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HAZAL NEHIR
Tarzans Neue
Hazal Nehir ist eigentlich Freerunnerin. Nun spielt sie in einem Serien-Remake von „Tarzan“ dessen Begleiterin Jane – endlich als starke Frau. Der Talk mit der Dschungel-Queen.
Interview LISA HECHENBERGER Foto PHILIPP HORAK
Eine schmucklose Turnhalle in WienHietzing: Hazal Nehir schwingt sich am Seil wie an einer Liane, kämpft sich über und durch präzise drapierte Hindernisse. Die 28-Jährige ist eine der bekanntesten Freerunnerinnen der Türkei – und jetzt Tarzans neue Jane. Und was für eine!
Der Dschungel-Klassiker wird derzeit in Zusammenarbeit von Terra Mater Studios, Shingle Media und Friendly Fire als Serien-Neufassung produziert. Und Hazal ist der Mensch hinter der rein computeranimierten Hauptdarstellerin: Jede ihrer Bewegungen wird vom schwarzen Motion Capture Suit, den sie trägt, in Rechner eingespeist, um die Moves im Film realistisch erscheinen zu lassen.
the red bulletin: Autor und Regisseur Andy Briggs will Jane in seinem „Tarzan“-Remake nicht als ängstliche Stadtmaus darstellen, sondern als emanzipierte, selbstbestimmte Frau. Wie wohl fühlst du dich in der Rolle?
hazal nehir: Ich fnde es toll, zum ersten Mal ist Jane ein richtiger Action Hero. Sie ist ein Kind von der Straße, aber mehr im Sinne von street-smart, nicht heruntergekommen oder kriminell. Sie bewegt sich gerne draußen, liebt es, ihre Komfortzone zu verlassen, und stürzt sich ins Abenteuer.
Hinzu kommt, dass Jane zum ersten Mal nicht weiß sein wird.
Ja, das zu verkörpern macht mich unglaublich stolz. In meiner Kindheit gab es in den Medien fast nur weiße Frauen. Und plötzlich wünschst du dir als junge Türkin, blond zu sein und helle Haut zu haben – was absurd ist. Aber je älter ich wurde, desto mehr habe ich diese Mechanismen durchschaut. Doch dieses Gefühl, nicht dem Ideal zu entsprechen, bleibt lange in dir.
Siehst du dich dadurch jetzt in einer Vorbildposition?
Das ist tatsächlich ein wichtiger Motivator für mich, speziell als Athletin: zu wissen, ich kann junge Frauen inspirieren. In der Freerunning-Szene sind zwar alle offen und aufgeschlossen, doch kommen auf tausend Männer nach wie vor nur zwanzig Frauen. Und momentan erreiche ich primär auch nur jene, die sich ohnehin für Parkour interessieren. Wenn aber jemand wie ich im Mainstream stattfndet, kann das etwas bewegen. Da geht es in weiterer Folge nicht zwingend nur um Sport, sondern generell darum, zu zeigen, dass Frauen auf allen Ebenen genauso schlau, stark und schnell wie Männer sein können.
Heißt das, Jane wird sich diesmal nicht im eleganten Kleidchen durch den dichten Dschungel schwingen?
Beim Dreh für den Trailer trug ich einen speziellen Anzug, der alle meine Bewegungen getrackt und aufgezeichnet hat. Die Serie wird ein hyperrealistischer Mix aus echter und digitaler Welt. Ich bin grundsätzlich kein Fan von Kleidern, sondern lieber casual in Baggy-Hosen unterwegs.
Und Tarzan? Immerhin trug er bisher einen Lendenschurz, also quasi einen Rock …
Ich bin gespannt, wie sie ihn schlussendlich darstellen. Vielleicht bewegt man sich überhaupt weg von der Idee „Frauen tragen das, Männer das“. Solange man nicht mit dem Rock an einem Ast hängenbleibt, ist ja völlig egal, was man anhat.
Was waren die größten Herausforderungen für dich am Set?
Natürlich die Schauspielerei (lacht). Der Rest hat in erster Linie einfach nur Spaß gemacht. Andy Briggs, der Regisseur, war super und hat mir sehr dabei geholfen, mich in der Rolle zurechtzufnden und wohlzufühlen.
Von wem hast du dich früher inspirieren lassen? War Tarzan sogar ein Held deiner Jugend?
Instinktiv habe ich immer schon mehr nach weiblichen Heldinnen gesucht. Es gab eine Tanzshow im türkischen Fernsehen, und da war diese Frau, Aydan hieß sie, die war der Wahnsinn. Sie war Breakerin, machte Headspins, Powermoves – rückblickend war sie wahrscheinlich mein erstes Idol. Tarzan mochte ich tatsächlich auch, und wäre er eine Frau gewesen, hätte mir die Geschichte noch besser gefallen. Mittlerweile gibt es zwar mehr weibliche Vorbilder in den Medien, aber da ist noch viel Luft nach oben.
Immerhin bist du bald eine davon.
Stimmt, du hast recht – wie cool!