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Nicolo Paganini
Nicola Paganini, Nationalrat.
Hilmar Gernet im Gespräch mit Nationalrat Nicolo Paganini, Präsident Schweizer TourismusVerband
«Es gibt eine grosse Sehnsucht nach Normalität»
Krise folgt auf Krise. Corona und der Krieg in der Ukraine schlagen direkt auf den Tourismus in der Schweiz durch. Nationalrat Nicolo Paganini äussert sich zu Konsequenzen des Krieges für die Hotels und aktuellen politischen Herausforderungen für den Tourismus.
Bild: Parlamentsdienste 3003 Bern
Wie schätzen Sie die
Folgen des Krieges in der Ukraine für den Tourismus in der Schweiz ein?
Sollte der tragische Ukrainekrieg mit verheerenden Auswirkungen für die Zivilbevölkerung über längere Zeit dauern, so wird dies Auswirkungen auf den Schweizer Tourismus haben. Wir müssen zwischen direkten und indirekten Folgen unterscheiden. Das anhaltende Fehlen von internationalen Gästen trifft vor allem den Tourismus in den Städten. Besonders Zürich und Genf sind hier zu nennen. Destinationen in den Bergen können die fehlenden Gäste hingegen besser durch einheimische Gäste kompensieren. Ein Phänomen, welches sich bereits in der Coronakrise gezeigt hat.
Das Fehlen der Gäste aus Übersee fällt bald schwer ins Gewicht?
Wir stellen bei Gästen aus Übersee ein zurückhaltendes Buchungsverhalten fest. Von je weiter weg die Gäste anreisen, desto weniger werden die Regionen in Europa unterschieden. Der Krieg in der Ukraine findet in deren Wahrnehmung in Europa statt. So besteht das Risiko, dass Ferien auf unserem gesamten Kontinent als nicht sicher eingeschätzt werden.
Feriengäste aus Russland oder der Ukraine werden wegen des Krieges völlig wegfallen.
Ja, bestimmt. Aber Gäste aus diesen beiden Ländern haben bereits im vergangenen Jahr im internationalen Gästemix keine entscheidende Rolle mehr gespielt. Kritisch für den Schweizer Tourismus wird es erst dann, wenn auch andere internationale Gästegruppen in grossem Stil wegbleiben würden.
Welches sind die indirekten Kriegsfolgen, auf die sie schon hingewiesen haben?
Mir scheinen zwei Aspekte erwähnenswert. Zum einen führt der Krieg dazu, dass Ferien und Reisen in ihrer Bedeutung für viele Menschen in den Hintergrund gerückt sind. Da das Geld nur einmal ausgegeben werden kann, ist man generell zurückhaltender bei Ausgaben, die nicht absolut zwingend sind. Kommt hinzu, dass die Preise für bestimmte Güter wie Benzin, Energie oder Lebensmittel steigen werden. Und auch die Inflation ist ein Thema.
Die Kriegskrise schliesst unmittelbar an die Coronakrise an.
Es ist tatsächlich eine zermürbende Situation, mit der viele Hotel und Gastronomiebetriebe konfrontiert sind. Es herrscht das Gefühl, die nächste Krise stehe unmittelbar bevor. Auch wenn wir selbstverständlich nicht wissen, von welcher Art sie sein wird. Viele Hotel und Tourismusunternehmen haben in der Coronakrise ihr Eigenkapital angebraucht und stehen gleichzeitig vor der Herausforderung, CovidKredite zurückbezahlen zu müssen. Eine weitere Baisse wäre für sie verheerend. Es gibt daher eine grosse Sehnsucht nach Normalität.
Normalität?
Es ist der Wunsch nach einer Welt, in der alles wieder in geordneteren Bahnen läuft. So wie es in weiten Teilen unserer Wirtschaft vor Corona der Fall war. Es ist der Wunsch nach einer Welt, in der nicht eine Akutsituation auf die nächste folgt. Erinnern Sie sich – 2019 haben wir das Thema Overtourism in Luzern diskutiert. Nicht, dass wir explizit dahin zurückwollen. Die Krise hat auch Chancen eröffnet, den Tourismus neu zu denken. Aber ein wenig Durchschnaufen würde uns allen guttun.
Wie sehen Sie die vielen spontanen Hilfsaktionen der Hoteliers im ganzen Land? Hotels haben Tausende Betten für Flüchtlinge aus der Ukraine zur Verfügung gestellt.
Die Schweizer Hoteliers und Hotelièren sind sehr solidarisch, dies hat sich auch schon während der Coronapandemie gezeigt. Diese Aktionen freuen mich sehr. Vor allem auch darum, weil viele Betriebe aufgrund der letzten zwei schwierigen Jahre weiterhin mit Liquiditätsengpässen zu kämpfen haben. Das ist echte Hilfsbereitschaft und kein Profitstreben.
Sind Aktivitäten des Schweizer Tourismus-Verbands bei der Unterbringung oder bei der Gestaltung des Aufenthalts der Flüchtlinge zu erwarten?
Der STV steht bei diesen Fragen in Kontakt mit seinen Verbandspartnern. Wir würden gemeinsame Aktionen koordinieren und unterstützen. Möglicherweise bietet der erstmals angewandte Schutzstatus S für Flüchtlinge aus der Ukraine auch die Chance, dass ein Teil von ihnen in der Hotellerie und Gastronomie Arbeit findet.
Hat die Parlamentarische Gruppe Tourismus den Krieg in der Ukraine auf dem Radar?
Ja. Der Krieg war auf der Tagesordnung beim letzten Treffen unserer Parlamentarischen Gruppe für Tourismus in der Frühjahrssession. In der Sommersession werden wir uns wieder treffen und uns erneut mit der Situation in der Ukraine befassen; dann wissen wir auch mehr zu den Auswirkungen auf den Tourismus. In der Politik
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und im Austausch in unserer Parlamentarischen Gruppen werden wir uns mit der sogenannten Zeitenwende befassen, in der wir mittendrin stecken und die uns noch lange beschäftigen wird. Auch die Rahmenbedingungen für den Tourismus sind zu überdenken und neu zu gestalten. Fragen der Rohsto e, der Lebensmittel, des freien Reisens, der Sicherheit und viele weitere emen werden von dieser Zeitenwende beein usst. Vorerst ho en wir aber, dass der Krieg möglichst rasch vorbei ist. Bis dahin werden wir die Kriegssituation und ihre Entwicklung aufmerksam verfolgen.

Weg mit der KMU-Mediensteuer und dem Meldeschein-Chaos
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Auf der Traktandenliste der Eidgenössischen Räte in der Frühjahrssession gab es auch einige emen, die für die Hotellerie und Gastronomie wichtig sind. Im Zentrum stand sicher der Entscheid des Nationalrats, Preisbindungsklauseln von Buchungsunternehmen zu verbieten.
Der STV ist erfreut über den Entscheid des Nationalrates, nicht nur die Preisparitätsklauseln, sondern alle Paritätsklauseln zu verbieten. Die Nachbarländer und damit die wichtigsten Mitbewerber des Schweizer Tourismus haben solche Paritätsklauseln längst verboten. Damit waren die Schweizer Beherbergungsbetriebe einem klaren Wettbewerbs- und Standortnachteil ausgesetzt. Der Nationalrat hat nun gleich wie Europa und damit für die Schweizer KMU-Hotellerie entschieden. Gerade kleinere und mittelständische Betriebe haben heute gegen die grossen Online-Plattformen faktisch keine Vertragsfreiheit, da Online-Plattformen mittels engen Paritätsklauseln eine dauerhafte Abhängigkeit scha en können. Denn solange sich Hotels auf ihrer eigenen Website nicht von den Buchungsplattformen di erenzieren dürfen, ist ihre unternehmerische Freiheit massiv eingeschränkt. Zudem pro tieren auch die Konsumentinnen und Konsumenten von einem Verbot aller Paritätsklauseln, denn verbesserte Wettbewerbsbedingungen führen zu besseren Auswahlmöglichkeiten und günstigeren Preisen.
Was halten Sie vom Vorstoss Ihres Ratskollegen Fabio Regazzi, des Präsidenten des Gewerbeverbandes, der verlangt, KMU von der Mediensteuer zu befreien?
Hotels und Gastrobetriebe gehören weitgehend zur KMUWelt. In meinen Augen ist es gut, wenn ungerechtfertigte Steuern abgeschafft werden. Ich muss hier allerdings darauf hinweisen, dass der Schweizer TourismusVerband zu diesem Vorstoss bisher offiziell noch keine Position bezogen hat. Der Grund dafür liegt darin, dass die parlamentarische Initiative Regazzis bisher erst in den Kommissionen behandelt worden ist.
Schluss mit dem Meldeschein-Chaos in der Beherbergungsbranche, so lautet die Forderung der Luzerner von Ständerätin Andrea Gmür-Schönenberger in einer Motion. Da kann man nichts dagegen haben?
Klar, der Verband begrüsst die Motion. Leider wurde der Vorstoss in der Frühjahrssession noch nicht behandelt. In der Schweiz existieren viele unterschiedliche Modelle zur Meldepflicht. Einige Kantone verfügen nicht einmal über eine digitale Lösung. Ineffizienz ist die Folge – das muss nicht sein. Auch was die Datenaufbewahrung betrifft, existieren unterschiedliche Anforderungen. Von der mehrjährigen physischen Lagerung der Meldescheine im Hotel bis hin zur Abgabe der Dokumente bei der örtlichen Polizei finden sie alles. Die Digitalisierung sollte genutzt werden, um diesen enormen bürokratischen Aufwand zu überwinden. Der Vorstoss steht im Einklang mit der neuen Tourismusstrategie 2021, in welcher Digitalisierung und gute Rahmenbedingungen als wichtige Ziele und Handlungsfelder identifiziert werden.
Gibt es neben diesen aktuellen Politikthemen ein Thema, das Sie und den STV umtreibt?
Der Fachkräftemangel ist sowohl ein dringliches als leider auch ein Dauerthema. Ein praktisches Problem ist der zu tiefe Schwellenwert bei der Meldepflicht für offene Stellen. Mit aktuell fünf Prozent ist der Schwellenwert zu niedrig angesetzt. Das führt bei Berufsgruppen mit nachgewiesenem Fachkräftemangel zu einem enormen Bürokratieaufwand. Wir sind der Meinung, dass die Erhebung der Arbeitslosenquote in einzelnen Berufen überarbeitet werden muss. Ständerat Erich Ettlin verlangt nun in seiner Motion «Stellenmeldepflicht» die Wiedereinführung eines praxistauglichen Schwellenwertes. Der STV unterstützt diesen Vorstoss. Denn die tiefe Eintrittsschwelle und die damit zusammenhängende hohe Fluktuation führt beispielsweise im Gastgewerbe zu einer zu hohen statistischen Arbeitslosenquote. Die Statistik verfälscht das reale Bild erheblich. Die Arbeitslosenquote, wie sie derzeit erhoben wird, gibt keine Auskunft darüber, ob die arbeitslosen Personen eine gastgewerbliche Ausbildung haben, wie lange die arbeitslosen Personen im Gastgewerbe gearbeitet haben oder in welchen Branchen die arbeitslosen Personen eine Stelle suchen oder besser finden könnten. Die Motion wurde nun zur genaueren Prüfung der Kommission zugewiesen.
Vielen Dank für das Gespräch.
Das gastronoviKassensystem im Casino Bern
Das Traditionshaus zeigte bei dessen Wiedererö nung 2019 einen tiefgreifenden Wandel – weg vom traditionellen Gasthaus, hin zu einem modernen Gastronomie-, Kultur und Eventbetrieb.
Casino Bern – Kultur, Gastronomie und Events
· Besitzerin Burgergemeinde Bern · Neueröffnung 2019 nach einer umfangreichen Komplettsanierung · Gastronomiekunde von Baldegger + Sortec AG seit 2019 · Ivo Adam, Direktor; Florian Bettschen,
Leiter Gastronomie · 15 Kassen, fünf Restaurants
casinobern.ch
Vielfältiges gastro-
nomisches Angebot auf hohem Niveau
Der Umbau des klassizistischen Gebäudes brachte das Casino Bern wieder näher an das prachtvolle Original von 1909 zurück. Für die Zukunft hingegen hatte die Burgergemeinde Bern andere Pläne: Das Traditionshaus sollte zum Begegnungsort im Herzen Berns werden mit einem vielfältigen gastronomischen und kulturellen Angebot. Zusammen mit Ivo Adam, dem bekannten Gourmetkoch und Direktor des Casinos Bern, wurde ein Konzept entwickelt, welches Gastronomie, Kultur und Eventbereich beinhaltet. Entstanden ist ein komplexer Betrieb mit einem vielfältigen gastronomischen Konzept, welches vom Publikum mit Begeisterung angenommen wurde.
Die unterschiedlichen Speiseangebote im Salon d’Or, an der Bistrobar, im französischen Restaurant, am japanischen Cheftisch oder am Zunfttisch sind eine Herausforderung für Küche und Service, im Sommer wird diese Komplexität mit der grossen Terrasse noch gesteigert. «Die grösste Schwierigkeit sind die verschiedenen Anforderungen, die jedes gastronomische Konzept an die internen Abläufe und an die Verfügbarkeit von Produkten hat», erläutert Florian Bettschen, Leiter Gastronomie. «Wir benötigten deshalb ein System, welches gleichermassen für Küche, Service, Empfang, Reservationsmanagement oder Marketing & Verkauf genutzt werden konnte.» Während der Planungsphase wurden die Anforderungen an ein künftiges Kassensystem zusammengetragen und verschiedene Systeme analysiert. Die Wahl el schlussendlich auf gastro novi – weil es mit zahlreichen praktischen Features und Schnittstellen (z.B. zu Eguma oder Abacus) überzeugte. «Die Anforderungen an das System waren hoch, denn es musste der Komplexität unseres Betriebes in allen Dimensionen entsprechen. Das war zu Beginn eine Herausforderung, das gebe ich gerne zu. Zum Erstellen der Datenbank leisteten wir zunächst Fleissarbeit, denn sämtliche Produkte und Lieferantendaten mussten erfasst werden – und das waren unendlich viele!
Später wurden jedoch die Vorteile von gastronovi o ensichtlich. Beispielsweise beim Erstellen von detaillierten Analysen, in der Warenbewirtschaftung und Inventur, beim Erstellen von Kalkulationen oder im gesamten Bestellwesen.»
Diese Grundlagenarbeit trägt im Alltag Früchte: «Wir managen sämtliche Getränkebestellungen über gastronovi. Vor der Einführung entschieden wir uns dafür, ausschliesslich die Getränke mit deren Rezepturen zu hinterlegen. Damit wird bei jeder Bestellung direkt der Lagerbestand angepasst, und wir verfügen jederzeit über eine aktuelle Inventurliste und ein genaues Controlling. Es wäre möglich, dies auch mit dem Speiseangebot zu tun, jedoch ist das bei so vielen unterschiedlichen gastronomischen Konzepten mit wechselnden Speisekarten eine Arbeit, die wir nicht leisten wollten.»
In den Erlebnisbereichen Kultur, Gastronomie und Event arbeiten rund 100 Menschen mit unterschiedlichsten Erfahrungen und Kompetenzen. Ein Kriterium bei der Auswahl der Kassensoftware war deshalb deren Einfachheit im Frontend: «Wir haben festgestellt, dass neue Mitarbeitende in Service und Küche nach einer kurzen Einführung rasch mit dem System vertraut sind.» Im Backo ce hingegen ist es gemäss Florian Bettschen von Vorteil, wenn für die Bewirtschaftung eines komplexen Systems entsprechende IT-Kompetenzen vorhanden sind.
Auf die Frage, ob er die Kassensoftware empfehlen würde, meint er: «gastronovi ist ein Rundumpaket mit vielen Möglichkeiten, die dem Betrieb entsprechend ausgerichtet werden können. Die verschiedenen Features erleichtern deutlich die Arbeitsabläufe. Ich zeige gastronovi gerne meinen Berufskolleg:innen, weil es mich in allen Facetten überzeugt.» Der Support von Baldegger+Sortec AG ist ein weiterer Pluspunkt, den er hervorhebt. «Wir schätzen es, dass wir direkte Ansprechpersonen haben, die auf unsere Anliegen individuell reagieren – beispielsweise indem wir Features als Testversion prüfen können. Im Alltag ist das Supportteam eine super Unterstützung.»