MENSCHEN
«Der Kontakt mit Zuhörern auf Stadtführungen ist immer faszinierend.»
Jon Keller kennt jedes Detail auf dem Thun-Panorama von Marquard Wocher.
Der Historiker Jon Keller hat sich ein enormes Wissen über die Geschichte der Stadt angeeignet und auch weitergegeben. Auch als Pensionierter ist der ehemalige Stadtarchivar als origineller und witziger Gästeführer unterwegs – aus Liebe zur Stadt.
dislaus Esterhazy von Ungarn lasse ich die Glanzzeiten des Thuner Fremdenviertels Hofstetten im «Fin de Siècle» auferstehen. Wann haben Sie erkannt, dass «trockene» Historie, mit Humor vermittelt, besser ankommt? Im Laufe der Jahre habe ich gemerkt, dass das Einflechten von kleinen Anekdoten und von Gags beim Publikum auf Stadtführungen gut ankommt. Trockene Materie kann so aufgelockert werden.
Jon Keller, das Thema Ihrer Doktorarbeit als Historiker hat Sie nie mehr losgelassen. Ja, das stimmt. Das Thema meiner Dissertation lautete: «Örtlichkeitsnamen und Namengebung in der Stadt Thun im Laufe der Jahrhunderte». Die Ortsnamenkunde, die Toponomastik, interessiert mich nach wie vor und sehr oft werde ich gefragt, woher beispielsweise Namen wie
Könnte man sagen, dass es Thuns Altertümer sind,
«Kleine Anekdoten und Gags kommen gut an.»
«Thun», «Bälliz» oder «Scherzligen» kommen.
die Sie jung erhalten? Vielleicht. Aber angesichts der Hunderte von Jahren, welche das Schloss Thun zählt, müssen ja meine 70 Jahre wirklich als jung erscheinen. Fühlten Sie sich bei Ihren Recherchen mehr als Geschichtsforscher oder -schreiber? Das geht Hand in
Hand. Man betreibt historische Recherchen und bringt dann die Heute geben Sie sich bei Führungen gerne als historische Figur.
Resultate einem geneigten Publikum zu Kenntnis, etwa in den
Was reizt Sie dabei? Ich biete diverse Themenführungen in Thun
Jahresberichten des Schlossmuseums Thun.
an, aber nur in einer spiele ich eine historische Figur: als Graf La-
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