MENSCHEN
«Ich bin nicht der Peitschenknaller»
Training: Martin Rubin (2.v.r.) und seine Handballer beim Fussball spielen.
Seit zehn Jahren trainiert Martin Rubin Wacker Thun. Diesen Februar wurde die Mannschaft zum fünften Mal Cupsieger. Im Interview spricht Rubin über Diven, Fans und seinen Sohn Lenny, der als grosses Handballtalent in seine Fussstapfen tritt. Martin Rubin, was fasziniert Sie am meisten am Handball-Sport? Martin Rubin: Handball ist der
macht bekanntlich sexy. Seit dem Schweizermeistertitel konnten wir Spieler nach Thun holen, die sich vorher nicht für uns interessierten. Auch diese Spieler wirken bescheiden. Keine Ronaldos und Ibrahimovics. Ist im Handball kein Platz für Diven? Das öffentliche
«Bei uns gibt es keine Häuptlinge.»
Zehnkampf der Ballsportarten. Man sollte schnell
Interesse und der Starkult sind im Handball viel weniger gross. Man kommt nicht im Fernsehen, höchstens mal im Radio oder in der Zeitung. Deshalb bringt es gar nichts, sich zu brüsten und in den Vordergrund zu drängen. Bei uns zumindest gibt es keine Häuptlinge.
sein, beweglich, hoch springen können, einen starken Schuss haben. Es braucht aber auch Spielintelligenz. Handball ist eine sehr
Bei Wacker herrscht fast eine familiäre Stimmung? Ja, so ähnlich.
komplexe Sportart. Und man muss auch den Körperkontakt mögen.
Man trifft sich auch im Ausgang. Das ist anderswo anders. Das Familiäre hat mir schon als Spieler gefallen. Ich musste mich wohl
Haben Sie sich deshalb für Handball statt für Leichtathletik ent-
fühlen, damit ich meine Leistung abrufen konnte. Deshalb bin ich
schieden? Im Einzelsport hätte mir der Wille gefehlt. Im Team kann
so lange in Thun geblieben.
ich mich bis an die Grenzen und darüber hinaus quälen. Auch dies ist eine Faszination des Sports, dass man einer unter vielen ist.
Hätten Sie rückblickend etwas anders gemacht? Ja, ich hätte den Schritt in die Bundesliga früher wagen sollen, raus aus meiner
Der Teamgeist und die Leidenschaft werden bei Wacker Thun im-
Wohlfühloase.
mer hervorgehoben. Zu Recht. Der Teamgeist ist nach wie vor unsere grösste Stärke, zusammen mit dem Kampfgeist.
Geben Sie diesen Rat heute an Ihren Sohn Lenny weiter, um den die Vereine ja bereits buhlen? Spielerisch hat er schon heute das
Seit einiger Zeit macht Wacker aber auch mit herausragenden Ein-
Zeug dazu, in Deutschland zu bestehen. Wir haben viel darüber
zelspielern wie Lukas von Deschwanden von sich reden. Ja, Erfolg
gesprochen. Ich bin der Meinung, dass er sich körperlich noch et-
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