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Voller Fokus. Was unsere Konzentration stört
Nur nicht ablenken lassen
Wenn die Konzentrationsfähigkeit nachlässt, fallen Arbeit, Schule und Alltagstätigkeiten besonders schwer. Die gute Nachricht: Regelmäßige Pausen und die passende Umgebung können hier oft schon die Lösung sein.
text: Lisa Schwarzenauer
Wer kennt es nicht: Man nimmt sich vor, eine Aufgabe zu erledigen, aber irgendwie will es nicht so recht gelingen – man schweift ab, verliert den Überblick, tut sich schwer mehr als ein paar unzusammenhängende Gedanken zum Thema zu fassen. Kurz gesagt: Man kann sich nicht konzentrieren. „Konzentration bedeutet, dass man seine Aufmerksamkeit gezielt auf eine konkrete Aufgabe oder Handlung fokussiert, ohne sich ablenken zu lassen“, erklärt Michaela Defrancesco, die die Gedächtnissprechstunde der Psychiatrie an der Klinik Innsbruck leitet. Dass man sich nicht immer konzentrieren kann, sei ganz normal: Die individuelle Konzentrationsfähigkeit hängt von Alter, Bildung und Gesundheit ab und wird zusätzlich von diversen anderen Faktoren beeinflusst. Aber viel länger als eine Stunde lässt sich der volle Fokus auf eine Sache normalerweise nicht aufrechterhalten.
Eine Frage des Alters
Ob die eigene Konzentrationsfähigkeit der Norm entspricht, kann mit standardisierten Tests erhoben werden. „Man misst dabei einerseits die Konzentrationsspanne, also wie lange ich konzentriert bleiben kann, und andererseits wie fehleranfällig ich dabei bin“, sagt Defrancesco. Das werde dann mit Normwerten für das jeweilige Alter und den Bildungsgrad verglichen.
Bei Kindern sei die normale Konzentrationsspanne viel kürzer als bei Erwachsenen, und im hohen Lebensalter nehme sie dann auch wieder ab. Als ungefährer Richtwert gelte – besonders bei Kindern – das Lebensalter mal zwei in Minuten. „Ein zehnjähriges Kind kann eine Aufgabe ungefähr 20, vielleicht 25 Minuten konzentriert machen, danach ist es mit Sicherheit überfordert. Deshalb ist es gerade auch im Unterricht wichtig, dass man Abwechslung reinbringt und Entspan-
Mit einer klaren Tagesstruktur und einer angenehmen, reizarmen Umgebung gelingt konzentriertes Arbeiten auch im Homeoffice.
DIE GEDÄCHTNISSPRECHSTUNDE
Die Gedächtnissprechstunde an der Klinik Innsbruck (Psychiatrie I) ist eine Ambulanz zur Abklärung von Gedächtnisstörungen bei Erwachsenen. Der Schwerpunkt liegt auf der Diagnostik von demenziellen Syndromen (z. B. der AlzheimerErkrankung) bei Patienten im höheren Lebensalter, aber auch junge Patienten mit Konzentrations- und Gedächtnisstörungen können sich hier melden.
Michaela Defrancesco, Leiterin Gedächtnissprechstunde
nungsphasen einbaut“, so die Expertin. Den Konzentrations-Peak erreiche man meist zwischen dem 20. und 25. Lebensjahr, danach hänge es davon ab, welchen Beruf und welche Tagesstruktur man habe – wer sich dafür viel konzentrieren muss, trainiere das mehr oder weniger permanent und habe so wahrscheinlich bessere Konzentrationswerte als jemand, der diese Fähigkeit nur selten im Alltag braucht.
Umfeld und Struktur
Wie gut man sich in einer Situation konzentrieren kann, hängt auch stark von anderen Faktoren ab. Die Umgebung spiele hier eine besonders große Rolle, so Defrancesco: „Wenn die Umgebung unruhig und reizüberladen ist, nimmt die Konzentrationsfähigkeit ab. Das erleben gerade viele im Homeoffice: Man ist zu Hause, es klingelt an der Tür, das Telefon läutet, die Kinder sind da und haben Homeschooling – das macht ganz viel aus.“ Für konzentrierte Arbeit brauche es ein möglichst reizarmes Umfeld, in dem man sich wohlfühlt und nicht gestört wird, und eine gute Tagesstruktur mit Pausen und Entspannungsphasen. „Es hilft, wenn man beispielsweise sagt: Okay, zwischen 13 und 14 Uhr habe ich keinen anderen Termin, da nehme ich mir Zeit für genau diese Aufgabe oder Aktivität, egal ob das die Arbeit oder Freizeit betrifft.“
Auch Smartphones können in dem Zusammenhang ein Störfaktor sein. „Viele geben sich die Zeit nicht mehr, einfach abzuschalten – im wahrsten Sinne des Wortes. Häufig ist man schon am Weg zur Arbeit oder in die Schule am Handy und permanent am Multitasken, und so geht es dann den ganzen Tag weiter. Da fehlen die Ruhezeiten“, erklärt sie. Hier kann es schon helfen, das Handy
priv. -doz. dr. Michaela Defrancesco
Leiterin der Gedächtnissprechstunde der Psychiatrie an der Klinik Innsbruck

Kurz abschalten: Nach spätestens einer Stunde konzentriertem Arbeiten sollte eine Pause eingelegt werden.
Michaela Defrancesco
nicht im Blickfeld zu haben, und auch Stummschalten, Flugmodus und das Deaktivieren von Mitteilungssignalen reduzieren das Ablenkungspotenzial.
Vielfältige Ursachen
Negative Auswirkungen auf die Konzentrationsfähigkeit können aber auch Stress, Ernährung, Essstörungen, Substanzmissbrauch, Schlafstörungen, Depressionen und diverse andere Erkrankungen von der Schilddrüsenfunktionsstörung bis hin zum Tumor haben. Eine ärztliche Abklärung der Ursachen sei notwendig, wenn fehlende Konzentration zur Funktionsstörung wird und im Alltag Probleme bereitet. Bei Kindern merke man das oft an Beziehungsstörungen und unerklärbarem Leistungsabfall in der Schule, bei Erwachsenen meist an Schwierigkeiten im Arbeitsleben. „Wenn man sich die Probleme nicht beispielsweise mit akutem Stress oder Belastungen im sozialen Umfeld erklären kann, sollte man das abklären lassen“, sagt Defrancesco.
Dagegen tun könne man mit der richtigen Diagnose nämlich einiges: Neben der speziellen Behandlung bei diagnostizierbaren Erkrankungen gibt es vor allem im psychotherapeutischen Bereich viele Möglichkeiten, Konzentrationsstörungen zu behandeln – von Therapie bis hin zu autogenem Training, Bewegung und psychoedukativer Beratung. Bei Letzterer liegt der Fokus darauf, wie man den Tag so strukturieren kann, dass man die Zeit, in der man sich konzentrieren muss, sinnvoll nutzt, aber sich auch Raum für Ruhephasen gibt.
Bei Kindern empfiehlt Defrancesco, nicht sofort von einer Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS) auszugehen, wenn sie sich nicht konzentrieren können. „Besonders
bei Kindern spielt Motivation eine große Rolle, deshalb ist es wichtig, dass sie Spaß haben mit dem, was sie machen, man ihnen Zeit gibt und sie auch nicht ständig überstimuliert“, betont sie. „Wenn ein Kind zehn verschiedene Spielsachen vor sich hat, ist es klar, dass es sich nicht auf eine Sache konzentrieren kann. Momentan wird bei sogenannten ,Zappelphilipp‘ -Kindern schnell zu Medikamenten wie Ritalin gegriffen. Es ist aber wesentlich, erst einmal zu schauen, was genau überhaupt das Problem ist, und zu überlegen, ob nicht leicht erklärbare Faktoren das Verhalten des Kindes bedingen.“
Erst nach einer spezifischen Abklärung über Neuropsychologen und Kinder- und Jugendpsychiater sollte die Diagnose einer ADHS gestellt und auch im Fall medikamentös behandelt werden.
CHECKLIST FÜR DAS HOMEOFFICE
• Angenehmer Arbeitsplatz ohne
Ablenkungen? • Feste Tagesstruktur mit realistischen
Tageszielen? • Passende
Beleuchtung (hell, aber nicht anstrengend oder blendend)? • Ausreichend und regelmäßiger Schlaf? • Ausgewogene
Ernährung und genügend zu trinken? • Pausen (Richtwert: 60 Minu ten konzentriert arbeiten, 10 Minuten Pause)? • Bewegung?
Lust auf Gesund?


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