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«Sonder-BAR» Eine etwas andere Presseschau Text: Hilmar Gernet

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chweiz: mehr Köche ins Parlament Der bekannte Wirtschaftsprofessor und Glücksforscher Bruno S. Frey hat in einem grossen «Blick»-Interview (7. 3. 2022) über wesentliche Zukunftsfragen gesprochen. Die Politik werde in der Zukunft eine wichtige Rolle spielen, so Frey. Das Problem aber sei, dass immer weniger Berufsleute und dafür immer mehr Akademi­ ker im Parlament sitzen. «Im Parlament sitzen keine Schreinermeister und Elektroinstallateure, sondern vor allem studierte Juristen und Lobbyisten.»

Teneriffa: siebter Kreis der Hölle Die «Göttliche Komödie» (Divina Commedia) ist das Hauptwerk des italienischen Dichters Dante Alighieri (1265–1321). Sie entstand während der Jahre seines Exils und wurde wahrscheinlich um 1307 begonnen und erst kurze Zeit vor seinem Tod vollendet. Sie beschreibt Hölle, Fegefeuer und Paradies und gilt als eine der bedeutendsten Dichtungen der italienischen Literatur und eines der größten Werke der Weltlitera­ tur. Die zeitlose Komödie inspiriert Autoren und Jour­ nalisten bis heute in allerlei Kontexten immer wieder.

Diese Entwicklung trage dazu bei, dass die Distanz zu den Stimmberechtigten wachse. Frey fordert deshalb, dass die Politik sich wieder mehr den Problemen der Durchschnittsbürger widme. Er schlägt vor, neben dem National- und dem Ständerat eine neue dritte Kammer zu schaffen. Die Mitglieder dieser dritten Kammer, zusammengesetzt aus «normalen Bürgern», sollen per Los bestimmt werden.

Jüngst erinnerte sich ein Journalist in der «Frankfur­ ter Allgemeinen Zeitung» (3. 3. 2022) in einem Artikel über Teneriffas Tourismus – «Das Ende der Vergäng­ lichkeit» – an die Komödie. Im wohlwollenden Artikel zu den positiven Entwicklungen, in denen sich die Kanareninsel «allmählich besinnt auf ihre wahren Schätze», wurde ein gegenwärtiger Kreis der DanteHölle auf Teneriffa beschrieben:

In der dritten Kammer, die ebenfalls Gesetzgebungs­ kompetenz hätte, sollten die Anliegen der «Tram­ fahrerin, des Kochs, des Coiffeurs» vertreten werden. «Das garantiert Vielfalt, es garantiert gesunden Men­ schenverstand, es durchbricht Seilschaften und Klün­ geleien.»

«In Orten wie L.C. oder P.d.l.A. bewegen sich die Her­ ren prinzipiell oben ohne trozt schauderhaft tätowier­ ter Plauzen und begrüssen den jungen Tag am liebsten mit einem frischen Bier. Die Damen interessieren sich schon lange nicht mehr für Äusserlichkeiten, erst recht nicht für die eigenen (…) Es ist der siebte Höllen­ kreis des Massentourismus aus Irish Pubs, Table Dance, Fast Food, Pizza, Pasta, Steaks und Schnaps­ läden, die als Supermärkte getarnt sind. Jeder scheint den Kampf gegen die Hässlichkeit aufgegeben zu haben, weil er ohnehin hoffnungslos ist – und wir ­fragen uns fassungslos, wie der Mensch ein solches Los für ein bisschen Sonne und Strand nur so breit­ willig in Kauf nehmen kann. Doch der erste Eindruck täuscht, Teneriffa gibt sich nicht geschlagen, sondern wandelt sich zum Besseren.»


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