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Team als Markenbotschafter APG-Sprecher Christoph Schuh über interne Kommunikation

Mitarbeiter als Markenbotschafter

Informieren und emotionale Brücken schlagen: APG-Sprecher Christoph Schuh über interne Kommunikation in der Krise.

••• Von Laura Schott V ersorgungssicherheit ist in Krisenzeiten ein wichtiges Thema. Neben der Entwicklung einer groß angelegten Informationskampagne musste der Übertragungsnetzbetreiber APG auch die interne Kommunikation entsprechend anpassen. Wie das mit knapp 600 Mitarbeitern gelungen ist, erklärt Unternehmenssprecher Christoph Schuh im Interview.

medianet: Herr Schuh, in Krisenzeiten wie diesen muss man nicht nur die externe Kommunikation verändern, sondern auch die interne. Welche Strategie haben Sie hier in den letzten Wochen verfolgt? Christoph Schuh: Als ganz besonders wichtig erachte ich in einer solchen Situation, transparent mit den Mitarbeitern zu kommunizieren. Wir haben von Beginn an beschlossen, unsere Mitarbeiter regelmäßig – das war über mehrere Wochen hinweg täglich – über die aktuellen Ereignisse zu informieren. So konnten wir unseren Mitarbeitern persönlich eine gewisse Sicherheit vermitteln. Was darüber hinaus aber besonders wichtig ist, ist, dass die Mitarbeiter dadurch auch Markenbotschafter des Unternehmens werden. Dazu haben wir sie einerseits mit Skills ausgestattet: Im Rahmen unserer Kampagne haben wir die Maßnahmen der Bundesregierung aktiv unterstützt und erzielen so eine Vorbildwirkung durch unsere Mitarbeiter, die sich an die Maßnahmen halten. Andererseits geben wir ihnen die

Ich glaube, dass die Gesetzmäßigkeiten einer kleinen und einer großen Krise dieselben sind.

Christoph Schuh

Unternehmenssprecher APG

notwendigen Informationen, die sie ihrerseits auch wieder nach außen weitergeben können. Dieser Weg, unsere Mitarbeiter als Botschafter zu nominieren, hat sich während der letzten Wochen wirklich bewährt.

medianet: Inwiefern kann beziehungsweise soll man als Unternehmen dann überhaupt noch zwischen interner und externer Kommunikation unterscheiden? Schuh: Ich glaube, es geht gar nicht darum, dass es hier einen Unterschied gibt, sondern, dass die Mitarbeiter diejenigen sind, die als erste informiert werden. Es gibt nichts Schlimmeres in einer Krisensituation, als wenn ein Mitarbeiter die für ihn bestimmte Nachricht in den Medien liest ... Das heißt, interne und externe Kommunikation müssen aufeinander abgestimmt werden. Der Kommunikationsinhalt ist der gleiche, er wird zum selben Zeitpunkt vermittelt, nur eben mit anderen Schwerpunkten beziehungsweise Hintergründen. Und dann ist man als Unternehmen auf der sicheren Seite. Zumindest, was die Außenwirkung betrifft. sind wir auf Dinge wie Mastenbrüche oder Lawinen vorbereitet, nicht auf eine Pandemie. Und jeder, der von sich etwas anderes behauptet, lügt bis zu einem gewissen Grad.

Ich glaube aber, dass die Gesetzmäßigkeiten einer kleinen und einer großen Krise die gleichen sind. Information transparent zu machen ist etwas, das man in jeder Krise tun muss. Bei uns kam erleichternd dazu, dass wir bereits Anfang März als einer der ersten einen Krisenstab etabliert haben, der die entsprechenden organisatorischen Maßnahmen entwickelt hat, um den Systembetrieb mittel- und langfristig aufrechterhalten zu können. Auch 500 Mitarbeiter ins Homeoffice zu übersiedeln, hat durch die gute Vorbereitung problemlos funktioniert. Wir haben also einen Übungsvorsprung, einen Vorsprung, was die Abläufe betrifft. Aber auf Corona war niemand vorbereitet, und da kommt die Qualität dann aus der Zusammenarbeit und dem wechselseitigen Vertrauen.

medianet: Eine Krise dieser Art und diesen Ausmaßes konnte niemand voraussagen, dennoch sind Sie als Teil der kritischen Infrastruktur auf gewisse Szenarien vorbereitet. Wie viel von dem, was Sie während der letzten Wochen umgesetzt haben, war bereits vorher geplant? Schuh: Als kritische Infrastruktur sind wir geübt in der Krisenbewältigung, wir trainieren solche Situationen auch. Allerdings

© medianet

medianet: Welche waren für Sie die größten Herausforderungen der vergangenen Wochen? Schuh: Einerseits, die richtigen Informationen zur richtigen Zeit – also dann, wenn die Mitarbeiter und Führungskräfte auch damit umgehen können – zu vermitteln. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, sich auch Dinge abseits des Hauptspielfelds zu überlegen. Wir haben hier mehrere Aktivitäten gesetzt, zum Beispiel unsere Social Media-Aktion ‚My home is my office‘. Mitarbeiter haben Bilder von sich zu Hause an den Krisenstab geschickt, die ausgelosten Gewinner haben Packages bekommen, mit denen wir wiederum unsere Marke kommunizieren konnten. Jetzt planen wir gerade ein APGKochbuch, in dem die Lieblingsrezepte unserer Mitarbeiter gesammelt werden. Das Buch soll dann, wenn alle wieder an ihren Arbeitsplatz zurückkehren, auf den Tischen liegen. Neben der ‚Hardcore-Info‘ ging es also in den letzten Wochen vor allem darum, emotionale Brücken zu schaffen. Und auch darum, sich persönlich um seine Mitarbeiter zu kümmern, denn die Menschen befinden sich gerade in sehr unterschiedlichen Situationen, mit denen sie entsprechend besser

medianet: Was nehmen Sie für Ihre Arbeit – und vielleicht auch für Ihre Mitarbeiter – aus den letzten Wochen mit? Schuh: Wir sehen das Ganze noch nicht als vorbei. Wir sind da sehr bewusst und strukturiert, was die Wiederbesiedelung unserer Büros betrifft, weil wir das Unternehmen sind, das vorbereitet sein muss, sollte es zu einer zweiten Welle kommen. Wir fahren also nach wie vor einen sehr konzentrierten Krisenmodus.

Und wir werden eines lernen müssen: Dass nichts unmöglich ist, dass wir während der Krise viel weiter denken, als wir bisher gedacht haben. Und, dass Strukturen, die auch Kapazitäten über den effizienten Tellerrand hinaus haben, extrem wichtig sind. Ob das jetzt der Gesundheitsbereich ist, der Mobilitätsbereich oder wir als Infrastruktur – das ist ein sehr wichtiges Thema, über das jetzt neu nachgedacht wird. Und wenn das Ganze wirklich vorbei ist, werden wir uns natürlich mehr mit globalen Krisensituationen auseinandersetzen. Und das werden nicht nur wir tun, sondern das werden alle Gemeinwohlunternehmungen tun müssen.

oder schlechter zurechtkommen. Mir war es zum Beispiel wichtig, jeden Tag eine Videokonferenz abzuhalten, damit wir uns alle regelmäßig sehen und der Teamspirit hochgehalten wird.

Wir werden lernen müssen, dass Strukturen, die Kapazitäten über den ‚effizienten Tellerrand‘ hinaus haben, extrem wichtig sind.

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