The Red Bulletin AT 11/22

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ÖSTERREICH NOVEMBER 2022 € 3,50 ZWISCHEN FIKTION UND REALITÄT „Stranger Things“-Held Tom Wlaschiha wird in „Das Netz“ zum eiskalten Talentscout. – DAS NETZ –DIE DUNKLE SEITE DES FUSSBALLS
OLIVIA WILDE / TOBIAS MORETTI / CHE GUEVARA / VALERIE HUBER / FELIX BAUMGARTNER JETZT ABONNIEREN:
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Unser Weltrekord-Tauchgang zum tiefsten Punkt der Erde führte zu einer bahnbrechenden OMEGA Taucheruhr. Jeder 45,5 mm große Zeitmesser der Seamaster Planet Ocean Ultra Deep Kollektion ist ein Co-Axial Master Chronometer und wasserdicht bis 6.000 Meter. So auch dieses Modell aus unserem O-MEGASTEEL, mit einem lackierten Zifferblatt mit Farbverlauf von Grau nach Schwarz und einer polierten orangefarbenen Keramiklünette.

DIE LIEBE(N)

SEINES LEBENS

Felix Baumgartner – vor zehn Jahren sprang er aus dem All. Nun ist er final gelandet. Zwischen Mutter Eva und Freundin Mihaela. Das Interview: ab Seite 62.

KICK IT LIKE TOM WILLKOMMEN

Wir sind also nun ein 15-jähriger Teenie. Optimistisch, weltoffen, immer inspiriert, auch ein wenig laut und un gestüm: 2007 ist das erste The Red Bulletin erschienen mit Windsurf-Legende Bjørn Dunkerbeck am Cover. 178 Ausgaben später hat Schau spielstar Tom Wlaschiha seinen Platz ein genommen. Nach „Game of Thrones“ und „Stranger Things“ spielt er nun im großen Serien-Event „Das Netz“ (ab 1. November bei ServusTV und ServusTV On) einen skrupel losen Fußball-Talentscout und ist Teil der dunklen Seiten des Sports: illegale Spieler transfers, unlauteres Körpertuning, Proft gier. Ankick ist auf Seite 44 – und Abfug auf Seite 62: Zum zehnjährigen Jubiläum von Red Bull Stratos sprechen Felix Baumgartner und seine Mutter Eva im Doppelinterview erstmals darüber, wie der Sprung aus dem All ihre beiden konträren Welten wieder vereinte. „Für mich war es wie eine Wieder geburt“, sagt Eva voll Emotion.

Viel Freude mit dem neuen

BESTENS VERNETZT

Journalistin und Buchautorin Saskia Jungnikl-Gossy sprach mit Tom Wlaschiha über „Das Netz“: Seite 46.

15Jahre sind vergangen, seit The Red Bulletin zum ersten Mal erschienen ist. Das Foto-Portfolio zum Jubiläum gibt es ab Seite 22.

MÄNNCHEN SIEHT ROT

Kein Handwerker ist beliebter er: Super Mario. Zahlen und Fakten zum schnauzbärtigen Installateur auf Seite 14.

EDITORIAL
4 THE RED BULLETIN
PETER RIGAUD (COVER), PATRICIA WEISSKIRCHNER, ADOBE STOCK

STEIRER laune

KEIN WUNDER BEI DEM WASSER. Dass die älteste Heilwasserquelle der Steiermark für die gute Laune der Steirer allein verantwortlich ist, mag etwas übertrieben sein. Natürlich ist es auch das viele Grün, die liebliche Landschaft. Es ist aber nicht von der Hand zu weisen, dass schon die Kelten sich an dem Wasser mit seiner einzigartigen Mineralzusammensetzung und Lithium erfrischt haben. Abgesehen von ihren Riten und Bräuchen sollen sie ja auch ein Volk von Frohsinn gewesen sein.

THALHEIM QUELL STEIRISCHER LEBENSFREUDE.

INHALT

COVERSTORY

44 BALL IM NETZ

„Das Netz“ beleuchtet die dunkle Seite des Fußballs: Macht, Milliarden und Körper tuning mit Tobias Moretti.

PORTFOLIO 22 15 JAHRE THE RED BULLETIN

Geschichten abseits des Alltäglichen mit Bildern, die man nicht vergisst.

FILM

38 HAZAL NEHIR

Eine Freerunnerin revolutio niert im Serien-Remake von „Tarzan“ die Rolle der Jane.

TANZEN

40 SINA & LIL ZOO

Die besten Breaker Öster reichs verraten ihr Rezept gegen die Schüchternheit.

FILM

42 OLIVIA WILDE

Ein Hollywood-Star wechselt die Seiten: die Neo-Regisseurin und ihre großen Vorbilder.

BIKING 54 BENZINSCHWESTERN

Irene Kotnik überrollt MachoKlischees – und gründete die Bike-Community Petrolettes.

RED BULL STRATOS

62 QUANTEN - SPRUNG

Vor zehn Jahren sprang Felix Baumgartner aus dem All – das Doppelinterview mit seiner Mutter Eva.

G UIDE

Tipps für ein Leben abseits des Alltäglichen

77 REISEN. Mit Cyril Despres durch die größte Sandwüste 82 BIOHACKING. Wie Trennungen deine Beziehung befeuern 84 PLAYLIST. Was Eagles-Bassist Timothy B. Schmit privat hört 86 KALENDER. Events, die wir auf keinen Fall verpassen sollten 88 UHREN. Was Uhrmacher zu ihren modernen Klassikern inspiriert 92 BOULEVARD DER HELDEN.

Michael Köhlmeier über die Sängerin Juliette Gréco

42 77

DIE BESTE ENTSCHEIDUNG Wie HollywoodStar Olivia Wilde zu ihrem neuen Job kam DER BESTE WEG Rallye-Ass Cyril Despres führt durch die Wüste Rub al-Chali.
The Red Bulletin im November 2022
18 DAS PHILOSOPHEN-INTERVIEW 20 MEIN ERSTES
96 IMPRESSUM 98 CARTOON 8 GALLERY 14 ZAHLEN, BITTE! 16 FUNDSTÜCK
MAL
22 6 THE RED BULLETIN
DIE BESTEN BILDER Mathilde Gremaud gehört zu unseren Hot Shots aus 15 Jahren. NORMAN KONRAD, JULIAN UNGANO & TOMMY AGRIODIMAS/THELICENSINGPROJECT.COM, MARTHA GATTRINGER, HEIDI ZUMBRUN

STARTKLAR

Wir folgen Bikerin Yoko Rae auf das größte Female-BikeFestival Europas.

54 THE RED BULLETIN 7

Im Bauch einer Welle

Links am Bild steigt die gekrümmte Wasserwand auf, rechts schießt sie schon wieder hinunter. So entsteht für gerade einmal ein, zwei Sekunden eine Tunnelröhre aus Wasser, Salz und Gischt. Ein, zwei Sekunden, in denen der kalifornische Surfer Cody Craig (kein Künstlername) nicht auf seiner Welle surft, sondern in ihr. Wo? An der Nordatlantikküste von Buxton, North Carolina. Und weil bei solchen Kurzbesuchen nur das richtige Timing zählt, hat auch Fotograf Cody Hammer (kein Künstler name) Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Vor dem Tunnelportal.

Instagram: @cody.hammer redbullillume.com

NORTH CAROLINA, USA
9 CODY HAMMER/RED BULL ILLUME DAVYDD CHONG

Auf dem Holzweg

Tief hängende Morgennebel, leicht bezuckerter Waldboden und ein Holzweg, gefertigt aus groben Planken: Fotograf Ryan Creary durchkämmte mit seiner Kamera die verschlafenen Wälder seiner unmittelbaren Heimat Revelstoke, um sie in Kontrast zur Geschwindigkeit des Lebens da draußen zu setzen. Zwei lokale Biker beim Speedtraining, die Natur im Regenerationsmodus. Die Harmonie der Gegensätze brachte Creary einen Halbfinalplatz beim Sportfoto Contest Red Bull Illume ein. ryancreary.com; redbullillume.com

REVELSTOKE, KANADA
RYAN CREARY/RED BULL ILLUME DAVYDD CHONG
CHRISTIAN PONDELLA/RED BULL ILLUME

Hemingschnee

Es müssen Bilder wie dieses gewesen sein, die Ernest Hemingway für seine Shortstory „Schnee auf dem Kilimandscharo“ vor Augen hatte. Vor seinem geistigen Auge freilich, denn selbst hat der alte Gschichtldrucker den Riesen nie er klommen. Ganz im Gegensatz zum kanadischen Eiskletterer Will Gadd, der sich hier auf einem Plateau unweit des Gipfels an einer vereisten Schneewand versucht. Auch Fotograf Christian Pondella hat eine Faible für sanftes Hügelland –er stammt aus der kalifornischen Sierra Nevada. Mehr Bilder: redbullillume.com

KILIMANDSCHARO, TANSANIA
13

SUPER MARIO

Klempners Paradise

Kein Konsolen-Held ist beliebter als Nintendos schnauzbärtiger Installateur, ab 20. Oktober gibt’s ein neues Game. Wer die Idee zum Namen hatte, wann die Figur erfunden wurde und warum sie in einem Porno auftauchte.

256

Kilobits – mehr Speicherplatz brauchte „Super Mario Bros.“ 1985 nicht.

0Dollar bekam Mario Segale, Vermieter des ersten NintendoBüros in den USA, für seine Idee, die Figur Super Mario zu taufen. Ursprünglich sollte sie Jumpman heißen.

1981

tauchte der vom Japaner Shigeru Miyamoto erdachte Mario erstmals auf – in dem Automatenspiel „Donkey Kong“.

186

Ausgaben (Stand: September) des monatlichen MarioCommunity-Magazins „The ’Shroom“ sind seit 2007 online erschienen.

18

Millionen Einwohner soll das fiktive Pilzkönigreich ungefähr haben, in dem Mario und sein Bruder Luigi unterwegs sind.

20,6

Millionen Euro spielte der Film „Super Mario Bros.“ mit Bob Hoskins 1993 ein. Bei einem Budget von 47,3 Mil lionen war Hollywoods erste Videospiel-Adaption ein Flop.

2.000.000

Dollar zahlte ein Sammler im Vorjahr für ein original verpacktes „Super Mario Bros.“-Steckmodul und machte es damit zum teuersten Videospiel aller Zeiten.

2.807

Teile umfasst die Lego-Version von Bowser, dem schlimmsten Gegner von Super Mario.

36

Jahre lang leiht US-Schauspieler Charles Martinet schon Mario und dessen Bruder Luigi seine Stimme.

776,8

Millionen Spiele aus der „Mario“-Serie wurden bis März 2022 verkauft, davon 40,24 Millionen allein von „Super Mario Bros.“ (1985). Das ist Konsolen-Weltrekord!

125

Wochen lang hielt sich Marios „Ground Theme“ Mitte der 1990er-Jahre in den US-Charts für Klingeltöne.

2

Pornofilme mit Ron Jeremy als Mario wollten 1993 am Erfolg mitnaschen. Nintendo kaufte die Rechte und ließ die „Super Hornio Brothers“ elegant verschwinden.

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14 THE RED BULLETIN ADOBE STOCK CLAUDIA MEITERT HANNES KROPIK

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Das Feuer der Revolution

Silberner Zigarrenanzünder des Revolutionärs – gekauft in Irland, verschenkt an die Geliebte Fidel Castros Die familiären Wurzeln von Ernesto „Che“ Guevara, dem Popstar unter den lateinamerikanischen Revolutionären, liegen in Irland. Von dort wanderte sein Ururururgroßvater Patrick Lynch (auf den der Begriff „Lynchjustiz“ zurückgeht) 1749 nach Argentinien aus. Auf einem Flug von Prag nach Havanna legte Che 1965 auf dem irischen Flughafen Shannon eine Zwischenlandung ein und erstand dieses silberne Feuerzeug. Er schenkte es später einer Geliebten von Kubas Staatschef Fidel Castro. Im Sommer kam das gute Stück in England unter den Hammer.

FUNDSTÜCK
16 THE RED BULLETIN PICTUREDESK.COM
Der Argentinier Ernesto „Che“ Guevara (1928 bis 1967) war Symbolfigur der kubanischen Revolution.

Make Your Body Smile.

immun EISEN MIT VITAMIN

C + EISEN

*Eisen trägt zu einer normalen Bildung von roten Blutkörperchen bei und Vitamin C trägt zur normalen Funktion des Immunsystems bei. Ganz allgemein empfehlen wir eine ausgewogene Ernährung und eine gesunde Lebensweise.

JETZT NEU

IMMANUEL KANT SAGT:

ist … seine E-Mails zu beantworten“

Wir leben im Kommunikationszeitalter, doch unsere Kommunikation lässt oft zu wünschen übrig: Entweder man bekommt auf seine Fragen keine Antwort – oder man be kommt ungefragt Antworten, die man gar nicht wollte. Immanuel Kant fand so etwas unmoralisch. Im fiktiven Interview mit dem Philosophen Christoph Quarch erläutert er, warum wir unsere Würde einbüßen, wenn wir unsere Mails nicht mehr beantworten.

the red bulletin: Herr Kant, Sie haben Ihre Heimatstadt Königsberg nie verlassen und haben trotzdem – oder viel leicht gerade deshalb – mit aller Welt korrespondiert. Haben Sie jemals Ihre Post unbeantwortet gelassen?

immanuel kant: Niemals, mein Herr. Solches wäre mir nicht in den Sinn gekommen. Ich betrachtete es als meine Pficht, denen, die sich an mich wenden, zu Diensten zu sein.

Sie reden von Pficht. Aber wieso? Es gibt doch niemanden, der Sie dazu verpfichten würde, alle Ihre Briefe zu beantworten – geschweige denn Ihre E Mails, wenn Sie heute leben würden.

Irrtum, mein Herr. Sie verleugnen das moralische Gesetz in Ihnen, wenn Sie so daherreden. Aber das wundert mich nicht. Die Menschen Ihrer Welt haben das Sittengesetz vergessen. Sie kennen es vielleicht aus der goldenen Regel, die da lautet: „Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem anderen zu!“ Aber sie achten diese Regel nicht mehr. Schlimmer noch: Sie verstehen sie nicht mehr. Wäre es anders, würden Sie auf Ihre Anrufe, E Mails und Briefe stets eine zeitnahe und angemessene Antwort erhalten.

Das klingt mehr nach goldenem Zeitalter als nach goldener Regel. Aber helfen Sie mir und unseren Lesern: Wieso sollte man sich daran halten? Es gibt doch niemanden, der Zuwiderhandlungen bestraft. Ach, mein Herr, was reden Sie da nur für dummes Zeug! Sie reden wie ein Krämer oder wie ein Krimi neller, der sich nur deshalb an Regeln hält, weil er fürchtet, von der Obrigkeit bestraft zu werden, wenn er gegen sie verstoßen sollte. Aber nicht die Obrigkeit schreibt diese Regel vor, sondern das Sittengesetz in Ihrer Brust. Oder wenn Sie auch das nicht verstehen: die reine praktische Vernunft. Sie sagt: Wenn du dich

deines Verstandes – und mithin deines Menschseins – würdig erweisen willst, dann handle so, dass du zugleich wollen kannst, dass deine Maximen ein allgemeines Naturgesetz sein könnten.

Pardon, Herr Kant, was hat das mit Briefen, E­Mails und Korrespondenz zu tun?

Wohlan: Sie wünschen sich, auf Ihre Fragen eine Ant wort zu erhalten. Zum Beispiel von dem Handwerker, der Ihre Heizung reparieren soll. Sie fänden es gut, wenn es ein zwingendes Naturgesetz gäbe, das Handwerker dazu verpfichtet, auf Anfragen zu antworten. So wie es ein zwingendes Naturgesetz ist, dass ein Stein nach unten fällt. Also ge bietet es Ihnen Ihre Vernunft, dass auch Sie sich an dieses moralische Gesetz halten und Anfragen beant worten müssen. Ansonsten verraten Sie Ihre Vernunft und verlieren Ihre Würde.

Was hat meine Würde damit zu tun?

Es ist eines Menschen unwürdig, der goldenen Regel zu widersprechen. Und was noch tadelnswerter ist: Man verletzt auch die Würde seiner Mitmenschen, wenn man das tut. Warum antworten Ihre Zeitgenossen nicht mehr? Weil sie zu faul dazu sind? Nein, weil es ihnen nichts bringt. Sie betrachten andere Menschen als Mittel, die sie nutzen können, um selbst einen Vorteil zu haben. Aber damit nimmt man ihnen die Würde. Jeder Mensch ist ein Zweck an sich und nicht ein Mittel für den Nutzen anderer. Deshalb fühlen Sie sich zu Recht in Ihrer Würde verletzt, wenn man Ihre Post nicht be antwortet. Und deshalb fnden Sie Ihren Installateur zu Recht würdelos, wenn er sie hängenlässt.

IMMANUEL KANT (1724–1804) ist bekannt dafür, dass er seine Heimatstadt Königsberg nicht ein einziges Mal verlassen hat. Nichtsdestotrotz korrespondierte er mit allen Geistesgrößen seiner Zeit. Er entwickelte eine Ethik, die die Vernunft zum alleinigen Maßstab des menschlichen Handelns erklärte. Damit wurde er zum wichtigsten Vertreter einer aufgeklärten Moral philosophie, die bis heute einflussreich geblieben ist.

CHRISTOPH QUARCH, 58, ist deutscher Philosoph, Gründer der Neuen Platonischen Akademie (akademie-3.org) und Autor zahlreicher philosophischer Bücher. Zuletzt erschien „Kann ich? Darf ich? Soll ich? Philosophische Antworten auf alltägliche Fragen“, legenda Q, 2021.

DAS FIKTIVE PHILOSOPHEN INTERVIEW
„Würde
18 THE RED BULLETIN DR. CHRISTOPH QUARCH YANNICK DE LA PÊCHE
„Mache deine Maximen zum Naturgesetz. Auch in der alltäglichen Kommunikation.“

“Wald-beeere!”

ES MUSS WOHL AM WASSER LIEGEN, dass das Thalheimer Waldbeer Kracherl soviel Fröhlichkeit verbreitet. Der natürliche Geschmack von wildwachsenden Waldbeeren und wenig Zucker machen allein noch kein Thalheim Kracherl. Man muss schon ein ganz besonderes Wasser haben, um einen Schuss guter Laune ins Glas zu bringen. Aus der ältesten Heilwasserquelle der Steiermark entspringt ein Tropfen mit einzigartig positiver Wirkung. Schon die Kelten erfrischten sich an diesem Brunnen. Kracherl haben diese sicherlich noch nicht gekannt, aber ein Volk von Frohsinn sollen sie schon damals gewesen sein.

THALHEIM QUELL STEIRISCHER LEBENSFREUDE.

FABIO WIBMER

„Und plötzlich war da meine alte Liebe“

Ohne Rad war er ratlos. Aber nur kurz: Hier erzählt Bike-Akrobat Fabio Wibmer, wie er nach seiner ersten schweren Verletzung die Monate der Ungewissheit bewältigte.

Fabio Wibmer ist hardcore: Der 27-jährige Biker aus Osttirol sprang aus Helikoptern, balancierte sein Gefährt auf dem Geländer eines Staudamms und jagte Pisten hinunter, als hätte er Ski an den Füßen. Seine viral gehenden Videos sind belieb ter als die von Kim Kardashian beim Shopping: Die Schallmauer von einer Milliarde Clicks hat er bereits durchbrochen, und für das Video „Fabiolous Escape“ konnte er alle 99 Einwohner des Bergdorfs Oberpeischlach, aus dem er stammt, zur Mitwirkung mobilisieren.

Doch was macht ein radi kaler Radler wie Fabio, wenn er einmal außer Gefecht gesetzt ist? Wie geht er damit um, wenn seine Leidenschaft ruhend gestellt wird? Wie er seine erste große Verletzung verkraftete und wofür er die Zeit seiner Ge nesung nutzte, erzählt er hier:

„Der Tag hatte ganz harmlos begonnen. Mein Kollege Alex und ich fuhren ein paar gemüt liche Trails bei uns hinterm Haus in Innsbruck. Wir wollten auch ein paar Clips drehen und dann frühstücken. Lässig setzte ich zu einem Sprung an, zwischen zwei Bäumen hindurch – ein Move, den ich schon zigmal locker hinter mich gebracht hatte. Ja, ich war schnell unter wegs, denn für diesen Sprung braucht man Speed. Und plötzlich knallte ich gegen einen der Bäume und fel mit voller Wucht auf die Schulter.

Es war nicht zu fassen! Ich blickte an mir runter und sah, dass das Schlüsselbein in einem schrägen Winkel wegstand. Es schaute echt nicht gut aus. Schnell stellte sich heraus, dass auch die Bänder in der Schulter gerissen waren und der Knöchel am rechten Fuß wieder gebrochen war. Resultat: drei Monate Zwangspause und die ernste Befürchtung der Ärzte, dass ich womöglich nie mehr auf meinem Niveau würde biken können. Ich musste zu Hause rumsitzen und war an Geräte angeschlossen, die meine Heilung begünstigten. Ein schwerer Einschnitt für mich, denn wenn du von einem Tag auf den anderen nicht mehr tun kannst, wofür du brennst, ist das einfach nur bitter.

Biker Fabio Wibmer, 27, über den Moment, der plötzlich alles veränderte

Da ich aber aus allem das Beste mache, begann ich, mich auf andere Aspekte meines Berufs zu konzentrieren: meine 2017 gegründete Bekleidungsmarke Nineyard, die ich mit zwei Freunden launchte. Kreative Aufgaben also, die meinen Kopf frei machten von dem Gedan ken, nicht aufs Rad zu können. Statt der Liebe zum Biken pfegte ich nun meine alte Liebe zum Design. Eine Tür hatte sich vor übergehend geschlossen. Aber anstatt grübelnd davor zu sitzen, machte ich eben die daneben auf. Dank der Verletzung bin ich heute nicht nur Biker, sondern auch Modedesigner und Unternehmer.“

Da muss ich vorausschicken: 2018, während der Dreharbeiten zu ‚Fabiolous Escape 2‘ in Saalbach, hatte ich mir bei einem Sprung aus dem Helikopter das rechte Schlüsselbein gebrochen. Das nahm ich damals locker in Kauf, weil ich davor ewig verletzungsfrei gewesen war und die Reha nur zehn Wochen dauerte. Ebenso die Fußverletzung ein paar Monate später, die ich mir beim Motocrossfahren in Frankreich zu gezogen hatte. Doch nun hatte es mich ausgerechnet auf diese beiden Körperstellen geschmissen.

„MEIN ERSTES MAL“ IST DIE RED BULLETIN-PODCAST-SERIE, in der Heroes über ihre Anfänge sprechen. Diesmal erzählt Fabio Wibmer, wie er seine ersten Tricks auf der Fahrt zum Würstelstand lernte und ihm ein ganzes Dorf beim Videodreh half. Zu finden auf redbulletin.com/podcast, dem Podcast-Kanal von The Red Bulletin, und Plattformen wie Spotify.

0:00 –44:52
MEIN ERSTES MAL
Fabio Wibmer Mein erstes Mal – der Podcast
„Lässig setzte ich zum Sprung an – doch da war dieser Baum …“
20 THE RED BULLETIN HANNES BERGER/RED BULL CONTENT POOL

FÜR ALLE FÄLLE

Abenteurer brauchen einen verlässlichen Gefährten.

Für das Red Bull Skydive-Team kommt nur einer infrage: der Opel Zafira Life.

Marco Waltenspiel und Marco Fürst eint die Liebe zur Freiheit, zur Ungebundenheit und zur spon tanen Entscheidung. Darum braucht es für die beiden Red Bull Skydive-Athleten einen Partner, der ihnen alle Freiheiten lässt: Der Opel Zafira Life ist nicht nur ein zuverlässiges Shuttle für lange Fahrten, sondern auch ein Transporter für ihr Equipment und nicht zuletzt ein Rückzugsraum zum Entspannen.

Möglich macht dies ein flexibles Raumkonzept, das mit leicht verschieb- und herausnehmbaren Sitzen mehr Beinfreiheit und maximalen Stau raum schafft. Beheizbare Vordersitze mit Mas sagefunktion, das Panorama-Glasdach und viele praktische Details wie Bodenfächer, Ablagen, eine separat zu öffnende Heckscheibe oder 12und 230-Volt-Steckdosen sorgen für zusätzlichen Wohlfühlfaktor. Während der Fahrt schätzen die Athleten die innovativen Fahrassistenzsysteme wie die 180-Grad-Rückfahrkamera und das Head-up-Display, mit dem sie alle wichtigen In formationen in ihrem Sichtfeld haben. Verlassen können sie sich zudem auf die automatische Gefahrenbremsung samt Fußgängererkennung, den Spurhalteassistenten und die Müdigkeits erkennung – denn in puncto Sicherheit machen die Skydiver weder im freien Fall noch auf der Straße Kompromisse.

Übrigens, der Großraumvan ist jetzt auch gänzlich emissionsfrei unterwegs –als Opel Zafira-e Life!

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Fliegen, über 200 km/h schnell: Marco Waltenspiel und Marco Fürst in ihrem Element.

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Der Opel Zafira Life ist in drei Fahrzeuglängen erhältlich und bietet Platz für bis zu neun Insassen.

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Der Blick zurück

Marc Márquez, fotografiert von Jim Krantz, Juli 2014 Hier sehen wir MotoGP-Welt meister Márquez (re.) auf ungewohntem Terrain: beim Motocross mit Freunden. „Das schult die Kreativität“, sagt der Spanier. „Du musst permanent improvisieren.“ So wie US-Fotograf Jim Krantz, der sich für diesen Shot auf die Rennstrecke legte.

So ein Klick!

The Red Bulletin feiert Geburtstag. Mit Bildern aus 15 Jahren, die uns auch heute noch den Atem rauben. Von der Eis -Apnoetaucherin bis zum Stunt- Reiter in Hollywood: Hier sind unsere Hot Shots.

PORTFOLIO 23

Du probierst es wieder und wieder, und jedes Mal stimmt irgendwas nicht. Und plötzlich: Boom, here we are!“

PORTFOLIO

rund

Hier geht’s Charles Collet, fotografiert von Fred Mortagne, Oktober 2020
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Der Franzose mit dem Künstlernamen French Fred ist berühmt für seine hoch ästhetischen Schwarz Weiß Fotos, die das Lebensgefühl des Skateboardens perfekt vermitteln. Hier nimmt sich Skater Charles Collet Stahlrohre bei einer Kesselfabrik in Lyon vor.

Heilige Wut

James Hetfield, fotografiert von Shamil Tanna, März 2017

Der Metallica-Frontmann hat sich auch nach Jahrzehnten im Geschäft seine Authentizität bewahrt. Zitat aus unserem Interview 2017: „Mut, Seele und das innere Feuer sind unbezahlbare Waffen.“

Glücklich im Schlamm

Tahnée Seagrave, fotografiert von Greg Funnell, April 2018

Die britische Downhill-Spezialistin hält sich nun schon seit Jahren in der Mountainbike-Weltklasse. Beim Training in Wales war der Dreck Freund und gleichzeitig schlimmster Feind des Fotografen Greg Funnell. Freund, weil er das Wesen der Sportart so schön zeigt. Feind, „weil ich die Woche nach dem Shooting mit dem Reinigen der Ausrüstung verbracht habe“, erzählt er.

PORTFOLIO
THE RED BULLETIN 27
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Atemberaubend

Anna von Boetticher, fotografiert von Tobias Friedrich, November 2019

Die deutsche Apnoetaucherin erkundet die surreale Welt eines zugefrorenen Fjords im Osten Grönlands – mit einem einzigen Atemzug. „Das war an der Grenze von dem, was man sich zumuten kann“, resümiert sie.

PORTFOLIO

Easy Rider

Gattlin Griffith, fotografiert von Jim Krantz, Dezember 2019 Ein Besuch bei der Familie Gri∞th in Agua Dulce bei L. A. – sie sind Hollywoods beste und gefragteste Trickreiter, und das seit vier Generationen. Hier hat Fotograf Jim Krantz einen besonders waghalsigen Stunt von Gattlin Griffith festgehalten.

Zurück zu den Wurzeln

Daniel Ricciardo, fotografiert von Jim Krantz, März 2015

Es war eine einzigartige Reise: Der Formel-1-Pilot mit sizilianischen Ahnen fährt die legendäre Targa-Florio-Rennstrecke auf der italienischen Insel. Und steuert dabei ein Auto von Dr. Helmut Marko: einen Alfa T 33, Bj. 1972, 700 Kilo, 400 PS.

PORTFOLIO
30 THE RED BULLETIN

Eisheiliger

Stefan Glowacz, fotografiert von Thomas Ulrich, April 2019

Von Bayern nach Grönland, dann einmal quer durch und wieder zurück: Diese Expedition von Abenteurer Stefan Glowacz hatte es in sich. Zum Glück war mit Fotograf Thomas Ulrich ein tapferer Begleiter dabei.

Er legt alle aufs Kreuz

Remo Käser, fotografiert von Christoph Köstlin, August 2017 Es ging darum, die Wucht des Schwingens einzufangen, einer 800 Jahre alten Schweizer Sportart. Und die von Remo Käser, einem seiner Stars (hier im Bild mit einem bedauernswerten Trainingspartner). Fotograf Christoph Köstlin näherte sich dieser Aufgabe hockend in Remos Trainingskeller: „Am Ende spürte ich meine Waden nicht mehr.“

PORTFOLIO
32 THE RED BULLETIN

Locker vom Hocker

Mathilde Gremaud, fotografiert von Norman Konrad, Jänner 2021

Die Spezialität der jungen Schweizer Freeskierin ist es, auch superschwere Tricks nicht verkrampft, sondern anmutig leicht aussehen zu lassen. Der Berliner Fotograf Norman Konrad hat diese Lebenseinstellung in Saas-Fee ins Bild gesetzt.

Remo und sein Partner zeigten hunderte Schwünge, und ich knipste aus allen Lagen.“
THE RED BULLETIN 33
Fotograf Christoph Köstlin

Das ist die Höhe!

Stefanie Millinger, fotografiert von Rick Guest, Oktober 2020

Artistin Millinger zeigt hoch über dem Wiener Gürtel, was sie kann. Fotograf Guest hatte bestimmt mehr Höhenangst als sie. Die Salzburgerin liebt dieses Gefühl „der unendlich geschärften Sinne. Du weißt, dass du dir keinen Fehler erlauben darfst.“

Sause in der Brause

Marcel Hirscher, fotografiert von Norman Konrad, Dezember 2014

Was macht man mit einem, der gefühlt schon eine Fantastilliarde Mal fotografiert worden ist?

Fotograf Norman Konrad schickte Ski-Ass Hirscher einfach im Rennanzug unter die Dusche. Wie so was geht? „Man muss nur fragen“, sagt Konrad.

PORTFOLIO
THE RED BULLETIN 35

Königin der Wellen

Carissa Moore, fotografiert von Steven Lippman, Juli 2022 Fünffache Weltmeisterin und Olympiasiegerin: Viel mehr als die hawaiianische Surferin Carissa Moore – hier am Strand ihrer Heimat O‘ahu – kann man wohl nicht erreichen. Wir adelten die Königin mit einem qualifizierten Fotografen: Steven Lippman war früher selbst Profi-Surfer und Skateboarder.

PORTFOLIO
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Das erste The Red Bulletin-Cover im Jahr 2007: der Charakterkopf der Windsurf-Legende Bjørn Dunkerbeck

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JAHRE

THE RED BULLETIN DIE FOTO - HELDEN

Maurice Haas, der Schweizer Fotograf des ersten The Red Bulletin-Covers, hat es auf seiner Homepage treffend zusammen gefasst: Bei seinen Porträts suche er „den Moment, in dem die Masken abgestreift werden und der Blick frei wird auf die Person“. Und er wolle „einfangen, was alle suchen, aber niemand sieht“. Ungefähr so sah Windsurf-Legende Bjørn Dunkerbeck dann auch aus, vor 15 Jahren, im November 2007, auf dem Cover der The Red BulletinAusgabe Nummer eins.

Fotografen mit derart feinsinnigem An spruch prägen seither das Bildkonzept von The Red Bulletin – schließlich sollen unsere Geschichten auch den optischen Rahmen bekommen, den sie verdienen. Ob es nun der US Amerikaner Jim Krantz ist, berühmt für seine hollywoodmäßige Cinemascope-Technik, oder der Berliner Fotograf Norman Konrad mit seinen bunten Inszenierungen, das gemein same Ziel sind Geschichten abseits des Alltäg lichen – mit Bildern, die man nie vergisst. theredbulletin.com

„ Ich habe immer davon geträumt, Carissa zu fotografieren, weil ich sie als Surfer so bewundere.“
Fotograf Steven Lippman
EIN FAST UNABHÄNGIGES MONATSMAGAZIN
THE RED BULLETIN 37
DIE NUMMER WWW.REDBULLETIN.COM

Tarzans Neue

Hazal Nehir ist eigentlich Freerunnerin. Nun spielt sie in einem Serien-Remake von „Tarzan“ dessen Begleiterin Jane – endlich als starke Frau. Der Talk mit der Dschungel-Queen.

Eine schmucklose Turnhalle in WienHietzing: Hazal Nehir schwingt sich am Seil wie an einer Liane, kämpft sich über und durch präzise drapierte Hindernisse. Die 28-Jährige ist eine der bekanntesten Freerunnerinnen der Türkei – und jetzt Tarzans neue Jane. Und was für eine!

Der Dschungel-Klassiker wird derzeit in Zusammenarbeit von Terra Mater Studios, Shingle Media und Friendly Fire als Serien-Neu fassung produziert. Und Hazal ist der Mensch hinter der rein computer animierten Hauptdarstellerin: Jede ihrer Bewegungen wird vom schwar zen Motion Capture Suit, den sie trägt, in Rechner eingespeist, um die Moves im Film realistisch erscheinen zu lassen.

the red bulletin: Autor und Regisseur Andy Briggs will Jane in seinem „Tarzan“-Remake nicht als ängstliche Stadtmaus dar stellen, sondern als emanzipierte, selbstbestimmte Frau. Wie wohl fühlst du dich in der Rolle?

hazal nehir: Ich fnde es toll, zum ersten Mal ist Jane ein richtiger Action Hero. Sie ist ein Kind von der Straße, aber mehr im Sinne von street-smart, nicht herunter gekommen oder kriminell. Sie be wegt sich gerne draußen, liebt es, ihre Komfortzone zu verlassen, und stürzt sich ins Abenteuer.

Hinzu kommt, dass Jane zum ersten Mal nicht weiß sein wird. Ja, das zu verkörpern macht mich unglaublich stolz. In meiner Kind heit gab es in den Medien fast nur weiße Frauen. Und plötzlich wünschst du dir als junge Türkin, blond zu sein und helle Haut zu haben – was absurd ist. Aber je älter ich wurde, desto mehr habe ich diese Mechanismen durchschaut. Doch dieses Gefühl, nicht dem Ideal zu entsprechen, bleibt lange in dir.

Siehst du dich dadurch jetzt in einer Vorbildposition?

Das ist tatsächlich ein wichtiger Motivator für mich, speziell als Athletin: zu wissen, ich kann junge Frauen inspirieren. In der Free running-Szene sind zwar alle offen und aufgeschlossen, doch kommen auf tausend Männer nach wie vor nur zwanzig Frauen. Und momen tan erreiche ich primär auch nur jene, die sich ohnehin für Parkour interessieren. Wenn aber jemand wie ich im Mainstream stattfndet, kann das etwas bewegen. Da geht es in weiterer Folge nicht zwingend nur um Sport, sondern generell darum, zu zeigen, dass Frauen auf allen Ebenen genauso schlau, stark und schnell wie Männer sein können.

Heißt das, Jane wird sich diesmal nicht im eleganten Kleidchen durch den dichten Dschungel schwingen?

Beim Dreh für den Trailer trug ich einen speziellen Anzug, der alle meine Bewegungen getrackt und aufgezeichnet hat. Die Serie wird

ein hyperrealistischer Mix aus echter und digitaler Welt. Ich bin grund sätzlich kein Fan von Kleidern, son dern lieber casual in Baggy-Hosen unterwegs.

Und Tarzan? Immerhin trug er bisher einen Lendenschurz, also quasi einen Rock … Ich bin gespannt, wie sie ihn schluss endlich darstellen. Vielleicht bewegt man sich überhaupt weg von der Idee „Frauen tragen das, Männer das“. Solange man nicht mit dem Rock an einem Ast hängenbleibt, ist ja völlig egal, was man anhat.

Was waren die größten Heraus forderungen für dich am Set? Natürlich die Schauspielerei (lacht) Der Rest hat in erster Linie einfach nur Spaß gemacht. Andy Briggs, der Regisseur, war super und hat mir sehr dabei geholfen, mich in der Rolle zurechtzufnden und wohlzufühlen.

Von wem hast du dich früher inspirieren lassen? War Tarzan sogar ein Held deiner Jugend? Instinktiv habe ich immer schon mehr nach weiblichen Heldinnen gesucht. Es gab eine Tanzshow im türkischen Fernsehen, und da war diese Frau, Aydan hieß sie, die war der Wahnsinn. Sie war Breakerin, machte Headspins, Powermoves –rückblickend war sie wahrscheinlich mein erstes Idol. Tarzan mochte ich tatsächlich auch, und wäre er eine Frau gewesen, hätte mir die Geschichte noch besser gefallen. Mittlerweile gibt es zwar mehr weib liche Vorbilder in den Medien, aber da ist noch viel Luft nach oben.

Immerhin bist du bald eine davon. Stimmt, du hast recht – wie cool!

In der Serien-Neuauflage von „Tarzan“ soll es um (und gegen) Umweltzerstörung, illegale Abholzung und Wilderei gehen. Instagram: @hazalnhr

Film
Interview LISA HECHENBERGER Foto PHILIPP HORAK
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Freerunnerin Hazal Nehir, 28, hier im Motion Capture Suit, leiht der neuen Jane im Film ihre Bewegungen.
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„ Es wäre schön, wenn Tarzan eine Frau wäre.“

Breaking News

hochgradig unerwünscht. „Das Credo lautet: Borrow it and fip it, das bedeutet, du kannst einen Move übernehmen, aber musst ihn weiter entwickeln“, erklärt B-Girl Sina.

Zackige Verrenkungen, Drehungen, die zu Standbildern werden, dazwi schen ein Kopfstand, immer energe tisch – so wirkt Breaking, das in den 1970er-Jahren unter B-Boys und B Girls (kurz für Break-Boys/-Girls oder Bronx-Boys/-Girls) in Manhat tan und der South Bronx entstand, für Outsider. Für Insider ist der Kreis, in dem getanzt wird, das Zentrum der Welt. Und der Tanz selbst ein kreativer Schöpfungsakt, ein Battle der Superlative.

B-Girl Sina, 28, und B-Boy Lil Zoo, 29, sie Österreicherin mit ma rokkanischen Wurzeln, er in Öster reich lebender Marokkaner, zählen zu den besten Tänzern in der Com munity. Im November 2022 treten sie beim 19. Red Bull BC One World Final in New York City an – mit gro ßen Plänen, gegen 60 andere Tänze rinnen und Tänzer aus 30 verschie denen Ländern. Ihr Plan?

Sina hat gelernt, immer bereit für Plan B zu sein: „Ich fokussiere mich bei meinem Moves auf die Musik und die Kreativität im Tanz. Akro batisch mach ich weniger, weil mich alte Verletzungen im Schulter- und Nackenbereich recht einschränken, deswegen fnde ich andere Wege, mache mehr tänzerisch.“

Für die große Competition in den USA gilt: Yoga und Ausdauertraining im Vorfeld, am World-Final-Tag den Magen eher leer lassen, nur ein paar Früchte naschen und die Moves

mental ordnen. Sina: „Damit ich sie schnell parat habe, aber auch Spiel raum für den Moment lassen kann.“ Lil Zoo kommt aus Casablanca, lebt seit sieben Jahren in Innsbruck, hat bereits sechsmal an World Finals teilgenommen – und eines sogar ge wonnen. Er will bis zum Battle „ein fach nur in Shape bleiben“. Sein Ziel: „In New York dabei zu sein be deutet mir viel, weil hier alles be gonnen hat. Und es dort einfach eines der besten Audiences gibt.“

Abgesehen vom Erfolg in der Competition wünschen sich die zwei Tänzer für New York nur eines: den Spirit der Breaking-Kultur zu atmen. „Ich will unbedingt zur Sedgwick Avenue, wo DJ Kool Herc 1973 die erste Block Party geschmis sen hat, und zum Universal Hip Hop Museum – beides in der Bronx“, sagt Sina voller Vorfreude.

Der kreative Kreis

Der Motor dafür, in den Kreis zu springen, kann vieles sein. „Wenn ich wütend bin, trainiere ich. Der Kreis ist ein Platz ohne Stress, an dem ich alle meine Gefühle auslebe“, sagt Lil Zoo, der sich, bevor seine Breaking-Passion einsetzte, als schüchternen Typen empfand. Das war einmal. Jetzt fühlt er sich wohl in seiner Haut. „Du musst nicht der Stärkste sein, sondern originell.“ Kreative Finesse ist überhaupt das oberste Gebot: Der individuelle Style soll nicht „gestohlen“ werden. Die Basis, die „Foundation“, kann jeder lernen, aber der „Signature Move“ jedes Breakers ist heilig. Einen Move zu kopieren heißt „biten“ und ist

Die fashionaffne Tirolerin mit marokkanischer Mutter beschreibt sich ebenfalls als introvertierte Per son, die sich nicht wahnsinnig gern vor anderen bewegte. Als sie ein Jahr in Schweden verbrachte, sagte ihr Breaking-Mentor zu ihr: „Keiner nimmt dich so genau unter die Lupe wie du selbst. Wenn du sehr gut bist, merken sich sie Leute, wie du ge tanzt hast. Wenn du Fehler machst, kann sich danach keiner daran erinnern – also genieß die Zeit und denk nicht viel darüber nach!“

Dieser Rat war der Turbo-Boost für ihr Selbstvertrauen und hat ihr geholfen, selbst in Battles, die sie nicht für sich entschieden hat, „zu scheinen“ – also zu leuchten und ihren großen Moment zu feiern.

Ein Traum aus Gold Nach mehr als einem halben Jahr hundert wird Breaking 2024 olym pisch. Aus Lil Zoos Augen blitzt die Euphorie: „Breaking wird dann mit anderen Augen gesehen werden, vor allem von Menschen, die nicht tan zen. Dann müssen uns alle endlich ernst nehmen! Mein Ziel ist, fx die Goldmedaille in Paris zu holen.“

Auch Sina, die neben dem Tanz auch ihr Modelabel „From The Soul“ betreibt, sieht Olympia als Chance. „Es bringt mehr Möglichkeiten. Ganz wichtig ist uns aber, die Kultur aufrechtzuerhalten, die History und die Essenz, um zu verstehen, dass es sich nicht nur um den sportlichen Aspekt dreht, sondern dass der Tanz viel tiefer geht.“

Mindestens bis in die Seele.

Mehr Infos zum 19. Red Bull BC One World Final am 12. November in New York auf Seite 86. Hier geht es zum Merch: redbullshop.com/bc-one Instagram: @lilzooisme, @soulsistersina, Sinas Modelabel: fromthesoul.eu

Tanzen
Sina & Lil Zoo sind die besten Breaker Österreichs und treten beim Red Bull BC One World Final an. Hier verraten sie, wie ein Tanz zum entscheidenden Move ihres Lebens wurde.
40 THE RED BULLETIN SIMON VAN HAL/RED BULL CONTENT POOL

Die Breaking-Kollegen Sina, 28, und Lil Zoo, 29, und ihr Rezept gegen die Schüchternheit

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„ Du musst nicht der Stärkste sein, sondern originell.“

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changes

Haben Sie noch einen Tipp? Erst einmal ist es wichtig, sich von anderen Menschen inspirieren zu lassen, die die gängigen Regeln gebrochen haben. Eines meiner Vor bilder ist Oscar Wilde, von dem ich im Übrigen auch meinen Künstler namen übernommen habe.

Olivia Wilde, 38, geboren unter dem nicht ganz alltäglichen Namen Olivia Jane Cockburn, war auf dem Weg zum Hollywoodstar. Aber nach Nebenrollen in Blockbustern wie „Cowboys & Aliens“ oder der Erfolgsserie „Dr. House“ schlug sie eine neue Richtung ein – und reüssierte mit der Komödie „Booksmart“ als Regisseurin. Mit dem Psycho thriller „Don’t Worry Darling“ über eine mysteriöse Wohnsiedlung in den 50er Jahren etabliert sich die 38 Jährige nun als Filmemacherin.

the red bulletin: Von der gefeierten Schauspielerin zur Regisseurin: Warum wollten Sie unbedingt den Job wechseln? olivia wilde: Schauspieler sind sehr abhängig – davon, dass man sie auswählt oder in welchen Rollen man sie sieht. Regisseure sind viel freier. Als ich zum ersten Mal an meinem eigenen Set meines ersten Films „Action!“ rief, fühlte ich einen Nervenkitzel der Unabhängigkeit. Wenn ich etwas am Set ändern wollte, konnte ich das einfach tun.

Woher wussten Sie, dass Sie nicht scheitern würden? Ich hatte das Glück, dass meine Mutter (Leslie Cockburn; Anm.) als Journalistin, Politikerin und Filmemacherin erfolgreich war. Ich wuchs also mit dem Gefühl auf, dass du ungeahnte Möglichkeiten hast und dich ständig weiterentwickeln kannst. Du musst nur bereit sein, die nötigen Schritte zu gehen.

War es ein steiniger Weg? Ich wusste, dass es Regisseurinnen schwer haben, weil die Leute es nicht gewohnt sind, dass Frauen kom merziell erfolgreiche Filme drehen. Aber mein Gedanke war: Jetzt erst recht. Ich werde es euch zeigen.

Sie hatten doch bestimmt auch manchmal Zweifel, oder? Klar hast du Angst, aber das ist auch sehr belebend. David Bowie hat mal gesagt: „Wage dich in Bereiche vor, die deine Fähigkeiten überschreiten. Schwimme so weit hinaus, dass deine Füße nicht mehr den Boden berüh ren. Dann hast du den Ort erreicht, wo du etwas ganz Aufregendes schaffen kannst.“ Jedes Mal, wenn du gegen eine Wand läufst, kannst du über dich hinauswachsen.

Wie haben Sie diese Wände am Ende überwunden?

Manchmal kommen junge Filmemacherinnen und Filmemacher zu mir und sagen: „Es gibt so viele Komplikationen. Niemand glaubt an mich.“ Dann antworte ich: „Habt Spaß daran, die Leute zu überraschen.“ Du musst Herausforderungen als Chancen betrachten. Pack den Stier bei den Hörnern!

Leicht gesagt …

Nehmen Sie Michael Jordan: Sobald jemand Zweifel an ihm äußerte, machte er seine besten Spiele. Natürlich wird nicht alles immer klappen. Gerade in der Filmbranche gibt es so viele unbekannte Faktoren. Deshalb musst du dir und deinen Überzeugungen treu bleiben.

Sie heißen nicht nur nach einem der berühmtesten Poeten Irlands, sondern haben selbst irische Wurzeln. Wie tief reichen die?

Die Kunst, das Theater und die Lite ratur, die in Irland entstanden sind, haben mich wirklich inspiriert. Ich liebe die Texte von Oscar Wilde und Samuel Beckett. Ich liebe das Gefühl, dass wir über die verheerendsten Elemente der Menschheit diskutieren können, aber mit einem Sinn für Humor. Und die härteste Seite von mir, die mir hilft, so vieles im Leben zu überstehen, ist tief mit meinen irischen Wurzeln verbunden.

Ihr Freund ist der britische Musiker Harry Styles, der ebenfalls in Ihrem neuen Film mitspielt. Wie war es, mit ihm zusammenzuarbeiten?

Ich liebe es, mit Schauspielern zu arbeiten, die aus einem anderen Metier kommen. Reine Schauspieler spielen manchmal mit angezogener Handbremse. Sie sagen sich: „Wir drehen ja noch ein paar Wiederholungen.“ Aber Musiker müssen bei einem Auftritt alles geben. Und mit derselben Haltung gehen sie an eine Schauspielrolle heran. Genau das hat Harry gezeigt.

„Don’t Worry Darling“ läuft derzeit im Kino. Info: dontworrydarling.net

Film
Interview RÜDIGER STURM Olivia Wilde wechselte als Hollywood Schauspielerin auf den Regiestuhl. Und ihre Selbstinszenierung? Ein Mix aus Oscar Wilde (nicht verwandt) und David Bowie. - -
42 THE RED BULLETIN JULIAN UNGANO & TOMMY AGRIODIMAS/THELICENSINGPROJECT.COM
Wie Olivia Wilde, 38, mit Zweifeln an ihren Fähigkeiten umgeht THE RED BULLETIN 43
„ Jetzt erst recht – ich werde es euch allen zeigen!“
Das große Match um Macht und Milliarden: Das Serien - Event „ Das Netz“ beleuchtet die dunkle Seite des Fußballs. Der Thriller „ Prometheus“, der Krimi „ Spiel am Abgrund“, die Dramedy „ Power Play“: „ Das Netz“ ist eine einzigartige Form des seriellen Erzählens. Drei parallel laufende Serien, einzeln zu sehen und doch miteinander vernetzt. Und hinter den Kulissen? Tom Wlaschiha, Valerie Huber, Tobias Moretti, Max von der Groeben – wir haben die Interviews mit den Stars. Und zeigen im Überblick alle Charaktere und Schauplätze. Plus: das Quiz zu Körpertuning & Crime im Fußball. Was ist real, was erfunden?
Netz Die Produktion „Das Netz“ (mit insgesamt 22 Folgen) ist eine Initiative von Red Bull Media House, Beta Film, ARD Degeto, ServusTV und RAI in Koproduktion mit MR Film (für Österreich), Sommerhaus Serien GmbH (für Deutschland) und Cross Productions (für Italien). Alle drei Serien werden ab 1. November in Österreich exklusiv bei ServusTV und ServusTV On zu sehen sein. Serien - Event 44 THE RED BULLETIN
PREMIUM, PETER RIGAUD
Ball im
GETTY

Deutschlands Gesicht in Hollywood: Wlaschiha ist einer der bekanntesten Schauspieler des Landes und ein Hauptdarsteller in „Das Netz“.

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Ich halte es mit den Underdogs“

Spätestens seit seiner Rolle in „Stranger Things“ ist Tom Wlaschiha ein international gefragter Schauspiel-Star. Jetzt glänzt er in der Serie „Das Netz“ als skrupelloser Talentscout.

Matthias Hartmann und Plinio Bachmann fungierten als Kreatoren, Andreas Prochaska („Das Boot“), sein Sohn Daniel, Rick Ostermann sowie Volfango De Biasi und Lorenzo Sportiello führten Regie: Das Serien-Event „Das Netz“ schildert ein fktives Szenario über die korrupten Machtstrukturen im internatio nalen Spitzenfußball. Eine „Welt ohne Grenzen“ nennt es Schau spieler Tom Wlaschiha. Er ver körpert in der Serie von Red Bull Media House, Beta Film, ARD Degeto, ServusTV und RAI einen fesen Talentscout.

the red bulletin: Was ist Fußball für Sie?

tom wlaschiha: Entertainment.

Gibt es einen Lieblingsverein?

Ich halte es mit den Underdogs. Was den Vorteil hat, tatsächlich mitfebern und sich über einen eher unwahrscheinlichen Erfolg richtig freuen zu können. Frei burg ist mir in der Bundesliga sympathisch, obwohl die ja mitt lerweile ein Geheimfavorit sind.

Um eine Metapher zu bemühen: Was war bisher das Spiel Ihres Lebens?

Es fndet jeden Tag statt. Ich hoffe nur, ich werde nicht zu früh ausgewechselt.

Ihr schönstes Tor?

Da bin ich froh, dass Sie mich nicht nach meinen Fouls fragen.

Als Schauspieler in derselben Rolle, aber in mehreren unterschiedlichen Geschichten mitzuspielen hat Wlaschiha gereizt. Hier mit Farba Dieng (o.) und Itay Tiran (u.) bei den Dreharbeiten für „Das Netz“.

Die weitere hochkarätige Besetzung: Amanda Abbington, Angel Coulby, Gaetano Bruno und Alberto Paradossi

Ansonsten glaube ich, dass es beruflich wie privat vor allem um eine gute Kondition geht, um über die 90 Minuten durchzuhalten.

Sie wussten ja relativ früh, dass Sie Schauspieler werden wollen – wie kam das?

Mir war klar, dass ich etwas Krea tives machen wollte, und Theater und Film haben mich fasziniert. Aber es ist natürlich unmöglich, mit fünfzehn zu erfassen, was der Beruf alles mit sich bringt und was es wirklich bedeutet, als Schauspieler zu arbeiten.

Was ist heute das Faszinierende an Ihrer Arbeit?

Da gibt es eine Menge Aspekte. Erst mal liebe ich es, zusammen mit anderen Leuten Geschichten zu erzählen und damit ein Publi kum im besten Fall gut zu unter halten. Und für den Adrenalin spiegel ist der Job auch ganz gut, weil jede neue Rolle eine Her ausforderung ist und man vorher nie weiß, ob es funktioniert. Und natürlich macht es Spaß, an Orten zu drehen und zu arbeiten, wo andere Leute Urlaub machen. Und dann ist da die Vielfältigkeit des Berufs. Ich brauche immer ein bisschen Abwechslung, sonst wird mir schnell langweilig. Gerade in den letzten Jahren habe ich viele neue Facetten des Jobs ausprobiert wie Lesungen, Moderationen oder Podcasts.

Warum war „Das Netz“ für Sie als Schauspieler attraktiv?

Es ist ein sehr ambitioniertes Projekt, und ich fand die Idee, als Schauspieler in derselben Rolle in mehreren Geschichten mitzuspielen, sehr spannend. Zumal Rick Ostermann und Andreas Prochaska Regisseure sind, die ich sehr schätze und mit denen ich schon vorher gearbeitet hatte. Am über raschendsten war für mich übrigens, dass beim Dreh alles ziemlich gut funktioniert hat.

Serien - Event: Interview
46 THE RED BULLETIN STEPHAN RABOLD, MR-FILM/PETRO DOMENIGG, PETER RIGAUD
Interview SASKIA JUNGNIKL GOSSY

Was bleibt Ihnen sonst von den Dreharbeiten in Erinnerung?

Die schönsten Drehtage für mich waren die in Ghana. Wir haben zwei Wochen in Accra ver bracht und dort mehrere Szenen gedreht. Das bunte Durcheinander einer afrikanischen Großstadt war eine perfekte Kulisse. Für mehrere Szenen waren Jugend liche als Statisten besetzt, die richtig gut am Ball waren. Oder besser gesagt, an der Plastikfasche, denn echte Bälle sind dort Mangelware. Die Produktion hatte aber jede Menge Fußbälle dabei und hat die am Ende an die Kids verschenkt. Die haben sich so darüber gefreut, dass mich das sehr nachdenklich gemacht hat.

Sehen Sie Fußball heute mit anderen Augen?

Dass Proffußball kein lustiges Ballspiel ist, sondern ein knall hartes Geschäft, das war mir auch vorher klar. Das Erschre ckende ist eigentlich nur immer wieder, dass es offenbar keine moralischen oder ethischen Grenzen mehr gibt, wenn es ums Geschäftemachen geht. Aber das zeichnet unsere Gesellschaft ja in vielen Bereichen aus.

Ihre Rollen in „Game of Thrones“ und „Stranger Things“ haben Sie zum internationalen Star gemacht: Wie hat das Ihr Leben verändert?

Ich werde defnitiv nach mehr Selfes und Autogrammen gefragt, und die Zahl der Rollenangebote hat sich zum Glück erhöht, ansonsten fühlt sich das Leben so ziemlich an wie vorher.

ich

Erinnern Sie sich an einen Mo ment, der Ihnen einiges an Mut abverlangt hat, dann aber für Ihre Karriere prägend war?

Rückblickend war es eine sehr gute Entscheidung, vor 15 Jahren mal wegzugehen aus Deutsch land und nach London zu ziehen. Ich war relativ pleite, habe mich aber durchgeschlagen und einen tollen Agenten gefunden, ohne den ich heute sicher nicht da wäre, wo ich bin. Ich wusste immer, dass das, was ich tue, mir großen Spaß macht. Klingt banal, ist aber meiner Meinung nach essenziell. Natürlich hatte ich auch lange Durststrecken ohne Jobangebote und wusste manchmal nicht, wie es weiter geht. Dann bin ich halt ab und zu einen Umweg gegangen und habe die Erfahrung gemacht, dass man da auf ganz unerwartete Dinge treffen kann.

Haben Sie einen Rat an jene, die gerne SchauspielerInnen werden möchten?

Ich würde unbedingt dazu raten, auf eine Schauspielschule zu gehen. Das Handwerk, das man dort lernt, ist immer ein gutes Back up. Außerdem sollte man sich klar machen, dass die Wahrscheinlichkeit, einen Oscar zu gewinnen oder Millionär zu werden, etwa bei null liegt. Wenn man dann noch Lust hat, mitzuspielen, dann würde ich’s versuchen.

Tom Wlaschiha

geboren 1973 in Dohna (Sachsen) in der damaligen DDR. Nach dem Mauerfall verbrachte er ein Schuljahr in den USA, später studierte er Schauspiel in Leipzig und spielte ab 1999 kleine TV-Rollen. Sein internationaler Durchbruch nach Castings in London kam 2015 mit seiner Rolle als Jaqen H’ghar in „Game of Thrones“, darauf folgte die Serie „Stranger Things“.

Tom Wlaschiha über die holprigen Anfänge einer steilen Karriere
THE RED BULLETIN 47
„Als ich nach London ging, war
so gut wie pleite.“

Wir erreichen den Ausnahmeschauspieler Tobias Moretti („Das finstere Tal“, „Die Hölle“, „Jedermann“) bei Dreharbeiten in Südtirol und auf Elba. Dort nimmt sich der 63 Jährige Zeit für unseren kurzen Fußball Talk. Ab 1. 11. erwartet uns ein Serien thriller bei ServusTV über Fuß ball, Doping und die Vermutung, dass nur die Lüge wahr ist.

the red bulletin: Wann hat Sie mal jemand zurückgepfffen und warum?

Tobias Moretti: Ich werde stän dig zurückgepfffen, meistens vom Kauf einspuriger, zweispuriger und zwillingsbereifter Fahrzeuge.

Was war das Spiel Ihres Lebens? Schwer zu sagen, wo und was es war, aber ich glaube, am Burg theater.

Abseits – was ist das?

Ich habe ein halbes Leben gebraucht, bis ich die Abseitsregel verstanden habe – und jetzt, wo ich endlich so weit bin, gibt’s den Videobeweis.

Ich werde ständig zurückgepfiffen“

Tobias Moretti ist das österreichische Aushängeschild des internationalen Serienprojekts. Wie steht der Schauspieler zu den großen Themen von „Das Netz“? Warnungen, Abseits und ewiges Leben.

Wofür haben Sie metaphorisch zuletzt die Gelbe oder Rote Karte bekommen?

Ich habe öfter die Gelbe bekom men und die eine oder andere Warnung vom Leben, vom Schicksal – und dazwischen immer Glück gehabt.

Was war Ihr „schönstes Tor“ bzw. Ihr größter Überraschungssieg? Mit sechzehn, siebzehn oder so ist mir, dem aushilfsweise eingewechselten Fußballfremden, ein Fallrückziehertor gelungen. Nie mehr wieder ist mir Ähnliches widerfahren.

Es ist ein zentrales Thema in der Serie „Das Netz“ – möchten Sie gerne ewig leben?

Nein, auf keinen Fall. Alles, was das Leben ausmacht – Freude, Schmerz, Glück, Genuss –, ist deshalb so kostbar, so unwieder holbar, weil das Leben endlich ist. Wer der irdischen Begrenzt heit die Kategorie der Ewigkeit überstülpen will, wird hoffentlich scheitern in seiner unerträglichen Dekadenz – oder langweilt sich zu Tode.

Tobias Moretti

geboren 1959 in Gries am Brenner in Tirol als ältester von vier Söhnen. Er hat Komposition

studiert (macht mit seiner Ehefrau Julia, einer Oboistin, Hausmusik) – und ist diplomierter Landwirt. Zwei der drei Kinder, Antonia und Lenz, sind ebenfalls im Schauspiel zu Hause. Tobias Moretti, 63, seit vier Jahrzehnten ein vielfach prämierter Film und Theater schauspieler Tobias Moretti spielt den Dopingjäger Georg Trotter, hier mit seiner Ehefrau Diana Trotter, einer Journalistin – verkörpert von der Britin Angel Coulby.
Serien-Event: Interview 48 THE RED BULLETIN SERVUS TV/BENE MUELLER, MR-FILM/PETRO
KALTENBÖCK
DOMENIGG NINA

Frage 2

Um nach der Sommerpause schneller sein Idealgewicht zu er reichen, verspeist Niklas Süle von Borussia Dortmund während der Saisonvorbereitung Eier von Band würmern, die ihm beim Abnehmen helfen sollen.

Frage 4

Weil der Körper mit kaltem Wasser schneller regeneriert, hat Bayern Prof Jamal Musiala in seinem Haus in München alle Warmwasser leitungen stilllegen lassen. Somit ist er gezwungen, jeden Morgen eiskalt zu duschen.

Frage 6

In der NFL ist der Umzug von Teams in eine andere Stadt nichts Ungewöhnliches. Im Fußball eigent lich schon. Trotzdem zog 1951 der belgische FC Namur nach Monaco, um Steuern zu sparen und mehr Geld zu verdienen. Seitdem heißt der Verein offziell AS Monaco

Frage 9

2021 rebellierten zwölf Fußball vereine gegen die UEFA. Ihr Plan: eine eigene Super League. Dafür sollten die Vereine insgesamt 3,5 Milliarden Euro bekommen. Erst nach heftigen Fan Protesten wurden die Pläne aufgegeben.

Frage 1

Der Stürmer Erling Haaland trägt vor dem Zubettgehen eine Spezialbrille, die das Blaulicht von Handy oder Fernseher heraus fltert. Dadurch kann der Star Kicker von Manchester City besser einschlafen, und sein Körper regeneriert sich schneller.

Wahr oder falsch?

Im Serien-Event „Das Netz“ dreht sich alles um Geld, Macht und Leistungssteigerung. Aber wie sieht’s im Fußball wirklich aus?

Das Quiz: Sind diese elf Anekdoten Realität oder Fiktion?

Frage 3

Frage 8

Serge Gnabry hat auf Rat eines Neuroathletik Trainers mit dem Klavierspielen angefangen, weil das Hirnareale neu miteinander verknüpft. Und das wiederum führt dazu, dass der Bayern Stürmer auch auf dem Rasen besser wird.

Frage 11

Fans von Manchester City trugen in einem Pilotprojekt Hightech Fanschals, die Herzschlag und Gefühlsausbrüche aufzeichnen. Damit möchte der Verein besser verstehen lernen, wie seine An hänger ein Spiel erleben.

Frage 5

Die deutsche Torfrau Merle Frohms verwendet Handschuhe, die auch NASA­ Piloten auf ihren Weltraum Missionen tragen. Weil das Mate rial leichter ist, kann sie bei einem Schuss aufs Tor die Hände schneller in die Höhe reißen.

Frage 7

Der FC Liverpool arbeitet mit einem IT Unternehmen zusammen, das Verletzungen von Spielern vorhersagen kann. Künftig kann künstliche Intelligenz sogar verraten, wie Gegner auf bestimmte Spielsituationen reagieren werden.

Frage 10

2009 manipulierten Hacker bei einem Spiel der isländischen Liga in der 74. Minute das Flutlicht. Das Spiel wurde daraufhin beim Stand von 2:2 abgebrochen. Zuvor hatten Unbekannte eine Million Euro auf ein Unentschieden gesetzt.

Auflösung: 1. wahr, 2. falsch, 3. wahr, 4. falsch, 5. falsch, 6. falsch, 7. wahr, 8. wahr, 9. wahr, 10. falsch, 11. wahr.

Barça Neuzugang Robert Lewan dowski beginnt beim Essen mit dem Nachtisch, isst dann die Vorspeise und zuletzt das Haupt gericht. Der Grund: Der Körper eines Spitzensportlers verdaut Kohlen hydrate schneller als Proteine.
Serien - Event: Quiz 49 PICTUREDESK.COM, GETTY IMAGES, ADOBE STOCK, MAURITIUS IMAGES, GETTY PREMIUM MARC BAUMANN

Ich wäre eine freche und impulsive Stürmerin“

Valerie Huber ist Taekwondo-Schwarzgurt trägerin, ist Skirennen gefahren, kann reiten und fechten. Ob sich die Schauspielerin auch für Fußball begeistert?

Nach Franz Klammers Ehe frau Eva in „Klammer – Chasing the Line“ und dem Model Vanessa in der Netfix-Serie „Kitz“ ver körpert die 26-Jährige in der Serie „Das Netz“ die diplomierte Physiotherapeutin Eva Rieper. Das Credo ihrer Figur ist, dass geschundene Fußballerkörper mit professioneller Unterstützung von selbst heilen – und sie ahnt, dass gewisse Methoden faul sind. Aber jetzt: Let’s talk soccer!

the red bulletin: Was war das wichtigste Match in deinem Leben?

valerie huber: Ich würde sagen: mein erstes Skirennen.

Du bist ja ausgebildete Skilehrerin. Bist du ein Competition Typ? Macht es dir Spaß, dich mit anderen zu messen?

Ich war als Teenie sehr kompetitiv. Ich wollte immer die Schnellste sein und bei Sportbewerben ge winnen. Das versuche ich heut zutage eher zurückzuschrauben, weil es dich nur unnötig unter Druck setzt und Stress bereitet.

Übertragen wir dein Leben einmal aufs Fußballfeld. Welche Position spielst du? Wahrscheinlich wäre ich eine Stürmerin. Ich reagiere oft schnell und impulsiv, und da kann auch das eine oder andere Mal eine freche, unpassende Meldung

kommen. Ich denke, man sollte als Selbständige eher auf der stürmischeren, zielstrebigeren Seite sein. Da ist wenig Platz fürs Zurücklehnen und Abwarten, bis einem der Ball zugespielt wird.

Verfolgst du Fußballmatches? Ich muss zugeben, eigentlich

nicht. Ganz selten mit meiner Mama, wenn eine WM oder EM stattfndet. Ich habe keinen Fuß ballklub, den ich unterstütze. Wobei, warte

… dein Freund Paul Pizzera ist Fan von … natürlich! Ich bin selbst verständlich großer Sturm-GrazFan. (Lacht.)

Schaust du dir auch Österreichs Nationalmannschaft an? Ja, manchmal, obwohl es in Österreich, was Erfolge betrifft, leichter ist, Ski-Fan zu sein als Fußballfan.

Valerie Huber geboren 1996 in Wien. Ihre Kindheit verbrachte Huber u. a. in Uganda, der Elfenbeinküste und in den USA, weil ihr Vater in der Entwicklungszusammenarbeit tätig war. 2015 war Huber im Wiener Volkstheater in „Ein Sommernachtstraum“ zu sehen –noch vor ihrem Abschluss auf der Schauspielschule. Darauf folgten diverse Rollen für Kino und TV.

Ab 1. November ist die 26 jährige Wienerin Valerie Huber bei ServusTV und ServusTV On in „Das Netz“ zu sehen. Valerie Huber versucht als Physiotherapeutin Eva Rieper, den Spielern den Schmerz zu nehmen.
Serien - Event: Interview 50 THE RED BULLETIN MARIO TRAAR, MR-FILM HOLGER POTYE

„ Ich bin ein harter Hund, aber gerecht“

Max von der Groeben, auch bekannt aus „Fack ju Göhte“ und „Lindenberg! Mach dein Ding“, spielt in „Das Netz“ einen Hooligan. Hier erzählt er, wie er die Rolle angelegt hat. Und was ihn privat bewegt.

Wenn man mich fragt, ob es Parallelen zwischen der Serie und meinem Leben gibt, sage ich: Das Spiel meines Lebens ist das Leben an sich. Das gilt im Positiven wie im Negativen, manchmal ist Zeit zum Genießen da, und manchmal kämpft man sich durch schwieri ge Zeiten. Ich will als Schauspieler vor allem meine Rolle glaubhaft und authentisch darstellen. Im besten Fall erzähle ich damit noch etwas Größeres.

Das ist uns bei ‚Das Netz‘ ge lungen, meine ich. Sogar der letz te Fußballfan sieht mittlerweile, dass es im Fußball viel zu sehr ums Geld geht. Der Grundgedanke des Spiels geht damit verloren. Vielleicht können wir mit unserer Serie dazu beitragen, dass es einen Denkanstoß in die richtige Richtung gibt. Als Fan bin ich kein Ultra, aber auch nicht nur Eventbesucher. Ich bin Anhänger des 1. FC Köln und verfolge die Bundesliga. Insofern fand ich die Rolle des Hooligans Marcel Fork schon beim Lesen interessant. Er wirkt wie ein harter Hund, aber im Laufe der Zeit wird immer deutlicher, was in ihm steckt: dass er für größere Werte, für Gerechtigkeit kämpft.

Man beschäftigt sich in der Vorbereitung so intensiv mit der Figur, man lernt, seinen Antrieb zu verstehen. Für mich war das Team bei ‚Das Netz‘ eines der bes

Von der Groeben (li.) in einer „Das Netz“Szene (mit Ansu Njai, Ben Andrews Rumler und Surho Sugaipov): „Eines der besten Teams, mit denen ich je gearbeitet habe.“

einzigartige Stimmung, eine große Nähe und Direktheit, und das überträgt sich auf den Zuschauer.

Der schönste Erfolg für mich ist, dass ich ein gutes Umfeld habe. Familie und Freunde, die da sind und bei denen ich Rückhalt habe. Und das nicht nur, wenn es mir schlechtgeht. Genau das macht das Leben lebenswert – wenn man seine Erfolge teilen kann. Ich merke, dass mir das immer wichtiger wird, je älter ich werde. Das ist mein schönster Sieg, wenn man so will. Um den muss man kämpfen.“

Max von der Groeben

ten, mit denen ich je gearbeitet habe. Allein die Aufnahmen in dem Stadion mit rund 600 Kom parsen werden mir in Erinnerung bleiben. Ein weiterer Höhepunkt waren die langen Sequenzen, die wir gedreht haben, also Szenen ohne Schnitt. Das schafft eine

geboren 1992 in Köln, zog nach dem Abitur nach München, um dort Schauspiel zu studieren. Mit Erfolg: Von der Groeben ist heute einer der bekanntesten Jungschauspieler Deutschlands. Sein Durchbruch gelang ihm 2013 mit der Komödie „Fack ju Göhte“. Ihn reize das „Dunkle in Rollen – oder wenn die Figuren ein Problem haben“, sagt er. Entsprechend glaubwürdig stellt er in „Das Netz“ einen „Hooligan mit Herz“ dar.

Der Schauspieler Max von der Groeben ist mit Teenie-Komödien berühmt geworden. Aber er hat viel mehr drauf als das.
„ THE RED BULLETIN 51 STEPHAN RABOLD SASKIA JUNGNIKL-GOSSY

Die Connections

verfeindet verbündet

TALENTSCOUT

F + W Talent Agency

Die Talenteschmiede von Felgenbauer und Winter scoutet junge Fußball-Talente, hauptsächlich in Afrika.

Das Netz: die drei Serien

Das Fußball-TV-Event „Das Netz“ besteht aus drei Serien. Der Krimi „Spiel am Abgrund“ spielt in Deutschland, der Schweiz und in Ghana, der Thriller „Prometheus“ in Österreich und Groß britannien und die Dramedy „Power Play“ in Italien, Kamerun und Katar. Die Formate sind in sich geschlossen. Da sich einige Handlungsstränge über schneiden, kann die Serie auch als Gesamtkunstwerk betrachtet werden. thenet2022.com; Instagram: DasNetz2022

Spiel am Abgrund

Die Welt von Lea steht kopf, nachdem ihr Freund vor ihren Augen gestorben ist. Sie sucht gemeinsam mit Marcel, dessen Freund ebenfalls ermordet wird, nach den Verantwortlichen und findet sich in der korrupten Welt des Fuß ball-Business wieder.

Ab 1. 11. bei ServusTV (21.15 Uhr) und ServusTV On

Prometheus

Der Thriller spielt in der modernsten Sportklinik der Welt in den Alpen. Junge Fußballer werden dort mit den neuesten Methoden behandelt.

Im Verborgenen wird hier allerdings nach etwas ganz anderem geforscht: einem Medi kament, das ewiges Leben verspricht.

Ab 1. 11. bei ServusTV (20.15 Uhr) und ServusTV On

Power Play

Der Sohn der Eigen tümerfamilie wehrt sich gegen die neuen Inhaber und gegen seinen eigenen Vater. In seinem Kampf um Anerkennung und Liebe deckt er die mafiösen Züge des Fußballs auf.

Ab 6. 11. bei ServusTV (20.15 Uhr) und ServusTV On

Der Spieler der F+W Talent Agency ist untergetaucht. Warum? Salomon Touré (Ben Andrew Rumler) FUSSBALLPROFI SaA Richard Felgenbauer (Tom Wlaschiha) TALENTSCOUT Für den Agentur-Partner von David Winter steht der eigene Profit an oberster Stelle. SaA Pr Pp Marcel Fork (Max von der Groeben) HOOLIGAN Gerade raus aus dem Gefängnis, verliert er seinen besten Freund bei einem Messerangriff. Er will nun Rache – mit Leas Hilfe. SaA Der Russe betreibt ein Gym, in das Marcel sich einschleust, um die Mörder zu finden. Mikhail Kurgansky (Surho Sugaipov) KRIMINELLER SaA Marcel Forks bester Freund, der stirbt, als er David Winter bei einer Schlägerei zur Seite steht. Kevin Knob (Eric Cordes) HOOLIGAN SaA Lea Brandstätter (Birgit Minichmayr) ANWÄLTIN Muss mitansehen, wie ihr Freund David bei einem Mordanschlag ums Leben kommt, und will raus finden, wer dahintersteckt. SaA Der TV-Knaller „Das Netz“ verstrickt drei Serien zu einer Story über Geld, Macht und Korruption im Fußball. Wer spielt wo mit – und wer ermittelt gegen wen? Ein Überblick. im Business David Winter (Itay Tiran) Der Inhaber der Talent Agency will auspacken über die Zustände im Fußball – und bezahlt dafür mit seinem Leben. SaA Pp SaA
Serien -
Überblick
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Event:
52 THE RED BULLETIN
SHUTTERSTOCK, STEPHAN RABOLD(4), PICTUREDESK.COM(4), BENE MUELLER(2), ALEXANDER GRUBER, SERVUSTV, GETTY IMAGES

DOPINGJÄGER

JOURNALISTIN

Der Medizinerin gelingt es in ihrem Kliniklabor, das Geheimnis des ewigen Lebens zu lüften.

Wird in der Alpenklinik behandelt und verschwindet plötzlich spurlos.

Alpenklinik

Offiziell werden hier Profi Fußballer behandelt. In Wahrheit werden die Sportler aber für illegale Experimente benutzt.

EX-SOLDAT

Der Mann fürs Grobe. Erledigt für die Fischers Drecksarbeiten, für die das Ehepaar sich nicht die Hände schmutzig machen will.

Der Sohn der Trotters starb bei einem Autounfall.

von Georg Trotter; schöpft Verdacht, dass nicht alles mit rechten Dingen zugeht.

Der Milliardär ist Teilhaber der Klinik mit einem mächtigen Land im Rücken. Unterstützt Jean Lecos Pläne.

WFA-PRÄSIDENT

Der Präsident des Weltfußballverbands WFA hat ehrgeizige Pläne – und er setzt sie mit allen Mitteln durch.

WFA-RATSMITGLIED

Der „Papst“ des italienischen Fußballs ist einer der mächtigsten Gegenspieler von Leco.

FUSSBALLKLUB-ERBE

Der sympathisch chaotische Erbe der Tessari Dynastie will den Verein Toscana FC retten.

FUSSBALLER

Ben Trotter ( ) (Amrit Lazslo) SOHN Pr Kündigt Georg Trotter gegenüber eine brisante Enthüllung an. Kurz danach Jeremy Hall (John Keogh) TRAINER Pr Edmunda Cerna (Agata Buzek) GENETIKERIN Pr Jean Leco (Raymond Thiry) Maurizio Corridoni (Gaetano Bruno) Das Ehepaar ist Inhaber des Pharmakonzerns Fischer Carstens AG und Teilhaber der Alpenklinik, die die beiden als Deckmantel für ihre Medikamentenversuche missbrauchen. Clara Fischer (Ina Weisse) PHARMA-UNTERNEHMERIN Klaus Fischer (Peter Lohmeyer) PHARMA-UNTERNEHMER Vincenzo Tessari (Alberto Paradossi) Diana Trotter (Angel Coulby) Recherchiert die Hintergründe von Jeremys Tod und deckt ein schreckliches Geheimnis auf. Georg Trotter (Tobias Moretti) Hat die Nase voll von der Korruption in seinem alten Job – und tritt eine neue Stelle als Chefarzt der Alpenklinik an. Miriam Martelli ist eine sensationsgeile Reporterin, die für eine Story alles tut. Miriam Martelli (Beatrice Arnera) JOURNALISTIN SaA Pr Pp SaA Pr Pp Emanuel Kanu (Farba Dieng) Der Star Kicker aus Kamerun ist einer der ersten Klienten der F+W Talent Agency. Nach einer Verletzung wird er in der Alpenklinik behandelt. SaA Pp Pp Pp Henri Tadjou (Ansu Njai) JUGENDSPIELER Pr Mitarbeiterin Eva Rieper (Valerie Huber) PHYSIO THERAPEUTIN Pr Wang Li (Haofeng Li) INVESTOR Pr Hans Maurer (August Wittgenstein)
Pr THE RED BULLETIN 53
Pr Pr Pr Pr

Benzinschwestern

Aus den Boxen die überdrehten Stimmen von AC/DC. Aus der Box das Dröhnen hochtouriger Maschinen. Und daneben Offroad -Training mit Yoga- Elementen. Die PETROLETTES sind die erste weltweit vernetzte Bikerinnen - Community. Verschwitzte MachoKlischees überrollen sie lustvoll. Text LOIS PRYCE

Biking

AUFBRUCHSSTIMMUNG

Die Petrolettes-Gründerin Irene Kotnik beim Einladen ihres Triumph-Choppers. Es geht von Berlin zum BikerinnenFestival nach Thüringen.

55 HEIDI ZUMBRUN

Irene Kotnik steht auf einer Bühne mit Blick auf die älteste Straßen rennstrecke Deutschlands in Thü ringen und ruft zu: „Einigkeit! Empowerment! Schwesternschaft!“

Die zierliche blonde Frau im schwarzen Jeans-Overall ist die Grün derin der Petrolettes, des weltweit ersten Motorradclubs für Frauen. Und heute steht sie im Mittelpunkt des PetrolettesFestivals, Europas größter Motorrad veranstaltung nur für Frauen.

Obwohl Kotnik oft gezwungen ist, die strikte Beschränkung auf Frauen zu recht fertigen, weist sie das Etikett „militante Feministin“ zurück. „Es geht nicht um eine politische Haltung“, sagt sie. „Die Idee war, einen Raum für mich und meine Freundinnen zu schaffen. Ich wollte Frau en mit der gleichen Leidenschaft treffen.“

Was 2016 als Treffen von 250 Fahre rinnen bei einem Straßenrennen in Berlin begann, ist heute ein jährliches Festival, das an verschiedenen Orten stattfndet und Hunderte von Motorradfahrerinnen aus der ganzen Welt anlockt.

Ursprünglich hat Irene Kotnik Motor radfahren gelernt, um ihren Vater bei der Erfüllung seines Traums zu begleiten: einmal die Route 66 in den USA entlang fahren. „Aber die Biker, die wir trafen, waren allesamt alte Männer auf riesigen Cruisern und mit Bierbäuchen“, erinnert sie sich. „Die Szene gefel mir nicht.“

2013 stieß Kotnik zufällig auf „Wheels and Waves“ – ein ultraschickes Festival in Biarritz wo Oldtimer-Motorräder auf Surf-Kultur treffen. Sie war sofort faszi niert. „Ich wollte zurück nach Berlin, ein kleines Motorrad kaufen und selbst her richten.“ Aber zu Hause hatte sie keine Motorradfreunde, schon gar keine weib lichen, und die Mainstream-Motorrad veranstaltungen mit ihrer Macho-Atmo sphäre reizten sie nicht – „als wären wir noch in den 1970er-Jahren“. Also suchte sie im Netz nach Frauen auf Motorrädern. Es war die Geburtsstunde der Petrolettes.

Völkerverbindende App

Inzwischen gibt es auch eine PetrolettesApp, die bereits mehr als 12.000 Motor radfahrerinnen in 43 Ländern miteinan der verbindet. Über die Plattform können die Userinnen Tipps austauschen und Mitfahrerinnen fnden. Auf die Idee kam Kotnik während der Pandemie. „Da war das Festival nicht durchführbar“, sagt sie. „Die Leute wollten sich trotzdem für einen Ausritt mit Abstand treffen. Aber es gab so viel Verwaltungsaufwand und so viele E Mails, um alles zu organisieren, dass mir klar wurde, dass eine App das alles für mich erledigen könnte!“

Die Idee dazu brütete sie schon eine ganze Weile aus „Ich nutzte Facebook, um Mitfahrerinnen zu fnden, bei denen ich unterwegs übernachten konnte, und

dachte mir: Hmmm, würde ich auf der Couch eines Mannes schlafen?“

In der App gibt es eine interaktive Kar te mit einem Punkt für jede Petrolette auf der Welt. Und die Sache funktioniert. Eine Petrolette aus Großbritannien über nachtet auf dem Heimweg vom Festival bei einem deutschen Mitglied; und eine amerikanische Fahrerin, die nach der Ver anstaltung ihren Europatrip fortsetzen möchte, hat einen Schlafplatz bei einer Bikerin aus Paris gefunden.

Aus Süddeutschland ist Alischa Jewko zum Motorradfestival nach Thüringen an gereist. Sie hat die App genutzt, um nach der Trennung von ihrem Freund gleich gesinnte Petrolettes in ihrer Umgebung zu fnden. „Wir fuhren früher zusammen in einem örtlichen Motorradclub“, sagt sie. „Aber als wir uns trennten, war klar, dass er im Club bleiben würde und nicht ich.“

Beim Petrolettes Festival dreht sich alles um das Motorradfahren, klar – aber nicht nur. Neben Rennen, Pop-up-Tattoo studios und Musikbands gibt es ein YogaZelt und eine Masseurin, die den Fahre rinnen nach der langen Anreise die Verspannungen aus den Muskeln knetet.

Glam und Tattoos

Am Freitagabend trudeln immer mehr Motorräder auf dem Parkplatz ein: alte 1970er-Jahre-Trailbikes, glänzende nagelneue BMW-Tourenmaschinen und mächtige Harleys. Unbeeindruckt vom Regen werden Zelte aufgebaut. Als sich die Frauen für Kotniks Eröffnungsrede um die Bühne versammeln, wird klar, dass es so etwas wie eine typische Petro lette nicht gibt. Jede Generation ist ver treten und jeder Stil zu sehen – von schi ckem Pariser Retro-Glamour bis hin zu Tattoos im Gesicht. Was uns das sagt? Alle Frauen sind willkommen. Dieses Zu sammengehörigkeitsgefühl war es auch, das die in Kanada geborene und in Berlin lebende Musikerin Yvonne Ducksworth zu den Petrolettes brachte. „Als farbige Frau bin ich sehr vorsichtig, was die Teil nahme an Biker-Veranstaltungen angeht, und ich bin mir bewusst, wie die Leute mich angucken. Aber als ich 2016 zum ersten Petrolettes Festival kam, bin ich fast in Tränen ausgebrochen! Ich stand einfach nur still da, war über wältigt, nahm alles in mich auf. Ich dachte: End lich habe ich meine Crew gefunden.“

Dieses Jahr fndet das Festival auf dem „Schleizer Dreieck“ statt, einem legen dären Straßenkurs in Thüringen. Die Infrastruktur und die Gebäude wurden nicht an das 21. Jahrhundert angepasst,

Biking
56 THE RED BULLETIN HEIDI ZUMBRUN, CANAN ELDEMGIL
Die Performerinnen Princess Tweedle Needle (vorn) und Zora van der Blast
„ Einigkeit! Empowerment! Schwesternschaft!“ Bikerin Calvinna Caswara und das Motto der Petrolettes

Biking

sondern haben sich ihren baufälliges Flair bewahrt: abblätternde Farbe, Ma schendrahtzäune und wettergegerbte Tribünen. Unter einem schiefergrauen Himmel mischt sich zum Gesang von AC/DC-Sänger Bon Scott aus den Boxen das Dröhnen von Hunderten zuckenden Gasgriffen. Irene Kotnik ergreift das Mikro für einen letzten febrigen Anfeu erungsruf, die schwarz-weiß karierte Startfagge wird gehisst – und los geht’s.

Workshop - Mentalität

Für diejenigen, die sich nicht auf der Rennstrecke messen, werden geführte Ausfahrten in der Umgebung und Work shops angeboten, zum Beispiel in Sachen Mechanik oder Abenteuerfotografe. Dabei werden auch Diskussionen über Ängste geführt, die immer Teil des Motor

Die Iranerin Behnaz Shafiei musste sich als Mann verkleiden, um Motorrad zu fahren.
58 THE RED BULLETIN HEIDI ZUMBRUN,
MESECKE
Die Bikerinnen Katja Karasev (vorn) und Otti Fuchs auf dem Schleizer Dreieck vor dem Rennen
AMELIE

radfahrens sind, aber bei einem Treffen von männlichen Bikern eher nicht zu hören sein dürften, meint Irene Kotnik.

Auf der Wiese neben der Rennstrecke coacht Rallye-Dakar-Veteranin Tina Meier einen Offroad-Kurs. Sie nutzt Konzepte aus ihrem anderen Job als Yogalehrerin, um das für die Eroberung des Geländes erforderliche Körpergefühl zu vermitteln. „Bergab ist es der abwärts gerichtete Hund, bergauf die Kobra“, sagt Meier. Dann bittet sie die Gruppe, über den unebenen Boden zu fahren und dabei die linke Hand vom Lenker zu nehmen, um einen Ball an einer Schnur zu fangen. Diese Aktion, erklärt sie, lenkt die Auf merksamkeit vom Gelände ab und sen det eine Botschaft an das Gehirn: Der Körper kann beide Bewegungen gleich zeitig ausführen.

Sohar aus Rom, die ebenfalls Yoga lehrerin ist, fährt erst seit einem Jahr Motorrad. „Es konfrontiert mich mit meinen Unsicherheiten, aber auch mit meinem Bedürfnis nach Unabhängig keit“, sagt sie. Wie beim Yoga sind die inneren Prozesse individuell. Sich mit den Petrolettes auszutauschen und zu lernen, dass wir ähnliche Probleme haben, kann jedenfalls extrem ermutigend sein.“

Ein weiteres heiß diskutiertes Ge sprächsthema auf dem Festivalgelände ist das miserable Angebot an Motorrad kleidung für Frauen. Nichts passt richtig, und alles, was für Frauen entworfen wird, ist rosa. Céline Froissart, eine Mo torradfahrerin aus Paris, hat die Sache nach einem Erlebnis in einem französi schen Motorradladen selbst in die Hand genommen. „Ich war auf der Suche nach Motorradjeans“, erzählt sie, „aber die waren alle mit niedriger Taille. Also frag te ich den Verkäufer, ob sie auch Jeans mit hoher Taille hätten, und er antworte te, dass Frauen Jeans mit niedriger Taille bräuchten, weil sie auf dem Sozius ihren Tanga zur Schau stellen müssten.“ Dieses Gespräch gab den Anstoß zur Gründung von 2MileSix, der Bekleidungslinie von Froissart für Bikerinnen. „Ich hatte keine

Gebäude und Tribünen sind retro – der Rest ist revolutionär.
THE RED BULLETIN 59
Zweirad-Power: Moderatorin Miriam Höller schwenkt die Zielflagge beim Rennen auf dem legendären Schleizer Dreieck.

STARTKLAR

Die Bikerin Yoko Rae macht sich bereit für das 100-MeterRennen auf dem Festival.

Erfahrung mit der Herstellung von Klei dung“, sagt sie. Trotzdem gab sie ihren Job auf und machte sich daran, eine Reihe von hochwertigen Jeans, Jacken und T-Shirts zu entwerfen. So stilvoll, wie man es von einer Pariserin erwartet. Marie aus Rennes, eine Freundin von Céline Froissart, erinnert sich ebenfalls an unschöne Begegnungen mit französischen Motorradfahrern: „Sie sagen Dinge wie: Warum fährst du am Sonntag? Solltest du nicht die Wäsche machen? Aber die Dinge ändern sich. Es fahren jetzt viel mehr Französinnen Motorrad.“ Und es ist ihnen ernst. Unter den Bikern Frank reichs liegt der Frauenanteil bereits bei 50 Prozent. Froissart sagt, dass diese neuen Fahrerinnen aus zwei verschiede nen Altersgruppen kämen: einerseits die Achtzehn- bis Zwanzigjährigen, die den Nervenkitzel suchen, andererseits Frau en in den Vierzigern und Fünfzigern, die „getan haben, was die Gesellschaft von ihnen erwartet, und nun etwas für sich selbst tun wollen“.

Selbst gebaute Bikes

Diesen Vibe spürt man auch auf dem Festival. Die Atmosphäre ist gechillt. Ineke und Margriet, zwei Freundinnen, die aus den Niederlanden angereist sind, teilen die Liebe zum Motorradbau. Ineke, 62, ist eine angesehene Bauerin, Gründe rin der niederländischen Offroad-Gruppe EnduroCat. Unter Inekes Anleitung hat Margriet, 32, kürzlich eine Yamaha XJ 900 von einem, wie sie es nennt, „AlteHerren-Bike“ in ein geländetaugliches Motorrad umgebaut. Die beiden Frauen arbeiten in Inekes Garage; in der „Frauen höhle“, wie Ineke sie nennt. „Und da gibt es keinen Bierkühlschrank“, sagt sie.

Irene Kotnik auf der Bühne und inter viewt drei Gäste zu einem Projekt: „Ride with Purpose“, organisiert vom gemein nützigen Verein der Gruppe, der Frauen im Motorsport unterstützt. Motorrad fahren sei der Inbegriff der Befreiung und sollte allen Frauen zugänglich sein, meint Kotnik. Ihre Gäste sind die Fran zösin Alison Grün, die ein Motorradreise unternehmen leitet, das einheimische Guides in Ländern wie Nepal und dem Iran beschäftigt; Judith Pieper-Köhler, die mit einer Wohltätigkeitsorganisation, die Bikes zur medizinischen Versorgung ländlicher Gemeinden in Afrika bereit stellt; und Behnaz Shafei, eine iranische Rennfahrerin, die Frauen ausbildet.

Shafei erzählt, wie sie mit 15 Jahren in einem iranischen Dorf zum ersten Mal eine Frau auf einem Motorrad sah.

„Ich wusste sofort, das ist meine Zukunft.“ Aber da sie im Iran aufwuchs, musste sie sich dafür als Mann verkleiden und nachts fahren – stets mit der Angst vor der stren gen iranischen „Sittenpolizei“.

Ihre Leidenschaft hat Shafei um die ganze Welt geführt, sie hat auf Renn strecken in den USA trainiert, ist durch Europa getourt, war in Fernsehsendun gen zu sehen. Doch ihre Erfolge hatten einen hohen persönlichen Preis: Obwohl ihre Mutter ihre Ambitionen immer unterstützte, wurde sie vom Rest ihrer Familie ausgegrenzt.

Als die Nacht hereinbricht, lässt der Regen nach, und das Schweizer PowerPop-Duo Ikan Hyu betritt die Bühne, gefolgt von den verführerischen Klängen des österreichisch-britischen Post-PunkVierers Friedberg. Bald ist die Tanzfäche ein Schlammbad, aber echte Petrolettes stört ein bisschen Dreck nicht.

Am nächsten Morgen drehen sich die Gespräche beim Frühstück um Shafeis Geschichte – und darum, wie sehr es die Petrolettes zu schätzen wissen, frei fahren und sich frei kleiden zu können. Aber Shafei ist nicht die Einzige, die um die Akzeptanz auf zwei Rädern kämpft; andere Frauen unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Nationalität er zählen ihre eigenen Geschichten: wie sie ihren Familien verheimlicht haben, dass sie Motorrad fahren. „Wir haben einige Mitglieder, die ihren Eltern erst nach dem Führerschein erzählt haben, dass sie Motorradfahren gelernt hatten – um Streit und nervtötende Diskussionen zu vermeiden“, erzählt Cäthe Pfäging aus Berlin, eine Petrolette der ersten Stunde.

Es ist klar, dass Irenes Kotniks Aufruf zu Einigkeit, Selbstbestimmung und Schwesternschaft auch heute noch so notwendig ist wie eh und je. Und so packen die Petrolettes ihre durchnässten Zelte zusammen, füllen ihre Ölvorräte für die lange Heimfahrt auf und düsen los, um Irenes Botschaft in ganz Europa und darüber hinaus zu verbreiten. Irene selbst antwortet, angesprochen auf ihre ganz persönliche Zukunft: „Die Electro lettes!“ Sie lacht breit – und ihr Lachen hat den kräftigen Sound der Zuversicht.

Biking Die Bikerinnen tragen Pariser Couture statt prolligem Chic.
THE RED BULLETIN 61 HEIDI ZUMBRUN, ALICE CONNEW
Schwesternschaft: Der Verbundenheit der Petrolettes war beim Festival überall zu sehen. petrolettes.com

Dieser eine Moment –der ist pures Glück“

EVA BAUMGARTNER wuchs mit 13 Geschwistern auf, in ihrem Kosmos war noch das Wort des Pfarrers Gesetz. Ihr Sohn FELIX BAUMGARTNER sprang aus dem All und erhebt sich auch sonst gerne über Regeln und Konventionen. 10 Jahre Red Bull Stratos – ein Sprung, der zwei Lebenswelten zusammenführte.

Red Bull Stratos
EINE ART KRÖNUNG
62 THE RED BULLETIN
Felix Baumgartner und Mutter Eva im Technikmuseum Speyer, Deutschland, das dem Red Bull Stratos-Projekt eine eigene Ausstellung widmet.

EEin Lamborghini Urus rollt im Schritttempo über den morgenleeren Parkplatz des Technikmuseums Speyer, Deutschland: Hier landen die Baumgart ners! Und das sind: Felix, der Stratosphä ren-Held. Eva, seine Mutter. Felix senior, der Vater. Und seine Freundin Mihaela Schwartzenberg, TV-Moderatorin und Produzentin.

14. Oktober 2012. Felix Baumgartner, damals 43, wird von Roswell, New Mexi ko, aus in einer Kapsel per Ballon in die Stratosphäre transportiert. Um 20.08 Uhr mitteleuropäischer Zeit springt er aus 39 Kilometer Höhe Richtung Erde, durch bricht als Erster im freien Fall die Schall mauer, erreicht dabei eine Geschwindig keit von knapp 1358 km/h.

Zehn Jahre später treffen wir Felix und seine Mutter Eva in Speyer, wo dem Pro jekt Red Bull Stratos eine eigene Ausstel lung gewidmet ist, zum Interview – über einen Sprung, der ihre enge Beziehung belastete. Und unglaublich bereicherte.

The red bulleT in: „Manchmal musst du weit hinaufgehen, um zu sehen, wie klein du eigentlich bist“, hast du unmittelbar vor deinem Absprung gesagt. Ist von dieser Demut nach zehn Jahren noch etwas übrig?

Felix baumgarT ner: Meine Demut ist rein situativ. Und glaube mir, dort oben wirst du demütig. So weit weg von allen und allem, trotz eines perfekten Teams auf

dich allein gestellt. Diese Einsamkeit ist unfassbar schön, aber auch richtig brutal. Du hast diese absolute Stille, diesen ein maligen Ausblick. Aber auch richtig Stress: Alles, was du in den fünf Jahren zuvor trainiert und gelernt hast, musst du in den kommenden vier Minuten umsetzen.

Und Sie als Mutter, die von unten aus zuschaute: Was ging in Ihnen vor? e va baumgarT ner: Als er da aufgestie gen ist, stundenlang ganz alleinig in sei ner Kapsel, da hat er mir unendlich leid getan. Es war so, als würde er langsam die Welt verlassen. Aber im Herzen war ich bei ihm, und das Kreuz eines Rosen kranzes hatte ich während der ganzen Zeit fest in der Hand. Als er dann ins Trudeln geriet, drückte ich es noch fester und versuchte, an gar nichts zu denken.

Felix: Dein Blick, kurz bevor ich in die Kapsel gestiegen bin – ich konnte dir gar

nicht lange in die Augen schauen, da war dieses Unausgesprochene. Aber ich wuss te ganz genau, was du denkst.

Ist da auch schlechtes Gewissen?

Felix: Natürlich. Die Redakteurin eines Frauenmagazins hat mich einmal ge fragt: „Wie können Sie das Ihrer Mutter antun?“ Aber was wäre denn die Alter native? Dass ich nicht das mache, was mich glücklich macht?

Während des Sprungs – war da so was wie die Ruhe im Auge des Orkans?

Felix: Nein, zum Glück nicht. Denn diese quiet moments, das sind in Wahrheit die schlimmsten. Etwa, wenn du wo raufge klettert bist und nicht springen kannst, weil es zu windig ist. Und dann zu den

64 THE RED BULLETIN

EIN NEUES BILD

Heute hat die MutterSohn-Beziehung eine neue, andere Qualität: ganz ohne den Stress des Risikos.

ken beginnst. Daran, was schiefgehen könnte. Nein, dieser Sprung war Arbeit, mein Job im besten Sinne. Du springst, siehst, der Absprung ist planmäßig ge glückt, spürst, wie du beschleunigst …

Eva: Und da kannst du noch denken? War da nie Panik? Auch nicht, als du dann ins Trudeln gekommen bist?

F Elix: Nein, in dem Moment, in dem die Tür aufging, wusste ich: Heute sprin gen wir. Es hätte ja auch eine Dichtung eingefroren sein können, dann hätte ich sitzen bleiben müssen. Nach dem Absprung funktionierte alles nach einer inneren Checkliste. Ich wusste: Wenn wir zu einem positiven Ergebnis kommen wollen, dann muss jetzt dies passieren, dann jenes. Ich war voll fokussiert.

Und inmitten von alldem war null Genuss? Immerhin war das Ganze die Erfüllung eines lang gehegten Traums.

F Elix: Nein, währenddessen war das kein Genuss. Das eigentliche Glück, das, worum es bei alldem letztendlich geht, ist – dieser Moment danach, als ich gelandet war und dankbar auf die Knie sank. Das war ein Moment puren Glücks. Und ob allein dieser Moment all die Strapa zen wert war? Ja, unbedingt. Eva: Für mich war das fast wie eine Wiedergeburt

Auch als Mensch, den plötzlich wirk lich die ganze Welt kennt. Wie ist das, wenn man in Schallgeschwindigkeit zur Celebrity wird, wer gibt einem da alles seine Handynummer?

FElix: Was ist prominent? Prominente sind für mich Menschen, die auch etwas

geleistet haben. Ich habe die Nummern von Tom Cruise, James Cameron und anderen. Ich hatte aber auch die von Niki Lauda – er war für mich ein guter Gesprächspartner, ein richtiger Ratgeber. Wir hatten ja auf gewisse Weise dasselbe Schicksal: sehr strenge Väter, die eine klare Vorstellung davon hatten, was ihre Söhne aus ihrem Leben machen sollten. Nikis Vater war Papierfabrikant und sag te: „Der Name Lauda steht auf der Wirt schaftsseite, nicht auf der Sportseite!“ Letztendlich stand er auf beiden.

Ging es auch dir darum, dem Vater etwas zu beweisen?

F Elix: Nein, aber es ging darum, zu sagen: „Du hast dein Ding, ich meines.“ Mein Vater war Tischler und Wohnberater und hatte für Extremsport nichts übrig. Er sagte, und irgendwie verstehe ich ihn: „Wer soll dir was dafür zahlen, dass du wo runterspringst? Geh was Richtiges arbeiten!“ Sport ja, aber bitte nach 18 Uhr. Ich habe ja bis zu meinem 31. Lebensjahr daheim gelebt – in ers ter Linie, um mir das Geld, das ich mit harten Jobs verdiente, für meinen Sport zu sparen. Gegen den Widerstand mei nes Vaters. Aber die Mama hat immer gesagt: „Geh lass ihn doch.“ Sie war mein erster Sponsor – nachdem sie da heim die Finanzen überhatte, nahm sie ab und zu heimlich 150 Schilling vom Konto meines Vaters, damit ich mir ein paar Fallschirmsprünge mehr leisten konnte.

Hatten Sie je den Eindruck, Opfer zu bringen?

E va: Nein, ich war halt hilfsbereit. Eine Mutter sieht das als Notwendigkeit da für, dass ihr Sohn glücklich ist. Wenn aus seinen Projekten nichts geworden wäre, wenn alles umsonst gewesen wäre, dann wären es Opfer. Aber es war richtig, dass er in seiner Welt lebte und sie sich so richtete, dass sie ihm gefällt. Das zu akzeptieren war nicht schwierig für mich, ich habe ihm immer vertraut. Was ich auch akzeptierte, akzeptieren musste: meine Angst, als er immer höher hinaus wollte. Aber man wächst da hinein und unterstützt ihn – und am Abend haben wir gemeinsam Fallschirme gefickt.

Dein Blick, kurz bevor es losging: Ich konnte dir nicht lange in die Augen schauen …“

Eva, fahren Sie eigentlich Auto?

Eva: Nein, ich habe keinen Führerschein. Und mein Mann fährt auf der Autobahn 100, maximal 110.

Nun ja, Ihr Herr Sohn fährt auf der deutschen Autobahn schon mal 300.

Eva: Ganz ehrlich: Das taugt mir nicht.

F Elix: Nur zur Klarstellung: Durchs Orts gebiet rolle ich, da muss man wirklich nicht den Proleten spielen. Aber bei drei freien Spuren, trockener Fahrbahn, kei nem Speedlimit – ja warum denn nicht? Ich bin mein eigener Risikomanager und mache das wirklich nur dort, wo es machbar ist. Aufgrund meiner Lebenser fahrung weiß ich genau, was ich tue.

Dich unterzuordnen widerstrebt dir?

F Elix: Es reizt mich nicht grundsätzlich, Regeln zu brechen – aber es gibt halt viel zu viele. Meine größte Errungenschaft ist meine Selbstbestimmung. Wenn Regeln Sinn ergeben, bin ich der Erste, der sie befolgt. Und wenn sie keinen Sinn ergeben, der Erste, der sie nicht befolgt.

Dein höchstpersönliches „Prinzip der vernünftigen Anarchie“?

F Elix: Ja, ganz genau!

Geht es da bis zu einem gewissen Grad auch um den Reiz des Verbotenen?

F Elix: Auch. Manchmal habe ich mehr Spaß, wenn ich weiß, man darf es nicht. Das ist wichtig für die Psychohygiene in Zeiten, wo das Korsett der Normen immer enger wird. Ich kann den Lauf der Welt nicht aufhalten, das ist mir schon klar, aber ich muss nicht alles mitmachen.

Eva, wann haben Sie zum letzten Mal etwas Verbotenes gemacht?

Eva: Bewusst noch nie. Zumindest kann ich mich nicht daran erinnern. Aber ich kann sein Bedürfnis schon nachvoll­

Red Bull Stratos
Ich vertraute dir immer – das half mir, meine Angst zu akzeptieren.“
EVA BAUMGARTNER
FELIX BAUMGARTNER
THE RED BULLETIN 65

ziehen. Manchmal würde es mich ja auch reizen. Aber wenn ich heute Nacht ein Graffto auf eine Mauer sprühen sollte, wüsste ich gar keinen Text dafür. Felix: Genau genommen waren viele meiner früheren BASE-Sprünge verboten: Aber ich habe auch immer ganz klar do kumentiert – das ist mein Sprung, und so habe ich es zur Absprungstelle geschafft: mal mit gefälschtem Ausweis, mal da durch, dass ich mich in der Nacht zuvor wo einschließen ließ. Und das ist bei den Menschen da draußen immer extrem gut angekommen, auch später bei meinen Vorträgen vor hochrangigen Managern. Du machst zwar was Verbotenes, aber nie, niemals etwas, was irgendjemandem schaden könnte. Und das freut viele Men schen. Menschen, die vielleicht selber gerne einmal ausbrechen würden, aber sich dann – was absolut okay ist – letzt endlich doch nicht trauen.

°C

Das Sprung-Protokoll

Auch Menschen wie Sie, Eva? e va: Ja, genau. Es freut mich, gerade weil ich mich selbst nicht trauen würde. Auf seinen Mut bin ich stolz. Als er sich als Geschäftsmann verkleidete, um in Kuala Lumpur in die Petronas Towers reinzukommen – das fand ich obercool. Ist es dir wichtig, anerkannt zu werden, oder springt man im Grunde nur für sich selbst aus dem All?

Felix: Ganz ehrlich: Anerkennung ist mir schon wichtig – und ja, bis zu einem gewissen Grad ist das Leben für mich auch eine Suche nach Respekt. Und da nach, was Bleibendes zu hinterlassen. eva: Für mich nicht, für mich geht es in erster Linie um Gesundheit und fami liären Zusammenhalt. Meine Eltern waren ganz einfache Leute, sie hatten eine kleine Landwirtschaft, ich wuchs mit 13 Geschwistern auf. Zusammen helfen, die Eltern bei der Arbeit unter

38.969,4 m

Felix öffnet die Tür seiner Kapsel und tritt ins Freie.

15.447 m Perlan Glider

28.000 m Jetzt wird die Luft dicker. Das bremst Felix, macht ihn aber aerodynamisch sensibler. Er gerät ins Flachtrudeln.

11.000 m Maximalhöhe für Linienflüge

50 sec später Felix erreicht seine Höchstgeschwindig keit: 1357,6 km/h. bis zu –60 °C Grimmige Kälte am Weg nach oben: Am kältesten ist es in der Troposphäre. 8848 m Gipfel des Mount Everest

dieser Höhe ist es deutlich wärmer als während des Aufstiegs. Nach 4:20 Minuten im freien Fall betätigt Felix seinen Fallschirm und landet weitere 5 Minuten später –70 Kilometer östlich vom Startort.

m

Red Bull Stratos
Roswell 2000
4000
„Auf seinen Mut bin ich stolz – weil ich mich selbst nicht trauen würde.“
EVA BAUMGARTNER
m
m 8000 m 10.000 m 12.000 m 15.000 m 17.000 m 20.000 m 22.000 m 24.000 m 28.000 m 30.000 m 32.000 m 34.000 m 26.000 m 6000 m 38.969 m
–23
In
1585
Troposphäre Tropopause Stratosphäre
Ortszeit:
09:28 Uhr
Red Bull Stratos hebt ab. Um 12.16 Uhr (bei uns ist es 20.16 Uhr) landet Felix unversehrt. Felix sprang aus 39 Kilometer Höhe mit gut 1350 km/h in die Tiefe.
66 THE RED BULLETIN
Schauplatz: Roswell, New Mexico

1315

Kilo wog die Druckkapsel, die Felix ins All brachte. Ihr Kern war eine Druckkugel (Durchmesser: 1,8 Meter) aus glasfaserverstärktem Kunststoff.

Red Bull Stratos in Zahlen

Wie das Projekt zu einem Härtetest für YouTube wurde

35

Fußballfelder groß ist der Heliumballon, mit dem Felix in die Stratosphäre aufstieg – genauer gesagt dessen Gesamtoberfläche –, beim Start.

3

offizielle Weltrekorde stehen für das Projekt Red Bull Stratos zu Buche: höchste Absprunghöhe bei einem Fallschirmsprung (38.969,4 Meter), längster Freifall (36.402,6 Meter Höhenunterschied), höchste Geschwindigkeit im freien Fall (1357,6 km/h).

180

Herzschläge pro Minute – das war die Pulsfrequenz von Felix unmittelbar vor dem Absprung aus dem All.

25

Sekunden später war seine Herzfrequenz bereits auf 161 gefallen. Ein sensatio neller Wert, entspricht dem von Alltagssport lern beim Dauerlauf.

65.000.000

TV-Zuseherinnen und -Zu seher wohnten dem Ereignis weltweit live bei, 77 Rund funkanstalten übertrugen. Und 760 Zeitungen und Magazine widmeten Stratos ihre Coverseite.

8.000.000

1357,6

km/h Geschwindig keit erreichte Felix im freien Fall und durchbrach damit als erster Mensch die Schallmauer.

Prozent des gesamten Internets waren während des Red Bull StratosSprungs durch das globale Großereignis belegt. Es wurde in der Informations technik zum Indikator dafür, was das Netz im Live-Einsatz zu leisten imstande ist.

Menschen verfolgten den Stratos-Sprung allein auf dem YouTube-Channel von Red Bull – der bislang erfolg reichste Livestream überhaupt. Zum Vergleich: Bei Barack Obamas Angelobung waren nur 1,3 Millionen dabei.

Momente höchster Konzentration: Felix unmittelbar vor dem Absprung
8
THE RED BULLETIN 67
NEMETH/RED BULL CONTENT POOL
EXERGIAN
JAY
ALBERT

stützen, darum ging es. Und was der Dorfpfarrer sagte, war Gesetz, jeden Sonntag sind wir zu Fuß eine Stunde in die Kirche. Möglichst rasch eine Familie zu gründen, das war mein Lebensplan.

Als Ihr Sohn in Rio de Janeiro von der Christusstatue sprang – war das für Sie so was wie ein Frevel?

EVA: Nein, das war für mich ein wunder schönes Bild, und ich habe mich richtig, richtig gefreut. Der Felix hat sich in die Hand von Jesus begeben.

Felix, glaubst du, dass Gott das gefallen hat?

f Elix: Ja, ganz sicher. Ich bin da um zwei Uhr früh raufgeklettert, musste dann bis zum Morgengrauen auf den Helikopter mit dem Kameramann war ten – währenddessen hatte ich natürlich das eine oder andere Mal ein zutiefst menschliches Bedürfnis. Deswegen habe ich mir extra eine Plastikfasche mitgenommen. Ich bin jetzt nicht super gläubig. Aber ich dachte, das bin ich Ihm schuldig – immerhin bitte ich Ihn ja auch um Hilfe, wenn es mir schlecht geht.

Wie ist das wohl, wenn man als Held verbürgerlicht und dann mal in Filz pantoffeln vor dem Fernseher sitzt?

E VA: Auch bei dir wird es einmal so weit sein. Es tut dir ja jetzt schon weh, wenn du ab und zu eine Brille brauchst.

fElix: Mir tut es weh, wenn ich mit meinen Kindheitshelden spreche – etwa einem Arnold Schwarzenegger, mit dem ich in L. A. ab und zu frühstücke. Für einen wie ihn ist Körperbewusstsein alles: Da stehst du seit deinem 15. Lebensjahr im Fitnesscenter, um deinen Körper zu meißeln wie Michelangelo eine Statue. Und dann, irgendwann nach deiner aktiven Karriere, merkst du, dass du das Alter nicht aufhalten kannst – dann

schmerzt dich das, und du leidest darunter. Arnie spricht darüber sehr oft. Ich bin noch nicht in dieser Phase, aber freuen tue ich mich nicht darauf.

Höher als in die Stratosphäre kommst du nicht mehr hinauf. Wie schwierig ist es da, auf andere Herausforderun gen umzusteigen?

fElix: Total easy! Heute bin ich Helikopter Akrobatik Pilot bei den Flying Bulls. Als ich jung war, fehlte es mir dafür ganz einfach am Geld, und es sah nicht so aus, als könnte ich mir den Traum vom Hubschrauberfiegen je erfüllen. Die meisten schaffen es nicht, sich ihren Kindheitstraum zu erfüllen. Ich erfülle mir nun bereits meinen zweiten.

Doku, ab 14. 10., Red Bull TV: „Space Jump: How Red Bull Stratos captured the worlds attention“

EXKLUSIVER FLUGTAG

MIT FELIX – DAS GEWINNSPIEL

Meet & Greet mit Felix Baumgartner im Hangar-7 in Salzburg; Helikopterflug mit Pilot Felix; ge meinsames Dinner in der Scalaria am Wolfgang see; Übernachtung für zwei Personen. Wie du dieses Package gewinnen kannst und zugleich Wings for Life unterstützt: viprize.org/felix

Die Felix- Facts

Seine Karriere –von unten nach oben und zurück.

GEBOREN.

Am 20. April 1969 geboren, erlernte Felix Baumgartner den Beruf des Maschinenschlossers und Motorradmechanikers.

GEWACHSEN. 1996 machte Tracy Lee Walker –ein Texaner und eine Legende unter den BASE-Jumpern – Felix mit diesem Extremsport vertraut. Erster Objektsprung: von der Brücke über der New-River-Schlucht in West Virginia.

GESPRUNGEN.

Seit 1997 Profi-BASE-Jumper, Felix sprang von den Petronas Towers in Kuala Lumpur, von der Christusstatue in Rio. 2003 über querte er als Erster im Gleitflug den Ärmelkanal.

GEFEIERT. 14. Oktober 2012 – der Red Bull Stratos-Sprung: Aus dem All zum Weltstar, etwa eine Milliarde Menschen schaute zu!

GELANDET. Heute ist Felix Baumgartner Helikopter-Akrobatik-Pilot bei den Flying Bulls und weltweit gebuchter Vortragender.

Red Bull Stratos
Ich erfüllte mir meinen Kindheitstraum – und jetzt den zweiten!“
FELIX BAUMGARTNER
68 THE RED BULLETIN
OLYMP.COM/AUTUMN
OLYMP 24/SEVEN DYNAMIC FLEX JERSEY COMFORTABLE LIKE A T-SHIRT, STYLISH LIKE A SHIRT QUICK DRY EASY-IRON STRETCHABLE ODOUR ABSORBING BREATHABLE
OLYMP.COM/AUTUMN
OLYMP FACHHÄNDLER 1010 Wien Peek & Cloppenburg 1070 Wien Peek & Cloppenburg 1180 Wien Wagner & Glass 1200 Wien Tom's Männermode 1220 Wien Peek & Cloppenburg 2020 Hollabrunn Modehaus Schneider 2201 Gerasdorf Peek & Cloppenburg 2334 Vösendorf OLYMP Store Shopping City Süd • Peek & Cloppenburg 2700 Wiener Neustadt Peek & Cloppenburg 2752 Wöllersdorf Modehaus Sorelle Ramonda 3100 St. Pölten Macro 3133 Traismauer Herrenmoden Neuchrist 3170 Hainfeld Mode & Trends 3240 Mank Kaufhaus Anderle 3244 Ruprechtshofen Modeszene Hackl 3250 Wieselburg Steinecker Moden 3263 Randegg Steinecker Moden 3300 Amstetten Steinecker Moden 3340 Waidhofen an der Ybbs Herrenmode Pöchhacker 3350 Stadt Haag Herrenmode Fehringer 3352 St. Peter in der Au Schenkermayr Moden 3380 Pöchlarn Steinecker Moden 3390 Melk Modeeck Martina Exel 3430 Tulln Stift Moden 3485 Grunddorf Fest- u. Modewelt Pichler 3500 Krems Paolo Herrenmode • Steinecker Moden 3580 Frauenhofen / EKZ Horn Modehaus Zach 3830 Waidhofen an der Thaya Ulrike Ramharter Mode 3910 Zwettl Modehaus Boden • Steinecker Moden 3950 Gmünd Shopping Center Ruzicka 4020 Linz Peek & Cloppenburg 4061 Linz-Pasching OLYMP Store PlusCity 4061 Linz-Pasching Peek & Cloppenburg 4070 Eferding Stöcker Mode 4160 Aigen-Schlägl Silandra Style 4160 Rohrbach Egger Moden 4190 Bad Leonfelden Hole CityStore 4273 Unterweissenbach Egger Moden 4300 St. Valentin Modehaus Kutsam 4311 Schwertberg Modehaus Kutsam 4320 Perg Modehaus Bogart 2.0 4400 Steyr Pfeifer Moden 4400 Steyr / EKZ Hey Steinecker Moden 4470 Enns Modehaus Schmid 4642 Sattledt Modehaus Sorelle Ramonda 4710 Grieskirchen Moden Kastner 4723 Natternbach Hagenbuchner Moden 4761 Enzenkirchen Auzinger Mode 4780 Schärding Via Auzinger 4810 Gmunden Herrenmode Schönleitner 4820 Bad Ischl Rudolfo Herrenmode 4840 Vöcklabruck Kastner & Öhler 4870 Vöcklamarkt Modehaus Greinöcker 4910 Ried im Innkreis Kastner & Öhler 5020 Salzburg OLYMP Store Europark 5020 SalzburgKlessheim Peek & Cloppenburg 5230 Mattighofen Gypser Mode und Tracht 5233 Pischelsdorf Modehaus Schwarzenhofer 5280 Braunau Atelier Milano 5580 Tamsweg Coop Shoppingcenter 5760 Saalfelden Mode & Textilwelten Lederer 6020 Innsbruck Herrenmode Salchner • Mode von Feucht • Kastner & Öhler • Kleider Mair • Peek & Cloppenburg 6060 Hall in Tirol Mode von Feucht 6063 Rum Alois Wild 6130 Schwaz Mode von Feucht 6300 Wörgl Mode von Feucht 6460 Imst FMZ Stigger Mode 6500 Landeck Textilhaus Auer 6706 Bürs Facona Fashion 6830 Rankweil Facona Fashion 6840 Götzis Modehaus Mayer 6850 Dornbirn Facona Fashion • Peek & Cloppenburg 6912 Hörbranz Facona Fashion 7132 Frauenkirchen Modehaus Lass 7400 Oberwart Kastner & Öhler • Top Moden Balaskovics 7540 Güssing Weinberger Moden 7551 Stegersbach Pop-Shop 8010 Graz Kappaun Man • Kastner & Öhler 8041 Graz-Murpark Kastner & Öhler 8055 Seiersberg OLYMP Store Shoppingcity • Peek & Cloppenburg 8141 Unterpremstätten Gangl162 Mode & Trends 8160 Weiz Modehaus Laschober 8200 Gleisdorf Kaufhaus Mörath • Modehaus Roth 8230 Hartberg Modehaus Roth 8254 Wenigzell Moden Posch 8280 Fürstenfeld Kastner & Öhler 8330 Feldbach Modehaus Roth 8342 Gnas Goldmann Mode 8344 Bad Gleichenberg Modehaus Hufnagl 8430 Leibnitz Modehaus Roth 8431 Gralla-Kaufpark Kappaun Man 8490 Bad Radkersburg Herrenboutique Gollmann 8535 Fohnsdorf Kastner & Öhler 8582 Bärnbach/Rosental Kastner & Öhler 8642 Kapfenberg / St. Lorenzen Kastner & Öhler 8700 Leoben LCS Kastner & Öhler 8940 Liezen Kastner & Öhler 9020 Klagenfurt Peek & Cloppenburg 9400 Wolfsberg Kastner & Öhler 9500 Villach Kastner & Öhler 9800 Spittal an der Drau Kastner & Öhler 9821 Obervellach Modezentrum Reiter OLYMP GROSSE GRÖSSEN 1060 Wien Hirmer ALLE PRODUKTE, BEZUGSQUELLEN UND INFORMATIONEN UNTER: OLYMP.COM
Rallye-Ass Cyril Despres
die Wüste Rub
–ein Offroad-Movie 77 MARTHA GATTRINGER
Tipps für ein Leben abseits des Alltäglichen GUIDE WILLKOMMEN IN MEINER SANDKISTE Mit
durch
al-Chali

Dieses Gefühl von Größe – hast du es einmal verspürt, bleibt’s dir für immer.“

Ich kenne die Wüste wie meine Wes tentasche. Doch an dieses Gefühl ge wöhne ich mich nie. Dieses Gefühl, die Größe der Welt begreifen zu kön nen, gibt es sonst nur noch in der Mitte eines Ozeans. Und wenn du es ein mal gespürt hast, wird es dich dein Leben lang begleiten. Denn spüren heißt in un serem Fall auch erfahren – und zwar im ureigensten Wortsinn.

Mit Destination Red Bull werden wir in der Rub al-Chali in Arabien unterwegs sein, der mit 650.000 Quadratkilometern größten Sandwüste der Welt. Sie bedeckt Saudi-Arabien, außerdem den Jemen, den Oman, Qatar und die Vereinigten Ara bischen Emirate, wo ich meinen Gästen die Faszination der Wüste in unterschied lichen Fahrzeugen nahebringen will.

Der Himmel und fünf Sterne

Die Reiseteilnehmer werden als Beifahrer an meiner Seite in einem renntauglichen Rallye Raid Car durch das Liwa-Oasen gebiet rasen. Es erstreckt sich über 100 Kilometer. Der Trip ist eine Mischung aus rasantem Dünenabenteuer und orien talischem Märchenzauber. Und so werden wir auch eine Nacht in einem Beduinen zeltlager verbringen, zugegebenermaßen in einem luxuriösen – es wird vom FünfSterne-Hotel Qasr Al Sarab betrieben.

Außerdem können meine Gäste am Steuer eines PS-starken Polaris 1000cc Turbo Buggy selbst ihre Grenzen aus loten. Wie, erkläre ich selbstverständlich – also wie wählt man den richtigen Brems punkt? Wie bleibt das Auto in der Spur,

ohne Tempo zu verlieren? Und wie halte ich bei Schräglage die Linie?

Der Polaris ist das, was in meiner Rallye-Welt „Side-by-side“ heißt. Es ist die kleinste Kategorie auf der Rallye Dakar –aber vielleicht jene, die am meisten Spaß macht. Der Name dieser Geschoße rührt daher, dass Fahrer und Beifahrer sehr eng nebeneinander sitzen, beinahe Schulter an Schulter. Doch dank seiner breiten Spur, der großen Federwege, des massi ven Grips und vor allem des niedrigen Ge wichts fliegt diese Sandkiste förmlich die Dünen hoch, an denen viele andere Fahr zeuge selbst im Krabbeln zu kämpfen

haben. Durch die fehlenden Scheiben fühlt sich das Erlebnis noch ungefilterter, noch viel unmittelbarer an. Ein Side-byside kommt dem Motorradfahren auf vier Rädern verdammt nahe.

Mein Dakar-Taxi

Und dann gibt es als Highlight auch eine Taxifahrt mit mir in einem Dakar-Wagen in vollem Rallye-Trimm. Das Erlebnis, in einem Dakar-Auto mitzufahren, sollte man sich auf jeden Fall geben. Die Ge schwindigkeiten im groben Terrain, die Kletterfähigkeit bergauf und bergab, der

GUIDE Reisen
Sound im Inneren trotz Helm mit
Unser Autor, Rallye-Legende Cyril Despres, 48, stellt uns seine Destination Red Bull-Wüstenreise vor, inklusive Panorama-Pausen auf hohen Dünen.
78 THE RED BULLETIN MARTHA GATTRINGER
Die Sonne, der Sand, die Unendlichkeit: Dünen-Hopping im Polaris 1000cc Turbo Buggy

Am Sand: Cyril Despres (Mi.) und seine Gäste (li. ServusTV-Modera torin Andrea Schla ger) besprechen die Route durch die Rub al-Chali.

Anreise

Ab in die Wüste mit dir! Zwischen HighspeedRunden in einem renntauglichen Rally Raid Car und einem wendigen Wüsten-Buggy erholst du dich standesgemäß im traumhaft schönen Fünf-Sterne-Hotel Qasr Al Sarab.

Mit dem Flugzeug: Individuelle Ankunft im Fünf-Sterne-Luxus-Hotel Qasr Al Sarab in der Liwa-Oase. Kennenlernen und gemeinsames Abendessen – mit atemberaubendem Blick auf den Sonnenuntergang über der Wüste.

Frühstück unter Palmen mit Cyril Despres (ganz oben) und Abendidylle im Hotel Qasr Al Sarab: Die Anstrengungen des Tages verfliegen in dieser Wohlfühl-Umgebung.

Zur Person

Dein Reise-Guide Cyril Despres, Jahrgang 1974, ist eine Motorsport-Legende. Fünfmal hat der Franzose die Dakar Rally gewonnen. Er triumphierte auch bei einer Reihe weiterer Marathon-Rallyes. 2002 und 2003 gewann er außerdem das Red Bull Erzbergrodeo.

Cyril Despres zeigt dir, wie du aus dem Polaris Buggy das Maximum herausholen kannst. Er erklärt dir, wie du den richtigen Bremspunkt wählst, wie du selbst bei hohem Tempo dein Gefährt in der Spur hältst. Und wie du auch in Schräglage Kontrolle behältst.

Mehr Infos unter destination.redbull.com

Dubai Jereirah Abu Dhabi
THE RED BULLETIN 79
Vereinigte Arabische Emirate

Gegensprechanlage, aber auch wie präzi se sich dieses riesige Gerät in der Wüste dirigieren lässt: All das ist unglaublich be eindruckend! Und auf noch ein Erlebnis können sich meine Beifahrerinnen und Beifahrer freuen: Wartet, bis ich zum ers ten Mal wirklich hart bremse! Da geht das Fahrzeug wegen seiner langen Federwege dermaßen in die Knie, dass ihr für ein paar Momente direkt ins Autodach schaut an statt durch die Windschutzscheibe. Um all das nutzen zu können, braucht es eben einen Spielplatz, an dem man das Auto ans Limit bringen kann. Ach, wenn die Wüste nur wüsste

Die Magie eines Meeres

Und dann diese ganz besonderen Mo mente: Wenn ich den Kamm der höchsten Düne erreicht habe, stoppe ich. Brille ab, Motor aus. Und einfach nur schauen. Ich sauge die Wüste in mich auf. Ein Meer aus Sand, kaum Spuren – außer unserer eigenen. Die Magie der Wüste! Erstmals erlebte ich das, obwohl ich mitten im Wett kampf stand, bei meiner ersten Rallye auf Wüstensand. Und ich habe es genossen –von der ersten Minute an.

Wüstenexperte Cyril Despres

Begonnen hat meine Liebe zur Wüste mitten in Paris. Mit Anfang zwanzig arbeitete ich dort als Motorrad Mechaniker. Das Geld war knapp, meine Wohnung win zig. So habe ich viel Zeit in der Werkstatt verbracht. Unser Shop war der einzige im Großraum Paris, in dem Rallye Motor räder aufgebaut wurden. Das zog viele Abenteurer an. Motorradfahrer, die von der Wüste erzählten, von fremden Län dern. Ich lauschte ihren Heldensagen –und beschloss irgendwann, meine eigene zu schreiben: Fünfmal konnte ich die Dakar­Rallye gewinnen.

Keine ganz üble Vorbereitung auf unseren Trip durch die Rub al Chali.

Diese Destination Red Bull-Reise von 4. bis 8. März 2023 ist ab sofort buchbar.

Noch mehr Reisen abseits des Alltäglichen mit Red Bull-Athleten als Begleitern gibt’s im neuen Destination Red Bull-Magazin. Alle Infos zum Programm: destination.redbull.com

GUIDE Reisen
Cyril Despres am Steuer in der Wüste – die Dünen offenbaren ein ganz spezielles Fahrgefühl.
Ein Meer aus Sand, kaum Spuren. Wir erleben die Magie der Wüste.“
über ganz spezielle Fahrerlebnisse
REIN INS ABENTEUER! Mit Rallye-Superstar Cyril Despres über die Dünen donnern FREESKIING MIT NADINE WALLNER FORMEL MIT MARK WEBBER 80 THE RED BULLETIN MARTHA GATTRINGER, NAIM CHIDIAC/RED BULL CONTENT POOL
MIT DEM GESCHMACK VON FEIGE-APFEL. FLU ¨ U ¨ U ¨ GEL FU ¨ R DEN WINTER. BELEBT GEIST UND KÖRPER ® . NEU

GUIDE Biohacking

BEZIEHUNG

Was sich liebt, das trennt sich

Profi-Biohacker Andreas Breitfeld verrät uns jeden Monat einen Trick, der dein Leben verbessert. Dieses Mal: So überlistest du deine Hormone und hältst das Beziehungsfeuer am Lodern.

Der Moment des Wiedersehens ist zugleich das Ende einer effektiven hormonsparenden Beziehungskur.

Wir kennen es alle: Irgendwann ist das Prickeln der ersten Monate verflogen, in die Beziehung ist der Alltag eingekehrt – inklusive Jogging hosentagen und Lockenwicklern. Einziger Höhepunkt: der „Tatort“ am Sonntag abend. Das mag alles nach Vertrautheit und Idylle klingen, aber Hand aufs Herz: Ist das selbstverständliche, vertraute und allzu bequeme Nebeneinander erfüllend? Ein Blick auf Scheidungsstatistiken lässt vermuten: nein, nicht wirklich.

Hormon der Geborgenheit

Tatsächlich können du und dein Partner oder deine Partnerin gar nichts dafür, dass sich eure Beziehung langsam in die Belanglosigkeit verselbständigt. Schuld ist ein Hormon. Es heißt Prolaktin und ist eine eigentlich schlaue Erfindung von Mutter Natur. Denn Prolaktin wird ausge schüttet, wenn wir uns besonders sicher fühlen, wenn es um Geborgenheit geht.

Die höchsten Prolaktinwerte haben stil lende Frauen, und das ist gut so, denn dieses Gefühl der Sicherheit überträgt sich auch auf das Baby.

Vitamin des Begehrens

Etwas salopp könnte man sagen: Prolak tin ist das Beziehung-ohne-Sex-Hormon. Wenn du ein unspektakulär glückseliges Nebeneinander möchtest: super! Wenn du das nicht möchtest, gibt es zwei Mög lichkeiten. Möglichkeit eins: Du erhöhst deinen Vitamin-B6-Spiegel. (Aber nicht übertreiben, B6 in dauerhaft zu hohen Dosen ist keine gute Idee.) Möglichkeit zwei: Du und deine Partnerin oder dein Partner brechen immer wieder aus dem

Erotik ist Kopfabenteuer Gebildet wird Prolaktin in der Hypophyse im Gehirn, es ist ein Gegenspieler unseres Glücksund Suchthormons Dopamin. Dopamin ist einer der zentralen Antriebe in unserem Leben –auch wenn es um die Anziehung zwischen den Geschlechtern geht, ums Erobern, um Erotik.

Alltag aus. Geschäftsreisen sind Prolak tin-Hemmer, Solo-Wochenenden auf den Bergen oder in der Therme ebenso. Also: Trennt euch, damit ihr zusammenbleibt.

ANDREAS BREITFELD, 48, ist Deutschlands bekanntester Biohacker. Er forscht in seinem speziellen Lab in München.

BIOHACKING umfasst, vereinfacht gesagt, alles, was Menschen eigenverantwortlich tun können, um Gesundheit, Lebensqualität und Langlebigkeit zu verbessern.

DIE BIOHACKING-PRAXIS

Der Performance-Lifestyle-Podast für alle, die mehr über Biohacking (und sich selbst) erfahren wollen. QR-Code scannen und reinhören.

Hypophyse 82 THE RED BULLETIN PRIVAT ANDREAS BREITFELD SASCHA BIERL
NICHTS IST WIE ES SCHEINT DIE DUNKLE SEITE DES FUSSBALLS IN DREI SERIEN Einfa ch gut fe rn sehen. AB 01. NOVEMBER | 20:15

GUIDE Playlist

TIMOTHY B. SCHMIT

„ Rasende Hormone“

Timothy B. Schmit, Bassist der legendären Eagles, verrät den Song, mit dem er Ladys zum Tanz auffordert – und warum Playlists ohne Beatles völlig sinnlos wären.

Die Eagles sind eine der größten Rockbands aller Zeiten. Belege? Gerne: Auf ihrer Visitenkarte ste hen fünf Nummer-eins-Singles, sechs Grammy Awards und sechs Nummer-eins-Alben, darunter das in den USA meistverkaufte Album der Geschichte: „Their Greatest Hits (1971–1975)“. 1977 stieß Timothy B. Schmit als Bassist dazu, während die kalifornische Band gerade auf Tournee zu ihrem legendären Album „Hotel California“ war – und ist bis heute ein Eagle. Seit 45 Jahren. 1998 wurde der bald 75-Jährige in die Rock and Roll Hall of Fame aufge nommen. Außerdem hat er sieben Solo-Alben produziert, zuletzt erst vor kurzem „Day by Day“. Den Grund stein für diese außergewöhnliche Karriere haben vier Tracks gelegt.

Der QR-Code führt zur PodcastPlaylist mit T. B. Schmit auf Spotify. timothybschmidt.com

ANGEL BABY (1961)

„Als ich ein Kind war, gab es in der Aula unserer Schule diese Tanz veranstaltungen, bei denen die Jungs auf der einen Seite des Raumes stan den und die Mädchen auf der anderen. Als dann dieser Song kam, verlor ich meine Hemmungen und forderte eine von ihnen auf. Dieser langsame Tanz und dazu meine rasenden Hormone – das gab mir Mut. Bis zum heutigen Tag liebe ich ,Angel Baby‘.“

LENNY WELCH SINCE I FELL FOR YOU (1963)

„Wenn ich meine morgendlichen Dehnübungen mache, schalte ich einen Sender namens Seven Inch Soul ein, auf dem alte Soul-Platten wie ‚Since I Fell For You‘ laufen, die ich 1963 zum ersten Mal gehört habe. Obwohl ich glaube, dass der Song schon in den 40er-Jahren geschrie ben wurde, ist Lennys Version ganz einfach großartig. Ein echtes Liebes lied, das mich wirklich berührt.“

THE BEATLES THE WORD (1965)

„Für mich gibt es keine Playlist ohne einen Beatles-Song. Aber wie wählt man aus so vielen großartigen Liedern ein einziges, ganz bestimmtes aus? Der Song, der mir sofort in den Sinn kommt, ist aus dem Album ,Rubber Soul‘. Er hat etwas, was ich noch nie zuvor gehört hatte. Es ist eine ganz spezielle Kombination aus der Melo die, der Synkopierung und dem Arrangement – aber hört selbst!“

THE STAPLES SINGERS RESPECT YOURSELF (1971)

„Der Song stammt aus der GospelWelt von The Staples Singers. In den frühen 70er-Jahren war er überall im Radio zu hören, und das hat seinen Grund: Er hat etwas so Aufregendes und Neues an sich – von den Rhyth men über das Bass-Solo bis hin zu Pops Staples’ Gitarre und Mavis Staples’ wunderbarem Gesang. Der Song heißt ‚Respect Yourself‘ –einer dieser zeitlosen Imperative!“

ROSIE & THE ORIGINALS
84 THE RED BULLETIN DOVE SHORE MARCEL ANDERS
DAS JAHRESABO 12 The Red Bulletin Ausgaben FÜR NUR €25 , 90 getredbulletin.com

November HOCKEN UND ZOCKEN

Red Bull Campus Clutch ist ein globales E-SportsTurnier für Studierende. Mehr als 25.000 Studen tinnen und Studenten aus über 50 Ländern nehmen in 400 Events an diesem Turnier teil. Gezockt wird der Ego-Shooter „Valo rant“ von Riot Games. Die Gewinnerteams aus dem National Final am 5. 11. nehmen dann das Welt finale in São Paulo in Angriff. Anmeldung auf redbull.com

November

RED BULL BC ONE WORLD FINAL IN NEW YORK

B-Girl Sina und B-Boy Lil Zoo aus Innsbruck sind Österreichs Vertreter bei der 19. Ausgabe des Red Bull BC One World Final im legendären Hammerstein Ballroom im Manhattan Center in New York, der Geburtsstadt des Hip-Hop. Im Finale batteln sich jeweils 16 der weltbesten B-Girls und B-Boys um den prestigeträchtigen Titel „Bester Breaker / Beste Breakerin der Welt“. Mehr Infos zu Sina und Lil Zoo: auf Seite 40; wer die beiden tanzend erleben möchte: watch live via redbull.com/bcone

2November KICK IT LIKE OKAFOR!

ServusTV zeigt am 2. 11. live ab 20.15 Uhr das Match AC Milan gegen den FC Red Bull Salzburg am sechsten und letzten Spieltag der Gruppenphase in der UEFA Champions League. Schafft Öster reichs Serienmeister mit Stürmer Noah Okafor den Sprung ins Achtelfinale der Königsklasse des europäischen Fußballs? Als Experten analysieren Jan Åge Fjørtoft und Steffen Freund das Spiel.

Oktober GÜNTHER - DOMENIG -AUSSTELLUNG

Dem vor zehn Jahren verstorbenen „Gesamtkunstwerker“ Günther Domenig, u. a. Erbauer des Red Bull Ring, widmen Kurator Michael Zinganel und Architekt Wolfdieter Dreibholz als Initiator die Ausstellung „Wir Günther Domenig“, ab 22. 10. im Kunsthaus Muerz in Mürzzuschlag. Infos: kunsthausmuerz.at

Oktober RED BULL BASSLINE

Im Vorfeld der Erste Bank Open werden Stefanos Tsitsipas und sieben weite re Spitzenspieler in einem emotionalen TiebreakEvent gegeneinander an treten: Bei Red Bull Bass Line am Heumarkt in Wien regieren Tennis-Action und DJ-Mucke. Einen Sieg für die Geschichtsbücher feierte US-Open-Gewinner Carlos Alcaraz (siehe Foto) bei der Weltpremiere 2021. Infos und Tickets unter redbull.com

GUIDE
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86 THE RED BULLETIN
KIEN QUAN/RED BULL CONTENT POOL, LITTLE SHAO /RED BULL CONTENT POOL, MATTHIAS HESCHL/RED BULL CONTENT POOL, RED BULL RING/ARMIN WALCHER
impfservice.wien Ruck Zuck. Aufgefrischt. Impfen dauert nur 1 Sekunde. Long Covid dauert Jahre. Damit du Energie und Lebensfreude hast: Hol dir jetzt deine kostenlose Auffrischung der Corona-Schutzimpfung! Alle Infos unter impfservice.wien oder bei der Hotline 1450. Bezahlte Anzeige Jetzt Corona-Impfung auffrischen!

Zeit im Bild

Ein Leuchtturm, der Schwarzwald, gleich der ganze Erdball –was Uhrmacher zu ihren modernen Klassikern inspirierte.

DAS GEHÄUSE

ist aus Stahl, gibt es aber auch in Gelbgold und schwarzem Titan.

AB IN DEN ALL- TAG!

DOPPELGÄNGER NGC-42

Erst waren wir sprachlos, dann begeistert – und ja, das ist eine Uhr. Ausgestattet mit einem fliegenden Tourbillon (höchste Uhrmacherkunst für größte Genauigkeit) und vier Mini-Stahlketten, ist sie auch innen drin umwerfend. In Österreich erdacht, in der Schweiz produziert, vom Weltall inspiriert – nur auf Bestellung. Ab 156.000 €; doppelgaenger.com

LIEBE ZUR TRADITION

OMEGA SPEEDMASTER ’57

Die ’57 ist ein Hinweis für alle, die Traditionen lieben. Tatsächlich wurde die Speedmaster 1957 für den Motorsport entwickelt, bevor sie ihre Bestimmung an Astronautenhandgelen ken fand. Schlanker und schmäler feiert sie heuer ein Comeback in Burgunderrot. 8.700 €; omega.com

DIE UMRANDUNG

aus gebürstetem Stahl ist schmäler, das Gehäuse nur 12,99 Millimeter hoch.

ABSOLUTE KONZENTRATION

BREITLING SUPEROCEAN

Wer abtaucht, hat keine Zeit für Kinkerlitzchen – was zählt, ist das, was wirk lich gebraucht wird. Diese Breitling schafft formvollendete Übersicht. Inspi ration: die „Slow Motion“ aus den 1960er Jahren. 4.450 €; breitling.com

IN DEN KISSEN WÄLZEN

LONGINES ULTRA CHRON

Dank einem Hochfrequenz werk ist diese Uhr supergenau. Besonders gefällt uns an ihr aber das kultige kissenförmige Stahlgehäuse – inspiriert von ihrem Vorgänger aus dem Jahr 1968. 3.790 €; longines.com

EINTAUCHEN INS GROSSE GRÜN

JUNGHANS MEISTER CHRONOSCOPE

Je nach Lichteinfall verändert sich das Grün des gewölbten Zifferblatts – von einem warmen Tannengrün zu einem mystischen Dunkelgrün, auch eine Reminiszenz an die Junghans Heimat, den Schwarzwald. PS: Das Armband in Macchiatobraun ist aus Straußenleder. 2.040 €; junghans.de

GUIDE Uhren
THE RED BULLETIN 89

EINFACH GAS GEBEN

CASIO EDIFICE

EQB-2000HR

Eine Uhr wie ein Rennwagen – nicht wahr? Alles an dieser Casio erinnert daran. Kein Wunder, dass sie bis zu 200 Rennrunden speichern kann. Nur getankt muss sie nicht werden. Für den Ener gieschub sorgen winzige Solarzellen auf dem Ziffer blatt. 619 €; casio.com

THERE’S A LIGHT

MIDO OCEAN STAR 600

Das Europa Point Light house in Gibraltar war Inspirationsquelle für diese Uhr. Optisch ist das nicht zu erkennen (der Leucht turm ist 20 Meter hoch); angeblich sind Robustheit und Zuverlässigkeit die ent scheidenden Eigenschaften. 1.560 €; midowatches.com

PARTNERSCHAFT

Honda Racing trifft auf Zeitmesser –das Ergebnis: eine rasante Kreation.

ALLE ACHT- UNG!

CASIO G-SHOCK GM-82100D

Eine Uhr mit Ecken – um genau zu sein: acht. Dieses G-Shock-Modell aus Edel stahl legt einen markanten Auftritt hin und ist dank dem speziellen Einsatz zwischen Gehäuse und Lünette durch nichts zu erschüttern. 549 €; casio.com

PILOTEN TREIBEN’S BUNT

BELL & ROSS BR 03-94

Das Runde im Eckigen hat in diesem Fall nichts mit Fußball zu tun, sondern mit der Inspiration für diese Bell & Ross: eine Cockpituhr. Ansonsten lassen sich mit ihr Puls, Atemfrequenz und diverse Sportaktivi täten messen. 5.600 €; bellross.com

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AM GRUND DES MEERES

CITIZEN PROMASTER

1983 entdeckten Taucher an Australiens Long Reef Beach eine Uhr, die über und über mit Seepocken bedeckt war. Ein Hinweis, dass sie Jahre im Wasser gelegen war, doch das Werk tickte immer noch. Knapp 40 Jahre später diente sie als Inspiration für eine neue Taucheruhr. 649 €; citizenwatch.eu

DATENBANK

Auf dem Zifferblatt werden die wichtigs ten Außendaten angezeigt.

EINE REISE UM DIE WELT

Wellen aus Gold, Meere in feinen Blautönen, Kon tinente aus Saphir – diese Uhr ist eine Schönheit, die Welt gerade gut genug. Drei Jahre Entwicklungs arbeit und vier Patente machen aus diesem Zeit messer ein Meisterwerk von wunderbarer Leichtigkeit. 74.200 €; breguet.com

DU SCHAFFST NOCH MEHR

Eine Smartwatch mit enormer Vielfalt, steuerbar über Tasten oder Touch screen. Ziel und Inspiration der fe¯nix war und ist: ihrem Träger mehr Leistung zu ermöglichen. Im Gepäck: 60 Sport-Apps als zusätzliche Challenge. 1.099,99 €; garmin.com

GUIDE
Uhren
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JULIETTE GRÉCO DIE MUSE

Serie: MICHAEL KÖHLMEIER erzählt die außergewöhnlichen Geschichten inspirierender Figuren faktentreu, aber mit literarischer Freiheit.

Folge 30: eine Sängerin, die vier Nobelpreisträger inspirierte und verzauberte.

Mein Vater liebte die Musik, meine Mutter teilte sie in zwei Kategorien ein: Gedüddel, das war Klaviermusik, und Krach, das war alles andere. Mein Vater war Frühaufsteher, er genoss die ersten zwei Stunden seines Tages, wenn er allein in der Küche saß und seinen Kaffee trank – und dabei Radio hörte. Er war ein vorurteilsloser Liebhaber der Musik. Er mochte alle Musik, sie musste nur gut sein. Er wusste, was schlechte Musik war. Er sagte, wer die Musik liebe, der wisse das. Ich liebte die Beatles, die Rolling Stones, die Kinks, Fleetwood Mac und so weiter. Ein mal kam er in die Küche, im Radio lief „No Reply“ von den Beatles, er hielt inne, in sei nem Gesicht war blankes Staunen, er sagte: „Mein Gott, ist das schön!“ Ich kannte damals keinen anderen Vater, der so etwas gesagt hätte. Als die Beatles im März 1965 für den Dreh des Films „Help!“ in Salzburg landeten, sagte ein Musikkritiker im Radio, das sei ein rein gesell schaftliches Phänomen, niemals ein musikalisches, von Musik könne ja wohl nicht die Rede sein.

MICHAEL KÖHLMEIER

Der Vorarlberger Bestsellerautor gilt als bester Erzähler deutscher Zunge. Zuletzt erschienen: der Roman „Matou“, 960 Seiten, Hanser Verlag.

Der Philosoph traf die Sängerin 1946 in Saint Germain des Prés im Nachtclub Tabou. Nach dem Konzert lud er sie zu sich ein, legte ihr eine Auswahl seiner Gedichte vor und bat sie, wenigstens zwei auszusuchen, er werde sich um einen Komponisten kümmern. Damit begann die Karriere der Chansonette Juliette Gréco. Berühmtheiten wie Françoise Sagan, Jacques Prévert, Albert Camus und François Mauriac stellten sich hinter Sartre an, um Texte für sie zu schreiben.

Die philosophische Schule des französi schen Existenzialismus – wenn man von einer Schule sprechen möchte – hatte ihre politischen Wurzeln in der Résistance, deren Protagonisten nach dem Krieg bejubelt und geehrt wurden. Manche meinten, die Lautstärke des Jubels und das scheppernde Ordensblech sollten die Tat sache übertönen, dass viel zu viele Franzosen eben nicht gegen Hitler Widerstand geleistet hatten, sondern feige Mitläufer gewesen waren und das Vichy Regime des Kollaborateurs Marschall Pétain unterstützt hatten.

Eine Sängerin liebte mein Vater über alles; wenn er ihre Stimme hörte, entspannten sich seine Züge, und ich konnte die Inspiration am Werk sehen, jawohl, ich konnte sie in seinem Gesicht sehen. Der Name dieser Sängerin: Juliette Gréco.

Musen sind die Heldinnen aller Künste, und Juliette Gréco war die Muse des Existenzialismus. Jean Paul Sartre sagte, durch ihre Stimme hindurch schwängen in jedem ihrer Chansons hundert andere Lieder mit. Und er meinte, diese Lieder, die ja der Hörer in seinem Kopf kreiert, seien das Geschenk der Muse an uns.

Juliette Grécos Mutter war aktiv in der Résistance tätig gewesen, sehr aktiv. Nicht nur, dass sie Flug blätter verteilt hatte, sie habe sich auch an Sabotageakten beteiligt. Als Juliette zehn Jahre alt war, wurden sie, ihre ältere Schwester und ihre Mutter von der Ge stapo verhaftet und zunächst in ein Lager, dann in ein Gefängnis verbracht. Die kleine Juliette kam nach drei Wochen frei und wurde bei ihrer Großmutter in Bordeaux untergebracht. Ihre Schwester und ihre Mutter aber wurden nach Deutschland verschleppt, nur knapp überlebten sie das Konzentrationslager Ravensbrück.

BOULEVARD DER HELDEN
92 THE RED BULLETIN MICHAEL KÖHLMEIER BELICTA CASTELBARCO, CLAUDIA MEITERT GETTY IMAGES
THE RED BULLETIN 93

Obwohl unter den Existenzialisten der Faschismus und seine Bekämpfung lange Zeit das am meisten diskutierte Thema war, sprach „die Gréco“ nicht gern darüber. Die Zeit habe aus ihrer Mutter einen harten Menschen gemacht. Auf der Rückseite einer ihrer Lang spielplatten erzählte sie, aber erst viel später:

„ Meine Mutter war niemals eine richtige Mutter zu mir. Sie war ihr ganzes Leben lang Soldat. An ihrer Brust hingen unzählige Auszeichnungen und Medaillen der französischen Widerstandskämpfer. Sie war eine Frau, die man achten musste, aber nicht lieben konnte.“

In den 50er- und 60er-Jahren war Juliette Gréco der Star der Bohème von Paris. Édith Piaf war die Sängerin des Volkes, Juliette Gréco die Muse der Intellektuellen. Der Schriftsteller, Schauspieler und Musiker Boris Vian war einer ihrer Bewunderer, er organisierte ihr einen Plattenvertrag bei Philips, wo er die Jazzabteilung leitete. Sie befreundete sich mit dem Schauspieler und Chan sonnier Yves Montand, er war der Sohn eines radikalen Kommunisten, eines ebenso harten Mannes, wie Juliettes Mutter eine harte Frau war. Eine Zeitlang stand Juliette Gréco der Kommunistischen Partei Frankreichs nahe, Mitglied sei sie allerdings nie geworden.

Yves Montand war es, der Juliette Gréco zum Film brachte. 1953 spielte sie in „Und keine blieb verschont“ von Jean-Pierre Melville die weibliche Hauptrolle.

Vier Jahre später, sie war gerade dreißig, bot ihr der Hollywood-Produzent Darryl F. Zanuck eine Rolle an –in der Verflmung des Hemingway-Romans „Fiesta“. Sie stand gemeinsam mit Stars wie Tyrone Power, Ava Gardner, Mel Ferrer und Errol Flynn vor der Kamera. Der Film hieß nach dem amerikanischen Original von 1926 „The Sun Also Rises“. Ernest Hemingway war von dem Ergebnis enttäuscht, am besten gefallen habe ihm Errol Flynn, mit dem Geist seiner Erzählung habe aber auch er nichts gemein. Die Einzige, die europäisches Gefühl einbringe, sei Juliette Gréco; wenn es eine Muse gebe, die ihn wieder zum Schreiben bringen könnte, dann sie. Hemingway wäre neben Sartre, Camus und Mauriac der vierte Nobelpreisträger gewesen, dem die Muse Juliette Gréco Beistand geleistet hätte.

Es gibt eine Geschichte über die Gréco und den Schauspieler Michel Piccoli, die beiden waren zwischen 1966 und 1977 verheiratet. Die Geschichte hat mir mein Vater erzählt, ich habe vergessen, ihn nach der Quelle zu fragen. Juliette Gréco war schon fast vierzig, als sie einander trafen, Michel Piccoli ein Jahr älter als sie.

Die beiden kannten sich, aber nur füchtig. Sie seien beide in dem Café gesessen, wo der Boulevard SaintMichel und die Rue Danton zusammentreffen. Sie hätten sich in die Augen gesehen, sehr lange, aber so, als be merkten sie einander gar nicht, als starrten sie ins Leere und seien jeder mit eigenen Gedanken beschäftigt, tiefen, schweren Gedanken, so dass die Welt draußen aus geschlossen war.

Beide hätten sie ein Glas Aprikosenlikör vor sich ge habt, sie hätten aber nicht davon getrunken. Viel Zeit sei vergangen, und plötzlich hätten sich die Blicke vom Inneren gelöst, erst habe Piccoli gelächelt, dann die Gréco, er sei aufgestanden und durch das Lokal auf sie zugegangen, habe sie gefragt, ob er sich setzen dürfe.

„Sie haben mich angestarr t“, habe Piccoli gesagt.

„Nein, Sie mich“, habe Juliette Gréco geantwortet.

„Nein, Sie mich.“

„Nein, Sie mich.“

Da seien sie übereingekommen, dass sie, Juliette, sich in seinen, er, Michel, sich in ihren Augen wider gespiegelt, dass also jeder sich selbst in den Augen des anderen erkannt habe, und das sei so interessant ge wesen, dass sie dabei nicht auf ihn und er dabei nicht auf sie aufmerksam geworden sei, was aber nur heißen könne, dass sie in diesem langen Augenblick eins ge wesen seien … und so weiter.

Eine Existenzialistengeschichte, wie sie Jean-Paul Sartre hätte erfnden können, in der Art seines Drehbuchs von „Les jeux sont faits“ („Das Spiel ist aus“), das zwan zig Jahre zuvor von Jean Delannoy verflmt worden war.

War die Beziehung dieses Paares nicht eine Wieder auflage des klassischen Existenzialismus, der inter essantesten Philosophie der letzten dreißig Jahre? Ja, Juliette Gréco und Michel Piccoli hätten das Traumpaar des Neo-Existenzialismus werden können, auch der Ap rikosenlikör passte dazu, war es doch der omnipräsente Jean-Paul Sartre gewesen, der einst gesagt hatte, mit einer entsprechenden Muse an der Seite könne aus allem Kunst und Philosophie geschöpft werden.

Alles und jedes, durch die Augen einer Muse betrach tet, werde zur Quelle der Inspiration – auch ein Glas mit metallisch schimmerndem Aprikosenlikör.

Juliette Grécos Karriere als Chansonette überdauerte die Karriere des Existenzialismus, sie bereiste die ganze Welt. Wo sie auftrat, war der Saal voll. Schwarz gekleidet trat sie auf, das Haar schwarz, die Augen schwarz mandelförmig geschminkt. Jeder Abend ein Melodram!

Und einmal war sie in Bregenz. Und natürlich be sorgte sich mein Vater eine Karte. Eine! Nur eine! Meine Mutter war nicht an Musik interessiert, an dieser ge heimnisvollen Frau aber schon. Sicher wäre sie gern mitgegangen. Ich auch. Ich war zwar kein Fan dieser Musik, aber ich mochte Musik und kannte, wie mein Vater, nur eine Unterscheidung: gute Musik oder schlechte Musik.

BOULEVARD DER HELDEN
94 THE RED BULLETIN
Jean - Paul Sartre sagte, mit so einer Muse könne aus allem Kunst und Philosophie geschöpft werden.

Die Gréco, das war klar, gehörte zur Kategorie Num mer eins. Mein Vater wollte allein sein. Allein mit ihr. In der ersten Reihe. Er war aufgeregt. Sehr. Ich hatte ihn bis dahin nie so erlebt.

Er zog seinen schönsten Anzug an, probierte Hemden und Krawatten. Am Ende entschied er sich gegen eine Krawatte und für ein offenes weißes Hemd, dessen Kragen er über den Kragen des Jacketts legte – im Stil von Jacques Prévert. Ich sah, wie unter dem Hemd sein Herz klopfte.

Als er nach dem Konzert nach Hause kam, war ich noch wach. Ich wollte wissen, wie es war. Er sei nach dem Konzert noch eine Stunde am Bodensee spazieren

gewesen, sagte er, das habe er gebraucht. Er freute sich, dass ich auf ihn gewartet hatte.

„Ich schätze, so würde es dir bei den Beatles gehen“, sagte er.

„Die kommen nie nach Bregenz“, sagte ich.

„ Aber wenn sie kommen“, sagte er, „dann schaust du sie dir an. Es genügt nicht, wenn man nur hört.“

Da waren wir einer Meinung.

Er, der nie Alkohol trank, fragte, ob ich ein Glas Likör mit ihm trinke. Ich war sechzehn. Aprikosenlikör hatten wir keinen. Wir tranken Eierlikör und schleckten jeder unser Glas aus.

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Schwarz gekleidet trat sie auf, das Haar schwarz, die Augen schwarz mandelförmig geschminkt.
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