64 HEALTH ECONOMY: CORONA
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Freitag, 13. März 2020
Die Abhängigkeit der Pharmabranche von China könnte mit einer Zeitverzögerung zum Versorgungsproblem werden.
Die Lager sind voll Das Coronavirus stellt auch die Pharmabranche vor Herausforderungen; Arzneimittel kommen meist aus Asien. ••• Von Martin Rümmele WIEN/BRÜSSEL. Die Maßnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus in Europa haben nach Angaben der Europäischen Union bisher noch nicht zu einer Medikamenten-Knappheit in Europa geführt. Mögliche Unterbrechungen in den Lieferketten könnten jedoch nicht ausgeschlossen werden, teilte
Österreichs Medikamenten lager sind „momentan voller als jemals“, erklärte Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) nach einem Runden Tisch mit der Pharmabranche (siehe unten). Angesichts des „Weckrufs“ durch das Coronavirus gelte es nun, die Produktion wieder verstärkt nach Europa zu holen. Für den Fall einer „vorübergehenden Schließung von Pro-
die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) diese Woche mit. Das Problem sind dabei nicht nur Lieferungen von Medikamenten und Wirkstoffen aus China und Indien, sondern auch die Konzentration der Herstellerlager innerhalb Europas. So haben viele globale Hersteller nur noch ein Verteilerlager in Europa – einige davon befinden sich in Italien.
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duktionsstätten in von Covid-19 betroffenen Gebieten“ oder „Versand beeinträchtigender Reisebeschränkungen“ versprach die EMA, erforderliche Maßnahmen auf EU-Ebene zu koordinieren. In Frankreich warnten Indus trieverbände zuletzt vor Engpässen bei Impfstoffen, Antibiotika sowie Psychopharmaka. Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände warnt ebenfalls mit Lieferengpässen bei Medikamenten. „Wir werden sicherlich im Laufe des Jahres die Folgen der ausgefallenen Lieferungen aus China zu spüren bekommen“, sagte Verbandspräsident Friedemann Schmidt der Bild am Sonntag. Boom bei Desinfektionsmitteln Der Salzburger Hygienespezialist Hagleitner hat indes aufgrund der hohen Nachfrage nach Desinfektionsmitteln die Produktion mehr als verdoppelt; man habe von eineinhalb auf drei Schichten erhöht und produziere auch am Samstag, sagte Unternehmensinhaber Hans Georg Hagleitner. Die Nachfrage habe sich in den vergangenen Wochen verzehnfacht. Derzeit mache man mit Desinfektionsmitteln in drei Tagen so viel Umsatz wie sonst in einem Monat. Die Lieferzeit für manche Hygienemittel beträgt bis zu vier Wochen.
Runder Tisch zu Arzneimitteln WIEN. Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) hat sich mit den Spitzen der Pharmabranche, darunter dem Generaldirektor von BoehringerIngelheim RCV und PharmigPräsident Philipp von Lattorff, G.L Pharma-Geschäftsführer Martin Bartenstein, Pfizer-Österreich-Chef Robin Rumler und dem Wiener Genetiker Josef Penninger zu einem Round Table
getroffen, um über die aktuelle Situation in Sachen Corona zu beraten. „Wir dürfen uns – gerade bei Schlüsseltechnologien – nicht in die Abhängigkeit Asiens begeben. Das Coronavirus war ein Weckruf, den Bereich der Medikamentenherstellung in Europa und Österreich zu forcieren“, sagte Schramböck im Anschluss. (rüm)
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Wirtschaftsministerin traf sich mit Pharmaspitzen.
Wirtschaftsministerin Schramböck traf auf Pharmaunternehmer Bartenstein.