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Ärzteprotest Pläne der Gesundheitskasse
from medianet 13.03.2013
by medianet
„Feindbild“ ÖGK-Generaldirektor Bernhard Wurzer macht sich mit seinen Plänen bei den Ärzten derzeit keine Freunde.
Ärzte laufen gegen neue Kasse Sturm
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pressen. Der ÖÄK-Vizepräsident und Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte, Johannes Steinhart, sieht in den Aussagen Wurzers sogar das Ziel, den niedergelassenen Bereich in Österreich zu zerstören.

••• Von Katrin Pfanner WIEN. Die Ärzteschaft läuft derzeit Sturm gegen die Spitze der Österreichischen Gesundheitskasse: In der Steiermark gibt es ganzseitige Zeitungsinserate mit Rücktrittsaufforderungen an ÖGK-Generaldirektor Bernhard Wurzer, in Niederösterreich legen niedergelassene Ärzte freiwillige und unbezahlte Arbeiten nieder, und auch in anderen Bundesländern gärt es. In der Ärztekammer häufen sich – so wird berichtet – die Anrufe und E-Mails empörter Ärzte über die jüngsten Aussagen Wurzers, der vorgeschlagen hat, niedergelassene Aufgaben wie Vorsorgeund Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen aus dem extramuralen Bereich herauszunehmen und in den Spitalsbereich zu verlagern. Die Ärztekammer lehnt den Vorschlag entschieden ab. Präsident Thomas Szekeres hält diese Idee für „unüberlegt, nicht durchdacht und wirtschaftlich höchst fragwürdig“. Auch für den Obmann der angestellten Ärzte, Harald Mayer, sind die Vorstellungen „vollkommen realitätsfern“ und würden „die Rolle von Spitälern komplett ignorieren“. Die Ambulanzen seien bereits jetzt massiv überlastet. „Die Spitalsärzte arbeiten am Limit.“ „System wird zerstört“ „Wir spüren den massiven und ständig mehr werdenden Unmut vieler unserer Kolleginnen und Kollegen, die sich fragen, ob es wirklich das erklärte Ziel der Krankenkasse sein kann, das Gesundheitssystem an die Wand zu fahren“, kritisiert Szekeres. Statt den niedergelassenen, wohnortnahen Bereich zu stärken, wie es auch im Regierungsprogramm steht, versuche die ÖGK, den umgekehrten Weg zu gehen, nämlich noch mehr Leistungen in den Spitalsbereich zu Kassenobmann beruhigt ÖGK-Obmann Matthias Krenn (FPÖ) verteidigt seinen Generaldirektor und fordert Kritiker auf, sich persönlich ein Bild von den zahlreichen, auf den Weg gebrachten Schritten zu machen. „Parteipolitisch motivierte Vorwürfe, die nur von inhaltlicher Ahnungslosigkeit oder Desinformation zeugen, bringen die nächsten Reformmaßnahmen nicht weiter“, sagt Krenn. Weil die ÖGK überlegt, niedergelassene Leistungen in Spitalsambulanzen zu verschieben, toben die Ärzte.
Ärztekammer-Vize Johannes Steinhart fürchtet Zerschlagung des Systems. © Ärztekammer für Wien/Stefan Seelig
Zahl der Wahlärzte steigt weiter an
Die Schere zwischen Ärzten mit Krankenkassenvertrag und privaten Wahlärzten ist weiter groß, zeigen neue Daten.
WIEN. Die Schere zwischen Wahlärzten und Kassenärzten hat sich auch im vergangenen Jahr nicht verkleinert. Ende des Vorjahres waren in Österreich 10.175 Wahlärzte registriert –um 76 mehr als im Jahr davor. Die Zahl der Ärzte mit einem Vertrag einer Gebietskrankenkasse (jetzt ÖGK) ist um 75 auf 7.174 gestiegen, geht aus Daten der Ärztekammer hervor. Dazu kamen noch 1.025 Mediziner mit einem Vertrag kleinerer Kassen oder Krankenfürsorgeanstalten (KFA). Deren Zahl ist in den vergangenen zehn Jahren um mehr als 400 gesunken.
Mehr offene Stellen Verschärft wird das Problem für die Patienten durch die steigende Zahl an unbesetzten Kassenstellen. Mit Jahresbeginn waren in Österreich 157 von den Krankenkassen ausgeschriebene Stellen für Ärzte nicht besetzt; das waren um 28 mehr als vor

einem Jahr. Ärztekammer-Vizepräsident Johannes Steinhart verwies darauf, dass die Zahl der GKK-Kassenärzte seit 2010 gerade einmal um 2,3% gestiegen ist, während die Bevölkerungszahl Österreichs um mehr als eine halbe Mio. Menschen zugenommen hat. Steinhart findet zwar, Hausärzte Während die Bevölkerung wächst, stagniert die Zahl der Kassenärzte, kritisiert die Ärztekammer.
dass die Wahlärzte einen Teil der Versorgung abdecken. Doch die Statistik „zeigt deutlich die Versäumnisse der Gesundheitspolitik, die nicht rechtzeitig der Stagnation der Kassenärztezahlen entgegengewirkt hat. Diese Schere hätte sich nie öffnen dürfen.“ (red) HEALTH ECONOMY 67
VERSICHERUNG Neues Angebot privater Kasse
© APA/Herbert Neubauer
WIEN. Eineinhalb Jahre nach dem Launch der „myUniqa App“ haben 100.000 User das mobile Kundenportal der Uniqa auf ihren Smartphones. Die App soll Ordnung in die Dokumentenablage bringen und die Abwicklung von Ansprüchen, vor allem in der Krankenversicherung, erleichtern. Dazu kommen Statusmeldungen von Einreichungen und Leistungsinformationen. „Mit dem elektronischen Postfach – ein optionaler Teil der App – erhalten Kunden den überwiegenden Teil der Polizzen und Schreiben in digitaler Form. Das spart Papier und Suchaufwand“, teilt der Marktführer in der privaten Krankenversicherung mit.
Hilfe für Arztrechnungen Highlight der mobilen Anwendung sei die bequeme Einreichung von Arzt- und Medikamentenrechnungen. „Einfach mit dem Handy abfotografiert und gleich hochgeladen, ist die Meldung im Handumdrehen bei Uniqa und das Geld auf dem Kundenkonto“, sagt Peter Humer, Vorstand Kunde & Markt Uniqa Österreich. Die Daten der Einreichungen sind als sensible Daten extra durch Fingerprint oder Passwort geschützt. (red)
CORONA Radiologen sorgen sich um Kongress
WIEN. Mit dem Europäischen Radiologiekongress stand Mitte März eine internationale Großveranstaltung mit über 23.000 Teilnehmern aus 183 Ländern kurz vor ihrem Start im Wiener Austria Center. Sie wurde nun abgesagt. Der Veranstalter, die Europäische Gesellschaft für Radiologie (ESR), sorgt sich nun darum, auf dem damit verbundenen Risiko sitzen zu bleiben.
Abwanderung befürchtet „Eine Sachlage, welche die ESR dazu zwingt, sich mit einer möglichen Abwanderung in Richtung Barcelona nach dem Jahr 2020 intensiv zu beschäftigen. Dadurch würden der Stadt Wien auf einen Schlag fünf Radiologiekongresse bis 2025 wegfallen“, argumentiert die ESR. Für die Stadt Wien und den Arbeitsmarkt würde ein Abzug des ECRs einen herben Rückschlag darstellen. Der Kongress bringe allein in Wien eine Bruttowertschöpfung von rund 85 Mio. € bis 2025. (red)
23.000 Teilnehmer Der Radiologiekongress ECR ist eine medizinische Großveranstaltung in Wien.
© ESR – European Society of Radiology/F. Hübl
Die Apotheker trafen sich Anfang der Woche zu einer Tagung in Schladming und präsentierten dort die Ergebnisse für 2019. © Rümmele

Apotheken bluten
Der Gesamtumsatz der Apotheken ist 2019 um 2,4% auf rund 4,415 Mrd. € gewachsen. Die Spannen jedoch sinken.
••• Von Martin Rümmele
WIEN. Die wirtschaftliche Situation der Apotheken ist angespannt. Das war der Tenor bei der Präsentation der Wirtschaftsergebnisse des Sektors am Montag bei der 53. Wissenschaftlichen Fortbildungstagung der Österreichischen Apothekerkammer in Schladming. So stiegen der Gesamtumsatz der Apotheken um 2,4% auf 4,415 Mrd. € und der Umsatz mit den Krankenversicherung um 3,3% auf 2,969 Mrd. €. Der Privatumsatz mit sogenannten OTC-Produkten stieg hingegen nur um 0,6% auf 1,446 Mrd. € und macht damit 32,7% des Gesamtumsatzes aus.
Druck auf Ertragslage Das Hauptproblem liegt aber im Detail und bei den Erträgen: Die Umsatzsteigerungen betrafen zum größten Teil Arzneimittel im sogenannten Hochpreissegment, wo im Degressiven Spannensystem die Apothekerspanne nur bei 3,8% liegt. Innerhalb von
Gerhard Kobinger Apothekerkammer
vier Jahren hat sich der Anteil der teuren Medikamente am Umsatz der Apotheken von knapp 40% auf mehr als 45% erhöht. Für den gesamten Krankenkassenumsatz nahm die Apothekerspanne zwischen 2009 und 2019 damit von 18,56% auf 14,2% deutlich ab. „Schon der Anteil der Personalkosten liegt in den Apotheken aber bei 14 Prozent“, sagt Gerhard Kobinger, Präsidiumsmitglied der Kammer und steirischer Kammerpräsident.
Seine Schlussfolgerung: „Wir werden mit dem Dachverband der Krankenkassen sprechen müssen, weil wir mehr Geld für die Aufrechterhaltung unserer Betriebe benötigen. Wir müssen aus dem Privatumsatz den Kassenumsatz quersubventionieren. Wir brauchen für unsere Leistungen eine adäquate Bezahlung.“ Der Ertrag der Medianapotheke sei zuletzt auf 1,8% gesunken, rechnete Kobinger vor. „Man braucht im Gesundheitssystem eine solide Basis und ein tragfähiges Fundament mit starken Säulen“, sagte die Präsidentin der Apothekerkammer, Ulrike Mursch-Edlmayr. Preisminimierung für Wirkstoffe und Arzneimittel – lokal in Österreich auch durch die Krankenkassen gefordert –‚ und das Streben nach Gewinnmaximierung bei den Herstellern hätten die Situation zuletzt verschärft.
industrial technology IT & telecom
Nachzügler AI bzw. KI und ihr Ökosystem: Österreich nur in Verfolgerposition 74 Innovativ Legal Tech Hub Vienna pusht Digitalisierung im Rechtswesen 75
© Stephan Huger

Bahnempfang Kari Kapsch (Präsident des Verbands der Bahnindustrie, VBI), VBI-Geschäftsführerin Angela Berger und Christian Helmenstein (Economica Institut, v.l.).
Einmal alle zwei Stunden rund um die ganze Welt
Eine neue Studie zeigt die Bedeutung der Bahnindustrie für den Wirtschafts- und Innovationsstandort Österreich. 70
Mutig Nikolaus Franke: Das Coronavirus als unternehmerische Chance 72
Sicher.
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VIRUS SCHADET BUSINESS Das Wachstum bremst sich ein
WIEN. Die Industriellenvereinigung (IV) rechnet nach den neuesten Entwicklungen mit einem um 0,5 Prozentpunkte geringeren Wachstum, als bisher angenommen.
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