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INTERVIEW
priv. -doz. dr.
Stephan Eschertzhuber
Primar für Anästhesie und Intensivmedizin am Landeskrankenhaus Hall
„Kein Superman“
Stephan Eschertzhuber ist Primar am Landeskrankenhaus in Hall und hat auch sonst viele Funktionen und Aufgaben. Wie er das alles unter einen Hut bekommt und welche Herausforderungen gerade und demnächst auf ihn zukommen, erzählt er im Interview.
interview: Haris Kovacevic
„Wir sind nicht nur
Sie sind Leiter der Chirurgischen Tagesklinik, Leiter der Abteilung für Anästhesie und ‚State of the art‘, sondern auch in der Lage, topmoderne Medizin hier in Hall zu betreiben.“ se. Das war medizinisch und logistisch eine riesige Herausforderung. Verbessert haben sich dadurch natürlich die medizinischen VersorgungsmögIntensivmedizin am Landes- lichkeiten an unserem Krankrankenhaus Hall, Referent Stephan Eschertzhuber kenhaus. Gleichzeitig hat sich für Organspende und Trans- die Arbeitsplatzqualität draplantationen für ganz Westösterreich und Süd- matisch verbessert. Wir haben hier das Glück, an tirol und Leiter der Covid-19-Intensivstation des einem Standort zu operieren und Intensivmedizin LKH Hall. Wie würden Sie sich aber selbst be- betreiben zu dürfen, wo andere Wellnesshotels schreiben? Stephan Eschertzhuber: In erster Li- hinstellen würden. Mit dem neu errichteten Zentnie bin ich Anästhesist und Intensivmediziner. Im rum sind wir außerdem nicht nur ‚State of the art‘, Laufe der Jahre haben sich einige Positionen er- sondern auch in der Lage, topmoderne Medizin geben, die ich innehabe, ja. Da bin ich aber eher hier in Hall zu betreiben. Repräsentant, stellvertretend für ein großes, gut funktionierendes Team. Mit der Chirurgischen Tagesklinik wurde auf dem Gebiet schon in der Vergangenheit einiges geFangen wir mit dem Neuesten an. Seit Kurzem leistet. Dort werden operative Eingriffe durchgehat Hall ein neues Chirurgiezentrum. Was kön- führt, die keinen stationären Aufenthalt für die nen Sie uns dazu erzählen? Das neue Chirurgie- Patienten notwendig machen. Früher mussten Pazentrum haben wir im Dezember 2020 aus der tienten auch für kleinere Eingriffe manchmal sogar Taufe gehoben – also mitten in der Covid-19-Kri- mehrere Tage überwacht werden. Heute wissen wir,
Auch das Landeskrankenhaus in Hall stellte die Covid19-Krise vor große Herausforderungen.
dass das oft nicht notwendig ist. In unserer Tagesklinik kommen die Patienten am Morgen und gehen abends wieder heim – dazwischen wurden sie operiert. In erster Linie sind die Patienten froh, dass das möglich ist, denn niemand übernachtet gerne im Krankenhaus. Für die Mitarbeiter ist es sehr befriedigend, diese effiziente Behandlungsform mitzubetreiben, und medizinisch und wirtschaftlich gesehen ist es mehr als sinnvoll. „Von den
Es ist aber auch eine logis- ersten Tagen im tische Herausforderung: Der März 2020 bis Patient bekommt den Termin für seine Operation per SMS heute ist kein Tag gen der Inneren Medizin bisher mehr als 40 Covid-19-Patienten rechtzeitig zugeschickt, al- vergangen, an dem intensivmedizinisch versorgt – les ist dann genau getimt, die Mitarbeiter wissen, wann sie wo sein müssen und was sie zu ich mich nicht mit diesem Thema das ist eine stattliche Zahl. Dafür mussten wir verschiedenste Umschichtungen machen. Ortun haben, und gewährleisten, befasst hätte.“ ganisatorisch und medizinisch dass der Patient wenig War- waren das große Herausfordetezeit hat. Sollte es zu etwaiStephan Eschertzhuber rungen. Am Anfang der Krise gen Schwierigkeiten kommen, war das nicht so schwer, da der steht das große Krankenhaus im Hintergrund, als restliche Krankenhausbetrieb auf das NotwenBack-up. Die Tagesklinik ist quasi ein autonomes digste runtergefahren wurde. Jetzt versuchen wir Krankenhaus im Krankenhaus, so ist sie von uns den Krankenhausbetrieb unbehelligt zu lassen von Anfang an geplant gewesen und funktioniert und en passant quasi die Covid-19-Krise zu stemhervorragend. Die Patienten genießen den Kom- men. Das kann an Grenzen führen – schließlich fort einer Privatklinik und die Sicherheit eines haben wir nicht unbegrenzte Personalressourcen. großen öffentlichen Hauses. Aber auch die persönliche Belastbarkeit jedes einzelnen Mitarbeiters wird strapaziert. Sie sind auch Gesamtleiter der Intensivstation für Anfangs spielte bei uns auch die Angst eine RolCovid-19-Patienten. Wie herausfordernd war das le: Die Bilder aus Italien hatten wir alle im Kopf vergangene Jahr für Sie? Von den ersten Tagen und eben auch ein mulmiges Gefühl. Wir stellten im März 2020 bis heute ist kein Tag vergangen, an aber bald fest, dass wir hier am Standort eine so dem ich mich nicht mit diesem Thema befasst hät- gute Kooperation haben, zwischen den Fachdiszite. Ich denke rückblickend, dass wir für die Größe plinen, unter den Berufsgruppen, und dass wir daunseres Standortes eine hervorragende Arbeit ge- durch sehr effektiv arbeiten und solche Herausforleistet haben. Wir haben zusammen mit den Kolle- derungen meistern können.


Welche Herausforderungen muss Westösterreich in Sachen Organspende aktuell meistern? Grundlegend ist es so, dass es immer noch nicht genügend Transplantationsorgane für alle Menschen, die eins benötigen würden, gibt. Waren früher junge Menschen nach einem Verkehrs- oder Freizeitunfall Organspender, sind es heute vor allem Ältere, die eine Hirnblutung erleiden oder einen schweren Herzinfarkt. Man hat gelernt, Organe zu
transplantieren, die früher nicht dafür verwendet worden wären. Denn auf dem Gebiet der Transplantationsmedizin hat sich in den letzten Jahren viel getan. Wir sind imstande, menschliche Organe außerhalb des Körpers länger erfolgreich aufzubewahren. Mit maschineller Organperfusion gelingt es uns, die Organe zu untersuchen und sogar zu
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Stephan Eschertzhuber hat im Laufe der Jahre gelernt, mit einem großen Workload zurechtzukommen.
therapieren. Viele Transplantationen, die früher nicht in Frage kamen, sind damit nun durchführbar. Außerdem wurden früher Organe von älteren Menschen nicht für Transplantationen hergenommen. Mittlerweile wissen wir aber, dass auch diese sich eignen.
Eine große Herausforderung ist es, die Spendebereitschaft und die Realisierung von Organspenden zu steigern. Das ist nicht nur eine medizinisch-technische Frage, sondern auch eine
emotionale. Grundlegend ist jeder in Österreich ein potenzieller Spender. Es sei denn, man spricht sich zu Lebzeiten dagegen aus. Wir versuchen immer, den mutmaßlichen Willen einer Person herauszufinden – wir sprechen mit den Angehörigen oder Freunden des Verstorbenen. Dabei kommt oft heraus, dass selbst die engsten Verwandten nicht wissen, ob der Tote seine Organe spenden wollte oder nicht. Das hat den einfachen Grund, dass man nicht gerne über den Tod spricht, vor allem nicht über den eigenen. Ich appelliere aber an jeden, dieses Gespräch einmal zu führen und sich Gedanken darüber zu machen, vor allem mit folgendem Gedanken im Hinterkopf: Die Wahrscheinlichkeit, selbst ein Spenderorgan zu benötigen, ist viermal höher, als selbst Spender zu werden. Eine meiner Aufgaben als Transplant-Referent ist es auch, dies den Leuten klarzumachen.
Eine letzte Frage noch: Wie bekommen Sie das alles unter einen Hut? Ich habe im Laufe der Jahre gelernt, mit einem großen Workload zurechtzukommen. Dabei ist ein Ausgleich besonders wichtig, und den finde ich mit meiner Familie, ich bin verheiratet und habe zwei wunderbare Töchter. Außerdem mache ich gerne Sport, höre Musik. All das hilft mir, innere Reserven wieder aufzubauen. Was ich aber besonders betonen möchte: Allein schafft man das sowieso nicht. Man braucht ein gutes Team: Ich habe innerhalb meiner Abteilung sehr gute Anästhesieärzte und Pflegekräfte, auch mein Sekretariat und die Transplantationskoordination leisten hervorragende Arbeit genauso wie viele andere Mitarbeiter, die in meinem Umfeld tätig sind. Ich konnte mir im Laufe der Jahre auch ein gutes Netzwerk aufbauen mit Kollegen aus anderen Kliniken, mit denen ich einen freundschaftlichen Umgang pflege. Das ist alles natürlich gewachsen und hat sich entwickelt und ergeben. Allerdings ist eines klar: Ich bin kein Superman. Ich bin auch nur ein Mensch und komme immer wieder an meine Grenzen.
Stephan Eschertzhuber
Wege aus meiner Covid-Krankheit
Dr. Christoph Puelacher, Ärztlicher Leiter der ambulanten Lungenrehabilitation der Reha Innsbruck
Ich hatte vor fünf Monaten Corona und kämpfe nach wie vor mit den Nachwirkungen. Ich leide an Konzentrationsschwierigkeiten, habe Angst, Atemnot und Brustschmerzen. Meine Leistung entspricht 30 Prozent bis 50 Prozent von vor der Covid-Infektion. Können Sie mir helfen?“
Das ist eines jener E-Mails, die täglich in der Reha Innsbruck eintreffen, berichtet Dr. Christoph Puelacher, Ärztlicher Leiter der ambulanten Lungenrehabilitation der Reha Innsbruck. Wir teilen die Erschütterung über das Leid und die Hilflosigkeit der „genesenen“ Covid-PatientInnen.
Durch zusätzliche Post-Covid-RehaAngebote versucht die Reha Innsbruck den großen Andrang von Betroffenen und Long-Covid-PatientInnen möglichst rasch abzuarbeiten. „Nach drei bis vier Wochen in der ambulanten Reha hat es einen deutlichen Schub getan und den Druck auf der Brust und die Atemnot spüre ich nur mehr selten“, freut sich die 35-jährige Arzthelferin.
Jetzt heißt es die nächsten Wochen das Training langsam zu steigern, um ein Kippen des Erfolgs zu vermeiden. Das Ziel und die Motivation der ambulanten Reha Innsbruck liegen in der Vermeidung des Leidenswegs von Long Covid. Mit allen Mitteln! Packen wir es an.
Reha-Inhalte
Atemtherapie, Atemmuskeltraining, med. Trainingstherapie, Schulung
Reha-Dauer
• Phase II: sechs Wochen, drei halbe Tage • Phase III: bei med. Indikation bis zu zwölf Monate, zweimal pro Woche für ca. 1,5 Stunden
Reha-Team
Ärzte, Psychologen, Diätologen, med. Trainings- und Physiotherapeuten
Reha Innsbruck – Zentrum für ambulante Herz- und Lungen-Rehabilitation Zentrum für Covid Nachsorge
Grabenweg 9, 6020 Innsbruck Tel.: 0512/39 09 94 office@reha-innsbruck.at