gerade und demnächst auf ihn zukommen, erzählt er im Interview. i n t e rv i e w :

S

Haris Kovacevic

„Wir sind nicht nur ‚State of the art‘, sondern auch in der Lage, topmoderne Medizin hier in Hall zu betreiben.“

se. Das war medizinisch und ie sind Leiter der logistisch eine riesige HerausChirurgischen Taforderung. Verbessert haben gesklinik, Leiter sich dadurch natürlich die meder Abteilung für dizinischen VersorgungsmögAnästhesie und lichkeiten an unserem KranIntensivmedizin am LandesStephan Eschertzhuber kenhaus. Gleichzeitig hat sich krankenhaus Hall, Referent die Arbeitsplatzqualität drafür Organspende und Transplantationen für ganz Westösterreich und Süd- matisch verbessert. Wir haben hier das Glück, an tirol und Leiter der Covid-19-Intensivstation des einem Standort zu operieren und Intensivmedizin LKH Hall. Wie würden Sie sich aber selbst be- betreiben zu dürfen, wo andere Wellnesshotels schreiben? Stephan Eschertzhuber: In erster Li- hinstellen würden. Mit dem neu errichteten Zentnie bin ich Anästhesist und Intensivmediziner. Im Laufe der Jahre haben sich einige Positionen ergeben, die ich innehabe, ja. Da bin ich aber eher Repräsentant, stellvertretend für ein großes, gut funktionierendes Team.

© Axel Springer

Fangen wir mit dem Neuesten an. Seit Kurzem hat Hall ein neues Chirurgiezentrum. Was können Sie uns dazu erzählen? Das neue Chirurgiezentrum haben wir im Dezember 2020 aus der Taufe gehoben – also mitten in der Covid-19-Kri-

rum sind wir außerdem nicht nur ‚State of the art‘, sondern auch in der Lage, topmoderne Medizin hier in Hall zu betreiben.

Mit der Chirurgischen Tagesklinik wurde auf dem Gebiet schon in der Vergangenheit einiges geleistet. Dort werden operative Eingriffe durchgeführt, die keinen stationären Aufenthalt für die Patienten notwendig machen. Früher mussten Patienten auch für kleinere Eingriffe manchmal sogar mehrere Tage überwacht werden. Heute wissen wir, GESUND IN TIROL

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INTERVIEW

Auch das Landeskrankenhaus in Hall stellte die Covid19-Krise vor große Herausforderungen.

dass das oft nicht notwendig ist. In unserer Tagesklinik kommen die Patienten am Morgen und gehen abends wieder heim – dazwischen wurden sie operiert. In erster Linie sind die Patienten froh, dass das möglich ist, denn niemand übernachtet gerne im Krankenhaus. Für die Mitarbeiter ist es sehr befriedigend, diese effiziente Behandlungsform mitzubetreiben, und medizinisch und wirtschaftlich gesehen ist es mehr als sinnvoll.

Es ist aber auch eine logistische Herausforderung: Der Patient bekommt den Termin gen der Inneren Medizin bisher für seine Operation per SMS mehr als 40 Covid-19-Patienten rechtzeitig zugeschickt, alintensivmedizinisch versorgt – les ist dann genau getimt, die das ist eine stattliche Zahl. DaMitarbeiter wissen, wann sie für mussten wir verschiedenste wo sein müssen und was sie zu Umschichtungen machen. Ortun haben, und gewährleisten, ganisatorisch und medizinisch dass der Patient wenig Warwaren das große HerausfordeStephan Eschertzhuber tezeit hat. Sollte es zu etwairungen. Am Anfang der Krise gen Schwierigkeiten kommen, war das nicht so schwer, da der steht das große Kranken­haus im Hintergrund, als restliche Krankenhausbetrieb auf das NotwenBack-up. Die Tagesklinik ist quasi ein autonomes digste runtergefahren wurde. Jetzt versuchen wir Krankenhaus im Krankenhaus, so ist sie von uns den Krankenhausbetrieb unbehelligt zu lassen von Anfang an geplant gewesen und funktioniert und en passant quasi die Covid-19-Krise zu stemhervorragend. Die Patienten genießen den Kom- men. Das kann an Grenzen führen – schließlich fort einer Privat­k linik und die Sicherheit eines haben wir nicht unbegrenzte Personalressourcen. großen öffent­l ichen Hauses.

Aber auch die persönliche Belastbarkeit jedes einzelnen Mitarbeiters wird strapaziert.

Sie sind auch Gesamtleiter der Intensivstation für Anfangs spielte bei uns auch die Angst eine RolCovid-19-Patienten. Wie herausfordernd war das le: Die Bilder aus Italien hatten wir alle im Kopf vergangene Jahr für Sie? Von den ersten Tagen und eben auch ein mulmiges Gefühl. Wir stellten im März 2020 bis heute ist kein Tag vergangen, an aber bald fest, dass wir hier am Standort eine so dem ich mich nicht mit diesem Thema befasst hät- gute Kooperation haben, zwischen den Fachdiszite. Ich denke rückblickend, dass wir für die Größe plinen, unter den Berufsgruppen, und dass wir daunseres Standortes eine hervorragende Arbeit ge- durch sehr effektiv arbeiten und solche Herausforleistet haben. Wir haben zusammen mit den Kolle- derungen meistern können.

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GESUND IN TIROL

© Gerhard Berger

„Von den ersten Tagen im März 2020 bis heute ist kein Tag vergangen, an dem ich mich nicht mit diesem Thema befasst hätte.“

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Highlight im Herbst Welche Herausforderungen muss Westösterreich in Sachen Organspende aktuell meistern?

Grundlegend ist es so, dass es immer noch nicht genügend Transplantationsorgane für alle Menschen, die eins benötigen würden, gibt. Waren früher junge Menschen nach einem Verkehrs- oder Freizeitunfall Organspender, sind es heute vor allem Ältere, die eine Hirnblutung erleiden oder einen schweren Herzinfarkt. Man hat gelernt, Organe zu

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„Auf dem Gebiet der Transplantationsmedizin hat sich in den letzten Jahren viel getan.“ transplantieren, die früher nicht dafür verwendet worden wären. Denn auf dem Gebiet der Transplantationsmedizin hat sich in den letzten Jahren viel getan. Wir sind imstande, menschliche Organe außerhalb des Körpers länger erfolgreich aufzubewahren. Mit maschineller Organperfusion gelingt es uns, die Organe zu untersuchen und sogar zu

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INTERVIEW

Stephan Eschertzhuber hat im Laufe der Jahre gelernt, mit einem großen Workload zurechtzukommen.

„ Ich bin auch nur ein Mensch und komme immer wieder an meine Grenzen.“ Stephan Eschertzhuber

emotionale. Grundlegend ist jeder in Österreich ein potenzieller Spender. Es sei denn, man spricht sich zu Lebzeiten dagegen aus. Wir versuchen immer, den mutmaßlichen Willen einer Person herauszufinden – wir sprechen mit den Angehörigen oder Freunden des Verstorbenen. Dabei kommt oft heraus, dass selbst die engsten Verwandten nicht wissen, ob der Tote seine Organe spenden wollte oder nicht. Das hat den einfachen Grund, dass man nicht gerne über den Tod spricht, vor allem nicht über den eigenen. Ich appelliere aber an jeden, dieses Gespräch einmal zu führen und sich Gedan38

GESUND IN TIROL

ken darüber zu machen, vor allem mit folgendem Gedanken im Hinterkopf: Die Wahrscheinlichkeit, selbst ein Spenderorgan zu benötigen, ist viermal höher, als selbst Spender zu werden. Eine meiner Aufgaben als Transplant-Referent ist es auch, dies den Leuten klarzumachen.

Eine letzte Frage noch: Wie bekommen Sie das alles unter einen Hut? Ich habe im Laufe der Jahre gelernt, mit einem großen Workload zurechtzukommen. Dabei ist ein Ausgleich besonders wichtig, und den finde ich mit meiner Familie, ich bin verheiratet und habe zwei wunderbare Töchter.

Außerdem mache ich gerne Sport, höre Musik. All das hilft mir, innere Reserven wieder aufzubauen.

Was ich aber besonders betonen möchte: Allein schafft man das sowieso nicht. Man braucht ein gutes Team: Ich habe innerhalb meiner Abteilung sehr gute Anästhesieärzte und Pflegekräfte, auch mein Sekretariat und die Transplantationskoordination leisten hervorragende Arbeit genauso wie viele andere Mitarbeiter, die in meinem Umfeld tätig sind. Ich konnte mir im Laufe der Jahre auch ein gutes Netzwerk aufbauen mit Kollegen aus anderen Kliniken, mit denen ich einen freundschaftlichen Umgang pflege. Das ist alles natürlich gewachsen und hat sich entwickelt und ergeben.

Allerdings ist eines klar: Ich bin kein Superman.

Ich bin auch nur ein Mensch und komme immer wieder an meine Grenzen.

Vielen Dank für das Gespräch.

© Tom Pircher

therapieren. Viele Transplantationen, die früher nicht in Frage kamen, sind damit nun durchführbar. Außerdem wurden früher Organe von älteren Menschen nicht für Transplantationen hergenommen. Mittlerweile wissen wir aber, dass auch diese sich eignen.

Eine große Herausforderung ist es, die Spendebereitschaft und die Realisierung von Organspenden zu steigern. Das ist nicht nur eine medizinisch-technische Frage, sondern auch eine

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Wege aus meiner Covid-Krankheit Dr. Christoph Puelacher, Ärztlicher Leiter der ambulanten Lungenrehabilitation der Reha Innsbruck

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ch hatte vor fünf Monaten Corona und kämpfe nach wie vor mit den Nachwirkungen. Ich leide an Konzentrationsschwierigkeiten, habe Angst, Atemnot und Brustschmerzen. Meine Leistung entspricht 30 Prozent bis 50 Prozent von vor der Covid-Infektion.

Können Sie mir helfen?“ Das ist eines jener E-Mails, die täglich in der Reha Innsbruck eintreffen, berichtet Dr. Christoph Puelacher, Ärztlicher Leiter der ambulanten Lungenrehabilitation der Reha Innsbruck. Wir teilen die Erschütterung über das Leid

und die Hilflosigkeit der „genesenen“ Covid-PatientInnen.

Durch zusätzliche Post-Covid-RehaAngebote versucht die Reha Innsbruck den großen Andrang von Betroffenen und Long-Covid-PatientInnen möglichst rasch abzuarbeiten. „Nach drei bis vier Wochen in der ambulanten Reha hat es einen deutlichen Schub getan und den Druck auf der Brust und die Atemnot spüre ich nur mehr selten“, freut sich die 35-jährige Arzthelferin.

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Ambulante Herz-, Lungenund Post-COVIDRehabilitation Zentrum für COVID-Nachsorge

GESUND IN TIROL

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KINDER IM SOMMER

Sicher

in der Sonne Für Kinder gibt es im Sommer nichts Schöneres, als den ganzen Tag draußen herumzutollen.

Heiße Temperaturen und pralle Sonne sind aber nicht ganz ungefährlich, weswegen man bestimmte Vorsichtsmaßnahmen treffen sollte.

Simon Leitner

F oa dr.

Klaus Kapelari

Leiter der Allgemeinen Ambulanz, Kinderund Jugendheilkunde der Universitätsklinik Innsbruck

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GESUND IN TIROL

erien, viel Sonne und Tage, die nicht enden zu wollen scheinen – für Kinder ist der Sommer jedes Jahr aufs Neue ein einziges Abenteuer. Doch die hohen Temperaturen und die starke Sonneneinstrahlung während der warmen Monate des Jahres bergen auch gewisse Gefahren für den Nachwuchs. „Man muss bei Babys und Kleinkindern immer bedenken, dass ihre Mechanismen zur Regulierung der Körpertemperatur noch nicht so ausgeprägt sind wie bei Erwachsenen“, erzählt Klaus Kapelari, Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde an der Innsbrucker Universitätsklinik. „Dadurch erhitzt sich

ihr Körper in der Sonne relativ rasch.

Und das sollte man auf jeden Fall vermeiden, denn die Folgen können gravierend sein.“

Gut geschützt Sonnenbrände, Sonnenstiche oder gar ein Hitzschlag – die möglichen Auswirkungen eines zu langen Aufenthaltes in der Sonne sind nicht zu unterschätzen. Nicht nur, aber gerade in wärmeren Gefilden bzw. im Urlaub sollten Eltern deshalb gewisse Maßnahmen ergreifen, um etwaige Risiken für ihre Sprösslinge möglichst gering zu halten. „Der beste Sonnenschutz für Babys und Kleinkinder ist und bleibt der Schat-

© Privat

text:

ZEIG MIR DEINEN SCHATTEN Was den Aufenthalt von Kindern in der prallen Sonne betrifft, gibt es eine ein­fache Faustregel: Spiele nicht in der Sonne, solange dein Schatten kleiner als dein Körper lang ist. Denn dann ist der Sonnenstand noch zu hoch und die Sonnen­ einstrahlung potenziell zu gefährlich.

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KINDER IM SOMMER

Augen auf beim Brillenkauf: Auch Kinder sollten Sonnenbrillen tragen, um sich vor Sonnenlicht zu schützen. Eine Brille hilft jedoch nur, wenn sie einen UV-Schutz aufweist.

Genug trinken Gerade bei Säuglingen ist es wichtig, auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten. Grundsätz­ lich gelten für Kinder im ersten Lebensjahr 100 bis 150 Milliliter pro Kilo am Tag, bei zu­ nehmender Hitze steigt der Bedarf jedoch ent­ sprechend.

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ten“, erklärt Kapelari. „Das heißt, dass sie in der größten Mittagshitze generell nicht unbedingt in der prallen Sonne sein sollten.“ Für die übrige Zeit helfen, neben einer ausreichenden Flüssigkeitszufuhr, insbesondere zwei Dinge: die richtige Kleidung und eine gute Sonnencreme. „Babys und Kleinkinder wollen nicht braun werden, deswegen sollten sie, etwa beim Spielen am Strand, zumindest ein Shirt, auf jeden Fall aber eine Kopfbedeckung tragen“, meint Kapelari. Eine gewöhnliche Baseballmütze ist, weil sie nur einen Teil des Kopfes bedeckt, dafür nur bedingt geeignet –

„ Der beste Sonnenschutz für Babys und Kleinkinder ist und bleibt der Schatten.“ Klaus Kapelari

man solle dem Experten zufolge eher auf einen breitkrempigen Hut setzen, der auch den Nacken vor direkter Sonneneinstrahlung schützt. Zudem empfehle sich, entgegen der landläufigen Meinung, dunkle Kleidung, denn diese absorbiere wesentlich mehr des potenziell schädlichen UV-Lichts als hellere.

SONNENBRAND, SONNENSTICH, HITZSCHLAG Bei einem Sonnenbrand kommt es zu einer Entzündungsreaktion in der Haut und in der Folge zu Rötungen, in gra­ vierenden Fällen sogar zu Blasen und schweren Ver­brennungen.

Was die Sonnenschutzcreme anbelangt, rät Kapelari zu Präparaten mit einem Lichtschutzfaktor von mindestens 20, optimal seien jedoch 30. „Und bei den ganz Kleinen kann man auch noch weiter hinaufgehen, bis zu Lichtschutzfaktor 50“, so der Mediziner. Aufgetragen werden soll die Creme etwa zweimal am Tag, wobei man nach einem Ausflug ins Wasser auf jeden Fall nachkontrollieren und sein Kind gegebenenfalls nochmals eincremen sollte.

Hohes Risiko Diese Vorkehrungen mindern zwar die Gefahren, die von der Sonne ausgehen, stellen jedoch keinen Freibrief für das Spielen in der prallen Sonne dar – nicht zuletzt, weil selbst kleine Sonnenbrände

Bei einem Sonnenstich oder einem Hitzschlag kommen noch Symptome wie Fieber, Kopfschmerzen, Müdigkeit oder Schwindel hinzu. Feuchte, kalte Um­ schläge können kleinere Leiden lindern, spätes­tens jedoch, wenn Verdacht auf einen Sonnenstich oder Hitzschlag be­ steht, sollte man medizinische Hilfe in Anspruch nehmen.

große Auswirkungen auf die Gesundheit von Kindern haben, wie Kapelari betont: „Es ist klar belegt, dass häufige kindliche Sonnenbrände einer der größten Risikofaktoren für Hautkrebs im Erwachsenenalter ist. Deswegen darf so etwas einfach nicht passieren, damit tut man seinen Kindern nichts Gutes.“

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Die Welt und sich selbst begreifen Der Tastsinn gibt uns ein Gefühl für alles, was uns umgibt. Aber er kann noch deutlich mehr und beeinflusst auch unser Verständnis unseres Selbst und wie wir uns wahrnehmen.

Daniel Feichtner

i l l u s t r at i o n :

Alina Klampfer

D priv.doz. mag. dr.

Martin Kumnig Klinischer Psychologe und Gesundheitspsychologe an der Innsbrucker Universitätsklinik für Medizinische Psychologie

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GESUND IN TIROL

inge zu erfühlen und im wahrsten Sinne des Wortes zu begreifen, ist ein essenzieller Bestandteil unseres Lebens. Wir sind von Geburt an auf unseren Tastsinn angewiesen. Durch ihn verstehen und erleben wir unsere Umwelt noch lange, bevor wir sie richtig hören oder sehen können. Wie wichtig diese Form der Wahrnehmung ist, wird oft übersehen – wohl auch, weil sie so grundlegend und selbstverständlich ist.

Nervensystem verfügen, besitzen Rezeptoren, mit denen sie taktile Sinnesreize wahrnehmen. „Und auch in der Embryonalentwicklung ist der Tastsinn der erste, der sich formt“, weiß Martin Kumnig, habilitierter Klinischer und Gesundheitspsychologie an der Univ.Klinik für Medizinische Psychologie. „Reize an den Lippen, einer der am stärksten mit Nervenzellen besetzten Körperregionen, kann ein Fötus schon in der achten Schwangerschaftswoche wahrnehmen, wenn er gerade einmal zweieinhalb Zentimeter groß ist.“

Früh übt sich Unter den Sinnen ist der Tastsinn vermutlich der älteste. Bereits einzellige Organismen wie Amöben, die über kein

Spezialisiert Damit wir Berührungen spüren können, benötigen wir Rezeptorzellen, die

© Ariane Frötscher

text:

fh gesundheit wir bilden die zukunft Die Meissnerschen Körperchen sind die hochempfindlichen Druckrezeptoren, denen wir unser phänomenales Fingerspitzengefühl zu verdanken haben. Durchschnittlich 24 davon auf jedem Quadratmillimeter Fingerkuppe erlauben es uns, kleinste Details zu erfühlen.

auf einen mechanischen Reiz reagieren. Diesen wandeln sie in elektrische Signale um, die über Nervenbahnen an das Gehirn weitergeleitet werden. „Das ist sehr verallgemeinernd“, erklärt Kumnig. „Das grundsätzliche Funktionsprinzip ist zwar gültig, es gibt aber viele verschiedene Rezeptor-Zelltypen, die sich im Detail und gemäß ihrer Funktion unterscheiden.“ Das hat einen guten Grund, denn unser Tastsinn hat sich im Laufe der Evolution an eine Vielzahl von Aufgaben angepasst. „Unterschiedliche Bereiche unseres Körpers müssen in unterschiedlichem Ausmaß Berührungen wahrnehmen“,

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„ Reize an den Lippen kann ein Fötus schon in der achten Schwangerschaftswoche wahrnehmen.“

Martin Kumnig

sagt der Experte. Fingerspitzen sind zum Beispiel hoch spezialisiert: Dort sind die sogenannten Meissnerschen Körperchen für das Tastgefühl verantwortlich. „Im Schnitt besitzen wir rund 24 dieser gerade einmal 40 bis 100 Mikrometer großen Rezeptoren auf jedem Quadratmillimeter unserer Fingerkuppen. Das erlaubt ‚hochauflösend‘, kleinste Details zu erfühlen.“ Im Gegensatz dazu verfügen wir am Rücken oder an den Fußsohlen über relativ wenige

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Rezeptoren. Denn hier müssen wir Berührungen zwar wahrnehmen, Details zu erfühlen hat aber keine Priorität.

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wird ‚Interozeption‘ genannt und ist eine oft übersehene Aufgabe des Tastsinns.“ Martin Kumnig

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GESUND IN TIROL

Intero­­ zeption

ist die nach innen gerichtete Wahrnehmung jedes Menschen, die ohne den Tastsinn nicht möglich wäre.

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Doch nicht nur unsere Haut kann mechanische Belastung wahrnehmen.

Auch die nach innen gerichtete Wahrnehmung unseres Körpers ist wichtig.

Druckrezeptoren in Blase, Magen und Darm verraten uns etwas über ihren Füllzustand. Und auch in Muskeln und Sehnen müssen wir fühlen, wenn zum Beispiel die Spannung der Muskulatur zunimmt – sei es durch Belastung oder Schwellungen. Weil wir dort kein „Fingerspitzengefühl“ brauchen, sondern nur das „Wieviel“ zählt, sind dafür unter

anderem die Vater-Pacini-Körperchen zuständig. Sie sind bis zu zwei Millimeter groß und reagieren auf Druck und Vibration. Diese zusätzliche Fähigkeit erlaubt es uns, die Bewegung unserer Gelenke zu „fühlen“, und gibt unserem Gehirn Rückmeldung über die Position unserer Gliedmaßen.

Selbst-Erkenntnis „Das Sich-Selbst-Spüren wird ‚Intero­ zeption‘ genannt und ist eine oft übersehene Aufgabe des Tastsinns“, bestätigt Kumnig, „und das ist sowohl auf physiologischer als auch psychologischer Ebene relevant.“ Denn der Tastsinn sagt uns nicht nur, wo unsere Umwelt anfängt,

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SPIEGELTRICKS Bei Phantomschmerzen, wie sie bei Amputationen auftreten können, kann zum Beispiel die Spiegeltherapie helfen. Dabei wird die gesunde beziehungsweise noch vorhandene Gliedmaße auf der anderen Körperseite in einem so positionierten Spiegel betrachtet, dass der visuelle Eindruck entsteht, der Körperteil wäre noch vorhanden. Es wird dem Patienten die optische Illusion vermittelt, dass der Patient noch Kontrolle über die fehlende Gliedmaße besitzt. „Auf diese Weise werden im Gehirn die Regionen aktiviert, die den Phantomschmerz auslösen, und der Patient lernt dadurch seine Phantomgliedmaßen zu kontrollieren, wodurch auch das Schmerzempfinden deutlich reduziert wird.“

Reha-Klinik Montafon erweitert medizinischtherapeutisches Angebot

D

ie Reha-Klinik Montafon, eine Gesundheitseinrichtung des international führenden Gesundheitsdienstleisters VAMED, ist auf orthopädische, kardiologische und neurologische Rehabilitation spezialisiert. Ab Mai erweitert die Reha-Klinik ihr medizinisch-therapeutisches Angebot um den Leistungsschwerpunkt psychische Gesundheit.

Neuer Kompetenzbereich: Psychische Gesundheit

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sondern auch, wo wir aufhören – und damit gehen viele Aspekte des „Selbst“ einher. Erst dieses Wissen erlaubt es uns, ein Körperschema zu entwickeln, das uns die Bewegung als von der Umwelt abgegrenzter Organismus in einem dreidimensionalen Raum ermöglicht. Im Sinne eines „erweiterten Selbst“ ermöglicht das Körperschema weitere komplexe Aufgaben: „Das ist beispielsweise beim Einparken unerlässlich. Dort müssen wir in der Lage sein, unser Körperschema auf die Abmessungen des Autos zu erweitern und anzupassen – ohne es spüren zu können.“

In dem neu geschaffenen Kompetenzbereich für psychische Gesundheit finden Menschen, die unter psychischen Erkrankungen wie Burnout, Depression, Belastungs- und Angststörungen, Traumafolge-Erkrankungen, somatoformen Störungen sowie Schmerzzuständen leiden, Hilfe durch stationäre Therapie und Behandlung.

Regelmäßige Updates Dieses Körperschema entwickelt sich im Rahmen unserer kindlichen Entwicklung, sammelt Wahrnehmungsinformationen über den Körper und passt sich laufend anhand dieser Informationen neu an. Probleme können bei radikalen Veränderungen, wie traumatischen Verletzungen, die beispielsweise eine Amputation zur Folge haben können, entstehen. „Verlieren Menschen Gliedmaßen, ist der erste Reflex oft, sich damit so wenig wie möglich zu befassen“, beschreibt Kumnig. „Patienten und Patientinnen, denen zum

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TASTSINN

Sie nehmen sich weiterhin als übergewichtig wahr, auch wenn sie es nicht (mehr) sind.

Neurologisches Training

Bei der Spiegeltherapie nutzen Patienten visuelle Eindrücke, um ihrem Gehirn Kontrolle über amputierte Gliedmaßen vorzugaukeln – und können so Phantomschmerzen bekämpfen.

24 etwa

40–100

Mikrometer große Meissnersche Körperchen finden sich auf jedem Quadratmillimeter unserer Fingerkuppen.

zwei Millimeter Bis zu

groß sind die

Vater-PaciniKörperchen, mit denen wir unter anderem an unseren Fußsohlen, aber auch in der Blase Druck wahrnehmen.

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Beispiel ein Bein amputiert werden musste, haben oft die Tendenz, den Stumpf vor sich selbst zu verstecken und ihn so wenig wie möglich anzusehen oder gar zu berühren.“ Das verzögert oder verhindert die Anpassung des Körperschemas. Studien zeigen, dass zum Beispiel die fehlende Anpassungsleistung oder Ähnliches ein wichtiger Faktor bei der Entstehung sogenannter Phantomschmerzen ist. In diesem Fall wird das hier so wichtige sprichwörtliche „Be-Greifen“ verhindert.

Fehlinformation Ursache für Phantomschmerzen ist unter anderem, dass die durchtrennten Nervenbahnen weiter Signale an das Gehirn senden, das daraus fehlerhafte Rückschlüsse zieht – zum Beispiel eben Schmerzen in Körperregionen wahrnimmt, die nicht mehr existieren. Ähnliche Effekte in Form einer fehlenden Anpassung des Körperschemas gibt es auch bei Anorexie-Betroffenen. Hier vermeiden es die Patienten und Patientinnen oft, ihren eigenen Körper zu sehen und zu spüren, indem sie weite Kleidung tragen und „intensive“ Bewegung vermeiden, bei der sie sich selbst wahrnehmen würden. Als Resultat bleibt das alte Körperschema im Gehirn aufrecht, selbst wenn sie Gewicht verloren haben.

„Unser Körperschema ist eng mit unserem Körperbild, also der emotionalen und kognitiven Bewertung unseres Körpers, verknüpft“, führt der Psychologe fort. „Eine Beeinträchtigung des Schemas geht oft mit einem emotional gestörten Verhältnis zum eigenen Körper einher.“ Deswegen befassen sich viele Therapieansätze mit beiden Problemen parallel. Bei Amputationen ist es unerlässlich, sich aktiv mit dem neuen Körper zu befassen, die verbleibende Gliedmaße anzusehen, zu bewegen und zu spüren. Und auch bei Anorexie ist es hilfreich, dem Gehirn die neue Information über den veränderten Körper aktiv zuzuführen. „Es gibt hier einen in-

„ Unser Körperschema

ist eng mit unserem Körperbild, also der emotionalen und kognitiven Bewertung unseres Körpers, verknüpft.“ Martin Kumnig

teressanten und erfolgsversprechenden Therapieansatz mit Neoprenanzügen“, erzählt Kumnig. „Dreimal eine Stunde täglich führen Betroffene durch das Tragen des Neoprenanzugs bei Bewegungsübungen ihrem Gehirn neue Reize und damit Informationen zu ihrem Körper zu. Dies kann die so wichtige Anpassung des Körperschemas zur Folge haben.“

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